Von Bogotá über Girardot in's Desierto de la Tatacoa

Heute nun beginnt endlich die große Kolumbienrundreise.
Der Wecker ist auf Sieben eingestellt. Alles läuft wie am Schnürchen. Nach dem letzten, leckeren Frühstück hier im Apartmenthotel, dem Zusammenpacken unserer Sachen holt Rainer das Auto mit dem Autoaufzug aus der Tiefgarage, die Koffer sind eingeschichtet - jetzt kann es losgehen.

Casa Luxury Homes im Bogotá Chapinero,Kolumbien,born4travel.de

Wir sitzen bereit zum Abfahren. Es muss nur noch die Route eingegeben werden.
Hochkonzentriert schauen wir auf das Display, welche Route uns vorgeschlagen wird, da vernehmen wir einen Stoß. Dieses Mal kein Erdbeben. Jemand hat das Tor zur Ausfahrt einfach geschlossen!
Eine tiefe Kerbe im vorderen Kotflügel!
Jetzt heißt‘s tief durchatmen und ruhig bleiben.
Die Rezidame spricht glücklicherweise ein gutes Englisch, sieht die Schuld bei sich und kümmert sich um die Formalitäten. Aber heute ist Sonntag. Da ist niemand zu erreichen.
Nun gut. Mañana.
(Drei Tage später erhalten wir tatsächlich die Bestätigung, dass ein "menschlicher Fehler" zum Schaden geführt hat und man dies bei Localiza melden wird. Es bleibt spannend.)

Casa Luxury Homes im Bogotá Chapinero,Kolumbien,born4travel.de

Kurz nach Zehn und bei bestem Wetter verlassen wir nun wirklich die Cassa Luxury Homes.

Den Mirador Libre, auf der Carrera 3-Este, haben wir uns schon während der Uber-Fahrten ausgepickt und uns fest vorgenommen, am Abfahrtstag einen Moment hier stehen zu bleiben. Ein Bogotá-Abschiedsfoto - und dann geht es weiter.

Die Carrera 3-Este ist eine Schnellstraße entlang des wunderschönen, grünen Osten der Stadt.

Bogotá,Carrera 3-Este,Kolumbien,born4travel.de
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Der Mirador Libre ist ein beliebter Stopp und Aussichtspunkt vieler Vorbeifahrender.

Bogotá, Mirador Libre,Kolumbien,born4travel.de
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Den Sonntag spüren wir auch im südlichsten Barrio La Esperenza.
Ein Stau folgt dem anderen und Google macht völlig doofe Vorschläge, auf die wir auch noch reinfallen. Irren durch unbefestigte enge Einbahnstraßen, weil Google nicht weiß, dass am Sonntag bestimmte Straßen für den Autoverkehr geschlossen sind.
Zugegeben. Etwas unsicher sind wir doch, wenn wir hier unterwegs sind. Noch sind wir beeinflusst von den vielen Warnungen über die hohe Kriminalität in Kolumbien.
Erst einmal verriegeln wir das Auto. Die Scheiben, die eh zu stark foliert und extrem abgedunkelt sind, geben gar keinen Einblick ins Innere. So sieht niemand, dass hier "Las Turistas" unterwegs sind. Nach einer Weile sind wir entspannt. Das hier, sind völlig normale Menschen. Auch wenn die Gebäude nicht unseren Vorstellungen von einem fertigen Haus entsprechen, und wir uns im ärmeren Stadtbezirk des Ballungsraumes befinden, möchte ich hier festhalten, dass wir weder bettelnde Junkies noch schnodrige Kinder sehen.
Die Menschen hier sind sauber und ordentlich gekleidet.
Nicht reich. Aber keine Kriminellen!
Auf den Straßen finden Veranstaltungen für jung und alt statt.
Von überall hören wir Musik. Es wird eingekauft, große Wiesen werden zum Drachensteigen genutzt. Es wird gegrillt was das Zeug hält.
Noch weiter draußen durchfahren wir Neubaugebiete, wie es diese auch bei uns gibt. Nur dass die Häuser architektonisch schöner und einfallsreicher gebaut worden und die Straßen sauber wie geleckt sind.
Sonntag eben in Kolumbien.
Leider gibt es nur ein Foto. Als Beifahrer versuche ich uns aus dem Chaos der Einbahnstraßen zu manövrieren.

