Auf dem Weg nach San Agustín
Bis Neiva sind es 39 Kilometer. Die Straße ist betoniert und rumpelfrei zu befahren.
Kurz, aber nur wirklich kurz überlegen wir, ob der längere Weg von Girardot bis Villavieja besser gewesen wäre.
Doch schnell sind wir uns einig: Die Herausforderung über die grausig und teilweise unpräparierte Strecke war einfach grandios.
Wir stehen eben mehr auf Abenteuer als gepflegtes Reisen. Also alles gut gemacht!
Impressionen von der R45A bis Neiva:
In Neiva suchen wir als Erstes einen Exitó auf. Die große Filiale befindet sich in einer Shoppingmall.
Neben Obst und Getränken muss unbedingt ein Wasserkocher angeschafft werden, um einen Kaffee selbst aufbrühen zu können.
Satt habe ich den schlechtesten Kaffee der Welt!
Doch die nächste Challenge lauert hinter der nächsten Ecke. Wasserkocher kaufen.
Der normale Übersetzer spuckt für Wasserkocher ein Wort aus, mit dem hier niemand etwas anfangen kann!
Also - wie bitte sagt man Wasserkocher auf kolumbianisch?
Dann finde ich ein Bild: "Hervidor de Agua?...aaah"
Vier Verkäufer begleiten mich auf die Suche. Alle unheimlich engagiert. Was sie mir zeigen,
sind Kaffeemaschinen. Mit den könne man ja auch Wasser kochen. Sie haben ja so Recht.
Aber mit einem Wasserkocher könnte ich auch Tee und eventuell auch Cupnoodels aufgiessen.
Doch das alles in Spanisch zu erklären, wäre eine Monsteraufgabe. Mir tut es wirklich leid für die Angestellten. Aber:
"Quiero un hervidor - por favor"
Letzteres habe ich im Spanischkurs gelernt.
Immer wenn man meint, es wäre vielleicht nicht die feinste Ausdrucksweise: Lächeln und Por Favor sagen.
Jetzt haben sie es verstanden. Aber leider haben sie keine Wasserkocher.
Den gibt es im "Omcenter". Das befindet sich gleich um die Ecke.
An der Info der Mall fragen wir nach Omcenter. Sie hat davon noch nie gehört.
Aber Wasserkocher gibt es in... Wir hören immer das Gleiche: Omcenter.
Ich lasse es mir aufschreiben (was für 'ne geniale Idee von mir!): Aaaaah... Home Center.
Ja und so kamen wir zu einem Hervidor de Agua für umgerechnet 11€ und zwei Tassen für insgesamt 4€.
Die Strecke bis zu unserem südlichsten Punkt der Kolumbienreise wird begleitet von wunderschöner Landschaft. Nur durchfahren wäre eine Sünde. An einer Böschung entlang der Straße bleiben wir für ein kleines Picknick, das wir uns bei Exitó gekauft haben, stehen und genießen den Ausblick auf diesen Stausee in der Ferne, dem Embalse de Betania. Neben der Erzeugung elektrischer Energie und der Bewässerung des Umlandes wird mit dem Stausee der Abfluss des Río Magdalena kontrolliert
Rainer freundet sich ganz gut mit der sportlichen aber fairen Fahrweise der Kolumbianer an, wir zahlen
insgesamt 18.600 COP an die Straßenräuber namens Maut und leider schaffen wir es nicht, vor der Dunkelheit
zum Ziel. Die letzten Kilometer vor dem Ort San Agustín werden nochmals haarig.
Unsere rundum stark getönten Autoscheiben sind ein zusätzliches Risiko. Unser eigener
Lichtstrahl der vorderen Lampen sind kaum wahrnehmbar. Im entgegengesetzten Verkehr kommen
uns LKW's und kleinere Colectivos entgegen, die teilweise ganz ohne Beleuchtung fahren.
Das Ganze auf sehr kurviger und bergiger Streckenführung.
Tief durchatmen kann auch ich erst, als wir den recht gut beleuchteten Ort San Agustín
erreichen. Leider wohnen wir außerhalb und die Zufahrt wird die letzte Herausforderung. Denn
die führt zwischen hoch wuchernden Pflanzen entlang.
Das Masaya San Agustín ist eine weitflächige Anlage in einem tropisch bepflanzen Areal. Bis zu unserer Cabaña führt ein anstrengender und steiler Weg, der uns hier ziemlich atemlos macht. Wir sind wieder bei 1.560 Höhenmetern!
Unsere Cabaña ist riesig.
Wir werden hier vier Nächte bleiben. Deshalb lohnt auch, dass wir es uns gemütlich machen und
so einiges Auspacken. Neben dem Kühlschrank ist eine lange Ablage. Gerade als ich
meinen neuen Wasserkocher abstellen will, sehe ich eine Kaffeemaschine. Nebst Kaffee. So wie wir das von Reisen
durch die USA kennen 😉
Gefahrene Strecke: 260 Kilometer
Durchschnittsgeschwindigkeit: 35 km/h
Mautgebühren: 18.600 COP = etwa 4.40 €
San Agustín - 1.700 bis 1.800 über NN
San Agustín ist der südlichste Ort auf unserer Rundreise durch Kolumbien. Ein Ort, den zwar viele vom Namen her kennen, den allerdings die wenigsten Touristen anderer Kontinente auch anfahren. Das kann uns nur recht sein, wenn wir uns die auserkorenen Ziele nicht mit vielen anderen teilen müssen.
Auf meinem Spickzettel stehen die WasserfälleSalto de Bordones und Salto Mortiño,
die Flusspassage
Estrecho del Río Magdalena und natürlich der Besuch des Parque Arqueológico de San Agustín.
Drei Tage Zeit haben wir, um das alles anzufahren.
Unsere Unterkunft ist wunderschön groß und total ruhig. Vom Balkon blicken wir in die tiefe Schlucht, wo sich der Río Magdalena (der mächtigste Fluss Kolumbiens) seine Schneise geschaffen hat. Die Landschaft ist überwältigend schön. Sehr bergig. Bergig heißt hier, dass zwischen Tal und oberer Ebene durchaus 500 oder auch gut 800 Meter liegen.
Das Wetter ist mittelprächtig. Vom Regen über Bewölkung bis zur stark stechender Sonne.
Schließlich sind wir hier nicht nur nahe des Äquators sondern auch auch bei 1.700 bis 1.800 Höhenmeter.
Eigentlich wollten wir hier mehr chillen. Aber wir können das immer noch nicht.
Jeder Ausflug endet am frühen Abend, was wir aufgrund der Erfahrungen bei der Anreise vermeiden wollen. Ab 7.30pm
ist es hier stockdunkel und nicht selten sind Busse, Laster etc. auch unbeleuchtet unterwegs.
Die Mopedfahrer führen eh ohne Beleuchtung ein Leben am Limit.
Viele Fassaden sind mit schönen Murals verziert.
Manche sind schon recht verwittert. Häuser ohne Murals sind streng nach
den Farben der Stadt
Am Abend nach dem Regen:
# Estrecho del Río Magdalena
Am ersten Tag machen wir uns auf den Weg auf die gegenüberliegende Seite der Schlucht.
Unterwegs - wir sind ja noch recht neu hier in Kolumbien - finde ich viele Motive und Impressionen
zum Konservieren für die Zeit nach der Reise. Die Straßenbeschaffenheit ist gut. Hier und da wartet eine
Straßenverwerfung auf uns. Aber insgesamt kommen wir gut voran.
Eine echt tolle Landschaft! So viel saftiges Grün ist ein Hingucker.
Impressionen von unterwegs:
Verständlich, dass unser Durchschnittstempo nur geringfügig höher ist als das eines Joggers. Bei diesen Ausblicken geht es nicht besser.
Von unserem Hotel bis zum Estrecho del Río Magdalena sind es etwa neun Kilometer. Bevor wir die tiefste Stelle erreichen, gibt es noch einen Mirador mit Blick auf die Engstelle. Allerdings bietet der uns nicht viel. Viel mehr nutzen wir diesen, um die Umgebung zu betrachten und zu studieren.
Am Eingang zum Estrecho del Río Magdalena stehen ein paar Andenkenverkäufer. Wir sind etwas
verunsichert, ob der Besuch mit einem Eintrittsgeld verbunden ist. Aber keine zuckt - so wir auch nicht.
52 Stufen tiefer stehen wir an der Verengung des reißenden Flusses, der hier auf eine Breite von nur 2.30 Meter gedrosselt wird.
Der majestätische Río Magdalena ist der wichtigste Strom Kolumbiens.
