Ladakh - Dem Himmel ganz nah

Reisezeit: 27.Juni bis 13.Juli 2019

# Prolog

Rückblick Jahr 2007:
Wir sitzen am Airport in Sandakan (Borneo) und warten auf den Flieger nach Singapore.
Ein auffällig und etwas sonderbar gekleideter junger Mann, der mehrere Tage mit uns auf der Tauch-Insel Lankayan war, sitzt neben uns. Die ganzen Tage kamen wir nicht ins Gespräch. Aber jetzt. Er erzählt uns von seinem Ausstieg aus seinem stressigen Berufsalltag. Ein Jahr hat er sich dafür Zeit genommen. Tolle Ziele hat und hatte er auf dem Programm. Doch eins hat ihn am meisten fasziniert: LADAKH
Seine Geschichten zu den Erlebnissen fesseln mich. Ich bin angefixt. Denn gerade im letzten Jahr, also 2006, waren wir ebenfalls in einem buddhistischen Land. In Tibet. Auch für uns war dies die atemberaubendste Reise, die wir jemals gemacht haben.

Es soll also noch ganze elf Jahre dauern, bis wir keine Idee haben, welches Reiseziel wir im Sommer ansteuern sollen.
"Und was ist mit Ladakh?"
Gesagt - getan? Na fast.
Erst einmal suche ich nach entsprechenden Infos im Netz. Da finde ich nicht die Antworten auf meine Fragen zu dieser Gegend. Einen einzigen Reisebericht bekomme ich von einer Bekannten. Doch sie war nur wenige Tage da. Ihre Tipps sind dennoch hilfreich, um einen Anfang zu finden. Denn eine aus Deutschland organisierte Reise gebucht über ein Reisebüro kommt nicht in Frage.
Ich finde auch ein paar Blog-Beiträge und Trekking-Tipps. Letzteres wollen und können wir nicht. Aber tolle Fotos füllen das Netz. Und einen ausgezeichneten Reiseführer über Ladakh finde ich auch.

Eine Übernachtung für die ersten Tage zur Akklimatisation an die Höhe von 3.200 Meter ist schnell gefunden. Der Betreiber des Indus River Camp, Nico, ist mir sehr behilflich bei der Gestaltung der Zeit, die wir in Ladakh verbringen wollen. Zusammen schnüren wir sozusagen ein Paket ganz nach meinen Ideen.

Ende Februar dann, kommt es zu einem Zwischenfall an der indisch-pakistanischen Grenze im Bundesstaat Jammu & Kashmir, dessen Teil auch das Gebiet Ladakh ist. Wir sind verunsichert. Erst recht als im April das Auswärtige Amt den Vermerk streicht, dass Ladakh trotz der Nähe zu Pakistan ein sicheres Reisegebiet ist.

Im März folgt die nächste Hiobsbotschaft. JetAirways, die Airline, die uns von Delhi nach Leh bringen soll, ist "gegrounded" - nicht pleite. Alle Flieger bleiben also am Boden. Was nun? Es folgt ein Storno unsererseits, bei dem wir nur 90% des ursprünglichen Preises zurückerstattet bekommen. Und Neubuchung der Strecke von Delhi nach Leh mit Air India.

Ist das ein "Wink mit dem Zaunpfahl"?
Sollen wir vielleicht nicht nach Ladakh reisen?
Wir entscheiden uns für die Reise und hoffen auf das Beste.

