von San Agustín nach Popayán
Das fantastische Wetter und eine ebensolche Aussicht machen es schwer,
uns von der Anlage des Masaya San Agustín
zu verabschieden. Wir trödeln etwas mit dem Einpacken. Auschecken ist
erst 12 Uhr. Aber wir wollen früher fertig werden. Noch ist das Leben
auf Reisen nicht ganz eingespielt.
Wo kommt das eine oder das andere hin?
Wer packt was ein?
Halb Elf lassen wir unsere Koffer abholen. Rainer lässt es sich nicht nehmen, wie ein junger Bursche auf der Karre zu stehen und sich fahren zu lassen 😄
Es ist Sonntag in San Agustín und auf dem Marktplatz herrscht Volksfeststimmung. Die Familien belagern jede Sitzgelegenheit und genießen el domingo. Es wird am offenem Feuer gegrillt, Getränkestände gibt es zu Hauf und auch diese seltsamen Maschinen, die Eis produzieren. Selbstverständlich macht jeder seine Musik. Zusätzlich und alles übertönend gibt es eine offizielle Ansage über den Lautsprecher. Während ich mit breitem Grinsen über das alles den Grillvorgang beobachte, habe ich schon eine Grillzange vor meinen Gesicht: Ich solle doch kosten. Die Menschen hier sind wirklich von so einer Freundlichkeit. Es ist kaum zu beschreiben.
Anschließend gehts Richtung Osten.
Da steht eine weitere Kirche. Auch hier lasse ich es mir nicht nehmen, einen Blick hinein zu werfen.
Es findet gerade eine Messe statt und alles singt.
Die Lieder hier, das habe ich auch schon während anderer Messen festgestellt,
klingen ganz anders als bei uns. Nicht so ernst und arienhaft. Sondern fröhlich.
Der Tank ist aufgefüllt. Es ist mittlerweile Dreiviertel Zwölf, als wir San Agustín verlassen.
Bis Popayán sind es nur etwa 140 Kilometer.
Ich hatte das schon vor der Reise gelesen, dass die Verbindung zwischen San Agustín und Popayán schlecht sei.
Optimistisch wie ich bin, habe ich gedacht: Die anderen übertreiben. Nein haben sie nicht.
Anfangs ist die Straße wunderbar betoniert.
Es war die schlimmste Fahrt überhaupt. Rainer hat versucht das Beste für meinen Rücken
und mein Hirn (schließlich wird das ja auch durchgeschüttelt 😜) gemacht.
Genau am Eingang zum Puracé NP nämlich, ändert sich schlagartig die Straßenbeschaffenheit.
Von betoniert auf unbefestigt aber gut präpariert.
Es gibt nicht viel zu sehen. Denn beidseits der Strecke erheben sich dicht bewachsene Anhöhen.
Teilweise sieht es aus wie ein dichter Filz aus Flachgewächsen.
So dicht, dass da maximal eine Hand reinpassen würde.
Die Luft wird immer dünner.
Am höchsten Punkt reisen wir bei 3.029 Höhenmetern.
Wir schließen die Belüftung im Auto auf Umluft. Jedes Mal wenn ein anderes Auto
uns überholt oder entgegenkommt, fahren wir im Vollnebel!
Das Letzte Drittel der Strecke wird noch einmal fieser. Jetzt folgt der katastrophalste Streckenabschnitt.
Verglichen hierzu ist die australische Gibb River Road lediglich
eine Po-Massage. Für Rainer heisst das mit voller Konzentration das Auto
vor einem Achsbruch zu bewahren oder nicht in einem Schlagloch verschwinden zu lassen.
Ich kontrolliere immer wieder unseren Standpunkt in der Hoffnung, dass wir den
Park möglichst bald wieder verlassen und die Straße wieder normal befahrbar wird.
Tatsächlich fahren wir nur noch wenige Kilometer, bis die Straße wunderbar asphaltiert ist.
Die Landschaft zeigt sich uns in einem frischen Grün. Die Hänge sehen aus, wie mit Golfrasen
bespannt. Eigentlich könnte das hier auch in Österreich oder in den Alpen sein.
Nur - Diese Natur befindet sich in etwa 2.800 Metern Höhe.
Auf der weiteren Strecke, etwa den letzten 15 Kilometern erwarten uns wechselseitige Durchfahrten.
Und die dauern. Wir benötigen eine ganze Stunde für diesen kurzen Abschnitt.
Wie ärgerlich!
Die für morgen angedachte Fahrt in den Puracé Nationalparks skippen wir. Leider muss ich sagen. Da sind wir uns jetzt schon einig. Aber die Bauarbeiten bis zur ersten Abzweigung fordern bei etwa 15km etwa 1.5 Stunden Fahrzeit. Und die Attraktionen sind dann noch weitere 40km entfernt.
Als wir Popayán erreicht haben, sind wir praktisch taub vom Gerüttel und Geklapper des Autos. Nun ja.
Popayán empfängt uns mit traumhaften Wetter.
Auch in Popayán ist natürlich Sonntag. Aber als ich die Scheibe runterlasse, höre ich nichts.
Keine Musik. Keine Sonntagsstimmung. Die Stadt ist bekannt für ihre durchgehend zweigeschossige
Bauweise und! die weiß getünchten Hausfassaden. Kaum jemand ist auf der Straße.
Die Fassade unseres Hotels für die nächsten zwei Nächte wirkt sehr gediegen und edel.
Es ist ein einstiges Kloster, welches und das macht nicht gerade Mut, schon mal bei einem Erdbeben
zusammengeklappt ist und neu aufgebaut wurde. Es wirkt mondän und strahlt totale Ruhe aus.
An der Rezi spricht man gutes Englisch.
Und wieder stimmt der bei Booking gebuchte Preis nicht.
Aber wir wollen uns mal nicht beschweren. Wir zahlen weniger!
Gefahrene Strecke: 137 Kilometer
Durchschnittsgeschwindigkeit: 29 km/h
Popayán - 1.737 über NN
Popayán erstreckt sich am Westhang der Zentralkordillere.
Also am Mittelteil der auslaufenden Anden, die sich hier in Kolumbien in drei
Finger aufteilen.
Gegründet 1537 durch Sebastián de Belacázar, entwickelte sie sich wegen der strategisch
guten Lage auf der Strecke zwischen Bogotá und Quito im heutigen Ecuador, zum
Treffpunkt vieler Rinder-und Zuckerbarone. Künstler und Gelehrte
zogen hierher wegen des vorteilhaften Klimas mit dem ewigen Frühling.
Popayán ist die Hauptstadt des Departamento Cauca. Mit einer Fläche von etwa 236 Blocks ist die Altstadt eines der größten kolonialen Zentren Kolumbiens. Nicht nur das. Sie ist die am besten erhaltene Stadt im kolonialen Stil, was sich in der Architektur und all den religiösen Traditionen widerspiegelt.
Am 31. März 1983 bebte in Popayán 18 Sekunden lang die Erde und tötete nicht nur über 250 Einwohner, sondern zerstörte auch die meisten Gebäude und Kirchen, die später ganz oder teilweise erneuert werden mussten.
Die Ciudad blanca, wie Popayán auch genannt wird, gehört zu den
beeindruckendsten Kolonialstädten Südkolumbiens. Die Häuser sind hier durchgehend zweigeschossig
und weiss getüncht.
Tatsächlich ist es ein beindruckender Anblick, als wir in den Ort einreisen.
Es ist Sonntag und der Ort wirkt wie eine Geisterstadt. Niemand ist auf der Straße.
Ruhig und friedlich wirkt ganz Popayán. Wo sind denn nur die ganzen Menschen?
Direkt am einstigen Kloster befindet sich die älteste Kirche Popayáns, die Iglesia de San Francisco.
# Iglesia de San Francisco
Die erste Kirche des heiligen Franziskus wurde im sechzehnten Jahrhundert erbaut,
die allerdings durch ein Erdbeben im Jahr 1736 zerstört wurde.
1765 begann der Bau einer neuen Kirche an exakt dem gleichen Ort wie schon die vorherige.
Der Bau dauerte über 20 Jahre. Beim Beben 1983 wurde sie stark zerstört und mit Hilfe der spanischen Regierung
wieder aufgebaut.
Die Iglesia de San Francisco ist aufgrund ihres spätgranadischen Barockstils einer der wichtigsten katholischen Tempel Kolumbiens. Die in Gold und Bronze gegossenen Glocken im Glockenturms sind die größten Südamerikas. Die Kirche verfügt über zehn Seitenaltare mit Nischen und Bildern bekannter Künstler.
Und am Abend:
# Parque Caldas
Am Anreiseabend schauen wir uns noch den nur wenige Schritte entfernten Hauptplatz,
den Parque Caldas an. Der im 16. Jahrhundert geschaffene mit hohen Palmen dominierende
Platz hat wunderbare koloniale Züge.
Das sonstige Bild gleicht allen kolumbianischen Plätzen: Wagen mit Frischobst, Eis und verschiedenen
# Puente de la Custodia & Puente del Humilladero
Die winzige Ziegelbrücke aus dem Jahr 1713, die Puente de la Custodia, die den ebenso winzigen Río Moldino überspannt, ist heute wohl nur noch Touristen, die krampfhaft nach Highlights diese Stadt suchen, bekannt. Ansonsten ist der umliegende Park eher ein Areal, den Junkies fest in der Hand haben. Sie betteln nicht. Und tun uns auch nix. Aber es wird gewarnt, bei Dunkelheit dort hin zu gehen.