Insgesamt fließt er etwa 1.540 Kilometer durch das Land, vom Süden gen Norden bis er in das Karibische Meer mündet.
Hunderte von Menschen, Pflanzen und Tieren sind für ihren Lebensunterhalt auf diesen Fluss angewiesen.
Wir sind allein hier. Die Luft und das gesamte Ambiente ist so schön, dass wir ne ganze Weile hier verbringen. Als es beginnt zu nieseln, trennen wir uns von diesem Ort.
# Im Hinterland - El Jabón
Der Tag ist noch jung - jedenfalls für unsere Verhältnisse. Deshalb muss noch eine weitere Attraktion her.
Wir "gucken" mal, wohin die Straße uns weiterführen mag und was wir noch sehen könnten.
Erst fahren wir durch den Ort Obando und dann...
Dann lockt mein Reiseführer mit einer Ausgrabungsstätte in El Jabón ganz in der Näher von hier. Da könne man nur zu Pferd hin
oder eben mit einem 4x4 SUV. Ja und den haben wir ja.
Die Strecke könnte man als rough bezeichnen. Uns schüttelt es kräftig durch. Aber was wir sehen, gefällt uns und letztendlich siegt die Neugier. Das Handy hat Empfang - wir fühlen uns sicher.
Ein Fussballplatz am Ende der Welt?
Hier muss es doch ein weiteres Dorf geben.
Tatsächlich ist es schon El Jabón. Ein paar Häuser, eine Schule nebst Schulbus, ein Kirche.
Was man eben so zum Leben braucht.
Tatsächlich finden wir auch die Stichstraße zur Ausgrabung. Nur hat es hier
in der letzten Zeit sehr viel geregnet und bei bestem Willen können wir die nicht fahren.
Es fehlen nur wenige hundert Meter, die kein Problem für uns darstellen sollten.
Weit kommen wir dennoch nicht. Erst strauchelt Rainer auf dem glitschigen Abhang und ich
tue es ihm nach. In Zeitlupe, wie in einem Paternoster, gleite ich ab. In Ermangelung
einer Möglichkeit sich an etwas anderem als ein paar Strohalmen festzuhalten, legt es mich hin.
Leider etwas unglücklich. Gehen fühlt sich seltsam an. Die Bandscheibe scheint unbeteiligt zu sein.
Das ist das im ersten Moment für mich das Wichtigste.
Es wird wohl mein Steiß sein.
Wir brechen hier ab. Verzichten auf die Ausgrabungen.
Aber dann können wir irgendwie doch nicht klein bei geben und
versuchen das Ziel per Auto zu erreichen. Uneinsichtig und verbissen fahren wir abenteuerlichste Lehmwege.
Jeder vernünftige Mensch würde jetzt klein bei geben.
Nicht so wir. Dann tut es eben die Natur. Ein paar riesige Steine scheinen ein Zeichen aus dem
Universum zu sein. Zwei Mopeds fahren an uns vorbei. Rainer schaut sich das Ganze an
und ein Einwohner sagt, dass wir da nicht durchkommen. Na gut.
Auf dem Rückweg entdecken wir hier und da noch Schönes von Land und Leuten:
Schöne Schmarotzer:
... und einen recht frischen Erdrutsch.
In Obando, dem größten Ort auf der abgelegenen Strecke, ist uns nach Kaffee. Oder einen kleinen Snack.
Nach der kurzen Zeit in Kolumbien, bin ich noch nicht so eins mit allem und traue mich nicht in ein
"komisch" aussehendes Restaurant rein zu gehen. Rainer hat keine Hemmungen. Zum Glück auch.
Im Hof befindet sich ein wunderschöner, wilder Garten.
Der Eigentümer kommt an unseren Tisch, begrüßt uns mit Handschlag und nimmt im Sitzen die Bestellung auf.
Was wir in diesem Moment noch nicht wissen ist, dass es das Restaurant ist, wenn es um die
Zubereitung von Cuy geht.
Cuy? Noch nie etwas davon gehört. Es ist die Spezialität im Departamento Huila:
Gegrillte Meerschweinchen.
Und wie in einem guten Steakrestaurant, kann man sich sein Meerschweinchen vorher aussuchen 🙈
Wir entscheiden uns dann doch lieber für etwas Traditionelles.
Rainer nimmt Fisch und ich Schwein.
