Von Natales nach Torres del Paine

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Unglaublich aber wahr. Entgegen der Wetterprognose scheint die Sonne in Natales!
So schaffen wir es auch, uns schneller auf die Reise zu begeben als geplant.
Die Tickets für den Torre del Paine Nationalpark kann man nur online kaufen. Deshalb ist es meine erste Tätigkeit am heutigen Tag.

Das Frühstück im Aufenthaltsraum ist eher übersichtlich. Es gibt wie überall auf der bisherigen Reise "Plaste"-Schnittkäse, Pressschinken, selbstgemachte Marmeladen und eine Auswahl an Cerealien. Uns reicht es dennoch vollkommen aus.
Beim Auschecken fragen wir noch, wo es hier einen Shop gibt, der kleine Gaskartuschen verkauft. Die Gastgeberin stellt eine Gaskartusche auf den Tisch und meint: "Meinst Du so 'was?"
"Hat ein Gast hier gelassen. Könnt ihr haben."
Perfekt!

Es gibt zwei Wege, um in den Nationalpark und Höhepunkt des Besuchs im Chilenischen Teil Patagoniens zu erreichen. Die schnellere Verbindung führt über Cerro Castillo. Wir entscheiden uns für die schlechtere aber landschaftlich schönere Ruta Y-290.
Die beginnt mit der Fahrt entlang des Última Esperanza Fjords auf der ausgezeichnet asphaltierten Ruta 9. Immer entlang dieser gigantischen Landschaft aus Eis und Stein.
Nach etwa 19 Kilometern geht es auf die Y-290, die mit wenigen Ausnahmen eine gut präparierte Piste ist, aber insbesondere anfangs etwas langweilig daherkommt.

Ein erstes Wow gibt es, als diese Felsformation namens Silla del Diablo (also Teufelsstuhl) so vollkommen unvermittelt am Rande der Straße auftauchen.
Kurze Zeitspäter tangieren wir die wohl wichtigste Attraktion auf dem Weg, die Cueva del Milodón. Wir schenken uns den Besuch. Die Bilder im Netz konnten uns nicht überzeugen. Dazu drängt natürlich das fantastische Wetter. Denn es wäre zu doof, wenn wir im Torres bei tiefhängenden Wolken ankommen.

Sella del diavolo,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de
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Den Lago Sofia tangieren wir nur und auch hier sparen wir uns die Anfahrt zum Ufer.
Nach zweieinhalb Monaten des Reisens sind wir nicht mehr erpicht auf jeden See.

Lago Sofia,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de

Kurz bevor wir unsere nächste Basis erreichen wird die Landschaft ganz nach unserem Geschmack.
Wir bleiben immer öfter stehen und sind vollkommen beeindruckt von jeglichem Wasser in Gletschergrün.
Hier ein unbenannter Strom und der Cerro Tenerife im Hintergrund

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Die Ankunftszeit verzögert sich, weil der Anblick immer besser und beeindruckender wird, je näher wir kommen. Wir können nicht anders, als immer wieder stehen zu bleiben.

Nun tauchen auch die ersten großen gletschergrünen Seen auf.
Erst der Lago Porteño, Kurz darauf der Lago del Toro.
Und "drei Kurven" später dann taucht das Fotomotiv des Parque Nacional Torre del Paine auf😍

Den Höhepunkt bildet dann die Zubringerstraße zum Hotel, von der wir am Mirador Serrano River das Serrano-Delta und das Torre del Paine Massiv sehen können.
Die Sicht ist unglaublich. Was haben wir für ein Glück!

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Jetzt noch ein kurzer Abschnitt zur Morrena Lodge mit vielen schönen Fotomotiven - und wir sind da!

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Torres del Paine Nationalpark

Die Cordillera Paine ist das beeindruckend schöne Bergmassiv.
Die Bezeichnung Paine, bedeutet in der Sprache der Aónikenk (Tehuelche-Indianer im Süden) Blau. Vermutlich in Anlehnung an die Farben, die vorherrschen, wenn man das Gebirge aus der Ferne betrachtet. Es ist der ursprünglichen Name der Ureinwohner für dieses Gebiet.

