Vom Refugio Los Volcanos nach Samaipata
Wir nutzen die Zeit, um im Refugio am Abfahrtstag etwas länger zu bleiben.
Der Plan ist, nach dem Mittag abzufahren. Das ist normalerweise um 12 Uhr. Doch wegen der
Gruppe, nach der sich eh alles im Lager richtet, gibt es das heute erst um 13Uhr.
Auch ok.
Ein paar Abschiedsmotive sind noch drin. 😎


Aus dem vereinbarten Plan 13 Uhr abzufahren, wird 14 Uhr. Es gibt Probleme mit der Wasserversorgung und alle Mitarbeiter sind
deshalb irgendwie eingebunden.
Niemand fühlt sich deshalb dafür verantwortlich, uns hoch zum Shelter zu bringen.
Alle sind mit anderen Problemen beschäftigt. Da hilft auch unsere ständige Mahnung nicht.
Die Mitarbeiterin, die uns ursprünglich hoch bringen wollte,
hat ganz plötzlich Feierabend. Das verschlägt uns etwas die Sprache.
Ein anderer - offensichtlich der Einzige - der sich mit der Technik der Wasserversorgung etwas
auskennt, ist genervt von dem Auftrag uns hoch zu fahren. Er müsste seine Arbeit unterbrechen.
Eine echt angespannte Situation.
Kurz vor drei endlich wird es hektisch. Schnell steigen wir in den Jeep.
Ich habe nicht einmal Zeit mich anzuschnallen. Auf der unwegsamen Strecke blockt der Gurt.
Nur zehn Minuten braucht er, um hoch zu kommen. Nur zur Erinnerung: Auf dem Hinweg, bergab, brauchten wir 20 Minuten!
Ich bin froh, es überlebt zu haben.
Oben angekommen muss noch ein Selfie her...



... und eine aller-aller-aller-letzte Panoramaaufnahme vom schönsten Teil des Parque Nacional Amboró.

Dann endlich können wir uns loslösen und rütteln Richtung RN7 runter.
Bis zum Ort Samaipata sind es etwa fünfzig Kilometer, für die wir eine Stunde brauchen.
Die Sonne zeigt sich von der besten Seite und die Landschaft entlang des Amboró Parks auch.




Nach zwei Tagen offline hat sich eine Menge Post angesammelt.
Unter anderem auch einen Hinweis der Übernachtung, auf dessen Weg wir jetzt gerade unterwegs sind.
In der Mail weist man uns freundlich darauf hin, dass die Zufahrtsstraße
bis zum Hotel wegen Bauarbeiten bis 6pm geschlossen ist. Tatsächlich lese ich es nur wenige hundert
Meter bevor wir an dieser Baustelle stehen.
Es ist keine Baustelle, an der man - selbst für bolivianische Verhältnisse - mit einem solchem Auto
mit hoher Bodenfreiheit, noch vorbeifahren könnte. Nein.
Die Straße hat einen tiefen Graben
Rainer spricht mit den Bauarbeitern und sie versprechen eine schnelle Lösung.
Die "bolivianische" Lösung dauert keine fünfzehn Minuten. Schnell hat man mit dem Bagger einen provisorischen
Übergang geschaffen. Ganz ohne Drama. Das stelle man sich mal zu Hause in Deutschland vor. Geht nicht. Oder?
So stehen wir schon kurz nach 5pm vor dem Hotelgelände. Hinter dem Tor liegen ein ausgewachsener grauer und zwei weisse Hunde der japanischen Akita-Rasse, die meinen vollen Respekt haben. Die Eigentümerin erscheint aber recht schnell und schwört, dass mir die Hunde nix tun.

