Von Bogotá in Kolumbien nach Santa Cruz de la Sierra in Bolivien

Am Airport in Bogotá gibt es nur noch Selfcheckin. Das hat den charmanten Nebeneffekt, dass man beim Gewicht etwas schummeln kann. Gern hätte ich wieder bei LATAM gebucht. Doch nur Avianca (Star Alliance Member) fliegt direkt nach VVI, nach Santa Cruz de la Sierra.

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Der Flug aus Bogotá ist anstrengend.
Es ist ein Nachtflug. Die Kabine in der Premium Class sieht auf den ersten Blick echt schick aus.
Schwarzes Leder im Steppmuster. Der Mittelsitz ist ein Tisch - kein freier Sitz. Deshalb wandern einige Dinge in den Fußraum.
"Avianca hat den Service runtergeschraubt" lese ich im Travel-Dealz Forum.
Nun ja. Das machen doch alle Airlines, dachte ich.
Aber Avianca überrascht uns dann doch.
Während man bei der Lufthansa zehn Minuten nach dem Start ein Tablett mit einer leckeren Speise vor sich stehen hat, passiert bei Avianca nix. Nach einer knappen halben Stunde beginnt der Service. Uns lässt man links liegen. Wir hoffen, dass wir auf dem Rückweg bedient werden. Ich muss unbedingt etwas trinken. Es ist extrem warm im Flieger. Und trocken natürlich. Wir sind sehr geduldig aber irgendwann auch genervt. Endlich taucht eine Stewardess wieder auf.
Sie erklärt uns, dass es nichts, auch kein kostenloses Wasser gibt. Gut.
Auf das Essen kann ich zu dieser späten Stunde verzichten. Wir kaufen zwei Flaschen stilles Wasser für 7 USD. Und weil wir nun auch noch den Äquator überfliegen, leisten wir uns ein Bier und ein paar Nüsse also Combo.
Der Rest des Fluges ist eine Qual. Die überhitzte Kabine macht schlafen fast unmöglich.

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Unterwegs haben wir eine Zeitgrenze überschritten. Eine Stunde ist uns praktisch genommen worden.
Als wir landen, ist es 2.30 Uhr Ortszeit.

Die Immigration dauert fünf Minuten.
Die Koffer holen wir etwa 20 Minuten später vom Band.

Rainer tauscht Bargeld um. Und dann - es ist 3.30 mitten in der Nacht - holen wir uns bei Entel zwei SIM Karten.
Wir bestellen einen Uber und lassen uns zu unserer Unterkunft im Torre Aqua bringen. Der Fahrer setzt uns einfach an der Ecke ab. Bis zum Eingang sind es etwa 50 Meter, die wir mit der gesamte Bagage auf dem ungeraden Weg zurücklegen müssen. Das haben wir auch noch nicht erlebt.

Torre Aqua,Santa Cruz,Bolivien,born4travel.de
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Der Concierge lässt sich Zeit mit der Aufnahme der Formalitäten 😐
Es ist Dreiviertel Fünf und ich will einfach nur noch ins Bett!
Unsere Bleibe für die nächsten fünf Nächte befindet sich in der 12.Etage. Den Rest? Den nehme ich nicht mehr wahr. Ich falle sofort in Tiefschlaf.


Santa Cruz de la Sierra - 440 Höhenmeter

Der erste Tag in Santa Cruz ist gleichzeitig ein besonderer Tag. Heute endlich werden wir den Toyota Landcruiser übernehmen, den ich bei Biz Rent a Car schon vor Monaten reserviert habe, dessen Mitarbeiterin, Alejandra, alle Formalitäten für sämtliche Grenzübertritte organisiert hat. Acht Wochen werden wir mit diesem SUV unterwegs sein und dabei durch Bolivien, Argentinien und Chile cruisen, um zum Ende wieder in La Paz, Bolivien das Auto abzugeben.
Es erwarten uns acht spannende Wochen.

Halb 12 werde ich wach gemacht.
Rainer tigert schon aufgeregt durch‘s Apartment und scheint fit zu sein. Der Fahrer, der das gebuchte Auto aus dem 8 Stunden entfernten Sucre bringt, wird bald Santa Cruz erreichen. Zeit genug, um zu sich zu kommen.

Die Übergabe ist ein zeitaufwendiger Akt. Es sind ‘ne Menge Papiere zu prüfen. Papiere, die wir für diverse Grenzübertritte nach Argentinien dann nach Chile, weiter nach Bolivien und wieder nach Chile, um dann wieder nach Bolivien zurück zu kehren, benötigen.
Draußen erfolgt die Autoeinweisung. Die macht Rainer.
Es sind dunstig warme 35Grad draußen. Momentan gibt es extreme Stürme in Santa Cruz. Ohne Pause. Die Sonne scheint und es ist sehr unangenehm draußen. Alles wird aufgewirbelt. Die Haare möchte man mit Klebeband ankleben. Sand, Blätter und sonstiger Unrat fliegt durch die Luft. Jeden Moment könnte einem etwas auf den Kopf fallen. Da fällt uns erst auf, dass es hier, in Santa Cruz nicht so sauber ist wie in Kolumbien.

