Auf dem Weg nach Neukirchen am Großvenediger

Unser Aufenthalt auf der Plätzwiese endet heute.
Leider ist auch heute das Wetter durchwachsen.
Auf unserer bisherigen Reise war Plätzwiese der einzige Ort der wettertechnisch ein Reinfall war.
Das ist wirklich schade.

Gerade als wir am Frühstückstisch sitzen, zeigt sich dann die Hohe Gaisl für nur wenige Minuten.
So entsteht dieses Bild:

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Kurz nach Neun checken wir aus.
Der Abschied der Chefin ist so kalt wie der Empfang.
Ist schon ein seltsames Gebaren.
Ich habe den Eindruck, dass ich dankbar sein muss, in ihrem Hotel gewesen zu sein. Sicher. Bei der kurzfristigen Umplanung unseres Sommerurlaubs 2020 war die Auswahl der Hotels nicht mehr ganz so üppig. Und wegen der besonderen Lage waren wir auch bereit 220 € pro Nacht zu zahlen. Kein Schnäppchen also.
Die sparsame Gastfreundlichkeit wird uns wohl für immer etwas negativ im Gedächtnis bleiben.

Vor dem Hotel steht ein großes Zelt des Tourismusbüros von Südtirol.
Es gibt Wanderkarten und allerlei anderer Infos. In Anbetracht der Massen, die alle wandernd auf der Plätzwiese ankommen, sind wir verwundert. War es doch gestern weitestgehend einsam hier. Erst denken wir an ein Event. Doch der Mitarbeiter meint, dass es wohl immer so voll sei. Nur gestern nicht. Denn es hat ja gestern geregnet.
Kurz überlegen wir, ob wir vielleicht heute doch zum Strudelkopf wandern sollten. Doch so gut ist die Sicht auch nicht.
Und ob wir nun die 3 Zinnen von da oben besser sehen können als sie Rainer gestern gesehen hat, ist fraglich.
Lieber fahren wir ganz nahe an die Zinnen ran. Denn in dieser Richtung sieht es recht wolkenarm aus.

Unser Ziel ist der Parkplatz "Tre Cime" in Auronzo. Näher kommt man an die drei markantesten Symbole Südtirols mit dem Auto nicht ran. Von dort wollen wir uns auf die Wanderung begeben.
So der Plan.
Laut GoogleMaps trennen uns nur 46 Kilometer vom anvisierten Ziel.

Wir haben ja auf dieser unserer ersten Urlaubsreise durch Europa gelernt, dass selbst kürzeste Entfernungen viel Zeit brauchen. Aber was wir nun erleben, macht einfach keinen Spaß. Die 33 Kilometer bis Schluderbach schaffen wir in einer Dreiviertelstunde.

Unterwegs gibt es schon während der Fahrt schöne Ausblicke auf die Umgebung.
Das Monte Cristall-Massiv in seiner vollen Pracht:

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Was soll ich schreiben?
Für die weiteren sechs Kilometer bis zum entscheidenden Abzweig Richtung Auronzo benötigen wir im Stop & Go-Tempo eine ganze Stunde.
Wir waren ja noch nie hier und so warten wir geduldig und optimistisch am Ende der Straße dann endlich da zu sein. Es gibt auch kein Hinweisschild, das dienliche Infos gibt. Wäre ja ganz nett, hier schon zu wissen, dass die Zugangsstraße gesperrt ist und dass es sinnvoller wäre auf die Wanderung zu verzichten.
Aber den Gefallen tut uns - und all den vor uns stehenden Autos - niemand.
Als wir endlich den Abzweig erreichen, sehen wir nur ein quer stehendes Polizeiauto am Eingang zur Zufahrt und eine davor stehende Polizistin, die genervt alle durchwinkt und auffordert weiter zu fahren.

Hm.
Damit haben wir nun nicht gerechnet. Wegen Überfüllung des Parkplatzes ist die Zufahrt gesperrt.

Lago di Misurina,Naturpark Fanes-Sennes-Prags,Dolomiten,Südtirol,born4travel.de
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Auf einem Parkplatz gegenüber dem Lago di Misurina suchen wir uns einen Platz, um eine neue Strecke bis Österreich zu finden. Der schnellste und kürzeste Weg nach Neukirchen am Großvenediger - unserer nächsten Basis für die folgenden Tage - würde bedeuten, die Strecke gen Norden wieder zurück zu fahren. Aber so würden wir viel zu zeitig Neukirchen erreichen. Noch sind wir nicht bereit uns von den Dolomiten zu verabschieden!

Also entscheiden wir uns einen Umweg einzubauen.
Ich suche uns also die "zackigste" Straße aus, in der Hoffnung, dass dies eine Kammstraße mit grandioser Weitsicht ist.