Schade um das Schwein. Es ist übersalzen und trocken.
Den nächsten Tag nehmen wir uns die eigentliche Attraktion von San Agustín vor, den Parque Arqueológico de San Agustín. Der befindet sich nordwestlich unserer Hotelanlage. Es ist Freitag. Unterwegs werden wir von einem Schulorchster angehalten. Scheinbar ist die ganze Schule, vielleicht auch eine Musikschule, unterwegs mit verschiedensten Musikinstrumenten. Von Jung bis Alt sortiert. Wir sind nicht die einzigen, die am Straßenrand stehen bleiben. Auch die Anwohner kommen raus und strahlen genau wie wir.
# Parque Arqueológico de San Agustín
Der Parkplatz vor dem Park ist recht groß. Parken ist kostenlos. Und weil heute der letzte Freitag des Monats ist, ist auch der Eintritt für uns kostenlos. Welch' angenehme Überraschung. Wir sollen aber eine Jacke mitnehmen. Es wird regnen, heisst es. Also im Grunde genommen, verstehen wir nicht viel. Aber lluvia war drin. Diese Vokabel hatte ich neulich bei Duolingo gelernt.
Der Parque Arqueológico de San Agustín ist das größte Nekropolis in ganz Südamerika. Seit 1995 gehört es zum UNESCO Weltkulturerbe. Es sind Werke von Menschen die etwa vor zwei- bis dreitausend Jahren dieses Gebiet als Wohnort nutzten. Niemand weiß was für Menschen es waren, die diese Skulpturen geschaffen haben. Wer sie waren. Sie sind verschwunden und es gibt kein schriftliches Erbe. Geblieben ist, was wir sehen. Die Steinmonumente. Experten gehen davon aus, dass noch mehr Gräber und Figuren über die gesamte Region verstreut unter der Erde begraben und noch nicht entdeckt worden sind. Was man jedoch weiß, ist, dass dies Darstellungen von Schamanen, Göttern und bedeutenden Personen der damaligen Kultur sind.
Die Entzifferung beziehungsweise Deutung ist nicht abgeschlossen. Verschiedenen Annahmen sind gesetzt.
So die Vermutung: Zwei scharfe Zähne stehen für eine Affen. Vier scharfe Zähne für einen Jaguar.
Große runde Augen können die Wirkung bewusstseinserweiternder Drogen sein.
Ein kleiner Minirock steht für die Darstellung einer weiblichen Figur und diese Art „tierische Perücken“,
die bis über die Schultern fallen, gehören zur Ausstattung des Schamanen.
Wir beginnen mit dem Gang durch das großzügig gestalteten Museum, das erst 2014 eingerichtet wurde. Uns faszinieren besonders die dreidimensionalen Reliefplastiken. Eine wunderbare Möglichkeit um die Gegend mit all ihren Tälern zu überblicken.
Auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer befindet sich ein großzügig angelegter Park mit viel Grün. Der Rundgang ist gut ausgeschildert. Vier große künstlich angelegte Grabhügel gibt es: Mesitas A, B, C und D
Nun tauchen wir in den Bosque de las Estatuas ein.
Eine Sammlung an Statuen, eine Art Skulpturenhain, mit megalithischen Steinskulpturen, die
an verschiedensten Orten gefunden worden sind. Es werden Götter und mythische Tiere in
verschiedensten Stilen dargestellt. Von abstrakt bis realistisch.
Mesita B:
Dieses Gebiet wurde vor etwa 3.000 Jahren als Residenz genutzt.
Hier steht auch die Figur, die ich bei den Recherchen für die Reise so oft gesehen habe.
Sie gehört zu den bekanntesten Skulpturen des Parks.
Es stellt einen Adler dar. Oder vielleicht eine Eule. Man weiss es nicht.
In seinen Krallen und seinem Schnabel hält er eine Schlange.
Möglicherweise ist es auch die Darstellung des Ursprungs von Licht und Feuer oder ein Symbol der Macht.
Nordwestlich steht diese zentrale Figur, eine Art Gottheit des Todes oder Kriegergott. Sie wird von zwei Wächtern flankiert, die mit Diademen geschmückt sind und Waffen tragen.
Das Fuente Ceremonial de Lavapatas wurde erst 1937 von Pérez de Barradas und Gregorio Hernández de Alba entdeckt.
An dieser Stelle verbreitet sich die Quebrada de Lavapatas.
Ein komplexes Labyrinth aus Kanälen. Auf den ersten Blick wie eine Landkarte aussehend,
erkennt man ein exklusives Bad, aufwendig und raffiniert im Detail.
Je länger wir uns den Details zuwenden, desto mehr geschnitzten Figuren finden auch wir.
Man nimmt an, dass das Wasser ursprünglich alle Gravuren bedeckte. Die kleinen Wasserfälle produzierten
Klang und Bewegung. Vermutlich war es ein heiliger Ort, der religiösen Zeremonien und rituellen Bädern gewidmet war.
Die Bezeichnung Park wurde hier in Perfektion umgesetzt.
Zwischen den einzelnen Mesitas spazieren wir auf Wegen so ziemlich geschützt.
Geschützt auch vor Regen, der so langsam in die Gänge kommt.
Als wir Mesita A erreichen, regnet es schon stark.
Östlich steht eine Hauptstatue mit spitzen Reißzähnen, die Elemente zum Kauen von Koka tragen.
Sein männliches Glied ist an eine Schnur gebunden, die eng an der Taille ist und in einem Knoten endet.
An beiden Seiten stehen zwei Krieger oder Wächter, die bewaffnet sind.
Quelle: Pueblos Originarios
Diese Skulptur trägt eine Katzenmaske und hat einen prallen Bauch.
Sie trägt nur einen Lendenschurz und ist mit einer Halskette und Armbändern gekleidet.
Hier beenden wir den interessanten Besuch des Archäologischen Parks in San Agustín. Gern wären wir länger geblieben. Aber der Regen ist so stark, dass es keinen Spaß mehr macht. Am Ausgang kaufe ich mir eine kleine Ausgabe der Vogelstatue. Als Andenken.
# Salto del Mortiño
Etwa 20 Autominuten entfernt von San Agustín, für uns praktisch auf dem Weg zu einem weiteren Ziel, befindet
sich der Salto del Mortiño, ein Wasserfall, der je nach Literatur etwa 200 Meter in den
gleichnamigen Cañon stürzt. Einfach mal an die Abbruchkante zu gehen, ist nicht. Um die Hauptattraktion zu sehen,
muss man durch einen Vergnügungspark. Rutschen, Pools und Carts zum Ausleihen gibt es hier.
Nach dem wir den Eintritt von 15.000 COP pro Person zahlen, ist jede weitere Attraktion natürlich
mit weiteren Gebühren verbunden. Da wäre zum Beispiel Kolumbiens einzige
Glasbrücke, über die man in die Tiefe und auf den Wasserfall blicken kann. Das Ganze so kommerziell aufzuziehen,
ist uns etwas unsympathisch.
Den gesamten Wasserfall kann man wohl nur mit einer Fahrt an einer Zipline sehen.
Wahrscheinlich hätte ich bei einer solchen Überfahrt wohl die Augen überall, nur nicht auf den Wasserfall.
Insgesamt ist diese Aktion hier eher enttäuschend und raubt uns nur unnötig eine halbe Stunde des Tagen.
# Salto de Bordones
Um den Salto de Bordones zu sehen, ist eine längere und wesentlich abenteuerliche Anreise nötig.
Dabei ist der Weg schon das Ziel.
Erst einmal geht es durch San José de Isnos, einen Ort, wo das Leben
tobt. Laute Musik aus jeder Stube, gefühlt hunderte Mopeds auf der Piste und die Menschen
sind draußen. Kein Wunder bei diesem Klima. Es ist sonnig, trocken bei 25°C.
Kaum haben wir den Ort verlassen, sind wir ganz verlassen allein mit der Natur
und den unbefestigten Wegen, die nur manchmal von Betonplatten unterbrochen sind.
Es fährt sich gut. Die Natur macht hier was sie will und wuchert ohne ein Ende zu finden.
Die Fahrt ist ein Experiment. Ob wir auf der richtigen Strecke unterwegs sind, ist so lange nicht klar, bis uns ein kleines Schildchen zu verstehen gibt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Kurz vor dem Ort Bardones nimmt die Dichte der Mopedfahrern zu.
Immer ein gutes Zeichen, dass wir unweit der Zivilisation sind.
Waschtag für die geliebten Mopeds:
Hinter dem Ort Bardones befindet sich die Attraktion des Landes, der Salto de Bordones.
