Von Potosí nach Tupiza
Meine zweite Nacht in Potosí ist trotz des ruhigen Zimmers schwierig. Furchtbare Kopfschmerzen plagen mich und rauben mir den Schlaf. Ob es mit der Höhe zusammenhängt? Davon bin ich gar nicht so überzeugt. Es ging mir tagsüber ja fantastisch. Vielleicht aber ist es der lautstarke Wetterwechsel der draußen tobt. Es blitzt und donnert unentwegt. Ein furchtbarer Sturm rüttelt an unseren einfachen Fenstern.
Ein letzter morgendlicher Blick auf Cerro Rico, der sich heute ziemlich bedeckt zeigt.

Heute verlassen wir die 4.000 Höhenmeter und fahren nach Tupiza, das bei "nur" noch 3.000 Höhenmetern liegt.
Das Ausparken aus dem 3. Hinterhof klappt kratzerfrei.
Die Straße Richtung unserem nächsten Ziel führt uns nochmals am Cerro Rico vorbei.
Vorbei an einem Wohnviertel, das wohl nicht zu den Besten gehört. Zugegeben fühle ich mich
nicht zuletzt wegen der ständigen Knaller die auf dem Boden explodieren, hier nicht wohl.
Nach dem nächtlichen Unwetter hat der Wind noch sein Übriges für das schlechte Aussehen dieser Gegend gesorgt.
Unmengen an Müll sowie abgerutschte Erde begrenzen die Straße.
So nah bei 4.318 Höhenmetern am Berg zu sein, hilft uns auch die Dimension einzuschätzen.
Riesige LKW's irgendwo auf einer oberen Straße sehen aus wie Kinderspielzeug.



Nun sehen wir diverse Einfahrten zum Berg und einfache Eingänge in den Berg auf Straßenebene, die nicht anders aussehen
als Mineneingänge in den USA. Allerdings sind die aus dem vorletzten Jahrhundert. Immer noch höre ich die Worte des Guides
aus der Kathedrale, der da meinte, dass der Kollaps des Cerro Rico bevorsteht. Irgendwann. Oder auch heute.
Die Straße führt uns immer entlang der Geschehnisse.
Mitten im Müll, mitten zwischen den Abfällen jeder Art grasen Lamas.
Unsere ersten Lamas auf dieser Reise. Was grasen sie da eigentlich? Was finden sie da zu fressen?
Lamas gehören zu den normalen Lebensmitteln hier in Bolivien. Kommen die vielleicht auch auf den Tisch?






Auf dem weiteren Weg sehen wir die Anlagen, also offene Gewässer, in dem das Silber oder sonstige Edelmetalle mit viel Chemie herausgelöst werden. Und so verlassen wir Potosí mit einem bedrückenden Gefühl. Die Metalle, die wir "von irgendwo" beziehen, werden genau hier, in Ländern wie Bolivien mit viel Umweltverschmutzung gewonnen. Das gibt zu denken!

Der Weg nach Tupiza ist wieder einmal sensationell. Eine landschaftlich aussergewöhnlich
schöne Strecke. Das schöne Wetter mit seinem tiefblauen Himmel und den dekorativen Wolken
scheint Geschichte zu sein. Erst kratzen wir entlang und dann durchfahren wir ein echt fieses Unwetter.
Mit allem was dazu gehört. Kostenloser Autowäsche inklusive. Glücklicherweise ist nach diesem Intermezzo
alles wieder vorbei. Es gibt meinen Lieblingshimmel und Sonne.
Vier Stunden sind eingeplant. Und inklusive einiger Fotopausen kriegen
wir das auch einigermaßen hin.




Kurz vor Erreichen Tupiza's zeigen sich die ersten roten Canyons.
Noch wissen wir
nicht, was uns in Tupiza erwarten wird.


Gefahrene Strecke: 252 km
Tupiza - Altitude: ~3.025 Meter
Schon bei der Anfahrt aus Potosi kommend ist klar: Tupiza ist malerisch gelegen. Eingebettet von beeindruckenden Steinformationen. Es ist die Hauptstadt der Provinz Sud Chichas des Departements Potosí. Archäologische Funde sind Beweis für die Existenz des Ortes Tupiza seit 1535/36 und des indigenen Volkes der Chichas.
Drei Nächte werden wir hier in Tupiza bleiben.
Bei der Planung habe ich nicht wirklich viele aussagefähigen Infos gefunden.
Tupiza ist für die meisten Reisenden ein Ausgangspunkt für organisierte Reisen in den Salar de Uyuni.
Für Tupizas Umgebung haben die Wenigsten Zeit.
Im Hotel und im Restaurant lernen wir andere Reisende kennen. Meist Langzeitreisende mit vielen Tipps im Gepäck.
Wir erfahren viel über verschiedene Reisearten. Wo sind besondere Highlights? Wo kann man gut Essen?
Wie sind bestimmte Straßen? Welche SIM Card ist die optimale sowohl preislich als auch von der Netzabdeckung, und wie
ist das mit dem Geld in Argentinien und Vieles mehr. Nach zwei Monaten des Reisens können auch wir viel beisteuern.
Alle diese Gespräche haben einen ungemeinen Mehrwert.
Aber viel Infos über Tupiza kann niemand geben. Leider.
Vor zwei Wochen lernten wir im Amboro NP eine Familie mit einem privaten Reiseführer kennen. Natürlich habe ich sofort
die Chance ergriffen und wollte ein paar Tipps von einem Fachmann abzapfen. Doch er hat sich sehr abfällig
über Tupiza geäußert. Hier gäbe es nur Kakteen und Cowboys, die durch die Landschaft schießen.
Glücklicherweise sollte dieser Guide Unrecht haben.
Im Hotel befindet sich eine Agentur, Tupiza-Tours, die uns zwar kein Kartenmaterial geben kann, aber wir dürfen ihre Unterlagen abfotografieren. Zusammen mit unserem elf Jahre alten Reiseführer sind wir gar nicht so übel ausgerüstet.
Die zwei Tage nutzen wir bis zur letzten Minute des Tages aus.
Tupiza's einzigartige Umgebung erweist sich als ein Geheimtipp. Für den Ort selbst bleibt irgendwie keine Zeit.
Den ersten Tag beginnen wir mit einer ungewollten weil ungeplanten Stadtrundfahrt.
Ob wir wollen oder nicht,
fahren wir gefühlt jede Straße ab. Unsere Beschreibung aus dem Buch ist schlicht und ergreifend falsch beziehungsweise veraltet.
Wir finden einfach den Ausgang in Richtung unseres ersten Ziels nicht. Glücklicherweise ist die Stadt recht übersichtlich.
Das Zentrum ist die Plaza Independencia.
Hier steht die Kirche, deren polnischstämmigen Pastor und seine Ordensschwestern wir später im Cañon kennenlernen dürfen und
der uns für den Nachmittag auf einen Kaffee einlädt. Doch dazu wird es nie kommen.

Es gibt kaum Aufregendes in Tupiza. Die Stadt bietet ein paar Hotels und Hostels.
Generell habe ich das Gefühl, dass hier die meisten Rucksacktouristen unterwegs sind. Verständlich. Zum ersten Mal
sind wir in einer Kleinstadt angelangt, die ein Drehkreuz für Reisende durch Bolivien ist.
Ich mag eh die abgelegeneren Orte. Die eher stillen Ecken.
Und die findet man schon, wenn man die
Avenida Barrientos entlang fährt. Eine wichtige Ausfallstraße entlang des Río Tupiza.



Aus diesem verwunderten Blick lese ich, dass hier sonst nie jemand vorbeikommt 😉

Den ersten Tag der Erkundungstour um Tupiza widmen wir dem Areal im Südwesten von Tupiza.
Über die Avenida Barrientos gen Süden finden wir bald den Zugang zum weitläufigen Gebiet der Quebrada Palmira.
# Quebrada Palmira
Die Schlucht bildet ein 1.5 Kilometer breites trockenes Flussbett.
Die Zufahrt ist recht einfach zu fahren. Auch mit einem PKW.
Die Quebrada ist die am leichtesten von Tupiza zu erreichende Sehenswürdigkeit, die einen recht guten Einblick
in die Formationen der Gegend gibt. Man kann sich mit einem Taxi herbringen lassen und den Rest erwandern.
Auch werden im Ort Ausflüge auf dem Pferd angeboten.
Nichts davon nutzen wir. Wir fahren
mit unserem Landcruiser in diese Richtung. Es dauert nicht lange, bis wir als Liebhaber der "Rote-Steine-Fraktion"
mit verschiedensten Steinformationen beglückt werden.



Die folgenden Attraktionen, die sich rechterhand der Schlucht befinden, sind allesamt gut ausgeschildert.
Es ist halt die nahgelegenste Sehenswürdigkeit und dementsprechend stärker frequentiert. Das heisst aber nicht,
dass man irgendwo warten muss, um es zu sehen.
Wir sind hier in Bolivien. Und das ist nirgendwo overcrowded.
Die sehr breiten Zugänge - breit wie eine Autobahn - sind gut gepflegt und zum Schutz der Natur mit weissen Steinchen begrenzt.
Aber das mit dem Müll in die Landschaft werfen, muss noch geübt werden! Das tut schon weh, wenn so viel
Pflege ignoriert wird. Wie auch immer.
Auf einem Ast in einem Busch liegt eine obere Hälfte mit Griff eines größeren, weissen Behälters aus Kunststoff.
Wir schauen ihn uns an und haben die gleiche Idee, wofür wir es einsetzen könnten 💡
Aber bis zum Einsatz werden wir noch viel Bolivien, Argentinien und Chile gesehen haben.
# Puerta del Diablo
Die Erkundung beginnt mit der Puerta del Diablo, dem Teufelstor.
Das kann man
nicht verfehlen. Es befindet sich rechterhand vom Weg. Es gibt einen kleinen ausgewiesenen
Parkplatz, wo wir das Auto abstellen. Auch eine Zwei-Girlie-Gruppe ist schon mit Guide und Pferden vor Ort.
Ein passendes Fotomotiv.
Wie zwei in der Erde eng gesteckten, vielleicht ein Meter dicken Platten bilden das Tor.
Gigantisch sind sie, wenn man davor steht.
Nicht lustig ist, dass Idioten aus der ganzen Welt ihre Namen draufgesprüht haben!




Hinter den Platten gibt es eine Art aufgeschüttete Anhöhe.
Trainiert und gut angepasst an die Höhe wie wir sind, ist der Aufstieg für uns locker zu schaffen.
Von hier oben gibt es einen schönen Rundblick.




Das Areal ist angelegt wie ein Park.
Man kann nichts verfehlen. Auch ohne jeglichen Reiseführer.
Alles ist wunderbar ausgeschildert. Es folgt das Valle de Machos:
Wann genau diese Schlucht beginnt, das weiss man nicht.
Was ich weiss, ist, dass die sensationellen Steinformationen auf der weiteren Wegführung kein Ende nehmen.



# Valle de los Machos
Während wir die Formationen Hoodos nennen würden, sahen die Indígenas wohl etwas anderes.
Phallus ähnliche Formationen nämlich. Deshalb auch der Beiname Valle de los Penes.
Nun ja. Das muss jeder selbst wissen.




# Cañon del Inca
Bis zum Cañon del Inca ist es nicht mehr weit. Das letzte Stück laufen wir zu Fuß.
Der Weg endet an einer sich verengenden Stelle umgeben von riesigen, runden Boldern.
Erwartet hatten wir ein malerisches, dahin plätscherndes wenigstens schmales Rinnsal .
Aber hier ist nix. Oktober ist ja Boliviens Frühling. Und während bei uns die Winter viel Wasser im Gebirge bilden,
sind es hier die Sommer, die regenreich sind. Und der steht ja noch bevor.
Es ist dennoch ein schöner ruhiger Ort. Sicher ideal zum Campen.





An dieser Stelle ahne ich schon, dass dies wohl der Tag mit den meisten Aufnahmen sein wird.
Es ist eine Mischung aus Freude darüber, dass es auch in Bolivien "Rote Steine" gibt, wie wir sie aus dem
Südwesten der USA kennen. Und dass uns endlich die Landschaft Boliviens beeindruckt.

Gleich hinter der Schlucht, die mit der Puerta del Diablo eröffnet wird,
lockt die nächste Schlucht. Wahrscheinlich ist es die Quebrada Palmira. Aber wer weiss das schon?
Eine Schlucht, die auf der Karte überhaupt nicht erwähnt wird.
Schon sind wir im Entdeckdermodus und freuen uns über die Gesteinsformationen, die wesentlich hellere und zartere Farben aufweisen.


Erst sind wir enttäuscht, dass diese schöne Landschaft wieder einmal so verschmutzt ist! Überall sieht man Tüten, Flaschen und
Dosen rumliegen. Und dann, als es immer mehr wird, behauptet Rainer doch:
"Das ist doch eine Müllhalde!"
"Niemals! Das glaube ich nicht!" sage ich. Und informiere mich bei Googlemaps, wie weit dieser Canyon
noch führt. Voller Entsetzen muss ich feststellen, dass dieser Cañon keine wilde Müllhalde sondern tatsächlich eine ausgewiesene
Mülldeponie ist.

Es ist kurz vor Eins und so nehmen wir den nächsten Cañon in Angriff.
Dabei verlassen wir die Quebrada Palmira und fahren wieder bis zur Avenida Barrientos, der Straße, die aus Tupiza kommt.
Es geht nun weiter gen Süden. Die Straße ist eine festgefahrene Sandstraße.
# Cañon del Duende
Die Zufahrt in den Cañon del Duende in der Quebrada de Santa Elena ist schnell gefunden. Die wird auch Goblin Valley genannt. Der Ursprung für diesen Namen ist eine traurige Geschichte. Früher warfen Frauen ihre abgetriebenen Babys hierher. Die verwandelten sich alsdann in Kobolde. So sagt es die Legede.
Wir fahren über eine Piste mit starkem Gefälle.
Der Zugang befindet sich wieder einmal in einem Trockenbett.
Schon aus der Ferne sieht man die Besonderheit an diesem Cañon.
Als wenn sich zwei steinerne Reliefe in Form von menschlichen Gesichtern gerade berühren wollen.


Wahrscheinlich könnte man durch dieses Steintor auch mit dem Auto durchfahren.
Ein cooler Kick. Wie durch's Brandenburger Tor durchfahren. Leider brechen wir ab. Dieser Spaß ist es uns
dann doch nicht wert. Was wenn es eine Schramme am Auto gibt. Jetzt wo die Parkgarage in Potosí so schön kratzerfrei überstanden ist.
Wir parken das Auto und gehen zu Fuß.
Das Trockenbett besteht aus losen Kieselsteinen.
Es kommt mir vor wie ein Gang durch ein Rote-Steine Museum. Einige Formationen können glatt mithalten
mit denen im Castle Valley nahe Utah.



Wir wandern etwa einen Kilometer in der Schlucht. Der weitere Weg bietet nichts Neues. Deshalb geht es auf den Rückweg.






Zurück auf der Anhöhe, fahren wir weiter gen Süden. Zurückkehren auf die gen Süden führenden Straße
ist nicht nötig. Beziehungsweise wäre es ein unnötiger Umweg.
# Quebrada Seca
Die Quebrada Seca ist wieder einmal ein extrem breites Trockenbett.
Der Name verrät es schon: Es ist ein Flussbett mit Trockenvegetation.
Die Breite ist schlecht schätzbar, ohne ein Vergleich zu haben. Aber vermutlich ist das Flussbett ein bis zwei Kilometer breit.
In dessen Mitte eine festgefahrene unbefestigte Stichstraße lang läuft. Ganz sicher, ob wir diesen Weg nehmen sollen, sind wir nicht.
Und entscheiden uns für die ebenfalls unbefestigte Waschbrettpiste. Die ist nervend rumpelig.
Wir sind allein auf dieser Strecke. Die meisten - also die drei anderen Autos 😆 - fahren eben mitten im Flussbett.



An der Gabelung, die eigentlich zu unserem Ziel der Puente del Diablo führt, entscheiden wir uns
um. Den steil aufsteigenden Weg zu fahren ist momentan viel verlockender. Aufgrund unseres
schlechten bis ganz fehlenden Kartenmaterials wissen wir noch nicht, dass diese Strecke in einem
tiefen Flussbett landen wird, das wir uns nicht trauen zu überqueren.
Aber bis dahin dauert es noch und wir kommen aus dem Staunen nicht raus!



Mittendrin hat die Natur ein Guckloch gelassen und gibt den Weg auf El Toroyoj und den Río San Juan Del Oro frei. Die Landschaft, die wir hier sehen, ist unbeschreiblich schön. Unwirklich, wie auf einem von einem Maler ausgedachten Bild ist El Toroyoj tief unten zu sehen. Die Farben unglaublich!


Die Zeit rennt. Eigentlich wollten wir den Nachmittag am Pool verbringen. Daraus wird wohl nichts.
Fotografieren mit meiner DSLR und Stativ? Fällt aus und wird überbewertet. Hier muss das Smartphone ran.

Jeder Fernblick toppt den nächsten.




In Calixta erreichen wir wieder den weitestgehend trockenen Flusslauf. Aber eben nur weitestgehend.
Zu groß sind die Bedenken, hier stecken zu bleiben. Insbesondere hier, wo wir das Gefühl haben, die gesamte Welt für uns allein zu haben.
Sicherlich würde die Überquerung dem Landcruiser nichts ausmachen.
Es ist Dreiviertel Drei. Auch deshalb entscheiden wir uns zur Umkehr.
Bei Googlemaps ist auch keine nahgelegene Verbindung zur Straße die südlich des Río San Juan del Oro verläuft, zu erkennen.

Der Rückweg ist die Härte. Nicht weil die Straße so schlecht ist, sondern weil ich immer wieder neue
Motive sehe. Und ich schwöre - auf dem Hinweg stand das alles noch nicht da ✌🏻
Die Sonne steht tiefer und der Kontrast zwischen Himmel und den Felsenformationen
ist markanter und ausdrucksstärker als noch auf dem Hinweg.





# El Toroyoj
Toroyoj, ein parkähnliches Areal, an dessen Fuß das Wasser des Flusses San Juan del Oro strömt. Es gibt Bänke und Tische. Die Szenerie mit den schattenspendenden Bäumen ist unglaublich schön. Eigentlich müsste man hier den Tag beenden. Aber uns zieht es weiter. Gierig nach mehr!


# Tal des Río San Juan
Das Tal im Río San Juan de Oro beeindruckt allein durch die Weite.
Ein schmaler unbefestigter Weg, qualitativ nicht schlechter als der obere, den wir zuvor gefahren sind,
führt uns entlang des östlichen Flussufers.


Es geht nicht anders. Wir bleiben immer wieder stehen.
Und beobachten, wie hier die Frauen ihre Ziegen durch's Flussbett treiben, das an manchen Stellen sogar Wasser trägt.

Es gibt nichts zu beschreiben.
Die Fahrt wird begleitet von grandioser Landschaft.








Unser Auto zum Größenvergleich:







Wir durchfahren mehrere Orte. Es sind Orte weit weg von allem. Jedenfalls aus meiner Sicht.
Die Menschen wohnen hier sehr bescheiden. Arm würde ich das nicht nennen. Die Kinder und Jugendlichen sehen sauber gekleidet aus.
In solchen Momenten beneide ich sie kurz für das Leben mitten in der Natur.



Wir durchqueren zum letzten mal einen von links kommenden Trockenflusslauf kehren dann aber zurück.
Es reicht für heute.
Es reizt uns beide einmal in dieses Flussbett zu fahren. Wir beobachten in der Ferne einen LKW wie er
die Wasserläufe ganz entspannt überquert. Ohne stecken zu bleiben.
Ganz mutig stechen wir nun in das Flussbett des Río San Juan, der an dieser Stelle locker einen Kilometer breit ist.

