Ein laaaanger Reisetag
Das letzte Cowboy-Frühstück ist gegessen, der Grill fein gesäubert und auch das Gepäck
ist bereit zur Abfahrt.
Wir verlassen das CampV.
Es war uns eine wirklich schöne Basis für umliegende Ausflüge.
Hoffentlich werden wir eines Tages wieder kommen können. Dann, wenn die vielen
Mücken in Ferien sind.
Auschecken ist überbewertet. Natalie, die Besitzerin des Camps, legt keinen Wert auf Formalitäten.
Nicht einmal haben wir die Kreditkarte zum Abgleich zeigen müssen.
Es geht auch so. Schließlich haben wir angezahlt. Wegen der vierten Nacht, bekommen wir 10% Rabatt.
So kostet uns die Verlängerungsnacht so viel wie das preiswerteste Hotel auf unserer Reise in Vernal.
"Die Rechnung schicke ich Euch zu" sagt sie. Und wünscht ne gute Weiterreise.
Es ist kurz vor Elf und schon 31°C, als wir endgültig das Camp verlassen.
Bei der Ausfahrt und dem letzten Blick auf das Camp, entdecken wir die metallene
Stinkeblume Borneos, die Rafflesia. Stand die schon immer hier? Hm. Nie gesehen.
Dieses Grundstück, gleich neben dem CampV wird gerade zum Verkauf angeboten.
Lust auf ein Experiment? Eher nein.
Der Tag ist als Reisetag eingeplant. Was heißen soll, dass wir nix vorhaben. Für die 240 Meilen bis Vernal, veranschlagt Google Maps viereinhalb Stunden. Na ja. Mit Fotostopps und etwas Shopping in Grand Junction kalkulieren wir sechs bis sieben Stunden ein.
Über den Routenverlauf nach Vernal müssen wir nicht diskutieren, da sind wir uns einig.
Der erste Teil der CO-141 wird natürlich durch die Y11 ersetzt. Was sonst?
Ja und enttäuscht werden wir auch dieses Mal nicht.
Selbst auf die Gefahr hin, dass ich alles schon einmal fotografiert habe - ich kann es eben nicht lassen.
Scheint so, als ob ich so noch den allerletzten Anblick mitnehmen könnte.
Es ist zu schön hier!
Der Dolores River ist ja kein mächtiger Strom. Auch wenn der noch so lang ist. Teilweise aber, so auf der Y11, hat man den Eindruck, dass er jeden Moment versiegt.
Kurz vor Gateway geht noch einmal der dramatische Felsenvorhang auf.
Und am Ende tangiert man "The Palisade".
Gleich dahinter ändert sich die Landschaft drastisch.
Ab nun dominiert viel Grün.
Hier beginnt die Unaweep Seep Natural Area, die durch das BLM verwaltet wird.
Dieser Anblick bedient wieder meine klischeehafte Vorstellung von Colorado. Auch wenn ich in diesem
Urlaub gelernt habe, dass das Klischee vollkommen falsch ist. Deshalb heißt es auch "Colorful Colorado".
Die Unaweep Seep Natural Area ist ein sumpfiges Gebiet mit Wiesen und unendlichen Weiden.
Schön anzusehen aber Stehenbleiben ist keine Option. Die Aufnahmen entstehen aus dem fahrenden Auto.
Kurz vor Whitewater tauchen rechterhand diese weißen, gelb verzuckerten Sandhaufen auf.
Das Gebäude gibt den ungefähren Größenvergleich frei.
Übrigens trägt die Stadt ihren Namen von Whitewater Creek, dessen Ufer wegen eines hohen Alkaligehalts weiß
sein soll. Den Creek können wir auf unserer Durchfahrt nicht entdecken. Wir wollen das mal so glauben.
Halb Zwei erreichen wir Grand Junction.
Erst geht es zu Walmart. Noch immer auf der Suche nach diesen einfachen, weißen Vier-Dollar-Shirts, die ich schon seit
sieben oder acht Jahren immer mal wieder kaufe. Pandemiebedingt konnten sie nicht erneuert werden.
Und Walmart hat sich in dieser Zeit offensichtlich neue Lieferanten gesucht.
Wir kaufen etwas Obst und ein paar "belongings" die in Deutschland zum Einsatz kommen.
Der erste Frappuccino seit Ende Mai tut gut. Der schmeckt uns aber auch nur so gut,
weil draußen 37°C Außentemperatur herrschen.
Im danebenliegenden Shoppingcenter besuchen wir die üblichen Verdächtigen,
verlassen die aber ganz ohne Beute.
Kurz vor Vier geht's weiter. 142 weitere Meilen liegen noch vor uns.
In Loma verlassen wir den Interstate 70 und stechen die CO-139 gen Norden.
# CO139 - Douglas Pass Road
Die Douglas Pass Road führt über einen 2.526 Meter hohen Hochgebirgspass.
Der Pass teilt die Wasserscheiden von West Douglas Creek im Norden und East Salt Creek im Süden.
Errichtet ist der Weg durch die Ute-Indianer. Deshalb trägt der Pass auch den Namen des Ute-Häuptlings Douglas.
Die Straße, wie wir sie hier vorfinden, ist 1920 entstanden. Witterungen im Winter setzen der Straße Jahr für Jahr zu.
Deshalb muss die Passstraße laufend ausgebessert werden. Mit damit zusammenhängenden Verzögerungen ist zu rechnen.
Wir haben Glück. Im Juli sind die Straßenarbeiten bereits abgeschlossen worden.
Die Ausblicke auf die Bookcliff Mountains sind ganz nett. Vielleicht würden sie uns aber mehr imponieren,
wenn wir nicht gerade aus einer viel schluchtigeren Gegend gekommen wären.
Eine Attraktion habe ich mir schon zu Hause markiert.
Leicht zu erreichende Petroglyphen direkt entlang der CO-139.
# Waving Hands Interpretive Site
In der Nähe des MM 53 weist ein typisches BLM Schild auf das entsprechend Areal hin. Man kann es wirklich nicht verfehlen.
Es gibt einen kleinen Parkplatz für einige Fahrzeuge. Doch wir sind ganz alleine hier.
Vom Ausgangspunkt gesehen teilt sich der Weg auf. Links geht's zum Waving Hands Areal - rechts zum Guardian Areal.
Hier befinden sich auch Informationstafeln mit guten Informationen über Felskunst im Allgemeinen.
Unter anderem über die Arten der Petroglyphen, was mich seit unserem Besuch der Petroglyphen Stätten im Paradox Valley interessiert.
Die Waving Hands sind schnell gefunden. Sie sind weiß unterlegt.
Und die anderen Petroglyphen... Na ja. Es fällt schwer, die Echten von den Unechten
zu unterscheiden. Zu den Unechten gehören leider Aufschriften, die definitiv als
Schmierereien bezeichnet werden müssen. Leider. Aber was ist mit dem Männekieken und dem Reiter?
Echt oder auch Geschmiere?
Diese Figur, die mich persönlich an einen Kobold erinnert, wird "The Guardian" genannt.
Dies ist weder der Barrier Canyon Style (das ist die älteste Piktographie auf dem Colorado Plateau) noch dem klassischen
Fremont Style (in die Felsoberfläche geschnitzt oder ausgepickt) zuzuordnen. Es wird deshalb
vermutet, dass es sich um einen Übergangsstil von vor etwa 1.500 bis 2.000 Jahren handelt.
Es gibt auch einige nette Steinformationen zu sehen.
Am Ende des leicht zu begehenden Pfades kehren wir um.
Die Waving Hands Interpretive Site ist insgesamt ein guter Ort, um den recht eintönigen Abschnitt von Grand Junction nach Verdal zu unterbrechen. Sich die Füße zu vertreten und sich eine leicht zu erreichende Attraktion anzuschauen. Allerdings auch nichts, weshalb man unbedingt hierher fahren muss.
Eine halbe Stunde später erreichen wir - ist ja auch nicht schwer zu erraten - den Ort Dinosaur.
Mehrere dieser Dinosaurier stehen entlang der Straße. Ansonsten ist hier absolut nix los.
Totentanz - wie wir Berliner das gern nennen.
Hier im Ort befindet sich auch der östliche Zugang zum riesigen Gebiet des Dinosaur National Monuments.
Im Großen und Ganzen hat man bewusst oder unbewusst auf den Tourismus im Ort verzichtet. Ein Motel
gibt es im Ort. Das habe ich mir auf der Suche nach einer Bleibe angeschaut. Irgendwie hat es mich nicht
überzeugt, da der Ort sonst auch nix zu bieten hat.
Ein kleiner Blick auf die Benzinpreise: Ist im Rahmen der Preise in Colorado 2022.
Hier verlassen wir den Bundesstaat Colorado, den ich eigentlich nicht verlassen wollte. Es sollte
ja ein reiner Colorado-Urlaub werden. Nun. Das Fremdgehen ist der Unterbringung geschuldet.
Erst das Utah Schild und gleich hinterher folgt das nächste Begrüßungsschild in die Uintah County.
Überquerung des Green Rivers bei Vernal.
Es ist 19 Uhr, als wir unser Hotel für die nächsten zwei Nächte, das Dinosaur Inn & Suites Vernal, erreichen.
Über das Hotel habe ich nur Gutes gelesen. Und genau so kann ich das bestätigen.
Mit 110USD pro Nacht ist es im Jahr 2022 eine sehr gute Rate. Frühstück inklusive.
Das Zimmer ist geräumig, sauber und hat sogar eine Kapselmaschine an Board.
Wir können unser Auto vor der Eingangstür parken.
... und einen Pool mit Blick auf die Straße hat es auch 😎
Typisch USA-Urlaub eben.
An der Rezi frage ich nach einer Empfehlung für ein Restaurant.
Einen Italiener, einen Diner und eine Brewery empfiehlt sie uns.
"Eine Brauerei? Klingt sehr gut."
"Aber die ist etwas weiter weg" ergänzt sie.
Ach ja. Dann frage ich noch, was sie uns für nur einen Tag im Dinosaur empfiehlt.
Sie lebe zwar ihr Leben lang schon in Vernal, aber sie war bisher nur bei den Josie Morris Cabins zum Picknick.
"Ist sehr schön" ergänzt sie.
Aber sonst hat sie nichts anderes vom Dinosaur gesehen 🤔
Wir entscheiden uns für die Vernal Brewing Company, die ja nach Aussage der Rezi-Dame "weiter weg" ist. Genau genommen reden wir von ganzen 650 Metern. Na die kriegen wir doch hin.
Das Gebäude der Brauerei - leider habe ich vergessen ein Foto zu machen - ist ein ultramoderner Bau.
Viel Glas und viele moderne Elemente. Und sie haben einen traumhaften Backyard. Der wird leider nicht genutzt.
Drin ist es proppevoll. Wir haben die Wahl zwischen Tresen oder Terrasse.
Natürlich Terrasse! Bei dem Wetter und dem Klima macht es auch Sinn.
Das Essen ist lecker und die Craft-Biere sind absolut überzeugend.
Das war's für heute.
Rainer geht noch 'ne Runde im Pool baden und ich poste ein paar Erlebnisse in den Social Media.
Gefahrene Strecke: 261 Meilen = 420 Kilometer