Hohe Tauern: Hintersee & Wildkogel
Das Wetter ist fantastisch - der Blick auf Neukirchen außergewöhnlich!
Doch erst einmal geht es zum Frühstück.
Frühstücke erwähne ich in meinen Berichten eigentlich nur, wenn sie außergewöhnlich
umfangreich sind oder Besonderes anbieten. Hier im Stockenbaum trifft beides nicht zu.
Es ist unser letztes Hotel auf unserer zweiwöchigen Reise mitten im Corona-Sommer 2020.
Mittlerweile muss es sich doch bis Österreich rumgesprochen haben, dass man sich mit Covid-19 eher
über Tröpfchen infiziert als auf dem Wege der Schmierinfektion.
Doch nachdem wir schon gestern praktisch als Masken tragende Außenseiter entlarvt wurden,
hat man den Frühstückstisch nur für uns im größten Raum des Hotelrestaurants eingedeckt.
Alle anderen frühstücken im Frühstücksraum - ganz ohne Belüftung.
Neben unserem Tisch wurde sogar eine UV-Lampe aufgestellt. Offensichtlich sollen so
die Aerosole unschädlich gemacht werden.
Maske? Natürlich Fehlanzeige.
Dafür muss man sich bei jedem Rundgang in der kleinen Bucht, wo sich die Auslage befindet,
Handschuhe anziehen.
Ok. Ich will mich nicht beschweren. Sie haben es ja gut gemeint. Aber es geht ja nicht nur um uns Zwei.
Noch fällt es mir unglaublich schwer zu verstehen und zu akzeptieren, dass Österreichs Hotellerie so lax mit diesem Thema umgeht.
Das Büffet bietet alles, was man so im deutschsprachigen Raum zum Frühstück isst. Und gebratene Eier mit Speck oder Omelett kann
man bestellen.

Im winterlichen Neukirchen waren wir schon sehr oft. Doch niemals haben wir uns Zeit für die Umgebung genommen.
"Skifohrn" von früh bis zum Abend so lange es nur geht, hatte die absolute Priorität.
Im Touristikbüro des Örtchens lassen wir uns beraten. Eins steht für mich fest: Ich will nicht zu den
Krimmeler Fällen! Das scheint der touristischste Ort weit und breit zu sein.
Wir möchten etwas wandern. Alles was mir gefällt, scheint zu anstrengend zu dieser, sehr warmen
Jahreszeit zu sein. Und in der Morgenfrühe aufzustehen um zu wandern, ist auch nicht so unser Ding.
Sind wir schwierig?
Nein definitiv nicht. Der Nationalpark Hohe Tauern bietet für jeden etwas.
Wir entscheiden uns für den Hintersee in der Nähe von Mittersill für den heutigen Tag.
Übermorgen werden wir den Weißsee erkunden.
Außerdem buchen wir für 29 Euro pro Person das Paket: Sunset auf dem Wildkogel. Dieses findet
diesen Sommer nur einmal in der Woche statt: Und zwar nur donnerstags. Und heute ist Donnerstag.
Für die Wanderung auf den Wildkogel benötigt man eigentlich keine gebuchte Tour. Da kann man einfach so hochgehen.
Doch das Besondere an diesem Paket ist, dass wir erstmals die Gelegenheit haben, abends in der Wildkogelarena
zu sein. Ob wir allerdings den Sonnenuntergang sehen werden ist fraglich. Denn unsere WetterApp
sagt schon ab dem späten Nachmittag Gewitter und Unwetter an.
Egal. Wir lassen Petrus entscheiden.
Gut beraten haben wir Pläne für den letzten Teil unseres Urlaubs und nun kann es endlich mit der Erkundung
des Nationalparks Hohe Tauern losgehen.
Wir fahren bis Mittersill und dann im rechten Winkel auf der Felberntauernstraße gen Süden, auf der 108.
# Hintersee bei Mittersill

Der letzte Abschnitt auf der Straße nennt sich Felbertal - Hintersee.
Ab hier ist man schon mittendrin.
Mittendrin, in einer Art Kessel zwischen den Flanken der ziemlich steilen Felswände.
Die Anfahrt alleine ist es schon wert hierher zu kommen.
Wir haben aber auch wettertechnisch ein unglaubliches Glück.
Und die Nebelschwaden lassen das Ganze sehr malerisch wirken.




Der Parkplatz, kurz vor dem See bietet Platz für nur wenige Autos. Aber wir haben Glück und quetschen uns noch in eine Lücke.
In einem kleinen Holzhäuschen, das eine Info-Außenstelle des Nationalparks Hohe Tauern ist, lassen wir uns zeigen, was man hier machen kann. Allerdings fehlt uns beiden der gesteigerte Eifer tierisch lange Wanderungen zu machen. Wir beschließen operativ zu entscheiden, wie weit wir gehen.
Der Wanderweg startet an diesem "Buch" mit Informationen.
Nicht schlecht gemacht!

