Wenn der Tag 24 plus 9 Stunden hat
Kurz nach Sieben checken wir aus und gehen zu Fuß zum Airport.
Die Nähe zahlt sich nun aus. Keine zehn Minuten dauert es, bis wir unser erstes Ziel, die Lounge, erreicht haben.
Unser Frühstück nehmen wir in der Lounge ein. Die ist recht groß. Aber auch sehr gut besucht.
Die Räume sind aufgeteilt in einen zentralen Raum, wo sich auch das Büfett
und überwiegend Esstische befinden, einen Raum der mit Schreibtischen ausgestattet ist und einen, in dem eher
die Lounge Atmosphäre Einzug halten soll.
Das Frühstücksangebot ist ganz nett. Und der Cappuccino schmeckt auch.
Wir nehmen im letzten Raum Platz. Einfach mal rausgucken tut gut.
Halb Neun geht's über die Sicherheitskontrolle, an der nur zwei Kioske geöffnet sind. Die Warteschlange ist entsprechend lang. Die Abarbeitungszeit läuft im Schneckentempo.
Unser Flieger, ein A350-900, ist vor kurzem aus SFO kommend, gelandet.
Das Kennzeichen passt: RSB - genau die Anfangsbuchstaben unseres Vor- und Nachnamens.
# Flug mit SAS
Alle schwärmen so von den neuen Einzelsitzen. Ab 2023 soll ja unsere Lieblings-Airline, die Lufthansa,
auch solche Einzelsitze bekommen. Angeblich sind die Alleinreisenden und die
Businessleute so genervt von den Zweiersitzen.
Wir mögen eher die Doppelsitze. Doch nach der Hochphase der Corona-Pandemie sind
die Preise für Business Class Flüge extrem gestiegen. Jedenfalls war Lufthansa mit dem Bestpreis
von 7.800 Euro für uns etwas too much. SAS kam uns da mit den Preisen um ein deutliches Stück entgegen.
Letztendlich bin ich ja total happy, dass
wir nicht elf Stunden in den engen Dreierreihen sitzen müssen - wie früher. Wo von erster Minute an,
der Kampf um die zwei Armlehnen beginnt. Da wo gelegentlich auch mal die eigene Schulter dem
Kopf eines Fremden Kissen sein darf. Nun ja. Die First Class weicht bei immer mehr Airlines und so
versucht man wohl mit diesen Einzel-Sitzen einen Kompromiss aus Business und First zu schaffen.
In meinen Sitz eingerastet, fühle ich mich wie in einer Sardinendose.
Nur habe ich die Dose ganz für mich allein.
Der da, ist mein Freund für die nächsten mehr als zehn Stunden. Seine Augen kann
ich nicht verstellen, damit wir uns beide tief in die Augen guckend begegnen können.
Seine "Augen" sind die Sitzplatzbeleuchtung. Allerdings absolutely saved unter einer Plexiglasabdeckung.
Und nicht zu verstellen. Er sieht freundlich aus. Jedenfalls rede ich mir das jetzt ein.
Jetzt wo ich alleine in meine Dose sitze, fühle ich mich nicht ganz so allein.
Ich teste den Liegesitz.
Das eigentliche und viel umfassendere und besser handelbare Bedientableau entdecke ich erst
nach zwei Flugstunden. Anfangs versuche ich mich an den kleinen Knöpfen in der Lehne.
Ich habe ja keine Platzangst. Aber beim Runterfahren wird mir etwas unwohl. Die Beine aufzustellen
geht nicht. Fühlt sich etwas an wie in einer MRT-Röhre.
Es dauert 'ne Weile bis mir klar wird, dass dies nicht die Lösung sein kann und ich
hochrutschen muss. Ahhhhh. So ist das natürlich super.
Ich reise natürlich mit Rainer. Aber er sitzt in seiner eigenen Dose. Direkt hinter mir.
Gern würde ich seine Hand halten. Vor allem, als wir vom Pusch-Back-Fahrzeug
(wieso heißt es eigentlich Push-Back? Wir wollen doch Forhand? Egal) abgekoppelt werden.
Die Turbinen klingen ungleichmäßig. Ich bin kein Fachmann. Aber es klingt unrund.
Es klingt wie ein immer wiederkehrender Versuch die Turbinen hochzudrehen und dann schmieren sie ab.
