Großglockner Hochalpenstraße
und Hoodoos in den Alpen
Heute verlassen wir Salzburg.
Eigentlich sollte noch Hellbrunn auf dem Programm stehen. Doch für diesen Besuch ist mindestens ein zusätzlicher,
halber Tag notwendig. Und bei der viel zu kurzen
Vorbereitungszeit auf diese Reise, verbunden mit Änderungen des Verlaufs wegen neuer Ideen, musste eben
der Teil Salzburg um eine Nacht gekürzt werden.
Wie provisorisch und noch unfertig wirken die Wände im Tunnel und Zugang
zur Mönchsgarage.
Grob gehauen und ungeglättet. Der Zugang ist
gut beleuchtet. Im Schaufenster sehe ich das Rezept für Salzburger Nockerl,
die "Drei-Hügel-Nachspeise".
Auch der weitere Weg ist super beleuchtet, der Boden sehr hell und glatt poliert. Hier alleine zu sein, ist zu
keiner Zeit bedenklich.
Wir zahlen 44 Euro für die Zeit des Aufenthalts (Stand 2020).
In der 3 Parketage steht einsam und allein nur noch unser Auto.
Ganz anders als am Samstag, bei der Ankunft.
Da waren wir froh überhaupt noch diesen Platz bekommen zu haben.
Übrigens gab das Parkhaus ursprünglich 1.470 Parkplätze her.
Mit der Zeit wurden allerdings die Autos größer und breiter. Zurzeit bietet die Garage deshalb nur noch 1.300
Plätze an.
Zwar plant man die Schaffung von mehr Plätzen, doch der Widerstand ist groß.
So wird es wohl bei dieser Anzahl erst einmal bleiben.
Eigentlich wären wir jetzt zur Abfahrt bereit.
Doch vorhin beim Zusammenpacken unserer Sachen fiel mir auf, dass ich vor dem Start in den Urlaub die Kapseln für meine
Nespresso-Reisemaschine vergessen habe einzupacken. Für die nächste Zeit ist Salzburg wohl die größte
Stadt, die wir besuchen. Ab jetzt werden wir nur noch durch die Dolomiten und den Nationalpark Hohe Tauern tingeln.
In der Getreidegasse gibt es eine entsprechende Filiale. Die lässt uns 30 Minuten warten, weil die angegebene Öffnungszeit
nicht mit der Realität übereinstimmt.
Viertel nach Zehn geht es nochmals durch den Mönchsberg-Tunnel, bevor wir die Stadt verlassen.
Links die stark strömende Salzach - rechts die Altstadt. Und natürlich die
Festung, die sich auf jedes Bild drängelt.
Es geht nicht den kürzesten Weg zum heutigen Ziel.
Sondern der Schönste soll es sein. Schließlich soll auch
die Fahrt das Ziel sein.
In Bruck verlassen wir die 311. Das ist die Zufahrt zur Großglockner Hochalpenstraße.
Bis zur Waldgrenze begleiten uns malerisch gelegene Bauernhöfe und
halb Eins stehen wir am Kassenhaus Ferleiten, dem nördlichen Zugang.
Wir zahlen 37 Euro (stand 2020) und bekommen dafür nicht nur die freie Fahrt sondern
auch noch Info-Material.
Hier beginnt die eigentliche Hochalpenstraße.
# Großglockner Hochalpenstraße
Es soll ja Menschen geben, die behaupten:
Das Grün auf der anderen Seite sei gar nicht grüner.
Das stimmt nicht!
Natürlich weiß ich, dass dies eine idiomatische Redewendung ist.
Doch ich nehme es jetzt mal wortwörtlich.
Es ist Ende Juli. Und diese Berglandschaft wirkt wie mit maigrünem Golfrasen bezogen!
Moment mal.
Diese Aussage kommt mir jetzt, gerade beim Schreiben sehr bekannt vor. Zum ersten Mal
habe ich das in meinem Südafrika-Reisebericht über die Drakensberge geschrieben.
Auf dem Weg nach Lesotho, entlang des
Sani Pass.
Die 48 Kilometer mit einem Ritt durch zufahren, ist wohl nur bei schlechtem Wetter möglich.
Es bleibt natürlich nicht aus, dass wir - gerade am Anfang - öfter stehen bleiben. Stehenbleiben müssen.
Viel zu gigantisch wirkt die Bergkette. Und bei unserem Wetterglück sogar zum Greifen nah!
Zum Erfassen dieser Naturschönheit braucht es etwas Zeit. Gut dass es Fahrbahntaschen gibt.
Wir finden immer ein Plätzchen, denn die meisten blockieren sie nicht. Man bleibt stehen. Atmet durch.
Freut sich. Zählt - oder versucht es zumindest - die Wasserfälle. Und macht den Platz für den
nächsten frei.
Ein Versuch das ganze Panorama des Fuscher Tals einzufangen:
Wir stoppen noch einige Male.
Die engen Kurven heißen hier Kehre. Ein Wort das mir bisher noch unbekannt
war. Jedenfalls in diesem Zusammenhang. Was ich noch nicht weiß: Es wird mich noch den gesamten Urlaub begleiten.
Hexenküche wird dieser Abschnitt im Fuscher Tal genannt, Teil des Nationalparks Hohe Tauern.
Bis zum Nassfeld schrauben wir uns Kehre für Kehre hoch und gewinnen an Höhe. Der Abstand zur höherliegenden
Straße wird immer enger.
Bald ist eine Art Steinhaus zu sehen, das wohl die höchste Stelle der Hochstraße symbolisiert.
Es ist das Fuscher Törl und befindet sich bei 2.394 Metern.
Oben angekommen, nutzen wir einen der vielen Parkplätze auf der linken Seite der Fahrbahn. Die Aussicht und der Rückblick auf den Straßenverlauf sind beeindruckend.
Drüben, eben vor Erreichen des Fuscher Törls, beginnt linkerhand in Fahrtrichtung, die neun Kilometer lange Stichstraße zur Franz-Josefs-Höhe am Pasterzengletscher. Leider können wir diese aus Zeitgründen nicht fahren. Zu eng ist unser heutiger Tag durchgetaktet. Das müssen wir eben auf ein anderes Mal verschieben.
Fuscher Törl bezeichnet man auch den Straßendurchbruch südlich des Törlkopfes (2.455 m).
Nun geht es wieder talwärts.
Die Fuscher Lacke ist ein kleiner Gebirgssee in 2.262 Metern Höhe.
Hier pausieren viele Leute. Sicherlich auch wegen des Gasthauses.
Neben dem See befindet sich ein original erhaltenes Straßenwärterhaus, in dem in einer Dokumentation die
Geschichte der Errichtung der Straße und die damaligen Lebensumstände der Arbeiter gezeigt werden.
Gut zu wissen. Aber auch dafür nehmen wir uns keine Zeit.
Vor dem nur 117 Meter langen Mittertörltunnel bleiben wir kurz stehen. Es ist der kürzere Tunnel der beiden, die sich auf der Alpenstraße befinden. Wie der Name es schon vermuten lässt, führt dieser unter oder durch den Mittertörl.
Im Winter werden übrigens beide Tunnel mit transportablen Türen versperrt, damit der
Schnee die Tunnel nicht verstopft. Denn Schneehöhen von mehr als zehn Meter sind keine Seltenheit.
Es gilt also zu beachten, dass die Straße zwischen Ferleiten und Heiligenblut im Winter unbefahrbar ist.
2020 zum Beispiel, war die Hochalpenstraße erst ab dem 27. Mai befahrbar.
Doch auch in den anderen Monaten besteht eine Nachtsperre, die je nach Monat variiert.
Drei Kilometer weiter lauert schon der 302 Meter lange Hochtortunnel auf uns.
Er stellt die Grenze zwischen Salzburg und Kärnten dar.
Anblick auf die Landschaft vor dem Tunnel:
Dahinter erwartet uns dieser Anblick auf die Straßenführung mit seinen Kehren.
Das Wetter auf der anderen Seite dieses Alpenpasses ist etwas schlechter. Die Sonne
kämpft mit den Wolken.
Von den angesagten Murmeltieren ist nix zu sehen.
Dafür begegnen wir Shaun, dem Schaf und seinen Kumpels.
Bevor die grandiosen Panoramen und damit die Hochalpenstraße enden, nutzen wir einen der letzten Picknickplätze. Direkt an der Straße auf der einen Seite und einer Wiese voller Wildblumen auf der anderen Seite.
36 Kehren später erreichen wir das andere Ende der Großglockner Hochalpenstraße,
die übrigens eine Privatstraße mit Öffentlichkeitsrecht ist.
Infos für Statistiker, wie wir es sind:
Die Großglockner Hochalpenstraße ist am 3. August 1935 eröffnet worden, um
sie am Folgetag mit einem internationalen Auto- und Motorradrennen in Betrieb zu nehmen.
Der Bau verschlang einschließlich des Ausbaus aller Zufahrten 910 Millionen Österreichische Schillinge (etwa 66 Millionen Euro).
Und damit eine halbe Million weniger als im Voranschlag berechnet.
Was waren das für Zeiten 😉
Im Vorbeifahren noch ein Foto vom malerisch gelegenen Ort Pockhorn...
Eine knappe Stunde später erreichen wir das Grenzörtchen Winnebach.
Es ist kein wirklicher Unterschied zu Österreich zu erkennen. Hier im italienischen Südtirol
ist alles in Deutsch ausgeschildert.
Für die folgenden knapp 43 Kilometer brauchen wir anderthalb Stunden.
Ein landschaftlich wirklich wunderbarer Abschnitt, auf dem wir allerdings nur recht langsam vorankommen.
# Erdpyramiden von Percha
Percha erreichen wir aus dem Osten. Deshalb nehmen wir die erstbeste Straße gen Erdpyramiden.
Das ist in unserem Fall die Piazza Engelberger.
Eine Auszeichnung sucht man vergebens. Jedenfalls sehen wir keinen Hinweis.
Über die Sandbergstraße (Via Sandegg), Via St. Nikolaus die dann zur Via Plata wird, gewinnen wir langsam aber sicher an Höhe.
Bis wir sicher die Via Plata erreichen, verfolge ich die Fahrt auf googlemaps. Es gibt hier irgendwie noch mehr Stichstraßen
die verwirren. Und bevor wir uns verfahren...
Zwar sind wir heute wirklich noch nicht viel gelaufen, aber wegen der vorangeschrittenen Zeit, fahren wir so weit wie möglich.
Natürlich könnte man auch die ausgewiesenen Parkplätze schon einige Kilometer vorher in Anspruch nehmen.
Neben einem Hof stellen wir das Auto ab. Nehmen Blickkontakt mit einem Bewohner auf, um zu schauen wie der reagiert.
Aber offensichtlich hat er nix dagegen. Wir sind eh die Einzigen - so glauben wir.
Flugs ein Paar Turnschuhe angezogen und ab geht's.
Leichter gesagt als getan. Wir befinden uns hier schon auf einer beträchtlichen Höhe und die Luft wird knapp. Also
muss ich doch ab und zu stehen bleiben um tief durchzuatmen.
Etwa 20 Minuten später erreichen wir so etwas wie einen Wald, an dessen Rand mannshohe Skulpturen stehen.
skulpturRechterhand steht eine Tafel mit folgender Information:
(Abschrift)
"Vor einigen hundert Jahren gab es durch ein Unwetter einen Erdrutsch der den damals bestehenden Karrenweg zwischen Thalerhof und Aschbach unterbrach. Es wäre leicht gewesen, die Abbruchstelle mit Erde aufzufüllen, doch es tat niemand, da es keine wichtige Verbindung war. Im Jahre 1882 kam es wieder zu einem großen Unwetter und es bildete sich ein großer Graben. Durch wiederholtes abschwemmen und auswaschen der Seitenhänge blieben die lehmhaltigen Säulengebilde mit den darauf liegenden Steinen stehen. Diese Erdpyramiden verändern sich ständig, besonders im Winter und Frühling bilden sich immer wieder neue Säulen. Die Erosionszone liegt in einer Höhe von 1.550 bis 1.750 m und bildet das bedeutendste Erdpyramidenvorkommen der Pustertals, auch wegen der so unterschiedlichen Gebilde."
Nur wirklich wenige Schritte weiter lugen uns diese europäischen Hoodoos an.
Eigentlich kein Unterschied zu den in den USA.
Wir gehen den begrenzten Weg nach unten und wieder zurück.
Und dann fällt mir doch ein Unterschied zu den USA auf: Hier darf man (sicherlich weil der Unterboden nicht fest ist)
nicht an die Pyramiden ran.
Wir verschwenden auch hier nicht mehr Zeit als notwendig.
Aufgenommen auf dem Rückweg: Blick auf den Ort Percha
Es folgt eine neues "Eigentlich". Denn geplant war nun die Fahrt bis zur Seiser Alm über Wolkenstein und St. Ulrich. Aber angesichts der Tatsache, dass diese Verbindungen weder Autobahnen noch schnell zu fahrende Straßen sind und wir erst hier vor Ort merken, wie langsam man vorankommt, entscheiden wir uns, über die schnellere Verbindung zu fahren. Die schnellere Route über Brixen ist nur etwa 85 Kilometer lang. Trotzdem brauchen wir weitere zwei Stunden, bis wir das Gebiet der Seiser Alm erreichen.
