Robe bis Geelang

Der nächste Streckenabschnitt bis Port Campbell ist etwas abwechslungsreicher als der gestrige.
Wir finden in Millistone einen wunderbar gepflegten Shelter für einen Boxenstopp. Hier sind keine Fliegen dafür 38 Grad und der Wind fühlt sich wie 45 Grad an. Aber wir behaupten ja immer, wir lieben Wärme und nun stehen wir dazu 🥵

Millicent, Victoria,Australia,born4travel.de
Millicent, Victoria,Australia,born4travel.de
Millicent, Victoria,Australia,born4travel.de
Millicent, Victoria,Australia,born4travel.de

Im Informationcenter ist nichts los. Ich bin die einzige Besucherin und komme mit dem Mitarbeiter ins Gespräch. Er erzählt mir vom größten Brand, den es im Süden Australiens jemals gab.
Die Ash Wednesday Bushfires waren eine Reihe von Buschbränden, die am 16. Februar 1983 (Aschermittwoch) im Südosten Australiens ausgebrochen sind. Innerhalb von zwölf Stunden entfachten sich mehr als 180 Brände bei heißen Winden von bis zu 110 km/h. Es gab Zerstörungen in den Bundesstaaten Victoria und Südaustralien. Es war das tödlichste Buschfeuer der australischen Geschichte bis zu den Buschbränden am Schwarzen Samstag im Jahr 2009. 75 Menschen starben infolge der Brände.
Zum ersten Mal in der Geschichte Südaustraliens wurde der Katastrophenzustand ausgerufen.
Als Folge und Lehre dieses Brandes gibt es nun in jedem Ort - egal wie klein er ist - eine Feuerwehr.

Millicent, Victoria,Australia,born4travel.de

Später tangieren wir kilometerweite Flächen, auf denen Nadelbäume angebaut werden, was meinem australischen Bild vollkommen zuwider ist. Ich will Eukalyptus! Und der kommt dann irgendwann auch.
Ich liebe diesen Geruch der Eukalyptusbäume!

Victoria, Australia,born4travel.de
Victoria, Australia,born4travel.de
Victoria, Australia,born4travel.de
Victoria, Australia,born4travel.de

In Warrnambool, einem größeren Ort mit Woolies, Coles und BWS, füllen wir die Vorräte auf.
Die weitere Fahrt führt zu dramatischen Szenen einer Ehe, denn Rainer verfährt sich extrem und wir verpassen den westlich gelegenen Teil der Great Ocean Road.
Cape Campbell erreichen wir spät. Denn unterwegs haben wir South Australia verlassen, haben Victoria erreicht und sind wieder um eine halbe Stunde beraubt worden.

Für die zwei Nächte in Port Campbell hatte ich ein schnuckliges Apartment mit Balkon und Aussicht auf die schöne Bucht in den Sea Foam Villas ausgesucht. Was wir bekommen, ist etwas anderes. Vom Balkon schauen wir auf eine Baustelle, auf parkende Autos und dem WLAN ist es auch zu anstrengend bis hier her.
Draußen sind es trotz abendlicher Stunde immer noch über 30 Grad.
Es gibt eine Klimaanlage im Wohnzimmer und der Rest? Der ist bullig heiß.
Zwei Nächte für 390€ haben wir schon im Voraus zahlen müssen.
Aber das ist die dunkle Hütte wirklich nicht wert!
Die Laune ist stark getrübt - um es nett auszudrücken.

Sea Foam Villas in Cape Campbell,Victoria,Australia,born4travel.de
Sea Foam Villas in Cape Campbell,Victoria,Australia,born4travel.de

Rainer kühlt sich im saukalten Meer ab und ich? Ich bin fassungslos und hoffe auf einen morgigen schöneren Tag.
Doch es kommt anders.

Sea Foam Villas in Cape Campbell,Victoria,Australia,born4travel.de

Gefahrene Strecke: 395 km


Am nächsten Tag sind es plötzlich nur noch 18 Grad.
Nach den vielen Tagen bei über 30°C wirkt diese Temperatur wie Eiseskälte. Die Sonne lässt sich auch nicht blicken.
Einen halben Meter vor dem Balkon rattern Baumaschinen vorbei und der Teppich im Wohnzimmer ist teilweise pitschnass. Nun ist auch Rainer genervt. Das Rezi-Mädel aus Rotterdam ist zwar ganz nett, muss sich aber Rainers Frust anhören, telefoniert mit Cheffe, während ich bei der Kälte auf dem Hof (nur da funktioniert das WLAN) nach einer anderen Unterkunft suche.
Long Story short:
Wir bekommen den gesamten Betrag zurück überwiesen und checken sofort aus.

Sea Foam Villas in Cape Campbell,Victoria,Australia,born4travel.de

Einerseits traurig über die Tatsache, dass wir hier nicht bleiben, wie es geplant war, freuen wir uns natürlich, dass uns so schnell und ohne langem Aufwand dieses attraktive Angebot gemacht wurde.

Nun geht’s zu all den verpassten Highlights von gestern - allerdings bei vollkommen trüben Himmel, um dann die gesamte Great Ocean Road bis zum Anschlag, also bis Geelong zu fahren.
Aber erst einmal beginnen wir mit den Attraktionen um Port Campbell.

Great Ocean Road

Die 243 Kilometer lange Great Ocean Road gehört zu den bekanntesten Routen Australiens.
Im Westen beginnt sie bei Warrnambool und endet etwa einhundert Kilometer vor Melbourne. Obwohl ihr bekanntester Star die spektakulären, 45 Meter hohen Kalksteinsäulen, die Twelve Apostles sind, hat die landschaftlich ausgesprochen schöne Strecke wesentlich mehr zu bieten. So beginnt die Straße im Westen eher auf karger Fläche. Je mehr wir uns gen Osten bewegen, gehts entlang wunderschöner Strände. Später durchfahren wir auch Regenwälder.

Etwa 3.000 Ex-Soldaten halfen beim Bau der Southern Coast Road.
Das unwegsame Gelände musste bei tückischem Wetter und an felsigen Klippen teilweise mit Sprengstoff bearbeitet werden. Einige der Soldaten starben während des Baus. Am 18. März 1922 eröffneten die Beamten den ersten Straßenabschnitt von Eastern View nach Lorne. Um einen Teil der Baukosten zu decken, mussten Reisende eine Maut von 2 Schilling für Autos und 10 Schilling für Wagen mit 2 oder mehr Pferden zahlen. Im November 1932 wurde die Straße offiziell eröffnet. Als die Landesregierung 1936 die Straße erwarb, schaffte sie alle Mautgebühren ab.

Der westliche Abschnitt der GOR, der sich bis zum Ende des Twelve Apostles Marine Parks ausdehnt, befindet sich auf dem Gelände des Port Campbell National Parks. Der wurde zum Schutz der Küste errichtet.
Es ist gleichzeitig auch der wohl am stärksten besuchte Abschnitt der Great Ocean Road.
Ziemlich unvorbereitet haben wir keine speziellen Route, die wir abarbeiten wollen. Wir nehmen was kommt.

Hier kommen alle von uns besuchten Highlights auf der Great Ocean Road:

# The Bakers Oven

Die Zufahrt zum The Bakers Oven befindet sich etwa drei Kilometer hinter der Loch Ard Gorge.
Die kleine unbefestigte Straße, die zu den Klippen und dem Lookout führt, ist mit einem eher unauffällig kleinem Schild ausgewiesen.
Um bis zum Parkplatz zu kommen, reicht auch ein normaler PKW.
Es gibt keinerlei Zäune oder sonstige Absperrungen. Wer hier nicht genau hinsieht, kann auch böse abstürzen.

The Bakers Oven,Great Ocean Road,Victoria, Australia,born4travel.de
The Bakers Oven,Great Ocean Road,Victoria, Australia,born4travel.de
The Bakers Oven,Great Ocean Road,Victoria, Australia,born4travel.de
The Bakers Oven,Great Ocean Road,Victoria, Australia,born4travel.de

# The Grotto

Zu The Grotto führt ein gut präparierter Boardwalk und viele Treppenstufen (die man dann wieder hoch steigen muss) bis zum Felsbogen. Diese Felsformation ist eine echte Besonderheit. Teils Blowhole, teils Bogen, teils eine Höhle umrahmen den Blick zum Meer.
Eine Steinmauer verhindert zum eigenen Schutz, dass man weiter geht.

The Grotto,Great Ocean Road,Victoria, Australia,born4travel.de
The Grotto,Great Ocean Road,Victoria, Australia,born4travel.de
The Grotto,Great Ocean Road,Victoria, Australia,born4travel.de

# London Bridge

Die Zufahrt ist gut ausgeschildert. Und im Gegensatz zum The Bakers Oven gibt es hier eine eingezäunte recht große Plattform.

Ursprünglich war die London Bridge ein Torbogen und ein Tunnel, eine natürliche Verbindung mit dem Festland. Am 15. Januar 1990 brach diese Verbindung zusammen und wurde zu einem isolierten Bogen. Zwei Touristen, die sich gerade auf der verbleibenden "Insel" befanden, mussten mit dem Hubschrauber gerettet werden.

London Bridge,Victoria, Australia,born4travel.de

Zwischen diesen etwa 25 Meter hohen Formationen gab es diese Verbindung:

London Bridge,Victoria, Australia,born4travel.de
London Bridge,Victoria, Australia,born4travel.de
London Bridge,Victoria, Australia,born4travel.de

# Razorback & Tom and Eva Lookout

Eine weitere sehr gut besuchte Attraktion sind diese Lookouts. Je näher man sich den Twelve Apostels nähert, um so größer die Besuchermenge. So auch hier. Der Parkplatz ist groß und der Weg super gepflegt.

Die Tom and Eva Lookouts sind die sehenswerten Formationen, an denen man automatisch auf dem Weg zur Razorback Felsformation vorbei kommt.
Die zwei Steinformationen sind nach Tom und Eva benannt. Es waren die einzigen Überlebenden, des Schiffsunglücks der "Loch Ard" im Jahr 1878 auf dem Weg von England nach Melbourne. Das Schiff ging in diesen flachen Gewässern auf Grund. Von den 54 Menschen an Bord überlebte nur der 19-jährige Seemannslehrling Tom, der rechtzeitig vom sinkenden Schiff sprang. Eva, eine Irin, wurde von Tom aus dem Wasser gerettet. Tom wurde als Held gefeiert. Und als sich die Nachricht in Australien verbreitete, gingen viele Leute davon aus, dass Tom und Eva ein Paar werden würden. Doch Tom ging seiner Berufung als Seemann weiterhin nach. Eva kehrte drei Monate später nach England zurück. Diese Schlucht mit den Formationen wurde nach ihnen benannt. Die benachbarte Schlucht nach dem Schiff Loch Ard.

Bis 2009 waren die zwei Kalksteine miteinander über eine Brücke verbunden, die 2009 einstürzte.

Tom and Eva Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de
Tom and Eva Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de
Tom and Eva Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de

Vom Razorback Lookout kann man einen recht flachen aber langen Stein sehen. Die gezackte Oberkante ist aus der Nähe eine Aneinanderreihung verschiedener kleiner Bögen und anderer Formationen, die durch Wind und Aerosole des Meereswassers an der Oberfläche die weicheren Bereiche ausspült und die härteren stehen lässt.
Den Namen gaben Engländer, die in den 1850er Jahren während der Kolonialisierung hier das Land erreichten.

Razorback Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de
Razorback Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de
Razorback Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de
Razorback Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de
Razorback Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de
Razorback Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de

Gerade als wir auf dem Rückweg zum Auto sind, huschelt ein Echidna über den asphaltierten Weg ins Gebüsch.

Razorback Lookout,Victoria, Australia,born4travel.de

Am Ende der Reihe an Highlights erreichen wir die Twelve Apostles. An der Größe des Parkplatzes kann ich schon sehen, dass dies wohl die am meisten besuchten Steinformationen sind. Clever ist die Lage des Parkplatzes gewählt: Nämlich auf der anderen Seite der Straße. So kann man den jederzeit erweitern. Der Zugang führt uns unter den Great Ocean Drive.
Verglichen zu der Einsamkeit der letzten Tage sind hier "Himmel und Menschen" unterwegs.

# Twelve Apostles

Übrigens:
Bis in die 1960er Jahre wurden die Formationen Sow and Pigs (Sau und Ferkel) genannt. Wobei Muttonbird Island die Sau und säulenartigen Formationen die Ferkel darstellen sollten. Es war eine Idee des Marketings, dass sie in "Apostles" und später in "Twelve Apostles" umbenannt wurden, obwohl man schon damals nur neun sehen konnte.
Im Juli 2005 und September 2009 fielen zwei Steinsäulen in sich zusammen. So dass man heute nur noch sieben Steinformationen sehen kann.

Es werden über zwei Millionen Besucher pro Jahr gezählt.
Demnach sind die Twelve Apostles das drittbeliebteste Gebiet Australiens, gleich nach dem Uluru und dem Great Barrier Reef.

