Out of Season oder Schlechtwetterzone in Capovaticano und Tropea
Elf Tage von früh morgens bis in den späten Abend Input laden, kann anstrengend werden.
Auch die Festplatte im Kopf braucht mal Pause. Jedenfalls habe ich mir das so
bei der Planung gedacht. Capovaticano sollte deshalb nicht nur unser Bergfest im Urlaub werden,
sondern
auch der Ort sein, an dem wir Kalabriens azurblaues Wasser an traumhaften Stränden
in vollen Zügen genießen werden können. So der Plan.
Doch dass die Sonne schon Anfang Oktober hier
im Süden Italiens schlapp machen könnte, damit habe ich nicht gerechnet.
Es ist ein Jammer. Ausgerechnet an den zwei "Bade"-Tagen soll es regnen.
Ich fasse diese zwei Tage zusammen. Denn Vieles wiederholt sich.
So ist das Frühstücksbüffet an beiden Tagen leer gefegt.
Und den nah gelegenen Ort Tropea müssen wir wetterbedingt auch zwei Mal besuchen.
# Urlaub an der Stiefelspitze - Tag 1
Top ausgeschlafen stehen wir Dreiviertel Zehn vor einem leergefegten Büffet. Dabei hat man uns versichert, dass wir bis Elf Zeit haben zu frühstücken. Nun ja. Da scheint die Kommunikation zwischen der Rezi und dem Frühstücksrestaurant ein paar Datenlecks zu haben.
Ich schaue mich um und denke: So ist das also, wenn man in einer Ferienanlage urlaubt.
Abgesehen, dass die meisten Gäste hier aus dem deutschsprachigen Raum kommen,
scheinen wir die einzigen Gäste zu sein, für die Urlaub auch ausschlafen heißt.
Bewaffnet mit einem Teller gucke ich wohl etwas verloren in die Landschaft, als ich von einem
Kellner sehr freundlich in deutscher Sprache begrüßt werde.
Wo sich das Frühstücksbüfett befände, ist meine einzige Reaktion auf seine Begrüßung.
Ok. Sicher auch nicht freundlich, aber besser bin ich nun mal nicht drauf.
Er fragt was ich wünsche und ich zeige auf die leeren Auslagen. Er kümmert sich sofort darum, bescheinigt
er mir, als er sogleich wieder verschwindet. Zurück kommt er mit drei Tellern
aufgeschnittenem portioniertem Obst und zwei ebenso portionierten Wurstplatten.
Ich kann mir je einen Teller sichern. Die anderen sind so schnell weg wie sie gebracht wurden.
Dann spricht er mich noch einmal an. Er zeigt mir die kleinen dunklen Brötchen, die
er extra für uns, die deutschen Touristen, gebacken hat. Sicherlich. Er hat es gut gemeint.
Aber so weit zu fahren, um dann deutsche Speisen serviert zu bekommen? Und das in Italien?
Wo wir doch die einheimischen Speisen so lieben? Mir hätten Prosciutto und Oliven nebst Olivenöl gereicht.
Ich fühle mich missverstanden. Aber ganz offenbar bin ich (und Rainer sicherlich auch)
allein mit dieser Einstellung. Die anderen Gäste scheinen es zu lieben. Eigentlich dachte ich, es hängt mit dem Alter zusammen,
wenn man im Ausland urlaubt und trotzdem nur Deutsches erwartet. Das haben wir schon in
Indien erleben müssen. Da wo Reisegruppen gespeist haben, da gab es eingedeutschtes Essen.
Schlussfolgerung: Wir sind noch zu jung für diese Art Urlaub!
Rainer hat in der Zwischenzeit versucht Getränke zu ordern und ahnt noch nicht, dass wir
hier in einer Touristenburg gelandet sind. Langes Warten scheint normal zu sein.
So ist es eine neue Erfahrung für uns, die wir nicht wiederholen müssen.

Am Nebentisch sitzt ein Ehepaar mit denen wir schnell ins Gespräch kommen.
Na klar. Was sonst. Sie kommen natürlich auch aus Deutschland.
Auch sie sind seit gestern Abend hier und werden ganze drei Tage hier bleiben. Und auch
sie sind nur zum Baden hier.
# Das CapoVaticano Resort Thalasso Spa
Das CapoVaticano Resort ist architektonisch ein Erlebnis fürs Auge. Nicht nur wenn man es bei der Anreise von oben sieht. Alles hier ist stilsicher gestaltet. Auch das Foyer ist außergewöhnlich. Erinnert mich sofort an das Pantheon in Rom. Auch die Farbauswahl und die gesamte Innengestaltung machen einen wertigen Eindruck. Hier haben Architekten und Interior Designer ganze Arbeit geleistet.
Das Atrium beginnt im Erdgeschoss. Gleich hinter dem Restaurant "MANTINEO".
Ein kleiner Dschungel der durch die Öffnung in der Decke sowohl Licht als auch die entsprechende
Beregnung erhält.
Beidseits gibt es Treppen. So muss man sich nicht vom Anblick des üppigen Grüns trennen.



