Wenn der Weg das Ziel sein kann
# Prolog
Southern California geht immer! Unser Zuhause in den USA.
Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind mit sechs Urlaubstagen absolut ergiebig. Vermutlich
eine der besten Kombis, um bei wenig beanspruchten Urlaubstagen maximal viele Tage abschalten zu können.
Solche fernen Kurzreisen bekommen uns gut. Egal ob eine Woche eine Metropole Asiens
erkunden oder ein City Trip an die Ostküste.
Was für den einen zu kurz und zu stressig ist. Ist für uns besser, als zu Hause zu sitzen.
2022 ist urlaubstechnisch anders als sonst. Nicht in großen Blöcken sondern
in vielen kleinen Teilen wird verreist. Eine Woche geht zum
Jahreswechsel 2021/2022 für den Besuch unseres Sohnes in Denver
drauf. Eine Woche sparen wir auf für den Herbst mit der fast schon illusorischen Hoffnung
nach Tokyo fliegen zu können. Und dann bleiben vier Wochen übrig und die Frage: vier Wochen
USA am Stück im Sommer oder in zwei Urlaube verkleckern.
Letzte Variante hat schlussendlich gewonnen.
Es soll nach LAX gehen. Eine kleine Rundreise mit Übernachtungen in Costa Mesa, Borrego Springs,
Rancho Mirage und LAX. Die Preise für Flüge in die USA haben kräftig angezogen.
Deshalb buche ich mit SAS über Kopenhagen. Allerdings starten dort die Flüge in Richtung USA schon
am frühen Vormittag, deshalb wird eine Übernachtung notwendig.
So der Plan.
# Kopenhagen in fünf Stunden
Technik die begeistert, ist es, die es möglich macht, auch von unterwegs
seinen Arbeitstag irgendwo abzuschließen. Am frühen Nachmittag, einen Tag vor dem
Interkontinentalflug also, geht's vom BER nach Kopenhagen.
Wie es aussieht ist mittags eine perfekte Zeit, um ab BER zu starten.
Viel früher als sonst begeben wir uns zum Flughafen. Die in den Medien wegen drastischen Personalmangels
vorhergesagten langen Abfertigungszeiten bleiben für uns aus. Der Airport ist
einen Tag vor Ferienbeginn recht leer. Die Lounge dafür knackig voll.
Bis jetzt habe ich noch nichts essen können. Selbst mein geliebter doppelter Cappuccino am Morgen
schmeckte nicht. Das alles weil der bevorstehende Corona-Antigentest am Morgen wie ein Damoklesschwert
über uns hängt. Die auferlegte Schranke für die Einreise in die USA! Als dann
die Nachricht mit dem negativen Test auf dem Handy einflattert, fallen Felsen ab.
Und das eigentlich Kurioseste: Niemand, absolut niemand will weder Test noch Impfnachweis
beim Check-in sehen. Ganz anders als noch Ende Dezember 2021.
Nun kann's losgehen. Das Auffüllen des Magens meine ich.
Gerade als es anfängt zu pieseln, heben wir Richtung Kopenhagen ab. Wir fliegen mit SAS Connect. Die einzige Verbindung, um von Berlin nach Kopenhagen zu kommen.
Kurz vor der Landung gibt es einen wunderbaren Regenbogen. Kurze Zeit später sogar zwei!
Ganz links auf dem Bild ist das "Den Blå Planet", das National Aquarium Denmarks zu sehen.
Die Bauform ist außergewöhnlich.
Obwohl der Flug von BER bis LAX in der Business Class gebucht ist, gibt es hier nur
enge Dreierreihen. Maskenträger kann man an einer Hand abzählen. Egal. Wir sitzen mit FFP2 Maske.
Nachdem unsere geboosterte Tochter vier Wochen nach COVID-19 immer noch durchhängt,
ist unsere zunehmende Lockerheit zu dem Thema gewichen.
Natürlich gibt es auch keinen Service. Es gibt Kaffee oder Tee.
Nicht dramatisch. Denn der Flug dauert ganze 45 Minuten - so lange wie der nach Frankfurt.
Auch gibt es auffallend wenig Personal. Als wir aussteigen, kommt eine Person
aus dem Cockpit. Hat er uns nicht den Kaffee serviert?
Jetzt macht Autopilot natürlich Sinn 😆
Der Flughafen CPH ist extrem voll. Auch hier keine Spur von Masken. Wir machen uns die Mühe und zählen die Maskenträger. Es sind genau neun. Sechs davon sind Asiaten. Das verunsichert natürlich. Gibt es Corona nur noch in Deutschland?
Bis zum gebuchten Hotel, dem Comfort Inn, sind es etwa zehn Minuten Fußweg. Inklusive Orientierung.
Einchecken erfolgt im Selfservice.
Gleich anschließend geht es in die Zweite Etage, wo das uns zugeteilte Zimmer 252 auf uns wartet. Das Zimmer ist
sehr spartanisch eingerichtet. Und - es ist extrem warm hier. Die Klimaanlage läuft zwar, ist aber
nicht regulierbar. Das ist lästig. Denn die Luft ist warm und stickig. Wie im Waschhaus.
Nö. So kann ich nicht schlafen!
An der Rezi wird uns erklärt, dass da nix kaputt sei, sondern genau richtig. Nämlich 22 Celsius.
Dennoch wird uns als Entschädigung ein kostenloses Frühstück angeboten. Das lehnen wir dankend ab.
Das wollen wir uns eh morgen in der SAS Lounge holen. Unseren Dackelblicken sei Dank bekommen wir
ein Zimmer in der 10. Etage. Das ist angenehm kühl.