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Von Hotel zu Hotel tingelnd, lernt man andere Reisende kennen.
Mitten im schönen Kolumbien hören wir immer wieder, wie schön doch Bolivien sei. Da sei alles noch viel schöner. Ist das so? Wir beide können es uns momentan nicht vorstellen.

Abends geht’s zum ersten Großeinkauf. Wasser und etwas fürs Frühstück. Auch Toilettenpapier. Denn im Apartment wurde uns gerade mal eine angefangene Rolle bereitgestellt.
Wir freuen uns endlich selbst das Frühstück machen zu dürfen. Endlich an keine Zeit gebunden zu sein und ausschlafen zu können, so lange wir wollen ✌🏻 !
Vor dem dem Einkaufscenter, dem IC Norte, befindet sich ein Starbucks, an dem wir nicht vorbeigehen können. Bei den momentanen Temperaturen, die jetzt am Abend bei etwa 38°C liegen, gibt es nichts besseres als ein Frappuccino.

IC Norte Santa Cruz,Bolivien,born4travel.de

Die Fassade des Torre Aqua am Abend

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Unser erstes selbst gemachtes Frühstück.
Das gibt es endlich erst, wenn wir wirklich ausgeschlafen und bereit für den Tag sind.

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# Die Altstadt von Santa Cruz

Mit Santa Cruz de la Sierra werden wir nicht warm. Obwohl es hier tierisch warm ist 😂
Wir nehmen uns Zeit und wollen uns wenigstens in der Altstadt umsehen.
Die Plaza de la 24 Septiembre in der Altstadt ist sehr ansprechend gestaltet. Doch schon einen Block weiter ist alles verdreckt.
Es gibt die obligatorischen Fotos und wir reisen wieder zurück nach Equipetrol.

La Catedral Basílica de San Lorenzo:

la catedral basílica de San Lorenzo Santa Cruz,Bolivien,born4travel.de
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Das historische Gebäude der Autonomen Kommunalregierung von Santa Cruz:

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Plaza de la 24 Septiembre:

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Eine weitere Attraktion soll eine am Rande Santa Cruz gelegene Sandwüste sein. Die befindet sich im Südwesten der Stadt. Die Fahrt dorthin schockt uns. So viel Dreck auf den Straßen und im trockenen Wassergraben habe ich seit Kathmandu nicht mehr gesehen.
Waren noch im Norden von Santa Cruz gefühlt fast nur große SUV's weltweit bekannter Marken unterwegs, sehen wir hier nur noch Schrottkarren. In einem Zustand, in dem jederzeit ein Teil weggeschleudert werden könnte. Die Marktstände sind absolut uneinladend. Keine Spur von all den Früchten, die wir in Kolumbien lieben gelernt haben.

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Die angesteuerte Sandwüste finden wir nicht. Wir irren auf unbefestigten Wegen und landen zuletzt vor einer Sandfläche. Die kann unmöglich das sein, was ich im Netz als Attraktion gefunden habe. Wir versuchen es auf einem anderen Weg. Aber die Lust ist uns vergangen und wir fahren wieder zurück in unser "Refugee", in den Norden der Stadt.

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# Equipetrol

Zwanzig Minuten später sind wir in Equipetrol. Da wo die Cambras wohnen. Die, die sehr europäisch sind. Da wo das Geld von Santa Cruz lebt. Es ist das sicherste Gebiet der Stadt. Hier spürt man Aufwind.
Hier haben internationale Hotelketten mit ihren modernsten Hochhäusern ihr Gebiet abgesteckt. Hier wohnen viele reiche Bolivianer, die Cruzeños, deren Geld aus der Ölindustrie stammt.
Vermutlich aber auch aus dem Koka-Anbau.
Eine auffällig große Anzahl der Hochhäuser sind gerade noch im Bau. Wenn alles fertig sein wird, wird die Skyline sicher einer jeden Metropole dieser Welt gleichen.
Die Mall gleich um die Ecke könnte auch in Singapore oder auch in Dubai stehen. Die Besucher sind toll und modern gekleidet. Eine ganz andere Welt als im Süden.

Equipetrol in Santa Cruz,Bolivien,born4travel.de
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In Santa Cruz's neuesten Shoppingarcade versammeln sich alle Modegeschäfte der teuersten Marken.
Ein für mich etwas verstörender Gegensatz zu dem, was ich vor einer knappen halben Stunde gesehen habe.