Es dauert nicht lange, bis die Versuche beendet werden. Ich ahne Schlimmes.
Der Flieger nach LAX ist letzten Donnerstag schon
ausgefallen. Bitte nicht! Unser Urlaub ist schon so kurz.
Endlich kommt die Ansage aus dem Cockpit. Natürlich in Dänisch.
Ich verstehe kein Wort. Außer: "Probleme".
Ich bin ein fast geheilter Flugangst-Patient.
Aber das wirft mich natürlich zurück. Meine Rückenfaszien rücken etwas zusammen.
Ich fühle, wie sich alles verkrampft. Und mein "Fels in der Brandung" sitzt in der Dose hinter mir!
Eine Stunde später machen wir uns zum zweiten Anlauf fertig.
Im riesigen Bildschirm - der ist doch mindestens 22 Zoll groß - sehe ich über
die Tail-Kamera den Flieger. Die Turbinen werden hochgedreht. Wahrscheinlich ein Test.
Und dann - oh neeee! - aus der linken Turbine entweicht eine kleine, weiße Wolke.
Ja ist da jetzt ein Vogel gegrillt worden?
Immer positiv denken Sylwia, denke ich. Die sind die Ahnung-Haber.
10.37 Uhr heben wir endlich ab.
Der Service ist nett aber kühl.
Als ich, zugegeben etwas spät und dennoch vor dem Abflug mein Prickelwasser zum Anstoßen auf
den Urlaub haben will, heißt es: "Die geöffneten Flaschen sind geleert. Wir machen jetzt keine neue auf.
Erst wieder während dem Flug."
Eine Speisekarte gibt es nicht. Man muss ad hoc entscheiden. Das Essen wird auf einem
Tablett serviert. Alles zusammen. Hauptspeise, Keks und Käse auf einmal.
Wie lobe ich mir da die Lufthansa, die die Speisen zelebriert. Jeder Gang wird einzeln gebracht.
Und jede Speise ein Top-Modell.
So passiert es auch nicht, dass ich ein Glas Weißwein, Portwein und Wasser auf einmal auf meinem Tischli stehen.
Jetzt punktet natürlich so eine Einzel-Dose. Die Ablage ist dreimal so groß wie bei
diesen Doppelsitzen. Alles hat Platz in meiner Koje.
Mein "Beef" ist ein Gulasch mit leicht indischer Note und kommt mit verschiedenfarbigen
Linsen und Chickpeas. In der Mitte drängelt sich das Gemüse: Grüne und gelbe Zucchini, Kraut
und Möhren. Die Lachs-vorspeise und der Keks wandern nach hinten. Sitz H3 freut sich.
Anderthalb Stunden vor der Landung gibt es nochmals einen kleinen Lunch.
Eingelegte, grüne Tomaten auf einem dicken Berg Pastrami. Irgendwo da drunter ist da auch leckeres Brot.
Viel zu spät checke ich, dass SAS kostenloses WLAN anbietet. Das macht sich super. So kann ich noch genauer checken, wo genau wir uns befinden.
# Überflug Nunavut
Die SAS fliegt anders als die Lufthansa und Co nach LAX.
Die Route startet scharf gen
Norden. Doch leider lässt die Aussicht zu wünschen übrig. Eine geschlossene Decke verhüllt schon Island.
Ich habe mir den Routenverlauf der letzten Tage bei flightradar24.com angeschaut.
SAS überfliegt Grönland etwas nördlicher der Hälfte seiner Länge.
Doch es sieht nicht gut aus. Gern würde ich jetzt schlafen. Aber den Blick auf Grönland
will ich dennoch nicht verpassen!
Die Live-Tail-Kamera immer fest im Blick als
ganz plötzlich die Wolkendecke ein Ende hat.
Yääh. Nachdem wir schon im Dezember auf dem Weg nach Denver, dieses Glück hatten
etwas von den fett mit Schnee bedeckten Bergen zu sehen, mag sich Grönland wieder zeigen. Denke ich.
Doch Moment mal. Beim Blick auf den Kartenverlauf entdecke ich meinen
Gedankenfehler. Es ist nicht Grönland, das wir gerade überfliegen, sondern Nunavut.
Eine von Kanadas drei Territorien. Nunavut liegt ganz im Nordosten Kanadas.
