Woher wir kommen
Hyden verlassen wir bei Nieselregen und 29° C in der Frühe.
Über Nacht gab es einen Wetterwechsel. Der Wind ist stark und feucht warm. Verbunden mit diesem metallischen Geruch, einem Gemisch
aus feuchtem Heu und den Duft eines nahenden Gewitters. Letzteres erleben wir aber nicht.
Schnell geht's noch ins Dörfchen, um den Tank für die lange bevorstehende Reise zu füllen.
Und dann geht’s auf die langweilige, vierstündige Fahrt nach Esperance.

Die Unterkunft in Esperance ist eine Überraschung. Wer hat nur dieses große Haus gemietet 😎
Aber tatsächlich war mir aus der Beschreibung bei Expedia nicht klar, dass wir hier ein Einfamilienhaus anmieten.
Es sollte nur ein 2-Bedroom-Apartment sein. Bequem ist es. Mit viiiiiel Platz. Und wir mögen es vom ersten Moment.
Als Schlafzimmer bestimmen wir das Zimmer mit den zwei Betten.
Endlich für jeden eine Decke. Was für eine Wohltat!

Am späten Nachmittag geht es noch zu Woolworth ein paar Lebensmittel einkaufen. Es ist Samstag und extrem voll im Geschäft. Die Regale, insbesondere die in der Gemüseabteilung, sind fast leer. Morgen am Sonntag ist alles geschlossen. Ungewöhnlich für uns, die wir bisher immer auch sonntags einkaufen konnten.
Gefahrene Strecke: 385 km
Esperance
Der französische Seefahrer d'Entrecasteaux gab Esperance Bay 1792 den Namen, weil seine beiden Schiffe während
eines Sturms in der Nähe von Observatory Island in dieser Bucht Schutz fanden.
Die Besiedlung begann jedoch erst 1864, als die Brüder Edward, Andrew und James Dempster sich 1863 auf den Weg
von Buckland nach Esperance Bay machten und dort die Pastoralstation gegründet hatten.
Der Tross bestand aus Hirten, Arbeitern, 19 Pferden, 518 Schafen und 80 Rindern.
Mit der Entdeckung von Gold im Jahr 1893 erlebte Esperance einen kurzzeitigen Boom, als Glückssuchende
aus ganz Australien und der ganzen Welt den Ort überfluteten.
Im September 1895 wurde Esperance zur Gemeinde erklärt.
"Die riesige Region von Esperance erstreckt sich über 42.000 Quadratkilometer und erstreckt sich von Munglinup
bis zur Israelite Bay und nördlich bis zum Stire of Dundas. Mit knapp 15.000 Menschen hat das Gebiet
von Esperance eine der niedrigsten Bevölkerungsdichten, die man überhaupt finden kann.
Die lokalen Noongar waren die ersten bekannten Einwohner in der Region Esperance und bevölkerten das Gebiet vor etwa 20.000 Jahren.
Kepa Kurl ist der lokale Noongar-Name für Esperance, was ungefähr bedeutet: "Wo das Wasser wie ein Bumerang liegt".
Das sagt die offizielle Website.
Tatsächlich besitzt gefühlt jede Bucht eine Bumerang Form.
Die Stadt stellt sich uns als Urlauberdorf dar. Eine Übernachtung grenzt an die andere.
Der Stadtstrand ist eher schmal. Die benachbarten Strände, etwas westlich von Esperance haben dafür breite Strände.
Einladend und fotogen sind sie. Aber leider ist das Wasser schrecklich kalt.
Ein paar Impressionen aus dem Ort:



Ein paar beeindruckend und große Murals kann man hier auch entdecken:


# Great Ocean Drive
Den 38 Kilometer langen Great Ocean Drive zu fahren, ist ein Tipp, den wir beim Checkin bekommen.
Die Sonne hält sich zwar bedeckt in Esperance, aber wir fahren dennoch die empfohlene Runde, die westlich vom Stadtkern beginnt.
Zu erst geht's zum Pink Lake, auf dessen Anblick ich mich wirklich gefreut habe.
Vor Ort allerdings werden wir enttäuscht, denn der ist schon seit 50 Jahren !! nicht mehr pink.
Der Name ist ein Bluff. Der Pink Lake kann dem Namen nicht gerecht werden.
Auf einer großen Tafel steht dazu alles geschrieben, was man wissen muss:
Der rosa Farbton wurde durch mikroskopische Algen verursacht, die Beta-Carotin produzierten.
Mit der Verdunstung und dem Abbau des Salzes, das erst 2007 eingestellt wurde, nahm der Salzgehalt ab.
Die einzigartige Farbe verblasste.
Wissenschaftler arbeiten jedoch daran, um dies zu ändern. Würden sie es schaffen, wäre es eine Prämiere in Australien.