Auf Dreiviertel Höhe durchqueren wir noch einen Tunnel und dann...
Dann sehen wir den Schlern. Ein massiver Koloss so malerisch gelegen wie auf einem kitschigen, handgemaltem Bild.
# Hotel Goldknopf
Unseren Goldknopf sehen wir schon von weitem.
Das Hotel ist das höchst gelegene Hotel auf der Seiser Alm. Genau bei 2.020 Metern Höhe.
Mit der Buchung bekamen wir auch einen Stellplatz im Parkhaus zugewiesen. Das ist sehr praktisch organisiert.
Denn aus der Garage geht es mit dem Aufzug in die Lobby.
Wir werden direkt von Frau Malfertheiner persönlich empfangen. Der Chefin des Hauses, sozusagen.
Und der Empfang, könnte herzlicher nicht sein.
Nachdem wir unsere Personalausweise abgeben, werden wir, "um runter zukommen von der anstrengenden Reise" - so ihre Worte,
auf die weitläufige Terrasse begleitet. Flugs wird auch noch ein leckerer Prosecco serviert.
Wir sind erst einmal sprachlos.
Wir nippen an den Gläsern und fühlen uns wie eingecheckt in einem Wellness Hotel.
Die Koffer sind noch im Auto - aber egal. Hier könnten wir ewig sitzen bleiben.
Die Wiesen scheinen mit Nagelschere geschnitten worden sein und dann mit Farbe in Maigrün gefärbt.
Wir machen eine kleine Runde in der Naturpoolanlage, von der man einen fantastischen Anblick auf das Hotel und
die dahinter liegende Bergkette hat. Auch der Lang- und Plattkofel sind zu sehen. Leider sitzt 'ne Wolke auf den Spitzen.
Egal. Wir bleiben ja noch ein paar Tage hier.
Wir in sprachlos. Vergessen sind die Strapazen unserer siebenstündigen Anfahrt.
Impressionen aus dem Innenbereich des Hotels:
Irgendwann werden wir abgeholt und ins Zimmer gebracht. Das ist sehr modern eingerichtet.
Die Front besteht aus bodentiefen Fenstern.
Die Wände des Bades sind aus verschiebbaren Glaswänden. Alles ist sehr gepflegt.
Und genügend Abstellfläche gibt es auch.
Das Zimmer:
Die Aussicht ist phänomenal!
Links der Schlern...
Geradeaus die Silhouette der Seceda...
Wir machen uns nur noch kurz frisch, springen in frische Klamotten und dann geht es schon zum sechsgängigen Dinner.
Denn es ist schon halb acht.
Das Personal trägt hier durchgehend Masken. Um die Corona-Hygiene einzuhalten, tragen auch alle Gäste die Maske auf dem Weg zum Büfett. Davor steht ein Spender mit Desinfektionsmittel und wer will kann auch noch aus einer Box Handschuhe ziehen. Auch eine Box mit OP-Masken ist hier vorhanden.
Wir bekommen eine Menükarte. Die müssen wir uns erst einmal erklären lassen.
Der erste und der sechste Gang sind am Büfett selbst zu holen.
Man beginnt also mit Salatbüfett. Aber es "Salatbüfett" zu nennen, ist eine leichte Untertreibung.
Manche würde es vielleicht auch Hauptgang nennen. Es gibt nicht nur das übliche, kalte Geraspel.
Eine Auswahl an warmen Gemüse sowie mindestens zehn verschiedenen Brotsorten. Auf einer Schneidemaschine liegt
italienischen Speck zum selbst schneiden. Die Scheiben sind dann wie mit Laserstrahl geschnitten und schmecken göttlich!
Das vorgeschlagene Menü kann man individuell mit anderen Gerichten des Tages austauschen.
Alles schmeckt sensationell.
Und obwohl die einzelnen Gänge recht klein aussehen, schaffen wir heute den sechsten Gang nicht mehr. Der besteht
täglich aus einer Auswahl von regional hergestellten Käsesorten. Natürlich nebst Nüssen, Feigen, Weintrauben und allerlei
sonstigen Leckereien.
"Alt werden wir heut nicht".
Nach einem Rundumblick vom Balkon fallen wir ziemlich schnell in den wohlverdienten Schlaf.