Das Ding mit Südafrika

Reisezeit: 01.März bis 18.März 2018

# Prolog

Im Jahre 2006 besuchten wir das erste Mal Südafrika.
Die Kap Gegend war ganz nett. Und wir haben wirklich gut gespeist und tolle Weine getrunken.
Aber es war uns zu europäisch - und zu unafrikanisch.

März 2018 stand ein runder Geburtstag an und ein besonderes Ziel sollte her.
Hawai'i, wieder Indien oder doch lieber Myanmar?
Eine WhatsApp unseres Sohnes mit Schnappschüssen aus dem Pilanesberg National Park gab den Anstoß Südafrika nochmals eine Chance zu geben.
Doch eins weiß ich ganz genau: Gamedrives und Tiersichtungen interessieren mich so gar nicht (Stand Februar 2018)
Im Grunde genommen kann ich Tiere im Berliner Tierpark auch sehen.

Die Route ist relativ schnell im Kasten, denn es gibt nur drei Eckpunkte zu beachten:
- Mein Geburtstag sollte in der The Gorge Private Game Lodge & Spa stattfinden
- Wir sind Landschaftfans, deshalb sollte viel Drakensberge dabei sein
- Vier Tage Tiersichtungen sollten ausreichend sein.

Die Flüge buchen wir bei Lufthansa schon im November. Den Inlandflug von Johannesburg nach Durban bei SAA. Doch Ende Januar storniert die South African Airline unseren Flug - ersatzlos.
Zwei Varianten stehen jetzt offen: mit Auto nach dem Nachtflug aus Deutschland von JNB zur Lodge im Hluhluwe Park fahren oder mit einer NoName-Airline nach Durban zu fliegen?
Schon die Namen der Airlines machen mir Angst.
Letztendlich entscheide ich mich den Flug bei einer Airline zu buchen mit dem lustigen Namen FlyMango. Was soll's. Schließlich sind wir auch schon mal innerhalb von Borneo mit FAX geflogen.

Das zur Theorie.
Doch wie immer, kommt alles anders als geplant

# Route

KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

# Drei Flüge und eine Autofahrt

Es ist Donnerstag - ein ganz normaler Arbeitstag.
Am späten Nachmittag geht es zum Flughafen TXL.
Traditionell bringt uns Schwager und Schwägerin zum Airport. Zum Aufmuntern gibt es im Auto schon mal ein paar süße und hochprozentige Alkopops, so dass wir nach einer fünfzigminütigen Autofahrt ziemlich lustig in Tegel aussteigen.
Schlagartig nüchtern werden wir beim neuesten Streich der Lufthansa in TXL.
Das ausgewiesene Terminal A9 ist verwaist. Jeglicher Hinweis fehlt.
Erst der Blick auf die Tafel bringt Erleuchtung: Luggage Drop-off findet am Terminal B20 statt. Im Schnellschritt geht es also zum entsprechenden Terminal, wo schon gefühlt zweihundert Passagiere an vier besetzten Schaltern anstehen. Nun gehören wir auch zu den Unbelehrbaren, die konsequent die angeblich notwendige 2-Stunden-Regelung permanent missachten.
TXL hat nämlich den Vorteil der kurzen Wege.
Das heißt: Mit Auto bis fast vor den Eincheckschalter vorfahren. Ohnehin werden diese erst etwa 60 Minuten vorher geöffnet.
Doch dieses Mal ist eben alles anders!
Die Stimmung am Terminal B ist etwas aufgeheizt. Diese Regelung ist für alle neu. Und es scheint, dass nicht nur wir zu den Zuspätkommern gehören.
Na Klasse!
Blick auf Berlin,born4travel.de Großen Menschen traut man offensichtlich Vordrängeln nicht zu. Wie auch immer. Rainer winkt mich aus der unendlichen Schlange nach kürzester Zeit Richtung Counter.
Hier erfahren wir auch, dass verpasste Flüge das Ergebnis dieser Neuregelung sind.

Es sind noch fünfzehn Minuten bis zum Abflug als wir unseren Koffern zusehen, wie sie auf dem Band von dannen schweben.
Und wir hoffen ganz fest, dass sie den gleichen Flieger nehmen werden, wie wir es tun.

Der Flug nach Frankfurt ist für uns fast schon wie eine Busfahrt. Dass Berlin keinen Anschluss an die Welt hat, damit haben wir uns schon abgefunden.
Der Sekt wird serviert als wir schon im Anflug sind.
Egal.

