Pünktlich 8.30Uhr klopft es an der Tür.
Rainer öffnet die Tür. Alessia stellt ein Tablett mit allen bestellten Zutaten für unser Frühstück auf dem kleinen Bistrotisch vor dem Fenster ab. Es ist reichlich von allem da.
Der Tisch erweist sich als viel zu klein, um so zu frühstücken. Deshalb weichen wir aufs Bett aus. Ist wesentlich bequemer.

Ganz nebenbei lesen wir uns schlau über Bergamo und erstellen den Schlachtplan für heute. Zu viel können wir uns eh nicht vornehmen. Die Temperaturen sind schon jetzt am Vormittag bei knapp 30°C.

Die Nacht war ziemlich schrecklich. Zwar sind wir schnell eingeschlafen aber Außengeräusche, die von der Straße zu hören waren, haben uns den erholsamen Schlaf geraubt. In der kleinen Bar neben dem B&B fand eine Junggesellenparty in entsprechender Lautstärke statt. Wir schlossen zeitweise die Fenster, doch bei nächtlichen Außentemperaturen von über 25°C und das Ganze ohne Klimaanlage, ist es nur eine Zeitfrage bis man die Fenster wieder aufreißt.
Zwischen 2.00 Uhr und 4.00 Uhr wurde es etwas leiser. Danach allerdings trudelten wohl die ersten Angestellten zum Dienst ein. Und zwar mit ihren Mopeds! Die Lautstärke ist unerträglich. Durch die Enge zwischen den Häusern hatten wir den Eindruck, da fährt jemand direkt an unserem Bett vorbei 🙄

Dreiviertel Elf erst starten wir um uns Bergamo anzuschauen.
Ehrlich gesagt, vor der Pandemie habe ich von Bergamo noch nie etwas gehört. Erst durch die schrecklichen Bilder von überlasteten Krankenhäusern, Triage und nächtliche Militärkonvois geladen mit Särgen auf dem Weg zum Krematorium die im März 2020 um die Welt gingen, haben wir Bergamo in der Lombardei wahrgenommen. Damals haben wir erst einmal schauen müssen, wo sich die Lombardei befindet. Eine dramatische Zeit!

Bergamo gehört zu den ältesten Orten Italiens.
Anfangs siedelten sich Menschen in der hochgelegenen Città Alta an.
Die Römer eroberten den Ort 196 v. Chr. und nannten sie Bergomum.
Die Geschichte ist lang und vor allem sehr bewegt.
Es war wohl die strategisch besondere Lage des Ortes, die zum ständigen Wechsel der Herrscher führte. Und so liest sich tausend Jahre später die Geschichte wie ein Actionfilm.
Es fiel an die Langobarden, dann unterlagen die Bergamasker der Herrschaft der Franken, und von Barbarossa. Später regierten abwechselnd Mailand und Venedig über Bergamo. Zwischendrin gab es mehrmalige Eroberungen durch Franzosen und Spanier. Letztendlich gelang den Venezianern die Rückeroberung. In dieser Zeit entstand die Stadtmauer. Napoleon befreite Bergamo von der Republik Venedig. Es fiel kurzzeitig an Österreich und später gehörte es der Republik Sardinien. Seit 1859 gehörte es dem Königreich Italien und seit 1861 dem neugegründeten Staat Italien.
Das war nur der sehr kurze Abriss der Geschichte Bergamos.

Los geht's.

Schräg gegenüber unserer Übernachtung befindet sich der Torre del Gombito, und im Untergeschoss das Information Center Bergamos, wo wir ein paar Infos einholen.

Bergamos Altstadt, Città Alta ist nicht groß. Und die Piazza Vecchia ist praktisch das Herz der Oberstadt.
Wir wohnen sehr nahe zum Hauptplatz und so sind wir in Nullkommanix auch gleich da.
Beim Erreichen der Piazza ist man auch mittendrin im Leben. Die Restaurants sind gut besucht. Dennoch habe ich mehr Touristen erwartet. Aber das kann uns doch nur ganz recht sein.