Am südöstlichen Ende der Gemeinde Auronzo stechen wir in die SP532.
Ein wirklich schöner Abschnitt der so langsam an Höhe gewinnt.
Hier sind wir ganz allein unterwegs.
Zwischendrin haben wir natürlich keinen Empfang zu irgendeinem Funknetz. Und wie so oft in solchen Situationen, werden wir unwissentlich genau in dieser Zeit angerufen.

An der höchsten Stelle ist unser Empfang wieder da. Und das bekannte "Bing" signalisiert eine neue Nachricht. Es ist eine sorgenklingende Sprachnachricht unserer Tochter.
Klar dass Weiterfahren keine Option ist. Also rufen wir zurück!
Und die Nachricht, die wir nun erhalten, ist nicht direkt besorgniserregend aber ärgerlich. Corona 2020 eben...

Die SP6 führt uns quer über eine Bergkette bis Danta di Cadore.

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# Danta di Cadore

Danta di Cadore ist eine kleine Gemeinde bei 1.400 Metern Höhe, in der laut Google weniger als 500 Einwohner leben. Die Lage ist natürlich hervorragend, wenn man es liebt die Übersicht zu haben.
Wir suchen nach einem Café. Die wenigen Straßen sind im Gegensatz zu den Straßen in den USA, wo man wie auf den Linien eines Bogens mit klein kariertem Papier unterwegs ist, sehr verwunden und unübersichtlich. Aber ich bin mir sicher, wir sind jede Straße entlanggefahren. Trotzdem. Ein Hotel haben wir entdecken können aber ein geöffnetes Café nicht.

Dafür drängt sich diese Kirche in jedes Bild.
Die befindet sich fast auf dem höchsten Punkt des Ortes. Also nix wie hin.
Von hier oben blicken wir in das Tal mit den vielen hübschen fast "Polly Pocket"- artigen Häusern. Wie kleine Häufchen direkt am Hang gelegen. Und jeden Ort kann man nur über eine Serpentinenstraße mit vielen Kehren erreichen.
Absolut niedlich anzusehen - und das bei dem bedeckten Himmel. Nicht auszudenken, wie herrlich das bei Sonne aussehen könnte!

Blick auf die Gemeinde Casada:

Danta di Cadore,Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de
Naturpark Fanes-Sennes-Prags,Dolomiten,Südtirol,born4travel.de

Blick auf die Dolomitenlandschaft der grandiosen Brentoni-Gruppe Richtung Südosten:

Danta di Cadore, Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de
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Das dominanteste Gebäude ist das Bauwerk der Turm der Chiesa Parrocchiale di Danta, einer Pfarrkirche. Gebaut im 15.Jahrhundert
Viele Infos erhält man nicht. Um nicht zu sagen: "gar keine". Ein Bild das ich entdecke, zeigt den tanzenden Papst Benedikt XVI im Jahr 2007 (16. Juli). Scheint einer der Höhepunkte in der Geschichte der Kirche gewesen zu sein.

Es ist eine recht kleine Kirche.
Und ganz ehrlich? Sie befindet sich gerade in der Rekonstruktion und ich bin nicht sicher, ob die Decke hält. Gibt es hier eigentlich Erdbeben? Frage ich mich.
Ich mache ein paar Fotos und verlasse die Kirche.

Danta di Cadore, Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de
Danta di Cadore, Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de

Ein letzter Blick zurück und dann geht es die Straße runter bis ins Tal...

Naturpark Fanes-Sennes-Prags,Dolomiten,Südtirol,born4travel.de

...um dann auf der anderen Seite die nächste Serpentine auf den anderen Hang zu nehmen.
Denn immer noch sind wir auf der Suche nach einem Café, Bar oder Ähnlichem.

Danta di Cadore, Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de

# Impressionen aus Costa

Tripadvisor spuckt in dieser Gegend zwar mehrere Restaurants aus, aber nur eins hat jetzt geöffnet und gehört wohl zu den Besten. Na da lassen wir uns überraschen.

Es geht - only for the records 😉 - die SS52 auf die Via Pian dei Larici hoch.
Linkerhand befindet sich wieder so eine kleine malerische Gemeinde.
Es ist Candide.
Kurzer Fotostopp - und dann geht es wieder weiter.

Danta di Cadore, Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de
Danta di Cadore, Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de
Danta di Cadore, Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de

Neun Kehren später stehen wir vor der Bar Ristorante Dolomiti in Costa.
Davor sitzen zwei betagte Männer, rauchen und trinken einen Cappuccino. Ansonsten sieht alles sehr leer aus. Rainer wird zur Lageerkundung reingeschickt.
Als er rauskommt bringt er positive Nachrichten mit:
"Wir können nur oben in diesem Zelt essen" - ja super!

Im Innenraum der oberen Etage sitzt schon ein Paar. Wir gehen raus. Das gefällt uns eh besser, denn der Ausblick ist hier eh um ein Vielfaches besser.
Die Speisekarte ist in Italienisch/Englisch. Doch selbst im Englischen wurden nur italienische Bezeichnungen verwendet. Aber wo wären wir wenn nicht hier in Italien, wo die Leute allesamt gastfreundlich sind. Natürlich ausgenommen die Gastgeberin auf der Plätzwiese.
Die Kellnerin hat alle Speisen schon in einem Übersetzer ihres Smartphones eingespeichert und zeigt uns das Ergebnis.

Das Essen schmeckt wahrscheinlich wie von einer italienischen Mama gekocht. Also einfach göttlich. Und auch der anschließende Cappuccino ist ein Glücksgriff.
Wir sind total glücklich diese Bar gefunden zu haben!

Bar Ristorante Dolomiti in Costa,Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de
Bar Ristorante Dolomiti in Costa,Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de

Nun geht es über die SS52 Via Capolugo gen Norden.
Auch über den Ort Gera 🤔

Mit diesen schönen Aus- und Anblicken auf die Dolomiten verabschieden wir uns von Italien.
Letztendlich werden wir immer sagen: Die Dolomiten zu bereisen war eine prima Idee. Und ein ausgesprochen guter Ersatz für den ausgefallenen Alaska Urlaub.

Costa,Provinz Belluno in Venetien,Italien,born4travel.de
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Österreich begrüßt uns mit heiterem Wetter.
Wir fahren die Felbertauernstrasse gen Norden. Von Lienz nach Mittersill.

Stockenbaum in Neukirchen am Großvenediger,Salzburger Land,Österreich,born4travel.de
Stockenbaum in Neukirchen am Großvenediger,Salzburger Land,Österreich,born4travel.de

Knapp drei Stunden später erreichen wir Neukirchen am Großvenediger im Nationalpark Hohe Tauern. Hier kennen wir uns bestens aus. Zwischen 1993 und 2009 waren wir fast jedes Jahr hier um Ski zu fahren. Zum letzten Mal waren wir Dezember 2019 hier.
Aber noch nie haben wir diese Gegend im Sommer gesehen!

Im Stockenbaum - und auch das ist ein Novum - werden wir die nächsten und gleichzeitig letzten vier Tage unseres diesjährigen Sommerurlaubs verbringen.

Der Empfang ist so wie auf der gesamten Reise: Überschwänglich freundlich.
Rosi, die Schwiegertochter der Besitzer schmeißt hier den Laden.
Verwundert schaut sie uns an, als wir Masken tragen und bemerkt:
"Bei uns müsst ihr keine Masken tragen..."
Als wir uns ziemlich verdutzt anschauen, schiebt sie schnell hinterher:
"...aber ihr dürft sie natürlich auflassen."

So etwas haben wir ja schon in Salzburg erlebt. Und haben gelernt, einfach nicht mehr darauf zu reagieren.
Anmerkung Oktober 2020: Österreich ist Risikoland und steht kurz vor dem erneuten Lock-down.

Stockenbaum in Neukirchen am Großvenediger,Salzburger Land,Österreich,born4travel.de

Unser Zimmer in der zweiten Etage ist einfach und absolut im österreichischen Hüttenstil. Es ist etwas eng. Aber letztendlich waren wir froh, überhaupt noch ein Zimmer zu bekommen. Neukirchen ist offensichtlich ein beliebtes Sommer-Reiseziel.
Nun ja.
Wir zahlen zu zweit 96€ pro Nacht inklusive Frühstück. Da kann man wirklich nicht meckern.
Nach drei Nächten werden wir umziehen müssen. In ein anderes, moderneres Zimmer.
Rosi entschuldigt sich für das etwas kurze Bett und besorgt flugs noch eine Unterlage für die Matratze, damit Rainers Füße nicht auf dem hölzernen Endstück liegen müssen.

Wir - sind super zufrieden!

Viel Tag bleibt nicht mehr übrig.
Wir verteilen unsere Sachen und richten uns ein.

Abends essen wir auf der Terrasse des Hauses.
Das Essen ist wie gewohnt lecker. Österreichische Hausmannskost eben.

Als wir die Rechnung aufs Zimmer schreiben lassen wollen, weiß die Kellnerin schon unsere Zimmernummer. Verwundert fragen wir, woher sie das weiß bei so vielen Gästen.
"Ihr seid's doch - die mit den Masken" 😐️

Stockenbaum in Neukirchen am Großvenediger,Salzburger Land,Österreich,born4travel.de
Stockenbaum in Neukirchen am Großvenediger,Salzburger Land,Österreich,born4travel.de