Alpenüberquerung 2020

# Prolog

Die Ideen für den Sommerurlaub 2020 waren echt wirr. Da standen Bali und Namibia zur Disposition. Beim genauen Hinsehen hat uns allerdings keines dieser Ziele wirklich überzeugt.

"Man hört ja immer wieder, wie schön es in Alaska sein soll".
Getreu diesem Motto entschieden wir uns Anfang Februar letztendlich für dieses Ziel.
Gebrannt haben wir beide nicht für dieses kühle Alaska.
Als selbsternannter Visionär hatte ich es wohl schon im Blut, dass jede Mühe der Vorbereitung sinnlos sein würde.
Flüge gebucht. Truck-Camper angezahlt. Reiseführer gekauft und eine eventuelle Route auserkoren und alles fein säuberlich in meine Reiseklatte getan. Mehr Zeit ist nicht investiert worden.
Die Feinplanung sollte kurz vor der Abreisezeit erfolgen.

Im März wurde der Einreisestopp durch die USA erlassen. Und wie viele andere haben auch wir geduldig bis Mitte Juni auf eine Reaktion seitens der USA gewartet, ob eine Einreise möglich sei. Alaska hatte sehr wenige Corona-Fälle und wir beide sahen es nicht als unbedingt gefährlich an, in diesen Bundesstaat einzureisen. Zumal wir mit dem Camper eh meist an der frischen Luft gewesen wären.
Ende Juli aber hat uns die Lufthansa die Entscheidung abgenommen. Es würden keine Flüge nach Seattle gehen.

Ein neues Ziel war recht schnell gefunden: irgendetwas mit Bergen und Seen.
Das Österreichische Neukirchen am Großvenediger ist "unser" Ort zum Skifahren. Und das wollten wir uns schon immer einmal im Sommer anschauen. Und dann?
Langsam formte sich eine Reiseroute.
Salzburg und die Dolomiten kamen dazu. Gute Hotels und Pensionen waren natürlich schon ausgebucht. Es waren noch völlig überteuerte Bleiben oder solche, in denen wir nicht einmal kostenlos übernachten wollen, buchbar. Zugegeben. Es muss nicht teuer sein. Aber das Preis-Leistungsverhältnis soll schon stimmen. Und Hütten in hoher Höhe entsprechen nicht unserem Leistungsniveau. Wir sind nur Freizeitwanderer.
Drei Tage vor Abfahrt sah ich Fotos vom fast menschenleeren Venedig bei Facebook. Venedig, eine Stadt, die wir bisher genau wegen dieser Touristenmassen gemieden haben, war zu verlockend, um nicht besucht zu werden. Das mussten wir nutzen!

# Route

Und so sieht die fertige Route aus:

Roadtrip,born4travel.de

Anreise

1 Nacht Regensburg - Holiday Inn Express, Regensburg

2 Nächte Salzburg - City Apartments, Salzburg

5 Nächte Seiser Alm - Hotel Goldknopf, Seiser Alm - Südtirol

2 Nächte Venedig - H10 Palazzo Canova, Venedig

2 Nächte Plätzwiese - Hotel Hohe Gaisl, Fanes Sennes Prags - Südtirol

4 Nächte Neukirchen - Alpengasthof Stockenbaum, Neukirchen am Großvenediger, Österreich

# Anreise

Roadtrip,born4travel.de

Der erste (Reise-)Tag beginnt nicht richtig rund.
11 Uhr haben wir beide ein Date mit unserer Hausärztin, zur FSME-Zweitimpfung, die sie uns sehr ans Herz gelegt hat, als sie von unseren Plänen in den Dolomiten zu wandern, gehört hatte. Doch wir sind vergebens angetreten. Sie ist aufgehalten worden.
Anderthalb Stunden später versuchen wir es noch einmal. Und haben Erfolg.
Dementsprechend verzögert sich unsere Abfahrt.

Auf dem südlichen Berliner Ring brennt ein Auto. Es gibt eine kilometerlange Sperrung. Die A9 zu erreichen würde uns kostbare Zeit kosten. Deshalb disponieren wir um und entscheiden uns über die A13 bis Dresden zu fahren, um dann über die A72 und anschließend A93 bis Regensburg zu fahren.
Die Fahrt kann man weitestgehend als ereignislos abhaken. Jedenfalls wenn es um die Landschaft geht.

