Der letzte Tag
Tag 4 ist kurz.
Jedenfalls die Zeit, die wir für Lissabon übrig haben.
Dennoch lassen wir es uns nicht nehmen und genießen ausgiebig das Frühstück im Hotel.
Hier stimmt einfach alles. Dabei meine ich nicht nur die Speisen.
Es ist das gesamte Ambiente. Einfach herrlich.
Die Bedienung ist aufmerksam und flott. Sie tragen nicht irgendeine dunkle Hose und ein weißes Hemd oder eine Bluse.
Alle haben einen Anzug beziehungsweise ein Kostüm an.
Wo haben wir das zum letzten Mal erlebt?
In Bangkoks Peninsula. Oder in Singapore's The Stamfort.
Bevor wir das Hotel auf eine letzte kurze Besichtigungstour verlassen, packen wir
noch schnell unsere Koffer.
Die reguläre Aus-check-Zeit ist 12 Uhr. Diese Dead-line dürfen wir auf 13 Uhr verschieben.
By the way. Jetzt ist mir klar, warum wir am Ankunftstag so lange auf ein Zimmer warten
mussten.
Der Tag weiß momentan nicht, wie er sich Wetter technisch entscheiden soll.
Mal ist der Himmel zugezogen und dann lässt er der Sonne doch wieder den vollen Freiraum.
Als wir starten, ist es bewölkt. Aber es regnet wenigstens nicht.
# Parque Eduardo VII
Eine Querstraße nördlich von unserem Hotel entfernt befindet sich
der Parque Eduardo VII. Gewidmet dem Besuch Edward VII im Jahr 1903 entstand
hier im Stadtteil Avenidas Novas der größte Park im Zentrum von Lissabon.
Die streng symmetrisch ausgerichteten Hecken sind ein fix zu bewundernder Ort für Kurzbesucher, wie wir es sind.
Aber eigentlich sind die an der westlichen Flanke gelegenen Estufas, also Gewächshäuser,
die tropische und exotische Pflanzen beherbergen, die Hauptattraktion. Dafür bleibt uns
leider heute so gar keine Zeit.
Wir begnügen uns mit dem Symbol #LISBOAINSPIRA, das an der südlichen Kante des
Parks steht und gehen dann hoch zur nördlichsten Aussichtsplattform.
Der Blick von diesem Ausblick ist natürlich phänomenal.
Es ist nicht nur dieses stringente Muster der Hecken. Es ist vor allen der Ausblick über
den Platz Marquês de Pombal, die Avenida da Liberdade bis hin zum Tejo.
Und die Wolken sind das i-Tüpfelchen im Foto.
Das Denkmal mit den im Bassin liegenden Gesteinsklötzern ist ein Mahnmal
und erinnert an die "Nelkenrevolution", eine Volksdemonstration, die am 25.April 1974
stattfand, um das Ende der Diktatur und des Krieges in den Kolonien zu feiern.
Die so unterschiedlichen Elemente werfen irgendwie Fragen auf. Doch es gibt hier
keine weiteren Infos. Auch das Netz bietet nicht mehr.
Und so belassen wir es dabei.
Das riesige Denkmal mit der monströsen Frau steht auf der anderen Straße.
Es befindet sich im Amália Rodrigues Park. Ein gut gepflegter Park.
Und hat man den Berg überwunden, entdeckt man ein Restaurant mit einer weitläufigen Terrasse.
Hier kehren wir um.
Hier ist nichts, was uns noch interessieren könnte.
Die Ostflanke des Parque Eduardo VII gleicht einem Park.
Sicherlich ist alles ganz herrlich, wenn das Wetter mitspielt.
Überall stehen Bänke und laden zum Verweilen ein.
Auch hier ist wieder ein Becken mit so unnatürlich Azur-Grünem Wasser. Ein wirklich schönes Ambiente in einem Park, der so schön gepflegt ist.
Jetzt geht es noch an diesem Haus vorbei. In dem Anwesen vermute ich einen
Palast aus alten Zeiten. Oder wegen der wunderschönen Fliesenbilder doch ein Museum?
Bei der Recherche im Netz erfahre ich, dass dieser Palast dem portugiesischem Marathonläufer Carlos Lopes gewidmet ist.
Dieser hat zu den Olympischen Spielen in Los Angeles im Jahr 1984 als erster portugiesischer Olympionike überhaupt
eine Goldmedaille nach Hause gebracht.