Linkerhand führt der Weg um den See. Der "sichere Wanderweg". Vom Wanderweg auf der anderen Seite des Sees warnen mehrere Schilder. Der Untergrund ist momentan nicht fest. Dennoch sind auch hier Leute unterwegs.
Wir sind echt beeindruckt, wie schön das hier ist.
Es gibt unendlich viele Fotomotive.
Und Wasserfälle gibt es hier zu Hauf.




Hier, wo sich die zwei Hauptbäche des Tals, der Tauernbach und der Felberbach treffen, endet für die meisten die Wanderung. Wir gehen weiter.


Entstehung des Hintersees in Brief:
Die Formung der Tauerntäler ist auf die Eiszeit zurückzuführen. Langsam dahinfließende Eismassen schürften die Täler
und Bergflanken aus. Mit all den Folgen einer Schmelze wurden die Hänge labil. Es folgten Muren und Bergstürze.
1495 gab es im hinteren Felbertal ein so kräftiges Erdbeben, das ein Bergsturz ausgelöst wurde.
Der Hintersee ein 200x300 Meter großer See ist dadurch entstanden.
Selbst nach über 500 Jahren der Besiedlung durch Pflanzen ist diese Urgewalt ersichtlich.
Für uns Menschen sind solche Ereignisse Katastrophen. Aus Sicht der Natur war es natürlich.
Der Hintersee wird vom Felberbach gespeist und fließt dann im Ort Mittersill in die Salzach.
Salzach? Auf die "trafen" wir doch schon in Salzburg.





Irgendwann erreichen wir den Moment der Trägheit. Die Landschaft um uns ändert sich nicht mehr
dramatisch. Deshalb kehren wir um.
Und wer kennt das nicht? Wir "verschieben" es auf einen anderen, nächsten Besuch in dieser Gegend.
Auf dem Rückweg treffen wir noch auf diesen Schönling:


Bevor es wieder zum Stockenbaum, unserem Hotel, geht, erkunden wir die Gegend
südlich von Neukirchen am Großvenediger.
Auf der anderen Seite der Salzach.
Eine sehr schöne Fahrt. Gern wären wir hier mit Fahrrad unterwegs gewesen.
Doch selbst in unserem Stammladen, beim Herzog, wo wir immer unsere Skier ausleihen, bekommen wir
kein Rad. Man hätte es schon vor eine Woche reservieren müssen.
Na gut. Dann ist das halt so!



Wir fahren bis zum Blausee. Der gar nicht blau ist!
Hier sind Himmel und Menschen.
Und so entscheiden wir auf weitere Erkundungen zu verzichten.
Abgesehen, dass der Besuch des Hintersee's schon ein echtes Highlight war,
soll es doch heute Abend noch hoch in die Wildkogelarena gehen.
Den Stockenbaum haben wir Mitter der 1990er Jahr entdeckt.
Verlässt man nämlich das Skigebiet nicht mit der Gondel sondern über den Ziehweg nach
Neukirchen, muss man genau hier vorbei. Es ist die einzige Einkehrmöglichkeit auf dem Weg nach unten.
Nach dem wir also den gesamten Tag Abfahrtski gemacht haben, war dies hier ein wunderbarer Ort, um einen
Kaffee und ein paar schnell verwertbare Kohlenhydrate einzunehmen.
Denn hier gab es die besten Torten weit und breit.
Die Zeit der Torten ist vorbei. Aber leckeren Kuchen gibt es hier immer noch.
Und zwei davon lassen wir uns auf dem Balkon unseres Zimmers schmecken und genießen
den Ausblick ins Örtchen.

# Sunset am Wildkogel - 2.224m
17 Uhr ist Treffpunkt an der Wildkogelbahn.
Wir sind nicht alleine hier. Es sind etwa 20 weitere Leute, die auch diese Wanderung gebucht haben.
Die Gondelbahn wird extra für unsere Gruppe in Betrieb genommen.
Und dann geht's los. Jede Familie oder Gruppe jeweils in eine Gondel.
Hier ist wiederum Maskenpflicht.
Erst geht es am Stockenbaum vorbei.
Und dann, als wir an Höhe gewinnen, gibt es einen freien Blick auf Neukirchen am Großvenediger.


Die Mittelstation:
Im Sommer und nur zum Vergleich wie es im Winter aussieht. Wie wir es immer sehen.


Oben angekommen wird nicht lange gewartet. Es geht zügig los
Richtung Wildkogel.
Mit uns ist ein Guide. Ein professioneller Wanderführer.
Die prophezeiten Unwetter bleiben glücklicherweise aus.
Doch kleben
schwere Wolken am Gipfel des Großen Rettensteins.

Am riesigen Speichersee, den ich im Winter als Skifahrer noch nie als diesen wahrgenommen habe,
bleiben wir stehen. Eigentlich habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, warum dieses Areal
während der Skisaison abgesperrt ist.
Nun. Wir erfahren, dass dieser Wasserspeicher einzig und allein für die Beschneiungsanlagen
eingerichtet worden ist. Heutzutage, kann es sich eben kein Skigebiet mehr leisten, ohne eine solche
Anlage auf eine künstliche Beschneiung zu verzichten. Leider.
Denn lange genug war die Wildkogelarena stolz darauf, ganz ohne künstliche Beschneiung auszukommen.
Doch heutige Touristen erwarten einfach, dass ein Skigebiet von Dezember bis Mitte April
Schneesicherheit garantiert. Und so fügt man sich eben den Wünschen.
Der Kessel zwischen 1.700 und 2.150 Metern Höhe "unseres" Skigebietes und des dazugehörigen Skigebietes Bramberg, sowie der 14 Kilometer langen Rodelbahn (Wildkogelarena) wird mit 260 Schneekanonen beschneit. Somit sind 80% der Pisten schneesicher. Dafür wurden 4.800 Meter Rohrleitungen in etwa 1.60 Meter Tiefe verlegt.

Ja und so sieht es im Winter aus:

Blick Richtung Bramberg und Teile der Rodelbahn:


Die Wanderung ist nicht wirklich schwierig. Doch das Tempo der meist jüngeren Leute,
ist schon echt forsch.
Immer wieder schauen wir zum Rettenstein. Aber immer wieder neue
Wolken ärgern uns und wollen Blick nicht frei geben.

Oben angekommen ist der Rundumblick das Highlight.
Und natürlich brauchen auch wir so ein Foto vor dem Gipfelkreuz 😉


Blick Richtung Bramberger Skigebiet:

Impressionen auf dem Rückweg.

Überziehende Wolkenschwaden bilden eine Art Projektionsfläche für einen zarten Regenbogen:


Nun geht es zum Bergrestaurant Wildkogel.
Hier gibt es in der Zeit des Wartens auf den Sonnenuntergang, noch ein kleines Dinner.
Der ungarische Chefkoch empfiehlt uns die Gulaschsuppe. Die ist seine ganz besondere Spezialität.
Während die anderen im Restaurant sitzen, ist uns das zu heikel. Denn schließlich
sind wir in Österreich und die Leute hier halten nichts davon eine Maske zu tragen.
Und die Deutschen in der Gruppe gehören zu denen, die froh sind, dass es hier keine
solchen Regelungen gibt. Wir entschließen uns deshalb, auf der Terrasse Platz zu nehmen.
Abgesehen davon, dass es hier noch herrlich sonnig ist, ist der Ausblick einfach ein Traum.
Ach ja... die Gulaschsuppe...
Eine solch dünne Wassersuppe mit zartem Gulaschgeschmack habe ich noch nie gegessen 😐
Es scheint mir eher eine Resteverwertungs-Suppe gewesen zu sein. Oder seit wann schwimmen Gnocchi und Kartoffeln
in einer Gulaschsuppe.
Während also die anderen wartend auf den Sonnenuntergang immer noch im Restaurant sitzen, gehen wir auf die große Fläche
direkt auf der anderen Seite.
Im Winter ist es der Kogel-Mogel Kinder-Skischulbereich.
Im Sommer stehen hier riesige Spaßgeräte für Jung und Alt.
Und wir beide
haben auf diesen Sportgeräten unendlich viel Spaß!


Weil dünne Schleierwolken die Sonne nur durchscheinen lassen, kriege ich nur diese matschigen Fotos hin.


Aber kurze Zeit später erleben wir ein farbliches Spektakel.
Die Landschaft wird in wunderschöne, pastellige Farben gefärbt. Und die Stimmung auf dem Berg ist von erhabener Ruhe geprägt.
Nun zeigt der



Einige Wolken über der anderen, gegenüberliegenden Berglandschaft haben so außergewöhnliche Farben. Andere sehen eher aus wie auslaufende Regenwolken.

Kurz nach 21 Uhr geht es wieder Richtung Tal.
Mittlerweile ist es aber auch sehr frisch geworden. 16.6°C zeigt die Tafel an der Hauswand an.


Ein letzter Blick Richtung Ganzeralm-Lift:

Als wir unten ankommen, ist es schon dunkel.
Wir parken auf dem Parkplatz unserer Winterresidenz Unterbrunn. Bis zum
Stockenbaum, wo wir jetzt wohnen, braucht es nur eine Viertelstunde.
Zwar war diese Suppe nicht das große Dinner, aber wir beide haben keine Lust,
uns jetzt noch ins Restaurant zu setzen.
Und früh ins Bett zu gehen tut uns auch mal gut 😉