Von Esperance nach Norseman

Mit dem Wissen, dass lange Strecken zu überwinden für uns beide kein Problem darstellen, habe ich, der die Reise plant, freie Hand. So entstand die zugegeben ambitionierte Idee von Perth nach Melbourne mit dem Auto selbst zu fahren.
So begann die Tour auch mit viel fantastischen Küstenabschnitten und täglich interessanter Landschaft.
Ab Esperance hat dies nun ein Ende. Bis Ceduna, auf der Ostseite der Great Australian Bight, gilt es einen nichtssagenden Abschnitt ganz ohne Highlights zu überwinden.

Die Nullarbor Plain, also der baumlose Teil des abgelegenen Eyre Highways, den Mr. Eyre als erster Mensch überquert hat, wird im Netz als abenteuerlich und absolut einsam gehypt. Nach dem uns 2017 schon die Fahrt über die von der Zivilisation abgelegene Gibb River Road so gut gefallen hat, freuen wir uns auf dieses spannende Abenteuer.
Für alle Eventualitäten gut gerüstet (mit einigen Bechern Cupnoodels 😂 und genügend Wasser) verlassen wir Esperance Richtung Norseman, unserer ersten Station.

Der Highway Nr.1, der Coolgardie Esperance Highway, ist unsere Straße.
Nach dem wir Esperance gegen Elf verlassen, haben wir nach zwei Stunden Fahrt schon das absolute Nowhere erreicht.
Salmon Gums nennt sich dieses Gebiet. Hinter einer offiziellen Parktasche, die dennoch mit Abfallbehältern ausgestattet ist, entdecken wir eine eher inoffizielle Parktasche. Inmitten von Zitronen-Eukalypten entscheiden wir, unseren Campingutensilien auszupacken und zu picknicken. Eine tolle Location, die absolute Ruhe bietet. Vom Highway ist auch nichts zu hören, denn schließlich ist auf dieser Strecke absolut nix los.

Salmon Gums,Western Australia,born4travel.de
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Eine Stunde später erreichen wir dann Norseman.

Norseman

Norseman hat nicht nur eine strategisch ausgezeichnete Lage - es liegt auf der Nord-Süd-Achse zwischen Kalgoorlie und Esperance sowie der West-Ost-Achse zwischen Perth und Adelaide - Norseman gehört auch zu den reichsten Gemeinden.

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1894 nämlich, als ein Pferd namens Norseman nachts am Baum scharrend am nächsten Morgen aber zum Erstaunen seines Besitzers lahmte, nahm das Glück für den Ort seinen Lauf. Zwischen seinen Hufen stakte ein beachtlich großes Stück Gold. Ab dann lief es ab wie in jeder Goldgräberstadt dieser Welt. Nur dass man hier noch heute Gold findet und das Pferd - und nicht wie andernorts eine Person - der Namensgeber war.

Die Kamele aus Wellblech sind wohl die bekanntesten Bilder aus Norseman.
Sie sind eine Hommage an die frühen Kamelzüge, die Fracht in und aus der Stadt transportierten.
1840 wurde das erste Kamel von den Kanarischen Inseln nach Australien importiert. Dem folgten 1860 24 Kamele. Und bis 1907 sind schätzungsweise über 10.000 Tiere aus Übersee ins Land gebracht worden, die Waren über lange Strecken transportieren konnten.
Mitte der 1920er Jahre wurden die meisten frei gelassen. Nun gibt es große Herden, die jetzt über die trockenen Gebiete des australischen Festlands verstreut sind. Die haben wir schon auf unserer ersten Reise 2015 im Outback gesehen.

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In Norsemann ist Stress vermutlich ein Fremdwort. Aus meiner Sicht herrscht hier eher Langeweile.
Norseman ist ein übersichtlicher Ort. Es soll hier Einwohner geben. Aber außer die drei Angestellten im Motel und die Kassiererin im IGA ist der Ort menschenleer.
Das Café ist schon am Nachmittag geschlossen.

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Man wundert sich schon, warum die Straßen so breit sind. Für Wen? Hier ist doch keiner unterwegs?
Die Antwort ist recht einfach. Die breitangelegten Straßen stammen aus der Zeit, als Kamele noch das Transportmittel waren. Um den Kamelzügen beim Tragen der Ware auf ihren Höckern genug Platz zu bieten, damit sie auf der Straße abbiegen beziehungsweisen wenden können.

Eigentlich sind wir schon auf dem Weg zurück zum Hotel, da entdecke ich an der Kreuzung einen Wegweiser zu einem Aussichtspunkt, dem Beacon Lookout. Wir haben ja Zeit und lassen uns nicht die Möglichkeit nehmen, uns einen Überblick zu verschaffen. Bis dahin sind es nur knapp drei Kilometer.

Der Ausblick auf's eher flache Land ist großartig.
In einem Shelter sind eine Reihe gut gemachter Info-Tafeln aufgestellt, auf der man die ganze Historie der Stadt nachlesen kann.
Es gibt auch einen kurzen Track, dem knapp 900 Meter langen Beacon Hill Walk Trail mit mehreren Bänken. Hier sieht man auch den "Dindas Blackbutt". Ein Eukalyptusbaum den es nur in der Gegend um Norseman gibt. Das Besondere ist sein rotes Holz. Einst wurden sie als Brennholz beziehungsweise als Stützpfeiler in den Minen eingesetzt.
Für uns sehen alle Eukalypten gleich aus. Jedenfalls auf den ersten Blick. Hier liegen ein paar gerodete Exemplare. Tatsächlich ist das Holz auffallend rot.

Beacon Lookout Norseman,Western Australia,born4travel.de
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Wir übernachten im Great Western Motel Norseman, einem einfachen aber sehr sauberen Motel.
Unser Zimmer Nr.32 ist wirklich groß und bietet zur unserer Überraschung neben einem Kühlschrank allerhand Geschirr sowie Besteck wie auch eine Mikrowelle zur Selbstversorgung.
Auf dem kombinierten Motel/Camper-Areal ist eh nicht viel los.
Es gibt einen herrlichen Pool, wo wir etwas abhängen.
Erst gegen 6pm kommen alle aus ihren Unterkünften und das Restaurant wird in wenigen Minuten rappel voll. Wir trinken hier nur ein Bier.
Kurz nach Acht kehrt Stille ein in Norseman.

Great Western Motel Norseman,Western Australia,born4travel.de
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Gefahrene Strecke: 233 km


Der Eyre Highway, Eucla & Nullarbor

Zur Einleitung ein paar wissenswerte Fakten zum Eyre Highway, Eucla & Nullarbor:

1841 passierte Edward John Eyre, begleitet von einem Aborigine namens Wylie, seinem Aufseher John Baxter und zwei weiteren Aborigines, auf seiner Reise über die Nullarbor Plain das Gebiet. Eyre ging damit in die Geschichte ein, der als erster Mensch das Gebiet überquerte. Sie fanden in Eucla Wasser und blieben bis zum 18. März 1841 in dieser Gegend.

Im Jahr 1866 nahm der Landvermesser E. Alfred Delisser, der an der Nullarbor Plain arbeitete, den Mangel an Bäumen in diesem Areal zur Kenntnis. Es wird deshalb angenommen, dass damals der Name Null arbor -was lateinisch für "keine Bäume" steht- so zu Stande gekommen ist.

Auf Eyre folgte John Forrest, der zwischen dem 30. März und dem 27. August 1870 die Reise von Perth nach Adelaide unternahm, um wertvolles Land im Süden Australiens zu finden. Als Nutzland war es unwichtig, denn es gab durchschnittlich nur 254 mm Niederschlag pro Jahr.

Im Jahr 1873 wurde Land an der Moopina Station in der Nähe der heutigen Stadt benutzt, um Arbeiten an einer Telegraphenlinie von Albany nach Adelaide zu beginnen. Nebenbei wurde 1877 in Eucla eine manuelle Repeater-Station erbaut. Eucla wurde eine der wichtigsten Telegraphenstationen der Linie, die den Überlandtelegraph von Darwin nach Perth mit London und Europa verbindet.

Eucla wurde 1885 zur Gemeinde proklamiert und war Ende der 1920er Jahre am bevölkerungsreichsten.

In den 1890er Jahren wurde die Stadt von Kaninchen Plage überrannt, welche die komplette Vegetation vernichtet hat.Die Folge davon war, dass die Sand Dünen den Ort vereinnahmt haben. Es gibt immer noch viele Gebäude, die von den Sanddünen verschüttet sind. Im Jahr 1898 betrug die Bevölkerung der Stadt 96 (82 Männer und 14 Frauen).

Nach 1929, als eine neue Telegraphenlinie weiter nördlich neben der Trans-Australian Railway gebaut wurde, verlor Eucla an Bedeutung.

Vor 1956 war das Gelände die Heimat der Nullarbor Station und bedeckte 1,25 Millionen Hektar. Das 2.7-fache der Fläche von Singapore. Es gab Koppeln mit Schafen, Pferden und Rindern, zusammen mit einigen wilden Wombats und Dingos.

Der 1.256 Kilometer lange Eyre Highway wurde zwischen Juli 1941 und Juni 1942 gebaut. Er war allerdings unbefestigt und in einem schlechten Zustand. Erst 1960 begann man mit der Asphaltierung in Norseman. Der westaustralische Teil wurde 1969 fertiggestellt. Der südaustralische Abschnitt dagegen erst 1976.

Witzig ist die Idee, den Nullarbor touristisch schmackhaft zu machen. Nicht nur für Abenteurer oder Menschen, die mit der Überquerung des Eyre Highways eine sportliche Herausforderung zu Fuß oder mit einem Rad suchen - nein - auch dem Golfer sollte etwas besonderes geboten werden. Es wurde der "Längste Golfplatz der Welt" geschaffen. Der erstreckt sich nämlich über 1.365 Kilometer mit einem Loch in jeder teilnehmenden Stadt oder jedem Roadhouse entlang des Eyre Highway, von Kalgoorlie in Westaustralien bis Ceduna in Südaustralien. Diese Ideen bieten dringend benötigte Aktivitäten, um den Verkehr zu verlangsamen und bitten den Besucher indirekt doch etwas länger zu bleiben, um diese einzigartige Region zu entdecken.

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# Tag 1: Norseman nach Mundrabilla

Frohen Mutes und gespannt, was uns nun erwartet, geht es am nächsten Morgen straff gen Osten.
639 Kilometer Highway stehen heute auf dem Plan. Unsere vermeintlich längste Strecke.
Wer wie wir an Einsamkeit denkt, der irrt.
So viel Verkehr haben wir in den letzten Wochen zusammen nicht erlebt. Camper, Roadtrains, Radfahrer sogar Fußgänger sind unterwegs. Sollte man hier 'ne Panne haben - keine Sorge - spätestens nach drei Minuten kommt jemand vorbei und wird sicherlich helfen.

Die Straße wird zu den besten auf unserer Reise in Australien gehören. Eben und recht glatt ist sie.
Aber sie ist langweilig. Eigentlich wollten wir abwechselnd fahren. Dazu kommt es nicht. Rainer genießt es zu fahren. Ansonsten üben wir uns im Fotografieren zum Teil sehr lustiger Outback Road Signs – Straßenschilder in riesiger Größe. Einige versprechen sogar Tiersichtungen 😆

Norseman to Mundrabilla, nullarbor,Western Australia,born4travel.de
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Interessant ist die Bedeutung dieser Zebrastreifen.
Diese sind natürlich nicht zum Schutz von Fußgängern. Es handelt sich um wiederkehrende Markierungen auf dem Eyre Highway, wo im Notfall Flugzeuge landen können.

Norseman to Mundrabilla, nullarbor,Western Australia,born4travel.de
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Das erste "Highlight" finden wir auf dem Abschnitt zwischen Balladonia und Caiguna. Diese kommenden 146 Kilometer gelten als der längste gerade Straßenabschnitt Australiens. Ganz ohne eine einzige Kurve. Ein Abschnitt der ausgeschildert und allgemein als "90 Mile Straight" bekannt ist.
Eine skurrile Erfahrung, während der anderthalbstündigen Fahrt nicht einmal in eine Kurve lenken zu müssen.

