Bogotá - Ein Moloch für 8.8 Millionen Menschen in 2.558 Höhenmetern
Unseren Jetlag kann man als marginal bezeichnen. Es sind ja nur sechs Stunden, die
uns von Deutschlands Zeit unterscheiden.
Wir haben fantastisch geschlafen.
Als erstes drehen wir erst einmal eine Runde durch unser Apartment.
Denn gestern sind
wir sofort in's Koma gefallen und hatten dafür absolut keinen Sinn.
Die ist ganz nach unserem Geschmack: modern und klar strukturiert.
Es gibt sehr viele Fenster und eine Terrasse am Schlafzimmer, die mindestens so groß ist wie das Schlafzimmer selbst.
Buenos Días Bogotá - mein Blick aus dem Bett:

Überall sind Fenster und mit Pflanzen bewucherte Innenhöfe, die wir aus der Wohnung sehen können:


Von der Terrasse sieht man nicht nur in den Süden Bogotás. Die Terrasse ist auch ein
hervorragender Ort, um sich die Bauweise der umliegenden Häuser anschauen.
Wir wohnen in Chapinero. Eine gehobenere Gegend Bogotá's. Und so sehen die
Gebäude und deren Terrassen auch aus.


Ein Blick in die Ferne:

Auf der anderen Seite, also direkt vor unserem Wohnzimmer, ist der Pool. Der sieht richtig gut aus. Bis 9Uhr schützt die Plane vor Schmutz. Ab dann kann man schwimmen. Der Pool ist für alle Gäste des Hauses da. Wir haben nur den Vorteil, dass wir super schnell rein hüpfen können.
Am frühen Morgen ist der Pool noch abgedeckt. Erst etwa halb Neun wird die Plane entfernt.

Auffi geht's per Aufzug zur Stadterkundung:

Sieht das nicht üppig aus?
Die Pflanzen sind so groß, dass man meinen könnte, eine Person könnte darin verschwinden.
Tatsächlich sieht man den Eingang von der Straße kaum.

Unser Haus ist ziemlich unauffällig und klein verglichen zu den umstehenden Häusern. Ganz oben sieht man von der Straße aus nur eine Scheibe. Dahinter befindet sich die 9.Etage und der Pool. Der gut gepflegte Park überrascht uns angenehm:




Bogota - Tag 1:
Unseren ersten Tag in Bogotá machen wir uns auf eine typische
Bogotá-Ersttäter-Tour.
Chapinero, unser Standort, befindet sich weit im
Norden von Bogotá. Für kolumbianische Nahverkehrsmittel sind wir noch nicht reif.
Viel einfacher für uns ist da eine Fahrt mit einem Uber.
35 Minuten soll es bis zum angedachten Ziel dauern.
Es wird mehr. Viel mehr.
Aber ehrlich gesagt, kann uns nichts besseres passieren, als durch die
Fensterscheibe zu schauen und ein erstes Gefühl zu bekommen, wie das hier so ist.
Es ist nicht nur unser erstes Mal Kolumbien. Es ist auch das erste Mal Südamerika.
Und die Warnungen vor Kolumbien nahmen ja vor dem Start der Reise kein Ende. Also
fühlen wir uns in diesem Uber mit einem kolumbianischen Fahrer recht sicher,
um die Situation zu eruieren.
Der Preis für die Fahrt: 20.530 COP, das sind etwa 4.60€ (August 2023)
Bogotá liegt in einem Kessel und bietet 8.8 Millionen Einwohnern ein Zuhause. Eine
Vielfalt, wie wir das auch aus Berlin kennen.
Modern und sauber verklinkert sind die Häuser in den hippen und gehobenen Barrios wie Chapinero, Barrios
Unidos oder Usaquén. Das ändert sich, je südlicher wir kommen.
Ein Moloch wo die ärmeren Schichten wohnen, wo der dichte Straßenverkehr dem in Delhi gleicht,
wo durch die Abgase der Mopeds die Luft so verpestet ist, dass wir uns in ganz, ganz alte Zeiten
versetzt fühlen - irgendwo da folgt als nächstes das Barrio La Candelaria.
Das historische und intelektuelle Zentrum Bogotás. Die gesamte Fahrt ist augenöffnend.




# Plaza Bolivar
Der Platz ist gewaltig.
Bei der Vorbereitung
auf die Reise habe ich natürlich schon Bilder gesehen. Jetzt da ich hier bin, weiss ich, dass
die Größe bei größter Mühe fotografisch nicht darstellbar ist.
Es ist das Herz Kolumbiens, der Anlaufpunkt aller Touristen.
In der Mitte steht natürlich ein Denkmal Bolivars. Fast verschwindend
klein steht in der einen Ecke eine riesige Bühne. Ob hier ein Konzert stattfinden wird oder
aber auch eine Wahlkampfveranstaltung, das wissen wir nicht. Unüberhörbar sind jedoch die
Songs von Shakira, die aus dieser Ecke auf uns einprallen.
Dann schauen wir uns mal um:
Auf der einen Seite steht das 1999 fertiggestellte Palacio de Justicia, der Justizpalast.
Der einstige Justizpalast wurde im Jahr 1985 durch M-19-Guerilleros besetzt und unter schweren Beschuss
durch das kolumbianische Militär zurückerobert.
Auf der Längsseite steht das Alcaldia, wo sich das Bürgermeisteramt befindet.






Mich interessiert die Basílica Metropolitana de Bogotá Catedral Primada de Colombia, wie der vollständige
und offizielle Name ist. Die Kathedrale ist 1975 zum Nationaldenkmal erklärt worden.
Auch die ist riesig.



Am Sims der Statue nehmen wir Platz und wollen das Ambiente aufnehmen.
Versuchen wäre das richtige Wort. Weder eine der hunderten Tauben, noch der Verkäufer mit ihren
Wagen nerven - es ist die laute Musik. Rainer will mir etwas aus dem Reiseführer
vorlesen, unser normales Ritual auf Reisen - aber ich kann ihn kaum hören.
Wir schauen uns um und stellen fest, dass wir die einzigen Mimosen sind.
Alle um uns Sitzenden, genießen den Takt der Musik,
wippen mit dem Fuß oder singen den gesamten Text des Songs mit.
# Museo Histórico de la Policia Nacional - Polizeimuseum
Das Polizeimuseum befindet sich nur unweit der Plaza Bolivar.
Der Eintritt ist kostenlos. Nach einer raschen, visuellen Taschenkontrolle dürfen wir
durch diesen einstigen, viergeschossigen Palast im kolonialen Stil.
Die Ausstellung entpuppt sich als teilweise sehr interessant.
Unter anderem wird der Aufbau des Polizeiapparats früher und heute
erklärt. Wir erfahren vieles über die Polizeigeschichte und deren Wirkungsbereich
und die Arbeit im Kampf der kolumbianischen Behörden gegen die FARC und die Drogenkartelle.
Im Kellergeschoss sind dann beschlagnahmte Beutestücke einstiger Drogenbarone zu begutachten,
sowie Fotos des auf dem Wellblech liegenden, toten Escobar aus dem Jahr 1993. Das war für
Kolumbien nicht nur der größte Erfolg sondern auch ein Wendepunktim Kampf gegen Brutalität und Gewalt.

Nicht zu vergessen die Dachterrasse des Museums mit einem Blick über die Dächer Bogotás.

Der nächste Tagesordnungspunkt steht bei mir wirklich ganz oben auf der Liste:
# Museo Botero
Zusammen mit zwei weiteren Museen,
bilden das Museo Botero und die einstige Prägeanstalt einen Museumskomplex.
Der Eintritt ist frei.

Fernando Botero, geboren 1932, ist einer der bekanntesten Maler und Bildhauer
Kolumbiens. Sein Stil ist die übertriebene, rundliche Darstellung von
Menschen, Tieren und sonstigen Objekten. Während die Figuren einfach mal dick sind,
haben andere Teile des Körpers kleinere Proportionen.
Objekte oder Bilder mit diesen sehr großzügigen Formen
hat man irgendwo schon mal gesehen. Als Kunstbanause wusste ich anfangs natürlich nicht,
wer der Künstler dieser Objekte ist. Als ich las, dass es in Bogotá ein Museo Botero
gibt, stand der Besuch auch ganz oben auf dem Plan.
Die Ausstellung ist gut gemacht, so dass es auch amüsiert. Denn seine Werke
sind in seiner Aussage recht einfach zu verstehen.
Im Museum sind nicht nur Boteros Werke ausgestellt, sondern auch seine private Sammlung
anderer Künstler, die er dem Museum zur Verfügung gestellt hat. Darunter sind Dalí,
Klimt, Balthus, Miró oder auch Picasso und viele andere mehr.
Dalì:

Miró oder auch Picasso:

Im Zentrumsbereich des Museo Botero ist dieser wunderbar gepflegte Garten zum Verweilen.
Während ich schon in die nächsten Räume eile, trifft Rainer "unser" LH-Flugpersonal von gestern,
die den Tag auch mit Museumsbesuchen verbringt.

