Die Abwechslung hält sich in Grenzen - hier ist der Weg das Ziel ...
Die Abwechslung hält sich in Grenzen - hier ist der Weg das Ziel ...
Eine nette Gorge mit einem Plungepool und leicht zugänglicher Wandjina Malerei ...
Kein Luxus - aber komfortable Übernachtung für nicht-Camper ...
Die Nacht ist lang - viel zu lang. Jedenfalls für mich.
Ständig gibt es ein unzuordenbares Geräusch.
Manchmal im Nebenraum.
Dann so etwas wie Schritte. Draußen. Auf der Wiese.
Wir haben alle Deckplanen hochgerollt, so dass wir wie in einer Art Gazeraum schlafen.
Nur am Kopfende ist eine Wand. Dicht schließt hier allerdings nix ab. Die Tür hat
selbst im geschlossenen Zustand fingerdicke Spalten.In regelmäßigen Abständen checke ich die Lage mit der Taschenlampe, die mittels Band fest an meinem
Handgelenk positioniert ist.
Erst nach zehn kommt eine leichte Entspannung bei mir auf. Denn der Mond ist endlich so hoch, dass er ein
wenig Licht in den Garten bringt. Allerdings ist der schon auf dem absteigenden Ast und
die Bäume lassen auch nicht viel von seinem Licht durch.
Ok. So kann ich wenigstens schemenhaft etwas erkennen.
Während Rainer wie ein Stein schläft, hangele ich mich von einem kurzen Nickerchen zum anderen.
Irgendetwas ist immer.
Dann - es ist etwa um 2am - hört man ein fürchterliches Brüllen.
Da wird selbst Rainer wach.
Ein oder zwei von den Bullen da draußen brüllen um ihr Leben. Jedenfalls hört sich das so an.
Ich hoffe die kommen nicht auf unser Gelände.
Hat denn das überhaupt einen geschlossenen Zaun?
Bei diesem anstengenden Nachdenken muss ich eingeschlafen sein.
Es ist halb vier und ich bin wieder wach.
Ich muss immer daran denken, wie entspannt Larissa meinte: "... ja hier im Garten haben wir Schlangen".
Also eine Schlange möchte ich jetzt nicht hier irgendwo runterhangeln sehen!
Dann meinte sie noch: "Man kann die Schlangen hören, wie sie über das Gras gleiten".
Ok. Ich glaube, sie hat sich über mich lustig gemacht.
Oder doch nicht?
Wie klingen Schlangen, wenn sie über das Gras gleiten?
Fragen über Fragen.
Es ist kurz nach fünf als es etwas heller wird.
Ich denke an Larissa, die da etwa 200 Meter von uns entfernt schon den Teig für die
Scons knetet. Sie hat uns angeboten, dass wir vorkommen können, wenn wir dabei sein wollen.
Doch jetzt kann ich endlich schlafen.
Halb sieben sind wir dann endgültig wach.
Hier gibt es nur ein Gemeinschaftsbad. Das ist etwa dreißig Meter von uns entfernt.
Wir sind ja schließlich die einzigen Gäste. Und somit haben wir ein privates Bad.
Die Dusche ist sehr sauber und der Wasserdruck perfekt.
Es gibt nichts zu tadeln.
Wir haben weder Koffer noch Sonstiges in die Cabin gebracht. Deshalb machen wir uns
auch draußen, zwischen Auto und Cabin fertig.
Schön ist es hier - wenn die Nächte nur nicht so dunkel wären.
Kurz nach Acht gibt es Frühstück.
Beide, Larissa und Logan sind schon auf den Beinen und Arbeiten.
Um mit uns zu frühstücken, legen sie eine kleine Pause ein.
Es gibt Eier nach Wunsch, natürlich Toasts, Cerealien, Joghurt und eine riesige Schüssel mit frischem Obstsalat.
Sie fragen noch, wie wir geschlafen haben und ob uns nachts kalt wurde.
"Kalt? Nö. Kalt war uns nicht."
Mich interessiert vor allem, ob sie das Angebot an Cabins erweitern wollen.
Doch sie verneinen.
Sie bewirtschaften es nur und die Inhaber wollen das Vermächtnis der beiden
ersten Eigentümer, Thomas Henry Byrne Terry und Edward Francis Terry, beibehalten.
Alles soll so bleiben, wie es ist.
Selbst ihre primitive Unterkunft soll nicht erneuert werden.
Auch die Scons sind eine Überlieferung aus den Ursprungszeiten. Die Frau von Henry
hatte irische Wurzeln. Und so kamen also die Scones in die Kimberleys.
Der Ofen in dem sie früher zubereitet wurden, steht noch im Vorraum für jedermann sichtbar.
In den frühen 1983 Jahren erwarben zwei junge Brüder aus Queensland Ellenbrae.
Thomas Henry Byrne Terry und Edward Francis Terry brauchten 17 Jahre, um aus
dem heruntergekommenen Eigentum eine funktionierende Rinderfarm zu machen und gaben den Durchreisenden
Stockman die Möglichkeit hier zu übernachten.
Beide sind jung gestorben. Thomas stürzte mit 41 Jahren beim Fliegen eines Leichtflugzeuges ab und
Edward verunglückte mit 34 Jahren auf dem Weg zum Lake Argyle mit dem Motorrad.
Später wurde das Land inklusive Homestead an einen Verwalter übergeben. Allerdings
immer mit dem Auftrag das Erbe und den Spirit der Beiden nicht zu verändern, zu modernisieren oder
anderweitig zu verändern.
Kurz nach neun sind wir fertig zum losfahren.
Wir verabschieden uns und machen noch ein paar Aufnahmen.
Es war schon ein einmaliges Erlebnis hier eine Nacht zu verbringen.
Die Gibb River Road schlängelt sich mitten auf dem Kimberley Plateau mehr als 650 Kilometern
zwischen Wyndham und Derby.
Es gibt zahlreiche Schluchten und Wasserfälle zu sehen. Die meisten davon sind
leicht zu erreichen. Meist sind es machbare und kurze Wanderwege, die zum Ziel führen.
Sie ist überwiegend unbefestigt und ein 4WD ist unbedingt empfehlenswert.
So kann man in der Trockenzeit, zwischen Mai und Oktober, die Strecke problemlos
befahren. Während der Wet, also zwischen November und
April können große Teile der Gibb überflutet sein und damit unpassierbar.
Auch sind die Zufahrten zu den Attraktionen überwiegend geschlossen!
Deshalb wird in dieser Zeit von einer Reise abgeraten.
Zur Geschichte:
Die Kimberleys waren ein Gebiet reich an Nahrungsquellen und Wasser.
Dies ermöglichte den Aborigines hier zu leben und überleben zu können.
Davon zeugen Höhlen und die darin gefundenen Bradshaw und Wandjina Felsmalereien.
Sechs verschiedene Aboriginesvölker leben nach wie vor in den Kimberleys in deren Gemeinden
immer noch traditionelle und spirituelle Bräuche beibehalten blieben.
Verträge mit Aborigines erfolgten ab den 1830er Jahren.
Doch erst 1898 kamen erste Nicht-Aborigines in das Gebiet.
Frank Hann, ein Entdecker, war der erste, der den südlichen Bereich des Kimberley-Plateaus beschrieb.
Viele Gorges und Flüsse tragen die Namen, die er ihnen im Jahre 1898 gab.
Dazu gehören Mt Elizabeth, benannt nach seiner Mutter, Bell Creek, nach Dr. Bell einem Arzt aus Derby und den Adcock Creek benannte er
nach einem Derby-Ladenbesitzer.
Die Familie Blythe war früherer Pächter der Mt. House Station, die ihre Ranch an den Ufern des Adcock Creek
einem Nebenfluss des Fitzroy Rivers bauten.
Große Teile der Kimberleys sind im privaten Eigentum. Auch Aborigines besitzen
nach wie vor Land und Teile der Kimberleys.
Dazu gehören zum Beispiel die Gemeinde Kalumburu und große Teile von Cape Leveque.
Die Gibb River Road von Ellenbrea gen Westen ist anfangs schlecht präpariert.
Wir "schleichen" so bei 40 km/h die Strasse entlang und versuchen, so gut es geht, den Schlaglöchern auszuweichen.
Halb elf erreichen wir die T-Kreuzung, an der die Kalumburu Road gen Norden abzweigt.
Kurz davor ist ein Parkplatz mit mehreren Info-Tafeln.
Ganz interessant.
Als wir das Mt Barnett Roadhouse erreichen, ist es kurz vor eins.
Hier tanken wir.
Das Roadhouse ist gut besucht.
Auf der Damentoilette muss man sogar anstehen.
Der weitere Weg ist ganz nett.
Hier und da überqueren wir einen Creek. Doch überwiegend ist alles trocken.
Es bleiben ein paar fotogene Pfützen.
Bei knapp 40 Grad Celsius Außentemperatur entsteht das, was man den Effekt einer Fata Morgana nennt. Die heiße Luft suggeriert eine Pfütze, in dem sich das entgegenkommende Auto sogar spiegelt.
Auf der Strecke bis zu unserer nächsten Übernachtung, der
Bell Gorge Wilderness Lodge, gibt es zwar einige Attraktionen. Doch das sind alles Tagestouren.
Den Besuch der Galvin Gorge kann man allerdings so
zwischendrin machen.
Vom Parkplatz führt ein kurzer Weg entlang eines Creeks, der voller Wasserlilien ist.
Der Plungepool ist schön und lädt zum Baden ein.
Drei weiter Paare sind schon im Wasser.
Rainer folgt in Null-Komma-Nix.
Wie so oft sind manche Schönheiten erst auf den zweiten Blick zu erkennen:
Mich interessiert allerdings weniger das Baden sondern ein Wandjina, das es hier geben soll.
Tatsächlich ist es, wenn man rechts dem Weg folgt, wirklich leicht zu finden.
Es ist ziemlich groß. So eine Art habe ich noch nie gesehen.
Ich bin beeindruckt.
Die Wandjinas sind große Gesichter von Wolken- und Regengeistern mit riesigen Augen jedoch ohne Mund.
Der Mythologie nach sind Wandjinas mit der Schöpfung und dem
lebenspendenden Regen verbunden. Da sie vom Regen leicht verwaschen werden, müssen sie jedes Jahr erneuert werden.
Sie werden nur von ausgewählten Männern regelmäßig erneuert.
Leider geht das Wissen über die Malerei mit dem Tod der alten Männer unwiederbringlich verloren.
Diese Traditionen werden nicht immer fortgeführt und die Malereien werden möglicherweise irgendwann verwittern.
In der Nähe von Wandjinas findet man sehr häufig Begräbnisstätten, in denen noch Teile von menschlichen Skeletten liegen. Traditionsgemäß wurden verstorbene Aborigines nicht in der Erde begraben, sondern in Bäume gelegt und von den Vögeln gefressen, die Knochen wurden in die Rinde des Paperbark Tree gewickelt und in Felsnischen oder Höhlen bestattet. Dieser Kontakt zu den Ahnen ist in der Kultur der Aborigines von sehr großer Bedeutung.
Gegen drei Uhr sind wir an der
Bell Gorge Wilderness Lodge angekommen.
Sie befindet sich etwa fünfhundert Meter südlich von der Gibb River Road.
Die Auszeichnung dahin ist nicht zu übersehen.
Die haben sogar wir gefunden.
Die Bell Gorge Lodge gehört zu APT Wilderness Lodges.
ATP besitzt genau drei Wilderness Lodges:
An den Mitchell Falls, in den Bungles Bungles - wo wir im letzten Jahr übernachtet haben - und eben hier.
Und so ist uns alles vertraulich.
Doch hier sind die Zelte deutlich kleiner.
Es gibt auch kein Ehebett sondern zwei separat stehende Einzelbetten.
Und wieder sind zwischen den Bodenplanken diese Spalten.
Ich hasse es!
Der Blick auf die Zelte der Bell Gorge Wilderness Lodge.
Wir richten uns das Zelt so ein, wie es uns passt und schieben die zwei Einzelbetten zusammen.
Dabei sehen wir erst, wie runtergekommen die Matratzen sind.
Naja. Etwas enttäuschend.
Aber sonst ist alles ok.
Doch jetzt kennen wir auch andere Glamping-Zelte, zum Beispiel das im Emma Gorge Resort.
Und nun wissen wir auch, dass es auch anders geht!
Unser Zelt ist ganz außen und wir haben den uneingeschränkten Blick auf das Ende der Welt.
Auf der kleinen Terrasse trinken wir Käffchen und genießen den Ausblick bis die Sonne untergeht und
den Himmel Australien-like einfärbt.
Halb sechs geht's Richtung Restaurant. Auf der Terrasse wird das Abendbrot serviert.
Und wie auch im letzten Jahr ist es wirklich sehr, sehr gut.
The Gibb River Road
Eine weitere informative Website über die Gibb.