Tschö Seiser Alm - Ciao Venezia
Wir sind früh dran. Schließlich ist die Entscheidung noch offen: Nach Hause oder nach Venedig?
Der Schlaf hat mir gut getan.
Ich fühle mich fit genug für Venedig.
Jedenfalls besser als nur "den Umständen entsprechend".
Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen ein.
Schön war's hier! Der Abschied fällt etwas schwer. Schließlich reisen wir ab und
die to-do-list ist fast so lang wie vor der Ankunft.
Ein letzter Blick vom Balkon auf dieses grandiose Panorama und dann checken wir aus.
Zum Abschied gibt es ein kleines Geschenk zur Wahl. Ich entscheide mich für ein
Gewürzsalz in der Hoffnung, ich kann damit zu Hause diese fein angebackenen Fenchel
zubereiten, die wir hier ganz besonders lieben gelernt haben.
Am Auto klemmt hinter dem Scheibenwischer noch ein kleiner Abschiedsbrief des Hotels und
die Scheiben sind auch blitzeblank gewaschen worden. Wir sind begeistert!
Kurz vor 10am tauchen wir aus der Tiefgarage auf und sagen "tschö" der Seiser Alm.
Hinter Compatsch winken wir auch noch dem Schlern zu, bevor wir die Hochebene verlassen.
Wie auf all unseren Reisen soll auch dieses Mal der Weg das Ziel sein.
Wir entscheiden uns nicht für die kürzeste Verbindung nach Vendig, sondern für
die landschaftlich schönste Strecke. Die soll uns über das Grödner Tal, Sella Tal führen und dann weiter gen Süden.
So der Plan.
Es bleibt beim Plan. Denn in Kastelruth zeigt das Navi verrückte Verbindungen.
Ein schneller Check bei Googlemaps bestätigt eine Unregelmäßigkeit auf unserer Route.
Ein Superstau oder ein Unfall. Keine Ahnung.
Planänderung: Wir nehmen die Route über das Eisacktal, also die SS12 bis Bolzano, um dort auf die Brennerautobahn, die A22
zu wechseln.
Von der SS12, die noch kostenlos ist, gibt es unterwegs gute Blicke auf die Autobahn A22. Hier scheint sie - beim Blick von der höher gelegenen SS12 - aus dem sattgrünen Dickicht zu kommen, um dann wieder zu verschwinden. Sowohl die Autobahn als auch unsere Schnellstraße schlängeln sich immer entlang der Eisack, Südtirols zweitmächtigstem Fluss.
Zugegeben. Lange Tagestouren mit dem Auto kennen wir eigentlich nur aus den USA
oder Australien. Und so sind wir etwas verwöhnt. Auf diesen Kontinenten gibt es vielleicht
nicht so viele verschiedene Verbindungen,
aber lange Staus durch Unfälle - an solche Situationen kann ich mich nicht erinnern.
Europa bietet zwar viele verschieden Verbindungen von A nach B, dafür müssen wir immer mal den Plan ändern.
Das ist etwas nervig!
Wieder wird ein Stau angezeigt. Noch vor Trient. Und dahinter gibt es ein Auffahrunfall.
Wieder disponieren wir um und wieder suche ich eine neue Strecke raus.
Letztendlich entscheiden wir uns gegen die Fahrt über Verona (wir hatten eh nicht vor in den
Ort zu fahren) und verlassen noch vor Trient die Autobahn, um auf die normale Landstraße
SS46 zu wechseln.
Erstaunlicherweise ist diese trotz Samstag ziemlich wenig befahren. Die Route führt
durch das Valsugana, auch Suganertal genannt. Schroffe und felsige
Spitzen sieht man hier nicht. Trotzdem war es eine super Idee hier lang zu fahren.
Die sanften Ausläufer der Alpen - so bezeichne ich das jetzt - sind schön anzusehen.
Aufnahmen mache ich während der Fahrt. Denn es ist schon 13 Uhr und wir haben gerade einmal
die Hälfte der Strecke geschafft. Aber das ist nicht weiter dramatisch.
Impressionen aus der Gegend um Valstagna:
Am liebsten würden wir irgendwo auf ein Kaffee oder einen Snack einkehren. Doch alles ist geschlossen.