Unsere rudimentären Spanischkenntnisse reichen aus, um die Titel zu lesen.
Und die lassen mich manchmal schmunzeln.




Modern und großzügig ist der Übergang zwischen Museo Botero und Museo Casa de Moneda


# Museo Casa de Moneda
Im Komplex interessiert uns noch die alte Münzdruckerei.
Über zwei Etagen erfährt man viel über den Wandel von Gold über Münzen bis zum Geld,
wie wir es kennen. Verschiedenen alte Münzdruckmaschinen runden das Verständnis
über die Medaillenprägung ab. Es ist für uns sehr interessant, auch wenn die
Beschriftung meist in Spanisch ist, und nur wenig in Englisch. Dennoch ist das Gesehene klar verständlich.




Das wertvollste Ausstellungsstück des Museums ist wohl dieser über 37 Kilogramm schwere massive Goldklumpen. Der stets durch mindestens einen Mitarbeiter bewacht wird.

Nach diesem, letzten Museumsbesuch ist die Aufnahmekapazität für den heutigen Tag stark minimiert.
Wir sind einfach erledigt.
Vom Balkon im Museumskomplex entdecken wir ein Café, das uns wie gelegen kommt.
Das Wetter ist grandios und so versacken wir nicht nur bei dem geplanten einen Kaffee, sondern
verputzen diese fantastische
Salate.
Und der Sauvignon Blanc ist auch nicht von schlechten Eltern.
Ich wusste gar nicht, dass Kolumbien auch Wein kann!

Die Kellner sind ausgesprochen flott und aufmerksam.
Die Restaurantleiterin spricht akzentfreies Englisch und fragt uns nach der Herkunft und nach der geplanten Reise.
Hoch begeistert schwärmt sie von Medellín und dem dort herrschenden ewigen Frühling.
Was für eine Vorlage um Antworten auf unsere dringenden Fragen zu bekommen.
Auskunftsfreudig wie sie ist, bekommen wir gute Tipps über die kommenden Orte, die wir noch besuchen werden und
auch - was uns momentan besonders interessiert - wie kommen wir zur einer SIM Card?
Die werden zwar überall auf der Straße angeboten, aber mangels Kenntnis der hiesigen Verhältnisse und
mangels Sprachkenntnissen sind wir unsicher.
Ausserdem empfiehlt sie uns weitere Restaurants, die wir unbedingt besuchen sollen.
Nicht weit vom Museumskomplex befindet sich eine Filiale der Kette Oxxo, die wir empfohlen bekommen haben.
Ein kleiner Laden, der alles hat. Der kolumbianische Kombini sozusagen.
Anfangs etwas holprig ist die Verständigung. Aber mit Zuhilfenahme der ÜbersetzerApp erwerben wir
erfolgreich zwei SIM Cards mit je 12 GB + 3GB als Geschenk des Anbieters Claro für je 41.000 COP.
Claro das meist verbreitete Netz hier in Kolumbien. Mit einer guten Abdeckung. So wurde uns gesagt.

Zurück geht es wieder mit Uber. Die Stoßdämpfer dieses Autos sind praktisch nicht vorhanden.
Aber dafür nimmt der Fahrer eine völlig andere
Strecke zurück nach Chapinero. Über die Avenida Carrera 1. Das ist die östlich gelegene Straße in Bogotá.
An der Bergflanke des Moserrate. Die Strecke ist gespickt mit vielen wunderbaren
Ausblicken auf die Stadt und mit unendlich vielen Murals.
Den Nachmittag verbringen wir am Pool und später, als
es dunkel ist - ja leider plumpst die Sonne hier kurz nach Sechs hinter'n Horizont und
halb Sieben ist es stockdunkel - dann machen wir uns auf den Weg in ein Restaurant. Doch das Ausgewählte hat
heute wegen einer geschlossene Gesellschaft geschlossen. Andere Restaurants
erscheinen uns nicht einladend. Wir sind noch neu in Kolumbien und sind unsicher bei der Wahl.
In einem westlich wirkenden Supermarkt holen wir Sandwiches und Bier für ein ganz spartanisches Abendbrot.
Bogota - Tag 2:
Den zweiten Tag beginnen wir wie gestern: Wir nehmen den Uberdienst in Anspruch. Der Fahrer fährt uns durch das Barrio Chapinero, vorbei an den Hochhäusern, wo sich Büros und Wohnungen befinden.