Die meisten Bedenken habe ich wegen der befürchteten Höhenkrankheit.
Es gibt verschiedene Stufen der Erkrankung. Egal ob man trainiert, jung oder alt, schlank oder übergewichtig ist - es kann jeden treffen. Ich mag gar nicht daran denken, welche extremen Kopfschmerzen ich während dem Aufenthalt in Tibet hatte. Fürchterlich!
Und man kann sich nicht wirklich darauf vorbereiten. Oder doch?
Ich suche im Internet und werde fündig. Glücklicherweise gibt es in München und Berlin Zentren, wo zur Vorbereitung ein Höhentraining angeboten wird. Auf der Website finde ich entsprechende Infos.
"Ein Generator filtert aus der normalen Umgebungsluft Sauerstoffanteile heraus und reichert sie mit Stickstoffanteilen an. Dieser Vorgang ermöglicht es, über eine Atemmaske Höhenluft zu simulieren." Heißt es im Flyer.
Beim Termin zum Höhentauglichkeitstest fühle ich mich über den Tisch gezogen. Ein Trainingsgerät? Davon hat die mich behandelnde Ärztin noch nie gehört. Der entsprechende Flyer steht in einem Aufsteller auf ihrem Schreibtisch. Sie schaut rein und ist verwundert. "Nein. Hier können Sie nur sitzen und durch die Maske atmen." Und das kann zur Vorbereitung auf die Höhe auch helfen. Aber es muss nicht.
Auch hat sie noch nie etwas von Sauerstoffbehältern gehört, die man unterwegs zum Einsatz bringen kann. "Die sind so groß. Die können sie nicht transportieren."
Map of Ladakh,born4travel.de Eine Stunde atme ich dann "dünne Luft" wie sie bei 3.500 Metern ist. Mein Sauerstoffgehalt im Blut fällt von 97 auf 82% innerhalb der Stunde. Jede Viertelstunde kommt eine Assistentin und misst meinen Blutdruck. Aber sie kann mir nicht sagen, ob alles entsprechend oder aus der Norm fallend ist. Am Ende bekomme ich ein "GO" für unsere Reise. Mit Einschränkungen. Ich kann tatsächlich trotzdem höhen krank werden.
Die 59 Euro waren eine echte Fehlinvestition.
Von mir erhält es das selbst gebastelte Abzeichen "Rip-Off" !

# About Ladakh

Das dünn besiedelte Ladakh, das „Land der hohen Pässe“, ist ein Land, das von zwei der höchsten Bergketten der Welt - dem Himalaya und dem Karakorum - begrenzt wird. Seine Kultur und seine Geschichte sind eng mit der Tibets verwandt.
Das einstige buddhistische Königreich liegt im Westen des Himalaya-Gebirges. Seit 1948 gehört es zum Bundesstaat Jammu & Kashmir (Jammu im Südwesten - Kashmir im Nordwesten) und bildet den nördlichsten Zipfel Indiens. Es wird umgeben von China (Tibet) im Osten und Pakistan im Westen.
Hinduismus, Islam und Buddhismus treffen hier aufeinander. Bisher friedlich. Die starke Militärpräsenz wird in Form vieler Garnisonen deutlich. Doch anders als vermutet, trifft man keine bewaffneten Soldaten in der Stadt oder in Gebieten, die zu den touristischen Highlights Ladakhs gehören.
Die Größe des von Indien kontrollierten Gebietes beträgt ungefähr 98.340 km² mit einer Bevölkerung von ungefähr 14 Millionen Menschen (Stand: 2017).
Der frühere Fürstenstaat Jammu & Kaschmir wurde von Maharajas aus der Dogra-Dynastie (beaufsichtigt von den Briten) geführt. Im August 1947 wurde dieser zwischen Indien und Pakistan aufgeteilt. Das Aksai Chin, ein umstrittenes Grenzgebiet im Osten, wird von Indien als Teil der Ladakh-Region beansprucht, aber das Gebiet befindet sich seit 1962 unter chinesischer Kontrolle.
Der größte Teil der Bevölkerung von Ladakh lebt in kleinen Dörfern in den Tälern auf einer Höhe zwischen etwa 2.750 und 4.550 Metern Höhe. Die größten Städte sind Leh und Kargil.

Es heißt, Ladakh sei vielleicht der einzige Ort auf der Welt, an dem man Sonnenbrand und Erfrierungen gleichzeitig bekommen kann!
Mitten im Sommer müssen wir auf starken Temperaturabfall in der Nacht vorbereitet sein.

Wo liegt also Ladakh?

Map of Ladakh,born4travel.de

# Julley Ladakh

Es ist Donnerstag. Ein Novum. Denn nie verreisen wir an einem Werktag.
Die zwei für uns wichtigen Zubringerstraßen sind am Morgen nicht nur voll, sondern auch zu großen Teilen im Bau und einspurig. Deshalb planen wir schon mal mindestens anderthalb Stunden Anreisezeit zum Tegeler Flughafen ein.
Seit man im Januar 2018 das Einchecken aller LH-Flüge auf einen Counter gelegt hat, ist auch hier mit wesentlich mehr Zeitaufwand zu rechnen.
Glücklicherweise entdecken wir im ganzen Gewusel des völlig überfüllten Ganges einen Drop-off- Schalter. So ist die Wartezeit nicht ganz so lang.
Die Tussi - sorry, so muss ich das jetzt festhalten - hat zwar Wimpern, die wie schwarze Deckel am Auge kleben, hat aber keine Peilung, wie sie unsere Koffer bis zum Endziel nach Leh durchchecken kann. Das ist normalerweise gar kein Problem. Vor allem wenn die Airlines in einer Allianz sind.
Nun gut. Nachdem wir den Eincheck-Fluss wegen ihrer Unfähigkeit gehörig abstoppen, geben wir uns damit ab, dass wir am Airport in Delhi die Koffer entgegennehmen müssen, um sie dann wieder einzuchecken. Zeit genug haben wir ja.

Der erste Flug des Tages, übrigens mein 327er, bringt uns nach München. Wackelfrei.
Die Aussicht ist fantastisch. Erst über das Berliner Umland und dann auch beim Anflug auf München.

Flug von TXL nach MUC mit LH,born4travel.de
Flug von TXL nach MUC mit LH,born4travel.de

Viel Zeit zum Trödeln bleibt nicht, denn mit einer Umsteigezeit von 50 Minuten ist die Zeit knapp bemessen.
Der Flug von München nach Delhi ist ein Tagflug. Deshalb haben wir etwas gespart und fliegen in der Premium Economy Class. Die Sitze sind dann nicht mit einem Flatbed ausgestattet, aber uns gefällt schon, dass wir nur zu zweit in einer Reihe sitzen.
Es ist übrigens unser erster Flug mit einem Airbus A-350.

Und das ist er - der Airbus A-350-900

A350-900 MUC-DEL mit LH,born4travel.de

Zum ersten Mal sehe ich auch in entgegengesetzter Richtung sehr nahe an uns vorbeifliegende Maschinen. Finde ich etwas beängstigend. Scheint aber über Europa Usus zu sein.

MUC-DEL mit LH,born4travel.de
MUC-DEL mit LH,born4travel.de

Während einer Stehpause unterhalte ich mich mit einem Flugbegleiter, der so gar nicht begeistert über diese Maschine spricht. Und im Vergleich zum Dreamliner enttäuschend sei.

Seit der Luftraumsperrung über Pakistan ist der Flug um anderthalb Stunden länger. Das hat auch weitreichende Folgen, wie ich von ihm erfahre. Denn für einen Hin-und Rückflug werden drei Stunden mehr benötigt und somit muss die Lufthansa einen Flug pro Woche ausfallen lassen.

MUC-DEL mit LH,born4travel.de

Der Flug ist ansonsten weitestgehend unauffällig. Nur über der Bay of Karachi wackelt es.

Wenige Minuten vor Mitternacht landen wir am Indira Ghandi International Airport.
Der Flughafen überrascht nicht nur mit seiner Größe, sondern auch mit der Geschäftigkeit um diese Zeit.

Indira Ghandi International Airport,born4travel.de
Indira Ghandi International Airport,born4travel.de

Die erste negative Überraschung ereilt mich beim Anblick meines neuen Lieblingskoffers. Das absolut elegant wirkende, silberne Schild am Koffer ist abgerissen! Vier knapp einen Zentimeter große Löcher ist alles was auf das einst vorhandene Metallschild deutet 😢
Wir haben ja etwa sechs Stunden Zeit und deshalb zeige ich dieses Manko gleich an. Praktischerweise steht gleich neben dem Gepäckband ein Pult, wo man alle Mängel - oder auch Verluste - anzeigen kann. Das dauert natürlich in indisch entspannter Gelassenheit und Ruhe.
Die Anzeige erhalten wir schriftlich und man sichert uns auch die Zusendung des Falls per Mail zu.

Den Flug von Delhi nach Leh habe ich ja wie schon oben erwähnt, bei Air India gebucht. Und zwar in der Business Class.
Deutlicher Vorteil: Wir sitzen in der ersten von zwei Reihen und haben keinen Flügel vor dem Fenster, der stören kann. Außerdem sind wir berechtigt die Zeit bis zum Abflug in der Business Lounge zu verbringen.
Deshalb machen wir uns gleich mal auf den Weg.

Aber erst einmal geben wir die Koffer wieder auf.
Auf Inlandflügen gibt es wohl sehr selten Passagiere die in dieser Klasse verreisen. Wie auch immer. Wir werden zur Lounge begleitet. Und zwar auch durch die Sicherheitskontrolle.

In der Business Longe von Air India ist absolut nix los. Eine Handvoll anderer Passagiere lungern auf den Liegen. Die Servierschalen sind leer. Aber das macht gar nix.
Wir suchen uns Dreisitzer. Die sind nicht groß. Doch ausreichend genug um sich etwas hinlegen zu können. Mir ist tierisch schwindelig. Das Gewackel im Flieger tut mir eben nicht gut. Doch die Müdigkeit ist groß genug um abzunippeln.