Die Orte werden immer kleiner. Wir würden uns auch mit einem Käffchen an der Tanke zufrieden
geben. Auch die Blase meldet sich!
Aber alles ist geschlossen.
In Cittadelle, einem größeren Ort macht die Straße einen Bogen um das Zentrum der Stadt.
Rechterhand tangieren wir nur Felder. Kein Café weit und breit.
Als wir nun nichts mehr erwarten, taucht ein Burger King auf. Na ja. Wenigstens nutzen
wir die Toilette. Einen Snack hier einzunehmen grenzt fast schon an
eine Sünde. Schließlich sind wir in Italien!
Das letzte Stück bis Venedig ist einfach nur laaaangweilig.
Nördlich von Padua wechseln wir auf die E70. Eine Europastraße, die im Nordwesten Spaniens
beginnt und bis zum Schwarzen Meer in Bulgarien führt. Na gut. Dahin wollen wir ja nicht.
Ganze 20 Kilometer können wir etwas schneller fahren. Dann biegen wir auf die A57.
Nun ist Venedig zum Greifen nah.
Vierzehn Kilometer weiter verlassen wir die Mautstraße. Beziehungsweise... Wir versuchen es.
Sieben Spuren führen zu sieben Kiosken, an dem man die Maut bezahlt. Vier davon sind für Autos, die keine elektronische
Dauerkarte für italienische Autobahnen besitzen.
Und es kommt, wie es kommen muss:
Die Reihe, in der wir stehen, stagniert. Die zwei linken Schlangen laufen gut ab. Nur die zwei
rechten machen Stress. Es passiert gar nichts. Erst wechseln ein paar Autos, dann
geht es wieder ein paar Meter gen Kiosk. Die Nerven liegen blank. Sowohl bei den anderen als auch bei uns.
Wir haben eher nur eine gewisse Ungeduld. Andere drohen sich an und hupen.
Und nix geht!
Ganze 25 Minuten später sind wir am Kassenhäuschen. 25 Minuten! Da hätten wir auch Landstraße
fahren können. Es war uns eine Lehre!
Als wir über die Via della Libertà fahren, sehen wir schon etwas
von der Skyline Venedigs.
Die Anbindung zum Parkhaus Tronchetto ist idiotensicher ausgeschildert.
Während ich eine Aufnahme von der Einfahrt zum Parkhaus durch die Scheibe mache, registriere ich nicht,
dass Rainer das Schild zum Eingang überlesen hat. Halleluja 🤬
Jetzt müssen wir eine riesige Runde fahren bis wir wieder in die Einfädelspur kommen.
Letztendlich tauchen wir Dreiviertel Vier in das Parkhaus.
Im Deck D finden wir einen ersten freien Parkplatz. Wir nehmen nicht alles mit und hoffen auf die
Sicherheit in diesem Parkhaus.
Nun geht es zum Vaporetto, dem Wassertaxi, das uns ins Hotel bringen soll. Hier legt nur die Linie No 2 ab.
Aber nun geht's endlich ab ins Abenteuer Venedig!
Bilder von Venedig gibt es ja viele. Aber es mit den eigenen Augen zu sehen,
ist dann noch etwas anderes.
Auf den ersten Meter inmitten dieser so typischen Häuser
wirkt es auf mich etwas wie Disneyland. Wo "Pappwände" ganze Straßen imitieren.
Alles ist ziemlich klein und knuffig. Aber wunderschön!
Ich bin echt begeistert und kann nicht anders, als ständig eine Aufnahme zu machen.
Die ersten Eindrücke sind ja bekanntlich einmalig.
# Venedig zum Ersten
Wir sind zum ersten Mal in Venedig.
Nie hat es mich gereizt hierher zu kommen. Viele Bilder habe ich schon gesehen.
Auch von Bekannten. Doch die vollgestopften Straßen haben mich total abgetörnt.
Auch Rainer hatte keine gesteigerten Ambitionen die Stadt zu besuchen.
Nun. Da die Corona-Pandemie das Reisen begrenzt hat und Touristen aus der ganzen Welt
ausgeblieben sind, kommen wir. Und zwar in ein Venedig, das sich freut wenn
Reisende die Stadt besuchen wollen.
