Von Ceduna nach Port Augusta

Die nächste Station unserer Reise ist Port Augusta. Bis dahin sind 470 Kilometer zu fahren.
Der Weg ist einer der in keinem Reiseführer erwähnt wird. Es ist eine Fahrt durch das Farmland Australiens.
Nicht uninteressant.
Doch die Highlights muss man sich selbst suchen oder auch schaffen.
Das dürfte aber für uns - Reisende mit viel Zeit - kein Problem darstellen.

Erst sehen wir einen Trucker, der einen lustig bemalten Wagon geladen hat.
Was es damit auf sich hat, ist allerdings fraglich. Denn es gibt hier niemanden, den wir fragen könnten. Schade eigentlich. Denn auf der weiteren Strecke tangieren wir noch weitere Transporter, die solche Wagen transportieren.

Southern Australia,born4travel.de

Das Wetter ist fantastisch. Die Temperaturen wie in einem sehr warmen Frühling.
Da tangieren wir den Ort Poochera, ein weiterer menschenloser Ort. Aus dem Augenwinkel sehe ich im Vorbeifliegen eine aus alten Zeiten verlassene Tankstelle. Eine - mit einem Flair aus der Jugendzeit meiner Eltern.
Die schreit einfach danach fotografiert zu werden. Wir drehen um und schauen uns das Objekt näher an.

Hier entdecken wir Zettel und Zeitungsartikel an der Glastür, auf den geschrieben steht, dass die Tanke vor fünf Jahren aufgegeben wurde und seit Mai 2019 zum Verkauf steht.
Nee kaufen wollen und werden wir nix. Aber weg wollen wir auch noch nicht. So ein unwirklicher Ort, so mitten im Nowhere hat enorme Anziehungskraft. Deshalb bleiben wir noch etwas. Da sind wir uns beide einig. Fix sind unsere Campingstühle aus dem Kofferraum geholt und der Gaskocher aufgestellt. Neben der Tanksäule 😱 - Auch mal 'ne Erfahrung.
Während Rainer Wasser für Tee und Kaffee ansetzt, kommt tatsächlich jemand vorbei und fragt, ob wir Hilfe in Form von Benzin brauchen. Ist das nicht aufmerksam?

Poochera, Southern Australia,born4travel.de
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Entspannt und den vorbeifahrenden Verkehr beobachtend - der sich in Grenzen hält - essen wir unserer Stullchen und "Kieken ob keener kiekt", wie der Berliner zu sagen pflegt.

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# Minnipa & Wudinna

Minnipa und Wudinna - zwei Orte in denen sich das Bild der Einsamkeit wiederholt.
Zuerst verlassen wir den Eyres Highway und cruisen durch Minnipa.

Im Netz finde ich ein paar Infos zu Minnipa:
Besiedelt erstmals 1878.
Seit 1913 ist der Ort Minnipa an die dringend benötigte Eisenbahnlinie angeschlossen, denn es regnete so wenig, dass man Wasser für die Rinder sogar per Bahn herbringen musste. Was für Umstände!
1914 richtete die South Australian Railways einen Wassertank auf dem Minnipa Hill ein.
1925 wurde endlich eine Wasserleitung aus dem Todd River errichtet.
Heute gehören beide Orte zum ertragreichen Wheatbelt von South Australia

Durch den kleinen Ort, der aus wirklich wenigen, kurzen Querstraßen besteht, zu fahren, ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Wie Blättern in einem alten Buch oder im Fotoalbum unserer Vorgängergeneration. Einige Häuser stehen zum Verkauf. Es gibt ein Hotel und eine Fleischei. Doch vermutlich sind diese nur von irgendwelchen Hollywood-Filmdrehern hier vergessen worden. Anders können wir uns das Ganze nicht erklären.
Eine Geisterstadt. Aber picobello sauber. Kein Fitzelchen liegt am Straßenrand. Gar nix. Also muss es ja jemanden hier geben.
Sind wir jetzt bei „Versteckte Kamera“?

Minnipa,Southern Australia,born4travel.de
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Wudinna liegt 38 Kilometer von Minnipa entfernt.
Hier steht eine riesige moderne Statue, die unserem Verständnis nach so gar nicht hierher passt. Letzteres ist natürlich unser rein subjektives Empfinden. Also machen wir eine Pause und lesen alle Infotafeln, die hier rumstehen und erfahren, dass dies eine Hommage an die Farmer Australiens ist.