Der Workingday ist noch nicht abgeschlossen. Getreu dem alten Motto: Erst die Arbeit - dann das Vergnügen,
arbeitet Rainer noch eine Runde.
Deshalb muss das Sightseeing vorerst warten.
Das Wetter ist besser als vorhergesagt.
Halb Sechs starten wir unser super kurzes Sightseeing. Mit der Metro, die direkt über die Lobby des
Nachbarhotels, Clarion, zu erreichen ist, geht es bis zur Station Kongens Nylorv. Der Station,
die den "bunten Häusern an der Hafenkante" am nächstgelegensten ist.
Das Ticket für uns beide
kostet 72 DKK, das entspricht 9.77€ (Stand 2022).
In Kopenhagen waren wir noch nie. Unser Kenntnisstand über Kopenhagen ist peinlich mager.
Dass es hier Die Meerjungfrau geben soll - dass wissen wir. Aber sonst 🤷♀️
Bis zum eigentlichen Ziel, bis Nyhavn, sind es etwa 10 Gehminuten.
Bis dahin gibt es allerhand schöne Gebäude zu sehen.
Das ist zwar kein Gebäude, aber ein Hingucker wert.
# Nyhavn in Kopenhagen
Nyhavn in Kopenhagen ist eine absolute Touri-Gegend. Aber dennoch ist sie schön anzusehen.
Trotz des mittelguten Wetters ist hier echt was los. Vor allem wenn man bedenkt, dass heute Donnerstag ist.
Nach der Hälfte auf der Promenade kehren wir in ein Restaurant ein.
Steak für mich und Fish&Chips für Rainer. Und IPA für uns beide. Das ist der Einstand in den Urlaub.
Wir sitzen in der Front Row. Das ist wie fernsehen.
Ab und zu muss mein Businessman noch die allerletzten Telefonate erledigen,
bevor dann wirklich Urlaub angesagt ist.
Am Ende zahlen wir im Bistro Brasserie Pizza - Nyhavn 37, 611 DKK. Das entspricht 83.72€ (Stand 2022)
Gestärkt geht es fast bis zum Ende der Promenade am Hafen.
Der Wechsel zwischen Sonne und Wolke macht wirklich schönes Licht.
Mit diesem Anblick verlassen wir den Nyhavn.
Die Idee die Attraktion Kopenhagens, die Kleine Meerjungfrau (dänisch Den lille Havfrue), zu besuchen finde ich genial.
Das angesagte Regengebiet hat eh Verspätung.
Woran ich nicht gedacht habe, ist mein Schuhwerk. Meine Schuhe sind sehr bequem und leicht.
Für solche längere Strecken allerdings vollkommen ungeeignet. Das macht sich auf der Hälfte der Strecke
bemerkbar. Mit jedem Schritt wird es schmerzhafter. Aber Aufgeben kommt nicht in Frage.
Die Jungfrau auf dem Stein will ich nun sehen.
Letztendlich sind es knapp zwei Kilometer. Mit Sneakers sicherlich auch in
zwanzig Minuten schaffbar. Wir brauchen länger. Nicht nur weil die Schuhe drücken.
Die Strecke entlang des Hafenbeckens führt vorbei am Amalienhavn.
Gegenüber steht das Königliche Theater, das Operaen. Nicht nur ein gewaltiger
Bau sondern auch nett anzusehen.
Ein paar Impressionen von unterwegs.
Amalienhaven und Schloss Amalienborg:
Königliches Theater:
# Die Kleine Meerjungfrau
Die Kleine Meerjungfrau, Den Lille Havfrue, ist eine Bronzefigur, die zu den Wahrzeichen Kopenhagens gehört.
Sie ist die Hauptfigur aus Hans Christian Andersens gleichnamigen Märchen, das er 1837 geschrieben hat.
Es basiert auf der Sage der Undine. Einer Nixe, die sich unglücklich verliebt hatte.
Bisher habe ich von anderen Reisenden, die die Statue gesehen haben, immer die
enttäuschte Beigabe gehört: "Die Skulptur ist ja so klein!"
Und deshalb habe ich auch eine wesentlich kleinere Plastik erwartet. Doch vor Ort
wurde ich angenehm überrascht. Sie ist ja gar nicht so klein! Man muss
einfach eine tiefe Ausgangsposition suchen 😆
Es ist kurz vor acht, als wir feststellen, dass Taxis hier eine Rarität sind.
Auch diverse Apps zur Beschaffung eines fahrbaren Untersatzes, deuten an,
dass dies hier nicht ihr Einsatzgebiet ist. Laut Google Maps gibt es aber ganz in der Nähe
eine Busstation. Und gucke da, der letzte müsste in wenigen Minuten vorbeikommen.
Tatsächlich müssen wir mehr als nur einen Schritt zulegen.
Der Fahrer wartet auf uns. Wir sind happy.
Als wir zahlen wollen, haben wir weder Kronen noch einen Fahrausweis.
Master- oder EC-Karte werden hier nicht akzeptiert. Dann winkt er ab und deutet
an, dass wir uns nach hinten setzen sollen. So kommen wir gratis bis zum nächsten Bahnhof.
Mit dem Vorortzug geht es nun wieder zum Flughafen.
Kurz vor Neun stehen wir am Zielort.
"Ankommst" - was für ein passendes Schild.
Dänisch klingt irgendwie lustig.
An der großzügigen und offenen Bar stoßen wir auf den ersten Teil der Anreise an. Morgen folgt der zweite Teil. Von Kopenhagen nach Los Angeles.
Ein letzter Blick aus der 10.Etage auf den Flughafen: