Ostersonntag

Als erstes checken wir das Wetter: yes! es scheint wieder die Sonne.

Der einzige fixen Termin am heutigen Tag ist der Besuch der "Sagrada Familia" zwischen 15.00 und 16.00Uhr.
Bis dahin wollen wir noch mehr Gaudì und noch mehr Barcelona.

# Palau Güell

Zuerst geht es mit der L3 bis Liceu. "La Rambla" ist schon kurz nach 10Uhr voller Menschen…
Ein paar Schritte weiter, in einer Seitengasse, steht das Gebäude des "Palau Güell".
Erwartet haben wir wieder bunte Steinchen, runde fantasievolle Wölbungen, wie das schon in den "Casa Batlló" und "Mila" zu sehen war.
Doch hier ist alles anders.
Wir finden einen neuen Stil Gaudìs vor.
Die Außenfassade:

Palau Güell, Barcelona
Palau Güell, Barcelona

Palau Güell
Die Schaffung dieses Hauses war Gaudìs erstes Projekt (1885-1889). Das Haus hat nur eine Grundfläche von 80qm. Gaudì hat es geschafft, mit seiner Gestaltung auf den 6 Etagen einen echten Palast zu schaffen. Das Erdgeschoß ist so gestaltet, daß man mit Kutschen direkt ins Haus vorgefahren werden konnte, denn im Untergeschoß ist der Pferdestall untergebracht.

Nicht überliefert wurde, welchen Geruch die doch offenen Räume darüber hatten, wenn sich im Untergeschoß die Pferde aufhielten.

Denn schon in der Belle Etage befinden sich Salon, Bibliothek und in der Mitte ein hoher Saal, der eine eingebaute Orgel für Konzerte beherbergt.
Es gibt umlaufende Balkone, auf denen Sänger hinter raffiniert gestalteten Bögen und Säulen standen. Das Publikum konnte diese aber nicht sehen. Eine beeindruckende Architektur!
Und das alles bei einer fantastischen Akkustik.
Zusätzlich verbirgt sich ein Altar hinter riesigen Türen. So konnte der gleiche Raum auch für Gottesdienste genutzt werden.

Palau Güell, Barcelona

Das sind die gewaltigen und massiven Ziegelsäulen im Pferdestall

Palau Güell, Barcelona
Palau Güell, Barcelona
Palau Güell, Barcelona
Palau Güell, Barcelona

Das ist der Blick von der Hausterrasse.

So ein faszinierender Detaillreichtum und ausgeklügelte Raffinessen zeigen uns die andere Seite Gaudì’s, vom wahren Können dieses Architekten.

Auf dem Dach nix Neues: schöne Schornsteine und Ausblick auf Barcelona.

Palau Güell, Barcelona
Palau Güell, Barcelona
Palau Güell, Barcelona

Genug Kultur.
Wir machen den Abflug und sind froh, daß wir uns dieses sehenswerte "Schloss Güell" angeschaut haben, denn sonst hätten wir Gaudì als fantasievollen Spinner seiner Zeit abgetan.

Nächste Attraktion: Seilbahn fahren, mit der, die wir immer am Horizont über dem Hafen schweben sehen.
Das Wetter ist genial und so spricht nichts gegen einen Spaziergang bis zum entsprechenden Pier.

 Barcelona

Nach getwa 45 Min sind wir da und stehen vor einer endlosen Schlange. Na Klasse! Es soll ungefähr 1,5 Stunden dauern bis wir dran wären. Die Fahrt alleine dauert dann noch nur eine Stunde!
Gut, dafür ist uns die knappbemessene Zeit in Barcelona zu schade.
Schade. Dann eben nächstes Mal.

# Barcelonetta

Auf der anderen Straßenseite beginnt der breite Sandstrand und wir finden Platz in einem der überfüllten Café's für einen mittäglichen Cappuccino.
So kann man das Leben aushalten.
Oh Mann, wie bin ich neidisch auf die Barcelonis, die das hier immer haben können!
Der Strand ist knackevoll aber ins Wasser trauen sich nur einige. Wir entscheiden uns gegen den Besuch des Port Olimpic

Port Olimpic, Barcelona

Wir begnügen uns mit einer Aufnahme Gerhy’s bekannter Bronzeskulptur von Weitem und beschließen:
Ok, Barcelona ist ja nicht soooo weit weg von Berlin.