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Da hatte wohl jemand ein Herz für Fußgänger und Radfahrer 👍🏼

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Es ist 14.20 Uhr als wir nach 370 Kilometern gleich hinter Caiguna, die Zeitzone überschreiten.
45 Minuten werden uns gestohlen. Eine komische Zeitverschiebung.
Warum immer volle Stunden hinzurechnen, wenn es auch kompliziert geht?

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Am Cocklebeddi Roadhouse machen wir eine erste Pause.
Etwas Bewegung ist nötig. Und ein Cappuccino auch.
Hier treffen wir auf einen Fahrradfahrer, der es sichtbar geniest, von allen bewundert zu werden. Ich meine, diese Leistung ist wirklich bewundernswert. Die Strecke ist es nicht, das die schwierig zu fahren ist. Es ist die dauernde Sonneneinstrahlung die sehr unangenehm ist. Auch wenn die Wolken suggerieren, dass das Wetter nicht gut ist. Mittags sind hier etwa 30°C.

Norseman to Mundrabilla, nullarbor,Western Australia,born4travel.de

Und dann folgt die erste Herausforderung: Eine Kurve!

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... und dann das erlösende Schild. Wir sind am ersten Etappenziel angelangt!

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Das Mundrabilla Roadhouse ist ein typischer Rastplatz, wie man ihn oft im australischen Outback findet.
Eine Tankstelle, ein kleiner Shop, ein Restaurant inklusive Bar mit Übernachtungsmöglichkeit im Motel und einem Stellplatz für Camper. Das alles wird von einer Rezeption bedient. Hier arbeitet eine sehr engagierte junge Frau, die sich total freundlich um die Gäste kümmert. Wie sich später herausstellt, stammt sie aus Schottland und arbeitet hier nur vorübergehend mit einem Jahresvisum.

Mundrabilla Roadhouse, nullarbor,Western Australia,born4travel.de

In Mundrabilla’s Roadhouse übernachten wir in der ersten Nacht.
Für 150 AUD gibt es zwei Betten mit sauberer Bettwäsche und ebensolchen Handtüchern. Die Matratzen haben längst ihre Lebensdauer überschritten. Das Mobiliar auch 🙊.

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Zum Abendessen gibt es Cupnoodels.
Und zum Nachspülen ein Bier in der gutsortierten Bar:

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Übrigens ist das Telefonieren innerhalb Australiens in diesen nostalgischen Telefonzellen kostenlos.

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Gefahrene Strecke: 639 Kilometer


# Tag 2: Mundrabilla bis Nullarbor Roadhouse

Die Strecke am Tag zwei ist vergleichsweise kurz.
Bis zum Nullarbor Roadhouse, unserer nächsten Bleibe sind es nur 300 Kilometer.
Genügend Raum um noch verschiedene interessante Stationen zwischendurch zu besuchen.

Etwa 70 Kilometer später erreichen wir den gut ausgeschilderten Parkplatz zu den schönen, bergigen weißen Sanddünen. Die Attraktion ist die Ruine Old Telegraph Station, die von den Dünen in den vergangenen Jahren vereinnahmt wurde.

# Ruine Old Telegraph Station

Die Geschichte zur Telegrafenstation ist auch wiederum ganz interessant.
Gleich mehrere Gründe gibt es für die bewusste Wahl der Telegrafenstation nahe Eucla:
Die Station war als Umrechnungspunkt wichtig, weil Südaustralien und Victoria amerikanischen Morsecode (lokal als viktorianisches Alphabet bekannt) verwendeten, während Westaustralien den internationalen Morsecode verwendete, der heute noch bekannt ist. Das bedeutete, dass jede Nachricht übersetzt und über die Grenze getragen werden musste. Mit der Errichtung der Telegraphenstation im Jahr 1877, dauerte die Übertragung von Nachrichten nur wenige Sekunden.
Dies war eine Zeit, in der es angeblich die geschäftigste Telegraphenstation Australiens war.
Der Grund für die Ortswahl war, dass hier der einzige Strandzugang der mittigen Great Australian Bight war. So konnten auf dem Seeweg gebrachte Vorräte entladen werden.
In den 1890er Jahren wurde das Gebiet von einer Kaninchenpest heimgesucht und fraß einen Großteil der Dünenvegetation der Delisser Sandhills, wodurch das Dünensystem destabilisiert wurde und große Sanddriften in die Stadt eindrangen. Die ursprüngliche Stadt wurde aufgegeben, und eine neue Stadt wurde etwa 4 Kilometer nördlich und höher auf der Böschung errichtet.
Die verbleibenden alten Steinmauern, die aus den Wanderdünen ragen, markieren die ursprüngliche Telegraphenstation. Das ist das, was wir heute noch sehen können.