Anschließend nimmt er die schnelle, ganz im Osten gelegene Route und setzt uns schon etwa 35 Minuten später am gewünschten Ziel ab.
# Santuario Nuestra Señora del Carmen
Wie die meisten Sehenswürdigkeiten Bogotá's befindet sich auch die Kirche Nuestra Señora del Carmen
im Stadtteil La Candelaria. Gebaut zwischen 1926 und 1938 weist sie eine
gotische Dekoration vermischt mit byzantinischen und arabischen Akzenten auf.
Das zum Grundwissen.
Die Kirche ist eine Augenweide!
Und nach den vielen Kirchenbesuchen auf unseren Italien- und Frankreichreisen
der letzten drei Jahre, bekommt diese Kirchen mit der markant rot-weiß gestreiften Fassade, glatt einen oberen Platz auf der
Liste der schönsten Kirchen, die ich je gesehen habe.






# Historisches La Candelaria
Das historischen Zentrum von Candelaria ist der Ort wo Gonzalo Jiménez de Quesada
am 6. August 1538 die Stadt gründete. Die alten Häuser, die praktisch den Anfang der Stadt Bogotá
repräsentieren, sind im wunderbaren Zustand.
Wir schlendern und fotografieren die Straßen entlang.
Es gibt auch hier viele Murals, die nichts mit den Schmierereien zu tun
haben, die so viele Gebäude zum Beispiel auch in Berlin verunstalten.
Das hier sind Kunstwerke und schön anzusehen.






Eine wunderbare Kombination aus Alt und stilistisch Neuem:





Aus dem Hintergrund lugt die moderne Seite Bogotá's :

Weiter gehen wir zum Parque de los Periodistas



Superlange Schlenkerbusse:

Weitere Impressionen unterwegs im modernen Teil des Barrios La Candelaria auf dem Weg zum Goldmuseum:



Von hier ist es nicht weit bis zu unserem nächsten Tagesordnungspunkt:
# Museo del Oro
Auch das Goldmuseum (Oro heisst Gold) ist für uns kostenlos.
Besucher bis zum 12. und ab dem 62. Lebensjahr zahlen nichts.
Alle anderen zahlen etwa Drei Euro.

Die Ausstellung ist die größte Sammlung prähispanischer Goldschmiedekunst aus der ganzen Welt
und erstreckt sich über zwei Etagen. Es gibt hier über 34 Tausend Goldstücke zu sehen,
"alle von unvergleichlicher Schönheit und einzigartigem historischem Wert, die indigene
Kulturen wie die Muisca und die Tayrona sowohl im Alltag als auch in allen Arten
von heiligen Ritualen verwendet wurden."
Mueso del Oro.




Das Haus, das das Museo del Oro beherbergt, ist ein gewaltiger und massiver Bau.
In diesem Museum ist jede Beschreibung sowohl in Spanisch als auch Englisch.
Es gibt uns eine Übersicht über den Werdegang des Goldes.
Wo es die meisten Goldstätten gab und gibt
und welche künstlerische Entwicklung insbesondere im kolumbianischen Raum Gold genommen hat.
Klitzekleine, filigrane Exponate aber auch etwas größere Objekte sind zu sehen. Figuren, Amulette sowie Schmuck aus Gold,
das mehr als vier Tausend Jahre als ist. Alles wunderbar in riesigen Glaskästen ausgestellt.
Manche Objekte sind mit einem menschlichen Schatten hinterlegt. So hilft man der Vorstellung etwas nach,
wie die Objekte getragen wurden.
Wir sind fasziniert.
Gerade als wir kurz vor dem Ausgang der ersten Etage stehen und Rainer versucht ein Objekt zu fotografieren und zu zentrieren, habe ich den Eindruck, auf einem Surfbord zu stehen. Auf einem Surfbord mitten auf dem Wasser. Und es fühlt sich anders an als eine Gleichgewichtsstörung. Das kann nur eins bedeuten:
# Erdbeben in Bogotá
Wie eine zähe fließende Masse verlassen die gesamten Besucher unsere Etage.
Es herrscht keine Panik. Aber hier und da hört man das Wort "earthquake".
Na super denke ich, während Rainer immer noch versucht das Objekt auf seine Festplatte zentriert
zu speichern.
Ich muss etwas drängeln. Denn ich gehe jetzt!