Barrio La Esperenza,Kolumbien,born4travel.de

# Mirador Salto Del Tequendama

Den Mirador Salto Del Tequendama, der sich etwa 40 Kilometer entfernt vom heutigen Startpunkt befindet, erreichen wir nach knapp drei Stunden! Googlemaps Vorschlag hat uns enorm viel Zeit gekostet!
Den Hauptakteur, die tiefe Schlucht und den Wasserfall, kann man nur erahnen. Es ist nebelig.
Einen Parkplatz gibt es nicht. Man bleibt einfach entlang der einspurigen Bahn stehen.
Und alle kommen zurecht.

Mirador Salto Del Tequendama,Kolumbien,born4travel.de
Mirador Salto Del Tequendama,Kolumbien,born4travel.de

Die Terrasse ist zum gucken und speisen da. Natürlich wird auch hier gegrillt. Wir gucken etwas verloren auf das Angebot. Eine Kundin gestikuliert, dass wir unbedingt auch kaufen sollen. Ok. Wir lassen uns einen Teller zubereiten. Ich liebe dieses deftige Essen! - Rainer findet es nur essbar.

Mirador Salto Del Tequendama,Kolumbien,born4travel.de
Mirador Salto Del Tequendama,Kolumbien,born4travel.de

Es ist kurz nach Eins. Fortan geht es durch‘s tiefste Kolumbien. Also das, was wir uns darunter vorstellen.
Anfangs sind die Straßen asphaltiert. Mit vielen sichtbaren Erdverschiebungen. Manchmal fehlen auch mal vier Quadratmeter am Rand. Aber die sind meistens gut gekennzeichnet und abgesichert.
In dem einzigen Dorf auf dem Weg ist Bambule.
Wo kommen ganz plötzlich die vielen Autos her?
Vom alten LKW bis zum neuen Toyota Prada. Alles ist dabei.
Wir "schieben" uns also mit den anderen durch.
Leider ignorieren wir auch zwei dieser orange-neonfarbenen Banderolen auf dem weiten Weg🥴

Kolumbien,born4travel.de

Eine halbe Stunde später haben wir den Salat. Die Straße befindet sich noch im Bau.
Wir kehren um. Wir müssen zurück!
Im Dorf fahren wir die Einbahnstraße verkehrt rum.
Musste jetzt sein. Ein Shortcut sozusagen. Stört aber auch niemanden.
Um dann eine Straße zu nehmen, die unbefestigt und sehr einsam aussieht 🙈 .
Vorsichtshalber vergewissern wir uns bei einem Radfahrer, ob diese Straße auch dahin führt, wo wir hin wollen.
Es folgt eine gruselige Fahrt.
Durch den hohen und dicht bewachsenen Dschungel dringt kaum noch Licht. Es führt uns ein unbefestigter Weg in furchtbarem Zustand zwischen dichten Plantagen hindurch. Bei jeder mit blauen Planen abgedeckten Behausung muss ich unwillkürlich an Escobars Laboratorien denken. Die Nerven liegen blank. Atmen wird überbewertet. Es geht steil bergab. Insgesamt knapp ein Tausend Höhenmeter!
Kurz vor erreichen der nächsten „richtigen“ Straße ist unser Gartenweg asphaltiert. Viele Autos stehen am Straßenrand. Massen von Menschen sind unterwegs. Was haben wir verpasst? Es scheint ein 🦖 Park zu sein.
Puh. Tief durchatmen. Wir haben es unbeschadet geschafft.

El Colegio erreichen wir um Drei. Es ist der Ort am anderen Ende der Dschungelstrasse. Wir würden sagen: Hier ist Party. Aber es ist nur Sonntag 😎
Ich öffne das Fenster und stelle fest, dass es gar nicht so dunkel ist. Unsere Scheiben, auch die Frontscheibe sind nur extrem abgedunkelt. Daran haben wir gar nicht gedacht!