Das El Pueblito, das Dörfchen also, trägt nicht so einfach diesen Namen.
Es ist ein Hotelkonzept, das wir so noch nie gesehen haben. Jede Wohneinheit ist in einem
separaten Haus untergebracht. Und die Häuser umschließen einen Dorfplatz, eine Kirche und ein Rathaus.
Aber dazu mehr am Ende.
Gefahrene Strecke: 50 Kilometer
Samaipata - Altitude: 1.772 Meter
Samaipata ein beschaulicher Ort westlich von Bermejo ist ein idealer Ausgangspunkt zur Erkundung des Amboró Nationalparks. Eine weitere Hauptattraktion ist die Besichtigung der archäologischen Stätte El Fuerte. Weil wir gerade am Rand des Amboró Parks geweilt haben, steht nun Letzteres bei uns auf der To-do-list.
Die Lage mit seinem gemäßigten subtropischen Klima sei ideal, um sich hier niederzulassen, hören wir.
Wohlhabende Cruzeños haben hier ihren Zweitwohnsitz. Oder ziehen ganz hierher.
Das merkt beziehungsweise sieht man auch beim Fahren durchs Umland von Samaipata. Tolle Villen im westlichen Stil,
modernste "Glaskästen" und weitläufige Weinanbaufelder ist das was wir auf dem Weg zu unserem Pueblito sehen.
Hier bleiben wir zwei Nächte.
Leider macht nicht nur das Wetter für den einzigen Tag in Samaipata schlapp.
Auch die Direktverbindung zur RN7 ist auch am Folgetag noch nicht fertig.
Die Hotelbesitzer empfehlen uns deshalb einen
anderen Weg, den es offiziell gar nicht gibt. Die Beschreibung ist gut und wir finden
das entscheidende Tor und damit einen Shortcut nach Samaipata.
Von Straße kann man hier nicht wirklich sprechen.
Es ist ein ausgefahrener Sandweg.
Der hat sich an manchen Stellen so tief ins Umland gefressen, dass wir in einer Art flachem Canyon unterwegs sind.


Kurz bevor wir endlich Samaipata und damit den Zugang zur RN7 erreichen, treffen wir auf zwei Wanderer, die uns fragen, wohin der Weg, von dem wir gerade kommen, führt. Zufälligerweise sind es auch Deutsche mit denen wir viele Schnittpunkte haben und uns fast 'ne Stunde festquatschen.
Die RN7 ist in bestem Zustand. Die Fährt sich gut. Fast zu gut.
Zwei Mal schaffen wir es, die Ausschilderung zur Stichstraße, die zum El Fuerte führt,
zu übersehen! Beim dritten Anlauf scannen wir hochkonzentriert alle Schilder und gucke da:
Das Schild ist so groß, dass man es nicht übersehen kann.
Der weitere Weg führt über eine gut betonierte, schlaglochfreie Straße. Und nur einmal wird es lustig. Dann als die Straßenführung mitten durch den Fluss geht. Der ist allerdings an dieser Stelle und sicherlich auch momentan, sehr flach. Selbst PKW's sollten keine Probleme haben.


El Fuerte de Samaipata
El Fuerte ist eine große Felskuppe, die bei 1.950 Höhenmetern liegt. Es ist das größte und bedeutendste Denkmal Südamerikas, aus einer Zeit noch bevor Inkas den Berg bewohnten.
Als Ausländer zahlen wir 50 Bolivianos pro Person (Oktober 2023). Das sind etwa 6.60€ für jeden von uns.
Das Highlight der Anlage ist der gut 60 Meter breite und 220 Meter langer Monolith – der heilige Felsen.
Den darf man natürlich nicht betreten.
Die gesamte Anlage wird streng bewacht. Auf Verstöße einiger Besucher hört man über eine Sprechanlage dementsprechende Ermahnungen.
Der gesamte Stein und eine weitere, daneben liegende Ausgrabungsstätte im Überblick:


Um dennoch eine Besichtigung möglich zu machen, gibt es Stege und Aussichtsplattformen.
Von diesen hat man einen ausgezeichneten Blick auf den Felsen.
Außerdem sind gut gemachte Infotafeln aufgestellt. Das finde ich gut. Denn bestimmte
Formationen mit besonderer Bedeutung hätten wir so übersehen. Beziehungsweise nicht deuten können.
Es gibt verschiedene Zeichen und Figuren die Tiere, wie Schlangen und Pumas zeigen. Es gibt Wasserkanäle, Becken, sowie drei- und viereckige Sitzplätze.





Einst soll es ein bedeutendes religiöses Zentrum gewesen sein. Man vermutet, das es um 300 von den Mojocoyas gegründet wurde. Die genaue Funktion ist aber bis heute nicht geklärt.
Im 14. Jahrhundert bauten die Inka die Anlage aus und versahen sie mit Befestigungen.
Sie waren wohl die letzten, die diese Stätte genutzt haben.
Andere behaupten jedoch, es sei eine Startrampe Außerirdischer gewesen 🤷♀️
Wie auch immer.
Vielleicht doch ein UFO?

