Ein ganz schön langer Tag

Schön bunt sieht es auf unserem Tisch aus.
Man soll doch immer bunt essen. Oder etwa nicht?

Nicht genug, dass unser Tisch mit den Speisen vom Büffet schon voll ist.
Da kommt noch das dazu, dass wir aus der Karte bestellt haben.
Was sofort auffällt, sind die kleinen Portiönchen. Das ist wunderbar.
Von allem ganz wenig. Die Mini-Stullchen haben einen Durchmesser von zwei Zentimetern.

H10 Duque de Loulé in Lissabon,Portugal,born4travel.de
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Halb Elf erst verlassen wir das Hotel.
Unser erstes Ziel: das Castello de São Jorge. Laut unserem Concierge die höchste Erhebung von Lissabon.

Wir machen es uns nicht leicht und gehen zu Fuß.
Der kürzeste Weg ist wohl über die "Champs Élysées", wie wir fortan die Hauptpromenade Lissabons, die Avenida de Liberdade nennen und über den gesamten Urlaub auch nennen werden. Es spricht sich einfach flüssiger. Als wenn man auf der Stadtkarte einen Faden vom Hotel zur Festung ziehen würde, führt unser Weg diagonal, kreuz und quer, bergab und wieder bergauf. Einerseits echt schön. Andererseits ziemlich anstrengend. Als Erstes weicht die Jacke. Die Sonne wärmt einfach gut. Zu gut. Das Wetter ist bombastisch. Kein Wölkchen ist zu sehen. Noch nicht einmal ein dekoratives, das das dunkle Blau des Himmels heraushebt. Da sehen sonst graue Ecken fotogen aus.

# Unterwegs in Baixa und Alfama

Unterwegs zwischen den Häusern und Straßen, wo sich vermutlich kein Tourist verirrt, gibt es viel zu bestaunen. Und natürlich zu fotografieren.

Lissabon,Portugal,born4travel.de
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Der Campo dos Mártires da Pátria, ein Wohngebietspark, ist die erste weite Fläche, die uns begegnet.
Irgendwie ein seltsamer Anblick. Palmen, die wachsen wie sie wollen, ein flacher Pool der ganz offensichtlich chemisch auf karibisches Blau getrimmt wird, sowie Hennen und Hähne, die kreuz und quer aufgeregt durch die Botanik flattern.

Ein paar Einheimische sitzen auf den Bänken, lesen Zeitung oder gucken auch nur in die Luft. Mit Einkäufen voll beladen, nutzen manche den Park nur als Abkürzung.
Wären wir nicht nur ein paar Tage hier, würde ich mich auch hinsetzen wollen. Hier schein die Welt stehen geblieben zu sein.

Campo dos Mártires da Pátria,Lissabon,Portugal,born4travel.de
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Dieses vollverspiegelte Häuschen beherbergt einen Aufzug als Verbindung zum unterirdischen Parkplatz.
Nette Gestaltung. Oder?

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Weiter geht es auf der Rua do Instituto Bacteriológico.
Was für ein Straßenname!
Tatsächlich trägt die Straße erst seit 1918 diesen superlangen Namen. Als Anerkennung der Bedeutung der biomedizinischen Forschungseinrichtung und Fakultät der Universidade Novadie im Krankenhaus nebenan.

Ok. Das Hospital sehen wir nicht beziehungsweise nehmen wir nicht wahr, dafür eine wunderbare Straßenschlucht mit vielen fotogenen Seitengassen. Inklusive wedelnder Wäsche auf diesen Leinensystemen, welche auch überall in Italien im Einsatz sind.

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Als wir diese Treppen erreichen, bin ich erleichtert.
Nein wir sind nicht im Wirrwarr der verlockend schönen Straßen verloren gegangen. Am Horizont ist das Ziel zu sehen. Dennoch frage ich mich, ob Rainer etwas geschummelt hat, als er meinte, es wäre nur ein 20-minütiger Spaziergang bis zum Fort.

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Auch der nächste Platz, der Praça Martim Moniz ist schon durch die seltsamen Fontänen besuchenswert. Erinnern mich sofort an Patronen eines Gewehrs. Ähnlich dem Mahmmal "YININMADYEMI", die wir in Sydney's Hyde Park gesehen haben. Doch wir finden keine entsprechende Tafel oder ein Hinweisschild. Die einzige Notiz, die ich finde, ist, dass dies das Viertel Lissabons ist, in dem die meisten Nationalitäten zusammenleben.

Auf der anderen Seite, direkt am Wartehäuschen, sehen wir eine extrem lange Schlange. Auf was sie warten, wird uns klar als die Straßenbahn, die für Lissabon berühmte Linie 28 vorfährt. Es ist ein Wagon. Und als diese Bahn wegfährt, hat sich an der Länge der Schlange praktisch nichts geändert 😳

Praça Martim Moniz,Lissabon,Portugal,born4travel.de
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Wir stehen gefühlt am Fuße des Bergmassivs, das zur Festung führt. Und am liebsten möchte ich aufgeben und ein Taxi rufen. Gut, dass der erste Teil des Aufstiegs durch Rolltreppen erleichtert wird.
Am Ende der Rolltreppe geht's leider wieder zu Fuß weiter.
Wir schlängeln uns wieder durch ein auf mich unendlich wirkendes Straßengewirr.
Aber wir sind nicht allein. Ein paar andere vor uns schauen in ihren Reiseführer. Es wird auch gefragt. Und als sie weitergehen, folgen wir. Letztendlich geht es spiralförmig hoch. Unterwegs gibt es immer wieder Ausblicke auf das Häusermeer und die Bestätigung, dass wir schon ziemlich viel an Höhe gewonnen haben. Es geht also voran. Yaeh!

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Den Zugang zur Festung haben wir nach insgesamt einer Stunde Spaziergang erreicht. Vor uns steht diese lange Schlange.
Wäre man vorausschauender, hätte man die Tickets schon online gekauft. Aber wir waren es nicht.
Und es geht nur sehr schleppend voran. Währenddessen versucht Rainer die Tickets online zu erwerben. Doch die Internetverbindung oder auch die Website sind so langsam, dass wir dann doch früher analog zum Zuge kommen. Der Eintritt kostet 10€ pro Person (Stand März 2022). Mit meinen Sonderausweis kostet mich der Einlass nur 8€. Warum dann Rainer für zwei Tickets letztendlich nur acht Euro zahlen muss, verstehen wir nicht wirklich.

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# Castelo de São Jorge

Mit einem der höchsten Aussichtspunkte gehört die Festung São Jorge zu den bekanntesten Wahrzeichen Lissabons.
Gebaut von Mauren vor dem 11.Jahrhundert hat es nicht nur seine Bestimmung sondern auch den Besitzer mehrfach gewechselt. 1755 - das Jahr, das uns wegen seinem jemals stärksten Erdbeben in Lissabon an jedem historischen Ort begegnen wird, ist auch an der Festung nicht spurlos vorübergegangen. Die Festung wurde schwer beschädigt. Erst 1938 begann man mit Restaurierungen und Neuaufbauten. So ist die Festung, die wir heute besuchen, nicht authentisch.

Es ist der fantastische Blick auf die Stadt, der uns hier gefällt. Die parkähnliche Anlage, die Türme und Wachposten, die Mauern, die wir begehen dürfen, um noch ein wenig an Höhe zu gewinnen, sind ebenfalls sehr interessant.
Obwohl sehr gut besucht, ist es ein Ort der Ruhe und Gelassenheit.
In der Außenmauer sind Steinbänke eingearbeitet. Wir suchen uns eine freie Koje und versuchen von hier oben unser Hotel zu finden. Gut, dass wir ein Fernglas dabei haben.
Es ist schön hier. Und wir bleiben mehr als eine Stunde.

Castelo de São Jorge,Lissabon,Portugal,born4travel.de
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Aus dem aufgeräumten Meer voller roter Hausdächer ragt diese Ruine als einzige besonders hervor. Ein Symbol für die Zerstörungskraft des Erdbebens im Jahr 1577. Es sind die Überreste des Klosters Convento do Carmo

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Rundgang auf den Mauern der Festung:

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Hotel gesichtet!

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Wir verlassen die Burg bleiben aber auf dem Gelände der Festung, zu dem auch die kleine Wohnanlage mit den sehr reizvollen und engen Gassen gehört. Alles ist sehr gepflegt. Hier sind wir ganz allein. Doch je mehr wir uns den mittelalterlichen Festungsgebäuden nähern, wird es voller. Hier reihen sich Eisdielen, Restaurants und Bars aneinander. Doch es ist überall voll und auf Anstehen haben wir gar keine Lust. Diesen Teil hätte man auch ohne Eintrittskarte besuchen können.

