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  • Khardung La  
    Tag 4

Highlights des Tages

Route of the Day

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Die heutige Route im Überblick ...

Khardung La

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Unterwegs auf einem der weltweit höchsten motorisierten Pässe. Vom Indus Valley zum Nubra Valley ...

Julley Nubra Valley

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Erste Begegnung mit dem abgeschiedenen Hochgebirgstal Nubra Valley ...

Diskit Monastery & Maitreya Buddha Statue

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Der sitzende Maitreya Buddha, der Buddha der Zukunft, raubt dem Kloster die Show ...

Sand Dunes Festival

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Hier kommt Jung und Alt aus dem gesamten Valley. Egal wie lang die Anreise ist ...

Herausforderung: Über den Khardung La ins Nubra Valley

Halb Fünf werden wir wach. Beide können wir nicht mehr schlafen.
Aufgeregt? Keine Ahnung. Vielleicht.
Heute werden wir unser Tal, das Indus Valley, verlassen und über den vermutlich zweithöchsten befahrbaren Pass der Welt ins nördlich von uns gelegene Tal, das Nubra Valley wechseln.
Hört sich das nicht sensationell an?

Der morgendliche Blick hat auch am vierten Tag noch nichts von seiner Faszination verloren.

The Indus River Camp, Choglamsar, Leh, Ladakh, Himalaya, Indien, born4travel.de

Halb Sechs packen wir die letzten Dinge ein und um Sechs sind wir im Speiseraum.
Hier sitzt schon ein älteres, indische Ehepaar. Wir grüßen. Sie ignorieren uns. Der Mann surft am Handy - die Frau guckt ins Unendliche.
Ok. Danke fürs Gespräch.

Es gibt nur einen Tisch der schon gedeckt ist. Der ist für uns vorbereitet. So zumindest wurde es uns gestern von Shrivalli und Gitika, den zwei netten "Mädchen für alles", gesagt. Denn die Küche wird erst gegen 7 Uhr geöffnet. Das Frühstück im Camp wird eigentlich erst ab 8 Uhr serviert.
Für jeden von uns wurde eine halbe, kleine Milchflasche, eine Schüssel Kirschen, eine Schüssel Müsli und je eine Banane bereitgestellt. Wortlos schaufeln wir unser Essen rein. Shrivalli erscheint früher. Sie bringt uns heißes Wasser und einen Teebeutel. So kommen wir wenigstens zu unserer heißgeliebten Tasse heißen schwarzen Tees. Denn heute ist es echt kalt.
Dann geht es zurück zum Zelt. Das Laufen geht schon ganz gut. Kurzatmig, aber es wird immer besser.
Um Sieben sollte unser Fahrer hier vor dem Zelt erscheinen. Doch es ist niemand zu sehen. Also gehen wir wieder zum Essensraum. Nico kommt uns entgegen und gibt letzte Infos.
Mir geht es nicht gut. Irgendetwas ist unrund. Nico misst meinen Sauerstoffgehalt. 82% ist etwas wenig. Aber nicht beunruhigend. Ich soll mich fünf Minuten setzen und dann misst er nochmals: 92%. Hm. Daher scheint es nicht zu kommen. Vielleicht bin ich einfach nur aufgeregt.

Kurz danach erscheint auch unser Fahrer. Er hat schon die Koffer im Auto verstaut. Wie geht das denn?
Nico wünscht uns noch eine gute Fahrt, winkt und dann beginnt die langersehnte Tour.
Es ist 7.15 Uhr.

Wir fahren den furchtbar langen Umweg nach Leh. Vorher müssen wir noch tanken.
Ich bin schon etwas verwundert, denn wir sollten unbedingt in aller Frühe starten, um noch vor den Militär-Konvois auf dem Pass zu sein. Aber der Fahrer wird ja wissen, was er tut.

Beide sitzen wir auf der Rückbank.
Die Kopfstütze vor uns stört den Blick nach vorn. Wir fragen ihn, ob wir die auch rausnehmen könnten. Er grient verschmitzt und deutet mit seinem Nicken auf ein JA.

In Leh kaufen wir zwei Flaschen Wasser.
Und dann geht es endlich auf die Piste!