Und ganz nebenbei lernen wir, dass es hier in der Gegend sogar Attraktionen gibt. Also her damit. Die Tourismusabteilung des Ortes hat nämlich ganze Arbeit geleistet. Es gibt im Schaufenster des nebenstehenden Infocenters eine Leinwand mit so grandiosen Aufnahmen der Gegend, dass man glauben möchte, hier befänden sich Must-Do's Australiens 😉

Wudinna Australian Farmer Sculpture,Minnipa,Southern Australia,born4travel.de

Port Augusta kann warten. Und so lassen wir uns auf einen Abstecher von der einsamen Hauptstrasse ein.
Es geht nämlich zu einem Granitfelsen, dem Polda Rock, von dem man einen 360° Rundblick hat.

Der Zugang zum Monolith befindet sich im Polda Rock Recreation Reserve.
Wie gewohnt ist das gesamte Areal super gepflegt. Natürlich gibt es hier nicht nur Bänke zum Verweilen sondern auch BBQ-Plätze die blitzeblank sind. Nun. Gepicknickt haben wir schon. Uns drängt es vielmehr nach einem Aufstieg auf den Berg.
Das Laufen tut uns gut.
Steht man am Fuße des Felsens, denkt man an eine kleine Erhebung.
Das Ding entpuppt sich allerdings als ziemlich hoch. Als Monolith ein wenig wie ein Zwilling des Uluru. Nur eben in unbekannt.
Der Berg ist mit einer menschengemachten niedrigen Mauer eingegrenzt. Nicht ganz grundlos. Das Prinzip gleicht dem, was wir das schon am Wave Rock in Hyden gesehen haben. Zu Gründerzeiten hat man so in dem rechterhand befindlichen Sammelbecken das Regenwasser, das von der Kuppel ablief, aufgefangen und als Wasserversorgung für die Gemeinde Wudinna genutzt. Dieses Prinzip wurde mit Einrichtung moderner Wasserleitungen eingestellt.
2002 besann man sich wieder dieser einfachen Methode, sammelt wieder das Wasser, das nun für die Bewässerung der Parks und Sportanlagen der Gemeinde Wudinna genutzt wird.

Polda Rock near Wudinna,Southern Australia,born4travel.de
Polda Rock near Wudinna,Southern Australia,born4travel.de
Polda Rock near Wudinna,Southern Australia,born4travel.de
Polda Rock near Wudinna,Southern Australia,born4travel.de

Die weitere empfohlene Runde bietet nicht mehr viel, das uns interessieren könnte.
Den Zugang zum nächsten Berg, dem Little Wudinna finden wir nicht. Kreisen deshalb mehreren Runden um das Ziel, stehen aber immer vor geschlossenen Toren. Dann geben wir eben auf. Es gibt ein Foto und dann geht es wieder auf die Hauptstraße zurück.

Polda Rock near Wudinna,Southern Australia,born4travel.de

Die weitere Fahrt auf der nicht enden wollenden Strecke ist öde.
Es ist kurz vor Vier am Nachmittag und bis Port Augusta sind es immer noch etwa 160 Kilometer. Irgendwie bringen auch unsere Nussriegel keinen Energieschub. Wir gähnen um die Wette.

Ach ja. Dann durchfahren wir den Ort Kimba (wie immer ist kein Anwohner zu sehen) dafür aber vier Polizisten. Die halten jeden an und führen Alkoholkontrollen durch. Ich betone nochmals: Hier wird jeder angehalten.
Rainer, der seit knapp 50 Jahren eine Fahrerlaubnis besitzt, ist begeistert. Denn noch nie ist er in eine solche Kontrolle gekommen. Der Polizist ist sehr mitteilungsbedürftig und erzählt uns unter anderem, dass er schon mal in München war.
„And guess what? They drink beer at 7am” Die Bayern wieder 🍻