Erdbeben sind für uns nichts Neues. Den letzten dollen Wackler haben wir in der
58.Etage
des Yokohama Towers erleben dürfen. Doch Japans erste Regel im Falle eines
Erdbebens ist:
Das Gebäude, in dem man sich gerade befindet, NICHT verlassen!
Nur den Ausgang gewährleisten. Also Tür öffnen. Im Türrahmen oder unter stabilen Tischen Schutz suchen.
Deshalb sind wir verwundert oder besser gesagt irritiert, als wir das Haus verlassen sollen???
Dass wir die Ausstellungsetage verlassen sollen, ist noch verständlich.
Schließlich könnte berstendes Glas jemanden verletzen.
Aber auf die Straße zu gehen?
Nun Ja. Wir tun was angeordnet wird und was alle tun.
Der Platz vor dem Museum, der Parque Santander, ist schon gut gefüllt mit angestellten
der umliegenden 15 bis 30 Geschossern. Wir beobachten noch, wie sich eine unendliche Menschenschlange
eine äußere Wendeltreppe nach unten bewegt, als es wieder bebet. Das ist nicht ganz ohne.
Wir haben schon stärkere Beben erlebt, bei denen man auf der Straße das Beben nur ausmachen konnte,
weil die Elektroleitungen zu schwingen beginnen. Aber der Boden fühlte sich normal an.
Es geht ein Raunen durch die Menge. Praktisch alle schauen auf ihr Smartphone.
Eine 6.3 wurde gemeldet.

Die umstehenden Hochhäuser beängstigen Rainer. Die sehen nicht gerade vertrauenderweckend aus.
"Wir sollten hier weg. Irgendwo hin wo uns nichts auf den Kopf fallen kann"
Da kommt nur die Plaza Bolivar in Frage. Aber wohin genau, also in welche Richtung müssen wir gehen?
Das Netz ist überlastet und es dauert eine ganze Weile, bis wir die Richtung ausmachen.
Wir kreuzen die Avenida Jeménez, eine Magistrale, auf der Busse und Straßenbahnen
verkehren. Auch hier sind Tausende von Menschen draußen und wissen nicht, was zu tun ist.
Ein überdimensional langer Schlenker-Bus, wie es den in Bogotá oft zu sehen bekommt,
kreuzt unseren Weg. Der ist unvorstellbar voll.

Wir laufen weite auf der Calle Real.
Hier ist ein Suchtrupp unterwegs mit einem großen
Hund, der auf seinen Einsatz wartet.
Alles wirkt surreal. Besonders als die
zwei Blinden in der Promenade stehen und singen, als wäre nichts gewesen.
An der Plaza Bolivar angekommen, fühlen wir uns sicher. Auch hier sieht es nicht anders aus
als auf den anderen Plätzen: Hunderte von Menschen stehen und warten. Warten bis
sich die Situation legt. Aber wer kann schon sagen, ob es das schon war?
Wer sagt: Das Schauspiel ist vorbei?
Wir sitzen auf dem Podest des Bolivar-Denkmals. Die Sonne sticht erbärmlich.
Jetzt müsste man einen Schirm haben, um sich schützen zu können.
Irgendwann beschließen wir in unsere Unterkunft zurück zu fahren.
Ein paar Straßen weiter lassen wir uns von einem Uber abholen und nach Chapinero bringen.
Die Tür zwischen Wohn- und Schlafzimmer, die sonst offen steht, ist fast angelehnt.
Die hat wohl das Beben bewegt.
Ich bin ziemlich fertig und gehe schlafen. Rainer bleibt im Wohnzimmer und liest.
Gegen Sieben werde ich vom erneuten Beben wach. Dieses mal bleiben wir hier.
Von oben sehen wir, wie immer mehr Leute im Park Schutz suchen.
Das gibt mir zu denken. Sind die Häuser in Bogotá erdbebensicher?
Bogota - Tag 3:
Das Wetter ist heute eher mäßig. Besonders beim Blick Richtung Monserrate.
3.150 Meter ist er hoch. Den Besuch der Aussichtsplattform da oben haben wir uns
wegen der Akklimatisierung an die Höhe für den dritten oder vierten Tag aufgehoben.
Aber bei der schlechten Sicht?
Das macht alles keinen Sinn.
Keinen Sinn machte auch meine Idee bei der Planung dieser Reise, Bogotá
mit dem Fahrrad zu erkunden. Nicht bedacht habe ich, dass die Stadt selbst bei 2.625 Metern
liegt und jede Anstrengung, sei es nur Schuhe anziehen, ziemlich atemraubend ist.
Also nehmen wir wieder den Uber.
Es geht auf einen Großmarkt. Auf den Paloquemao Market.
Die Fahrt dahin führt wieder durch das ärmere Viertel Bogotá's.
Kurz vor dem Ziel wird die Umgebung rauer. Die Häuser klein und im schlechten Zustand.
Auf der Straße finden alle möglichen Gewerke statt. Autos werden direkt auf der Straße auf
Vordermann gebracht. Es wird geschweißt und handwerklich gearbeitet.