Indira Ghandi International Airport,born4travel.de

Irgendwann gegen Fünf werden wir wach. Und bald wird auch unser Flieger zum Boarding ausgerufen.
Die Fenster des A319 von AirIndia sehen von außen echt lustig aus. Als wenn da indische Fensterrahmen wären.
Die Business Class hat genau acht Sitzplätze.
Erst sind wir alleine. Doch zuletzt kommen eine dreiköpfige Familie und zwei Piloten.
Die Flugbegleiter sind super nett. Ich schaue auf deren Uniform und hoffe, dass der Flieger im besseren technischen Zustand ist.

Wir starten sehr pünktlich und es dauert nicht lange, da entdecke ich in der Ferne die weiße Gebirgskette Namens Himalaya 😉

Wir haben ein solches Glück! Keine Wolkendecke verhindert den Blick auf die Bergspitzen. Einzig allein die Fenster, die jemand von außen vermutlich mit Ata geschrubbt hat, sind ein Manko. Die leichten Verschmutzungen von innen säubere ich mit einer Serviette.
Wir schauen zwar gegen die Sonne, doch das, was wir sehen, ist phänomenal und einzigartig.

Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de
Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de
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Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de
Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de
Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de

Als wir die Höhe merklich verringern, wandelt sich die Gebirgskette in ein rötliches Braun. Was wir genau sehen und welcher See nun zu sehen ist, kann ich nicht identifizieren.
Macht nix.
Der spannende Teil des Fluges ist vorbei. Oder doch nicht?
Wir sinken und fliegen so tief, dass die Spitzen in Augenhöhe zu sehen sind. Es folgen Ausblicke auf riesige Sandflächen und Täler.
Und dann folgen wieder neben uns "vorbeifliegende" Bergspitzen.

Rainer sagt nur: "Ich hoffe, er weiß was er tut". Und meint den Piloten.
Ich habe so gar keine Angst. Auch ein Novum. Denn ich sehe da eine Art Unterbrechung in der Felswand. Tatsächlich nimmt der Pilot diesen Weg.
Es ist ein Wahnsinn! Wahnsinnig beeindruckend!

Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de
Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de
Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de
Flight from Delhi to Leh in Ladakh with Air India, Himalaya,born4travel.de

Und während wir uns wohl sehr kurz vor der Landung befinden, nehme ich ein Video mit meinem Smartphone auf.
Doch was war das denn?
Ein Kloster. Ganz auf unserer Höhe. Wie genial!

Arriving in Leh with Air India, Spituk Monastery,born4travel.de

Die Landung ist butterweich.
Wir sind endlich in Leh, der größten Stadt Ladakhs.
Einen "Finger" gibt es hier nicht. Wir steigen über die Treppe aus.
Ich warte auf eine Reaktion meines Körpers. Wegen der dünnen Luft. Doch es ist absolut nix zu merken.

Mit dem Bus werden wir zur Ankunftshalle gefahren. Mir fallen überall die Aufschriften auf, die auf das Fotografierverbot hinweisen.
Die Koffer sind recht schnell da. Rainer wird angehalten und soll ein Formular ausfüllen. Währenddessen fällt mir ein Kiosk auf, der Sauerstoffflaschen verkauft. Gern würde ich eine Aufnahme machen. Aber ich traue mich nicht.
Am Ausgang beobachte ich einen Auflauf voller Mönche. Als ich mich nähern will, ruft eine Beamte mir zu, dass ich ein Formular ausfüllen muss. Was ist das denn? Hätte sie mir das nicht auch gleich geben können?
Na ja. Nicht aufregen. Kostet vermutlich zu viel Sauerstoff 😂

Am Ausgang steht Nico. Er hat mich gleich erkannt. Woher eigentlich?
Egal.
Wir werden super nett empfangen und da steht auch ein Fahrer.
Wir brauchen Bargeld. Wir haben es versäumt, es in Delhi zu besorgen. Doch das ist gar kein Problem. Der Fahrer bekommt den Auftrag mit uns durch Leh zu fahren, um an einem Automaten Geld zu holen.
Der erste und der zweite Automat funktionieren nicht. Rainer zweifelt an seinen Fähigkeiten. Auch der Dritte spuckt kein Geld aus. Der Fahrer gibt sich Mühe und findet tatsächlich einen Automaten der auch funktioniert.

Auch in Leh meint es das Wetter mit uns gut.
Die ersten Impressionen vom Weg bis zum Camp halte ich für wichtig und knipse alles ab, was ich besonders finde. Der Himmel ist knackig Blau und das Gras oder Getreide ist so saftig grün. Ganz anders als ich das hier erwartet hätte.
Ich bin schon jetzt ganz verliebt in Ladakh!