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Wir verlassen diesen Ort auf einem anderen Weg als den, den wir gekommen sind. Die Straßen sind hier steiler. Wir landen - so muss ich das nennen, denn wir sind planlos einfach gen Süden gelaufen - auf dem Vorplatz der Igreja de Santo António de Lisboa. Die steht etwas im Schatten der großen Kathedrale Sé Patriacal. Unser Taxifahrer nannte sie nur Sé.

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Das war's für Alfama.
Mehr schauen wir uns hier momentan nicht an. Heute jedenfalls nicht.
Nun soll es nach Belém gehen. Wieder bestellen wir das Taxi mit der FreeNow App. Es dauert ganze vier Minuten bis das Taxi zur Abfahrt bereit steht.

# Belém

Der Stadtbezirk Belém liegt im Westen Lissabons. Für die knapp sieben Kilometer von Alfama bis Belém benötigen wir trotz forscher Fahrweise zwanzig Minuten. Die Strecke ist weitaus weniger sehenswert als das, was uns bisher an Lissabon fasziniert hat. Im Groben würde ich den Großteil der Fahrt als Tangente an einem Industriegebiet bezeichnen.
Wir lassen uns an einem der bekanntesten Orte Beléms absetzen: Am Pastéis de Belém. Hier sollen die leckeren Pastel de Nata erfunden worden sein.
Der Taxifahrer entlässt uns ohne weitere Hinweise. Das schreibe ich, weil wir vor einer unendlich langen Warteschlange an der besagten Konditorei abgesetzt werden. Erst zwei Tage später, auf dem Weg zum Airport, erfahren wir vom Taxifahrer, dass es einen Trick gibt. Es gibt im Inneren über hundert Sitzplätze. Dort werden einem die puddinggefüllten Blätterteigtörtchen schneller serviert als an der Theke.
Jedenfalls sind wir nicht bereit unsere Zeit hier zu verschwenden. Zumal in unserem Hotel diese Pastel de Nata schon zum Frühstück serviert werden.

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Wir schauen uns nach einem anderen Café um. Aber an der Hauptstraße ist jede gastronomische Einrichtung hoffnungslos überfüllt. Unser erst vor wenigen Tagen auf dem Markt erschienener Reiseführer lobt und empfiehlt ein Restaurant gleich neben dem Kloster von Belém. Doch leider gibt es das nicht mehr. Das zu neuerschienen Reisführern 😐

Also tun wir das, was wir sonst machen. Wir suchen uns etwas auf eigene Faust. Und tatsächlich hat uns unser eigener Riecher wieder einmal nicht enttäuscht. Eine kleine Bar auf einer stufenartigen Terrasse entpuppt sich als Supergriff! Hier bedient eine einzige Person. Superflink und immer mit einem spritzig lustigem Spruch auf der Zunge. Das ursprüngliche Vorhaben, nur einen Cappuccino zu einem Nata-Teil zu bestellen, wird großzügig erweitert. Wir essen köstliche Salate, und trinken himmlisch schmeckenden Weißwein.

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Nach diesem wunderbaren Lunch - am liebsten würden wir den restlichen Tag hier sitzen bleiben - rufen die weiteren Highlights Lissabons.

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Den Besuch des Mosteiro dos Jerónimos verschieben wir auf morgen. Denn es ist schon kurz vor um Drei. Es geht mitten durch einen Trödelmarkt, der auf einem seitlichen Streifen des Vasco da Gama Garten stattfindet. (Vasco da Gama entdeckte übrigens den Weg nach Indien in dem er 1498, das Kap der guten Hoffnung umsegelte)
Der Rest des Gartens, der im Reiseführer als unbedingt besuchenswert bezeichnet wird, ist mit Bauwänden abgeschirmt. Wir, die noch nie in Lissabon gewesen sind, können den nicht besuchen. Durch ein Loch in der Metallwand sehe ich nur Baufahrzeuge auf aufgewühlter Fläche. Nun Ja. Sollte nicht sein.