# Heutige Route

Die Route für den Tag im Überblick:
Gefahrene Strecke: etwa 155 Kilometer

Map of the day - Khardung La, Ladakh, Himalaya,Indien,born4travel.de

# Khardung La

Höhe: 5.480 Meter

Der Khardung La (La tibetisch für Pass) befindet sich am Scheitelpunkt auf einer Höhe von 5.480 Metern (17,982 ft) und damit zählt er zu den höchsten motorisierten Pässen der Welt. Er wurde erst um 1976 für Fahrzeuge benutzbar gemacht und 1988 für die Öffentlichkeit geöffnet.
Für die 120 Kilometer Weg benötigt man etwa vier Stunden.

Der Pass ist aus Leh kommend in einem guten Zustand. In einem sehr guten Zustand.
Bau der Straße und die Pflege wird von der Border Roads Organisation (BRO) ausgeführt.
BRO setzt sich aus der "General Reserve Engineer Force" und dem "Indian Army Corps of Engineers" zusammen. Alle für Indien strategisch wichtigen Straßen werden von BRO betreut. Wichtiger Vorteil für die grenznahen und finanzschwachen Regionen: Vorantreiben der wirtschaftlichen Entwicklung.
Auf diese Weise werden zum Beispiel die Menschen im abgelegenem Nubra Valley versorgt. Täglich, Sommer wie Winter, fahren Militärkonvois von Leh in das Nubra Valley. Täglich starten sie 9 Uhr in Leh. Das weiß hier jeder Taxifahrer.
Das ist auch der Grund, weshalb wir weit vor 9 Uhr auf dem Pass sein wollen. Ist man zu spät, sind lange Staus vorprogrammiert.

Khardung La,From Leh to Nubra Valley,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Khardung La beginnt schon am nördlichen Ende von Leh.
Ganz langsam entfernt sich der grüne Teil der Stadt. Die Straße ist im guten Zustand. Doch mit der Breite habe ich persönlich noch ein Problem. Das soll eine zweispurige Straße sein? Ich sehe nur eine etwaige Breite von 3.5 oder 4 Metern. Natürlich ohne Seiten-Sicherheitszone. Bunt bemalte Steine in einer Größe von etwa 30 Zentimetern mit einem Abstand zueinander von etwa drei Metern säumen den Rand. Besser gesagt die Absturzkante!
Halleluja!
Nazir fährt gut. Aber die vielen Serpentinen machen mir zu schaffen. Ich glaube mir wird es schwindelig oder ist es vielleicht nur Anspannung und die Angst?
Ich weiß es nicht. Am liebsten würde ich aussteigen und zu Fuß laufen (Ist jetzt nur ein Scherz!)
Die kürzeste Verbindung zwischen Leh bis zum Nubra Valley führt nun einmal über den Khardung La.
Es gibt noch zwei weitere Pässe. Doch deren Straßenzustand soll schlecht sein.

Ich kann nicht anders. In jeder kritischen Situation jammere ich leise vor mir hin. Nazir schaut in den Rückspiegel immer nach hinten. Und natürlich hat er das gemerkt.
Ganz schnippisch sagt er: "Wanna drive?"
Ich: "Why not".
Diese Antwort gebe ich doch nur weil ich genau weiß, dass er mich nie fahren lassen würde. Was ich zu dieser Zeit noch nicht weiß: Frauen fahren in Ladakh kein Auto. Selbst seine Frau hat keinen Führerschein.

Anscheinend werde ich blass und blässer. Denn wir halten an. Ein Fotostopp sozusagen. Wir befinden uns laut Anzeige bei einer Höhe von etwa 4.400 Metern. Als ich aussteige, ist mir so schummerig. Rainer muss mich etwas stützen.
Doch davon abgesehen, ist alles gut. Kein Kopfschmerz. Keine sonstigen Beschwerden.
Der Blick nach oben macht mir Angst.

Da kommen wir her ...

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Eine kleine Hilfe für den Größenvergleich

Da wollen wir hin ...

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Nazir bittet mich, nach vorn zu kommen und einfach nur auf die Straße zu schauen. Und nicht immer den Abhang hinunter.
Auch gibt er sich ab nun Mühe und fährt auf der rechteren Seite. Also auf der falschen Seite. Wobei... bei der Breite ist es aus meiner Sicht e-wurscht!

Die weitere Fahrt tue ich das, was mir gesagt wurde: auf die Straße gucken.
Gut nach oben darf ich auch noch schauen.
Ich sehe die fette Schneedecke. Und aus ihr ragen extreme Spitzen.
Sieht einfach mal sensationell aus.

Spannend wird es immer dann, wenn wir wieder Gegenverkehr bekommen. Nicht nur wie bisher ein anderes Auto oder ein Motorrad. Nein. Ein LKW. Und ich frage mich, wie das gehen soll.
Und es geht. Langsam und sogar sicher.

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Und ab und zu gibt es den prüfenden Blick nach unten.
Es tut gut zu sehen, wie viel von der Strecke schon geschafft ist.

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Wir kommen an die erste Kontrollstelle. South Pullu.
4.600 Meter Höhe.
Hier dürfen wir nur mit einem Permit weiter. Das hat Nico für uns schon besorgt. Während Nazir die Formalitäten erledigt, nutzen wir die Zeit, um die Toilette aufzusuchen. Die ist etwa 50 Meter von uns entfernt. Einen kleinen Abhang runter mit einer Höhendifferenz von nicht mehr als 20 Metern.
Ich laufe wie auf Wolken.
Die Toilettenhäuschen sind Steinhäuser. Darin ein Loch im Boden. Der Rand ist nicht definiert. Das Loch kann nur bis zum Mittelpunkt der Erde führen!
Hier kann ich mich definitiv nicht hinhocken. Ich habe so gar keine Orientierung, so schwindelig ist mir. Der Boden unter mir schwankt. Rainer muss mir die Hand halten 😝

Die 50 Meter zurück zum Auto sind eine Herausforderung für Lunge und Herz.
Gerade als ich fast am Auto bin, macht meine Watch das typische "bing"-Geräusch: "Trainingsring geschlossen". Wow! Um diesen Ring zu Hause zu schließen, muss ich normalerweise eine halbe Stunde hart trainieren.

Kurz nach dem Check Point South Pullu. Der Scheitelpunkt des Passes ist zum Greifen nahe. Yäääh!
Doch Nazir dämpft meine Euphorie und ist ganz ehrlich. Er sagt, es seien noch 40 Minuten Fahrt notwendig.
Die Straße ist ab nun unbefestigt aber breit. Verglichen zu vorher wie eine mehrspurige Autobahn. Die Schlaglöcher sind riesig und gefüllt mit Schmelzwasser. Ziemlich große Steine auf dem Weg machen die Fahrt rumplig.

Um nicht so schnell an Höhe zu gewinnen, bitten wir Nazir immer mal wieder stehen zu bleiben. "Fotostopp" nennen wir das. Aber eigentlich wollen wir auch in Ruhe stehen, in das Tal schauen und diese sensationelle Landschaft mit ihrer unvorstellbaren Weite "begreifen".

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Es ist eine echt verrückte Straßenführung!

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Oben angekommen steigt die Stimmung. Geschafft!
Wir stehen auf dem Pass bei 5.480 Meter
Rainer kauft einen Ginger Honey Tea und für mich Massala Chai.
Und während wir versuchen aus der Luft ein bisschen Sauerstoff in die Lungen zu pumpen, rauchen all die Fahrer und Guides erst einmal eine Zigarette.

Puls: 97 BPM

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Es herrscht irgendwie Volksfeststimmung.
Am obligatorischen Markerstein, vor dem jeder Instagram-Nutzer sein Foto braucht, ist eine Schlange voller Wartenden. Jeder fotografiert jeden. Ich bekomme mehrere Smartphones in die Hand gedrückt, bevor auch wir endlich dran sind.
Später erst sehe ich, dass auf dem Stein nicht einmal die Höhe vermerkt ist!

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Und wem es hier oben noch nicht hoch genug ist, der kann noch die höher gelegene Khardung La Gompa besuchen.

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Nach etwa einer knappen halben Stunde geht es auf der anderen Seite des Passes wieder runter. Wenige Meter später bleiben wir wieder stehen. Nazir will uns die Dicke der Schneedecke zeigen.