Was von hier oben zu sehen ist, ist das Areal westlich der Baffin Bay.
Im Grunde genommen sieht es genauso schön aus wie Grönland. Unendliche weiße und
scheinbar unberührte Fläche durchzogen von kitschig blauen Wasserarmen.
Faszinierend schön!
Was anschließend zu sehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich schlafe ganz ohne Unterbrechung den Schlaf der Gerechten. Anderthalb Stunden vor der Landung werde ich geweckt. Der Flugbegleiter hat da so seine Mühe damit. Aber ich wollte es so.
# Approaching LAX
Während ich den Lunch einnehme, schaue ich raus und kann mich sofort orientieren.
Es ist der Lake Mead, den wir tangieren. Erst gehts über den mittleren Teil und dann
über den westlichen. Gut ist auch der Hoover Damm zu erkennen. Auch die Lake Mead Marina,
wo wir 2012 ein Powerboot ausgeliehen haben.
2012? Oh Mann. So lang ist das schon her?
Die Strecke DEN-LAX sind wir gerade vor fünf Monaten geflogen.
Die kenne ich nun schon wie meine Westentasche.
Und spätestens wenn das Ivanpah (Solar Electric Generating System), ein Sonnenwärmekraftwerk, einen
sogar hier oben blendet, weiß der Vielflieger, dass wir uns 60 Kilometer südwestlich von Las Vegas befinden.
Beim Anflug auf LAX wird die Sicht immer klarer und bunter. Wir verlassen die Wüstenlandschaft und überfliegen den Lake Arrowhead in den San Bernardino Mountains, Kalifornien
Dann gehts über dem Mt.San Antonio.
Die Interstate 15, die wir schon so oft gefahren sind, ist gut zu erkennen:
Fast schon die Erde berührend fliegen wir über das Walnut Valley.
Ich liebe den Anblick dieser geordneten Straßenzüge.
Alles sieht so aufgeräumt aus.
Alles scheint System zu haben.
Gespannt bin ich auf den Anblick von Downtown LA.
Zu Silvester 20221/22 war die Sicht extrem klar. Nur hat sich ausgerechnet bei der
Landung eine Wolkenformation entschieden den Anblick der Skyline von LA kurz zu boykottieren.
Und heute?
Heute ist DTLA wolkenfrei. Leider verhindert eine Smog-Decke den Blick.
Das ist echt enttäuschend!
Jetzt rasen die Bilder an uns vorbei.
Erst das markante Gebäude des SoFi Stadiums und dann gehts
gefühlt nur ein paar Meter über die Nord-Südverbindung, der I-405.
"Da samma wieda" - Mehr fällt mir dazu nicht ein.
12.28Uhr landen wir in LAX. Eine Dreiviertelstunde später als geplant.
Aber das ist jetzt zweitrangig. Wir sind da und der Flug war unaufregend. Das ist alles, was zählt.
Die Sonne scheint, wie sich das für Southern California gehört.
Da steigt die Spannung und Vorfreude aufs Unermessliche!
Die Immigration geht recht flott. Auch die Koffer kommen nach einer
überschaubaren Wartezeit. Am längsten dauert es, bis wir im Alamo Shuttlebus sitzen.
Kurz vor Zwei, also anderthalb Stunden später verlassen wir mit einem schwarzen Chevrolet Tahoe
den Hof. Das Wägelchen hat schon 43.602 Meilen auf dem Buckel. Und ein Navi hat es auch nicht.
Nun gut. Wir sind trotzdem happy!
Die Fahrt bis Santa Ana, unserer ersten Basis, dauert eine Stunde. Die Highways sind recht voll.
# Hampton Inn & Suites Santa Ana
Santa Ana ist unser Zuhause. Seit wir 1993 zum ersten Mal hier übernachtet haben,
sind wir immer wieder am Ende des Urlaubs hier her zurückgekehrt. Jahr für Jahr.
Vermutlich haben wir hier zusammengerechnet ein Vierteljahr verbracht.
Ab 1995 haben wir dieses Hotel für uns entdeckt. Das einstige Radisson Suites war
ein willkommenes Hotel, als wir noch mit zwei Kindern gereist sind. Die Lage perfekt.
Nicht weit zum Meer und dennoch super, um von den sommerlichen "morning layers" verschont
zu bleiben. Irgendwann wurde aus Radisson Suites das Hampton Inn & Suites Santa Ana.
Wegen dem zunehmend schlechteren Zustand des Hotels haben wir ab 2013 andere Hotels
bevorzugt. Sind aber immer in der Gegend von Santa Ana, Irvine, Costa Mesa geblieben.
Während der Pandemie wurde dem Haus das notwendige Makeover verpasst. Und das wollen wir uns mal
ansehen.
Die Fassade ist nun von Rosa auf Beige geändert worden. Das Foyer ist moderner gestaltet. Aber die Rezi sieht aus wie früher.
Uns wird ein Zimmer in der 3.Etage zugewiesen.
Der Aufzug ist so lahm wie früher.
Die Marmorwände und die Holzverzierung des Aufzugs sind zeitlos und unverändert. Nun ja.
Neue Möbel, neuer Teppich - der Rest ist wie früher.
# Der Urlaub beginnt hier
Aufgefrischt von der langen Reise, ist hier noch lange nicht Schluss für den Tag.
Für 5pm habe ich einen Tisch an der Newport Bay reserviert.
Wegen Anfahrt und Parkplatzsuche muss der Termin dann kurzfristig verschoben werden. OpenTable sei Dank.
Das Lido Bottle Works liegt direkt an der Marina.
Zum Restaurant gehört auch eine Terrasse. Das ist ausgezeichnet. Denn schließlich wollen
wir nicht nur wegen Corona draußen sitzen. Die Luft und den Geruch Kaliforniens zu inhalieren
leitet das Urlaubsfeeling ein.
Womit wir nicht gerechnet haben, sind die recht frischen Temperaturen Ende Mai.
Aber dagegen gibt es ja Abhilfe in Form von Heizpilzen.
Das Personal ist sehr aufmerksam und die Speisen außergewöhnlich.
Altes ganz neu und modern konzipiert.
Nach dem wunderbaren Essen nebst Craft Beer vom Feinsten gehts ans Meer.
Dem Pazifik Guten Tag sagen.
# Balboa Peninsula
Noch vor fünf Monaten haben wir hier am Newport Pier gesessen
und das Neue Jahr 2022 begrüßt.
Nun sind wir wieder hier. Wir sind dieser Halbinsel eben verfallen.
Da kann man nix tun.
Noch vor dem Pier steht diese Kugel. Das McFadden Square Centennial Monument steht
seit 2006 hier und ist zum Gedenken an das 100jährige Bestehen von Newport Beach aufgestellt worden.
Vor 100 Jahren (2022 sind es 106 Jahre) haben die McFadden Brothers ein Schifffahrtsunternehmen
mit gleichnamiger Werft aufgebaut. Den beiden Brüdern wird auch die Gründung der City Newport Beach zugeschrieben.
Geschichte von Newport Beach
Zum Strand gibt es nicht viel zu sagen.
Wir genießen es wieder hier zu sein
und bleiben bis zum Sunset.
Die letzten Surfer kommen aus dem Wasser...
...und Rainer macht den Sonnen-Abschied.
Zum Abschluss des Tages gehts noch zu Yoshinoya.
Ein japanisches Schnellrestaurant, in dem wir immer nur die Beefbowl bestellen.
Leider wurde vor einigen Jahren die Filiale im Harbour Blvd geschlossen. Deshalb fahren wir nach Tustin.
Das Außengebäude mimt japanisch zu sein. Drinnen erinnert nur noch wenig
an "Yoshi", unser japanisches Lieblingsrestaurant. Dass die Speisen in den USA
in diese Isolierboxen aus Styropor gefüllt werden, daran haben wir uns schon gewöhnt. Aber dass
man alle zugehörigen Beilagen wie roten Ingwer, japanischen Pfeffer und Soja nur auf Verlangen erhält,
das ist neu.
Aufgrund des seltsamen Ambientes, nehmen wir das Essen mit.
Tatsächlich stellen wir erst im Hotel fest, dass auch keine Sojasoße eingepackt wurde.
Wie ärgerlich.
Ok. Einst steht ab heute fest: Es war das letzte Mal, dass wir ein Yoshinoya Restaurant außerhalb Asiens besuchen 😠
Gefahrene Strecke: 67 Meilen = 108 Kilometer