Einst gehörte das Gelände zur Estancia, die Schafzucht betrieben und deren Landbesitzer den Urwald teilweise abbrannten, um noch mehr Weidefläche zu schaffen. Um das zu stoppen, wurde das Gebiet 1957 wegen seiner enormen Artenvielfalt zum Naturschutzgebiet umgewandelt. Seit 1978 ist es als Welt-Biosphärenreservat von der UNESCO anerkannt.
Um dennoch dem wachsenden Besucherandrang Herr zu werden, wurden Straßen, Wanderwege und Übernachtungsmöglichkeiten jeder Art geschaffen. Unbedachtes Handeln einiger Besucher haben dem Park schon mehrfach geschadet. So brannten 17 Tausend Hektar zur Jahreswende 2011/2012 bei einem verheerenden Feuer ab. Etwa Tausend Hektar ursprünglichen Waldes wurden unwiederbringlich zerstört.
Infolge dessen wurden die Aufenthaltsregeln für Besucher des Parks schärfer reglementiert. Lagefeuer sind generell verboten, zelten darf man nur auf ausgewiesenen Plätzen, das Rauchen auf Wanderwegen ist generell verboten und vieles mehr. Zuwiderhandlungen führen sogar zur Ausweisung aus Chile.

Drei Nächte bleiben wir im Torres del Paine.
Unser Hotel, die Morrena Lodge, erreichen wir kurz vor Eins.
Es befindet sich im "Pueblo Serrano", einer Anhäufung von verschiedenartigen Unterkünften, die Newbies wie uns, suggerieren im Nationalpark zu übernachten. Doch genau genommen liegt es außerhalb, nämlich an der südlichen Grenze zum Nationalpark. Aber da sieht man großzügig drüber weg. Zumindest bei der Preisgestaltung.
Unseres ist mit 1.055€ für drei Nächte allerdings das preiswerteste.
Das Zimmer ist noch nicht fertig und so machen wir uns gleich auf den Weg. Denn die Sonne scheint ja immer noch!

Aber wohin jetzt genau?
Ich frage die Rezidame, was sie uns empfiehlt und sie meint, wir sollten im nahegelegenen Wald etwas spazieren gehen 😵‍💫 Vielleicht war das nur witzig gemeint. Ich weiß es nicht. Aber um im Wald zu spazieren, muss man nicht ans andere Ende der Welt fliegen.
An der tollen riesigen Karte an der Wand bekomme ich die Orientierung und erkenne Orte, von denen ich schon gehört habe.

Zu erst passieren wir den Parkeingang. Das ist auch der einzige Ort -ausser natürlich im Hotel- wo man Internet hat. Das ist dann wichtig, wenn man so unbedacht wie wir, den Kaufbeleg nur online abspeichert.

Es gibt keine Flyer. Super. Wer will schon Papier durch die Gegend chauffieren?
Es gibt einen QR Code und mit dem bekommt man die ParkMap. Einfach fantastisch!

Bald folgt die berühmteste Aufnahme des Parks, eine die jede Website, jeder Reiseveranstalter abbildet. Ich finde sie mittelschön - Rainer ist begeistert. Er hat es ja noch nie gesehen.
Nun. In den folgenden Tagen, werde ich zig Aufnahmen von diesem Konglomerat an Steinen machen, weil irgendwann es auch mich schwer beeindruckt.

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# Lago Grey

Wir fahren zum Lake Grey, der ersten Attraktion auf unserem Weg.
Der Weg dahin ist - wenn man auf die Schilder schaut - recht gut ausgezeichnet.