Also gehen wir Richtung der anderen Sehenswürdigkeiten Beléms.
Allerdings ist es nicht möglich einfach so die Avenida da Índia zu überqueren. Denn das ist eine mehrspurige, sehr breite Straße deren beiden Fahrtrichtungen durch eine eingezäunte Eisenbahnstrecke getrennt werden. Die Strecke bis zur nächsten Unterführung ist doof. Rechterhand stehen Bauabsperrungen und linkerhand prasseln die dröhnenden Geräusche der viel befahrenen Avenida auf uns zu.

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Auf der anderen Seite der Straße angelangt, gibt es diese eine einzige Aufnahme vom Palast.

Nun sind es nur noch wenige Schritte zum monumentalen Denkmal der Entdeckungen, dem Padrão dos Descobrimentos

# Padrão dos Descobrimentos

Das 52 Meter hohe "Denkmal der Entdeckungen", wie es übersetzt heißt, steht monumental als ein Betonklotz direkt am Ufer des Tajo, dem mächtigen Fluss, der einem Gebirge im mittleren Osten Spaniens entspringt und nur wenige Kilometer von hier in den Atlantik fließt.
Beidseitig auf der Schräge des Monuments sind 32 wichtige portugiesische Persönlichkeiten dargestellt. An der Spitze steht Heinrich der Seefahrer mit einem Schiff in den Händen. Er war wie die anderen königlichen Gönner, Initiator und Geldgeber portugiesischer Entdeckungsreisen in der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts unterwegs.

Mein Reiseführer sagt, dass es hier noch ein sehenswertes Museum und einen Aufzug auf die Plattform in der sechsten Etage gibt. Ist notiert fürs nächste Mal.

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Wir gehen weiter entlang des betonierten Ufers gen Westen.
Rechterhand reihen sich Wasserbecken und Marinas für Segelboote aneinander. Alles ist sehr gepflegt. Es wird sehr gut von den Menschen angenommen. Denn all die vielen Menschen können unmöglich Touristen sein.

Bis zur nächsten Attraktion ist es ein knapper Kilometer. Bei dem Wetterchen, den angenehmen Temperaturen und dem Ambiente ist das keine dramatische Entfernung.

# Torre de Belém

Das Torre de Belém ist das, was ich persönlich mit Belém verbinde. Es war das erste Bild, das mir gezeigt wurde, als ich bei Google das Stichwort Belém eingegeben habe. Auch dieser Turm gehört wie schon das Castelo de São Jorge zu den Wahrzeichen Portugals.

Der 35 Meter hohe Turm, also ganze 17 Meter niedriger als das Denkmal der Entdeckungen, wurde 1521 erbaut. Als Portugal schon eine weltweit führende Seemacht war.
König Manuel I gab den Bau in Auftrag. Es ersetzte seinerzeit ein in der Hafeneinfahrt patrouillierendes Schiff, um die Einfahrt zu schützen. Gegenüber stand bis 1577, dem Jahr des Erdbebens, ein zweiter Turm, von dem aus im Notfall feindliche Eindringlinge beschossen werden konnten.

Tatsächlich habe ich mir vor der Reise nach Lissabon, den Torre de Belém wesentlich mächtiger vorgestellt. Enttäusch bin ich dennoch nicht. Es ist ein schöner Gegenspieler zum modernen Bau des vorherigen Denkmals.
Übrigens stand der Torre de Belém auf einer kleinen Insel. Das Land hat sich der Insel "genähert", steht in meinem Reiseführer, und deshalb ist der Turm über eine kleine Brücke erreichbar.

Auch hier gibt es ein Museum und eine Aussichtsplattform.
Nun. Auch hierfür nehmen wir uns keine Zeit.
Wir genießen lieber den Anblick des Turms der weitläufigen Rasenfläche, die praktisch den Vorgarten für den Turm darstellt.

Torre de Belém,Belém Tower,Lissabon,Portugal,born4travel.de
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Hier ist der Spazierweg zu Ende.
Doch ein Blick Richtung Westen verrät uns, dass hinter der Mauer ein weiteres interessantes Gebäude auf uns wartet.

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Gut dass wir unsere Lissabon-Entdeckungstour hier nicht beendet haben. Denn beim Versuch das Grundstück direkt neben dem Torre de Belém zu umlaufen, begegnet uns dieses monströse Monument:

# Monumento aos Combatentes do Ultramar

Das abstrakte Monument wurde im Januar 1994 zu Ehren der im portugiesischen Kolonialkrieg (1961 bis 1974) gefallener Soldaten entworfen und aufgestellt. In Portugal häufig auch als Überseekrieg bezeichnet.