Insgesamt ist die Besichtigung des Fuerte de Samaipata für uns kein Highlight, weshalb man unbedingt hier her kommen muss. Für uns war es dennoch eine willkommene Station, um die Strecke zwischen Santa Cruz und Sucre, unserem nächsten Ort, etwas zu verkürzen. Ohnehin bleibt uns noch laut Google trotz Zwischenstopp eine sieben- bis achtstündige Weiterfahrt zum Ziel.
Nach der Besichtigung des El Fuerte schlendern wir etwas durch's Örtchen:
Der Ort Samaipata
Wie in jedem südamerikanischen Ort gibt es auch hier einen Hauptplatz, der sich hier schlicht Plaza Principal Samaipata nennt und ein begrünter Platz mit diversen Denkmälern ist. Die Kirche Nuestra Señora de la Candelaria ist von aussen ein freundlich angestrichenes Schmuckstück. Leider ist sie geschlossen, so dass da nur ein Blick durch die Scheibe möglich ist.
Wir schauen uns eine Nebenstraße an.
Nun ja. Wie alles hier aussieht, lebt man vom Tourismus.




Die Plaza Principal Samaipata ist umringt von Restaurants und Andenkenläden. Ein ganz nettes Ambiente. Wir suchen einen Bäcker oder eine Konditorei. Werden aber nicht fündig. Wir sind zur falschen Zeit unterwegs. Entweder sind sie schon oder noch geschlossen. Erfolglos fahren wir in unser "Städtchen". Unser heimliches Highlight von Samaipata.
Unsere Unterkunft: El Pueblito Hotel Boutique
Das El Pueblito ist unser Highlight von Samaipata.
Es befindet sich etwas am Rand des Ortes. In erhöhter Lage.
Ein Hotel, das wie ein Dorf aufgebaut ist, so etwas haben wir noch nie gesehen.
Jede Unterkunft ist ein Haus.
Es gibt eine Dorfkirche, einen Dorfplatz und ein Amtshaus.
Im letzteren befindet sich das Restaurant und die Administration. Die Aussicht vom Hügel
ist sensationell. Uns wurde das Haus “Liberia” zugeteilt - wie passend 😎
Casa Libreria ist stilgerecht nicht nur mit Büchern jeder Art dekoriert.
Selbst die Fensterbemalung, Fliesen jegliche Muster und jede erdenklich mögliche Dekoration hat
Buchmotive.
Stilgerecht sind auch alle Einrichtungsgegenstände.
Selbst die Stoffvorhänge vor den Schränken in der Küche tragen ein Buchmuster und sind voll im Oma-Stil.
Schön sind auch die Schaukelstühle vor dem Eingang des Hauses mit Blick auf den Platz.
Der Kaffee schmeckt noch besser, wenn man dabei das gesamte Geschehen beobachten kann.
Wir sind restlos begeistert.





Das Schlafzimmer


Das Rathaus alias Rezi

Kirche für alle Religionen



Der Dorfplatz


Die Inhaber haben eine Vorliebe für außergewöhnliche Tiere.
Schneeweisse Tauben und wunderschöne Pfaue stolzieren durch die Anlage.
Sie zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Und das ist nicht nur von vorn 😉




An der Abbruchkante des Grundstücks steht ein Baumhaus mit unverstelltem Blick ins Tal auf den Ort Samaipata. Hier machen wir es uns am ersten Abend mit einem Glas Wein gemütlich und beobachten das Licht zum Sonnenuntergang.




An beiden Abenden essen wir im Hotelrestaurant.
Das Essen ist westlich angehaucht und recht lecker.
Die Inhaberin ist sehr kommunikativ und da die gesamte Familie auch im Haus isst,
sitzen wir noch ziemlich lange zusammen. Die Themen gehen uns nicht aus. Haben wir doch so einige Gemeinsamkeiten.
Es ist schön auf diesem Weg auch mehr über Bolivien zu erfahren.

Bis nach Hause ist es nicht weit. Einmal über den Dorfplatz und schon ist man da.

Die strengen Wächter der Anlage im Dienst


So geht es weiter
Samaipata war ganz nett. Länger hätten wir hier jedoch auch nicht bleiben wollen.
Es geht auf eine längere Reise Richtung Hauptstadt Sucre.
Von der Strecke bis dahin erwarten wir praktisch gar nichts. Das Netz gibt ja auch nicht viel her, da die meisten
Reisenden bis Sucre fliegen.
Doch wir werden angenehm überrascht.
Nicht nur die Straßenbeschaffenheit ist
sensationell, sondern auch die Landschaft bietet Ungeahntes.