Im gleichnamigen Hotel planen wir die Tickets für eine Bootsfahrt zum Gray Gletscher zu kaufen. Die Tickets für die einfache Fahrt kosten 100.000 CLP (Nov.2024: 96€) pro Person. Wir einigen uns rasch, dass wir auf den Gang auf dem Gletscher verzichten.
Überraschenderweise wird uns aber vom Kauf erst einmal abgeraten. Wir sollen noch warten, bis die Entscheidung getroffen wird, ob heute die Nachmittagstour überhaupt stattfindet. Denn der Wind ist außergewöhnlich stark.
Kein Problem. Die Stunde wollen wir im Hausrestaurant verbringen. Wir nehmen also Platz an einem der freien Tische direkt am Fenster mit dem wundervollsten Blick auf den Lago Gray und das Torre Massiv, werden aber kurze Zeit später verscheucht wie wilde Hunde. Wir sind Nicht-Hotelgäste. Uns stehen somit nur die kleinen „Katzentische“ ohne Tischdecke zu. Die noblen Menüpreise aber bleiben. Nicht mit uns! Über den Umgang mit uns als Gäste bin ich etwas verwirrt, zumal es genügend frei Plätze gibt. So unfreundlich ist man nicht einmal in Deutschland.
Nach einer Stunde des Wartens - teils auf der Aussichtsterrasse, teils im Auto - fragen wir nach dem Stand der Dinge und da heißt es eine weitere halbe Stunde zu warten.
Ok. Noch länger wollen wir nun wirklich nicht warten. Es ist ja nicht der einzige Gletscher auf unserer Patagonien-Entdeckung.
Wir entscheiden uns gegen diese Bootsfahrt und fahren weiter, um den Park zu erkunden.

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Blick Richtung Grey Gletscher

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Die Erkundung des Parks ist recht einfach. Denn es gibt nur eine Straße. Ursprünglich eine Durchgangsstraße. Doch momentan ist diese gesperrt, wie wir später erfahren. Von der Hauptstraße, der Y-150 gehen unzählige Wanderwege ab.

Je nördlicher wir fahren, desto näher kommen wir an das Paine-Massiv.
Wieder einmal kommen wir kaum voran. Ständig bleiben wir stehen und haben einen noch besseren Blick auf das gewaltige Gestein, deren Spitzen gefühlt immer neuen Facetten zeigen.
Was für eine wunderschöne Landschaft!

# Cerro Paine Grande

Der 2.884 Meter hohe Cerro Paine Grande ist umringt vom Lago Grey im Südwesten und dem Lago Nordenskjöld im Südosten. Nördlich stehen die Spitzen des Cerro Cuerno Principal, die Zinnen des Torres del Paine die bis zu 2.850 Meter in den Himmel ragen und den bis zu 2.600 Metern hohen Cuernos del Paine (Cuernos heisst Hörner).

Kommt man so wie wir aus dem Süden gefahren, beginnt kurz vor dem Inselzugang zur Hosteria Pehoé, eine gute Sicht auf das Massiv um den Cerro Paine Grande. Auch hier ist es ziemlich windig. Dennoch bleiben wir am Zugang zum Mirador Los Andes stehen und beobachten in aller Ruhe die Schneeverwehungen auf dem Massiv.
Mit bloßen Auge geht das gerade noch so. Aber am besten natürlich mit Fernrohr oder einem kräftigen Zoomobjektiv.

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Die Y-150 ist die Panoramastraße im Park, auf der sich die Highlights wie an einer Perlenschnur aneinander reihen.
Nach dem Blick auf den Cerro Paine Grande vom Lago Pehoé folgt auf dem weiteren Weg schon das nächste Highlight: Die Cuernos, die zweifarbigen "Hörner".

# Cerro Cuernos Principal

Die Cuernos sind die markantesten Formationen im Parque Nacional Torres del Paine.
Beeindruckend spektakulär sind nicht nur die scharfen Kanten der Formationen. Das Einmalige für uns ist die scharfe Trennung des farbigen Gesteins. So etwas haben wir noch nie gesehen.
Angeblich gibt es eine solche Formation ein Mal auf der Welt.
Das Haupthorn ist 2.450 Meter hoch und ist der zentrale Gipfel einer Reihe von drei dominanten Spitzen. Zwischen dem Horn im Norden (2.200 m) und dem im Osten (2.000 m) befindet sich das viel kleinere namens Cuerno Chico.