Übrigens... Was sofort auffällt, dass sich hier an die Maskenpflicht gehalten wird. Selbst hier, auf dem Vaporetto, wo die Räume nicht geschlossen sind. Auch draußen sitzt man mit Maske. Sehr vorbildlich, wenn ich das mit Österreich vergleiche.
Wow. Das war schon mal ein guter Anfang.
Dass das Wasser im Kanal so Lagunengrün ist, das habe ich nicht erwartet.
Und ob es nun im Sommer 2020 sauberer ist als sonst - wie ich das in der letzten Zeit
oft gelesen habe - das kann ich nicht beurteilen. Was mir jedoch auffällt, dass gerade an der Einfahrt zum
Kanal so Einiges an Unrat im Wasser schwimmt. Chipstüten, Papiertüten und Ähnliches.
An der Station Rialto steigen wir aus.
Gegenüber kann ich schon unser Hotel ausmachen. Aber erst einmal
müssen wir beide die berühmteste Brücke Venedigs fotografieren. Nicht,
dass diese nachts abgebaut wird 🤣
Aber ganz ehrlich?
Die Ponti di Rialto habe ich mir sensationeller vorgestellt.
Sie ist ja ziemlich klein und gedrungen.
Mit Koffern brauchen etwa zehn Minuten bis zum gebuchten Hotel, dem
Hotel H10 Palazzo Canova.
Der Weg von der Anlegestelle ist nicht weit, aber die vielen Treppen über die Rialto-Brücke
machen den Weg etwas beschwerlich.
Merke fürs nächste Mal: nur mit kleinen Köfferchen anreisen 😎
# H10 - Palazzo Canova
Der Palazzo Canova ist ein Haus aus dem 19.Jahrhundert.
Ursprünglich war es die Hauptniederlassung des Grundbuchamtes von Venedig.
Bevor das H10
als Hotel im April 2019 öffnete, wurde das Haus sorgfältig rekonstruiert.
Die Eingangstür ist aus Glas mit Blick auf den Canal Grande.
In der recht kleinen Lobby hängt ein blauer Kronleuchter aus Muranoglas.
Gleich dahinter befindet sich die Rezeption.
Während der Renovierungsarbeiten wurde ein alter Altar geborgen,
das nun als dekoratives Element verwendet wird.
Es ist nicht die riesige Lobby. Doch hat sie ihren ganz besonderen Charme.
Sie ist pompös und doch wieder schlicht in der Farbwahl.
Das Einchecken erfolgt im Sitzen. Das hat etwas. Irgendwie sehr vertraulich.
Der Angestellte spricht ein sehr gutes Englisch. Leider in italienischer Geschwindigkeit,
weshalb wir immer mal nachfragen müssen. Aber alles erfolgt sehr professionell.
Ganz nebenbei werden wir nach dem Getränkewunsch gefragt. Es gibt Prosecco oder Saft.
Oder Wasser natürlich. Rainer nimmt das Prickelwasser. Durch meine Antibiotika muss ich
mich mit Wasser begnügen.
Um den Aufzug zu erreichen, geht man durch eine Art Aufenthaltsraum. Kronleuchter aus Muranoglas und
Wandteppiche machen den Raum sehr wohnlich. Vasen und außergewöhnliche Bücher stehen
in einem Regal. Wieder dominieren Blau, Goldgelb und Weiß.
So etwas mag ich!
Unser Zimmer in der 3.Etage hat so viel zu bestaunen, ohne dass es überladen wirkt.
Das Gelbe Sofa steht vor einer Wand mit einer außergewöhnlichen Tapete. Es ist ein Aufriss
mit einer Impression aus Venedig.
Das ist aber noch nichts gegen die Fototapete in der Dusche. Die Seufzerbrücke in
Schwarz-Weiß. Ein Knaller!
Auf dem Schreibtisch steht eine Nespresso-Maschine nebst Kapseln.
Ja da fühlen wir uns
sofort wie zu Hause!
Wir haben ein Zimmer mit seitlichem Kanalblick gebucht.
Aussicht ist etwas, was uns immer wichtig ist. Und ja. Das ist, was uns gefällt!
Nach dem wir uns kurz frisch gemacht haben und selbstverständlich einen Cappuccino getrunken haben,
schauen wir noch kurz in die Bar. Über diesen Raum, der übrigens auch sehr edel
eingerichtet ist, kommt man auf die Terrasse, von der man den ultimativen Venedig-Blick hat:
Der Vollständigkeit halber checke ich noch die Sicht auf den Hof. Denn die meisten Zimmer im Hotel sind die Zimmer mit Hotel/Stadtsicht. Nicht schlecht. Aber unsere Variante gefällt mir besser 😉
Kurz vor 18 Uhr geht es über die Rialto Brücke, in den Sestiere San Marco.
# Fondaco dei Tedeschi
Das Fondaco dei Tedeschi befindet sich linkerhand direkt vor der
Rialto Brücke, wenn man sich aus östlicher Richtung der Brücke nähert.
Anfang des 13.Jahrhunderts als Handelsbasis für süddeutsche Händler gebaut, wobei
Böhmer, Österreicher und Ungarn als Süddeutsche galten, brannte es im Laufe seiner Geschichte
zwei Mal ab (1318 und 1505). 1508 baute man dann diesen quadratischen Neubau mit einem
weitläufigen Innenhof. Das gläserne Dach ist ein Produkt der Neuzeit.
Als Fondaco bezeichnet man einen burgähnlichen Komplex, zum Zweck
eines Handelshauses. Fondaci waren im Mittelalter in südeuropäischen und nordafrikanischen
Ländern Usus. Venedigs Fondaco dei Tedeschi, der "Handelshof der Deutschen" also,
gehörte seinerzeit zu den bedeutendsten Handelshäusern.
Das zum kurzen geschichtlichen Abriss.
Dieses prächtige Haus wechselte in seiner Geschichte die Eigentümer. Seit 2016 ist LVMH, der weltweit größte Luxusgüterkonzern, der Betreiber des Hauses.
Zum Shoppen sind wir nicht hier.
: Dennoch nehmen wir uns ein wenig Zeit, um durch
zwei arkadenförmige Etagen zu flanieren und die außergewöhnliche Architektur und das besondere Ambiente
zu erfassen.
Doch das ist nicht der Grund, weshalb wir hierhergekommen sind.
Das Besondere in diesem Kaufhaus ist die Freiluft-Terrasse in der obersten Etage,
mit einem ganz besonderen Blick auf die Stadt.
Den kostenfreien Aufenthalt muss man in 15 Minutentakten online buchen. Im Haus selbst gibt es
Tablets, auf denen man auch buchen kann. Ganz vorbildlich habe ich schon vor
einer Woche auf der Website des Kaufhauses ein Zeitfenster für uns beide gebucht.
In der obersten Etage, die gelegentlich als Ausstellung genutzt wird, befindet sich der
Wartebereich. Die Buchung wird vom Einlasspersonal geprüft.
Als die zweiflügelige Tür geöffnet wird, haben wir Eintritt auf die Aussichtsterrasse.
Wir haben aber auch echtes Wetterglück! Diese traumhafte Kulisse bei wolkenlosem Wetter zu haben,
hat man nicht täglich.
Die Sonne steht schon tief und die Häuser bekommen noch mehr Tiefe.
Blick gen Süden:
... und gen Westen.
Links unten ist das Campo Erberia zu sehen.
Basilica dei Santi Giovanni e Paolo:
Campanile & Basilica di San Marco:
Chiesa Cattolica Parrocchiale dei Santi Apostoli:
# Sestiere San Marco
Die Lagunenstadt Venedig ist in sechs Sestieri aufgeteilt, so die Bezeichnung der Stadtteile in Venedig - abgeleitet von Sechstel. Auch ohne großartige Vorbereitung auf die Reise ist sofort klar, dass San Marco wohl die meiste Dichte an bekannten Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat. Man kennt ja Bezeichnungen wie Basilica di San Marco oder Piazza San Marco. Und weil der Tag nicht mehr viele Stunden hat, wollen wir noch heute dahin, wo sich die sogenannten Highlights der Stadt befinden.
An der Lobby haben wir uns einen Stadtplan geholt und der Rezeptionist meinte, es
wären vom Hotel nur 12 Minuten bis zur Piazza San Marco.
Sicherlich richtig, wenn man nicht zum ersten Mal in Venedig ist.
Denn praktisch jede abblätternde Fassade, jeder Kanal und jeder schmale Gang
ist für uns schon ein Highlight. Deshalb braucht es länger bis zum Ziel.
Aber das ist auch in Ordnung so.
Die Impressionen unseres ersten Spazierganges durch San Marco:
Auf der Piazza San Marco angekommen, bietet sich uns der Anblick eines Ortes, der fast leergefegt ist.
Hier und da ein paar Touristen. Aber die Stühle der Cafés sind weitestgehend leer.
Zum Eingang des "Turms", den wir Unwissenden erst einmal so nennen, ist eine Schlange
von etwa 30 Leuten. Der Besuch war zwar jetzt nicht eingeplant, aber vielleicht
müssen wir nicht lange warten. Wir fragen - und man sagt uns, dass es etwa zehn Minuten dauern würde.
Ok. Mit dieser Antwort ist uns die Entscheidung praktisch sehr leicht gemacht worden.
Die Zeit des Wartens verbringen wir mit der Information über den Campanile.
# Campanile di San Marco
Erst einmal zum Grundwissen über den Turm:
Baubeginn: zwischen 888 bis 911
Fertigstellung durch mehrfache Unterbrechungen: zwischen 979 bis 991
Die Spitze bekam er Mitte des 12.Jahrhunderts.
Eine neuere Spitze kam 1510 drauf. Zwei Jahre späte setzte man die Statue des Erzengels Gabriel drauf.
Ursprüngliche diente er zur Orientierung für Seeleute.
Die Verwendung des Turms wechselte mehrfach.
Im Mittelalter nutzte man den Turm auch zur Aufhängung eines Käfigs, in dem man
Kriminelle einsperrte. Die manchmal auch dort oben gestorben sind.
Wie grauenhaft!
Nach einem Erdbeben im 16.Jahrhundert wurde der Campanile
restauriert und bekam das Aussehen von heute.
Am 14.Juli 1902 stürzte der Turm völlig ein, weil das Fundament nachgegeben hat.
Es gab glücklicherweise keine Toten.
Dank Spendenbereitschaft begann man schon ein Jahr später mit der Grundsteinlegung
für einen Turm, der genau so aussah wie der Vorherige.
Am 25.April 1912 (Markustag) wurde der Campanile wiedereröffnet.
Im Laufe der Zeit gab es dennoch die Notwendigkeit zur Sicherung des Turms. Zwar waren die über Tausend Jahre alten Stützpfähle weitestgehend noch solide, dennoch begann man 2008 mit der Sicherung des Turmes durch eine Titanumfassung.
Noch mehr Fakten:
Höhe bis zur Spitze: 98.6 Meter plus Höhe des goldenen Engels
Somit ist es das höchste Gebäude Venedigs.
Zehn Minuten später stehen wir an der ersten Kontrolle (noch vor dem Eingang).
Hier wird unsere Temperatur gemessen. Jetzt erst dürfen wir rein in die Loggetta
wo sich das Kassenhaus befindet.
Auch hier wird peinlichst genau darauf geachtet, dass sich nur maximal vier Leute in diesem Raum
befinden.
Gleich um die Ecke befindet sich der Eingang zum Aufzug.
Auf dem Aussichtsbalkon ist die Anzahl der Besucher sehr übersichtlich. Direkt an einem der Fenster stehen zu dürfen, ist absolut kein Problem.
Die Rundumsicht auf die Stadt und über die Lagune ist ein Traum.
Glücklicherweise gibt es überall Schilder die das beschreiben, was man sieht.
Eigentlich ein ausgezeichneter Ort, um sich erst einmal einen Überblick über die Stadt
zu verschaffen. Die nah gelegenen Inseln sind greifbar nah.
Die Alpen sind jedoch nicht zu erkennen. Aber ich will ja nicht meckern.
Die kleine Insel San Giorgio Maggiore gehört zum Stadtteil San Marco
und misst etwa 490 Meter mal 320 Meter.
Die gleichnamige Kirche wurde im 16.Jahrhundert
erbaut. Der Turm hat in der Spitze eine Aussichtsterrasse, die man per Aufzug erreicht.
Giudecca heißt die lange, schmale Insel in der Lagune
und misst knapp 2.000 Meter mal 300 Meter.
Angeblich mögen die Einwohner
nicht zu Venedig gehören. Man sieht sich eher als Rückzugsort.
Sir Elton John hat hier sein Haus. George Clooney und Robert De Niro wohnen auf dieser Insel,
wenn sie in Venedig weilen.
Es gibt fünf Bronzeglocken auf dem höchsten Turm der Stadt, dem Campanile.
Je nach Anlass wurde
eine andere Glocke geläutet: Mittags, Ende des Arbeitstages, Aufruf zur Sitzung des Großen Rates oder
zum Aufruf der Senatoren in den Dogenpalast oder aber auch zur Hinrichtung.
Sie wiegen zwischen 1.011 und 3.635 Kilogramm.
Die Santa Maria della Salute, die ursprünglich zum Dank für die Erlösung Venedigs von der Pest vor knapp 400 Jahren (1630) erbaut wurde, ist schon jetzt mein Lieblingsmotiv. Durch das ganz besondere Licht, das wir an diesem Abend erleben, wirkt die Basilica auf mich sehr mystisch.
Die schräge Draufsicht auf den Palazzo Ducale und die Basilica di San Marco
ist nicht schlecht.
Nimmt aber meiner Meinung zu viel von der Schönheit.
Na gut. Die fünf Kuppeln hat man wohl von unten nicht so gut im Überblick.
Auch nicht,
dass die Vierungskuppel (in der Mitte) und die westliche Kuppel größer als die anderen drei Kuppeln sind.
Tja. Das war doch schon mal ein fantastischer Anfang für den Aufenthalt hier in Venedig.
Jetzt erst nehmen wir uns Zeit für die Piazza San Marco, auch Markusplatz genannt.
# Piazza San Marco
Die Piazza San Marco gehört wohl mit seinen historischen Gebäuden und Denkmälern zu den
bekanntesten Sehenswürdigkeiten Venedigs.
Und natürlich kennen wir Bilder vom Platz, der unter Wasser steht.
Wo Touri's über Holzplanken waten.
Wo viele Touri's unterwegs sind.
Doch wir schreiben den 1.August 2020. Und ich kann es gar nicht glauben, dass wir über den Platz schauen
können und nur wenige Menschen, die meist vor der Basilica stehen, ein menschenleeres Foto ermöglichen.
Vermutlich muss man sonst dafür in aller Frühe herkommen.
Die gleichmäßige Fassade des Procuratie Vecchie, der einstigen Baubehörde, ist was mir persönlich am meisten ins Auge sticht. Die gleichmäßigen parallelen Linien ist eine Architektur, die ich mag.
Hier könnte man jetzt etwas essen. Doch wie immer haben wir zu wenig Zeit. Besser gesagt, wir nehmen uns nicht die Zeit. Und das ist nicht schlimm. Denn wir sind neugierig auf die Stadt.
Gegenüber steht die Basilica di San Marco, deren Fassade schon zur
Hälfte im Schatten liegt.
Zwar mag ich nicht das Verspielte und Runde, aber es ist ein wunderbarer Kontrast zum Geradlinigen der andern Fassaden.
Die Basilica ist schon geschlossen.
Also stromern wir gegenüber unter den Bögen herum. Eine wunderschöne, mit feinen Deckenstuck versehene
Arkade.
Auch hier - kaum Menschen.
Am Ende der Arkade erreichen wir wieder die Wasserfront.
Und da ist es wieder! Mein Lieblingsmotiv:
Die Basilica Santa Maria della Salute.
Wir laufen entlang des Ufers.
Zig Gondeln wippen im Wasser. Fast alle sind abgedeckt. Sie werden nicht gebraucht.
Für uns ist es ein schönes Fotomotiv - für die Gondoliere sicherlich eine schmerzliche, geschäftliche Minus-Saison.
Gegenüber vom Dogenpalast, stehen ein paar Gondoliere.
Sie sprechen uns an und bieten eine Gondelfahrt an. Abgesehen davon, dass mir 80 Euro für
eine 30 minütige Fahrt einfach zu teuer ist, macht mich so ein Touri-Ding so gar nicht an.
Rainer würde - so glaube ich - vielleicht fahren. Und zögert.
Aber nein. Ich finde die Gondeln sehr
fotogen. Aber ich glaube, es würde mir keinen Spaß machen.
Vielleicht morgen.
Die Treppe der Ponte della Paglia ist erstaunlich gut besucht.
Es ist die Brücke hinter dem Dogenpalast.
Ich kann keine Besonderheit entdecken. Außer...
