Unaweep Tabeguache Scenic Byways - zwischen MM 62.3 und MM 81.5
Kann der Tag gemütlicher anfangen, als mit einem morgendlichen, doppelten Cappuccino
im Bett?
Nein! Fühlt sich nicht nur an wie Urlaub - es ist Urlaub.
Während Rainer das Frühstück draußen am Grill zubereitet, surfe ich noch etwas und versuche
ein paar Highlights für den heutigen Tag zu finden. Ein paar Offroad-Strecken wären nicht schlecht.
Auch ein paar mehr Infos über Uravan. Fündig werde ich nicht wirklich.
Außerdem steht das Frühstück schon fertig auf dem kleinen Tisch unserer Veranda.
Es gibt alles was Cowboys brauchen. Also SUV-Cowboys. Früher wäre ja
Metallgeschirr etwas für arme Leute gewesen. Aber stilsicher wie die gesamte Unterkunft
ist, ist dieses Geschirr wertig. Kein Kratzer, keine Abplatzungen.
Über das Wetter kann man auch nicht meckern. Es ist sonnig bei 27°C.
Einfach nur schön hier. So schön, dass ich Rainer gar nicht erst frage, sondern
dieses Mal fest bestimme den Aufenthalt hier zu verlängern. Von drei auf vier Nächte.
In der Rezi ist eine Mitarbeiterin. Sie schaut auf ihren Plan und sagt gleich zu.
Jetzt muss ich das nur noch mit der nächsten Unterkunft klären.
Ich schreibe die nächste Unterkunft an und die antworten schneller als gedacht. Sie akzeptieren ohne Aufpreis den kürzeren Aufenthalt. Super. Ich bin total happy.
11 Uhr starten wir gen Rezi, um die Verlängerung fest zu machen. Gleichzeitig kommt auch eine der Besitzerinnen, Natalie und Howard, ein Team Mitglied. Natalie sprüht vor Sympathie. Sie freut sich über unsere Verlängerung. Ich habe den Eindruck, sie fühlt sich bestätigt in der Annahme, dass Gäste hierher kommen, um einfach nur hier zu sein. Sonst kommen hierher überwiegend Gäste, die maximal ein Wochenende bleiben. Auch buchen sich hier Firmen mit ihren Teams ein. Für Schulungen oder Sonstiges. Wir gehören zu den wenigen Ausnahmen.
Wir fragen nach Kartenmaterial oder sonstigen Infos. Aber sie hat nichts Wirkliches da.
Doch dann findet sie doch eine Übersicht mit verschiedenen interessanten Punkten entlang des Unaweep Tabeguache.
Inklusive der Angabe der Milemarker (MM)
Sie fragt was wir heute planen?
"Na einmal die CO-141 hoch und runterfahren"
"Oh. Darf ich etwas empfehlen?
"Ja bitte doch."
Sie holt auch noch ihre private Map. Eine mit Reliefansicht, so dass man auch gleich sieht,
wo Tal und wo Hochebene ist. Ihr Partner zeigt uns den Verlauf der Road Y-11. Und anschließend sollen wir die CO-90
Richtung CampV fahren. Es ist ein Loop. Er zeigt uns die ganze Tour auf der Karte.
Wir schwatzen ihr die Reliefkarte ab. Eigentlich wollen wir sie nur leihen. Aber sie schenkt sie uns letztendlich.
Als wir weiterfahren, freuen wir uns über die zufällige Begegnung. Denn mit so vielen wertvollen Infos haben wir gar nicht gerechnet.
# Unaweep Tabeguache Scenic Byway im West End
Der Unaweep Tabeguache Scenic Byway, kurz UTB, führt von Placerville im Süden über
Naturita, Gateway bis Whitewater im Norden. Letzteres ist etwas südlich von Grand Junction gelegen.
Insgesamt ist die Strecke etwa 100 Meilen lang.
Zwei Highways tragen den zusätzlichen Namen. Der Highway CO-145 und CO-141.
Die Gegend links und rechts der Straße ist übrigens als West End bekannt.
Davon gehört nichts zu einem National Park. Es gibt unendlich viele unbefestigte
Wege und Straßen, die es zu entdecken gilt.
Wegen unserer Wohnlage und der begrenzten Zeit, die wir hier bleiben, nehmen wir uns für die nächsten Tage nur den Teil entlang des Highways CO-141 vor. Und da eigentlich nur das Areal westlich des Camps.
Die Attraktionen auf dem Unaweep Tabeguache Scenic Byway lassen nicht auf sich warten.
Wir sind gerade drauf gefahren und schon sind wir begeistert und fragen uns:
Ist das jetzt wirklich Colorado?
Der gesamte Überblick in Papierform
liegt vor mir. Ziemlich viel für einen Tag. Die Frage ist, wollen wir wirklich alles sehen?
Vor lauter Begeisterung verpassen wir die erste Abfahrt.
Denn als Erstes will ich sehen, was es mit diesem einstigen Ort Uravan auf sich hat. Schon der Name
klingt nach Uran und wofür es verwendet wurde, weiß man ja bekanntlich.
MM 76 - Uravan
Colorados südwestliche Region ist reich an Carnotit. Dem Erz, aus dem Uran und Vanadium gewonnen wird, das zum ersten Mal 1899 in Uravan entdeckt wurde. Beide Elemente haben verschiedene industrielle und militärische Anwendungen. Während des Ersten Weltkriegs wurde Vanadium unter anderem als Stahlstärkelegierung verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Uran zu einem hoch geschätzten Material bei der Herstellung von Kernwaffen.
Uravans traurige Geschichte begann im Jahr 1936, als die Vanadium Corporation die Stadt gründete,
um das vorhandene Vanadiumerz in der Region zu extrahieren.
Die einstigen hier ansässigen Bergbaubetriebe, die seit 1870 aus den Canyonwänden
verschiedene Metalle extrahierten, wurden im Rahmen des Manhattan-Projekts von der US-Armee geschlossen.
Das Manhattan Engineer District (MED), später abgekürzt als Manhattan-Projekt, war die Deckbezeichnung für das Projekt,
unter dem alle Tätigkeiten der USA während des Zweiten Weltkrieges zur Entwicklung und Bau einer Atombombe
ausgeführt wurden. Die leicht radioaktiven Nebenprodukte wurden über dem Dolores Canyon neben der Mühle abgelagert.
Zwischen den Jahren 1936 und 1984 fräste das Bergbauwerk 42 Millionen Pfund Vanadium heraus, um Uran herzustellen.
Die größte Bürde der verbliebenen Orte in der Umgebung ist das Wissen, dass aus dem hier geförderten Vanadium die erste
Atombombe produziert und auf Hiroshima abgeworfen wurde.
1983 wurde ein Rückgewinnungsprojekt ins Leben gerufen. Die Fördergrube wurde geschlossen und verschüttet.
Interessanter Link
Heute erinnert ein sogenanntes Interpretive Sign an diesen Ort. (MM76)
Uravan erreicht man über die Ee-22 Road, auch LongPark Road genannt. Erst geht es über den San Miguel River und gleich anschließend recht steil nach oben.
Das ist das verschüttete Areal. Es ist untersagt es zu betreten, beziehungsweise es zum Beispiel mit einer Drohne zu überfliegen. Es sind Überwachungskameras vorhanden. Meine Fantasie reicht jedoch auch nicht aus um, einen Grund zu finden, warum ich da jetzt drauf müsste. Aber so ein Blick mit Drohni auf die exakt zweifarbig abgeteilte Fläche - wäre schon interessant. Vielleicht ist es das Zeichen für Ying und Yang?
Ganz klar dass wir - wie so oft auf dieser Reise - kein Netz haben. Unsere Karte ist zu grob. Also fahren wir so weit, bis wir gelangweilt sind, von dem was man sehen kann.
Auf der höchsten Ebene schauen wir uns um. Nicht viel los hier oben. Nur die zwei "Pilze" und ab und an Spuren von Lagerfeuern. Sicherlich ein attraktiver Platz zum Campen.
Es geht zurück Richtung Hauptstraße.
Rechterhand gucken wir auf den Hieroglyphic Canyon. Den Canyon hatte ich mir bei der Planung schon markiert.
Da soll es Hieroglyphen geben. Aber wieder einmal war meine Recherche nicht gut.
Ich dachte eher, vor Ort wird da schon irgendwo ein Flyer liegen. Mit Hinweisen und Infos.
Aber dem ist nicht so. Es ist eben keine typische Touri-Gegend.
Hieroglyphen? Weiter nördlich soll es Petroglyphen geben. Gibt es da einen Unterschied?
Gibt es.
Nachtrag nach der Reise:
Petroglyphen sind Bilder, die in Felsen geschnitzt werden, während Hieroglyphen
komplexe Schriftsysteme sind, die Bildzeichen als sprachliches Schreiben verwenden.
Unten angekommen stellen wir fest, dass es weder ein Hinweisschild gibt, noch einen
richtigen Zugang. Gut - dass es kein Hinweisschild gibt, leuchtet mir ein.
Es gibt einfach kaum Touris, die sich dafür interessieren. Und das ist auch gut so.
Aber das mit dem Zugang? Ich will hier gar nicht beschreiben, wie wir da ran gekommen sind. Das war vielleicht nicht ganz so legal.
Jedenfalls beginnt der Zugang neben der Leitplanke an der Brücke. Das Flussbett scheint schon seit Jahren ausgetrocknet
zu sein. Erst marschieren wir in die Richtung des Canyons. Doch so ganz ohne Vorbereitung
und ohne zu wissen, in wie vielen Kilometern die Hieroglyphen zu entdecken sind, ist das
weder Rainer noch mir nix. Schließlich sind wir den ersten Tag hier. Und haben eigentlich noch nichts
von den Attraktionen des UTB gesehen. Also kehren wir um.
So sieht Trockenheit aus
Weitere Impressionen von unterwegs:
MM 78.7 - The Donkey
Nächste Attraktion namens "The Donkey" entpuppt sich als tricky. Vor allem
für Leute, die nur mit halbem Ohr zuhören beziehungsweise deren Englisch nicht ganz sattelfest ist.
Der Milemarker ist schnell gefunden. Da ist nämlich ein großer Parkplatz.
Wir steigen aus und vermuten, das was wir suchen auf der gegenüberliegenden Steinwand zu finden ist.
Aber Nichts.
Zwei Frauen kommen einen Stichweg von unten. Ich frage sie nach dem Monkey. Aber davon
haben sie noch nie gehört. Anscheinend waren sie nur mit ihrem Hund Gassi. Wir suchen auch auf der
unteren Ebene - finden aber nichts. So einen aufgemalten Affen auf der Wand zu finden,
kann ja nicht so schwierig sein. Wir lesen nochmals die Beschreibung.
Alles klar. Ich habe bei Donkey an Monkey gedacht 🤦🏼♀️
Der ist natürlich auf der rechten Seite in Fahrrichtung.
Die Zeichnung ist nichts Weltbewegendes.
Hier geht es um die tiefere Bedeutung und einen stillen Protest.
Ein Bergman hat diesen Esel 1955 an die Felswand gemalt, um zu verdeutlichen, wie
die Minenarbeiter in der Mühle behandelt wurden. Die Zeichnung, die wir heute sehen können, ist nicht das Original.
Immer wieder hat man die ursprüngliche Zeichnung mit verschiedenen Farben übermalt.
Nach dieser Schlappe gucken wir uns um.
"Guck mal Rainer, da unten ist ne Straße. Können wir da nicht fahren? So mittendrin im Canyon?
"Nee. Das ist keine Straße. Das ist nur ein Trampelpfad. Da kommen wir mit unserem Tahoe nicht durch."
"Oh... Schade!"
MM 80.3 - The Confluence Of The San Miguel & Dolores Rivers Overlook
Der Outlook ist etwas für Gehfaule. Auto parken - einige Meter laufen und schon liegt einem der beste Blick, den man
von hier oben bekommen kann, vor den Füßen.
Von links kommt der San Miguel und trifft auf den Dolores River.
Bei einer Flusszusammenführung sieht man eigentlich immer
einen feinen Farbunterschied an deren Grenze. Ist aber von hier oben nicht zu sehen.
Irgendwie stört aber auch immer ein Stein, der die perfekte Sicht verhindert.
Ich gehe noch ein Stück entlang des Rimms und suche einen besseren Viewpoint.
Finde den aber nicht. Denn zwanzig, dreißig oder fünfzig Meter tiefer ist noch eine Ebene
die einem wie ein breiter Kragen die Sicht nimmt.
MM 81.5 - The Hanging Flume Overlook
Bilder zu den Flumes (also Rinnen) gibt es im Netz so einige. So richtig konnte ich mir das aber vor der Reise nicht vorstellen. Ursprünglich dachte ich, man könne da drauf laufen. Vor Ort habe ich erst verstanden worum es hier überhaupt geht und dass Laufen auf den übrig gebliebenen Stöcken keine Idee wäre.
Der Blick auf die wenigen Überreste ist meiner Meinung nach wenig beeindruckend. Beziehungsweise nicht viel sagend. Es staken ein paar Hölzer aus dem Felsen und eine Infotafel soll mir die Bedeutung näher bringen. Na.ja.
Es ist Dreiviertel Zwei.
Unsere Aufnahmebereitschaft wird immer schlechter. Speicherkarte ist einfach mal voll. Es war viel Schönes dabei.
Insbesondere die Tatsache ist beeindruckend, dass es hier aussieht wie in Utah oder Arizona, wir aber
immer noch in Colorado sind.
Die Fahrt auf dem Unaweep Tabeguache Scenic Byway bleibt ein lohnenswerteres Ziel.
Wir packen unsere Stullen aus und picknicken sozusagen mit Rimmblick. Wir beschließen nicht bis Gateway zu fahren. Das wird zu viel für heute.
Wir fahren nur noch ein Stück gen Norden, drehen dann aber um.
Die Fahrt des weiteren Teils bis Gateway verschieben wir auf morgen. Es ist mindesten noch die
doppelte Menge, die wir bisher gefahren sind.
Nun nehmen wir uns die Empfehlung von Natalie und Howard vor.
Ein Blick auf die Karte: Ja passt. Es geht über irgendeine Seitenstraße namens Y11
und dann auf die CO-90. Und die, führt wieder genau in unser Lager zurück.
# Unterwegs auf der Road Y11 & CO-90
Die eigentliche Brücke zum Überqueren des San Miguel Rivers ist gesperrt. Wir nehmen wieder die gleiche Brücke wie schon heute früh. Auf der anderen Seite angelangt, geht es allerdings sofort nach rechts. Hier beginnt die Road Y11.
Der fortführende Weg ist wieder einmal perfekt präpariert. Es bedarf keines SUVs.
Rechterhand begleitet uns der San Miguel. Es scheint, als ob wir immer tiefer tauchen.
Und gucke da, ein Blick auf die Karte zeigt, dass wir südlich des Milemarkers sind,
wo ich zum ersten Mal fragte, wie man nach unten kommen würde.
Die Felswände in ihrer unterschiedlichen Struktur und Form sind eine Augenweide für jeden, der sich dafür interessiert.
Nach etwa 3.5 Kilometern auf der Y11 erreichen wir wieder eine Hanging Flume.
Dieses Mal eine, wo man einem das Ganze mit einem Modell eines Schlittens noch besser verdeutlicht.
Besser als vom Aussichtspunkt da oben, wo wir nur einige aus dem Felsen stakende "Stöcker" gesehen haben.
Hanging Flumes gibt es an mehreren Bergbauorten der USA zu sehen. Die hier waren ursprünglich etwa 15 Kilometer
lang. Erbaut zwischen 1887 und 1891 von etwa 25 Männern. Was für eine Leistung!
Die Idee war, genug Wasser aus den Flüssen Dolores und San Miguel mittels hydraulischem Druck in
die nach unten gerichtete Rutsche zu bewegen und damit gleichzeitig Gold zu sieben.
Die Rutsche funktionierte wie geplant - sie drückte das Wasser durch ein erstaunlich präzises 90-Fuß-Gefälle (ca. 27 Meter)
über 10 Meilen. Doch das Ganze erwies sich als unrentabel weil das Gold in diesem Teil Colorados zu fein war,
um es einfach zu trennen. Die Flume wurde deshalb nach nur drei Jahren abgeschaltet und als Misserfolg betrachtet.
Jahre später wurden die am leichtesten zugänglichen Teile der Hanging Flume für den Bau von Häusern und Uranminen herausgerissen.
Nach 2.8 Meilen (4.5 Kilometer) sind wir da, wo die zwei Flüsse San Miguel und Dolores aufeinander treffen. Sieht ziemlich unspektakulär aus. An der einen "Ecke" steht ein monströser Fels auf dem ein Art Pfeilerkopf thront. An der Wand um die Ecke haben sich in riesigen Lettern ein paar Ignoranten der Natur verewigt. Der eine Name klingt sehr deutsch.
Wir schicken Drohni hoch.
Und gucke da. Von oben sieht man genau die Farbabgrenzung, wo sich die zwei Flüsse treffen.
Was ich immer, wenn wir so etwas sehen, spannend finde. Seit Jahrtausenden treffen zwei Flüsse aufeinander
und dennoch vermischen sich die leicht unterschiedlichen Farben nicht. Sondern zeigen genau die Grenze an.
Weiter gehts gen Westen. Gen Paradox Valley.
Eine beeindruckende Landschaft und eine wirklich wunderbare Fahrt, wie wir es in Colorado nie erwartet hätten.
Immer wieder bleiben wir stehen und gucken uns um.
Die Form gibt zu denken. Es sieht aus wie perfekt auf einander gestapelte Schichten. Mal eine aus lauter kleinen Steinen
und dann wieder aus großen, massiven Monolithen.
Wie viele Meter hoch wohl diese Wände sind?
Hier ein Versuch ein ganzes Gebilde, einen ganzen Kamm mit dem Weitwinkel meines iPhones aufzunehmen.
Es bedarf nicht einmal besonders viel Fantasie, um in der oberen Etage schlank gewachsene, dicht gedrängte Menschen zu erkennen. Je länger wir hingucken, desto mehr erkennen wir sogar "Gesichter", Männer und Frauen. Irgendwie gruselig!
Diese Aufnahme ist auf dem letzten Abschnitt mein absoluter Favorit.
Und wir sind uns beide einig: Das muss man zum Sunset sehen!
Es ist halb Fünf, als wir Vancorum erreichen.
Übrigens wurde es in den 1930er Jahren gebaut, um die Führungskräfte der Mine der Vanadium Corporation in der Nähe
von Naturita unterzubringen. Deshalb nannte man es auch "Snob Hill". Die Leute blieben bis in die 1970er Jahre.
Und die Blockhütten auf der oberen Bank mit Blick auf den Fluss San Miguel überlebten Jahrzehnte.
2020 übernahm das neue Team die Neugestaltung und Renovierung. Es integrierte alte und neue Elemente mit dem Ziel,
das Image der Jahre soweit wie möglich zu bewahren und mit viel Komfort des modernen Lebens zu verbinden.
Sie selbst sehen sich als "inspirierter Zufluchtsort für spirituelle Obdachlose".
Auf der obersten Ebene, rechts der Auffahrt, steht eine Art rundes Riesenfass. Es erinnert mich an ein Gasometer. Nur in etwas kleiner. Vermutlich ein einstiger Wassertank. Der Zugang hat keine Tür. Nur einen Stoffvorhang. Darin ist es überraschender Weise sehr sauber. Der Boden ist beplankt. Und da wo im Laufe der Zeit ein Baum wachsen wollte, ist der Boden natürlich ausgespart.
Hier drin kann man auch übernachten. Praktisch unter freiem Himmel.
Sonntags wird Tank Yoga angeboten.
Man kann den Ort natürlich auch einfach zum Meditieren nutzen.
Unsere Cabin ist nach wie vor die Schönste 😉
Während unserer Abwesenheit hat man uns das bestellte Holz fürs Lagerfeuer gebracht.
Heute ist Samstag und das Lager füllt sich. Die Gäste sind Familien und Paare wie wir.
Und fast vor jeder Cabin schnüffelt ein Hund den Rasen ab. Hund und Familie - scheinen eine ideale Symbiose für Amerikaner zu sein.
Wir lassen es uns erst einmal gut gehen. Bei einem Cappuccino das Licht der immer tiefer gehenden Sonne zu beobachten. Was für ein Leben!
Kurz vor Sieben machen wir uns auf den Weg nach Nucla.
Dort wollen wir uns unbedingt mit einem geeigneten Mückenspray eindecken.
# Nucla
Nucla bezieht seinen Namen übrigens nicht aus der Geschichte der Region mit Kernenergie.
Die Stadt wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Denver-Familien als eine Art utopische Kolonie
gegründet, die auf egalitären und sozialistischen Prinzipien basierte. Die Idee war, dass die
Stadt als Kern für umliegende Farmen dienen sollte. Mitglieder der Colorado Cooperative Co.
investierten die Hälfte ihrer Arbeit in den Bau eines 17 Meilen langen Bewässerungsgrabens.
Die Stadt gedieh und wurde berühmt für ihre wöchentlichen Tänze, Musik, Kunst und fleißigen Bürger.
Um 1912, als Radium im sogenannten Uravan Mineral Belt entdeckt wurde, wich die Landwirtschaft
dem Bergbau und das West End blieb mehr als 50 Jahre lang eine pulsierende Enklave.
Wir fahren bis fast zum Ende des Ortes. Es sind nämlich nur noch wenige Häuser
bis die Main Street zur Grand Avenue wird. Dort befindet sich die Stadtgrenze.
Unser Ziel ist der Grocery Store. Der hat bis 8pm geöffnet. Sehr komfortabel,
wenn ich bedenke, wie wenig Einwohner hier leben.
Wir schauen uns nach Steaks um. Aber nein. Auch hier gibt es keine Rib-Eyes.
Und weitere Experimente kommen eh nicht mehr in Frage. Dafür gibt es hier
Mückenspray. Das nehmen wir. Und gern hätten wir auch so eine Spirale, die man unter den Tisch stellt und
die Füße vor den Beißmonstern schützt. Aber diese sind "out of stock". Ok.
Nebenan - das habe ich schon vor der Fahrt nach Nucla eruiert, als Plan B sozusagen -
ist eine Pizzeria. Ein umfunktionierter Airstream-Bus ist Saucy Mama's Pizzeria. Der Food-Track steht etwas nach hinten versetzt.
Rote Schirme schützen vor der Sonne auf der Freiluft-Terrasse. Und es riecht echt lecker nach Pizza.
Rainer mag eigentlich keine Pizza. Da muss er jetzt aber durch!
Wir bestellen eine Pizza für knapp 22,- Dollar.
Halb und halb. Halb Peperoni, halb Spinat-Artischocke.
Wartezeit 20 Minuten.
Im Auto zu warten, wie das die anderen tun, ist langweilig.
Wir fahren zu dem Home-Shop. Vielleicht gibt es da noch solche anti Mücken Spiralen.
Aber der hat schon geschlossen.
Also fahren wir die Main Street ab und schauen uns das wirklich beschauliche Nucla an.
Es gibt sogar eine Feuerwehr hier!
... und ein Altersheim:
Blick Richtung Vancorum (Sieht man natürlich nicht)
Als die Pizza fertig ist, entscheiden wir kurzerhand doch auf der Terrasse zu essen.
Bis wir zu Hause sein würden, wäre die Pizza sicherlich nur noch lauwarm.
Ein sogenannte "Green Room" darf wohl in keiner Gemeinde fehlen.
Die Auffahrt zum Camp ist abends besonders schön. Die Lichtinstallation mit wechselnden Farbkombinationen ist ein schöner Hingucker.
Ich mache uns noch einen Salat.
Währenddessen kümmert sich Rainer um das Lagerfeuer.
Wir rücken ziemlich nah dran und genießen das Flair bei Salat, Bier und Wein.
Das könnte so schön sein, wenn... ja wenn die Mücken mich trotz Spray nicht attackieren würden!
Ich muss leider rein. Das macht keinen Sinn!
Rainer verbleibt noch draußen. Und ich lese noch ein wenig im Schutz der Hütte.
Gefahrene Strecke: 95 Meilen = 153 Kilometer