Es gibt eine lange Liste von Bergsteigern, die immer wieder versuchten den Gipfel des Haupthorns zu besteigen. Erst am 31. Januar 1968 schaffen es die jungen chilenischen Bergsteiger (Raúl Anabalón A., Eduardo García Soto, Osvaldo Latorre A. und Gastón Oyarzún M.) zum ersten Mal den Gipfel des Haupthorns zu betreten. Die Gipfelroute bekam in Anerkennung dieser herausragenden Leistung den Namen des Erstbesteigers: Via Eduardo García Soto.

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# Mirador Lago Nordenskjöld

Abgelenkt von all den atemberaubenden Felsformationen erreichen wir ohne ihn direkt anzuvisieren, den Mirador Lago Nordenskjöld.
Der Anblick ist kaum zu toppen: Paine Grande und die Cuernos del Paine vor dem blau-grünen Gletschersee.

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Es ist halb Fünf. Weiter zu fahren wäre unvernünftig.
Jetzt geht’s definitiv zurück. Auch wenn das Wetter morgen nicht so genial sein sollte. Die ultimativen Highlights haben wir schon vor diesem ultraklaren Himmel im Kasten 👍🏼

# Salto Grande

Für den kurzen Weg zum Salto Grande machen wir dann doch die Ausnahme und fahren den Abzweig zum Salto Grande.
Ein Wasserfall. Nun. Wasserfälle finde ich nicht sonderlich beeindruckend und will eigentlich den Besuch auf morgen verschieben.
Rainer jedoch ist nicht davon abzubringen. Also gut...

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Der Salto Grande ist der größte Wasserfall im Nationalpark und fließt vom Lago Nordenskjöld in den Lago Pehoé.
Die Entfernung bis zum Ziel wird hier in Zeit angegeben 🤔
Aber auch die Windstärke wird hier angezeigt. Wenn der Zeiger auf dem roten Feld ist, wird vom Gang zu dem Wasserfall abgeraten. Nun gut. Es ist windig. Aber jetzt nicht zu gehen... So schlimm fühlt es sich nicht an.

Noch genießen wir bei der Miniwanderung die Rundumsicht.
Die Kombination aus dieser einmaligen Felsformation und dem gletschergrünen Wasser ist etwas, was uns immer noch fasziniert. Wir haben ja doch schon einiges auf unseren Reisen durch Südamerika und den Rest der Welt gesehen. Und doch folgt ein Foto dem anderen.
Mitten im Wasser parkt eine Fähre. Die Überfahrten fallen heute Nachmittag auch hier aus.

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Als der letzte, schützende Hügel passiert ist, ist mir erst klar, was damit gemeint ist, den patagonischen Wind zu erleben.
Das Stück Weg zur Aussichtsplattform wird zur Herausforderung. Es ist nicht nur der Wind, der einen wegschieben will. Es ist auch die furchtbare Lautstärke am Sinnesorgan Ohr, die der vorbei pfeifende Wind produziert.

Am Wasserfall selbst erleben wir stärkste Windböen, die - wenn die Anzeige stimmen sollte - es auf 80km/h bringen.
Der Wasserfall ist zwar im wunderschönen Gletschergrün, aber der wird anfangs fast zur Nebensache.
Man braucht Halt. Nur wo? Das Lattengeländer sieht alles andere als Vertrauen erweckend aus. Aber wir nehmen, was uns gegeben wird.
Fotografieren ist schwierig. Ich klammere mich mit einer Hand an die wackelnde Latte und versuche mit der anderen Hand zu knipsen. Mit dem Handy funktioniert das noch irgendwie. Aber mit dem Fotoapparat 😐.
Aufrecht zu stehen geht überhaupt nicht!