Der Platz entstand im 15.Jahrhundert. In der Mitte steht der Contarini Brunnen.
Die Sphinxen, Schlangen und Löwen bewachen den Brunnen. Das erkennt man natürlich sofort, denn die Statuen haben die Kette im Maul.
Le Corbusier war auch schon hier. Er ist der Meinung, dass man keinen Stein mehr versetzen müsse. So perfekt ist der Platz.
Wer ist Corbusier? Und warum erwähne ich es?
Unsere neue Küche, die kurz nach der Rückkehr aus dem Urlaub geliefert werden soll, wird eine Farbe haben, die der Architekt Le Corbusier kreiert hat 😉.
Wie auch immer:
Alle bekannten Highlights der Stadt stehen hier geballt nebeneinander.

Als Fans des Überblicks geht es zuerst auf den Campanone, mit seinen 52,76 Metern. Dem höchsten Turm der Stadt. Im Juni 2021 zahlen wir 5€ pro Person Eintritt. Für diesen Preis befördert uns ein Glaslift nach oben. Die Unausgelasteten können natürlich auch die 230 Stufen nach oben nehmen. Keine Frage: Wir entscheiden uns für die bequeme Variante. Denn Bergamo hat schon gut vorgeheizt. Es sind um die 35°C!
Im Preis inbegriffen ist übrigens auch der Besuch des Museums in den unteren Etagen.
Los geht's!

Kleine Story ganz nebenbei:
Campanone heißt Glockenturm.
Als wir in den Aufzug steigen, passiert mir ein peinlicher Fauxpas:
Assoziierend zum "Glockenturm" drücke ich auf den Glocken-Knopf, um den Aufzug zu starten und löse einen Alarm aus 🤭
Ups. Wir peinlich.

Die Glocke ist das Erste, was man sieht, wenn man die letzten Stufen nach oben steigt. Es ist die größte Glocke der Lombardei. Jeden Abend um 22 Uhr, läutet die Glocke einhundert Mal. Suggestiv als ewige Erinnerung an die Befreiung im März 1797 von der venezianischen Herrschaft. Im März 1797 wurde mit dieser Glocke dann das Ende der venezianischen Herrschaft eingeläutet.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die alte dem Verfall drohende Holzwendeltreppe ersetzt. Erst 1960 wurden für den Bau eines Aufzugs Schnitte an den Mauern am Sockel vorgenommen und altes Gewölbe abgerissen.

Das Wetter ist gut - nicht perfekt. Es ist dunstig und leicht diesig. Doch der Panoramablick auf die nähere Umgebung ist genial.
Wir sind zufrieden.

Blick auf die Basilica di Santa Maria Maggiore & Cappella Colleoni...

...auf die Basilica di Santa Maria Maggiore

Das ist der Ausblick gen Nord-Nordwest.
Strategisch hervorragend positioniert überblickt die einstige Residenz Castello Di San Vigilio sogar die hochgelegene Altstadt Bergamos und liegt noch höher als die Altstadt Bergamos. Diese Sehenswürdigkeit steht schon für heute Abend auf dem Programm.

Einen kitschbehafteten Blick bekommt man vor die Linse, wenn man eine Etage tiefer diese Treppe runtergeht. Der Steinbogen der Fassade rahmt das Panorama ein.

Ein paar Fotos noch gen Norden und ein paar gen Osten...
Schnell kommt da einiges zusammen. Langsam verliere ich den Überblick. Gut dass es hier Tafeln gibt, die einem den Überblick verschaffen.
Die Chiesa di San Salvatore bekommt auch noch ein Bildchen:

Hier sieht man ein wenig von der imposanten Stadtmauer Bergamos Città Alta.
Und am Horizont die Alpen.