Sorry für die hundertste Aufnahme meines Lieblingsmotivs aus Venedig 😍
Oben angekommen, schauen wir dahin wo alle hingucken:
Hej, die Brücke zwischen den Häusern, die kennen wir doch! Es ist die Brücke, die in
unserer Hoteldusche abgebildet ist!
Ok. Ich orte uns erst einmal auf googlemaps und entdecke den Namen der Brücke:
Es ist die Seufzerbrücke, die man kennen muss 🤭
Aber schon wie gesagt,
hatte ich erstens für die Vorbereitung der Reise zu wenig Zeit. Und zweitens haben wir Venedig
erst zwei Tage vor der Abfahrt ins Programm genommen.
Entlang der Arcade am Dogenpalast schließen wir den Rundgang an der Piazza San Marco. Es geht es zurück Richtung Hotel.
Genug gesehen. Das muss erst einmal verarbeitet werden.
# Abends am Canal Grande
Aus den engen Gassen wieder am Kanal angekommen, müssen wir uns erst einmal orten, wo wir sind.
Prima! Gegenüber, also auf der anderen Seite des Kanals, ist unser Hotel.
Also geht es wieder über die Rialto Brücke auf "unsere" Seite.
Die Sonne ist schon längst weg. Aber mein IPhone kriegt passable Aufnahmen auch
bei diesen schwierigen Lichtverhältnissen hin. Wir haben heute den Tag 9 unserer Reise. Und
meine DSLR darf zwar mitreisen, hatte aber bisher auch Urlaub.
Ich frage mich deshalb:
Muss man überhaupt noch einen Fotoapparat mitschleppen? Reicht nicht auch ein Smartphone?
Über die Rialto Brücke geht es zum Stadtteil San Polo, wo sich unser Hotel befindet.
Am Canal Grande, wieso eigentlich haben wir immer Canale Grande gesagt?
Nur einige Schritte von der Rialto Brücke entfernt, buhlen die Restaurants um Gäste.
Auf den Plätzen der teils überdachten Terrasse der Restaurants sind noch sehr viele Plätze frei.
Ist es nun hier zu teuer oder ist die Leere den wenigen Besuchern der Stadt geschuldet?
Wir checken die Preise und entscheiden zu bleiben.
Doch als wir im ersten Restaurant in der Reihe am Wasser sitzen wollen, dirigiert man uns um.
Ja da stehen nur Vierer Tische. Heißt das, dass man zu zweit immer nur in der zweiten Reihe sitzen kann?
Komisch.
Wir gehen zum nächsten Restaurant, dem "Ristorante Terrazza Sommariva".
Vermutlich hat uns der Kellner schon beobachtet und weiß
genau, was wir wollen. Nämlich am Wasser sitzen. Deshalb bietet er uns keinen anderen Tisch an, als den
in der ersten Reihe.
Wir sind in Italien. Und ich glaube, hier kann man alles essen. Und immer wird man begeistert
sein.
Zugegeben. Wir sind zum dritten Mal in Italien. Aber noch nie hatte ich eine
Pizza. Deshalb muss es die jetzt auch sein. Obwohl ich sonst nicht so der Pizza-Liebhaber bin.
Aber die hier schmeckt super. Der Boden ist dünn und kross. Und der Belag absolut köstlich.
Rainer nimmt Spaghetti mit Tintenfischsoße. Auch er ist begeistert.
Auf den letzten Metern bis zum H10 gibt es noch so viel, was mich reizt es festzuhalten.
Ja, Venedig hat mich in seinen Bann gezogen. Und ich kann mich nicht mehr befreien!
Ich frage mich schon jetzt, wer all diese Bilder zu Hause sondieren will.
Im Zimmer lege ich nur meine Tasche ab und wir machen uns kurz frisch.
So einen perfekten Tag kann man einfach nur auf der Hotelterrasse beenden!
Wir haben Vollmond. Und das Flair, die abendliche Temperatur könnten nicht besser sein.
Was war das für ein verrückter Tag:
Heute früh waren wir noch in den Bergen auf der Seiser Alm. Wo ich eigentlich gar nicht mehr weg wollte.
Und nun sind wir in einer ganz anderen Welt: Verliebt in die Stadt Venedig, wo ich eigentlich nie hin fahren wollte.