Die Lobby befindet sich eine Etage höher.
Hier ist auch die "BERGAMOTTO RAW BAR" untergebracht.
Leider ist diese geschlossen. Vermutlich treffen Pandemie und Nachsaison
aufeinander. Der Aufwand lohnt wohl nicht, wenn die Belegung des Hotels nicht den Erwartungen entspricht.
Dennoch. Die Farbauswahl ist auch hier einfach ein Knaller!


Unser Zimmer ist ein Superior Sea View Room.
Dass dies auch nur seitlicher Meerblick heißen kann, haben wir gestern gelernt.
Aber nach einem Wechsel, haben wir ein Zimmer mit der Aussicht bekommen, das auch auf der Hotel-Website
als Superior Sea View beworben wird. Deshalb will ich nicht meckern.
Der Raum ist riesig und sehr stilsicher eingerichtet. Es gibt einen Ankleideraum und ein sehr schönes, großes Bad mit Badewanne und einer Duschkabine. Hier kann man definitiv ganze zwei oder mehr Wochen verbringen.




Und das ist der Ausblick aus unserem Zimmer:

Übrigens haben Zimmer mit Gartenblick genau diesen Ausblick:

Die Promenade zum Pool und zum Strand:

Der Pool passt sich der schlangenförmigen Form des Haupthauses an.
Gleich daneben ist die "STROMBOLI" Bar und Restaurant.
Insgesamt ist alles wenig besucht. Ist sicherlich der Wettersituation geschuldet.
Na wenigstens tönt ein wenig Musik aus den Boxen. Und ich kann mir gut vorstellen,
wie voll es zur Hauptsaison hier ist. Wenn das Hotel ausgebucht ist und das Wetter
wunderschön ist.





Und das ist der Strand.
Wir kennen breitere Strände. Aber der ist - jedenfalls zur Nebensaison - absolut ausreichend.
Am Tag 1 unseres Aufenthaltes scheint am Vormittag die Sonne.
Ganz klar, dass
wir das Wasser und die Wellen "kosten" müssen. Und wider erwartend sind die Wellen so weich
wie auf Hawai'i und das Meer ist wunderbar. So klar und warm.
Ach ja. Die Wahl des Ortes war schon perfekt. Wenn nur nicht die Wettervorhersage wäre!


Die Anlage selbst ist eingebettet in einer Bucht. Linkerhand, jedoch weiter entfernt, ist ein Campingplatz. Rechterhand ist ein wilder Strand. Hier ist das Wasser unruhiger und verwirbelter. Rainer kennt ja keine Grenzen, wenn es ums Baden und Schwimmen geht. Ich bin da eher sehr vorsichtig und genieße den Anblick.

Der Himmel zieht sich zu und der Wind wird ungemütlich.
Wir entscheiden uns für die Besichtigung Tropeas.
Dem Ort in Kalabrien.
Es ist praktisch die Visitenkarte
Kalabriens.
Während Rainer das Auto holt, schaue ich mich am Haupteingang des Resorts um. Und ganz ehrlich? Das könnte auch irgendwo in Arizona oder in einer Resortanlage im Coachella Valley sein.



Bis Tropea brauchen wir etwa eine halbe Stunde.
Das Wetter taugt nicht einmal für eine Stadtbesichtigung. Es ist windig und echt ungemütlich.
In den kleinen Gassen laufen wir Gefahr irgendein Schild oder einen Blumentopf
auf den Kopf zu bekommen.
Die meisten Restaurants haben nicht oder noch nicht geöffnet.
Einige Bars oder Cafés sind
geöffnet. Doch auf etwas Süßes haben wir beide keinen gesteigerten Appetit.
Auf der Hauptallee wirbt nur ein einziges Restaurant mit "richtigem" Essen um Gäste.
17 Uhr ist für Italiener eben die falsche Zeit zu speisen. Andererseits höre
ich praktisch nur deutsch. Offensichtlich müssen ganze Busladungen in Tropea abgestiegen sein.
Nun. Das Essen ist lecker. Und ganz speziell. Denn es ist eine kalabrische Spezialität.
Es gibt "Nudeln alla 'Nduja".
Als Nudeln gibt es Fileja. Das sind leicht gedrehte Hartweizen-Nudeln auf kalabrische Art.
Sie gelten als klassischer Begleiter von 'Nduja.
'Nduja ist eine kalabrische Rohwurst aus Schweinefleisch. Und ist ziemlich scharf.
Dazu gibt es diese roten Zwiebeln,
die hier überall in 10 Kilosäcken angeboten werden. Doch sie haben nicht diesen
uns bekannten Zwiebelgeschmack. Kommt den eher lieblichen Geschmack der roten Zwiebeln
in den USA nahe. Nur eben etwas süßlicher.
Wir sind zufrieden mit der Wahl. Lecker ist das Gericht. Und außerdem mag ich es, wenn es landestypisch ist.



Wir schaffen es gerade so trockenen Fußes zum Auto. Danach regnet es sich ein - wie man so schön sagt.
Man mag zwar spöttisch lächeln, wenn wir unser Nespresso-Maschinchen auf Europareisen mitnehmen. Aber es gibt doch nichts gemütlicheres, als es sich nach so einer Regenflucht im Bett gemütlich zu machen und einen Cappuccino schlürfen zu können.
Kurz vor acht fahren wir nochmals los. Wir machen uns auf die Suche
nach einem Restaurant. Natürlich habe ich schon gegoogelt und auch bei Tripadvisor vorsondiert.
Vom Restaurant auf dem Campingplatz liest man nur Gutes. Also nichts wie hin!
Erst überlegen wir über den Strand hinzugehen.
Entscheiden uns dann aber (glücklicherweise) fürs Auto.
Der Campingplatz scheint verwaist. Eine Frau kommt an das Empfangshäuschen.
Als wir sie nach dem Restaurant fragen, erwidert sie ganz abgeklärt: "No People - No Dinner"
Es bleibt nicht bei der einzigen Absage. Alle folgenden Restaurants, die laut Website geöffnet
sein sollten, sind geschlossen.
"No People - No Dinner" eben.
Dann eben nicht.
# Urlaub an der Stiefelspitze - Tag 2
Der Tag 2 begrüßt uns so: Es regnet.

Kurz vor Mittag hört es auf zu regnen.
Ich schaue auf die Wetter-App. Na sehr schön. Die Regenfront ist durch.
Die letzten Wolkenschleppen sollten am Abend durch sein.
Noch ärgerlicher ist aber, dass ab morgen hier die Sonne scheinen wird.
Doch wir ziehen morgen weiter.
Jammern hilft nicht. Wir machen das Beste daraus.
Zuerst gehen wir noch an den Strand.
Die Sicht ist schlecht. Den Stomboli kann man nicht einmal erahnen.



Dann geht es nach Tropea.
# Impressionen aus Tropea
Käses Rundfahrt nennt man die Route, wie wir versuchen auf das Dach Tropeas zu kommen. Ob wir irgendeine Straße zur direkten Auffahrt übersehen haben, werden wir nie wieder klären können. Ist ja auch egal.
"Via Lungomare Antonio Sorrentino" heißt die Straße, die am bekanntesten
und wohl am meisten fotografierten Strand Kalabriens vorbeiführt. Die Spaggia di Tropea
mit dem Felsen auf dem die "Santa Maria dell’Isola", das Wahrzeichen von Tropea, thront.
Das Wetter ist alles andere als einladend. Und so sind nur ein paar wenige
Badende zu sehen. Aber ich mag mir nicht vorstellen, was hier los ist, wenn Hochsaison in Kalabriens Hochburg ist.


Den besten Blick auf die Ebene, auf der sich die Altstadt Tropeas befindet, hat man definitiv vom steilen Weg hoch zur Santuario di Santa Maria dell'Isola. Von hier schauen wir auf die etwa 40 Meter hohe Steilwand.






Übrigens ist der Zugang zur Kirche nicht immer geöffnet. Es gibt auch eine Mittagsschließung.
Den Durchgang, den wir schon von oben gesehen haben, inspizieren wir als nächstes.
Der Zugang befindet sich direkt am Parkplatz, an dem wir jetzt eh schon wegen
der Besteigung der kleinen Kirche geparkt haben.
Der Naturtunnel führt in eine klitzekleine Bucht. Leider ist dieser Durchgang wegen Einsturzgefahr geschlossen. Und wie nicht anders zu erwarten, gibt es immer Ausnahmen die nicht lesen "können". Aber die Masse hält sich an die Regel.

GoogleMaps ist ein prima Helfer. Vermutlich hätten wir die Auffahrt nach oben, auf das Dach des Felsens
noch ewig gesucht. Sicherlich ist das zur Hauptsaison anders. Aber jetzt im Oktober
gibt es nur wenige Individualtouristen, denen man einfach hinterher fahren kann.
Wie auch immer.
Am Dreieck Largo G. Grimaldi lacht uns eine Parkfläche an. Ob die öffentlich ist
oder nur für Einwohner ist nicht so einfach zu ermitteln. Am Parkautomaten
besorgt Rainer ein Ticket und dann geht's in die Altstadt. Corso Vittorio
klingt ganz nach Tropeas Hauptallee. Und es ist tatsächlich die Mitte, von der verschiedene Gassen abgehen.
Tartufo di Pizzo, kurz Tortufo, ist das bekannteste Eis Kalabriens. Das Anhängsel "Di Pizzo" zeugt davon, dass es in dem Ort Pizzo entstanden ist. Ja da sind wir vorgestern durchgefahren. Aber auch in Tropea reiht sich ein Café am anderen, das Tortufo anbietet.
Wir nehmen das erst beste Café. Es ist an einem Kreuzungspunkt gelegen und
man kann draußen sitzen. Schließlich befindet sich die Welt immer noch im pandemischen Zeitalter.
Lange haben wir mit unserer Platzwahl keinen Spaß. Noch bevor wir bestellen
ergießt sich die allerletzte Wolke. Also suchen wir uns einen neuen Platz. Die Angestellten
des Cafés wuseln ganz eifrig und zaubern viele neue Sonnenschirme hervor, die jetzt als Regenschirme
herhalten müssen.
Doch das alles tangiert uns nun kaum. Vor uns stehen zwei Campari Spritz, ein Schälchen Oliven und eins mit Chips.
Besser geht es doch nicht. Die Bestellung mit dem Tortufo ist noch in Arbeit.
Als die zwei Bomben serviert werden, weiß ich schon, dass das Abendbrot ausfallen wird.
Ein Tortufo ist ein Eis mit einem flüssigen Schokoladenkern.
Ohne Frage - es schmeckt gut. Aber das Ding ist etwa 6 x 6 Zentimeter groß und sollte
nur auf leergepumpten Magen gegessen werden!



Eigentlich sind wir auf der Suche nach einem freien Blick auf den schmucken Felsen
unten am Strand. Wie sich herausstellt gibt es dafür mehrere Punkte. Es bedarf dann auch keiner aufwendigen Suche,
um diese zu finden.
Zuletzt finden wir das, was wir wollten.
Affaccio del Corso ist eine Art Balkon zwischen den Häusern am Ende der Corso Vittorio Emmanuele, der Hauptpromenade Tropeas. Von hier hat man den begehrten Blick auf den Strand und den kleinen Felsen samt Kirche.



Und vom Terrazza panoramica Tropea gibt es diese Ausblicke:


Die Via Roma, eine von der Hauptstraße abzweigende Seitenstraße führt zur Kathedrale von Tropea. Eine von Normannen Mitte des 12. Jahrhunderts erbaute Bischofskirche. Der vollständige Name ist "Cattedrale di Maria Santissima di Romania". Die Kirche selbst ist im Inneren recht schlicht gehalten
.


Hinter der Kathedrale befindet sich eine Art Panorama-Plattform. Auch nett.
Es ist das Ende des höhergelegenen Zentrums von Tropea.
Hier erhält man eine gute Vorstellung, wie hoch wir uns befinden.


Nicht jeder Ausblick gibt gepflegtes frei.
Aber alles hat seinen Reiz.
Uns gefällt es und ich stelle mir vor, wie Postkarten-mäßig es aussähe, wenn die Sonne scheinen würde!
Die Farbe des Wassers ist so, wie ich das immer auf den Fotos gesehen habe.
Hier braucht nichts aufgehübscht zu werden.


Die Chiesa del Gesù stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und wurde von den Jesuitenpatern erbaut, die 1594 in Tropea ankamen. Die bewegte und außergewöhnlich lange Geschichte ist hier nach zu lesen.

Das sind weitere Impressionen von unterwegs:






Am frühen Abend geht es zurück. Unterwegs begegnet uns ein Supermarkt. Hier decken wir uns mit Leckereien für heute Abend ein: Prosciutto, prosciutto cotto, riesige Oliven und eine Ciabatta. Olivenöl Fahren wir ja schon seit Rom durch die Landschaft.

# Sunset am Capo Vaticano
Die Wolkendecke denkt gar nicht daran gänzlich zu verschwinden.
Aber gerade als wir die Straße nach unten in das Resort fahren, erwischen wir die Sonne
doch noch.
Und zwar von ihrer schönsten Seite: In Glutrot.
Schnell muss das Stativ raus. Denn obwohl ich nun schon seit Tagen mit dem
iPhone zufrieden stellende Fotos machen kann, ist es für Sonnenuntergänge im Zoom vollkommen
ungeeignet. Endlich kann meine Canon doch noch punkten!





Obwohl die Sonne nun untergegangen ist, steht das Foyer im Spiel mit der Innenbeleuchtung in einem ganz besonderen Licht. Wunderschön!

Für das Sitzen auf dem Balkon ist es viel zu kühl. Aber den Ausblick genießen wir auch vom kleinen Tisch am bodentiefen Fenster, wo wir unser Eingekauftes schlemmen wie beim Italiener!

Gefahrene Strecke: 74 Kilometer