Summa Summarum haben wir also eine Fahrstunde von Isnos bis hierher gebraucht.
Auch hier scheiden sich die Geister über die Höhe. Zwischen 400 und 220 Meter hoch soll der Wasserfall sein.
Man hat ja keine Orientierung und deshalb ist es schwierig, irgend etwas abschätzen zu wollen.
Wie auch immer. Hier gibt es keinen Eintritt. Es sei denn, man will von einem Teehaus-ähnlichen Punkt auf den
Wasserfall schauen, der sich auf dem Areal eines kleinen Hotels befindet. Die Summe ist so gering, dass es
im Preis unseres Tintos (schwarzer Kaffe) untergeht.
Rainer fragt die Angestellte wie weit der Wanderweg bis zur Basis ist.
Und nein. Es ist nicht ein Verständigungsproblem zwischen Spanisch und Deutsch, sondern zwischen Deutsch und Deutsch.
Denn selbst wenn man die gleiche Sprache spricht, heisst es nicht, dass man sich versteht 🤣
Während Rainer etwas von anderthalb Stunden spricht, was ja super machbar gewesen wäre, verstehe ich,
dass wir diese Zeit für eine Strecke brauchen würden. Das wäre dann eine dreistündige Wanderung.
Kurz überschlagen: Wären wir erst gegen halb Fünf oder Fünf zurück. Dann würden wir ja auf der Rückfahrt
wieder in die Dunkelheit geraten. Das haben wir nun gelernt: Die Sonne geht kurz nach 18 Uhr unter und
eine Viertelstunde später ist es stockdunkel.
Also gebe ich mich mit diesem Anblick zufrieden.
Das Tal wo der Río Bardones ganz unspektakulär weiter fließt.
Diese Übersichtskarte gibt uns die Orientierung.
Die Kirche des gleichnamigen Ortes können wir natürlich jetzt nicht links liegen lassen. Zu schön und fotogen steht sie auf einem Hügel umrahmt von mehr oder weniger Grasfläche. Drin ist alles festlich geschmückt ganz offensichtlich für eine Hochzeit. Ein paar Gäste kommen auch schon angefahren. Wir warten noch etwas. Vielleicht kommt noch das Paar. Aber dieses Glück haben wir nun doch nicht. Und so fahren wir ab.
Der Rückweg gestaltet sich wieder einmal sehr abenteuerlich. Wir nehmen einen Shortcut aus dem Ort.
Ob wir genau diese Strecke gekommen sind, da sind wir uns nicht ganz sicher. Aber Maps.me gibt uns ein
gutes Gefühl. Die Sonne strahlt und die Landschaft ist schön. Wass wollen wir mehr?
Und irgendwie finden wir diese Strecke eh in einem besseren Zustand als die, auf der wir gekommen sind.
Das geht so lange bis dann der Abzweig, den wir nehmen wollen gesperrt ist. Drei Bauarbeiter sind am Werke.
Dass wir hier falsch sind, ist sofort klar. Aber was nun?
Übersetzer raus und... Wir müssen zurück. Den gleichen Weg, den wir schon auf der Hinfahrt durchgerüttelt worden sind.
Was für ein Sch...!
In Isnos fahren wir noch eine weitere Ausgrabungsstätte an.
Doch die schließt in einer halben Stunde. Dennoch will man hier noch den vollen Eintrittspreis.
Das ist es uns nicht wert. Da sind wir uns einig. Zumal die Skulpturen erst am Ende eines Viertelstündigen Spaziergangs zu sehen sind.
Wir fahren zurück nach San Agustín. Also fast. Unterwegs gibt es einen weiteren Abstecher.
Den haben wir schon heute Morgen ausgemacht. Es ist die gegenüberliegende Seite. Wir versprechen uns
einen Blick auf unsere Anlage, auf das Masaya San Agustín
Doch man kann sie nur deuten. Zu weit weg und gut versteckt sind die Hütchen der Cabañas.
Außerdem zieht aus der anderen Richtung eine Unwetterfront heran.
Zurück gehts durch's Tal. Wieder kreuzen wir
den Río Magdalena.
Am Ufer steht ein Karren, wie man den so oft hier sieht.
Es raucht. Nein der brennt nicht. Es wird gegrillt und kolumbianische Hausmannskost angeboten.