# Paloquemao Market
Auf dem Paloquemao Market werden Obst, Gemüse, Fleisch, Kräter und Blumen verkauft.
Der Markt befindet sich beidseitig der Straße.
Erst schauen wir uns auf dem Obst-und Gemüsemarkt um.
Irre wie hier die Ware gestapelt wird. Erinnert etwas an Asien. Alles ist sehr sauber.
Dennoch ist der Geruch in der Ecke, wo Frischfleisch verkauft wird, "very strong".
Da ist es zwischen all dem Obst und Gemüse viel schöner.
Touristen sind hier eher die Seltenheit. Wir schlendern entlang der Reihen und sind stolz, dass wir die meisten
Früchte identifizieren können.




Dann nehmen wir uns den Blumenmarkt vor.
Tropische und auch uns bekannte Blumen stehen in den Eimern.
Überwiegend aber gibt es hier Rosen. Kolumbien ist übrigens nach Holland der zweitwichtigste
Schnittblumenproduzent der Welt. Wir staunen nicht schlecht, wie belastbar Blumen sein können 🙈
Und dennoch sehen sie gut aus.
Es wird an den Blüten gezupft und perfektioniert, um dann in riesigen Bündeln fort geschafft zu werden.
Ein emsiges Treiben.
Rosenblätter liegen überall auf dem Weg. Manche Blütenblätter füllen ganze Kartons.
Findet das auch einen Käufer? Wir werden es nicht erfahren.





Nun wagen wir einen zweiten Anlauf, das Museo del Oro zu besuchen.
Eigentlich habe ich so meine Bedenken. Rainer überzeugt mich dennoch und wir
lassen uns wieder mit dem bekannten Fortbewegungsmittel zum Ziel kutschieren.
Was soll ich sagen? Das Goldmuseum hat heute geschlossen.
Wie so das denn? An der Eingangstür steht doch etwas anderes 🤔
"Es ist geschlossen, weil durch das gestrige Erdbeben die Ausstellung geprüft werden müssen"
Es sollte also nicht sein.
Wir schauen uns die gegenüberliegende Iglesia de San Francisco an.
Der Altar ist unbeleuchtet. Dank der KI meines Smartphones sieht man auf dem Foto
mehr als im Original. Bedrückend ist die Stimmung in der Kirche. Mit gefühlt zwanzig Reisegruppen, die
gleichzeitig hier sind.
Ein must-do. So steht es in jedem Reiseführer. Aber wir sind da nicht ganz der gleichen Meinung.

Die Luft ist raus. Wir haben keine Lust auf weitere Museen oder Kirchen und schlendern
eine untouristische, breite Promenade entlang. Hier verirrt sich ganz offensichtlich kein Touri.
Ein Mann zeigt mir im Vorbeigehen, dass ich auf meine Handtasche aufpassen soll.
Na ja.
Da sind eh nur meine 2 Brillen drin.


Hier ist die berufstätige Schicht Bogotá's unterwegs.
Komische Gestalten streunen aber auch umher.
Waren wir zu leichtsinnig? Sollten wir besser nicht hier sein?
Wir wohnen in Berlin und sind einiges gewöhnt. So richtig unsicher fühlen wir uns
dennoch nicht. Es fasst mich keiner an, keiner zuppelt an meinem Ärmel - keiner bettelt.



Wir bestellen einen Uber. Noch nie haben wir so lange warten müssen.
Irgendwie werden wir immer wieder abgelehnt. Dann endlich holt uns einer ab.
Der Fahrer kann - wie alle bisherigen Fahrer - kein Englisch. Aber er will uns etwas sagen.
Wir behelfen uns mit der ÜbersetzerApp.
Hm. Genau wie wir es schon ahnten, warnt er uns vor dieser Gegend.
Ich soll bitte auch nicht aus dem offenen Fenster fotografieren. Es ist gefährlich hier!
Ein paar Impressionen vom Rückweg:


Haus in Chico Norte.
Das könnte auch irgendwo in Europa sein:

Bogota - Tag 4:
Der letzte Tag in Bogotá.
Ich schaue aus meiner Lieblingsterrasse und sehe den Monserrate wieder nicht.
Es sollte wohl nicht sein. Auch die WetterApp prophezeit keine Besserung. Im Gegenteil.
Heute Nachmittag soll es regnen. Nun ja. Warten wir's ab.
Das heutige Programm ist recht übersichtlich aber mit einem ganz besonderen Highlight:
Heute holen wir unseren Mietwagen ab, mit dem wir die südliche Runde durch Kolumbien
bis Medellín machen werden.
Die Stadtdependance Bogotá – Bulevar Niza von Localiza befindet sich in einem super-modernen
Shoppingcenter. Spiegelglatt sind die Böden, die Geschäfte sind international. Es erinnert
uns an Shoppingcenter in den USA. Und mittendrin eine Kartrennbahn.

