Zurück auf Anfang
Die Red Feather Lakes enttäuschen Niemanden, der sehr viel Zeit hat und dem etwas
Herausforderung zu wider ist. Der einfach nur seine Ruhe haben will.
Manche nennen das Urlaub. Mir ist das zu langweilig. Eine Art träges "in den Tag hineinleben".
Die Ruhe und die Trägheit hat auch 'was Gutes: Wir schlafen aus!
Und zwar so lange, dass bis zum Auschecken nur noch eine
Stunde bleibt.
Gut, dass ich schon gestern das meiste zusammengepackt habe. So reicht die wenige übrig gebliebene Zeit
bis zum Auschecken um Elf Uhr gerade so aus, um doch noch ein Frühstück mit allem Drum und Dran zuzubereiten.
Die letzten Tätigkeiten, also die Bank auf den Ursprungsort zurückgestellt, Koffer
in das Auto gehievt, werden zwischendurch gemacht.
Punkt Elf Uhr sind wir zur Abreise bereit.
Es gibt noch ein Vater-Sohn-Abschiedsbild und dann düst jeder mit seinem Auto zurück nach Morrison.
Unser Weg führt nochmals durch den Ort Red Feather Lakes.
Wo Frank abgeblieben ist? Keine Ahnung. Uns ist gar nicht bewusst, dass die Gegend so viel
hergibt, dass man sich innerhalb von Minuten aus den Augen verliert.
Das Seen Areal verlassen wir über die W Country Rd. 74e.
Und nur weil Google Maps meint, dass die Red Feather Lake Road schneller zum Ziel
führt, fügen wir uns. Eigentlich wäre ich lieber die wunderbare CO-14 bis hinter Fort Collins
gefahren. Zugegeben kann deren Straßenbeschaffenheit mit der frisch asphaltierten
Red Feather Lake Road nicht mithalten.
Schwebend geht es gen Osten.
Bis... ja, bis eine Baustelle uns aufhält. Über zwanzig Minuten lang!
Der blaue Subaru steht einige Autos hinter uns. Aussteigen wäre zu trivial.
Deshalb vertreiben wir uns die Zeit mit telefonieren.
Technik die begeistert eben.
Fort Collins umfahren wir großzügig.
Ursprünglich stand eine Stippvisite des Ortes auf dem Plan.
"Fort Collins ist bekannt für seine historische Innenstadt. Da gibt es bestimmt auch eine Festung.
Wollen wir?"
Erleichtert darüber, dass auch Rainers Interesse momentan gegen Null tendiert, fahren wir weiter.
Im Rückspiegel ist Frankis blauer Blitz nicht zu übersehen.
Wir fragen uns gerade, welche Tour er gefahren ist, dass er uns erst jetzt auf dem I-25 tangiert und
dann aus dem Sichtfeld verschwindet.
In den letzten zwei Tagen sind wir wirklich runtergefahren. Das merke sogar ich. Erst suche ich ein geeignetes Shoppingcenter auf der Strecke aus, frage mich dann aber: Was soll ich da? Was will ich kaufen? Was brauchen wir noch? Letztendlich fahren wir weiter gen Süden, füllen den fast leer gefahrenen Tank für 3.74 USD pro Gallone auf und nehmen den letzten Walmart, um noch meinen Lieblingstee für zu Hause zu kaufen.
Kurz nach 14 Uhr parken wir vor Frankis Haus ein.
Er erwartet uns schon. Noah, der vollkommen ungezogene Rüpel von Hund,
ist schon in "Sicherheitsverwahrung" auf dem Patio. Das ermöglicht uns ein ruhiges Kaffeetrinken auf der Terrasse.
Francesca wird gerade aus dem Kindergarten geholt. Der Nachmittag gehört ihr.
Abends fahren wir zu dritt ins Texas Roadhouse.
Heute ist Freitag. Nicht nur dass der Parkplatz knacke voll ist, wir müssen 25 Minuten
auf einen Tisch warten. Und das - aus meiner Sicht - in der Muschpokei südlich von Denver.
Als wir endlich den Tisch zugewiesen bekommen, ist das Warten vergessen.
Zum Abschied gibt es eine Bloomin'Onion und ein Filet. Wie immer: Superlecker!
Abends sitzen wir noch sehr lange auf der Terrasse und labern. Auch über das Erlebte.
Beim Revuepassieren wird uns noch einmal bewusst: Was haben wir nicht alles erlebt!
Und das in nur netto 13 Tagen. So viele verschiedene Seiten von Colorado.
Viel grüne Natur, eine etwas dramatische Passüberquerung und dann die Entdeckung Colorados roter Seite.
Eine Wertung? Unmöglich!
Ich würde alles nochmals genauso wieder machen.
Zu guter Letzt sehe ich in meiner Fotoklatte, in der sich alle Fotos für diesen Bericht zusammenfinden, dieses Foto. Keine Ahnung wo beziehungsweise an welchem Tag meines Berichtes ich vergessen habe, diese Blume zu posten. Ich finde, es wäre zu schade, es deshalb in den Papierkorb zu schieben.
Gefahrene Strecke: 143 Meilen = 230 Kilometer
# Time to say goodbye
Es kommt, wie es kommen muss: Der letzte Tag - oder besser gesagt, der letzte Vormittag ist gekommen. Dem Frühstück folgt der große Abschied. Und Mutti - da bin ich ganz stolz darauf - kommt ohne Tränen durch diese Phase. In der Hoffnung uns in sechs oder zwölf Monaten wieder persönlich zu sehen, winken wir den Dreien und dann geht es auf den fast leeren Straßen Richtung Denver International Airport.
45 Minuten später erreichen wir den Alamo Rental Return.
Jetzt fix noch die gefahrenen Kilometer in mein Reisebüchlein notieren.
Gefahrene Strecke: 32 Meilen = 51.5 Kilometer
eintragen, um anschließend unserem Tahoe Lebewohl zu sagen.
Gut hat er uns gefahren. Auch auf schwierigen Streckenabschnitten. Das trotz der fortgeschrittenen gefahrenen Meilen bei der Übernahme.
Bilanz: 3.377 Kilometer in knapp zwei Wochen
Das Einchecken ist easy und kommt uns beiden so vor, als wenn wir gerade vor Kurzen hier eingecheckt hätten.
Stimmt ja auch. Im Dezember und im Januar. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich bautechnisch noch nicht viel getan hat.
Ob es bis zu unserem nächsten Besuch fertig sein wird?
An der Sicherheitskontrolle stehen dicht gedrängt viele, viele Passagiere. Das stört uns aber nicht. Wir wissen, wie wir ohne Anstehen
ganz fix durch kommen.
Kurz zuvor setze ich meine Maske auf. Zwei Wochen hatte ich keine auf. Und nur der Gedanke, dass
wohl Deutschland das letzte Land dieser Welt mit dieser Auflage ist, erinnere ich mich und fühle mich ganz ohne wirklich unsafe.
Auch die Lounge ist immer noch mit dem Umbau beschäftigt.
Am Eingang erhalten wir deshalb ein paar Voucher für... Ja wofür eigentlich?
"Ich dachte alle, die hier sitzen, sind Businessflieger."
"Sie hätten eigentlich Zugang zur Polaris Lounge. Und die ist geschlossen. Wegen Umbauarbeiten"
Ah ok. Hätten wir doch im Januar auch schon gehabt. Oder? Egal.
Wir stoßen mit Champagner auf den Urlaub an. Mit einem echten Champagner.
Und den gibt es nur mit diesem Voucher. Ok. Was für ein Wahnsinnvorteil 😉
Unser Flieger steht schon da. Ein Dreamliner.
Am Einstieg gibt es für alle, die keine Maske haben, eine Maske. Mehrfach hören wir über den Lautsprecher, dass
wir gesetzlich verpflichtet sind, eine zu tragen. Und das, weil das Ziel Deutschland ist.
Wir haben absolut kein Problem damit, nur stellt sich die Frage warum - wenn man nach Deutschland einreist -
die Verpflichtung schon beim Einsteigen besteht.
Waren wir beim Einsteigen auf dem Hinflug eine Rarität mit unseren Masken, tragen nun auch alle Flugbegleiter eine solche. Und jeder, der die Ansage ignoriert, wird aufgefordert einen Mundschutz zu tragen.
Während ich noch mit Sondieren meines Gepäcks beschäftigt bin, sitz Rainer schon 1A angeschnallt auf seinem Sitz. Wir sitzen etwas weiter vorn als auf dem Hinflug. Ansonsten ist alles identisch.
Verabschiedung unseres Fliegers:
Die Speisekarte liest sich ganz gut.
Die Speisen selbst sind durchschnittlich. Die Darreichung und die Qualität - und ich werde nicht müde, es immer wieder zu betonen -
kann die bei der Lufthansa bei Weitem nicht erreichen.
Überpünktlich setzen wir in Frankfurt auf.
Die Zeit bis zum nächsten Flug reicht dennoch gerade so aus, um einen Cappuccino zu trinken und
die gepflegte Toilette in der Lounge zu nutzen.
Im nächsten Flieger sitzend sehe ich im Vorbeifahren einen Dreamliner von United.
Kurzer Check der Nummer am Body: Ja es ist unsere. Beziehungsweise war unsere.
Mittagssnack bei Lufthansa auf dem kurzen Flug von Frankfurt nach Berlin.
Und es gehört zu den Buch'schen Gesetzen, dass wir nicht nur auf dem ersten sondern auch auf dem letzten Flug mit einem Prickelwasser auf den gelungenen Urlaub anstoßen.
Berlin hat uns wieder.
Und wann geht es in den nächsten Urlaub?
Das war unser "Colorado off the beaten path".