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Der Mirador, einen Kilometer weiter, gehört vermutlich zu den Schönsten. Dennoch plädiere ich gegen den Gang dorthin. Ich kann mich nirgendwo festhalten und fühle mich total unsicher hier zu sein.

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Auf einer Anhöhe ist der Wind brutal. Er erwischt mich dann mit einer solchen Böe, dass ich ausnahmsweise gern noch schwerer wäre, um nicht weggefegt zu werden. Dabei sind solche Böen nicht eine kurze, heftige Erscheinung, sondern ein wehenartiger, über einige Minuten andauernder Starkwind.
Am Ende werde ich sagen: Der Wasserfall war schön anzusehen. Aber die Kraft der Natur war genau so ein Highlight.

Der Salto Grande aus der Ferne gesehen:

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Gefahrene Strecke: 183 km

Auch Tag 2 im Park überrascht mit perfekter Sonne.
Wir frühstücken für unsere Verhältnisse recht früh.
Der Plan ist, in den Norden des Parks bis zum Base Torre del Paine zu fahren.
Für uns gibt nur den einen Zugang zum Park, deshalb gibt es immer wieder den gleichen Ablauf.
Zuerst bleiben wir - wie schon gestern - am Ausblick Mirador Serrano River stehen und freuen uns über die klare Sicht und den Anblick des Massivs. Der ist einfach unglaublich. Hier kommen wir mit einer österreichischen Familie ins Gespräch, die alle großen Wanderungen gemacht hat. Sie erzählen uns, wie kräftezehrend so etwas ist. Und das obwohl sie Wandern in den Alpen gewohnt sind. Das ist für uns die endgültige Bestätigung, dass es unvernünftig wäre, eine Wanderung zu den Torres mit aller Kraft durchzuziehen. Dazu sind wir viel zu untrainiert.

Der Drei-Tages-Pass für den Parque Nacional berechtigt nicht zum Durchfahren am Eingang. Anders als in anderen Parks muss man vor jedem Zutritt das Auto abstellen und persönlich im Rangerhaus den Pass zeigen. Nur dann darf man passieren. Das gilt für alle. Auch für Reisebusse.

Den Lago Grey lassen wir links liegen und cruisen gen Norden.

# Mirador Puente Weber

Gibt es den Mirador? Meiner Meinung nach nicht.
Die Piste, die sich durch den Park schlängelt, bietet mehrere Möglichkeiten, um das Massiv zu bewundern und zu fotografieren. Die einen sind etwas frequentierter. Die anderen weniger. Aber niemals ist es so voll, dass man warten muss, um ein schönes Foto zu ergattern. Man kann eigentlich überall stehen bleiben und überall ein schönes Foto schießen.
Auf dem heutigen Weg zu den sich im Norden des Parks befindlichen drei Zinnen, den Torres del Paine, nehmen wir erst die kleine Stichstraße neben der Puente Weber. Wir stehen hier praktisch auf Höhe des Lago Pehoé. Während hier gestern noch eine Foto-Reisegruppe stand, haben wir heute diesen Platz für uns allein.

Puente Weber,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de

Guanacos, die Massiven und Großen aus der Familie der Lamas, sind hier im Park nichts Außergewöhnliches. Wir sehen sie überall. Nur dieser hier ist dann doch außergewöhnlich. Posierend steht er und bewegt sich nicht. Erst mache ich eine Aufnahme mit dem Smartphone. Aber dann gibt er mir sogar noch mehr Zeit, um das Objektiv am Fotoapparat zu wechseln und eine schöne Nahaufnahme von ihm zu machen 😉

Mirador Lago Nordensjöld,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de
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# Torres del Paine

Die vom Norden nach Süden ausgerichteten Torres del Paine (Türme) sind der Namensgeber des Nationalparks. Die Bildung der Türme geht auf Magma-Austritte vor etwa 12 Millionen Jahren zurück, die während der letzten Eiszeit (vor etwa 14.000 Jahren) mit Eis bedeckt, das Becken und die Türme des Bergmassivs formte.