Bei Localiza ist viel los. Wir müssen sehr lange anstehen.
Das Personal spricht natürlich kein englisch. Aber wir haben
ja unsere ÜbersetzerApp, mit der wir uns sehr gut verständigen können.
Gebucht habe ich das Auto bei Booking mit einer zusätzlichen Versicherung für den Fall der Fälle.
Wir wollen die Anmietung um drei Tage verlängern. Scheint etwas zu sein, was noch nie einer wollte.
Irgendwie stoßen wir an die Grenzen der ÜbersetzerApp. Oder wir verstehen etwas nicht.
Wir einigen uns darauf, dass wir in Medellín nochmals fragen. Verabschiedet werden wir mit
einem "Feliz viajar" - was so viel wie "Gute Reise" heisst.
In der Tiefgarage wird uns ein gut aussehender, silberfarbener 4WD Mitsubishi Montero Sport
mit 56 Tausend gefahrenen Kilometern übergeben. Wir sind begeistert. Die soften Ledersitze sitzen sich wie Sessel
und sind super bequem. Es gibt kein Navi. Aber das haben wir auch nicht bestellt.
Als erstes geht es in einen Exitó WOW , einen riesigen Supermarket, das einem großen Walmart ähnelt. Ich finde es nur wesentlich moderner und heller hier. Wir checken das Angebot und decken uns mit Obst ein, das wir in Kolumbien lieben gelernt haben: Grenadille und roter Tomate de Arbol. Ach ja. Club Colombia Rojo und Nero, Wasser und Cupnoodels für den Notfall kommen auch noch in den Wagen.

Bevor wir den Supermakt verlassen, wollen wir im Restaurant etwas essen.
Doch schon die Bestellung entpuppt sich als Herausforderung.
Das auf den Tafeln angezeigte Essen gibt es nicht. Ok - wir sind flexibel und
nehmen etwas von den Gerichten, die auf einem braunen Schnipsel mit Handschrift geschrieben steht.
Keine Ahnung was das alles heisst. Aber da: Ich entdecke Pollo Curry. Rainer nimmt etwas mit "pescado" (Fisch)
Wir bekommen eine Nummer und werden über eine Leuchtnummer informiert, wenn die Gerichte fertig sind. Klingt easy.
Das Abholen erledigt Rainer. Aus der Ferne sehe ich, dass da doch so einiges schief zu laufen scheint.
Rainer gestikuliert und wirkt aufgeregt.
Ich werde rangerufen. Als wenn ich der spanischen Sprache mächtig wäre 🤪 ...
Ein anderer Kunde spricht englisch und erklärt das System, das uns
vorher so nicht erklärt wurde. Letztendlich erhalten wir unser Essen, das nach dem
außergewöhnlichen kulinarischen Ausflügen absolut abfällt. Na ok. Schließlich werden wir satt. Das
war ja Sinn und Zweck der Veranstaltung.
Den restlichen Tag - es ist ja nur noch ein wenig vom Tag übrig - verbringen wir mit Zeitung lesen und poolen.

Morgen beginnt die wahre Eroberung Kolumbiens.
Es wird spannend!
Buenas Noches Bogotá !

# Murals in Bogotá
Bogotá ist unser erster Ort auf der Reise durch Kolumbien.
Von tollen Murals, also Kunstwerken auf einer Fassade gemalt, davon hat die Stadt mehr als genug.
Eine angedachte Führung haben wir gar nicht erst gebucht.
Egal in welchem Stadtbezirk, mann kann sie nicht übersehen!
Hier meine Sammlung:







Essen und Trinken in: Bogotá
Das Restaurant El Chato befindet sich in der Zona G (G für Gourmet) des Barrio's Chapinero.
Hier - so lesen wir in den Reviews - soll es kolumbianisches Essen geben.
Das Haus ist gar nicht so leicht zu finden. Und obwohl wir fast davor stehen, brauchen wir 'ne Weile, bis
wir den kleinen Schriftzug mit dem Namen des Restaurants finden.
Die Begrüßung ist sehr professionell. Natürlich werden wir gefragt, ob
wir reserviert haben. Natürlich nicht. Auf Festlegen wann unser Hunger sich meldet,
haben wir einfach keine Lust! Aber das scheint nur so eine Frage zu sein, die momentan furchtbar in ist.
Das Ambiente im Inneren macht einen gediegenen Eindruck.
Die Lederbänke sind ziemlich durchgesessen und so sitzt man ziemlich tief.
Also - kleckern ausgeschlossen 😉