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Unseren Hochzeitstag begehen wir ganz schlicht mit einem wunderbaren Essen im einem Restaurant etwa drei Minuten entfernt von unserer Unterkunft. Im Dunkeln raus zu gehen, war noch am Anfang unserer Südamerika-Reise ein No-Go. Aber jetzt haben wir einen anderen Blick auf diesen Kontinent.
Dennoch fällt uns auf, dass vor den Restaurants privat angeheuerte Sicherheitsleute - mit Schlagstock am Halfter - die Gegend bewachen, die Gäste im Restaurant vor Bettlern oder auch herumstreunenden Verkäufern schützen.
Letztendlich ist es nicht gefährlicher als in Berlin.
Im Gegenteil. Tatsächlich habe ich im Restaurant meine Handtasche hängen lassen 🙈
Kurze Zeit später lief der Kellner hinter mir und rief Señora…! Und übergab mir die Tasche 😍

La Tabla Restaurante Equipetrol in Santa Cruz,Bolivien,born4travel.de

In Bolivien spricht man Spanisch. Wir haben trotzdem Probleme, selbst die einfachsten Worte zu verstehen.
Wir beide schauen uns ständig an und fragen uns, welche Sprache das ist?
Wie Spanisch klingt das jedenfalls nicht!
Vieles heisst hier anders als in Kolumbien.
So kann man mit einer Aguacate hier nichts anfangen. Die heisst hier Plata. Der Parqueadero ist hier schlicht ein Parqueo. Und Rainers in Kolumbien lieb gewonnene Chocolate ist hier wieder ein Cacao, der aber in seiner Qualität nicht im Geringsten an den in Kolumbien heran kommt.

Wir wohnen in einem vollkommen verglasten neuen Gebäude.
Unser Apartment in der 12.Etage sieht aus wie aus einem westlichen Interior-Katalog. Alles vom Feinsten. Aber unser Gebäude ist noch nicht ganz fertig. Der versprochene Pool und das Gym sind noch nicht eröffnet. In anderen Wohnungen wird gekloppt und gehämmert. Das nervt. Das Knacken und Knirschen der Fenster und Türrahmen durch die starke Sonneneinstrahlung sowie den Sturm ist nicht Vertrauen erweckend. Wir beide haben den Eindruck alles schwankt.
Es sollte wieder eine Zeit des Urlaub vom Reisen sein. Aber so gefällt es uns nicht. Die Vermieterin bietet uns die Nutzung des Pools in einem etwa einen Kilometer entfernten anderen Haus an. Wie witzig 😐
Wir werden eher abreisen. Das erfordert eine ziemliche Umplanung. Doch das ist es mir wert.

Den letzten Tag schlägt das Wetter die totalen Kapriolen.
Außer Schnee und Hagel ist alles dabei.
Wir verbringen den Tag mit einem sogenannten Innendienst. Es müssen viele Unterlagen sortiert werden, Abbuchungen kontrolliert werden und natürlich die Umbuchungen für die weitere Reise erledigt werden.

Am Abend zieht es uns in ein weiteres, nahgelegenes Steakrestaurant.
Wieder gibt es mit der Verständigung Probleme. Da kommt eine junge Frau zu unserem Tisch, die ein perfektes Englisch mit einem stark amerikanischen Akzent spricht. Es ist die Tochter des Besitzers. Sie erklärt die einzelnen Rindfleischgerichte, die uns dann auf der weiteren Reise sehr behilflich sein werden.

El Arriero Equipetrol in Santa Cruz,Bolivien,born4travel.de
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Nach 3.5 Nächten verlassen wir die Stadt. Es ist eher eine Art Flucht. Santa Cruz gefällt uns überhaupt nicht. Dazu kommt das grauenhafte Klima. Damit kommen wir gar nicht klar. Der Ausflug zu den nahgelegenen Espejillos fällt dann auch ins Wasser.
Wahrscheinlich sind wir immer noch in Trauer Kolumbien verlassen zu haben. Wir sind sehr gespannt, ob und wann uns Bolivien beeindrucken wird, so wie uns das andere Reisende prophezeit haben.


Unsere Unterkunft: Torre Aqua

Das Torre Aqua ist ein sehr modernes Apartmenthaus im besten Barrio Equipetrol. Der Stadtbezirk gilt als recht sicher. Das Foyer des Hauses ist rund um die Uhr besetzt.
Im Oktober 2023 scheint das Gebäude noch nicht ganz fertig zu sein. Die Pools warten auf Fertigstellung. Auch an der Fassade wird ständig gearbeitet. In den anderen Wohnungen wird gehämmert.
Zu unserem Apartment gehört ebenfalls ein Tiefgaragenstellplatz.

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Die Einrichtung des Apartments in der 12. Etage ist sehr modern. Nichts ist abgewohnt. Alle Geräte entsprechen dem modernsten Standard. Die Küche hat alles, was man so braucht, um sich selbst zu versorgen. In einem kleinen Nebenraum steht eine Waschmaschine und ein Trockner.

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Die Küche und Nebenraum:

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Durch die verglasten Wände wirkt die Wohnung spannend und sehr offen gestaltet.

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Der nächtliche Blick aus dem Schlafzimmer:

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So geht es weiter

Es geht gen Osten Boliviens.
Los Llanos de Chiquitos oder Chiquitania ist der Name der ausgedehnten Ebene, die wir ansteuern. Ein Gebiet das aus unserer Sicht verlassenen wirkt. Vom Tourismus abgeschnitten. Ein Gebiet, das einst fest in der Hand von den Jesuiten war.