Buffer Day - Wenn es in Ladakh regnet
Der Wecker am Smartphone klingelt schon um halb Sechs.
Die superharte Matratze war wesentlich besser als befürchtet. Vielleicht sollte ich immer so
hart schlafen?
Das Aufstehen zu so früher Stunde fällt einfach mal schwer.
Noch schwerer fällt der Gang zur Außentoilette. Da darf ich gar nicht daran denken!
Katzenwäsche muss ausreichen! Mehr Pflege ist nicht drin.
Rainer duscht nicht einmal. Und das hat schon viel zu sagen. Normalerweise vergeht kein Tag ohne
eine Dusche!
Noch mehr macht uns der Blick zum Himmel Sorgen. Denn es ist stark bewölkt und kühl ist es auch noch.
Heute stand eine Rafting Tour auf dem Zanskar River auf dem Plan. Aber bei dem Wetter?
Erst einmal gehen wir zur Pooja, der Messe im Kloster, die tagtäglich und zwar das ganze Jahr über stattfindet.
Die Pooja ist öffentlich und Besucher sind willkommen.
Hundert Mönche sitzen betend und murmeln das Om Mani Padme und wir werden teilnehmen.
So ist der Plan.
Auf der Terrasse vor dem Guesthouse treffen wir den Betreiber des Restaurants und fragen ihn wo genau,
also in welchem dieser Räume im Kloster die Pooja stattfindet.
Doch sein Englisch ist grottenschlecht
und so verstehen wir nicht, was er uns sagen will.
Egal. Wir werden das schon finden.
Oben am Innenhof angekommen, ist von den prophezeiten Besuchern nichts zusehen.
Sind wir etwa zu spät?
Wir schauen in verschiedene Räume. Aber nirgends können wir die 100 betenden Mönche sehen.
Ein Ehepaar kommt uns entgegen. Wir fragen wo die Pooja stattfindet. Aber auch sie können
diese nicht finden.
Aus der oberen Etage hört man so etwas wie ein Gebet.
Oben angekommen öffnen wir die Tür zum verrußten Gokhang.
Ein Mönch und etwa fünfzehn westliche Touristen sitzen mit geschlossenen Augen auf dem Boden
und folgen dem Gebet des Mönches.
Hm. Wir sind irritiert.
Draußen fragen wir einen Ladakhi, wo denn diese Pooja stattfindet.
"Das ist die Pooja"
"Niemals. Das sollen doch 100 Mönche sein." In diesen Raum passen vielleicht 30 Personen rein.
"Ach ja. Das meint Ihr. Die Pooja fällt heute und morgen aus. Alle Mönche weilen heute
und morgen in der Hemis Gompa.
Die Enttäuschung ist groß. Habe ich mich doch so auf diese Zeremonie gefreut!
Also trotten wir zurück, vorbei an der riesigen Gebetsmühle. Ich drehe ein paar Runden
und hoffe auf besseres Wetter.
Wie es aussieht gehen diese Wünsche nicht sofort in Erfüllung. Denn zu allem Überfluss fängt es
jetzt auch noch stark zu regnen an.
Im Restaurant lassen wir Nico anrufen. Doch der schläft vermutlich noch.
Frühstück gibt es auch noch nicht. Das wird erst gegen 8 Uhr serviert.
Wir warten auf der Terrasse auf Nico's Rückruf.
Es ist kalt und ungemütlich.
Heute ist nicht unser Tag. Alles läuft irgendwie schief.
Bei dem Regen wollen wir auch nicht raften.
Nico ruft etwa eine Viertelstunde später zurück.
Er hat das Rafting-Unternehmen schon angerufen und die Reservierung storniert. Gut.
Wir teilen ihm mit, dass auch die Pooja nicht stattgefunden hat. Und dass wir hier sitzen
und nicht wissen, was wir machen sollen. Denn Nazir übernachtet heute zu Hause, in Choglamsar.
Für ihn ist es ein Katzensprung bis hierher.
Es tut ihm ganz offensichtlich leid, dass wir hier extra übernachtet haben, um ganz früh schon
an der Zeremonie dabei sein zu können. Und nun fällt diese auch noch aus. Er überlegt ganz kurz und
meint, dass wir vielleicht an der Pooja in der Matho Gompa
teilnehmen könnten. Die beginnt um 9 Uhr. Doch er muss erst klären, ob Besucher willkommen sind und wir dabei sein dürfen.
Nico verspricht uns zurückzurufen.
Und so warten und warten und warten wir. Wir können hier nicht weg, weil die Telefongespräche
immer am Telefon des Restaurants stattfinden. Warum auch immer - Nico ruft nicht zurück.
Nach einer Weile sind wir vollkommen durchgefroren und entscheiden, wieder schlafen zu gehen.
Gegen 9 Uhr frühstücken wir. Der Restaurantbesitzer kommt wortlos zu mir und übergibt
mir sein Telefon. Nico ist dran. Die Pooja fand schon 8 Uhr statt. Aber wir waren nicht mehr erreichbar.
Ok. Heute ist einfach der Wurm drin!