Abgesehen davon, dass ich vergeblich in meinem Reiseführer nach mehr Infos suche, lässt einen der Anblick nicht los. Sehr Faszinierend.
Schwierig den Bau zu erfassen.
In einem Wasserbecken, das wieder mit diesem karibikfarbenen Wasser gefüllt ist, stehen zwei Säulen die im Winkel von 45° sich gegeneinander stützen. Unten sind die Säulen aus Stein oben aus Metall gefertigt. Die inneren Flanken der Säulen sind verspiegelt. Und dazwischen befindet sich ein Behälter mit der ewigen Flamme. Der „Flamme des Mutterlands" - Chama da Pátria auf Portugiesisch.
Das Ganze wird umrahmt von einer langen Wand mit rund 11.000 Namen der gefallenen Soldaten.

Monumento aos Combatentes do Ultramar,Lissabon,Portugal,born4travel.de
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# Champalimaud Centre for the Unknown

Auch das nächste anvisierte Ziel wird im Reiseführer "verschwiegen".
Ein unglaublich weitläufiges Bauwerk, das ausgesprochen futuristisch in der Landschaft steht.

Ob der Zugang, den wir nehmen, der Richtige ist, das weiß ich nicht.
Jedenfalls ist das, was man von hier aus sieht, schon interessant.
Oder wo sonst sieht man solche eierförmigen Fenster?

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Erst spazieren wir entlang des Piers. Immer in der Hoffnung den Atlantik zu sehen. Jedenfalls bin ich völlig unorientiert und unwissend, dass es bis zum Atlantik einige Kilometer zu überwinden gilt.
Na ja.
Der Blick nach hinten offeriert gleich vier Sehenswürdigkeiten auf einmal. Und beim Anblick der Brücke und des offenarmig auf einer Säule stehenden Christus können wir uns den Vergleich mit San Franciscos Golden Gate und Rio de Janeiro's Christusstatue nicht verkneifen.

Lissabon,Portugal,born4travel.de
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Irgendwann begegnen uns eine Treppe und ein Durchgang. Diese nutzen wir und sind von der Architektur restlos begeistert.

Nun zu den Fakten:
Im Herbst 2010 wurde das von dem indischen Architekt Charles Correa entworfene “Champalimaud Centre for the Unknown” eingeweiht. Die zwei Gebäude werden über eine 21 Meter lange durchsichtige Brücke aus Stahl und Glas miteinander verbundenen.
Den Ort hat man bewusst gewählt. An diesem Ort soll das Anwesen eine ideelle Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart projizieren. Da wo im 15. und 16. Jahrhundert die Entdecker ins Unbekannte stachen sind Forschende auf unbekannten Gebieten der Neurowissenschaften und der Onkologie beschäftigt.

Auf der Website des Instituts steht geschrieben:
"Die D. Anna de Sommer Champalimaud und Dr. Die Carlos-Montez-Champalimaud-Stiftung wurde nach dem Willen von António de Sommer Champalimaud gegründet und konzentriert sich in erster Linie auf fortschrittliche biomedizinische Forschung und bietet translationale, interdisziplinäre klinische Versorgung. Die Stiftung nutzt Synergien und Kooperationen in allen Bereichen ihrer Tätigkeit."

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Es ist halb Fünf und Zeit wieder Richtung Städtchen zurückzugehen.
"Was steht also noch für heute auf dem Plan"
"MAAT und/oder Christo Rei"
Die Entscheidung fällt auf Christo Rei, der Christus-Statue auf der anderen Seite.
Es wäre jetzt zu müßig eine Transportmöglichkeit mit den Öffis zu finden. Ein Taxi muss her. Kein Problem. Bisher hat das immer und verlässlich funktioniert. Doch das soll ausgerechnet jetzt, wo wir am gefühlten Ende der Welt stehen, nicht funktionieren.
Unsere Taxi App findet keinen Taxifahrer. Es rödelt und rödelt und rödelt.
Niemand will uns abholen. Erst vermuten wir, dass unser Standort ungünstig ist und gehen Richtung Torre Belém. Doch auch hier passiert nichts.
Nach endlosen versuchen, bestätigt ein Fahrer unsere Anfrage. In 12 Minuten will er hier sein. 12 Minuten finde ich sehr lag. Denn schließlich stehen wir an einem der berühmtesten Highlights Lissabons. Aber wir können es nicht ändern.
Wir verfolgen den jeweiligen Standort unseres Taxis.
Nach 10 Minuten springt die Wartezeit auf weiter 12 Minuten! Außerdem fährt er in eine völlig andere Richtung. Vermutlich schiebt er andere Aufträge dazwischen. Die 12 Minuten werden zu 14 Minuten... Wir stornieren den Auftrag. Rainer sucht nach anderen Anbietern. Und ich versuche ganz analog ein Taxi zu bekommen. Aber keiner hält an. Auch die App findet niemanden. Wartend verplempern wir auf diese Weise viel zu viel Zeit. Und streichen das Vorhaben Christo Rei.