Von draußen strömen feuchte 32 Grad Celsius ins Auto, und Musik. Laute Musik. Die Straßen sind voll. Die Menschen sind in Badeklamotten unterwegs. Überall lesen wir Piscina. Vor den offenen Bars sitzen Leute, konsumieren und genießen das Leben. Natürlich bei ohrenbetäubender Musik. Es ist Sonntag in Kolumbien 😍

El Colegio,Kolumbien,born4travel.de
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# Girardot im Departamento Cundinamarca

Girardot erreichen wir kurz nach Fünf. Die Anspannung, der Wechsel der Gefühle hat uns geschlaucht. Nun, dass wir so spät ankommen, ist kein Beinbruch. Girardot ist nur als eine Zwischenübernachtung gedacht. Von Bogotá bis zum Desierto de la Tatacoa sind es nur 281 Kilometer. Bei uns in Deutschland eine Kurzstrecke. Google Maps prophezeite etwa 6.5 Stunden Fahrzeit. Für's erste Mal Kolumbien mit Null Erfahrung war mir das nix. Deshalb kam dieser Stop zu Stande. Und für diese Vorahnung kann ich mir nur gratulieren.

Gefahrene Strecke: 166 Kilometer

Durchschnittsgeschwindigkeit: 25 km/h

Mautgebühren: 23.100 COP = etwa 5.50 €

Nach fünf Tagen bei 2.640 Höhenmetern atmen wir, hier bei 287 Höhenmetern, echt tief durch. Girardot's Klima ist tropisch, die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt 33 °C!
Beim Einchecken im Hotel Republicano 1910 gibt es kleine Problemchen. Die Zimmerrate, die man hier haben will, ist um einiges höher als die auf unserem Booking-Ausdruck. Es gibt eine kleine Diskussion. Letztendlich ist es gut, dass ich den Ausdruck auch in Spanisch vorlegen kann. Erst dann legt sich die Aufregung und es wird der korrekte Wert berechnet.

Hotel Republicano 1910,Girardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de
Hotel Republicano 1910,Girardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Das Zimmer ist riesig. Und ungewöhnlich hoch.
Eine Mitarbeiterin der Rezeption zählt vor unseren Augen alle Mini-Bar Produkte ab. Auch die Chipstüten. Und Kondome. Zuletzt unterschreiben wir das Protokoll.

Hotel Republicano 1910,Girardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de
Hotel Republicano 1910,Gerardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de
Hotel Republicano 1910,Gerardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Es folgt eine Runde durch‘s Haus.
Das Hotel, besser gesagt das Innere ist beeindruckend schön und versetzt uns in eine andere Welt. Ein Widerspruch zu dem was wir draußen sehen.

Whirl- und Liegepool auf dem Dach:

Hotel Republicano 1910,Gerardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Bar, Restaurant und Pool im Lichtschacht:

Hotel Republicano 1910,Girardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de
Hotel Republicano 1910,Girardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Draußen ist es viel zu schwül und sehr warm.
Das Essen bestellen wir deshalb auf‘s Zimmer und trinken ein Bier aus der Dose.
Die Fensterverglasung ist einfach. Dementsprechend haben wir auch die halbe Nacht etwas von der Musik da draußen!

Das Frühstück ist erwähnenswert lecker.
Die Küchenhilfen allerliebst. Man kümmert sich um uns wie bei Mutti zu Hause. Wir müssen sehr verhungert aussehen - was wir gar nicht sind. Das Essen reicht um den Bauch bis mindestens heute Abend zu beschäftigen. Alles ist sehr, sehr lecker. Nur der Kaffee ist für mich nicht genießbar. Ich probiere es mit Zucker. Aber nein. Das ist es auch nicht.

Hotel Republicano 1910,Girardot im Departamento Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Bevor wir Girardot verlassen, arbeiten wir alle möglichen Sehenswürdigkeiten der kleinen Stadt ab. Wer hätte gedacht, dass man doch ein paar nette Impressionen zusammen bekommt.

Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Dieser riesige Betonklotz mit einem gläsernem Kreuz ist die Catedral de Girardot Parroquia Inmaculado Corazón de María. Der Bau dauerte 12 Jahre und öffnete 1982. Von außen eher weniger ein Schmuckstück, ist sie von innen beeindruckend. Mir gefällt insbesondere die Deckengestaltung aus Holz. Es findet gerade eine Messe statt. Allerdings sind nur wenige Menschen hier. Es ist eher ein kommen und gehen. Die Kirchenlieder sind eher wie Songs, die man bei uns auch im Radio hört. Sehr fröhlich und für mich für den Rest des Tages ein Ohrwurm.