Die Bar am Terminal Z in Frankfurt gibt es nicht mehr.
"Anton & Anni", ein Restaurant im bayrischen Stil, ist jetzt hier der Platzhirsch.
Nix mit einem Cosmo oder Caipi. Es gibt nur Bier oder Almdudler. So sollen wohl Touristen Deutschland in Erinnerung behalten.

Die Boeing 747-8i bringt uns in den Süden.
Der Flug ist fast die gesamte Zeit über ziemlich unruhig. Zu großen Turbulenzen kommt es jedoch glücklicherweise nicht.

KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
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Kurz nach halb Neun landen wir bei 23°C in Johannesburg.
Etwa 15 Minuten später haben wir die Immigration passiert und warten auf das Gepäck, das wir anschließend bei FlyMango wieder aufgeben sollen.

Die Zeit bis zum Weiterflug ist nicht lang. Wir kaufen eine SIM Card und holen Bargeld vom Automaten.

FlyMango,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Der Flieger von FlyMango verlässt dann auch ganz pünktlich den Airport von JNB.
Bis Durban sind es knapp 45 Minuten Flug. Getränke sind nicht inklusive.
55 Rand kosten zwei Getränke und ein Sandwich.
Beim Blick aus dem Fenster bin ich zum ersten Mal richtig aufgeregt auf Südafrika.
Bestes Wetter über KwaZulu Natal!

Die Sicht aufs Land ist beeindruckend.
Wir sitzen sehr eng in einer Dreier-Reihe. Und so ist es mir gar nicht möglich meinen Fotoapparat aus dem Handgepäck zu holen. Mein nicht mehr neuestes Smartphone muss deshalb herhalten.

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Nagel Dam / Mngeni River

KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
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Blick beim Anflug auf Durban:

KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Pünktlich landen wir in Durban.
Es sind 28 Grad Celsius. Vor etwa 17 Stunden haben wir noch in Berlin bei -10 Grad Celsius gebibbert.
Dieses Klima hier in Durban fühlt sich einfach so gut an!

KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Die Autoanleihe bei Avis ist sehr professionell.
Für die Genehmigung mit dem Auto nach Lesotho zu fahren, zahlen wir zusätzlich 500 Rand.
Wir erhalten das gebuchte 4x4 Fahrzeug. Es ist ein Nissan X-Trail mit knapp 17 Tausend Kilometern auf dem Buckel. Doch das Gefährt gefällt uns gut. Nur die Bodenfreiheit macht uns etwas skeptisch.
Rainer versucht noch ein anderes Auto zu bekommen. Einen mit höherer Bodenfreiheit.
Doch die sind alle nur 4x2.
Also nehmen wir den, der uns zugewiesen wurde und dann geht der Urlaub endlich los

Es geht die N2 gen Norden.
Es fährt sich gut. Die Fahrweise der Südafrikaner gefällt uns. Jeder passt auf und denkt mit.
Und so sind auch nicht ganz regelrechte Aktionen möglich.
"Yellow-Line-Driving" ist der erste südafrikanische Begriff, den wir auf dieser Reise lernen

Unsere erste Übernachtung befindet sich im Hluhluwe Park.
Bis zur R618 zahlen wir mehrfach Mautgebühren:
10.00 ZAR
12.00 ZAR
41.50 ZAR
Zusammen sind es 63.50 ZAR, die wir bar zahlen.

Laut Aussage der Rhino Ridge Lodge benötigt man für die Anfahrt vom King Shaka International Airport nur 3,5 Stunden.
Am Exit 375 verlassen wir die N2. Die R618 führt uns direkt zum Nyalazi Gate, dem Eingang zum Hluhluwe - iMfolozi Park. Mit unserer Reservation Nummer erhalten wir die Genehmigung zum Befahren des Parks.
Ein Booklet oder Flyer ist im Preis nicht inklusive.

hluhluwe,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Die Wege sind sehr gut ausgeschildert.
Es geht am PassSign 1, 2 und 3 vorbei bis zum Punkt Nummer 7.
Ab hier wird die Straße unbefestigt. Jedoch gut präpariert und breit genug, so dass auch zwei Autos sehr gut aneinander vorbeifahren können.

hluhluwe,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
hluhluwe,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Die vorgeschriebene Geschwindigkeit beträgt 40kmh. Ich glaube Rainer hält sich auch daran. Doch erscheint es mir für die vielen Windungen viel zu schnell.
Schließlich kann kein Mensch so schnell erfassen, was man sieht!
"Rainer...fahr' nicht so schnell - hier könnten Tiere den Weg überqueren!"
Rainer: "Ach Quatsch! Die sind doch scheu und verschwinden sofort im Gebüsch."
Hm. Finde ich trotzdem zu flott.