Blick in das Khardung Valley.
Jetzt geht es nur noch bergab.

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Es folgt eine gewisse Erleichterungsphase. Und Müdigkeit stellt sich ein.
Ich fühle mich leicht und werde immer müder. Nicht so eine Bettschwere, sondern leicht und müde. Scheinen die Folgen des Sauerstoffmangels zu sein.
Ich muss an eine Reportage vom Aufstieg auf den höchsten Berg der Welt denken. Ein Australier, der kurz vor dem Ziel müde ist und seine Familie anruft. Er sagt, er sei müde und kommt nicht mehr wieder. Denn er muss schlafen. Er ist eingeschlafen. Für immer. Keiner konnte ihn wachhalten. So leicht muss es sich also anfühlen, wenn der Sauerstoff zu wenig wird.

Wir erreichen den North Pullu. Die andere Permit-Kontrollstelle sozusagen.
Wieder ist ein Toiletten-gang nötig. Die Nieren arbeiten eben auch auf Höchstleistung. Diese Toiletten haben wenigstens so eine Porzellanrinne.

Die Landschaft wird interessant und mir geht es immer besser. Rainer dagegen bekommt Kopfschmerzen. Ist ja mal etwas ganz Seltenes, dass es mir besser geht als Rainer.

Die Schneedecke ist weg und karge Landschaft dominiert. Riesige Abbruchkanten. Und da wo sich die tiefsten Stellen zweier Hänge begegnen, das Wasser das Land dauerbewässert, ist es grün. Unglaublich!

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Khardung, der Namensgeber des Passes, ist das erste Dorf, das wir von oben kommend erreichen. Wir befinden uns hier auf knapp 4.000 Meter. Diese saftig grüne Oase wirkt vollkommen unwirklich. Grüne Terrassen, meter-hohe Pappeln und dazwischen Häuser.
Das muss ich mir genauer anschauen und bitte um einen Fotostopp.
Vollkommen euphorisch gehe ich einen Abhang runter, um das Dorf mit der Kamera einzufangen. Auf der anderen Seite ist diese Abbruchkante, die diese markante Form hat. Ähnlich wie die an dieser Scenic Road von gestern Abend. Oder der in den in Anza Borrego Badlands. Dort nennen sie das Elephants Knees. Nur sind die in den USA wie eine Miniaturausgabe dessen, was wir hier sehen.

Rainer folgt mir und fragt mich ganz entsetzt, wie ich den Hang wieder hochlaufen will.
"Normal" sage ich und trete den Rückweg an.
"Grundlose Euphorie" ist ein Merkmal der Höhenkrankheit 1.Grades.
Ok. Das ist mir doch lieber als Kopfschmerzen 😎

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Bis wir das Nubra Valley erreichen, vergeht noch 'ne ganze Weile.
Sprachlos über diese grandiose Landschaft, über diese farbigen Steine und Sandflächen. Teilweise sehen sie aus, als wäre da eine hauchdünne Goldfläche drüber. Oder Kupfer. Oder aber auch flüssige Türkise. Ich weiß. Das gibt es nicht. Aber das sind die Farben die dominieren.

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Da müsste das Nubra Valley sein ...

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Dann begegnen wir einem Militär-LKW-Konvoi. Die kommen uns aus dem Nubra Valley entgegen. Nazir fährt unser Auto in eine Parktasche. So dass die 13 LKW's passieren können. Sie nehmen tatsächlich die gesamte Breite der Straße ein.

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# Nubra Valley

Höhe: durchschnittlich 3.200 Meter

Der ursprüngliche Name dieser Region Nubra war Ldumra.
Die Bedeutung von Ldumra ist "Tal der Blumen".

Geografisch wird das Nubra Valley durch die zwei Flüsse Nubra River, der aus dem Siachen-Gletscher entsteht, im nördlichen Valley und den Shiyok River im südlichen Valley definiert. Im Mündungsdelta bei Diskit und Hundar fließt der Nubra in den Shiyok. Das Tehsil (verwaltungstechnisch einem Bezirk untergeordnete Einheit) Nubra grenzt im Osten an China und im Westen an Pakistan.
Das zur Info.

Nach einer landschaftlich so wunderbaren Fahrt entlang der Khardung La Road nimmt der Zauber und Faszination kein Ende.
Das Nubra Valley sieht genauso aus, wie ich das auf all den Fotos im Netz gesehen habe.
Das Wasser wechselt zwischen hellem Aquamarin und Türkis auf hellem Sand. Nicht Weiß. Aber hell. Es ist unvorstellbar weit. Gut dass in der Ferne immer mal wieder ein Lastwagen fährt, so bekommt man überhaupt die Möglichkeit für einen Vergleich und eine wage Einschätzung über die Größe.
Da fällt mir nur eins ein: Gigantisch!

Hier werden wir drei Nächte bleiben.
Genug - oder hoffentlich genug - Zeit, um das Tal ein wenig kennenzulernen.

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# Diskit Monastery & Maitreya Buddha Statue

Höhe: 3.142 Meter

Der sitzende 32 Meter hohe Maitreya Buddha wacht über das Tal. Die Diskit Monastery ist das wichtigste Kloster im Nubra Valley. Und tatsächlich hat er einen einmaligen und omnipräsenten Sitz.
Der Eintritt kostet 60 INR pro Person, das sind umgerechnet 77 Cent (Stand Juni2019)

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Zuerst gehen wir selbstverständlich auf die Plattform, um dem Buddha in die Augen zu sehen. Es ist schwierig ihn in voller Größe ohne einen Weitwinkel aufs Bild zu bekommen.
Doch noch schwieriger ist es, ihn ohne Menschen zu fotografieren. Obwohl es hier nur eine Handvoll Besucher gibt, bringen vier Personen alle anderen zum Warten. Zum ersten Mal werden mir Inder unsympathisch. Sie posieren in allen möglichen Bollywood-Verrenkungen und denken nicht einmal den Platz freizugeben. Bis jemandem der Kragen platzt und irgendetwas sagt.

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Die Diskit Gompa ist mit etwas über 570 Jahren das älteste Kloster im Nubra Valley. Etwa 80 Mönche leben hier.
Es untersteht dem Hauptkloster in Thiksey.
Das Kloster ist vor kurzem vollkommen von tschechischen Restauratoren renoviert worden.

Bis zum Kloster ist es nicht weit. Aber wie alle anderen, werden auch wir gefahren. Es dauert etwa fünf Minuten.
Die Gebäude des Klosters sind an eine Steilwand gepappt. Ähnlich wie schon Spituk Gompa.
Es ist extrem beschwerlich die Treppen hochzusteigen.
Rainer gibt auf. Ich gehe weiter. Soweit ich kann. Immer etwa fünf Treppen. Dann Pause. Luft holen. Und dann wieder fünf Treppen. Bis zum Gipfel schaffe ich es dann doch nicht.
Aber der Wille war da.

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Die Maitreya Buddha Statue ist im gesamten Nubra Valley omnipräsent.

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Indian Food Palak Paneer, Butter Paneer Masala in Diskit,Nubra Valley,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Im Dorf essen wir Lunch in einem kleinen Restaurant, das wir - ganz ohne einen Einheimischen - vielleicht nie aufgesucht hätten.
Eigentlich sind wir gar nicht hungrig. Aber wir lassen uns auf Nazirs Vorschlag ein. Schließlich hatte er eine anstrengende Fahrt hinter sich. Und zwar hinter dem Lenkrad und nicht wie wir als Reisende.
Wir laden ihn ein. Aber die Sprachbarriere ist groß und er fühlt sich offensichtlich nicht wohl dabei, mit uns wartend auf die Speisen am Tisch zu sitzen ohne dass eine wirkliche Konversation entsteht. Schade eigentlich.
Das Palak Paneer und das Butter Massala Paneer schmecken oberlecker. Und vom Naan kann ich nicht genug kriegen. Am liebsten würde ich den Rest noch mitnehmen. Wir zahlen gerade einmal 400 INR, was etwa 5 Euro entspricht (Stand Juli 2019).

Von Diskit bis zu unserem Hotel, dem Stone Hedge in Hundar, sind es nicht einmal zehn Kilometer. Doch die Straße ist eng und in schlechtem Zustand. Es dauert etwa eine Stunde bis wir endlich einchecken können.
Nazir schlägt uns vor, am Abend zum Sand Dunes Festival zu fahren. Das alljährliche Fest findet heute und morgen statt. Wir sagen zu. Aber erst einmal brauchen wir eine Pause.

Die Lobby des Hotels ist modern. Wirkt aber etwas kalt und irgendwie unfertig.
Die Rezidame spricht ein hervorragendes und akzentfreies Englisch.
Erst müssen wir die Pässe vorlegen, dann das Visa, dann noch irgendwelche anderen Infos nennen. Telefonnummer des Fahrers nennen, seinen Namen. Nazir - und wie weiter?
Zwischendrin reicht uns jemand einen Fruchtsaft.
Unbestritten. Sie sind alle sehr nett und höflich.
Sie erklärt uns weiterhin, wann es Frühstück und wann es Dinner gibt. "Electricity is an issue in Nubra Valley" sagt sie. Das Wifi ist auch dem Zufall überlassen. Und auch die Stromversorgung. Allerdings hat das Hotel einen Generator und man kann es deshalb etwas abpuffern.
Die Informationsflut nimmt kein Ende!
Es folgen Zahlen: "Denn zwischen 11 und 5 und morgens und abends..."
Ich höre nur noch 11 und 5 und 5 und 11. Kann das Gehörte nicht mehr verarbeiten. Speicherplatte voll! Rainer fragt mich: "Hast Du das verstanden?" Ja, verstanden ja. Aber kann nix mehr wiedergeben.
Mir geht nur noch ein Gedanke durch den Kopf: Wo ist das Bett???

Das Zimmer ist super elegant. Neu und modern. Sehr weitläufig. Es gibt auch einen Balkon.
Bis die Koffer kommen, machen wir einige Aufnahmen. Und dann ist finito.

Stone Hedge Hundar,Nubra Valley,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de
Stone Hedge Hundar,Nubra Valley,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de
Stone Hedge Hundar,Nubra Valley,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Wir schlafen tief und fest. Anderthalb Stunden.
Bis... Ja, bis ich vom Türknallen im Flur wach werde. Eine Familie streitet oder redet im Flur so laut, dass Schlafen unmöglich ist. Ich reiße die Tür auf und bin ganz schockiert. Eine indische Familie. Inder habe ich bisher nur als nett unauffällig und leise erlebt. Das grenzt ja an chinesisches Verhalten!
Ich bitte sie um Ruhe. Und der Vater der Familie reagiert ganz erschrocken. Ruhe tritt ein.

Beide fühlen wir uns wie erschlagen.
Keiner hat Lust, auf dieses Fest zu gehen.
Doch nun haben wir zugesagt und machen uns fertig.

# Sand Dunes Festival

Die Fahrt bis zum Festivalort dauert etwa eine Viertelstunde.
Auf dem provisorischen Parkplatz stehen schon hunderte Autos. Viele kommen, wie wir, erst gerade an. Andere fahren wieder ab.
Ein buntes Treiben. Das Ambiente ist neu für uns. Die Müdigkeit ist verschwunden. Wir verabreden mit Nazir, dass wir in einer Stunde wieder abfahrbereit am Auto sein werden. Er ist verwundert. "In einer Stunde schon?"
Es hat den Anschein, dass er etwas enttäuscht ist.

So richtig können wir nicht deuten, wo hier das eigentliche Fest stattfindet.
Unter Schirmen stehen Tische und um jeden Tisch etwa 15 oder gar 20 Männer. Manche stehen sogar auf einem Nebentisch, um alles zu sehen. Doch was machen die da? Die Männer stehen ganz eng aneinander.

