Khê Hạ
Khê Hạ heisst der Ort, an dessen Rand wir wohnen.
Wahrscheinlich nicht beachtenswert, wenn da nicht in Laufnähe eine der Attraktionen der Ninh Binh Region wäre: Die Hang Múa, also die Höhle von Múa.
Aus diesem Grund entstanden einige nette Homestays im weitläufigen Areal. Sie wollen sich absetzen von den Hotels im Ort Ninh Binh. Dort wurden mit
zunehmendem Touristenstrom immer mehr Hotelklötzer aufgestellt. Wir selbst nehmen uns nicht einmal die Zeit, um sich diese Stadt ohne Charme wirklich
anzuschauen. Einmal mit dem Auto durchfahren reicht vollkommen aus, um sich den Eindruck zu verschaffen.
Wir sind happy in unserer Minianlage mit Gastgebern, die alles dafür tun, damit wir uns wohlfühlen.
Heute früh gibt es sogar diesen schönen Tischschmuck, der verrät ein wenig, wo wir wohnen. Nämlich nahe den größten Lotusteichen, die wir je gesehen haben.
Lotusblumen blühen im Sommer. Zwischen Mai und September. Endlich mal ein echter Vorteil für uns, zur regnerischen Zeit hier zu sein aber
genau zu richtigen Zeit, um solche Blüten in ihrer vollen Pracht sehen zu dürfen.

Das Wetter verspricht heute Nachmittag erst schön zu werden. Die feuchte Hitze bleibt auch.
Das Frühstück haben wir schon gestern ausgewählt. A la card sozusagen. Und das ist recht umfangreich. Jedenfalls für mich, da ich das Deftige Vietnams
auch als tägliches Frühstück gut leiden kann.
Rainer schwankt zwischen Banane in Teigmantel und Spiegeleiern mit Brötchen.
Wieder einmal trifft süß (Rainer) auf deftig (Sylwia) 🤭

Das Vormittagsziel liegt praktisch nebenan:
Es geht auf das Gelände einer der Attraktionen, die im Zusammenhang mit der Ninh Binh Region genannt werden. Der bekannten Hang Múa,
also der Höhle von Mua.
Für uns, die keine Peilung von Vietnamesisch haben, ist es fast schon harte Arbeit, all die Namen auseinander halten zu können. Jedenfalls wenn man es wie ich genau wissen will, um sich das Ganze letztendlich auch besser merken zu können. Deshalb bin ich auch Individualtourist.
Als wir starten, pieselt es etwas. Das ist schade, aber wegen der hohen Temperaturen nicht wirklich störend. Und diese Landschaft sieht auch bei diesem Licht besonders aus.


Per Luftlinie sind es gerade einmal 650 Meter vom
Hang Mua Eco Garden.
Aber wir können auf GoogleMaps keinen durchgehenden Shortcut ausmachen und nehmen den langen Weg, der etwa 4.5 Kilometer lang ist.
Am Eingang gibt es einen Parkplatz, wo wir unser "Pferdchen" abstellen.
Dass gefühlt jeder in Vietnam mit Moped unterwegs ist, hat einen echten Vorteil: Ein Parkplatz - und mag er noch so klein sein - findet sich immer.
Für 100.000 Đồng, (2024 etwa 3.70€) dürfen wir auf das parkähnliche Gelände.
Ohne Frage - es ist extrem gut gepflegt. Der Eintrittspreis steht in keinem Verhältnis zu dem, was man hier geboten bekommt.






Hang Múa heisst übersetzt "tanzende Höhle".
Die Geschichte zur Entstehung des Namens geht auf König Tran zurück, der die Hauptstadt nach Hoa Lư verlegt hat.
In dieser Höhle tanzten Tänzerinnen für ihn. Und jedes Mal, wenn er vorbei kam, besuchte er diesen Ort, um ihnen zuzuschauen.
Was für 'ne Story 😉
Unter einer Höhle stelle ich mir etwas anderes vor. Eher ein Raum, wo man in die Tiefe absteigt. Die Höhlen, die wir bisher besuchen durften, waren eigentlich eher Tunnel im Karststein. So auch die Hang Múa, deren Boden sogar ganz zivilisiert mit Platten ausgelegt ist. Es gibt ein paar kurze Seitengänge, die alle ziemlich kurz sind. Irgendwo gibt es eine tiefere Höhle, die ist aber für Besucher nicht geöffnet.


Am anderen Ende des Tunnels:




Der Park ist unglaublich gut besucht. Ob es nun daran liegt, dass heute Samstag ist, wissen wir nicht.
Auf jeden Fall gibt es wenig ausländische Besucher. Die meisten sind Einheimische.
Nicht wenige tragen Kleiderschutzhüllen mit sich.
Erst denke ich an Künstler, die vielleicht hier auftreten werden. Aber schon bald ist klar, dass diese mitgebrachte Kleidung nur den einzigen Zweck hat:
Man fotografiert sich im riesigen Lotusblütenteich selbst. Insbesondere junge Frauen - aber nicht nur die - sind damit beschäftigt, sich in beste Posen
zu bringen. Speziell dafür sind kurze beplankte Wege mitten in das Blütenmehr gebaut. So ist man mittendrin. Natürlich macht sich das auf dem Foto
besonders gut.



Das Meer aus Blüten ist einfach faszinierend schön.
So etwas haben wir noch nie gesehen.
Die Lotusblume wird in gesamt Asien verehrt. Es ist das Sinnbild für Reinheit und Erleuchtung.
Reinheit, weil sie fähig ist, durch ihre besondere Beschaffenheit der Oberfläche, sich selbst zu reinigen.
Jeder kennt ja den Begriff "Lotus-Effekt", der in unserer neueren Welt allerhand Anwendungen gefunden hat.



Die Lotusblüten können weiss, blau, rot oder rosa sein.
Die rosa Lotusblüte ist vor allem im Buddhismus die Heiligste aller Lotusblumen. Weil sie den spirituellen Pfad symbolisiert.
Viele Exemplare sehen so perfekt, wie gezeichnet aus. Eigentlich alle, die noch nicht verblüht sind.
Schön sieht auch die Frucht aus. Das ist dieses Element, das wie ein Stempel aussieht. Einfach Klasse!





Nun kommt ein dicker Schauer.
Die Besteigung der Non-Plus-Ultra-Attraktion, des Berges Núi Ngoạ Long (Lying Dragon Mountain), entfällt für uns.
Die wäre vielleicht auch ohne Regen ausgefallen.
Auf 486 Steinstufen - der „Treppe zum Himmel“ - die in den Felsen geschnitzt wurden, geht es zum Gipfel.
Der Weg ist geschlungen und soll der chinesischen Mauer gleichen.
Von oben dann, soll man den ultimative fotogenen Ausblick haben, den eine jede Ninh Binh Broschüre ziert:
Am Fuße der Karststeine gelbe Reisfelder und mitten drin der Fluss Ngo Dong.
"Das wäre ihr Preis gewesen", fällt mir dazu ein. Denn bei dem Wetter macht es keinen Sinn all die Treppen aufzusteigen. Es sei denn, man braucht
den Sport als Ausgleich - wofür auch immer.
Die Wolken hängen viel zu tief. Und ohne "Lohn" verspüren wir keine gesteigerte Lust auf diesen Tripp.
Es sollte eben nicht sein. Vielleicht kommen wir nochmal wieder.

Bevor wir total klitschnass werden, flüchten wir zum überdachten Parkplatz und warten den Schauer ab.
So geht es weiter
Als der Schauer vorbeizieht, entscheiden wir uns für eine neue Attraktion: Es geht zum Tempelkomplex Tràng An.