Ein paar Adern im Flusslauf tragen Wasser.
Als von hinten ein Moped kommt, der zur anderen Seite will, sind wir auch bereit noch weiter zu fahren.
Vermutlich sind diese Art Verbindungen ganz Usus. Das flache Wasser bietet sich wunderbar für ein paar verspielte
Spiegelbilder an.
Die Batterie meines Smartphones hat sich auch verabschiedet. Meine Powerbank liegt gemütlich im Hotel.
Das letzte Bild:

An dieser Stelle beenden wir unsere Erkundungsfahrt.
Die Sonne steht schon sehr tief. Manche Formationen sind schon im Schatten.
Die Quebrada de Seca fahren wir auf dem Rückweg mitten im Flussbett. Und wir werden uns einfach nicht einig,
welcher Weg der bessere ist. Der entlang der Quebrada oder der mittendrin. Beide nehmen sich nicht viel.
Beide sind teilweise nervende Waschbrettpisten. Jetzt zum Ende des Tages werden wir auch von zwei oder drei Einheimischen überholt.
In Nullkommanix werden wir in eine Staubwolke gehüllt.
Den Tag 2 beginnen wir mit der Fahrt in den Nordwesten des Ortes Tupiza.
Der befestigte Teil der Strecke endet so etwa am Beginn der Quebrada Palala. Ein Trockenbett eingekesselt
von hohen Flanken voller filigraner und mehrfarbiger Gesteinsformationen. Die Piste ist
unbefestigt aber dennoch leicht sogar mit einem PKW zu befahren.
Unser erstes Ziel: Der Mirador Sillar.
# Quebrada de Palala & Mirador El Sillar - ~ 3.620 Höhenmeter
Zum Aussichtspunkt führt eine sehr kurvige Straße. Immer schön entlang voller sensationeller Ausblicke, dafür teilweise schwindelerregende Steilhänge. Und wie immer sitze ich auf der abfallenden Seite, was ich nicht wirklich toll finde. Aus der Ferne sieht es ja immer ok aus. Aber erhöht zu sitzen und da hinab zu blicken... Das muss ich noch lernen!
Ab und zu begegnen wir Entgegenkommenden. Denn diese unbefestigte Strecke namens Tupiza - San Vicente, ist eine Verbindung von Tupiza bis zum hundert Kilometer entfernten San Vicente. Gut. Aber so weit soll es heute nicht gehen.



Den Mirador El Sillar erreichen wir nach knapp 14 Kilometer (ab Hotel).
Hier, an einem Sandwall stellen wir unser Auto ab und verweilen eine ganze Zeit.
Es ist nicht einfach, schnell das Gesehene zu ergreifen. Eine Mondlandschaft mit derart verschiedenen Formationen.
Verschieden in Form und Farbe. Eine sehr angenehme und willkommene Reizüberflutung.
Es ist der Ort für Fans des Überblicks!
Direkt am Fuße der vor mir stehenden Schlucht wird etwas aus der Erde geholt.
Die LKW's machen sich prima. So kann man die schiere Größe des Ganzen hier erfassen.
Dieses Konglomerat an gigantischen Felsnadeln ist auch als Bosque de Piedra bekannt. Also Steinwald.


Der El Sillar ist zwar nicht der höchstgelegene Punkt, dafür aber ein Scheitelpunkt ein Sattel sozusagen. Es reichen nur wenige Schritte, um auch in die andere Richtung schauen zu können. Ich kann es gar nicht glauben. Von hier aus können wir sogar bis zum Toroyoj gucken. Bis zu der Stelle, wo die Quebrada Seca den Río San Juan kreuzt. Da, wo wir gerade erst gestern waren.