Hm. Meine Fantasie kriegt Flügel und ich stelle mir gerade vor, dass sie da bestimmt alte Playboys mit nackten Frauen anstieren.
Ich drängele mich durch und sehe: Sie spielen Karten oder mit Würfeln. Und das gegen Geld!
Und von diesen Tischen gibt es einige. Das ist also Festival auf Ladakhi 😂

Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de
Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Eine Oma nebst Enkelin kommen uns entgegen.
Ich frage sie, ob ich fotografieren darf. Und sie hat kein Problem damit. Im Gegenteil. Sie tritt sogar zur Seite. Offensichtlich ist sie sogar stolz darauf. Klar. Ich bin ja auch Oma. Ich weiß wie das ist 😉

Dieses Mädchen ist besonders interessant. Denn offensichtlich ist sie Indo-Arierin. Arier sind übrigens ein Urvolk aus dem indisch-persischen Raum, aus dem Iran, Afghanistan, Pakistan und Indien.
Mit ihrem Aussehen sticht sie deutlich vom Aussehen der anderen Kinder ab.
Ihre Haare sind sehr hell und fast blond und die Augen grün-braun.
Indo-Aryan People leben unter anderem hier im Nordwesten Ladakhs, wie auch hier am Ende des Shyok Valleys.

Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Wir sehen uns weiter um.
Harte Gehölze der Wachholdersträucher dienen als Befestigung für Decken, die als Wände fungieren. Frauen bereiten dort verschiedene Speisen zu, die gegenüber verkauft werden. Nicht etwa in Kiosken. Wieder dienen große Decken als Abtrennung. Und in einem solchen Bereich sind Decken auf dem Boden. Kissen dienen als Sitzgelegenheit. Auf kleinen Pappschildern steht das Angebot eines jeden Zeltes. Die Preise sind lächerlich niedrig.
Schade. Wir sind noch vom Lunch pappesatt. Die Frauen sind alle ganz freundlich und wir dürfen auch fotografieren.

Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de
Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Einst gehörte Nubra zu den kamelberittenen Karawanenstraßen die China mit Persien verband. Grenzstreitigkeiten in den 1950er Jahren führten zur Schließung der Straßen. Die im Nubra Valley lebenden Kamele sind schlichtweg zurückgelassene Überbleibsel aus diesen Zeiten. Es blieben damals zwar weniger als ein Dutzend dieser Kamele im Tal, aber sie konnten sich aufgrund ihrer Fähigkeit, auch unter extremen Temperaturen zu überleben, vermehren. Heute sind die zweihöckrigen Kamele im Nubra Valley eine touristische Attraktion. Es werden Kamelausritte und Safaris angeboten.

Zuletzt geht's noch zu den Dünen, wo zig Kamele sitzen.
Die nächste Kameltour findet in einer halben Stunde statt. Zeit genug um sich die Tiere genauer anzuschauen. Leider habe ich meinen Fotoapparat nicht mit. Mein Smartphone muss herhalten.

Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de
Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de
Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Als die Karawane eine gewisse Entfernung hat, ist die schiere Größe des Nubra Valleys zu erkennen. Die hinter den Bergen verschwindende Sonne zaubert in den letzten Minuten ein wunderbares Ambiente.

Sand Dunes Festival in Nubra Valley, July 2019,Ladakh,Himalaya,Indien,born4travel.de

Kurz nach halb sieben lassen wir uns ins Hotel bringen. Unser Fahrer verabschiedet sich und will wieder zum Festival zurück.
Inzwischen gab es wohl Strom. Denn die Batterie meiner Kamera ist vollgeladen. Jetzt noch schnell Handys und Watches ranhängen. Denn sollte der Strom nicht wieder um 11pm abgeschaltet werden?

Das Dinner ist frei aus der Karte wählbar. Aber uns beiden hängt das Essen vom Mittag noch wie ein Klumpen im Bauch. Wir essen ein Nudelgericht mit Ei und Hühnchen. Rainer wählt zusätzlich noch ein scharfes Paneer-Gericht.
Es schmeckt ganz gut. Aber irgendwie war der Tag zu anstrengend, um es zu genießen.
Der Kellner bietet uns noch eine Nachspeise an.
Aber wir lehnen ab.
"Or hard drinks?"
Was ist das denn?
"Beer or Wine." Nein danke. Auch das geht heute nicht mehr.

Auf der Terrasse des Hotels gibt es ein Lagerfeuer und Menschen tanzen und haben Spaß. Erst befürchten wir, dass wir von diesem Lärm nicht schlafen werden können.
Aber wir irren. Punkt zehn ist Ruhe. Ein Glück!