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Kurz vor Sechs erreichen wir Port Augusta.
Das Haus, das aussieht wie ein Rathaus und unser Hotel sein soll, ist abgeschlossen. Na klasse!
Während ich checke, ob wir überhaupt im richtigen Ort sind, reißt Rainer um ein Haar die großen Doppeltüren aus der Verankerung 🙈 Glücklicherweise öffnet eine Frau die Tür, die zufällig noch in ihrem Büro sitzt. Sie hat zwar nix mit dem Hotel zu tun, wundert sich nur, wer hier so randaliert! Zugegeben. Wir sind nicht nur müde sondern auch etwas nervös. Haben wir vielleicht etwas gebucht, das es gar nicht gibt? Wir erklären ihr unsere Situation und sie bietet uns ihr Handy an um beim Vermieter des Hotels anzurufen, um zu klären, wo sich unser gebuchtes Zimmer befindet.
Lange Rede - kurzer Sinn: Das Costello Hotels Port Augusta ist ein Selfservice-Apartment-Hotel. Die Zugangsdaten erhielten wir vorhin. Als wir unterwegs im australischen Nowhere so gar kein Netz hatten.

Am Ende wird alles gut.
Die Unterkunft befindet sich in diesem, einstigen Rathaus. Ist großzügig und super stylisch eingerichtet. Ohne unnützen Tinnef.
Viel bleibt vom Tag nicht mehr übrig. Ziemlich erledigt fallen wir ganz nach australischem Muster sehr früh ins Bett.

Costello Hotels Port Augusta in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de

Gefahrene Strecke: 496 km


Port Augusta

Weil alle Straßen von Sydney nach Perth oder aber von Adelaide nach Darwin durch Port Augusta führen, wird es auch gern als "die Kreuzung Australiens" bezeichnet.
Wir bleiben zwei Nächte hier.
Was also hat der Ort zu bieten und was fangen wir mit dem Tag an? Das ist immer die Frage am Morgen, die wir uns stellen.
Das Netz ist wie immer behilflich. Und großartige Phrasen wie "Wo Outback auf den Ozean trifft" machen doch Eindruck. Oder etwa nicht?
Als Nächstes schaue ich mir gern den Werdegang solcher Orte an.

Wie in fast jeder Historie südautralischer Orte hat auch hier Matthiew Flinders die Finger im Spiel:
Am 26.Februar 1802 nämlich, erreichte Flinders den Meeresarm und gab diesem den Namen nach dem damaligen Innenminister, George Spencer, 2nd Earl Spencer. Auf eine Entdeckung einer Binnenwasserstraße hoffend, die quer durch Australien bis zum Gulf of Carpentaria (östliche des heutigen Kakadu NP) führen würde, landete er mit seinem Schiff im Modder der Mangroven.
Genau da wo 50 Jahre später Alexander Elder, ein schottischer Geschäftsmann, nach einem Hafen und Umschlagplatz für sein Wollgeschäft suchend, diesen Naturhafen fand. Diesen Ort dann zwei Jahre später gründete und nach Augusta Sophia Young, der Frau des damaligen südaustralischen Gouverneurs Sir Henry Edward Fox Young, benannt hatte.

1878 wurde Port Augusta Ausgangspunkt für den Bau der späteren Schmalspurbahn Great Northern Railway, die Australien bis nach Darwin durchqueren sollte. Die Bahn erreichte leider „nur“ Alice Springs und verfehlte damit das gesetzte Ziel.
Erst 39 Jahre später wurde Port Augusta der östlichste Endpunkt der Verbindung von Kalgoorlie-Boulder, allerdings mittels Normalspur. Eine Weiterreise war also immer mit einem Umstieg verbunden. Erst in den Jahren 1956/57 wurde der südliche Teil der Bahn nach Alice Springs zwischen Marree und Port Augusta umgespurt und Port Augusta verlor seine Schmalspurbahn.

Die damalige Verbindung von Port Augusta durch den Pichi Richi Pass nach Quorn kann man seit den 1990er Jahren auf der ursprünglichen Trasse der Great Northern Railway mit einer Museumsbahn fahren. Auf deren Website werden die Fahrzeiten aufgeführt. Im australischen Sommer werden die Fahrten nicht durchgeführt. 2024 erst ab dem 9. März. Leider sind wir dafür eine Woche zu früh vor Ort.

Und so beginnen unsere Unternehmungen mit einer Fahrt durch die Altstadt. Da wo wir wohnen. Wunderschön, gepflegte und ansehnliche Häuser finden wir östlich des Harbour of Augusta.

Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
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# Water Tower Lookout

Der Water Tower Lookout befindet sich auf der Westseite des Harbour.
Erbaut 1882, um den Bewohnern von Port Augusta West eine Druckwasserversorgung zu bieten, hat er heutzutage natürlich seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Heute dient die obere Etage als Aussichtspunkt, als Überblick über das Areal des Spencer Gulf's. Die Flinders Ranges und das Outback kann man angeblich auch sehen. Wir haben zwar wunderschönes Wetter aber die Sicht lässt so einen Blick in die Ferne nicht zu. Dennoch ist es für uns ein guter Anfang, um die Stadt zu überblicken.

Water Tower Lookout in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Water Tower Lookout in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Water Tower Lookout in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de

# Matthew Flinders Red Cliff Lookout

Die nächste Attraktion, die wir als besuchenswert ausgesucht haben, ist der Matthew Flinders Red Cliff Lookout benannt nach dem großen britischen Navigator und Kartographen Matthew Flinders. Vor Ort gibt es wieder gut gemachte Info-Tafeln mit der Geschichte von Port Augusta, die ich schon oben beschrieben habe.
Wir laufen einen kurzen aber nicht besonders attraktiven Wanderweg entlang des Wasserarms. Kehren dann aber um, weil uns dieser so gar keinen Mehrwert bietet.

Matthew Flinders Red Cliff Lookout in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Matthew Flinders Red Cliff Lookout in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Matthew Flinders Red Cliff Lookout in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de

# Wharflands Esplanade

Am frühen Abend, also kurz vor Sonnenuntergang, geht's dann noch zur Wharflands Esplanade. Die befindet sich gleich neben der Altstadt, also östlich des Harbour.
Viel los ist hier nicht. Eine Aborigines-Familie, ein weiterer Tourist und wir beiden sind die einzigen Besucher. Wir bleiben bis kurz vor Dunkelheit. Einfach ein schönes Plätzchen und netter Ort, um den Kurzaufenthalt in Port Augusta zu beenden.

Wharflands Esplanade in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Wharflands Esplanade in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Wharflands Esplanade in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Wharflands Esplanade in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de

Ach ja. Beinahe hätte ich eine weitere Attraktion vergessen aufzuführen:
Es ist Woolworth's Bottleshop BWS im Stil eines "Drive-through". So etwas haben wir noch nie gesehen. Und langsam vermute ich, dass Australien ein kleines Problem hat mit Vieltrinkern. Denn abgesehen davon, dass jeder, der hier einkauft, registriert wird (das erleben wir aber nicht zum ersten Mal in Australien), ist die schiere Größe und die Auswahl unvorstellbar!

BWS in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de

Unsere Unterkunft: Costello Hotels Port Augusta

Das Costello Hotels Port Augusta befindet sich im einstigen Rathaus Port Augustas. Erst war das Haus dem Verfall und sich selbst überlassen. Als Jugendliche diese Ruine zu ihrem Rückzugsort erklärten und es später einen Unfall mit ernsthaften Folgen gab, hat man beschlossen, nach einem Investor zu suchen. Und so entstanden mehrere Apartmentwohnungen. Jede hat einen anderen Schnitt.

Unser Apartment ist der Hauptstraße zugewandt, die allerdings kaum befahren und genutzt wird.
Genau wie eben in der gesamten Altstadt erleben wir die totale Ruhe.
Die Ausstattung ist modern und klar strukturiert ohne überflüssigen Krimskrams. Es gibt eine Waschmaschine und eine Nespresso-Kaffeemaschine in der Küche, viel Stauraum im Wohnzimmer und im Schlafzimmer. Und das Bad ist supermodern.
Für unseren Aufenthalt vollkommen überdimensioniert. Aber das stört uns überhaupt nicht. Im Gegenteil. Wir genießen es.

Costello Hotels Port Augusta in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de
Costello Hotels Port Augusta in Port Augusta,Southern Australia,born4travel.de

So geht es weiter

Es geht gen Süden.
Nach Perth treffen wir nach Wochen wieder einmal auf einen größerer Ort, den wir Großstädter ein wenig vermisst haben. Adelaide wird uns positiv überraschen. Und stürzt Brisbane in unserer Liste vielleicht vom Thron.