Links und rechts von uns sind steile Abhänge mit beeindruckenden Formationen in enormer Größe.
Egal wo man hinschaut



Ein weiterer schöner Größenvergleich 😉

Zurück geht es in die Quebrada de Palala. Also in die Schlucht (Quebrada ist der spanische Begriff für Schlucht) in die wir bis eben reingeschaut haben. Leider ist die Einfahrt versperrt. Warum auch immer.
# Torre Huayco
Bevor wir die Quebrada de Palala verlassen, nehmen wir den erst besten Abzweig nach links. Wieder eine unbefestigte aber gut zu befahrene Strecke. Es ist der Camino Tupiza - Torre Huayco. Wie der Name schon sagt, der Weg führt bis zum Torre Huayco. Danach ist Dead End.
Gleich am Anfang geht es über ein sehr weitläufiges trockenes Flussbett. Linkerhand begegnen uns schon erste tierische Vertreter des Andenlandes. Sie sind hier noch recht scheu. Und immer wenn wir stehen bleiben, flitzen sie weg. Wahrscheinlich riechen sie Gefahr im Anzug.
Haben wir das andere Ufer des Flussbetts erst erreicht, stehen schon die gelben Steinsäulen. Wellenförmig und unglaublich hoch. Kein Wunder, denn teilweise verläuft unser Camino nur ein paar Meter entfernt.



Hier zwischen den Steinformationen und kratzigem Gestrüpp, zwischen richtig
großen Kaktussen, die so fest, gesund und saftig aussehen, hier fühlen sich die südamerikanischen
Kamele richtig wohl und einige von ihnen haben auch Lust auf ein Porträt.
Es fühlt sich wie ein Spiel an. Sie stehen ganz starr und schauen einem in die Augen. Fotos schiessen erlaubt.
Und ich habe alle Zeit der Welt.
Aber dann mache ich eine falsche Bewegung - und weg sind sie!



Wir fahren so lange, bis es nicht mehr weiter geht.
Unterwegs tangieren wir eine Handvoll privater Grundstücke. Die sind von der Natur fast wieder in Beschlag genommen worden.
Meist ist nur ein Dach zu sehen. Oder irgendwo eine Freifläche mit Wäsche. Es fährt sich einfach. Keine Sandpassagen. Keine spitzen Steine.





In der letzten Ortschaft - wenn man es Ortschaft bezeichnen kann - ist das Ende unserer Reise. Es gibt einen Fußballplatz der größer ist, als das Konglomerat das ich Ortschaft nenne. Hier sehen wir auch ein paar Jugendliche, die Fußball spielen. Es gibt eine Kirche, eine Polizeistation und sonst nix. Unsere Piste ist plötzlich beendet. Wir steigen aus und suchen nach einem weiterführenden Weg. Aber es geht definitiv nicht weiter. Eigentlich sind wir noch auf der Suche nach einem ganz speziellen Fels. Einer hohen alleinstehenden Nadel. Aber wir finden sie nicht. Mag sein, dass das Bild, das ich gesehen habe einfach nur veraltet ist und dieses Gebilde wurde schon längst von der Natur eliminiert.
Auf dem Rückweg zeigen die Tierchen keine Scheu mehr. Ich nenne sie hier noch "Tierchen".
Denn noch weiss ich nicht, ob es nun Lamas sind.
Und ich kann schon mal vorgreifen in meinem Bericht. Auf der weiteren Reise treffen wir Adriana. Sie kennt
sich mit den Kamelsorten aus und bestätigt, dass es Guanakos sind.
"Guanakos ist die wildlebende Stammform des von Menschen gezähmten Lamas.
Wie auch das Vikuña, ist das Guanako vor allem in Peru, Argentinien und Bolivien anzutreffen.
Das Fell ist wollig und dicht; seine Farbe ist oberseits hellbraun und unterseits weiß."
Na gut. Hier haben wir auch schwarze Exemplare, die auch Lamas sein "könnten".





Auf dem Rückweg nach Tupiza fliegt kurzzeitig ein Andenkondor über uns. Wie immer in solchen Fällen ärgere ich mich, nicht mein Superzoom griffbereit zu haben.

Den späten Nachmittag verbringen wir auf unserer Terrasse mit Blick auf den Pool. Wir könnten hier ewig so sitzen. Mit der untergehenden Sonne nimmt der Pool und der Hof immer neue Farben an.