# Sagrada Familia

Langsam wird es Zeit uns auf den Weg Richtung Sagrada Familia zu machen, denn mein online gekauftes Ticket, ermöglicht den bevorzugten Eintritt zwischen 15.00 und 16.00Uhr.

Und dann haben wir auch wieder unser altbekanntes Problem: offensichtlich sind wir die ersten Touristen, die nicht nur schnell von Attraktion zu Attraktion sprinten, sondern den Weg auch als Ziel genießen. Wir wollen mit dem Bus fahren! Doch alle, selbst das Barcelona Informationcenter, sind sich sicher, daß es zur Kathedrale nur eine Verbindung mit der Metro gibt. Wir fahren also erst ein Stück mit dem Bus und nehmen dann die Metro.

An der Station "Sagrada Familia" steigen massig viele Leute aus und als wir aus der Metrostation raus kommen, fühlen wir uns bestätigt, schon vor ein paar Tagen das Online-Ticket gekauft zu haben. Parktisch wie ein VIP kann man sofort rein. Wir holen uns die Audioguides in deutsch und los geht’s!

Da ist sie also, die Sagrada Familia, die "heilige Familie" unfertig, das habe ich ja schon gelesen und daß Gaudì die Bauzeit auf 200 Jahre veranschlagt hat. Damit auch andere Generationen ein Mitspracherecht haben und somit gibt es kein Gesamtkonzept.

Hm, streng genommen wäre das nach Adam Ries im Jahr 2083.
Aber wie wir gehört haben, rechnet man mit der Fertigstellung "schon" 2026. Das wären doch glatt 57 Jahre früher!
Ein echtes Vorbild für die Erbauer des Berliner Flughafens.

Wir beginnen den Rundgang an der Passionsfassade, der zum Westen stehenden Seite. Erst einmal bin ich schockiert. Die Figuren haben viereckige Köpfe und das gesamte Außenbild spricht mich persönlich überhaupt nicht an…zu modern, zu kantig!

Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona

Ich „manipuliere“ meinen Audioguide und springe zur Erklärung des Innenraumes.
Obwohl ich mir schon vor der Reise viele Fotos angeschaut habe, bin ich über die moderne Architektur, wechselnde Materialien und Farben etwas verstört. Hm, habe ich mir imposanter und fesselnder vorgestellt.
Nun „kämpfe“ ich mit meinem Stativ und experimentiere mit den Möglichkeiten, die mein Fotoapparat so hergibt, versuche der Erklärung der Stimme meines Audioguides zu folgen.
Multitasking eben.
Gedanklich vertieft, werde ich von einem Angestellter angesprochen. Er teilt mir mit, daß die Verwendung eines Stativs verboten ist.
Das glaub' ich jetzt nicht!

Das Stativ hat ungefähr die Hälfte unseres kleinen Koffers eingenommen und hatte nur eine Aufgabe: in der "Sagrada Familia" für verwacklungsfreie Bilder zu sorgen. Am liebsten würde ich jetzt gehen. Ich bin jetzt echt stinkesauer!!!
Dürfen die das? Schließlich habe ich doch Eintritt bezahlt und nirgends habe ich etwas von Stativverbot gelesen?
So unterschiedlich kann es also sein:im Lower Antelope Canyon/USA kann man sich nur frei und unendlich lange bewegen wenn man durch ein Stativ „beweist“, daß man das mit dem Fotografieren ernst nimmt. In Las Vegas‘ "Cosmopolitan" ist es verboten mit Stativ zu fotografieren, weil man als "professionell" gilt.
Ja kann denn jeder machen was er will?

Eingeschnappt folge ich der Stimme des Audioguides und versuche alles schön zu verstehen.
Ok. Ich versuche mich an Freihandfotos.

Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona

Am Ende der Führung wird man zur Ostfassade geführt, wo sich alles um Christi Geburt dreht und die Architektur sehr nach Gaudì aussieht, verspielt, fließend.
Doch leider im Schatten!