Rainer kann ich damit nicht locken. Was sich im Nachhinein als "schade" herausstellt.
Wir essen in einem empfohlenen Restaurant.
Rainers Fisch mag schmecken. Aber mein Fleisch ist eine Katastrophe und schade ums Tier.
Eine Schuhsohle die völlig übersalzen und überwürzt ist.
Das war mein letzter Versuch hier in Kolumbien Steak zu essen.
Sehr gut kann man hier Pollo, also Huhn essen. Das ist immer um Welten besser als Huhn
das wir essen. Immer saftig und vollmundig schmeckend.
Wie auch immer. Mit Rind bin ich in Kolumbien fertig!
Unsere Unterkunft: Masaya San Agustín
Das Masaya San Agustín liegt etwas abseits vom Ortskern. Das Haupthaus unserer Anlage liegt bei 1.701 Höhenmetern
und unsere Hütte bei 1.626 Metern und damit um 75 Meter tiefer.
Die Zufahrt - insbesondere nach Sonnenuntergang - ist nicht nur schlecht ausgeschildert.
Erst wollen wir es auch gar nicht glauben, dass diese super steile aber gut präparierte Stichstraße
zur Hotelanlage führen soll. Schade eigentlich, dass man sich seitens des Hotels so wenig Mühe gibt.
Man fällt praktisch im freien Fall. Denn zwischen dem Ortskern und der Anlage ist ein Höhenunterschied
von etwa 104 Höhenmetern. Als wir dann bei Tageslicht unterwegs sind, ist die Strecke ein
wunderschöner, mit beidseits hohen Gewächs bepflanzter Weg.
Der Parkplatz befindet sich gleich hinter dem Eingang. Nun heisst es wieder sehr steil zum Haupthaus zu gelangen. Es ist nach einem langen Tag alles andere als angenehm.
Hinter dem Haupthaus geht es wieder steil nach unten, um dann wieder hoch zu dem Areal zu
gelangen, wo die Hütten stehen. Nach zwei Tagen des Aufenthalts geht alles einfacher.
Der Trainingseffekt zahlt sich aus 😆
Unsere Cabaña Nummer 25 ist eine der wenigen, wenn nicht die einzige, deren Raum sich über die gesamte Fläche
erstreckt. Andere müssen sich nicht nur den Eingang sondern auch die Größe teilen.
Mit drei großen Koffern ist es uns wichtig, dass wir genügend Platz haben.
Leider habe ich bei den Innenaufnahmen etwas getrieft.
Ausser diese zwei Fotos direkt am Ankunftsabend, habe ich ganz vergessen weitere Aufnahmen am helllichten Tag zu machen.
Blick aus dem Bett und vom Balkon:
Das Frühstück gibt es im Haupthaus.
Unser Lieblingsplatz ist seit Anfang an dieser kleine Tisch direkt an der Balkonbrüstung.
Mit der besten Aussicht der Welt!
Es gibt vier verschieden Gerichte zur Auswahl. Obwohl sie es auch individuell anpassen.
Zum Beispiel mag ich zusätzlich auf's Brot Aguacate, wie Avocado in spanisch heisst.
Auch habe ich nach anderthalb Wochen aufgehört Kaffee zu bestellen.
Chocolate schmeckt wie ich es früher als Kind getrunken habe. Gekocht mit Milch,
Kakao und Zucker. Einfach nur lecker 😋
Die Anlage ist mit viel Liebe angelegt. Die einzelnen Cabañas verschwinden fast zwischen den hohen Pflanzen. Die Wege sind gut gepflegt. Zwischen Haupthaus und den Cabañas befindet sich ein uriger Dschungel mit kleinen Wegen zum spazieren. Echt gelungen.
Ganz vorn ist noch ein Mirador mit Blick in die tiefe Schlucht für alle.
Doch niemand hat einen besseren Überblick als Drohni 😎
Wir haben vier Übernachtungen gebucht und genießen die Aussicht jeden einzelnen Moment. Obwohl der August noch als Trockenzeit gilt, ist es die halbe Zeit stark bewölkt. Wenn dann aber die Sonne rauskommt, sieht alles doppelt so schön aus.
So geht es weiter
Bis Popayan, unserer nächsten Basis sind es nur 137 Kilometer. Doch für diese Fahrt brauchen wir fast den ganzen Tag