Der Weg bis zur Ruine ist nicht lang. Aber durch die konsequente Aufdringlichkeit einiger Fliegen -ja jeder hat irgendwie seine- ist es eine Tortour! Die Ruine ist nichts sagend, wenn man die Geschichte dazu nicht kennt. Rainer macht sich auf in einen ehemaligen Raum, der im Inneren so viel Sand hat, das er etwa drei oder vier Meter höher steht als ich, die in einem Gang steht.

Ruine Old Telegraph station, nullarbor,Western Australia,born4travel.de
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Eigentlich wollen wir bis zum Strand gehen. Aber es ist nicht nur tierisch anstrengend im tiefen Sand zu laufen - die Fliegen sind eine Qual. Sie haben keinen Respekt vor Ohr- oder Nasenlöchern. Auch vor Augen nicht! Die vielen Fliegen sind der Horror. Keine Lösung aber ein Versuch einer Gegenmaßnahme ist da mein lochgestrickter Pullover:

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Eucla ist der östlichste Ort Westaustraliens auf dem Eyre Highway. Bei der australischen Volkszählung 2016 hatte Eucla eine Bevölkerung von 53. Das Eucla Roadhouse ist das Wenige, was vom einstigen geschäftstüchtigen Eucla geblieben ist.
Etwa 712 Kilometer östlich von Norseman und 495 Kilometer westlich von Ceduna gelegen, "feiert" es sich selbst als die etwaige Mitte der Nullarbor-Strecke. Das Roadhouse ist sehr modern. Hier gibt es wirklich leckeren Cappuccino und etwas Süßes für zwischendurch.

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# Great Australian Bight

Der nördliche Teil der Great Australian Bight grenzt an die trockene Nullarbor-Ebene und wird von einer gleichmäßigen und durchgehenden (Ausnahme bei Eucla) Klippenlinie begrenzt, die 60 bis 120 Meter hoch ist. Offiziell erstreckt sich die Bucht von Cape Carnot auf der Eyre-Halbinsel bis zum Cape Pasley in der Nähe von Esperance.

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Die etwa 45.822 Quadratkilometer große Bucht wird im Allgemeinen als Teil des Indischen Ozeans angesehen, aber auch Südlicher Ozean genannt.
Hier gibt es Meerestiefen von 15 Metern bis 6.000 Metern.
Das gesamte Areal gehört zum Great Australian Bight Marine Park, das einen gleichwertigen Schutz wie landgestützte Nationalparks in Australien genießen. Dieses besondere Küstengebiet in Australien ist eine völlig einzigartige Umgebung. Heim einer Vielzahl von Meerestierarten und auch gefährdeten Säugetieren. Es ist aber such ein wichtiger Teil der kommerziellen Fischereiindustrie des Landes mit einigen der hochwertigsten Meeresfrüchten des Landes.

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Die einzelnen Zugänge sind - wie in ganz Australien - sehr gut ausgeschildert. Wir nehmen uns die Zeit, um alles mitzunehmen, was auf dieser Strecke zu besichtigen ist. Denn sehr wahrscheinlich werden wir diese Tour nie wiederholen. Ausserdem brauchen wir nach dem langen Fahrtag von gestern auch Bewegung. Mir reicht dann auch der kleine Spaziergang zwischendurch. Rainer macht hier den Albatross, von denen es hier welche geben soll aber keiner lässt sich blicken.