Catedral de Girardot Parroquia Inmaculado Corazón de María,Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de
Catedral de Girardot Parroquia Inmaculado Corazón de María,Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Als nächstes schauen wir und diese Lokomotive, die zum Symbol für die Stadt geworden ist, an. Die Lokomotive steht am Ende einer ziemlich geschäftigen Straße zum Beginn des Parque de la Locomotora.
Und wir lesen: Wer verpasst hat, hier ein Foto zu machen, der war nicht in Girardot. Also bitte. Hier ist das Foto der absoluten Attraktion der Stadt, die Lok mit dem alten Bahnhof im Hintergrund. Sie sind Teil des nationalen Erbes.

Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Weiter geht's zur Eisenbahnbrücke, die 1930 gebaut wurde, um Cundinamarca mit der Eisenbahnstrecke Tolima-Huila zu verbinden. Mittlerweile ungenutzt, taugt sie für ein nettes Fotomotiv oder auch als Fußgängerbrücke.

Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Am Fuße der Brücke steht das Denkmal, das an Fischer, die ihren Lebensunterhalt mit Fischfang oder auch Überfahrten über den Río Magdalena verdienten. Und nur wenige Schritte weiter gibt es den Gesamtblick auf die Brücke.

Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de
Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Dann beginnt es zu regnen. Der ist so warm wie eine warme Dusche.
Ein paar letzte Impressionen später verlassen wir Girardot und freuen uns schon auf das nächste Ziel.

Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de
Girardot in Cundinamarca,Kolumbien,born4travel.de

Die Fahrt in das Desierto de la Tatacoa

Bis zur Tatacoawüste liegen weitere 150 Kilometer vor uns.
Die ersten 100 Kilometer fahren wir auf einer gut ausgebauten, glatten Schnellstraße. Rainer empfindet es fast schon langweilig.
Das einzig "aufregende" sind dann solche Fahrerinnen 😎

Girardot bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de

Irgendwann erscheinen auch die Ersten Wegweiser mit der Aufschrift "Desierto de la Tatacos". Wunderbar, denken wir. Straße hervorragend - Ausschilderung perfekt. Gut, dass ich mal gerade unsere Position checke und feststellen muss, dass wir wohl das Abfahrtsschild verpennt haben. Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder den Umweg über Nieva oder ein kurzes Stück zurückfahren. Wir entscheiden uns für Variante 2.

Es stellt sich heraus, dass die alles entscheidende Abzweigung nach Villavieja, der einzigen Ortschaft die sich direkt an der Wüste befindet, gar nicht ausgeschildert ist. Aber auch Google Maps hat die Straße nicht auf dem Schirm. MapsMe kennt sich besser aus und führt uns zu einer gartenähnlichen Einfahrt. Der folgende Weg ist unbefestigt. Wir wissen nicht wirklich, ob wir dieser Strecke vertrauen können.
Wer weiß schon, ob dieser unbefestigte und holprige Weg im Nirvana endet oder doch der Richtige ist?
Aber was soll’s. Wir nehmen doch jedes Abenteuer mit.
Und ich pushe meinen Fahrer, dass wir nur so zum Ziel kommen.
Na ja. Long Story short: Zwei Stunden dauert die Holperstrecke.
Zwei gruselige, furchtbar dunkle Tunnel müssen wir überleben.
Es geht vorbei an vielen Reisfeldern und malerischer Landschaft.
Wir überqueren den Río Magdalena über eine Brücke und dessen Seitenarme ganz „bodenständig“, wie wir das schon in Australiens Muschpokei gemeistert haben. Insgesamt eine rumpelige aber sehr schöne sehenswerte Strecke.

Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt treffen wir zum ersten Mal auf unbegleitetes Leben...

Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de

Dann geht es wieder so weiter:

Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de
Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de

Der Río Magdalena von oben und dann mittendurch:

Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de
Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de

Es folgen viele Reisfelder.
Reisfelder? Bisher habe ich angenommen, dass die viel Feuchtigkeit benötigen. Diese Senke ist jedoch eine Trockenwüste 🤔

Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de

Und dann die ersten Hilfetafeln:

Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de
Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de

... bevor es wirklich wüstig wird

Calle Villavieja bis Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de

Dreiviertel Drei erreichen wir unser Hotel, das Tatacoa Star Eco Hotel. Die Unterkunft hat einen asiatischen Touch mit viel Bambus.
Hier, so haben wir den Eindruck, ist man überrascht über unsere Ankunft.
Wir bekommen ein kleines, Stimmung drückendes Zimmer.
Die Fenster sind mit Folie abgeklebt und das Licht könnte auch ein Stadion ausleuchten.
Aber gut. Wir werden nur zwei Nächte hier bleiben. Die Klimaanlage arbeitet gut, was uns bei schwülen 35°C momentan als das Wichtigste erscheint. Unser Auto parkt einen Block weiter auf einem Hof mit Tor.

Gefahrene Strecke: 170 Kilometer

Durchschnittsgeschwindigkeit: 35 km/h

Mautgebühren: 13.600 COP = etwa 3.20 €

Desierto de la Tatacoa - Tatacoa Star Eco Hotel,Kolumbien,born4travel.de

Bevor die Sonne ganz verschwindet, fahren wir auf's Geratewohl in die Wüste. Wir sind neugierig was Tatacoa so bietet. Zugegeben. Uns zu imponieren und in Schockstarre zu versetzen, ist ja nicht wirklich leicht. Schließlich haben wir den Südwesten der USA schon zig Mal bereist. Wir versuchen nicht zu vergleichen und was wir sehen, ist gar nicht so schlecht. Jetzt müsste nur einfach mal die Sonne rauskommen.

Desierto de la Tatacoa - Cuzco - Desierto Rojo,Kolumbien,born4travel.de
Desierto de la Tatacoa - villavieja,Kolumbien,born4travel.de

Am Abend gehen wir in ein Restaurant essen. Das Restaurant ist eine provisorisch ausgebaute Garage mit Getränkekühlern, einem Pizzabackofen und einer Theke, wo der Teig ausgerollt wird. Alles etwas basic. Wir sitzen davor. Schlecht scheint es nicht zu sein, denn wir beobachten ein emsiges Kommen und Gehen. Eine Pizza nach der anderen wird abgeholt.
Unsere Pizza ist riesig - es hätte uns jemand sagen sollen, dass eine mittlere Pizza so groß ist.
Aber sie schmeckt erstaunlich gut. Wir schaffen natürlich nicht das ganze Monster von Pizza zu essen und lassen uns den Rest einpacken. Wie das hier die Einheimischen auch tun.
Auch die Mosquitos hatten ein tolles Dinner. Nicht nur an den Beinen, sondern auch an meinen Händen und Fingern haben sie zugestochen, ganz ohne dass ich irgendetwas gemerkt habe.


Desierto de la Tatacoa

Die Indígenas nannten diese Trockensavanne Yaracará oder eben Tatacoa. 330 Quadratkilometer groß ist der einstige Sumpfwald. Die archäologischen Hinterlassenschaften, Fossilien von Riesenfaultieren, Schildkröten, Kaimanen und anderes (allesamt etwa 5 Millionen Jahre alt) fand man ganz zufällig, als man in den 1930er Jahren nach Erdöllagern suchte.

In der Nacht fängt es an zu regnen. Ach Quatsch! Es schüttet wie aus Kübeln. Das Wellblechdach sorgt dafür, dass wir es auch ja nicht überhören. Es regnet bis in die Morgenstunden. Nur zur Erinnerung: Wir sind in Kolumbiens zweitgrößtem Trockengebiet 😝

Nach einem sehr übersichtlichen Desayuno (Frühstück), das aus einer Scheibe Knäckebrot, einem Arepa und zwei tot gebratenen Spiegeleiern besteht, sind wir nicht satt. Kommen aber mit einem anderen Hotelgast ins Gespräch, der Fototouren organisiert und auch schon öfter in Kolumbien war. Er nimmt uns den Unmut wegen des vielen Regens. Denn er war schon vor ein paar Tagen hier, da hat es auch schon geschüttet.

Desierto de la Tatacoa - Tatacoa Star Eco Hotel,Kolumbien,born4travel.de

Ärgerlich ist weniger der graue Himmel. Die Tatacoa-Wüste gilt mit seinen "unverschmutztem" Himmel als das Areal, an dem man wunderbar Sterne und auch die Milchstraße sehen kann.