Nach knappen fünf Stunden tauchen wir in die Tiefgarage des Dörnberg-Forum in Regensburg ein.
Den Zugang zum Hotel zu finden, ist eine kleine Herausforderung. Die Ausschilderung in der Parkgarage ist eher schlecht.
Die Rezi befindet sich im ersten Obergeschoss.

Große, provisorisch auf den Boden geklebte Pfeile weisen uns hier den richtigen, Corona-Hygiene beachtenden Weg einzuhalten. Riesige Plexiglas-Wände umhüllen und schützen die Angestellte. Sie selbst trägt Handschuhe und Gesichtsmaske.
Den einmal benutzten Kugelschreiber muss man in einen gesonderten Behälter tun.
Wir selbst halten uns gern an die Hygieneregeln. Aber das scheint uns übertrieben. Doch was soll's. Besser so als anders herum. Schließlich befinden wir uns mitten in der Corona Pandemie.

Unser Zimmer befindet sich in der 3.Etage.
Das Zimmer ist recht klein. Eingerichtet im Stil der Motel-One-Hotels. Praktisch, sehr modern, klein und trotzdem alles da. Sogar ein Bügelbrett mit Bügeleisen findet seinen Platz. Perfekt für einen Städtebesuch. Und für eine Übernachtung auf Durchreise sowieso.

Holiday Inn Regensburg, born4travel.de

Lange halten wir uns nicht auf. Wir trinken einen Cappuccino auf dem Zimmer und spazieren Richtung Altstadt. Das dauert etwa 15 Minuten.

# Regensburg

Der Bismarck Platz in der Altstadt ist proppevoll.
Hunderte sitzen eng an eng auf Stühlen der Cafés oder auf den Treppen des Brunnens.
Hatten wir gerade beim Einchecken eher den Eindruck eine Ebola-Pandemie zu haben, ist Social Distancing hier eher ein Fremdwort.
Egal. Wir suchen uns enge, einsame Gassen, um zur Donau zu kommen. Jedenfalls soweit es geht.

Regensburg,born4travel.de
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Auch an den Steinwänden am Ufer sitzen Hunderte überwiegend junge Leute. Aber immer schön im Abstand. Man trinkt Wein oder Bier und verzehrt riesige Pizzas.
Ein wunderbares, abendliches Flair.

Der Blick von der Steinernen Brücke (UNESCO-Kulturerbe) ist betörend. Sicherlich. Bei diesem grandiosen Licht und den angenehmen Temperaturen ist es überall schön.
Zwar mag ich eher Gegenden, die menschenleer sind, aber wir schreiben das Jahr 2020. Und nicht nur wir mussten einen Ersatz für unsere Fernreise finden. Wenn ganz Europa zuhause bleibt, dann ist das so.

Regensburg,born4travel.de
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Am Ufer der Jahninsel suchen auch wir uns ein Plätzchen. Die erste Wiese, die man von der Steinbrücke erreicht, ist schon sehr voll. Also suchen wir ein anderes Plätzchen.
Direkt hinter dem Sorat-Hotel finden wir einen Zugang zu einer weiteren Halbinsel, also eigentlich ist es nur ein Streifen feste Erde. Es ist der Donauuferweg. Praktisch die aller-aller erste Reihe am Ufer der Donau.

Übrigens gilt die 310 Meter lange Steinbrücke über die Donau als Wahrzeichen der Stadt Regensburg. Sie hat 16 Bögen und ist im 12. Jahrhundert erschaffen worden.
Wir sind schlichtweg begeistert. Es hat sich also gelohnt, ein Hotel in Laufnähe zur Altstadt zu buchen.

Bei einem Bier und einem Radler stoßen wir an auf unseren Urlaub und genießen den Blick zum Dom St Peter.
Die Sonne schafft es nicht die dicken Wolken ganz wegzulecken. Nicht schlimm. Im Gegenteil. Was wir sehen, gleicht einem alten Gemälde. Alles ist leicht dunstig und von gelbem aber schwachem Licht beleuchtet.
Schöner geht es nicht.

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Als es kühler wird, bemerke ich, dass ich meine Strickjacke auf dem Weg hierher verloren habe.
Den gesamten Rückweg suchen wir nach der Jacke. Ich bin ganz optimistisch, denn wer nimmt schon heutzutage eine Strickjacke mit? Wir finden Mützen aller Art. Aber von meiner Strickjacke keine Spur. Wie Schade!

Ein letzter Blick auf die Donau und dann geht's ins Hotel.

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Gefahrene Strecke: 525 Kilometer