Erste Impressionen aus Leh in Ladakh,born4travel.de

Im Camp angekommen werden wir allen möglichen Leuten vorgestellt. Ich blicke nicht durch. Aber das ist wohl verzeihlich. Unsere Koffer werden in unser Zelt gebracht.
Wir essen währenddessen erst einmal Frühstück: leckeren Massala Chai und Massala-Omelett. Und Pancakes mit Bananen. Und Toast mit Aprikosen-Marmelade. Ladakhs Spezialität.
Nico empfiehlt uns, den heutigen Tag ruhig anzugehen.

Der Weg bis zum Zelt ist nicht weiter als 150 Meter.
Nach etwa 50 Metern muss ich stehenbleiben. Ich kann nicht mehr. Wie lustig. Vom Kopf her ist man fit. Doch die Beine und der Atem sind absolut anderer Meinung. Ich pausiere. Auch Rainer muss kurz Pause machen. Doch er erreicht das Zelt schneller. Ich brauche eine weitere Pause.

Das Zelt ist nett eingerichtet. Leider gibt es an der Frontseite keine doppelten Layer, die die Aussicht aus dem Bett auf die unfassbar schöne Aussicht zulassen. Eins dieser Mädels - wie hieß sie doch gleich? - meint, wir sollen wegen der "Bugs" das Zelt lieber geschlossen halten.
Bugs? Hier bei dieser Höhe?
Hm.

The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de

Halb Zwei werden wir geweckt.
The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de Lunch ist fertig. Wenn wir wollen...
Na klar!
Die 150 Meter sind wieder eine Tortur. Aber keiner von uns hat Kopfschmerzen. Eigentlich fühlen wir uns sehr gut.
Lunchen tut gut. Und der Schwarztee auch.

Auf dem Rückweg entdecken wir eine Art Plattform. Zwei Strohstühle und ein kleiner Tisch stehen unter einer Abdeckung. Hier nehmen wir Platz und genießen den unglaublichen Ausblick. Der Indus ist blau. Tief Blau. An manchen Stellen sogar etwas Gletschergrün.
Nico und Mary (seine Partnerin) kommen vorbei und fragen nach unserem Befinden. Doch uns geht's prima. Außer manchmal auftretende Kurzatmigkeit ist alles bella.

The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de
The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de
The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de

Wieder schlafen wir. Bis kurz vor Sechs und machen uns dann auf den Weg, um das Gelände des Camps zu erkunden. Die Vogelwelt ist vielfältig. Leider habe ich nur den Fotoapparat mit dem Immer-Drauf-Objektiv mit. Aber zurück zu gehen kommt für mich nicht in Frage. Rainer ist irgendwie besser drauf. Bis er allerdings wieder da ist, ist das fantastische Licht weg. Macht nix. Wir bleiben ja noch ein paar Tage.
Das Tor zum Indus ist offen. Nico ist mit den Neuankömmlingen am Ufer des Indus, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Wir schließen uns an. Er erklärt uns welche Bergspitzen die höchsten sind, welche Höhe sie haben und wie sie heißen. Toll. Doch so viele Infos bei der dünnen Luft...?

Er deutet auf einen "Strich" an einem Berg. "Das ist der Khardung La" sagt er.
"Den werdet Ihr in drei Tagen fahren".
Beim Anblick wird mir schon heute mulmig.

The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de

Der Khardung La ist hier ganz deutlich zu sehen

The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de

Zangdok Palri Monastery - vom Camp aus gesehen

The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de
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Nach dem ersten leckeren Abendbrot sind wir wieder "bettreif".
Zum Zelt werden wir von Momo begleitet. Dem Camp-Hund.
Im Bett liegen zwei wassergefüllte Wärmflaschen. Solche ganz altmodernen. Auf dem Nachttisch steht eine Thermosflasche mit heißem Wasser.

Nachts werden wir beide fast gleichzeitig wach.
Die Luft ist dünn. Das merke ich jetzt. Der hohe Puls ist nervig. Ich liege da und trotzdem zeigt meine Watch knapp 98 Schläge pro Minute. Die Mundhöhle ist ausgetrocknet, weil ich den Eindruck habe, dass das Atmen durch die Nase nicht genügend Sauerstoff in die Lungen pumpt. Gut dass ich mir eine Atemmaske mitgebracht habe. Die setze ich jetzt erst einmal auf. Doch vorher gibt es ein Glas mit Wasser. Sehr warmes Wasser. Das tut erstaunlich gut.
Ansonsten geht es uns prima. Wesentlich besser als ich gedacht habe!