Eine Gebiet das Anza Borrego‘s Badlands in Kalifornien gleicht.
Das Areal gehört noch zu den absoluten Secrets in Kolumbien und so teilen wir uns die 330 Quadratkilometer mit einer Hand voll anderen Leuten. Man unterteilt diese Wüste in zwei Teile: Quzco, dem Teil mit dem roten Sandstein und im Los Hoyos ist der Sandstein grau bis grüngrau.

# Cañónes El Cuzco - Desierto Rojo

Die rote Wüste von Tatacoa ist wohl der berühmtere Teil.
Es gibt mehrere Aussichtspunkte, zum Beispiel den Mirador Laberinto El Cusco. Aber man kann auch entlang der Straße jederzeit stehen bleiben und das faltige Umland betrachten. Das ist eben Kolumbien. Niemand dreht durch, wenn man an einer "falschen" Stelle einfach stehen bleibt, um die Gegend zu betrachten. Sehr sympathisch!
Die Straße ist asphaltiert. Man kann also mit jedem Stadtauto hierher kommen. Die roten Farben stammen aus Eisen und geben dem Boden seine Oker-, Rost- und Kupferfarben. Tatacoa ist ein Wort der längst ausgestorbenen Ureinwohner. Übersetzt heisst es Klapperschlange.

Desierto de la Tatacoa - Cuzco - Desierto Rojo,Kolumbien,born4travel.de

In der Nähe des Observatoriums, auf der Hinterseite eines Restaurants, befindet sich eine wunderbare Möglichkeit abzusteigen. Eine Naturtreppe geht's runter und schon sind wir mittendrin und können wandern. Eigentlich. Denn nach dem Regen heute Nacht ist der Weg aufgeweicht. Wir versuchen das beste daraus zu machen. Doch die absolute Pampe, die schon nach kurzer Zeit als Ballast am Schuh klebt, macht es nicht leicht. Bei bedecktem Himmel (was der UV Strahlung keinen Abbruch tut, schließlich sind wir unweit des Äquators) und tropischen 35°C brechen wir die glitsche Wanderung nach einer Stunde ab. Genug balanciert. Wir haben uns einen guten Eindruck verschaffen können. Gern würde ich noch weiter die Gegend erkunden, aber bei den Matschepampenwegen macht’s einfach keinen Spaß. Eine Klapperschlange haben wir auch nicht gesehen. Wahrscheinlich hatte die keinen Bock auf so viel Pampe.

Desierto de la Tatacoa - Cuzco - Desierto Rojo,Kolumbien,born4travel.de
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Das ist mein Klumpschuh 😆

Desierto de la Tatacoa - Cuzco - Desierto Rojo,Kolumbien,born4travel.de

Wir fahren weiter. Die weitere Streckenführung gehört wohl bei den Allermeisten nicht zum Programm. Ab hier fahren wir auf einer befestigten, staubigen Straße. Hier und da bleiben wir stehen. Es ist definitiv ein Ort, der sich vor dem Massentourismus gut versteckt hat. Tatsächlich wohnen aber auch Menschen hier. Viele bieten Speisen und Getränke an. Uns durstet es nur. Ich bin da etwas scheu, aber Rainer mit seinen drei Spanischvokabeln kriegt es hin. Und so sitzen wir auf der überdachten Terrasse und süffeln schaukelnd unser Cerveza, beobachten freilaufende Hühner und Ziegen, die sich in voller Länge streckend an den Früchten des Baumes zu schaffen machen. Wir finden es witzig. Aber die Hausherrin verjagt das Tier. Kaum dass sie drin ist, geht das Spiel von vorn los!
Ein wahnsinnig gutes Gefühl viel Zeit zum Reisen zu haben. Man nennt es wohl neudeutsch chillen 😎

Desierto de la Tatacoa - Los Hoyos,Kolumbien,born4travel.de
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# Los Hoyos - Desierto Griso

Die weitere, aber immer noch im Süden verlaufende Straße ist holpriger. Macht nix. Wir haben ein Ziel vor den Augen, die Piscina Mineral. Es ist ein Schwimmbad, das mitten in die Wüste gebaut worden ist. Das hat nicht nur Freude am reinspülenden Geld gebracht. Weil das Wasser an die Reserven der Tatacoa Wüste angezapft wurde, gibt es wohl immer wieder großen Widerstand gegen das Schwimmbad.