Tja. Habe ich das schon irgendwo geschrieben? Reisen bildet!
Jetzt fängt es an zu pieseln. Einen Schirm haben wir nicht mit.
Gut dass unser vormittäglicher Ausflug hier fast zu Ende ist.
Unter den dichtgewachsenen Bäumen bekommen wir den entsprechenden Schutz.
# Praça Marquês de Pombal
Den Marquês de Pombal Platz kann man nicht übersehen.
Es ist ein weitläufiger, mehrspuriger Kreisverkehr. Genau zwischen dem Parque Eduardo VII
und der "Lissaboner Champs-Élysées", der Avenida da Liberdade.
Die neun Meter große Statue des Marquês de Pombal, die hoch oben auf der 36 Meter
hohen Säule steht, ist der Neuerrichtung der Altstadt Lissabons nach dem schweren Beben im Jahr 1755
gewidmet. Eingeweiht wurde sie im Jahr 1934.
Wir beide sind alles andere als Kunstexperten. Doch ich bin froh, dass
wir es nicht verpassen, auf die Verkehrsinsel, auf der die Staue steht, zu gehen.
Die Skulpturen im Sockel sind so aussagekräftig, da braucht es keine Erläuterung.
Faszinierende Haltungen die den Kampf ins Leben aus dem Schutt darstellen, die mich
zutiefst faszinieren.
Auf der anderen Seite des Kreisels befindet sich eine Ampel. Haben wir vorhin nicht
gesehen. Nun. Vorschriftlich kann ja jeder 🤪
Dafür überqueren wir nun ganz regelrecht den Kreisverkehr.
Es ist halb Eins.
Ein paar Minütchen haben wir noch und verweilen ein letztes Mal auf der Hotelterrasse.
Der Ausblick ist einfach schön!
Das Check Out erfolgt auffallend professionell.
Was ich so professionell finde?
Die Rechnung wird perfekt gedrittelt gefaltet und in einen Briefumschlag gesteckt.
Dann kommt der Rezeptionist zu mir vor und übergibt den Briefumschlag beidhändig. Wie ein Japaner.
Wenige Minuten später schon, steht das Taxi vor der Tür. Der Fahrer ist
unheimlich nett. Und extrem redselig.
Plaudernd vergeht die Fahrt bis zum Airport in Nullkommanix.
# Rückflug
Das bekannte Prozedere ist dank des Fluges in der BC recht fix abgeschlossen.
Wie vermutlich auf allen Airports dieser Welt führt der Weg zu den Gates mitten durch die
Duty Free Shops. Aber wir bleiben standhaft und passieren diese Falle hervorragend.
Die Lounge befindet sich in der oberen Etage.
Ziemlich riesig. Farblich nicht gerade zurückhaltend. Dafür recht leer.
Am Fenster haben wir den Blick auf alle Bewegungen am Airport.
Das Büffet wirkt nicht riesig. Aber was da angeboten wird, schmeckt außergewöhnlich gut.
Vollkommen unkontrolliert verdrücke ich etwa zehn - oder waren es doch mehr? - von diesen gefüllten Teigtaschen. Natürlich hole ich
mir immer nur 3 oder so. Dazu gibt es Grahams Tawny 😋
Bei flightradar24 checke ich mit welcher Maschine wir fliegen werden und mache dabei
eine interessante Entdeckung:
Der Airbus 321 mit dem Kennzeichen D-AIDN wird uns nicht nur nach Frankfurt bringen sondern
auch noch nach Berlin. Es wird also dieselbe (ja die "selbe" und nicht nur die "gleiche") Maschine sein.
Als unser Flieger einparkt, machen auch wir uns auf den Weg zum Gate.
Das ist auch gut so. Denn mehr Teigtaschen passen auch nicht in meinen Bauch 🤰
So tapfer wir auch vorhin durch die Einkaufspassage geschritten sind, haben wir während
des Dahinschwebens auf der Rolltreppe nach unten eine geniale Idee:
"Lass uns doch mal schauen, ob sie hier den Grahams Towny haben"
Na klar haben sie den. Schließlich kommt er aus Portugal! Und so landen zwei
Flaschen im Handgepäck.
15.40Uhr heben wir ab. 30 Minuten später als es auf dem Plan ausgewiesen war.
Aber das sollte kein Drama für uns werden. Wir haben eine ganze Stunde Zeit zum Umsteigen.
Genug um innereuropäisch das Flugzeug zu wechseln. In unserem Falle, werden wir sogar am gleichen Gate
wieder einsteigen.
Wir sitzen auf der rechten Seite in Flugrichtung. Ich hoffe ja so sehr, dass der Ausblick
auf die Alpen gut sein wird. Vielleicht werden wir bei Sonnenuntergang an ihnen vorbei ziehen.
Aber erst geht es über den Süden Lissabons. Beléms Tower ist gut zu sehen. Und auch
den schiefen Turm von Lissabon, den Torre VTS. Dem Schifffahrt-Kontrollturm.
In der 360° Flugrunde haben wir uns nicht nur hochgeschraubt, sondern haben
auch das Ende der Wolkendecke erreicht. Leider gibt es in diesen Flugzeugen keinen
Bildschirm, um den Flug auf einer Karte orten zu können. Aber auch eine Flugbegleiterin
kommt nicht vorbei. Ich sehe sie ja. Sie und ihre Kollegin sitzen selbst eine
halbe Stunde später angeschnallt auf ihren Sitzen.
Ich ahne Schlimmes. In zweierlei Hinsicht:
Die spitzen Hügel unter uns sind niemals die Alpen!
Als ich unter uns Wasser sehe, frage ich mich, ob wir über das Mittelmeer fliegen
oder über die Bucht von Biskaya?
Die Ansage des Captains, der sich nach über 45 Minuten
zum ersten Mal meldet, bringt Gewissheit. Er nennt ein paar Strecken-Punkte. Ich verstehe nur
Paris. Paris? Soweit westlich? Jetzt zweifle ich an meinen Geografie-Kenntnissen.
Ja und dann bereitet er uns auf heftige Turbulenzen vor, die etwa 15 Minuten dauern könnten. Aber man sei bemüht,
die erträglichste Route zusammen mit der Flugsicherung zu finden.
Jetzt ist auch klar, warum es bisher so gar keinen Service gab.
Tatsächlich dauert es noch. Angespannt bin ich. Als halb genesener Flug-Angsthase
ist diese Erwartung besonders schlimm. Tatsächlich dauert es noch eine Weile, bis die
Turbulenzen ziemlich stark das Flugzeug durchschütteln. Doch die Phase ist kurz. Etwa fünf Minuten später scheint alles
vorbei zu sein. Denn die Flugbegleiterinnen schnallen sich ab und beginnen mit dem Service.
Das Essen sieht schön farbig aus. Aber ich kriege nach diesem tiefsitzenden Schreck keinen Bissen rein. Ich meine, es trifft ja keine hungrige. Die vielen Teigtaschen haben eh schon meinen täglichen Kalorienbedarf überschritten.
Und dann kommt der Ausblick auf Paris bei Nacht:
2:35 Stunden später berühren wir die Flugbahn des Frankfurter Flughafens.
Die kleine Startverzögerung ist fast ausgebügelt. Es bleiben uns ganze 55 Minuten bis zum
nächsten Abflug. Und da dieser am gleichen Gate beginnt, bleibt Zeit genug, um noch schnell
in die Lounge zu flitzen und dort einen schönen Cappuccino auf den Schreck zu trinken.
Gleicher Flieger nur zwei Reihen weiter hinten sitzend geht es nun nach Berlin. Lustiger weise sitzt nun ein Paar auf unserer vorherigen Reihe, die schon mit uns aus Lissabon gekommen sind.
Der Flug ist eher ereignislos. 46 Minuten und 31 Sekunden dauert dieser kurze Hopser.
Die Aussicht wäre wunderbar. Wenn es nicht schon dunkle Nacht wäre.
Die Speise, die es jetzt gibt, ist praktisch das aufregendste an dem Flug. Optisch wieder einmal außergewöhnlich.
Da lässt sich die Lufthansa nicht lumpen. Und schmecken tut sie auch noch.
Zum Abschluss unserer Kurzreise gibt es noch einmal ein Prickelwasser.
Und seit dem ich weiß, dass der Tomatensaft nur hoch oben über den Wolken schmeckt,
gehöre ich laut Statistik zur Masse, die ihn fast bei jedem Flug bestellt.
Vitamine müssen einfach sein!
Nun geht alles sehr schnell. Unser Koffer gehört zu den ersten auf dem Gepäckband. Und auch unser
freundlicher Abholdienst wartet vor dem Ausgang des BER.
Das war Lissabon im März 2022