Sagrada Familia, Barcelona

Wir entdecken noch einen Aufzug, den wir aber nicht benutzen dürfen, bevor wir noch zusätzliche Tickets am Eingang kaufen.
Also wieder zurück, Tickets für die Schattenfassade gibt es eh nicht mehr. Nur noch für die in der Sonne. Wartezeit von 45 Min müssen eingehalten werden. Auch wenn gerade kein anderer Besucher ansteht. Der Aufzugskontrolleur nimmt das ganz genau.
Ich schließe Frieden mit der "Sagrada" und höre mir noch an, was ich anfangs weggedrückt habe. Ist eh auf der Sonnenseite. So suchen wir uns eine Stelle an der Säule, warten bis die 45 Minuten vorbei sind und lassen uns bedudeln gewärmt von der herrlichen Sonne. Die Gestalten mit den Viereckköpfen finde ich trotzdem häßlich.

Sagrada Familia, Barcelona

Der Aufzug bringt uns auf 65m Höhe und ich spüre irgendwie ein Unwohlsein. Ich könnte schwören, der Turm wackelt wie verrückt. Da kann mich die fantastische Aussicht von hier oben nicht beruhigen.

Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona
Sagrada Familia, Barcelona

Ganz plötzlich übermannt mich eine Angstattacke. Ich muß hier weg! Ein paar Etagen muß man noch zu Fuß runter und dann kann man entscheiden, ob man den Lift nimmt, oder per Pedes weiter nach unten geht. Ich "habe Knie" und damit ist die Option schon geklärt.

Gut, das war sie also die "Sagrada Familia".

Im nahgelegenen Gaudì-Park und machen ein ungeschöntes Gesamtfoto, inklusive vorhandener Kräne. Von einem Guide, der in der Nähe seiner deutschen Reisegruppe die Sagrada Familia erklärt, lernen wir: Fotos ohne Kräne sind definitiv photoshoped!

Sagrada Familia, Barcelona

Mit unendlich vielen Eindrücken verlassen wir das Gelände und fahren ins Hotel.
Dann: the same procedure as every day…: Eckbistro, zwei Cappuccini und ab geht’s ins Städtchen.
Für den Abend haben wir uns das in den Reiseführern empfohlene "El Quatre Gats" ausgesucht.
Hier haben sich Ende des, mittlerweile aus heutiger Sicht, vorletzten Jahrhunderts Künstler der Moderne getroffen, unter anderem Picasso und Dali. Und jetzt waren auch wir hier!
Wir sind für spanische Verhältnisse noch sehr früh da und so ist das Restaurant noch fast leer.

El Quatre Gats, Barcelona

Das Ambiente ist wirklich schön und mondän.
In dem hohen Raum gibt es einen umlaufenden Balkon, auf dem Zweiertische Platz haben. Doch die Kellner sind etwas überfordert und es spricht offensichtlich auch nur ein Kellner Englisch. Verwunderlich, da die Gäste auch am weiteren Abend ausschließlich Ausländer sind.

Als Vorspeise gibt es: "spinach and ricota ravioli with cheese crème".
Als Hauptspeise nehme ich ein:
"duck confit with warm apple". Wow, was für ein Genuß, so zubereitetes Fleisch habe ich noch nie gegessen und es schmeckt vorzüglich!
Rainer: "oven backed sea bass".
Bei der Nachspeise sind wir uns wieder einig und entscheiden uns für eine rein flüssige Form. Wir wählen einen eiskalten Limoncello und Catalan Crème Liquor.
Das Essen war ganz klar ein Traum für den Gaumen.

Wir lassen den Abend ausklingen mit dem Spaziergang in den engen Gassen der Altstadt und der Ramblas. beobachten die Typen mit Migrationshintergrund, wie sie ihre gefälschten Guccitaschen auf einem Tuch offerieren und dabei immer eine Ecke des durch ein ausgeklügeltes Bindseil-Faltsystems zusammenklappbaren Speziallakens fest im Griff haben...und beim Auftauchen von Polizisten, die Weltrekordzeit für's Sprinten fast knacken. Was für ein Spaß, denn andere Passanten klatschen sogar.

Und weil es noch nicht spät genug ist, schließlich waren wir noch nie vor 22.00Uhr zu Hause, gehen wir in die Tapas Bar vom ersten Abend, picken uns nur unsere Lieblingstapas aus und trinken herrlich frisches Bier.

Wieder ein schöner und gelungener Tag !