Twelve Apostles,Victoria, Australia,born4travel.de
Twelve Apostles,Victoria, Australia,born4travel.de

Damit beenden wir die Besichtigungstour und machen uns auf den Weg Richtung Melbourne.
Allerdings immer auf der Great Ocean Road, die hier durch den Regenwald führt.

Victoria, Australia,born4travel.de

Der Südliche Ozean ist als einer der rauesten Ozeane der Erde bekannt.
Vom westlichen Beginn der Great Ocean Road bei Warrnambool bis zur Cape Otway, dem südlichsten Punkt der Shipwreck Coast. wird der über 130 Kilometer lange Abschnitt auch Shipwreck Coast genannt.
Zurückzuführen ist der Name auf hunderte von Schiffen die entlang dieser Küste Schiffbruch erlitten haben. Über 600 Schiffe sollen entlang dieser Küste innerhalb einer relativ kurzen Zeit, nämlich zwischen Ende des 17. und dem frühen 19. Jahrhundert zerstört worden sein.
Die aus riesigen Sandstein- und Kalksteinfelsen bestehende Küste, von denen viele bis zu fünfzig Meter hoch sind, stellten während eines Sturms oder Nebels - eine Wetterlage, die nicht selten ist - eine enorme Gefahr dar. Sie wurden von Wellen erfasst und an den Klippen und Felsen zerschmettert.
Sobald sie es aber in den Abschnitt zwischen Cape Otway und King Island geschafft hatten (es wurde mit dem Einfädeln einer Nadel verglichen), begaben sie sich in ein sichereres und ruhigeres Gewässer. Die Bass Straight, die sich zwischen Festland und Tasmanien befindet, war wie ein sicherer Hafen.
Die Apollo Bay war der Standort für Schiffsreparaturen und Bevorratung, bevor die Reise in das wenige hundert Kilometer weitere Melbourne führte.

Nach so viel Historie ankern wir auch in Apollo Bay in dem gleichnamigen Café & Bar. Das Wetter ist gruselig. Es nieselt und windet. Es ist einfach ungemütlich. Wir tanken etwas Koffein und Kohlenhydrate in Form von Chips.

Victoria,Australia,born4travel.de

Bis Geelong passieren wir eine wunderschöne Strecke. Leider, leider bei Sauwetter. So dass wir auch gar keine Lust verspüren stehen zu bleiben und das Auto zu verlassen.

In Geelong habe ich heute früh das Holiday Inn & Suites Geelong gebucht. Wie es aussieht, war es eine fantastische Entscheidung. Das Hotel ist erst sechs Monate alt und ist ein sehr modernes Hotel. Der Rezeptionist am Check-in versprüht gute Laune und wir fühlen uns hier sofort gut aufgehoben.
Für heute reicht es uns an Erlebnissen. Wir bestellen uns das Essen aufs Zimmer und freuen uns schon auf die kurze Fahrt bis zum letzten Ziel unserer Reise durch Australien.

Gefahrene Strecke: 245 km


Unsere Unterkunft: Holiday Inn & Suites Geelong

Das Holiday Inn ist ein modernes, erst 2023 eröffnetes Haus. Mit seiner modernen und kreativen äußeren Fassade verspricht es nicht zu viel. Denn auch das Innere ist sehr schön gestaltet.

Wir bekommen das Zimmer 908 zugewiesen.
Ein recht großer und heller Raum, in dem neben dem Bett auch ein kleiner Tisch und zwei Stühlen Platz haben.
Der Kühlschrank ist groß genug, dass wir unsere mitgebrachten Sachen unterbringen können.

Holiday Inn & Suites Geelong,Victoria,Australia,born4travel.de
Holiday Inn & Suites Geelong,Victoria,Australia,born4travel.de

Wir entscheiden uns kurz entschlossen hier auch das Frühstück einzunehmen, was eine gute Entscheidung war. Es gibt alles, was man sich zum Frühstück nur vorstellt. Und mehr. Denn man kann Bestellungen abgeben, die in der offenen Küche zubereitet werden. Zum Beispiel auch ein Egg Benedict mit frisch aufgeschlagener Sauce Hollandaise.

Holiday Inn & Suites Geelong,Victoria,Australia,born4travel.de

So geht es weiter

Das Ende unserer Australienreise naht.
Die letzte Station wird Melbourne sein. Eine Stadt von der wir gar keine Erwartungen haben. Die uns aber in jeder Hinsicht positiv überraschen wird.