Wenn es regnet in Genua ...
Die ganze Nacht hat es erwartungsgemäß geschüttet.
Am Morgen hat es aufgehört. Jetzt ist es nur noch Grau. Dunkelgrau.
Glücklicherweise haben wir den Tisch zum Frühstücken erst für 10Uhr reserviert.
Hetzen ist deshalb nicht nötig.


Tja. Was anfangen mit so einem Tag?
Im Zimmer bleiben und lesen? Ach nö - langweilig!
Die Wetter App sagt, dass das nächste Regengebiet erst 13 Uhr Genua treffen soll.
Also schnappen wir unsere Sachen und gehen in die Altstadt. Irgendetwas wird sich ergeben.
Glücklicherweise ist es draußen angenehm warm.
Eine Jacke ist da völlig überflüssig.
Auf der anderen Seite der Hochstraße beginnt die Altstadt. Wir stechen heute etwas westlicher
in die Häusermasse. Unser eventuelles Ziel ist das Palazzo di Andrea Doria. Aber wie das ebenso mit
unklaren Plänen ist, lassen wir uns von der einen oder anderen Querstraße ablenken.
Bis zur Hälfte der Via Balbi schaffen wir es noch. Und die geht stetig bergauf.



Ein paar Stufen...
Wo führen die wohl hin?



Auf alle Fälle immer höher.
Wir sind mitten in einem Wohngebiet. Und irgendwie scheint es, als ob es keine weiteren
Abzweigungen gibt. Immer nur noch höher.
Unzählige Treppen...
Aber zugegeben. Trotz schlechtem Wetter, sehen die Fassaden bunt aus. Vermutlich bunter
als bei Sonnenschein.
Die Corso Dogali führt genau entlang des gleichnamigen Botanischen Gartens. Der ist allerdings am Wochenende
geschlossen.
Nun von der Via Corso Dogali kommend, haben wir einen schönen Blick. Einen Überblick.
Linkerhand auf den Gebäudekomplex der Universität von Genua. Rechterhand über die tieferliegende Altstadt.
Man sieht sogar das Meer.


Es ist halb Eins und Zeit ins Hotel zu gehen. Denn ab Eins soll das Regengebiet die Bucht von Genua erreichen. Auf der RegenApp sieht es gruselig aus. Mal sehen was uns erwartet.
Wir "stechen" also wieder in die engen Gassen der Altstadt. Jedes Mal, wenn
wir in eine noch engere Straße einkehren, ist es ein Gefühl des Einstechens. Denn
manchmal stehen die Häuser so nah beieinander, als wenn sie sich oben berühren würden.
Manch ein Gerüst ist so breit, dass es das Nebenhaus tatsächlich fast berührt.
Übrigens ist Genuas Altstadt
"... flächenmäßig gesehen das größte aus dem Mittelalter stammende Stadtzentrum Europas.
Gleichzeitig weist es zu dem auch die höchste Bevölkerungsdichte auf." visitgenua.it

An der Marina angekommen, fühlen wir uns sicher. Sicher weil: Wenn es jetzt anfängt zu regnen,
sind wir nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt.
Unterwegs haben wir schon nach einem Café oder Bäcker Ausschau gehalten. Aber alles ist geschlossen.
Gegenüber vom Hotel ist ein Café beziehungsweise eine Focacceria. Aber die Regale
sind leer. Daneben ist ein kleiner Shop, der alles hat. Fast wie ein japanischer Conbini.
Hier finden wir etwas fluffiges Gebäck und schreiten gen Hotel.

Noch regnet es nicht. Aber es ist kaum jemand unterwegs.
Vielleicht gab es eine Unwetterwarnung. Keine Ahnung.
Jedenfalls habe ich das Piratenboot ganz für mich, um es zu fotografieren.
Ein guter Zeitpunkt, um vielleicht jetzt das Innere des Segelschiffes zu besichtigen. Aber es ist geschlossen.
Nun ja. Also geht's aufs Zimmer.