Der Great Ocean Drive, der auf der Nordseite Eleven Mile Beach Road heisst, wechselt anschließend
den Namen und heisst fortan Twilight Beach Road. Auf der reihen sich die schönen Strände wie Perlen auf einer Schnur.
Trotz des feinen Nieselregens und der tiefhängenden Wolken sind die keine Enttäuschung.
Die weißen Pulverstrände ergeben mit dem türkisfarbenen Meer (und den dunklen Wolken) einzigartige Kontraste.
Die Strände wurden einfach nach dem entsprechenden Milemarker benannt, an dem sie sich befinden.
Eleven Mile Beach


Ten Mile Lagoon

Am Ende der Runde sind wir durch den straffen Wind etwas durchgepustet und sehnen uns nach einem windgeschützten Ort, um eine Pause einzulegen. Im Café Taylor St Quarters finden wir, was wir suchen. Auf der Terrasse - es ist ja nicht kalt - haben wir Sicht auf den Yachthafen und bekommen alles, was ein hungriger Magen begehrt. Auch wenn die Zusammenstellung etwas sonderbar ist.

Unterwegs im Cape Le Grand National Park
Am zweiten Tag dann kommt sie doch noch raus. Die Sonne.
Es geht in den 60 km östlich von Esperance gelegenen Cape Le Grand National Park.
Uns erwartet eine sagenhafte Szenerie von hohen Granitbergen, paradiesischen weißen Ständen und
flachen Sandheiden mit Malleegestrüpp.
Die Lucky Bay ist unser erstes anvisiertes Ziel.
# Lucky Bay
Matthew Flinders hat an diesem Strand einen sicheren Ankerplatz gefunden.
Angeblich - und wissenschaftlich nachgewiesen - ist dieser Strand der weisseste Australiens.
Zurückzuführen ist es auf die Form der Körner, aus denen der Sand besteht.
Mikroskopisch betrachtet, ist die Oberfläche der Körner sehr scharfkantig. Dieser Zustand wird als "Frosting" bezeichnet
und lässt den Sand so weiss aussehen. Quarzsand ist sehr hart. Deshalb erzeugt es beim Laufen
dieses Quietschen. Ein weiterer Vorteil: Wir können getrost auch mit unserem Baby-SUV drauf fahren.
Als wir am Strand ankommen, ist es trüb. Die Farbe des Wassers ist dennoch extrem schön.
Was allerdings nicht Bilderbuch reif ist, sind Unmengen an Seegras-Haufen.
Die sind zwar trocken und nicht voller Fliegen, aber wegen der fehlenden perfekten Optik landet er in meiner Wertung
nicht auf Platz 1 von all den bisher besuchten Stränden. Der Strand selbst ist extrem gut besucht und für australische
Verhältnisse entsprechend voll.
Wir machen das Beste aus Allem. Rainer geht baden. Mir persönlich ist das Wasser generell zu ungemütlich kalt.
Als die Sonne rauskommt, bekommt der Strand das fotogene Gesicht, das in jedem Reisekatalog zu sehen ist.



Die Namen der weiteren Buchten und Landzungen lesen sich wie ein Geschichtsbuch.
# Rossiter Bay
Die Rossiter Bay wurde durch den Entdecker, Edward John Eyre, nach dem Kapitän eines Walfangschiffs Rossiter benannt,
das ihm im Juni 1841 zu Hilfe kam, als er nach einer katastrophalen Überquerung des Nullarbor mit einer geschwächten
Mannschaft nach einer Bucht suchte, die Kapitän Matthew Flinders zuvor als Süßwasserbucht registrierte.
Rossiter und seine Crew unterstützten Eyre und seine Aboriginesgefährtin Wylie, damit sie sich erholen und ihre Landreise
nach Albany fortsetzen konnten.
Die Rossiter Bay ist dann eine ganz andere Erfahrung von Bay.
Am ersten Zugang gibt es keinen Badestrand. Die Oberfläche ist zu 90% aus trockenem Seegras. Das Laufen ist wie Laufen auf Wolken.
Äääh - Nein. Auf Seegras. Einen Strand zum Baden gibt es am Parkplatz.



# Frenchman Peak
Es geht zurück auf die Lucky Bay Road. Die ist höher gelegen, so dass man von hier sehr gut in die Lucky Bay schauen kann.
Rechterhand steht der Granitberg namens Frenchman Peak.
Bis zum 262 Meter hohen Gipfel führt ein steiler drei Kilometer langer Wanderweg.
Vom Frenchman Peak kann man alle Strände mit einem Mal sehen.
Aber es gibt keinen Aufzug😉 Man müsste schon alpin klettern können.
Dort sind auch Höhlen und Tunnel gefunden worden. Es wird angenommen, dass sie durch Unterwasserströmungen
vor etwa 40 Millionen Jahren gebildet oder vergrößert wurden, als der Meeresspiegel so hoch war,
dass der Gipfel noch unter Wasser lag.
Den Namen bekam der Berg übrigens als eine Expedition 1870 auf der Suche nach fruchtbarem Land war.
Seine Form soll einem Mann mit einer französischen Mütze ähneln.
Der Aborigine-Name für den Gipfel ist Mandooboornup und es ist ein wichtiger Ort in der lokalen Aborigines-Kultur.
Es gibt also ein vielfaches mehr zu sehen, als wir überhaupt zeitlich in der Lage sind zu machen. Ein Tag im Park ist eindeutig zu wenig.

# Whistling Rock & Thistle Cove
Ganz anders sieht es wieder am Whistling Rock aus.
Hier trifft roter Granit auf tiefstes Türkis des Wasser mit blendend weißer Schaumkrone. Hier gibt es keinen Strand.
Wahrscheinlich kann man es lebensgefährlich bezeichnen, wenn man an diesem Ort ins Wasser geht. Jedenfalls beim momentanen Wellengang.
Das ist der Ort für Angler, die auf festem Boden stehen können.
Wir laufen ein wenig und sammeln Impressionen ein, sitzen auf dem warmen Stein
und nutzen die außergewöhnliche schöne Location zum Verweilen.




Das ist der Namensgeber. Die riesige, wie in die Erde eingebrachte steil nach oben stehende Platte.
Ein Pfeifen habe ich nicht gehört. Eher einen Sound.


Am Thistle Cove kann man dann wieder baden gehen. Eine wunderschöne Bucht. Eigentlich wie alle hier.
da mag ich kein Urteil oder Vergleich abgeben. Der Name ist wieder einmal geschichtsbezogen:
Als 1802 Kapitän Matthew Flinders (Link zur interessanten Biografie)
auf seiner Australienumrundung in dieser Bucht eine Süßwasserquelle entdeckte, benannte er sie nach seinem Schiffsmeister John Thistle.

Am Abreisetag - puh schon wieder mit Wecker aufstehen! - gibt es ein Sonne-Wolkenmix.
Trotz der bevorstehenden längeren Fahrt, statten wir einigen nahegelegenen Stränden den Besuch ab, die wir am Regentag weggelassen haben.
Der Wind ist fast schon sturmartig. Und der feine Sand in der Luft ist wie ein Scrub für mein Gesicht.
Im Rückblick stelle ich für mich fest, dass die vielen Strände immer schön aussehen.
Egal ob mit Sonne oder bei Regen. Das wahnsinnige Türkis des Wassers ist das, was mich so fasziniert.
Blick vom Rotary Lookout:

Und das ist der West Beach. Der zu Esperance am nahesten gelegene Strand.


Nur wenige Fahrminuten weiter westlich befindet sich der Twilight Beach.
Twilight weil die Landzunge auf beiden Seiten einen Strand hat. Einen dem Sonnenaufgang zugewandt
und auf der anderen Seite dem Sonnenuntergang.





Mit diesem Strand nehmen wir nun endgültig Abschied von Esperance.
Unsere Unterkunft: Esperance Island View Apartments
Die Unterkunft in der weitläufigen aber nicht eingegrenzten Anlage der Esperance Island View Apartments überrascht mit seiner Größe. Jedes Haus ist privat und deshalb unterschiedlich eingerichtet beziehungsweise ausgestattet.

Der Aufbau des Hauses ist etwas anders als gewohnt.
Während sich die Schlafbereiche im Untergeschoss befinden, ist die obere Etage ganz dem
Wohlfühlbereich gewidmet. Es gibt eine herrlich großzügig eingerichtete Wohnzimmerecke, ein Essbereich und
eine große Küche. Deren Einrichtung nicht mehr die aller modernste ist. Aber es ist sehr sauber und im Grunde genommen fehlt
uns nur eine Geschirrspülmaschine.
Wir fühlen uns sofort wohl!


Der Balkon:


In der unteren Etage befinden sich neben dem großzügigen Eingang, der Badbereich, eine Waschküche und die beiden Schlafzimmer:

Eine echt tolle Unterkunft, die wir wieder buchen würden, wenn wir in Esperance urlauben.
So geht es weiter
Wir verabschieden nun kurzfristig die Küste und beginnen das Adventure Nullabor.
Ich bin schon so gespannt, was uns erwarten wird.
Vier Tage haben wir für den 1.200 Kilometer langen
Eyre Highway, von Norseman bis Ceduna plus der Zufahrt eingeplant.