Der umliegende Park ist eigentlich sehr schön angelegt. Jedoch wirkt er eher ungenutzt, eben weil auch unter der Brücke sich seltsame Gestalten aufhalten. Keine, die mir etwas tun, noch etwa nahe kommen. Dennoch wissen wir es noch nicht richtig einzuschätzen. Hinter der Brücke beginnt die eigentliche, für uns eher uninteressante Stadt.
Puente del Humilladero:
Arcada De La Herreria:
Es sind Schmarotzer
# Impressionen aus Popayán
In der Altstadt lauern wir auf die Öffnung der Catedral Nuestra Señora de La Asunción, der bedeutendsten Kathedrale von Popayán. Die Öffnungszeiten stehen ja dran. Aber es ist ja nicht so, dass es auch stimmen muss. Gestern Abend noch habe ich daran geglaubt. Doch schon heute früh, bevor wir zu den Brücken gegangen sind, war die Kathedrale unsere erste Anlaufstation. Die Türen sind fest verriegelt😐
Die Kuppel ist von überall zu sehen und dennoch finden wir keinen Zugang.
Wir suchen nach einem anderen Eingang. Vielleicht ist der Zugang auch auf der gegenüberliegenden Seite. Aber nein. Der einzige Zugang befindet sich am Parque Caldas, dem zentralen Platz Popayáns. Einen Arbeiter zu fragen, der genau davor eine Art Bühne aufbaut, scheint uns als super Idee. Er meint, die Kathedrale würde erst um 12 Uhr mittags öffnen. Natürlich sind wir kurz nach 12 Uhr an Ort und Stelle. Doch die Tür ist geschlossen. Wir fragen einen anderen Arbeiter. Und er meint: Die Kathedrale ist immer nur am Vormittag geöffnet. Alles klar!
Torre del Reloj
Guillermo Valencia Theater
Also streifen wir etwas umher. Block für Block sozusagen.
Es ist Montag und mit der sonntäglichen Ruhe ist nix mehr. Absolut busy in jeder einzelnen Straße.
Die vielen Mopeds nerven dabei etwas. Es ist tierisch laut und sich mal zu unterhalten, ist etwas schwierig.
Wir folgen einer Empfehlung. Ein Café das ganz besonders gut sein soll.
So jedenfalls sagt es unser Reiseführer und auch Google.
Das Café Morra Castilla befindet sich nur wenige Meter vom Puente del Humilladero entfernt.
Unser subjektives Urteil: Kann man machen - man verpasst aber auch nix, wenn man es nicht besucht.
Und so geht es durch die Altstadt kreuz und quer zurück. Insgesamt habe ich mir die Stadt etwas sauberer und mondäner durch das viele Weiß vorgestellt. Hier gibt es viele Schmierereien an den schönen Wänden, die nix mit Graffiti zu tun haben.
Am frühen NM mussten wir dann aber aufgeben.
Die furchtbare Lautstärke des alltäglichen Lebens und der Mief, verursacht durch Unmengen an 🏍️ , nerven einfach.
Im sehr schön gestalteten Innenhof von Juan Valdez, der kolumbianischen Antwort auf Starbucks, trinken wir einen "Frappuccino". Die Sonne hat's satt zu scheinen. Dicke Wolken ziehen auf. Ein letzter Blick zur Kathedrale:
Wir flüchteten in unseren „Refugee Park“ namens Dann Hotel. Mit der himmlischen Ruhe und ein paar Schwimmzügen im Pool haben wir es uns gut gehen lassen.
Unsere Unterkunft: Hotel Dann Monasterio
Das einstige Kloster der Iglesia de San Francisco ist zu einem Hotel umgebaut worden. Die Dann Hotelkette hat hier eine wunderschön gelegene und gepflegte Hotelanlage mit einem schönen Innenhof, nur etwa fünf Minuten vom Parque Caldas entfernt, geschaffen.
Das ist der Vorraum zu unserem Zimmer
Unser Zimmer ist herrlich groß und sauber.
Endlich ein Bad mit genügend Ablagefläche und einem Kosmetikspiegel.
Unser Zimmer hat eine Terrasse, die mindestens so groß ist wie das Zimmer selbst.
Da bleibt nix weiter übrig, als sich wohl zu fühlen.
Auch der Ausblick auf den Hotelgarten und den Pool ist klasse.
Es sind kaum Gäste im Hotel und so haben wir den riesigen Pool für uns allein.
Frühstück ist in der Arkade oder auch im Garten möglich
Abendimpressionen vom Haus.
So geht es weiter
Popayán war ganz nett. Aber keine dringende Empfehlung hier viele Tage zu verbringen.
Sicherlich ein guter Ausgangspunkt, um den Puracé NP zu erkunden. Wegen dem momentanen
Straßenbedingungen haben wir ihn ausgelassen und uns wunderbar erholt.
Unsere Rundreise geht nun weiter gen Norden. Cali wird unsere nächste Basis für eine Nacht sein.
Das eigentliche Highlight jedoch ist ein Bauernmarkt, der nur am Dienstag stattfindet.