Die Piazza Vecchia mit Contarini Brunnen und dem Palazzo Nuovo, mit seiner Fassade aus Marmor.
Die Fertigstellung des Palastes dauerte unglaubliche 300 Jahre!
Begonnen hat man im Jahr 1603. Erst 1928 wurde das Gebäude fertiggestellt. Seit dem ist hier die Stadtbibliothek Angelo Maj untergebracht, wo einmalige Schätze aufbewahrt werden.
Man kann den Palast besichtigen, doch ich denke, da wird unser Aufenthalt zu kurz sein. Mal sehen.

Auf der anderen Seite - Richtung Süden - befinden sich zwei Dominanten Bergamos Skyline: Torre del Gombito und der Dom zu Bergamo, die Kathedrale di Sant'Alessandro, auch Duomo genannt. Oben auf der Spitze steht der Patron von Bergamo, Sant Alessandro.

Für gute Fotos in diese Richtung ist wohl die Abendzeit die Beste. Ich bin nur Urlaubsfotograf und so bedarf es schon einiger Versuche, um etwas für unser "Album" einzufangen.

Hier - damit wir es auch noch in ein paar Jahren wissen, befindet sich unsere Bleibe

Nachdem wir einmal rundum alles betrachtet und uns den Überblick verschafft haben, steigen wir ab. Die 230 Stufen zu Fuß gehen sollten kein Problem sein. Doch wir werden enttäuscht, denn es gibt unterwegs gar keine weiteren Ausblicke. Und die nächste Aufzugstation ist erst in der oberen Etage des Museums. Zurück zu laufen kommt auch nicht in Frage. Es ist einfach zu warm!

In den unteren Geschossen gibt es allerlei Wissenswertes zur Historie. Wir befinden uns hier schon im Palazzo del Podestà. Im oberen Geschoss, des Museums, gibt einen sogenannten multimedialen, interaktiven Weg mit Bildern und fortwährend laufenden Video. Es beschreibt den Werdegang offensichtlich bedeutender Herrscher, Kaufleute und großer Führer im 16. Jahrhundert, in dem Bergamo zur Republik Venedig gehörte. Man sieht außerdem freigelegte Fresken an einigen Wänden.
Für einen kurzen Moment schauen wir uns das an. Doch mit einer FFP2 Maske bei gefühlt 50°C ist das alles etwas schwierig.
Im untersten Geschoss laufen auch die Klimaanlagen.
Freigelegte archäologische Ausgrabungen der Grundmauern sind zu sehen.
Aber ganz ehrlich? Man hätte sich vorher mit der Geschichte Bergamos befassen müssen. Und das haben wir nicht. Die Beschreibungen sind in Italienisch und Englisch. Aber der große Überblick fehlt.

Wir verlassen das Museum und damit den Turm.
Hier noch einmal ein Blick vom versteckten Hinterausgang auf die Außenfassade. Alles hier ist, wie ich finde, in einem sehr guten Zustand.

Insgesamt war es das wert, beides zu sehen. Abgesehen von der drückenden Wärme, war es ein empfehlenswerter erster Einblick, um sich den Überblick zu verschaffen aber auch etwas von der Geschichte zu schnuppern.
Überwiegend waren wir ganz alleine unterwegs.

Die Piazza Padre Reginaldo Giuliani befindet sich gleich neben der Piazza Vecchia. In manchen Reiseführern wird dieser Platz auch unter Piazzetta del Duomo geführt. Offensichtlich nimmt das niemand so genau.
Der Übergang ist kaum registrierbar. Doch hier steht die geballte Sammlung aller Highlights, die uns Touristen interessieren. Und denen auch wir wenigstens einen kurzen Besuch abstatten wollen.

Es ist Sonntag. Und bekanntlich der Tag, an dem die meisten Messen stattfinden. Und so müssen wir uns etwas gedulden, um in die entsprechenden Häuser Eintritt zu bekommen.

Dann fangen wir mal rechterhand der Cappella Colleoni an:
Hier steht das Baptisterium

Das Battistero di Bergamo ist achteckig. Angelehnt an die Auferstehung Christi am achten Tag der Woche.
Obwohl die Kathedrale schon im 5.Jahrhundert gebaut wurde, entstand die Kapelle erst 1340. Entworfen von Giovanni da Campione, auch unter Ugo da Campione bekannt. Beim Anblick dieser Kapelle beeindruckt mich ganz besonders, welche Fertigkeiten in Ausführung und Ideenreichtum, welche Schönheit und Grazilität schon vor 700 Jahren möglich waren. Er war einer von vielen Künstlern, dem man viele andere bedeutende Bauwerke zuschreibt. Und dennoch wird er zusammengefasst als einer von vielen Campionesischen Meistern.

Zuerst stand die Kapelle im Inneren der Santa Maria Maggiore Basilica, die bis zum 15.Jahrhundert mit der alten Kirche San Vincenzo einen einzigen Domkomplex bildete. Als sich die Basilica vom Dom löste, wurde das Baptisterium 1660 abgebaut und zunächst in den Kreuzgang der Canonica und dann 1898 vor den Dom gestellt, wo es heute noch steht.

Die Besichtigung des Inneren ist im Juni 2021 nicht möglich.

Die Capella Calleoni ist angebaut an die Basilica Santa Maria Maggiore. Die Fassade der Kapelle ist der Eyecatcher auf dem Platz. Man kann einfach nicht weggucken. Unglaublich filigran ist nicht nur der Zaun zum Kapellen-Eingang sondern eben auch das Muster der Fassade bestehend aus weißem und rosa-rotem Marmor. Zahlreiche andere dekorative Elemente verzieren die Außenwand.

Cappella Colleoni von der Via Arena gesehen:

Das Muster für die Entstehungsgeschichte der Basilica ähnelt der Basilica Santa Maria della Salute in Venedig. Als 1133 das Land um Bergamo von einer schweren Dürre heimgesucht wurde, betete das Volk zur Jungfrau Maria und bat um ihre Hilfe. Nach überstandener Hungersnot und folgender Pest segnete am 15.August 1137 der Bischof von Bergamo Gregorio zum Dank den Grundstein der Basilika. An der Stelle, an der bereits die Marienkirche aus dem 8.Jahrhundert stand. Mit Spenden der Bürger zum Dank für den Bau der Basilika Santa Maria Maggiore.

Man sagt, dass dem Gebäude die Fassade fehlt. Ich als Laie habe es nicht erkannt.
1351-53 führte Giovanni da Campione die gotische Anpassung der Basilika durch den Bau des Portals zur Piazza Vecchia durch.
Von den fünf ursprünglichen Apsiden (Raumteil der Kirche, die sich an den Hauptteil anschließt) sind aus unterschiedlichen Gründen im Laufe der Jahrhunderte nur noch zwei stehen geblieben. Eine Apsis, zum Beispiel, musste 1472 der Cappella Colleoni weichen, der Grabkapelle für Bartolomeo Colleoni.
Die Basilica hat eine sehr interessante Geschichte.
Quelle und noch mehr Infos: Fondazione MIA

Aufnahmen vom imposanten Innenraum:

Der Dom von Bergamo steht auf den Grundmauern einer Kirche, die nach Ausgrabungen im 21.Jahrhundert auf das 7.Jahrhundert deutet. Im 15. Jahrhundert beschloss man den Neubau der Kathedrale, die 1459 begann und 1693 beendet wurde. In der Zwischenzeit, 1561 wurde die nah gelegene und dem Heiligen Alexander gewidmete Kathedrale abgerissen, um Platz zu schaffen für den Bau der Stadtmauer.
Erst 1704 wurden die Gebeine Alessandros in den Dom überführt. Er war ein römischer Soldat, der den Märtyrertod starb, nachdem er Götzenbilder in Gegenwart von Kaiser Maximilian geschändet hatte. Und der Dom wurde zur Kathedrale di Sant'Alessandro.
1851 wurde auf der mittlerweile fertiggestellten Kuppel die Skulptur des heiligen Alexander als Fahnenträger aufgestellt. Er gilt als der Schutzpatron Bergamos.

Die Decken des Innenraums im Doms sind in hellen Farben mit viel Gold belegt. Es gibt zahlreiche Gemälde und Skulpturen zu sehen.
Doch das sprengt unser Aufnahmevermögen und die historischen Vorkenntnisse sowie unser Kulturverständnis.

Abendliche Aufnahmen vom Eingangsportal:

Genug von geballter Kunst und Historie.
Wir haben nur einen Tag für Bergamo eingeplant. Deshalb verlassen wir das geschichtliche Hauptareal und schlendern durch die Altstadt.

Die Oberstadt ist weitestgehend autofrei. Sie steht unter Denkmalschutz und schwebt etwa 100 Meter über der Unterstadt, der Città Bassa. Umringt wird sie mit einer fünf Kilometer langen Stadtmauer die zum UNESCO Weltkulturwerbe gehört.

Wir erkunden die Stadt recht planlos. Es ist noch früher Nachmittag.
Auf den engen Straßen ist ziemlich viel los.
Was uns allerdings auffällt, dass sobald es enger und voller wird, Maske getragen wird. Das ist gut so. Trotz der drückenden Hitze macht ja Corona keine Pause.

Hier noch ein paar Impressionen von der Piazza Vecchia.

Wir spazieren die Via Bartolomeo Colleoni gen Norden. Bis dahin, wo die Mauer am nördlichsten Zipfel beginnt.

Zur Abkühlung gibt es ein Eis.
Und wenn es uns zu voll wird, dann biegen wir in irgendeine Gasse ab. Dank erhöhter Lage der Altstadt und Mauer geht man nicht verloren 😎

Unterwegs treffen wir auf die Church of Sant 'Agata Del Carmine. Wunderschön und völlig unbeachtet. Wir sind ganz allein hier.
Nach einer kurzen Abkühlung ist die Aufnahmekapazität wieder vorhanden.

Am Nordöstlichsten Zipfel angekommen, begegnen wir vielen Menschen.
Logisch. Hier kommen die Busse an und spucken aller paar Minuten ganze Massen aus. In der Straße entlang der Stadtmauer ist alles zugeparkt und die Autoreihe nimmt selbst vor historischer Fassade die Kuschligkeit der inneren Altstadt.

Als Bergamo 1428 mit mehreren Unterbrechungen an die Lagunenmetropole fiel und der Republik Venedig zufiel, begann man 1561 mit dem Bau der Befestigungsmauer. Fertiggestellt im Jahr 1588 umringt sie zu zwei Drittel die Stadt. Sie ist sechs Meter breit und bis zu 50 Meter hoch.
Das zur Info.

Der im Westen gelegene Abschnitt ist eher unspektakulär. Hier ist die Mauer höher als die Straße und man sieht praktisch nix. In der sehr kurzen Vorbereitung auf diese Reise hatte ich irgendwo gelesen, dass sich hier das Lokal befindet, in dem das Stracciatella-Eis lecker sein soll. Leider habe ich die Quelle vergessen und wir finden es nicht.

Am ersten Knick angekommen, trifft man auf den Parco di San Giovanni, einer grünen Parkfläche mit wunderbaren Schatten spenden Bäumen. Ein idealer Vistapoint Richtung Unterstadt und weiterem Umland.
Hier machen wir erst einmal Pause, genießen die Aussicht und machen ein paar Fotos.

Blick Richtung Castello Di San Vigilio

Auf der Hälfte der Strecke kürzen wir den Weg etwas ab.
Der Wille ist da, doch die Hitze und der Körper schwächeln.
Über die Vicolo Bettami geht es wieder in das Innere der Altstadt. Hierher verirrt sich kein Tourist. Als wären wir die einzigen Besucher Bergamos.