Wir gehen zum MAAT, dem Museum das in einem außergewöhnlichen Bau untergebracht ist.

# MAAT - Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia

Dreiviertel Sechs stehen wir vor dem MAAT. Dem Museum für zeitgenössische Kunst, Architektur und Technologie. Was immer uns das Museum bieten könnte. Wir beschränken uns auf das Äußere.

Aus der Ferne erinnern mich die Konturen an ein Maul und die Nase eines Hais.

Wir gehen hoch auf die Plattform und stellen uns dem immer kühler werdenden Wind.

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Da haben wir sie wieder: Die "Ponte 25 de Abril" die zufälligerweise aussieht wie die Golden Gate in San Francisco Brücke und die Christus Statue von Lissabon die ein Vorbild auf dem südamerikanischen Kontinent hat.

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Eine letzte Aufnahme des MAAT im Gegenlicht und dann gehen wir wieder zur Straße, um ein Taxi zu organisieren.

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Das mit dem Taxi ist eine einzige Enttäuschung. Wir brauchen insgesamt eine weitere dreiviertel Stunde bis wir ein Taxi bekommen. Dabei haben zwar einige ihren Dienst angeboten, den aber dann kurzerhand wieder storniert. Das macht alles keinen Spaß. Die letzten zwei Angebote bieten sich nur unter der Bedingung an, wenn wir die Straßenseite wechseln. Denn wir haben ja immer noch die beschiente, vielspurige Eisenbahn zwischen der eigentlichen Stadt und der Marina zwischen uns. Als wir dann klein beigeben und auf dieses Angebot eingehen, erreichen wir die erste Taxifahrerin nicht rechtzeitig. Sie ist abgefahren noch bevor wir am Zielort waren. Der nächste kam dann eine ganze Viertelstunde später. Wir ändern unseren gebuchten Zielort, von Hotel auf Praça do Comércio. Es macht ja keinen Sinn, jetzt noch ins Hotel zu fahren, um dann wieder in die Stadt zu gehen, um ein geöffnetes Restaurant zu finden.
Was für eine enttäuschende Erfahrung!

Dreiviertel Sieben erreichen wir unser anvisiertes Ziel.
Die Statuen auf dem Torbogen stehen noch im guten Licht.
Doch das Denkmal, Estátua de D. José I. auf dem Praça do Comércio, das ich heute bei besserem Licht fotografieren wollte, ist umringt von Demonstranten. Sie wedeln mit ukrainischen Fahnen und protestieren gegen den Krieg.

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Und zuletzt noch ein letzter Blick Richtung untergehender Sonne..
Es sieht einfach malerisch aus.

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Es ist empfindlich kalt geworden. Oder vielleicht ist uns nur kalt, weil unser Tag auch sehr, sehr lang war.
Wirklich einladende kleine Bars sind nicht geöffnet. Und die größeren wollen wir meiden. Aber schließlich ist die Auswahl nicht wirklich üppig. Anfang März ist eben noch Wintersaison

Rainer lässt sich eine wunderbare Paella servieren mit der er sehr zufrieden ist. Und ich als Non-Seafood-Esser? Ich bestelle mir eine Schuhsohle mit wabbeligen Pommes. Absolut enttäuschend. Doch die Kaffeesoße, die ist lecker. Am liebsten würde ich mir noch eine Schale trockenen Reis bestellen und den mit der Soße löffeln.

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Wir gehen noch bis zum Praça do Rossio, dem Platz mit dem Wellenboden. Das Taxi braucht zwei Minuten, um uns abzuholen.
Ok. Nun haben auch wir es begriffen: Die Taxis wollen nur im Zentrum kutschieren.