Für die Anfahrt zum Torres del Paine Welcome Center benötigen wir mit diversen Fotostopps etwa zwei Stunden. Unterwegs schon gibt es den besten Blick aller Türme für diejenigen, wie uns, die nicht die über zwanzig Kilometer (roundtrip) lange Wanderung zum Mirador Base las Torres machen. Wir begnügen uns mit dem Blick von hier unten, dafür bekommen wir nicht den Blick auf die Lagune samt Zacken.

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Das Wetter ist klasse.
Vor dem sehr modernen Center mit tollen Informationen über den Park stehen Bänke, wo wir die Aussicht bei einem Snack und Bier genießen. Hier treffen wir auf andere Langzeitreisende aus Hamburg. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus und haben eine schöne Zeit.

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Wie immer auf solchen Fahrten sieht man auf dem Rückweg wieder Neues. Ein Massiv, das wir auf der Hinfahrt überhaupt nicht beachtet haben. Klar. Wir haben nur auf die Torres geschaut.
Am Fuße dieser riesigen Verwerfung befindet sich ein Hostel.

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Auf dem weiteren Rückweg schiebt sich ein Regengebiet über den Park.
Als wir unser Hoteldorf erreichen, nieselt es schon.

Gefahrene Strecke: 104 Kilometer

Morrena Lodge,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de

Der letzte Tag im Park beginnt dann wirklich stürmisch mit dem Regen, der schon für vorgestern vorhergesagt wurde.
Im Zimmer den Tag zu verbringen ist dennoch keine Option. Andererseits habe ich keine gesteigerte Lust auf diese Nässe und den Wind. Nun. Rainer zieht es dennoch raus. Er braucht sein Workout und so machen wir uns letztendlich auf zum Mirador Condor. Auch auf die Gefahr hin, dass wir vom Massiv nur wenig oder gar nichts sehen werden.

Unterwegs können wir nicht widerstehen und bleiben wieder an der Puente Weber stehen.
Das Massiv um den Cerro Paine Grande angezoomt wirkt extrem dramatisch, wenn ihn die pechschwarzen Wolken umhüllen.

Mirador Los Andes,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de
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# Mirador Condor

Der Zugang zum Mirador Condor befindet sich aus dem Süden kommend rechterhand vor der Brücke zur Hosteria Pehoé.
Die zugegeben fotogenen Baumreste sind Reste des Brandes aus dem Jahr 2011/2012 und bestimmen das Bild auf dem ersten Kilometer des Weges.

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Als wir ankommen, ist noch ein anderes Auto da.
Der Weg beginnt erst recht einfach, wird aber bald ziemlich steil aufsteigend.
Es nieselt und der Wind pfeift, was das Zeug hält. Der feine Regen trifft das Gesicht wie tausend Nadelstiche. Nach etwa einem Kilometer gebe ich auf. Meine Kondition reicht für den gesamten Weg nicht aus. Deshalb kehre ich zurück.

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Rainer schafft es tatsächlich bis ganz nach oben. Dabei ist nicht nur der Aufstieg allein herausfordernd sondern eine engere Passage ziemlich weit oben, bei der der Wind so manch einen flach legt und zur Umkehr zwingt. So die Vier aus dem anderen Auto, die anfangs viel schneller unterwegs waren, an der stürmischen Engstelle aber aufgeben mussten. Eine junge Frau wird sogar vom Wind umgeworfen.
Rainer kriegt es dennoch hin! Ohne hinzufallen. Und bringt diese schönen Aufnahmen zurück.

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Bevor wir zurück zu unserem Hotel fahren, wollen wir uns etwas Kleines im Restaurant der Hosteria Pehoé gönnen. Obwohl das Restaurant proppevoll ist, findet die nette Kellnerin noch einen kleinen Tisch am Fenster. Eine kleine Speise gibt es nicht. Die Suppe, die mich auf dem Menü anlacht, gibt es nur im Zusammenhang mit einem mehrgängigen Menü 😐
Dann entscheiden wir uns für einen Burger und lassen diesen teilen.

