Von Kangaroo Island nach Robe

Nach drei Nächten auf Kangaroo Island geht es wieder zurück auf's Festland.
Ich mache noch ein paar letzte Aufnahmen von den Tierchen im Wasser, die beim Betrachten so beruhigend auf die Seele wirken.
Die Fahrt entlang der Bucht am American River ist ein schöner Abschluss unseres Aufenthaltes.

American River,Kangaroo Island, Australia,born4travel.de
American River,Kangaroo Island, Australia,born4travel.de

Für's Frühstücken im Apartment nehmen wir uns keine Zeit.
Das wollen in Penneshaw einnehmen. Das ist uns einfach sicherer, weil wir dann nur noch einen kurzen Weg zum Jetty haben.

Penneshaw ist der Ort, wo jeder, der auf die Insel will, ankommt. Dementsprechend gibt es auch ein paar nette Frühstücksrestaurants.
Wir entscheiden uns für das Millie Mae's. Hier können wir nicht nur draußen auf der sonnigen Terrasse sitzen, sondern bekommen auch ein exzellentes Frühstück. Ganz nach unserem Geschmack.

Breakfast at Millie Mae's in Penneshaw,Kangaroo Island, Australia,born4travel.de

Am Ende der Straße entdecken wir diese Liegen, von den wir eine grandiose Sicht Richtung Festland haben.
Unser endgültiger Abschied von der Insel. Der kleine Punkt in der Ferne ist unsere Fähre.

Penneshaw,Kangaroo Island, Australia,born4travel.de

Die Rückfahrt von Kangaroo Island nach Cape Jervis - an einem Sonntag und ganz ohne LKW‘s - ist schaukelfrei.
Die Böötchenfahrt ist gefühlt viel kürzer. Und das I-Tüpfelchen ist das Empfangskomitee kurz vor dem Einlaufen. Etwa zehn bis fünfzehn Delfine zeigen ihre Kunststücke, wie wir Menschen das lieben. Leider habe ich das Immer-Drauf-Objektiv am Fotoapparat. Nahaufnahmen gibt es also nicht.
Egal. Wir hatten unsere Freude.
Und ganz ehrlich? Ich könnte glatt nochmals auf die Insel 😎

SeaLink Ferry Penneshaw to Jervis,Kangaroo Island, Australia,born4travel.de
SeaLink Ferry Penneshaw to Jervis,Kangaroo Island, Australia,born4travel.de
SeaLink Ferry Penneshaw to Jervis,Kangaroo Island, Australia,born4travel.de

Nun haben wir wieder das Festland erreicht.
Mit drei Nächten, also vier Tagen, sollte der Abschnitt zwischen Kangaroo Island und Melbourne zu machen sein. Eine Nacht im mir nichtssagenden Robe und zwei im Cape Campbell sind geplant. Letzterer ist der idealste Ausgangspunkt für eins der weltweit bekanntesten Wahrzeichen Australiens, den Twelve Apostles.
So der Plan.
Pläne sind da, um sie der Realität aus verschiedensten Gründen anzupassen. Und davon machen wir Gebrauch.

Googlemaps denkt sich für die Wegführung bis Robe, unserem ersten Ziel, eine nette Strecke aus. Es soll über die B34 bis zur Schnellstraße, der M1 gehen. Schnellstraßen sind aber ätzend langweilig. Außerdem zweifle ich, als Beifahrer, seit dem Kuddelmuddel in Kolumbien, jeden Googlevorschlag grundsätzlich an. Natürlich muss ich - wie immer - Diskussionen mit dem Fahrer, der ein überzeugter Googlemaps-Jünger ist, über mich ergehen lassen.
Letztendlich fahren wir aber „meine“ Route, die wie folgt aussieht:
B37 bis Strathalbyn
B45 bis Wellington (Australien)
B1 entlang des Coorong National Parks

Wirklich spannend ist auch diese Strecke nicht. Aber die ersten zwei Abschnitte führen uns durch das Weinland Australiens. Ein schöner Querschnitt des Australiens, das vermutlich in Reiseführern gar nicht erst erwähnt wird.

Spannend wird es am Ende der B45. In Wellington West.
Da endet die Straße. Der Murray River muss hier überwunden werden.
Rainer ist noch immer etwas skeptisch, wie wir das hinkriegen. Oder ob wir dann einen riesigen Umweg fahren müssen. Es bleibt also spannend.

Die Straße die über den Murray River führt, wird durch eine kurze Seilzugfähre ersetzt. Aber das sehen wir erst als wir den Fähranleger erreichen. Es ist wie in einem schlechten Film. Als wir uns nähern, geht die Schranke runter. Na super!
Doch der Fährmann reagiert prompt und zieht die Schranke gleich wieder hoch.
Wer sagt's denn. Geplant hätten wir es besser nicht hingekriegt.
Wartezeit = Null ✌🏻

 Australia,born4travel.de
Australia,born4travel.de
 Australia,born4travel.de
 Australia,born4travel.de

Ab Wellington East ergibt sich ein völlig anderes Bild, von dem was wir sehen.
Die Landschaft ist trocken. Knochentrocken.
Wieder einmal haben wir die 37°C erreicht.
Erst tangieren wir weitläufige Getreidefelder. Die Ernte ist durch und wir sehen nur noch die kompakten Ballen. Später passiert über lange Abschnitte nichts. Einfach nur unbesiedeltes Land.

# Coorong

Die B1 - auch Princes Highway genannt - führt uns auf dem weiteren Abschnitt am Lake Alexandrina und Lake Albert vorbei. Hier mündet der Murray River. Und gleichzeitig beginnt der Coorong, ein geschütztes Feuchtgebiet.
Der untere Fluss Murray, einschließlich der Coorong und der Seen Albert und Alexandrina, waren vor der europäischen Besiedlung eines der am dichtesten besiedelten Gebiete Australiens durch das Ngarrindjeri-Volk. Coorong leitet sich aus ihrer Sprache ab, was dem Gebiet den Namen "Kurrangk" gab, das "langer, schmalen Hals" bedeutet. Schaut man sich das Gebiet auf einer Landkarte an, versteht man den Zusammenhang.

Der Coorong ist eine Art Lagune im Norden eingerahmt vom Festland, auf dem sich die B1 befindet und im Süden von einer superdünnen Halbinsel, der Younghusband Peninsula. 1966 wurde zum Schutz des Gewässers der Coorang National Park gegründet. Denn hier leben national bedrohte Arten wie der orangefarbenen Papagei, die Sommersprossenente, Murray Hardyhead und der südliche Glockenfrosch.

Nichts davon haben wir entdecken können. Wir sind ja auch nur auf der Durchfahrt.
Aber selbst da sieht man die verschiedenen Farben des Wassers, erzeugt durch verschiedenste Bakterien. Auf manchen Teilabschnitten hat die Luft einen sehr unangenehmen Geruch. Als die Luft "rein" ist, entscheiden wir uns, eine Pause einzulegen. Seit dem March-Flies-Drama im Quinninup am Karri Lake aber sind wir ganz vorsichtig, bevor wir uns zum Picknicken im Freien entscheiden. Tatsächlich sieht es anfangs ganz gut aus. Wir schicken Drohni hoch, um zu gucken, wie schön und bunt das Gewässer aussieht. Aber das Blatt wendet sich ganz plötzlich ganz schnell. Wieso auch immer, werden wir von diesen Biestern entdeckt. Es bleibt nur die Flucht ins Innere und wir fahren weiter.

 Australia,born4travel.de
Australia,born4travel.de
 Australia,born4travel.de
Australia,born4travel.de

Und dann kommt Kingston South East. Hier ist nicht viel, weshalb ich diesen Ort überhaupt erwähnen würde. Außer dieser auffälliger Lobster, der vor einem Gebäudekomplex steht. Solche Gebilde haben wir schon einige Male auf unseren Reisen durch Australien gesehen. Da war zum Beispiel dieser riesige Wale & King Prawn in Exmouth
Kurze Recherche:
The Big Lobster von Einheimischen liebevoll auch Larry the Lobster genannt, wiegt fast vier Tonnen, ist aus Glasfaser und Stahl und seine Abmessungen sind: 17 Meter hoch, 15,2 Meter lang und 13,7 Meter breit. Ursprünglich sollte die Aufmerksamkeit auf das Restaurant und das Besucherzentrum gelenkt werden, in dem er sich befindet. Es kam dann aber ganz anders. Weder das Besucherzentrum noch das Restaurant wurden wie ursprünglich geplant gebaut. Aber Larry blieb.

Larry the Lobster in Kingston South East, Australia,born4travel.de

Wenige Minuten vor Sechs - und nur wenige Minuten bevor die Rezi schließt - erreichen wir unsere Unterkunft in Robe. Bei der Auswahl der Unterkunft habe ich keine gesteigerte Recherche gemacht. Und vielleicht gerade deshalb sind wir angenehm überrascht über das Zimmer mit Küchenzeile (wie fast immer hier im Süden 🇦🇺) im Lakeview Motel & Apartments. Die Einrichtung ist wieder aus Petticoats-Zeiten aber sehr sauber. Auf der mit Nagelschere gepflegten Wiese auf der anderen Seite des Zimmers trinken wir erst einmal Käffchen, genießen den Ausblick und würden am liebsten gleich mal ne Woche hier bleiben.

Gefahrene Strecke: 448 km


Robe

Robe ist ein Fischerdorf und liegt an einer Landspitze mit malerischem Küstenstreifen und wunderschönen Stränden. 1846 von Europäern gründet, galt Robe als Seehafen und Verwaltungszentrum.
Heute ist es ein Urlauberdorf mit einem recht mondänen Zentrum voller Boutiquen und Restaurants mit viel Niveau.

In unseren Vorratstaschen herrscht Ebbe - heute dinieren wir also im Restaurant. So der Plan.
Rainer hört von irgendwo Wellen 🤷‍♀️ - ein Ton den mir mein Tinnitus einfach unterschlägt. Erst kaufen wir etwas ein und dann machen wir uns auf die Suche nach dem Meer.

# Hooper Beach

Der Küstenzugang im Norden von Robe befindet sich am Hooper Beach und ist tatsächlich nur wenige Fahrminuten von unserer Unterkunft entfernt. Beim Anblick des rauen Küstenstreifens sind wir total geflashed. Das zu verpassen, wäre ein Faupax gewesen!

Hooper Beach in Robe, Australia,born4travel.de
Hooper Beach in Robe, Australia,born4travel.de
Hooper Beach in Robe, Australia,born4travel.de

Die überall beworbene Robe Town Brewery ist unser nächstes Ziel. Und trotz Wochenende ist hier eher Totentanz. Wir holen wir uns nur ein Four-Pack, schnappen uns unsere Campingstühle und suchen uns ein Platz am westlichen Küstenstreifen, am West Beach.

# West Beach & Robe Lighthouse

Das Robe Lighthouse steht hoch oben am West Beach.
Es ist ein Leuchtturm mit automatisierter, also unbemannter Funktionsweise, um den Leuchtturm von Cape Jaffa zu ersetzen, den die Bundesregierung 1973 seiner Funktion enthob. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Robe keinen Leuchtturm. Mit dieser Stilllegung wurde es aber als notwendig erachtet, einen Ersatz zu schaffen und so entschied man, einen neuen Turm im knapp 30 Kilometer südlich gelegenen Robe zu bauen. Das Lighthouse sieht sehr futuristisch aus. Es ist ein sternförmiger Betonturm, der am Sockel 3.5 Meter und oben fünf Meter breit ist. Der Turm ist 18 Meter hoch und steht 63,1 Meter über dem Meeresspiegel.

Robe Lighthouse,West Beach in Robe, Australia,born4travel.de
Robe Lighthouse,West Beach in Robe, Australia,born4travel.de

An einem schönen Ort mit traumhaften Blick auf das Meer und die untergehende Sonne stellen wir unsere Stühlchen auf und killen die Biere. Es ist so schön, dem nie endenden Wellengang zuzusehen. Genau wie der Blick auf das Lichtspiel, das die untergehende Sonne in das Land & Meer malt.
Wir bleiben bis die Sonne ins Wasser plumpst. Und länger.
Vor lauter Begeisterung vergessen wir, dass wir im Land der Früh-ins-Bett-Geher unterwegs sind und dass die Restaurants dann auch bei Zeiten schließen.