Es ist halb Eins. Wir sind eine der ersten Gäste.
Das Menü ist in englischer Sprache. Dennoch verstehen wir nicht, was man hier essen kann.
Der Chef des Tages, ein Argentinier, spricht ein gutes Englisch und hilft uns etwas bei der Auswahl.
Wir probieren erst einmal jeder eine Vorspeise. Doch die ist so genial anders, dass wir
uns schlichtweg anschließend für eine Hauptspeise entscheiden. Wenn das kolumbianisch
sein soll, dann aber auf eine sehr moderne, exquisite Art interpretiert.
Es schmeckt außergewöhnlich.
Die Darreichung spektakulär.





Ein wenig mulmig ist mir dann aber doch, als ich erfahre,
dass die schwarzen über meine Soße verteilten Punkte zerriebene Ameise sind.
Über meinen Schock ist man amüsiert.
Deshalb bringen sie noch ein Schälchen voller
fetter, etwa 1.5cm großer 🐜. Und nur Rainer genießt sie.

Unsere Unterkunft: Cassa Luxury Homes
Das Cassa Luxury Homes befindet sich abseits der großen Touristenattraktionen im gehobenen und auch sicherem Barrio Chapinero. Da wo die zahlungskräftigen Mieter wohnen. Das sieht man der Umgebung auch an.
Die Lobby ist sehr modern gestaltet.
Zwei Aufenthaltsecken laden zum Verweilen oder auch warten ein. Oder eben auch
um in Coffeetablebooks zu blättern.
Vor den bodentiefen Fenstern wächst üppiges Grün. So dass auch kein eventuell unerwünschter Blick ins Innere möglich ist.



Direkt vor dem Haus befindet sich ein super gepflegter Park, der täglich für Yoga, Tai-Chi oder auch zum Verweilen gut genutzt wird. Nicht zu vergessen für Gassi-Gehen mit Hund. Denn die Bewohner in dieser Umgebung sind Hundeliebhaber.

Wir haben das Apartment 901 reserviert. Aus unserer Sicht die schönste Unterkunft im Haus.
Die Unterkunft besteht aus einem Wohnzimmer und einem Schlafzimmer. Beide haben auch
bodentiefe Glasschiebetüren. Alles ist sehr geräumig und sauber. Täglich kommt ein
Zimmerservice, macht die Betten schön und wechselt die Handtücher.
Es gibt genügend Platz, um das Gepäck praktisch verschwinden zu lassen.



Unser Favorit war natürlich der Pool, der sich direkt vor unserem Wohnzimmer befunden hat. Das war auch gleichzeitig der Haken an dem Apartment. Wenn andere im Pool waren - was bei uns nur zwei Mal passiert ist - schützte die Einfachverglasung nicht vor der Lautstärke von außen. Und Kolumbianer können sehr laut sein.


Der Frühstücksraum suggeriert mitten im Grünen zu sitzen. Der Trick ist: An allen drei Seiten befindet sich in etwa drei Metern ein deckenhoher Spiegel. So dass die Bepflanzung unendlich erscheint.



Das Frühstück entsprach ganz unseren Vorstellungen.
Neben den Eierspeisen, die man individuell bestellen konnte, gab es viel wunderbares Obst.
Manches kannten wir - manches mussten wir erst erfragen. Auch haben wir gelernt,
dass frischgepresste Säfte gar nicht so süß sind. Und dass frischgepresstes Lulo überhaupt nicht unserem Geschmack entspricht.

Alles in Allem bot uns das Apartment im westlich eingerichteten Stil einen guten Einstieg, in die für uns völlig neue Welt Kolumbiens. So würden wir eine Reise immer wieder beginnen.
So geht es weiter
Der Start ist holperig.
Unser Auto bekommt 'ne Schramme ganz ohne unsere Schuld.
Google kennt sich mit dem kolumbianischen Sonntag nicht aus und führt uns in die Irre.
Wir überlesen ein Schild, das zu fatalen Folgen führt.
Und wir lernen, dass es im trockensten Gebiet Kolumbiens wie aus Kannen gießen kann.