Aber Kolumbianer lieben es zu Baden. Deshalb lieben sie diese gepflegte Badeanlage. Hier kühlen auch wir den Körper erst wieder auf Normaltemperatur runter. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass niemand der hier anwesenden Kolumbianer wirklich schwimmen kann.

Desierto de la Tatacoa - Los Hoyos,Piscina Mineral,Kolumbien,born4travel.de
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Die restliche Runde um die Wüste fällt den wassergefüllten Riesenseen, die die Straße unpassierbar machen, zum Opfer. Wir wären sicher nicht tagelang verschollen, denn ab und zu kommt ein Moped vorbei. Wir brechen ab und fahren zurück

Die Wüstenebene befindet sich 17 Kilometer von Villavieja entfernt. Zwischen den beiden befindet sich weitläufige Weidefläche, die Quebrada Las Lajas,die uns wegen den schirmähnlichen Bäumen stark an Südafrika erinnert.

Desierto de la Tatacoa - Los Hoyos,Kolumbien,born4travel.de
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Kurz vor Villavieja entdecken wir ein nett aussehendes Restaurant, namens YIREH. Mit echt tollem Ambiente. Die Familie die am Tisch sitzt, springt sofort auf. Sie scheinen die Besitzer zu sein. Wir bekommen ein wirklich köstlichen Burger, mit aromatischen Rindfleisch und Avocado, die einfach himmlisch cremig schmeckt.

Villavieja,Desierto de la Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de
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# Villavieja

Am Tag der Abreise schauen wir uns noch kurz im Ort Villavieja um.
Villavieja befindet sich im Departamento Huila und liegt östlich des Río Magdalena. Die jährlichen Durchschnittstemperatur betragen um die 30 °C, wobei die Monate August und September mit bis zu 40°C die heissesten sind.

Villavieja,Desierto de la Tatacoa,Kolumbien,born4travel.de
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Unsere Unterkunft: Tatacoa Star Eco Hotel

Definitiv verdient das Tatacoa Star Eco Hotel den Titel für das schönste, bunteste und auffälligste Haus in Villavieja.
Der Ort ist gerade von Touristen entdeckt worden. Täglich strömen mehr Besucher in den Ort, um die nahgelegene Wüste zu besuchen. Entsprechend ist die Auswahl an guten Hotels gering. Wichtig ist es eine Übernachtung mit Klimaanlage zu finden. Da mag das Wetter noch so schlecht sein. Sowohl die Lufttemperaturen als auch die Luftfeuchtigkeit sind erbärmlich hoch.
Das Hotel liegt am Rand der Stadt. Ruhe ist dennoch nicht zu erwarten. Aus den umliegenden Häusern dröhnt ab den frühesten Morgenstunden laute Musik. Die Wände des Hauses sind dünn. Sehr dünn!

Desierto de la Tatacoa - Tatacoa Star Eco Hotel,Kolumbien,born4travel.de
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Wir bekommen das Zimmer La Gaitana zugewiesen. Ob es die gebuchte Kategorie ist, können wir nicht prüfen. Die Eigentümer wirken apathisch desinteressiert. Für zwei Nächte ist dieses Zimmer mit abgeklebten Fenstern akzeptabel. Schließlich funktioniert die Klimaanlage gut und das Zimmer ist sauber.

Desierto de la Tatacoa - Tatacoa Star Eco Hotel,Kolumbien,born4travel.de
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In der oberen Etage befindet sich eine Aufenthaltsfläche. Schön bunt und nett gemacht. Wenn es nicht regnet, wird hier auch das Frühstück serviert.

Das Frühstück ist sehr spartanisch und besteht aus einer kleinen, geschmacklosen Arepa, einem Zwieback und auf Wunsch auch einem frisch zubereitetes Eiergericht. Kaffee und Kakao gibt es so lange der Vorrat reicht.

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So geht es weiter

Wir reisen weiter gen Süden und bleiben dabei immer noch im Depertamento Huila.
Das Problem mit dem schlechten Kaffee nehmen wir selbst in die Hand.
Wir strapazieren unser Auto auf das Äußerste und fahren Strecken, die sicher nicht für den alltäglichen Touristen gedacht sind.