West Beach in Robe, Australia,born4travel.de
West Beach in Robe, Australia,born4travel.de
West Beach in Robe, Australia,born4travel.de
West Beach in Robe, Australia,born4travel.de
West Beach in Robe, Australia,born4travel.de

Die Quittung für den langen Verbleib an der wundervollen Küste kommt prompt. Auf der Champs Élysées von Robe, der Victoria Street, sind die meisten Restaurants geschlossen oder nehmen keine neuen Gäste mehr auf. Dabei ist es nicht mitten in der Nacht. Es ist Acht Uhr. Für uns eher Sandmännchenzeit.

Nur im Olive's Robe ist man geschäftstüchtig genug und bereit uns eine Bestellung abzunehmen 😋

Olive's Robe in Robe, Australia,born4travel.de

Am nächsten Morgen, bevor wir weiter ziehen, geht es nochmals zum Robe Obelisk

# Robe Obelisk

Der 12.2 Meter hohe Robe Obelisk wurde 1855 vom lokalen Baumeister George Shivas zu einem Preis von 230 £ gebaut. Konzipiert für Schiffe, die in die Guichen Bay einfuhren. Ziel war es, ein Wahrzeichen zu schaffen, das bei normalem Wetter bis zu etwa 16 Kilometer vom Meer aus zu sehen war. Ursprünglich einfarbig gestrichen, stellte man bald fest, dass es schwierig war diesen vor der blassen Kulisse auf dem Sandhügel der Guichen Bay zu sehen. 1862 beschloss man drei weiße und zwei rote jeweils etwa 2.4 Meter hohe Streifen aufzutragen Hier wurden auch die Raketenfeuer für die lokale Rettungsboote gelagert.
In den letzten Jahrzehnten erodierten die Sandsteinklippen. Das Areal um den Obelisk ist nun zur Sicherheit weiträumig gesperrt. Man geht davon aus, dass er früher oder später schließlich ins Meer fallen wird.

Robe Obelisk, Australia,born4travel.de
Robe Obelisk, Australia,born4travel.de

Es gibt eine kleine Plattform, von der man auf den Obelisk und den nördlichen Küstenstreifen schauen kann.

West Beach in Robe, Australia,born4travel.de

# Doorway Rock

Der Doorway Rock ist das Ergebnis jahrtausender Erosion durch Wind und Wasser. Heute, an einem Tag an dem das Meer ziemlich stürmisch ist, kann man die Kraft des Wassers mit den peitschenden Wellen gut sehen.

Doorway Rock in Robe, Australia,born4travel.de
Doorway Rock in Robe, Australia,born4travel.de

Mit diesem Anblick verabschieden wir uns von Robe. Einem Ort, dem ich bei der Planung so gar keine Beachtung geschenkt habe und es lieblos nur als Übernachtungsort betrachtet habe.
Glücklicherweise haben wir doch mehr daraus gemacht.
Und vielleicht kommen wir irgendwann nochmals nach Robe zurück.


Unsere Unterkunft: Lakeview Motel & Apartments

Das Lakeview Motel & Apartments liegt erhöht mit wunderschönem Blick auf den Dunn Lake.
Das Zimmer, das wir zugeteilt bekommen haben, war mit einer vollausgestatteten Küche eingerichtet. Das Mobiliar ist in die Jahre gekommen aber makellos sauber.

Im März 2024 zahlen wir umgerechnet 70€ inklusive Parkplatz und WiFi.
Da kann man echt nicht meckern.

Australia,born4travel.de
Australia,born4travel.de

Es gibt keine Terrasse. Dafür zwei Stühle und einen Tisch auf der anderen Seite des Zimmers vor dem mit Nagelschere geschnittenen Rasen. Und der Blick auf den See ist fantastisch! Wir würden jederzeit ein Zimmer in diesem Hotel wieder buchen.

Australia,born4travel.de

So geht es weiter

Der nächste Streckenabschnitt bis Port Campbell ist etwas abwechslungsreicher als der bis Robe.
Wir finden in Millicent einen wunderbar gepflegten Shelter für einen Boxenstopp ganz ohne Fliegen. Dafür bei 38°C.
Die Unterkunft in Port Campbell gleicht auf den zweiten Blick einem Desaster.
Aber am Ende wird alles gut.