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Die restliche Rückfahrt findet im strömenden Regen statt.
Ich empfinde es aber nicht wirklich dramatisch. Schließlich haben wir alles, was wir sehen wollten, bei bestem Wetter besuchen können.

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Auf der Zugangsstraße zum Hoteldorf "Pueblo Serrano", wo sich alle Hotels hier am Südeingang befinden, nehmen wir noch zwei Wanderer mit, die keine andere Transportmöglichkeiten ins Dorf bekommen haben. Sie sind überglücklich, dass wir sie unaufgefordert mitnehmen. Wir wiederum freuen uns geholfen zu haben und setzen das junge Paar aus Canada am Río Serrano Hotel ab.
Das trifft sich sogar gut, denn hier im Hotel vereinbaren wir, dass wir heute Abend unseren Tank auffüllen dürfen. Offiziell läuft es als Notfall. Denn im weiten Umkreis des Parks gibt es keine öffentlichen Tankstellen. Mit 40.000 CP (2024 knapp 40€) für 10 Liter ist der Preis zwar gepfeffert. Aber es gibt keine andere Wahl. Nach drei Tagen und vielen gefahrenen Kilometern im Park, haben wir nicht mehr genügend Benzin, um bis Cerro Castillo zu kommen, wo es für uns die nächst gelegene Tanke gibt.

Drei Nächte im Park mit nur einem Schlechtwettertag empfinden wir als perfekt.
Die Zeit im Parque Nacional Torre del Paine war fantastisch.
Besser sogar als erwartet.

Schlechte Erfahrungen im Hotelrestaurant unseres Hauses, treibt uns am letzten Abend ins Nachbarhotel, das Río Serrano Hotel, wo es nicht nur qualitativ hochwertig zubereitete Speise gibt, sondern einem Personal, dem man auch gern Trinkgeld gibt.
Hier stoßen wir bei einem echt leckeren Dinner auf die gelungene Zeit an.

Gefahrene Strecke: 43 Kilometer

Río Serrano Hotel,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de

Unsere Unterkunft: Morrena Lodge

Die Hotelreservierung für die Zeit im Parque Nacional Torres del Paine war bei der Planung für die gesamte Südamerikareise am schwierigsten. Vier Monate vorher war nichts mehr zu haben. Ok. Wären wir bereit, etwa 2.000€ pro Nacht oder mehr zu zahlen, hätten wir sicher kein Problem. Aber so viel für eine Nacht zu blechen, erscheint mir absurd. Und so mussten wir nehmen, was überhaupt noch zu bekommen war. Es war das Dreibettzimmer in der Morrena Lodge. Das Hotel ist in einem sehr gepflegten Zustand. Kein Luxus. Kein Pool. Aber es ist sehr sauber und ansprechend.
Ungeschultes Personal im Restaurant dagegen, langes Warten auf die bestellten Speisen sind ätzend. Das Ganze bei furchtbar gepfefferten Preisen. Am zweiten Abend spitzt sich die Situation zu und wir bekommen die Hälfte der Rechnung erstattet.

Morrena Lodge,Torres del Paine,Chile,Patagonia,born4travel.de

Unser Zimmer, das Serrano Nr.5 befindet sich in der oberen Etage.
Es ist ein Eckzimmer mit viel Fensterfläche. Der perfekte Blick auf das Serrano Massiv bleibt uns leider wegen der um die Spitzen hängenden Wolken verwehrt.
Das Wifi ist super.
Das Frühstück ok.

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Es gibt in der oberen Etage einen sehr schönen, weitläufigen Aufenthaltsraum. Die bodentiefen, herrlich großen Fensterfronten geben einen wunderbaren Blick auf das Beste vom Torre del Paine frei.

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So geht es weiter

Es geht über die Grenze. Nach Argentinien. Nach El Calafate. Es ist die Heimat der leicht erreichbaren Gletscher.
Der Weg bis dahin ist über 350 Kilometer lang, obwohl die Luftlinie gerade einmal 90 Kilometer ist.