Kaum oben im Zimmer angekommen, fängt es an zu schütten.
Ein Regen mit so einer Intensität und so großen Tropfen erlebt man selten.
Dann beginnt es zu gewittern. Wahnsinn!
Es blitzt in einer so schnellen Abfolge, dass ich vom Balkon aus mit
dem iPhone ohne große Mühe dieses Foto aufnehmen kann.


Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei.
Während der Himmel über der Altstadt noch bedrohlich Regen geschwängert ist, lugt
auf der anderen Seite, also über dem Meer, schon die Sonne 'raus und die Wolkendecke ist fast
aufgelöst.



Wir gehen also wieder in die Altstadt.
Langsam kennen wir uns hier aus. Wir stechen immer wieder in die gleiche Straße ein.
Nach wenigen Metern erreichen wir die kleine Piazza Fossatello. Hier befinden sich einige
Restaurants. Und von diesem Platz zweigen gleich fünf weiter Straßen ab.
Als wir ankommen, steht da ein Feuerwehrauto, und auffällig viele Feuerwehrmänner machen da irgendetwas
an der Fassade. Andere kehren etwas auf.
Beim genauen Hinsehen entdecken auch wir das Unglück:
Ein historischer Stuck ist durch das Unwetter unwiederbringlich zerstört worden.


Ein bestimmtes Ziel haben wir nicht. Wir stromern einfach und folgen der Nase.
Inhalieren die Impressionen und genießen es hier zu sein.
Ich bin überschwänglich begeistert, Genua wenigsten ein wenig kennengelernt zu haben. Und happy,
die Stadt mit in unser Portfolio der Reise aufgenommen zu haben. Rainer dagegen kann
meine unendliche Begeisterung nicht nachvollziehen und findet es hier nur "gut".



Wir landen schließlich auf einem bekannten Platz, an der Piazza San Lorenzo.
Unser kleines Café von gestern hat noch geöffnet. Die Sonne ist nun untergegangen und
es ist etwas frisch.

Es ist wieder - was sonst - Spritz-Time.
Wie gewöhnlich gibt es dazu Oliven und Chips. Die Auslage mit den Focaccias
ist leergefegt. Wir ordern noch mehr Oliven. Am Nebentisch serviert man so 'ne kleinen Schnittchen. Oder was auch immer das ist 🤷♀️.
Das wollen wir auch haben und bestellen gestikulierend und dabei auf den Nebentisch zeigend.
Wir sind total happy über den Teller voller Leckereien mit "Schnittchen" italienischer Art.
Das ist Italien wie wir es mögen!
Draußen sitzen, Campari-Spritz mit Leckerlies essen und nix weiter tun, als das
Leben zu genießen.
18Uhr wird das Café geschlossen.
Beim Bezahlen berechnet man uns nur drei Mal Spritz.
"Und die Schnittchen?"
"Das waren nur Reste des Tages. Das berechnen wir nicht."

Heute ist Sonntag. Und die Auswahl der offenen Restaurants ist begrenzt.
Ich hatte mir ein Restaurant aus meinem Reiseführer ausgesucht. Das ist in einer
superengen Seitenstraße versteckt. Nach einer Weile finden wir es, doch es ist geschlossen.
Am Rolltor ist ein Zettel angebracht. Auch die Gastronomen müssen mal Urlaub machen.
Bei Tripadvisor wird ein anderes Restaurant, das Soul Kitchen, wegen seiner leckeren Speisen
zum Himmel gelobt. Ich meine, wir haben in Italien noch nie schlecht gegessen. Dennoch
folgen wir der Empfehlung.
Auch das Soul Kitchen liegt etwas versteckt. Drinnen wollen wir nicht sitzen. Es ist Strickjackenwetter.
Also nehmen wir draußen Platz. Und das stellt kein Problem für die Wirtschaft dar.
Richtig lecker ist das Indian Pale Ale aus der Flasche.
Das Essen schmeckt nicht schlecht. Eher unitalienisch. Italienisch lecker ist anders.


Nun geht's wieder zurück ins Hotel.


Das waren also unsere zwei Tage in Genua.
Morgen werden wir weiter ziehen. Es wird ein Reisetag sein.