Am frühen Abend holen wir uns im kleinen Mercadito noch ein paar schnellverwertbare Kohlenhydrate, in Form von verschiedenster leckerer Schokolade und Riegel. Ganz selbstverständlich hätten wir auch Schoki von Milka&Co kaufen können. Aber die bolivianische schmeckt um Welten besser. Die Tüte voll Ware kostet kostet umgerechnet etwas mehr als 2.50€.
Kurz nach Sieben gehen wir dann gemeinsam mit Zsuzsa und Carsten, die wir heute beim Frühstück kennengelernt haben, in die
Marcelina Resto Bar. Wenn sich vier Vielreisende zusammensetzen, dann finden sie kein Ende.
Reisegeschichten und Austausch von gemachten Erfahrungen, Tipps und noch mehr lustige Geschichten.
Der Abend ist wunderbar unterhaltsam.
Unsere Unterkunft: Hotel Mitru
Das Mitru liegt mitten im Zentrum.
Von außen ist definitv nicht zu erkennen, welch eine schöne Hotelanlage sich hinter dieser
nichtssagenden Front verbirgt. Am Checkin spricht man sehr gute Englisch.

Wir bekommen das Zimmer zugewiesen.
Es hat eine kleine private Terrasse mit Sitzmöbeln.
Die Farbgestaltung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.
Sämtliches Mobiliar ist aus Kaktusholz gefertigt. Das ist für uns ein Novum. Noch nie zuvor habe ich weder Möbel aus gefertigtem Kaktus gesehen,
geschweige denn gewusst, dass man aus Kaktus so etwas machen kann.
Die Zimmer sind sauber. Da gibt es nix zu meckern. Es gibt Klimaanlagen und die Dusche bringt warmes Wasser ohne Druckprobleme.
Dennoch will -insbesondere ich- das Zimmer wechseln. Genau vor dem Fenster des Schlafbereichs ist eine Treppe.
Doch es gibt am ersten Tag keine Möglichkeit, in ein anderes Zimmer zu ziehen.
Am nächsten Tag ist das daneben liegende Zimmer frei. Erst da stellen wir fest, dass wir schon die Luxusausführung
in dieser Unterkunft haben. Denn zu dem Schlafraum gehört ein Aufenthaltsraum. Also wird nix gewechselt und die Gardine im
Schlafzimmer bleibt nachts geschlossen.


Der Innenhof ist riesig und ausgesprochen gut gepflegt.
Im Mauerwerk sind Fenster und Türen eingearbeitet. Und nur hinter einigen verbirgt sich wirklich eine Unterkunft.
So wirkt der Innenhof wie ein Dorfplatz umringt von Häusern. Eine tolle Idee. Am anderen Ende befindet sich auch ein Parkplatz.
Es kommen ja nicht viele Gäste mit Auto. Deshalb bekommen wir auch jeden Tag einen Stellplatz.
Der Star im Innenhof ist unbestritten der Pool. Leider ungeheizt.
Jedenfalls im Oktober.


In der Lobby gibt es mehrere Tischgruppen. Hier kann man sich mit anderen Reisenden austauschen. Eine gute Sache. An einer kleinen Bar gibt es den ganzen Tag verschiedene Teesorten, Cocablätter für den Vormittag, weitere getrocknete Kräuter für den Abend sowie dazugehörige Gewürze. Natürlich auch Kaffee und kostenloses Wasser zum Nachfüllen.
Am Frühstück, selbst auszuwählen am Büffet, gibt es nix zu meckern. Ich bezeichne es als westlich und absolut ausreichend. Wem das nicht reicht, der kann sich auch noch Omeletts oder Eier nach Wunsch zubereiten lassen.


Das Mitru Hotel ist meine klare Empfehlung für einen Aufenthalt in Tupiza.
So geht es weiter
Morgen verlassen wir Tupiza. Schade. Wir hätten noch genug zu sehen für weitere zwei oder drei Tage.
Die Umgebung war eine echter Zugewinn mit dem wir so gar nicht gerechnet haben.
Vielleicht kommen wir noch einmal wieder.
Morgen verlassen wir auch Bolivien. Vorerst. Wir kommen ja wieder.
Es geht in den Nordwesten Argentiniens. Der kommende Grenzübertritt macht uns etwas Sorgen.
Unsere Papiere sind es nicht, die Probleme machen könnten. Es sind die zwei blauen 40 Liter Kanister auf dem Autodach...