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Der Abstieg bis unten ist auf die Schnelle nicht machbar.
Die schiere Größe wird nur im Größenvergleich Land-Mensch sichtbar.

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Ein Schild das definitiv ins digitale Album muss.

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Und das natürlich auch.
Der Beginn der baumlosen Nullarbor Plain, der sehr wohl mit Blaubusch und Mulga-Gestrüpp und nach Regen sogar Wildblumen bedeckt ist.

nullarbor Roadhouse, nullarbor,Western Australia,born4travel.de

Kurz vor halb sechs erreichen wir das nullarbor Roadhouse. Die Übernachtung für die kommende Nacht. Gebucht habe ich es bei booking.
Der Platz davor ist riesig und die Geschäftigkeit auch. Schwer beladenen und riesige Trucker tanken und pausieren hier.

Etwas verwundert sind wir beim Blick auf die Uhr beim Einchecken.
Denn kurz vor Eucla gab es eine Zeitverschiebung von 45 Minuten. Diese wurde auch auf einem Schild ausgewiesen. Weitere 45 Minuten verlieren wir beim Überschreiten der Grenze von Western Australia nach South Australia. Streng nach Adam Ries genommen, macht das 1.5 Stunden.
So weit so logisch. Aber als wir im nullarbor Roadhouse ankommen, beträgt die Zeitdifferenz 2.5 Stunden 😳 Ein Mysterium einer besonderen Art.
Wir fragen nach dem Grund und ziehen eine eventuelle Sommerzeit in Betracht. Aber wir bekommen nur ein Achselzucken zur Antwort. Daylight saving time? Davon hat hier noch niemand gehört.

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Das Einzige, das schockt, ist der Zettel am Eingang, auf dem hingewiesen wird, dass man heute geschlüpfte Schlangen am Roadhouse entdeckt hat und man aufpassen soll auf keine zu treten. Rainer meint zwar das würde hier doch immer hängen. Aber das beruhigt mich absolut nicht 😱
Nun gut. Auch das überlebe ich.

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Das Zimmer 18 ist unseres für die kommende Nacht.
Ein sehr nettes und sauberes Zimmer.
Wir sind nicht die Einzigen hier. Ich würde mal behaupten, das Roadhouse ist zu über 80% ausgebucht.

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In der Bar haben wir uns mehr Leben versprochen.
Hier ist absolut gar nix los. Wir sind und bleiben die einzigen Gäste.
Um 21 Uhr wird dicht gemacht. So ist das eben im "Früh-ins-Bett-Geher-Land".

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Das abendliche Ambiente mitten im Nowhere ist schon anders und das Licht besonders.
Diesen kitschig bonbonfarbenen Himmel gibt es nur in Australien. Egal wo.

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# Tag 3: Das Ende des Nullabors

Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem fotogenen Sonnenaufgang bevor der Tag zum stärksten Gewitter- und Starkregentag wird, an den ich mich in meinem Leben erinnern kann.
Wir erleben den letzten Teil auf dem Eyre Highway eher im Überflug und zugegeben ist mir bei dem Gewitter mit Dauereinschlägen nicht wirklich wohl. Das Nullarbor Plain erweist sich als dichte Fläche. Die Unmengen plötzlichen Wassermengen können nicht aufgefangen werden.

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# Windmills in Penong

Und ob man es glaubt oder nicht. Als wir Penong, einem gottverlassenen Ort vor Ceduna erreichen, macht dieses bedrohliche Naturspektakel eine knappe halbe Stunde Pause.
Zeit genug um die bedeutendste Windmühlen-Ausstellung Australiens zu besichtigen. Hier steht sie: die 35“ große und damit Australiens größte Windmühle, die vermutlich bis 1940 noch im Einsatz war. Mehrere Millionen Liter Wasser hat sie aus 152 Metern Tiefe pro Tag gefördert.
Wir schaffen es gerade so noch trockenen Fußes das Auto zu erreichen, bevor Petrus es wieder krachen lässt.

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# Ceduna

Hier endet unser Abenteuer Nullarbor - das ehrlich gesagt keins war.
Bei der Reisevorbereitung las ich immer wieder von "geschafftem Abenteuer". Das gibt absolut nicht das wieder, was wir erlebt haben. Nämlich eine 1.256 Kilometer lange Fahrt, auf einer der am besten asphaltierten StraßeN, die wir auf der gesamten zweimonatigen Reise entlang der Südküste Australiens erlebt haben. Niemals hatten wir Bedenken allein in der Pampa liegen zu bleiben. Bei dem Verkehrsaufkommen bekommt man spätestens nach ein paar Minuten Hilfe. Es ist alles sehr gut ausgeschildert. Und zu keiner Zeit waren wir in Gefahr, eventuell nicht genügend Benzin im Kanister zu haben. Es gibt 'ne Menge Roadhouses, die alle neben Restaurants auch einen gut sortierten Lebensmittelladen betreiben.

Am Ortseingang zu Ceduna gibt es eine Lebensmittelkontrolle. Schließlich haben wir ja die Bundesstaaten gewechselt. Aber wir sind ja keine Camper und Lebensmittelvorräte sind bei uns nicht zu finden.

Bei Ceduna, der ersten Ortschaft nach der Fahrt über Nullarbor spricht man von Zivilisation.
Hm. Wahrscheinlich muss ich mich da noch mit der Definition dieser Bezeichnung auseinandersetzen.
Es gibt eine Menge Häuser. Aber von Menschen wieder einmal keine Spur.

Das gebuchte Hotel, das Ceduna Foreshore Hotel Motel erreichen wir schon kurz vor Zwei. Wir bekommen ein Zimmer im Motelstil.
Die Einrichtung stammt noch aus Petticoats Zeiten. Aber es ist super sauber und das Beste: Man kann einen Meter vor der Eingangstür parken und das Gepäck auf dem kürzesten Weg ins Zimmer hieven. Auch hier finden wir alles für die einfache Selbstversorgung vor. Aber wir sind schon mit dem Kaffee zufrieden. Und Rainer über die Keksauswahl 😆

Den Rest des Tages ruhen wir uns vom Nichtstun aus.
Draußen schüttet es immer noch.

Ceduna Foreshore Motel,South  Australia,born4travel.de

Die Wahl des Restaurants für das Abendbrot wird uns dann auch ganz fix durch das Nichtvorhandensein der Konkurrenz abgenommen. Letztendlich gibt nur eins. Und das ist in unserem Hotel. Riesig ist es und gleicht einer Mitropa-Hölle. Hier scheinen auch alle Reisegruppen dieses Ortes zu speisen. Es ist tierisch laut. Wir können nicht glauben, dass es im ersten Ort, das sich zivilisiert nennt, keine weitere Bar oder Restaurant geben soll. Also drehen wir eine Runde und fahren die bei Google angezeigten Restaurants an. Aber es gibt tatsächlich nur so etwas wie eine echt runtergekommene Kneipe und einen Wagon, der etwas anbietet, das uns zwar satt machen würde. Aber mehr nicht. Also kehren wir zurück in das Hotelrestaurant. Die Reisegruppen scheinen abgefrühstückt zu sein und die Gäste kann man an einer Hand abzählen. Die Essensauswahl ist begrenzt.
Wir futtern Frittiertes mit Frittiertem.

Ceduna Foreshore Motel,South  Australia,born4travel.de

Das Unwetter hält bis in die tiefe Nacht an.
Am nächsten Morgen erscheint die Sonne und nur noch ein paar Pfützen erinnern an den Regen.
Vor unserem Auto stolziert diese schöne Spitzschopftaube an mir vorbei. Na so gut frisiert komme ich heute nicht rüber. Dennoch fühle ich mich gut, denn ich habe hervorragend geschlafen.

Spitzschopftaube in Ceduna,South  Australia,born4travel.de

Bevor wir weiter fahren, schauen wir uns auf der gepflegten Promenade um, machen ein paar Erinnerungsaufnahmen und fahren weiter.

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So geht es weiter

Wir peilen Adelaide an.
Vorher aber geht es durch Teile Australiens, die vermutlich auf kaum einer Wunschliste stehen.
Hier sehen wir die Kornkammer auf der anderen Seite des Nullarbor Plain. Denn auch das ist Australien.