Und wie bestellt wechseln fast schwebend zwei Giraffen von links nach rechts die Seite mitten über die Fahrbahn.
Boa!!!
Nicht dass wir noch nie eine Giraffe gesehen haben. Aber so in Natura - und dann aus etwa zehn Metern Entfernung direkt vor dem Auto - Wahnsinn!
Das ist einfach mal eine ganz andere Sache.

Blitzartig greifen wir beide auf den Rücksitz und stochern im Handgepäck blind rum, ohne den festen Blick nach vorn aufzugeben. Aber es dauert zu lange, bis wir unsere Kameras griffbereit haben.
Natürlich sind währenddessen die zwei Giraffen schon im Dickicht der anderen Seite verschwunden.
Wieder ein paar hektische Schnappschüsse - wieder mit dem Smartphone.
Das "richtige" Fotoequipment darf sich noch ausruhen.

Giraffe in hluhluwe,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
Giraffe in hluhluwe,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Ok. Aber jetzt ist auch Rainer überzeugt, dass die Tiere sich hier wie zu Hause fühlen.

Keine drei "Ecken" weiter wechselt wieder ein Tier die Seite.
Dieses Mal ist es ein Elefant.
Wir bleiben stehen.
Hm. Und nun?
Wir sind schon mal von der schieren Größe beeindruckt!
Die ersten Aufnahmen sind im Kasten, als der Elefant wieder im Gebüsch der linken Seite verschwindet.
Doch der Versuch weiter zu fahren scheitert.
Unser Elefant erscheint wieder mitten auf dem Weg schaut uns tief in die Augen und scharrt im sandigen Weg

Weiter hinten erscheinen drei weitere Elefanten. Wie es aussieht, hat keiner der Jungs vor, uns den Weg frei zu machen.
Anscheinend ist dieser Abschnitt der interessanteste im 960 Quadratkilometer großen Hluhluwe - iMfolozi Park!

Wir warten und warten. Wissen aber auch nicht, wie wir uns verhalten sollen.
Die flache Sonne im Gegenlicht erschwert zusätzlich den Blick um die Gesamtsituation einzuschätzen.

Elefant in hluhluwe,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
Elefant in hluhluwe,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Noch waren wir nie zuvor auf einem Gamedrive und wissen nicht so recht, was wir tun sollen und was nicht.
Ist die Situation jetzt gefährlich oder nicht?
Langsam fragen wir uns auch, ob wir noch bei Tageslicht die Lodge erreichen werden.

Etwa eine halbe Stunde zwischen Begeisterung und Respekt vergeht - dann machen die vier Elefanten uns den Weg frei.

Wortlos vor Faszination geht's weiter.

Rhino Ridge Safari Lodge,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Die Rhino Ridge Safari Lodge erreichen wir gegen 5pm. Danielle empfängt uns sehr herzlich mit kalten Tüchern und Piccollöchen. Zimmer 11 ist für die nächsten zwei Tage unsere Bleibe. Es ist eins von zwei Zimmern die es pro Haus gibt.
Sehr geschmackvoll eingerichtet. Auch die Dusche ist sehr speziell.
Beim Toilettenraum sind wir uns dann aber beide einig: einfach zu dunkel.

Rhino Ridge Safari Lodge,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
Rhino Ridge Safari Lodge,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
Rhino Ridge Safari Lodge,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de
Rhino Ridge Safari Lodge,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Viel Zeit bleibt dann nicht mehr. Gerade einmal für eine Erfrischungsdusche mit Aussicht und dann geht's ab zum Dinner.
Hier wird Fine Dining angeboten und die Darreichungsform ist eine Augenweide.

Rhino Ridge Safari Lodge,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Bevor wir mit dem Escortservice wieder zum Zimmer gebracht werden - und es wird darum gebeten diesen jederzeit bei Anbruch der Dunkelheit wegen gefährlicher Tiere in Anspruch zu nehmen - gönnen wir uns je ein Cocktail am Lagerfeuer.
Wir sind die Letzten hier - alle anderen sind schon auf ihren Zimmern.
Warum auch immer.
Wir sind hier im Urlaub

Heute ist Vollmond. Und die Sicht scheint gut zu sein.
Also kommt mein neues Objektiv doch noch mal zum Einsatz.
(Beides sind Freihandaufnahmen)

Rhino Ridge Safari Lodge,KwaZulu-Natal,Südafrika,born4travel.de

Gefahrene Strecke: 230 km