Wo ist das Pferd das hier angebunden sein sollte und mich bequem nach Hause bringt?

Im Zimmer unserer Bleibe machen wir eine ausgedehnte Pause nebst Mittagsschläfchen.

Den zweiten Teil unserer Besichtigungstour wollen wir etwas ruhiger angehen. Es geht in die Unterstadt Bergamos.

Weil hier kein Weg einen Umweg darstellt, geht's hinter dem Gombito Turm, zwischen ein paar Häusern durch. Es ist wie eine grüne Oase!

Die Città Bassa, die Unterstadt, kann man mit dem Bus oder einer Standseilbahn erreichen. Wir entscheiden uns für die Bahn. Die startet an der Piazza Mercato delle Scarpe. Die ist in nur wenigen Minuten von unserem B&B zu erreichen.

Beim Einsteigen achtet man genau auf die Corona-Regeln. Also Maske auf und gut ist. Nach unserem Impfzertifikat hat uns bisher noch niemand gefragt.

Unten angekommen fahren wir mit dem Bus bis zum Hauptbahnhof. Doch schon unterwegs ist klar: Die Unterstadt kann uns so gar nichts bieten. Hier ist absolut nichts los. Alle Geschäfte entlang der Straße sind geschlossen. Klar. Heute ist Sonntag.
Am Bahnhof nehmen wir die gleiche Strecke zurück.
Bergamos Unterstadt ist eine völlig normale moderne Stadt.
Als wir uns ganz sicher sind, dass wir hier für uns nichts von Interesse finden werden, steigen wir in den Bus und fahren wieder hoch.

Das Schloss befindet sich auf dem gleichnamigen Hügel in einer Höhe von 496 Metern. Das ist 200 Meter höher als die Altstadt.
Am Fuße des Hügels befindet sich der Botanische Garten Bergamos.
Den Anblick oder besser gesagt den Überblick hat man direkt an der höhergelegenen Straße.

Die Seilbahn bringt uns bequem die besagten 200 Meter höher. Oben ist ein ausgewiesener Rundweg. Wir nehmen den gegen den Uhrzeigersinn.
Der späte Nachmittag und der Abend ist die perfekte Zeit.

Beim Blick von hier oben wird klar und gut nachvollziehbar, warum Bergamo so viele Machtwechsel durchmachen musste. Der Hügel ist strategisch hervorragen positioniert. Von der einstigen Residenz Castello Di San Vigilio hat man den Überblick auf die Altstadt und die gesamte Umgebung.

Impressionen vom Rundgang:

Eigentlich würden wir gern hier etwas essen und dabei den wunderschönen Ausblick genießen. Aber wir haben nicht reserviert. Und obwohl fast alles leer ist, will man uns keinen Platz direkt vorn an der Mauer geben. Ja. Da ist nicht viel zu überlegen - wir gehen wieder.
Den Weg nach unten gehen wir dann zu Fuß. Und das war eine sehr gute Entscheidung!

Auf der Piazza Mercato delle Scarpe, ganz in der Nähe des Eingangs zur Seilbahn, sind mitten auf der Straße ein paar Tische aufgebaut. Das haben wir vorhin schon gesehen. Allerdings wurde um diese Zeit noch nicht bedient. Ja das mit den späten Essenszeiten müssen wir noch lernen!
Jetzt ist die Zeit passend und ein Tisch ist auch noch frei.

Das Menü ist nicht groß. Braucht es auch nicht.
Ein paar Spritz und gute Salate - was will man mehr!

Als wir fertig sind, ist die Sonne ist schon untergegangen. Wir machen noch einen Rundgang entlang der Seitengassen und nehmen noch einen Hauch vom abendlichen Flair auf.

Ein Blick durch den Hof des Palazzo Terzi:

Irgendwo...

Bergamo in unsere Tour aufzunehmen, war eine gute Entscheidung!