Halb 10 ist dann auch Nazir da, um uns zurück ins Camp zu bringen.
Thiksey mochte uns nicht. Schade.
Wanddekoration im Flur des Thiksey Gompa Guesthouses
Auf dem Rückweg machen wir aus der Ferne noch aus, wo das Guesthouse in diesem Konglomerat
an Häusern des Klosters ist. Und dann finden wir auch unser Zimmer. Letztendlich war die Entscheidung hier zu
übernachten eine tolle Sache. Würden wir auch immer wieder so machen.
Dann geht es Richtung Indus River Camp,
wo wir für eine Nacht sein werden, bevor es zum nächsten Abenteuer gehen wird.
Somit sind alle Highlights des Tages sprichwörtlich ins Wasser gefallen.
Ich bitte Nazir einen kleinen Umweg zu fahren, um einen Shop für Mani-Steine auszumachen.
Im Reiseführer gibt es eine wage Beschreibung. Ohne Straßenangabe. Ich gehe davon aus, dass
Nazir, der hier kundig ist, den Laden kennt. Aber das tut er nicht.
Er fragt sich in Choglamsar durch. Fragt andere Fahrer. Er wird auch nicht müde alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
Wir fahren kleine Seitenstraßen ab. Aber wir finden es nicht!
Das Auto zu verlassen heißt sich dem strömenden Regen aussetzen zu müssen!
Und eigentlich will ich schon aufgeben. Aber Nazir lässt nicht locker.
Nach vielen Versuchen finden wir die entsprechende Straße. Er fragt sich dann weiter durch
bis er den Shop ausmachen kann. Alleine hätten wir den niemals gefunden.
Denn der "Shop" ist eigentlich eine
Werkstatt auf einem Grundstück hinter einem Tor.
Es schüttet nach wie vor.
Wir schauen uns auf dem Hof um. Die Werkstatt ist ein Platz unter einem Stoffdach.
Eine Frau sitzt eingemummelt, wie das auch die Frauen, die als Straßenarbeiter tätig sind, tun.
Was sie da macht, sieht fantastisch aus. Aber so einen großen Stein will ich dann auch nicht mitnehmen.
Einige Steine, die mir gefallen hätten, sind schon verkauft oder werden im Auftrag angefertigt.
Hm.
Sie zeigt uns kleinere Steine. Das ist mir schon echt unangenehm. Aber die sind mir wiederum echt zu klein.
Ich suche in einer Kiste nach einem Stein von etwa 15 oder 20 Zentimetern. Aber es ist kein solcher Mani Stone dabei.
Ok. Einen Versuch war es wert.
Wir fahren ins Camp.
Die Mädels - Gittika und Shrivalli - und Nico wollen hören, wie die letzten Tage waren.
Wie das neue Hotel in Hundar, das
Stone Hedge Hotel war.
Wie wir den Khardung La erlebt haben.
Und wie der gestrige, der Wari La war. Den fährt sonst nie jemand.
Fragen über Fragen.
Wir nehmen eine schönen heißen Tee und dann geht es ab ins Zelt.
Uns wird ein anderes Zelt als noch vor drei Tagen, zugewiesen. Viel näher am Indus River.
Und dieses Zelt hat auch nicht das aufdringliche Blümchenmuster. Sondern beruhigendes Beige.
Anschließend muss ich erst einmal heiß duschen. Die feuchte Kälte spürt man ja fast bis
auf die Knochen.
Doch was ist mit dem schönen, gletscherfarbenen und vollkommen klaren Indus River passiert?
Der ist während unserer Abwesenheit so milchig gelb-grün geworden.
Es ist momentan ungewöhnlich warm. In den Bergen schmilzt der Schnee und es kommt viel mehr Schmelzwasser runter. Das hat
den Wasserstand stark erhöht. Der Indus hat so viel an Stärke dazu gewonnen, dass
Unmengen an Geröll und Feinsedimente mitgeführt werden und der Fluss während unserer
Abwesenheit von klar auf schlammig umgeschlagen ist.
Der Tag wird ein ruhiger Tag.
Wir nehmen ein Lunch, gehen etwas spazieren, machen Mittagsschlaf.
Am Nachmittag löst sich die dicke Bewölkung auf.
Zu spät für die heutigen Aktivitäten, die wir in diesem Urlaub nicht mehr unterbringen können. Wie schade!
Doch ein Ruhetag tut wiederum auch gut.
Schließlich sind wir im Urlaub
Das Dinner, das Mary und die Küchenhilfen heute gekocht haben, ist ganz nach meinem
Geschmack.
Es gibt unter anderem
Aloo Gobi,
Blumenkohlcurry mit Kartoffeln
und Dhal das sind Linsen
auf indische Art.
(Rezept und Zubereitung auf meinem Blog)
Nach dem Abendbrot besprechen wir mit Nico die morgen beginnende Tour.
Wir werden nur zwei Nächte wegbleiben. Aber drei mit Attraktionen vollgefüllte Tage haben.
Die Reise wird uns in den nordwestlichen Teil des Indus Valley bringen.
Und so sieht unser Spickzettel aus: