Unterwegs in der Altstadt von Genua, in Boccadasse und Nervi

So habe ich mir den Start in den ersten Urlaubstag nicht vorgestellt!
Allein der kleinen Metallkante zwischen Bad und dem Zimmer ist es zu verdanken, dass sich das Wasser nicht auch noch im parkettbelegten Zimmer verbreitet. Das Bad ist geflutet.
Nein. Es ist kein Wasserrohrbruch!
Beim Aufdrehen des Wassers vom Bidet habe ich nicht darauf geachtet, wohin der schwenkbare Wasserhahn gerichtet ist. Eh ich genau das realisiere, ist es zu spät! Gut nur, dass man im Hotel mit den Handtüchern nicht spart.

Auf diesen Schock brauche ich einen Cappuccino. Einen Schönen. Einen zum Runterkommen. Vollkommen verärgert über die eigene Ungeschicklichkeit greife ich zu den falschen Kapseln und wundere mich, warum mein morgendlicher Cappuccino so seltsam schmeckt. Kann nur am Wasser liegen.
Na ja.
Erst als Rainer später wach wird, wundert er sich, wer hier seine Decaf-Kapseln benutzt hat 🤦🏼‍♀️

Scheint nicht mein Tag zu werden - Oder doch?

Der Blick vom Balkon Richtung Himmel macht gute Laune. Die Sonne lacht. Ein paar Schleierwolken sind zu sehen. Aber das stört nicht. Es ist warm. Sogar sehr warm. Das Thermometer zeigt schon 21°C an.

Blick vom Balkon NH-Hotel in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Bedingt durch die Corona-Maßnahmen mussten wir gestern schon das entsprechende Zeitfenster fürs Frühstück buchen. Neun Uhr schaffen wir allerdings nicht. Da waren wir gestern Abend wohl zu optimistisch gewesen. Die lange Anreise steckt noch in den Knochen. Das schlaucht einfach. Halb Zehn dann stehen wir am Eingang zum Restaurant und entscheiden uns für einen Tisch draußen auf der Terrasse. Das Klima ist viel zu angenehm, um innen zu sitzen.
Ein richtiges Büffet gibt es nicht. So ähnlich wie schon in Venedig, steht man hinter der Theke und das Gegenüber lädt entsprechend der Ansage den Teller voll.

Terrasse NH-Hotel in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de

Genua - wenigstens für ein paar Stunden - stand schon im Juni auf dem Programm. Doch wir haben die Stadt nur tangiert und was wir von der Autobahn aus gesehen haben, hat uns so gar nicht gereizt einen Stopp einzufügen. Bei dieser Herbstreise sollte die Stadt dennoch eine Chance bekommen.
Und es ist wie so oft: Wenn man nix erwartet, wird es umso schöner!

Einen Plan, was genau wir sehen "müssen", gibt es nicht. Unser Reiseführer schlägt uns sechs Rundgänge vor. Sonst nehmen wir solche ausgearbeiteten Vorschläge sehr gern an. Aber dieses Mal ist es anders. Wir entscheiden uns treiben zu lassen.
Immerhin wohnen wir mitten in einem der Highlights von Genua, der Marina.

# Genua - Marina

Direkt vor der Tür unseres Hotels steht ein riesiges Segelschiff. Es ist ein Nachbau eines aus dem 17. Jahrhundert alten, spanischen Schlachtschiffes. 1985 wurde dieses Phantasiegebilde gebaut und wurde als Requisite für Roman Polanskis Film "Piraten" verwendet.
Sieht hier in dieser Bucht der Marina parkend schon sehr wuchtig aus.
Den Innenraum der Galeone Neptune kann man betreten. Doch dazu müsste man sich anstellen. Verschieben wir auf Morgen. Denn die Schlange ist elend lang. Und so 'ne Piratenfans sind wir dann doch nicht.

Marina in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
Marina in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Die Hauptstadt Liguriens, Genua,
gehörte einst durch seine exponierte Lage zu den wichtigsten Häfen Europas. Durch Alterung der Strukturen des Hafens, durch Verlagerung von Raffinerien nach Süditalien verlor der Hafen Anfang der 1980er Jahre immer mehr an Bedeutung. Arbeitslosigkeit und erhöhte Kriminalität in der Stadt führten zum Verfall der Kerneinnahme Genuas.
Erst 1992, aus Anlass der Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag seit der Entdeckung Amerikas, wurde der Hafen komplett umstrukturiert und neu gestaltet. Alte Industrieanlagen wurden entfernt. Alte Speicher und das Zolltor wurden zu kulturellen Einrichtungen. Der Kreuzfahrtsektor gewann an Bedeutung und wurde zur guten Einnahmequelle.

Die Marina, der Porto Antico, gehört heutzutage zu einer der bedeutendsten Freizeitstätten und absoluten Magneten für Besucher der Stadt. Ein Aquarium mit Becken verschiedener Ökosysteme, die Biosphäre, ein schwimmendes Glashaus voller tropischen Pflanzen, ein Panoramaaufzug, eine Riesenrad, Restaurants und vieles mehr... Dafür bräuchten wir bestimmt schon zwei Tage, um alles sehen zu können.

Heute ist Samstag. Und die Marina ist ziemlich gut besucht.
Am größten Meerwasserzoo Europas, dem Acquario erfolgt Zutritt nur nach gebuchter Onlinereservierung. Dennoch ist die Reihe zum Eintritt so lang wie an manch einer Attraktion im Disneyland.
Ohne zu sehen woher es kommt, plärren verschiedene Ansagen durch die Lautsprecher. Anhand dessen was man so sehen kann, schließen wir auf eine Sportmesse oder etwas Ähnliches. Hier und da sind abgegrenzte Areale, auf denen man verschiedenen, sportlichen Aktivitäten nachgehen kann.
Nun ja.
Sport wollen wir jetzt nicht machen.
Wir entscheiden uns für eine Fahrt mit dem Riesenrad.
Eine solche Fahrt scheint nicht das Non-Plus-Ultra für andere zu sein. Für uns schon. Außerdem steht niemand an. Wir zahlen 8€ pro Person und dann geht es schon los.

Auf den zwei sehr langsamen Runden bekommen wir das, was wir wollten:
Den Überblick über die Marina und auch etwas über die Altstadt.

Marina in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Das war doch schon mal ein super Einstieg! Als Erstes mit dem Riesenrad zu fahren, war eine wirklich gute Idee.
Jetzt weiß ich, warum wir auch aus unserem Zimmer nicht den Hafenblick haben können, den ich mir vorgestellt habe. Auch kriegt man bei so einer Fahrt die Vorstellung wie die Stadt am steilen Hang pappt. Grandios!

Marina in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Für weitere Aktivitäten am Hafen ist weder Zeit noch Interesse vorhanden.
Jetzt will ich mich in die Schluchten der Altstadt quetschen. Und die liegt auf der anderen Seite der Hochstraße.

# Genua - Altstadt

Die Altstadt erreichen wir über den erstbesten "Spalt" der Häuserfront, die wie eine Festung zur Hochstraße blickt. Die Gassen sind relativ schmal verglichen zur Höhe der Häuser. Manchmal erreicht kein Lichtstrahl den Boden. Es sind kaum Menschen unterwegs. Wie auch? Es scheint, als ob sie alle am Hafen sind.
Ich bin unendlich begeistert von Genuas Altstadt. Ich mag es zwischen den nicht immer gut erhaltenen Häusern zu laufen. Einige Häuser sind eingerüstet. Manche aber auch erst ab der ersten Etage. Manch ein Putz ist dreidimensional und bettelt nach Austausch. Einige Häuser sehen wiederum gut restauriert aus.
Ich genieße den Gang ohne ein wirkliches Ziel zu verfolgen. Einfach "kieken ob keener kiekt", wie man in Berlin sagt.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Piazza San Matteo Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de

Wir laufen "kriss-kross" immer der Nase lang. Wohl wissend, dass wir am östlichen Ende der Altstadt die Erkundung begonnen haben. Letztendlich kann man sich wohl hier kaum verlaufen.

Und wie soll es auch anders sein. Wir landen an einem kleinen Platz, an dem wieder viel Leben ist. Zwei Straßenkünstler heizen mit ihrer Gute-Laune-Musik die Stimmung an. Vier kleine Bistro-Tische stehen vor einem Café und laden ein. Das Schild zeigt uns, was wir hier zu tun haben: Ja es ist Spritz-Time!
Ein Tisch ist gerade noch frei. Den nehmen wir!
Das Flair ist - auch durch die Musik - einfach grandios.
Menschen strömen an uns vorbei. Einige vollgeladen mit Eingekauftem. Andere gehen nur von A nach B.
An den Treppen wartet ein gut gekleidetes Grüppchen auf... Ja auf was eigentlich?
Unser Campari-Spritz wird serviert und wir stoßen auf den ersten Urlaubstag an. Eigentlich bin ich trockener Chips Esser. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Zu einem Spritz gehören nun mal Oliven und Chips!
Dann kommt ein Brautpaar aus der Kirche und verschwindet mit der gut gekleideten Gruppe in verschiedenen Autos.
Alles wirkt auf mich, wie vor einer Leinwand sitzend.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Kathedrale San Lorenzo,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de

Rainer ortet uns und findet heraus, dass wir uns auf der Piazza San Lorenzo befinden. Die aus weißem und schwarzgrauen Carrara Marmor gebaute Kirche ist die Kathedrale San Lorenzo. Dann liest er mir alles Wissenswerte vor.

Also schauen wir uns die 'mal von innen an.

Die Kathedrale San Lorenzo gehört zu den wichtigsten Kathedralen Genuas. Denn hier wird die Asche des Patrons von Genua, St. Johannes der Täufer, aufbewahrt. Auch gehört er zu den einzigen Heiligen (abgesehen von Madonna), dessen Geburtsdatum anstatt des Todesdatums begangen und bedacht wird.

In der Schatzkammer der Kathedrale wird der heilige Gral gehütet - eine smaragdgrüne, sechseckige Glasschale, die das Blut Jesus, den Wein des Abendmahls, enthalten haben soll.

Kathedrale San Lorenzo,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Hinter der Kathedrale geht es weiter.
Im Reiseführer steht, dass die Altstadt jahrelang zu den sozialen Brennpunkten und Immigrantenviertel gehörte. Hohe Kriminalität war Tagesthema. Insbesondere in der Zeit noch vor der Neugestaltung des Hafens.
Gut zu wissen. Doch bisher fühlen wir uns hier sehr sicher.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Bis zur Piazza San Matteo sind es Luftlinie nur wenige Meter. Doch wir wählen nicht den direkten Weg. Ständig lasse ich mich ablenken von Seitenstraßen, Torbögen und Höfen. Ich kann nicht anders. Am liebsten würde ich alles fotografieren, um es zu konservieren.

Mein Bild von Genua habe ich eh schon gebildet. Es ist eine wunderbare Mischung aus Buntem und Grauem und Verfallenem. Weitestgehend sauber aber nicht so fein gemacht, wie Venedig es tut. Ich bin - anders als Rainer - überschwänglich begeistert über die Stadt. So stelle ich mir Italien vor! Wohl wissend, dass es nicht überall so aussieht 😉
In jeder kleinen Ecke oder auch entlang einer engen Gasse laden Stühle zum Verweilen ein.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Von der Piazza San Matteo führt eine kurze aber steile Gasse gen Piazza De Ferrari. Der weitläufige Platz ist nicht nach der Automarke benannt, sondern nach einem Gönner der Stadt, dem Herzog Raffaele De Ferrari. Hier steht der Palazzo Ducale und dieser von vielen Genua-Bildern bekannte Brunnen, der erst seit 1936 hier steht.

Piazza de Ferrari,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de

Aus einem Wettbewerb im Jahr 2014 heraus wurde dieses Logo für Genua als Sieger ermittelt.
Drei Zeilen zu je zwei Buchstaben angeordnet zu einem Quadrat. So oder auf rotem Untergrund findet man es überall in der Stadt.

Piazza de Ferrari,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de

Wir gehen gen Norden. Denn unser Ziel ist die Oberstadt.
Erst entlang der breiten "Via XXV Aprile", die direkt von der Piazza De Ferrari abgeht.
Hier tangieren wir eines der berühmten Opernhäuser Europas, das Teatro Carlo Felice. Genau wie schon die Scala in Mailand, ist es nicht gerade ein Eyecatcher. Als wir recht nahe am Gebäude vorbeigehen, hören wir Musik. Eine Opernsängerin gibt eine kostenlose Vorstellung. Sie steht in einem offenen und lichtdurchfluteten Gang. Die Akustik hat Gänsehautpotential.

Die Galleria Guiseppe Mazzini, eine Shopping Mall, ist fast verwaist. Nur wenige Menschen sitzen hier im Café. Auch die Geschäfte scheinen geschlossen zu sein. Doch die Passage ist schön anzusehen - auch ohne Lust auf Shopping.

Galleria Guiseppe Mazzini,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Via XXV Aprile

Via XXV Aprile,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de

Wir sind immer noch auf der Suche nach dem Aufstieg in die Oberstadt. Manch eine Treppe nach oben sieht so aus, als wäre das ein Zugang. Doch meist entpuppt sich so ein Treppenaufgang als Sackgasse. Es ist nur der Zugang zu den verschiedenen Hausnummern. Und eigentlich ganz privat.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Hier an der Kreuzung geht es direkt zum Lift, der in die Oberstadt führt. Dennoch entscheiden wir uns gegen den direkten Zugang. Denn linkerhand zweigt die Via Garibaldi ab. Die Hauptstraße der Altstadt. Die Straße, an der ein Palast am anderen steht.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Tatsächlich ist die Via Garibaldi eine Fußgängerpromenade. Bevor sie 1882 den Namen zu Ehren Giuseppe Garibaldi bekommen hatte, hieß sie Strada Maggiore, Strada Nuova und Via Aurea. Wegen der Dichte an Palästen, opulenten Gärten und Museen wurde dieser Straße 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe zugefügt.

Nun. Die Fassaden sind wirklich beeindruckend schön und im besten Zustand. Aber die opulenten Gärten sind eher Teil der Residenzen, die höher gelegen sind. Will sagen: Letzteres können wir so im vorbeischlendern nicht sehen.
Hierfür benötigt man wesentlich mehr Zeit, die wir gerade nicht haben.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Dank GoogleMaps finden wir recht schnell den Tunnel und damit den Zugang zum Lift in die Oberstadt.

# Belvedere Castelletto in Genua's Oberstadt

Um die Höhenunterschiede der einzelnen Stadtteile Genuas zu bewältigen gibt es neben der Variante Treppensteigen auch Standseilbahnen, Zahnradbahnen und Aufzüge. Wir wollen den sogenannten Balkon Genuas, den Belvedere Castelletto mit einem Aufzug erreichen.
Von dort oben soll es einen fantastischen Rundum-Panorama-Blick auf die Stadt und den Hafen geben. So der Reiseführer.

Den Zugang zum Aufzug ist recht einfach, wenn man den Ausschilderungen folgt. Das tun wir auch. Aber irgendwie sieht dieser nicht vertrauend erweckend aus. Also fragen wir lieber noch einmal nach und man winkt ab: Ja hier geht es zum Aufzug.
Am Ende des Tunnels steht ein Kassenautomat, an dem wir zwei Tickets kaufen. Nur für den Aufzug nach oben. Vielleicht laufen wir wieder runter? Das wissen wir jetzt noch nicht.

Als die Türen zum Aufzug aufgehen, stehen wir vor einem holzgetäfelten Raum. Es müsste der Castelletto Ponente / Garibaldi-Lift sein.
Gerade als die Türen schließen, flutscht noch ein junger Vater mit seinem Kind im Kinderwagen rein. Offensichtlich sieht man uns das Staunen an und er sagt etwas. Aber wir verstehen natürlich kein Italienisch. Sein Englisch ist zwar auch nicht das Beste, aber gerade gut genug, um zu verstehen, dass ich nach dem Alter des Aufzugs frage. Er weiß es auch nicht genau, fragt aber gleich nach der Ankunft einen Mitarbeiter, der im Wärterhäuschen sitzt. Er meint, der Aufzug sei 110 Jahre alt.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Oben angekommen schauen wir uns erst einmal um.
Tatsächlich ist der Ausblick von hier oben genial. Genau was wir lieben

Belvedere Castelletto,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Belvedere Castelletto,Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Gleich um die Ecke entdecken wir ein kleines Restaurant mit einer Außenterrasse.
Und obwohl es gerade halb Drei ist, gibt es noch das volle Repertoire des Menüs. Was ja in Italien um diese Zeit nicht Usus ist.
Beim genauen Studieren der Karte muss ich feststellen, dass es hier ausschließlich Fischgerichte gibt, die ich nicht esse. Logo. Das Restaurant heißt ja auch "La Barcaccia".
Nächstes Hindernis:
Die Bedienung kann praktisch kein Wort Englisch. Aber sie ist äußerst bemüht und sehr freundlich. Irgendjemand hilft aus und ich bekomme eine Seafood-freie Speise und Rainer sucht sich ein Fischgericht aus.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de

Nun. Essen macht schlapp. Einen geeigneten Weg nach unten finden wir nicht auf die Schnelle und entscheiden uns für die bequeme Variante mit dem Aufzug. Dieses Mal nehmen wir den mit dem herrlichen Glasumbau, eine architektonische Schönheit ganz im Jugendstil erbaut. Es ist der Castelletto Levante/Portello-Lift. Dieser ist 1909 erbaut und ist der älteste Aufzug der Stadt, der den Höhenunterschied von 57 Metern zwischen dem Castelleto und Genuas Altstadt überwindet. Übrigens wird der Lift nicht nur von Touristen genutzt, sondern besonders von Einheimischen, die die Nutzung ganz normal mit ihrer Dauerkarte bezahlen.

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Der Tunnel zum Ausgang gefällt mir noch besser.
Die nicht gefliesten Wände sind zwar "bekritzelt" - aber dennoch schön 😉

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Jetzt geht es auf direktem Weg zurück ins Hotel.
Eine kurze Pause und ein Schlachtplan für den Rest des Tages müssen her.
Außerdem müssen wir all die Impressionen erst einmal sacken lassen.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Eigentlich dachte ich, wir werden den restlichen Tag entspannt in der Altstadt vertrödeln. Gut, dass wir so 'ne Wetterchecker sind. Denn für morgen sind Unwetter und starker Regen angesagt. Das heißt, wir müssen den Tagesplan von morgen noch in den heutigen Tag quetschen. Bei der Planung habe ich mir den zwei Kilometer langen Spaziergang auf der Uferpromenade "Passeggiata Anita Garibaldi" ausgesucht. Ein Küstenweg von Nervi bis Capolungo. Außerdem stand Boccadasse auf dem Programm. Ein Abklatsch von Cinque Terre, wo wir gerade erst im Sommer waren.
Nun ja.
Wir machen das Beste daraus und schauen was wir heute noch schaffen.

# Das Fischerdorf Boccadasse

Genua ist praktisch der Scheitelpunkt, der den Küstenbogen im Ligurischen Meer in die im Westen liegende Riviera do Ponente und die zum Osten hinlaufende Riviera di Levante teilt. Letztere ist der wohl durch Orte wie Rapallo, Portofino wie auch durch den Verbund an außergewöhnlich hübschen Fischerorten der Cinque Terre, bekanntere Abschnitt der Riviera.
Genau wie Nervi ist Boccadasse zu Genua eingemeindet worden. Beide Orte liegen östlich der Altstadt von Genua und sind per Auot oder auch Zug erreichbar.

Unsere Zeit ist knapp bemessen. Wir entscheiden uns für die Zufahrt per Auto, schon ahnend, dass es mit den Parkplätzen etwas schwierig werden kann.
Keine zehn Minuten später erreichen wir Boccadasse.
Es ist Samstag und vermutlich sitzt niemand zu Hause. Ganze Völkerscharen spazieren auf der Strandpromenade Corso Italia. Die ist ja auch schön gelegen. Denn man läuft erhöht auf gut gepflastertem Weg immer entlang der Küste.
Und dann haben wir schon beim zweiten Anlauf echtes Glück: Ein Parkplatz wird frei!
Der Blick direkt an der Mauerpromenade stehend ist echt schön. Es gibt keinen Sandstrand. Aber das stört nicht. Ein gemauertes Freibadbecken, ein paar gestreifte Sonnenschirme und das Flair ist perfekt.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Bis zum bekannten Foto-Point, von dem praktisch alle das bekannte Foto, das sogenannte Aushängeschild von Boccadasse, schießen, sind es nur ein paar wenige hundert Meter.
Was ich schon vor der Reise gelesen habe, ist, dass Boccadasse ein Nobelort der reicheren Schicht ist. Und bis auf ein paar wenige alteingesessene Fischerfamilien, wohnen auch die Gutbetuchten in diesem Ort, der sich hinter den bunten Häusern befindet. Und dank deren finanziellen Hilfe, konnten diese bunten, alten Häuser überleben. Sie kauften praktisch nach und nach auf, ließen diese restaurieren und profitieren vom Zustrom der Touristen, die dort konsumieren.

Gut. Eigentlich habe ich einen Rundgang direkt durch den Ort geplant. Doch was man hier vom Aussichtspunkt sieht, ist schön und niedlich. Für uns etwas enttäuschend, nachdem wir vor einigen Wochen in den wunderschönen Orten der Cinque Terre mehrere Tage geurlaubt haben.
Außerdem sind hier Himmel und Menschen. Die riesigen Felsklopper sind belegt.
Ok. Wir warten ein wenig, bis ein paar goldene Sonnenstrahlen durch einen dünnen Wolkenspalt durchfinden - ein Foto reicht - und wir haben alles gesehen.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Meine Meinung zu Boccadasse: absolut overhyped.

# Nervi

Von Boccadasse bis Nervi sind es knapp sieben Kilometer. Die Fahrt bis dahin ist kurzweilig, weil entlang der Straßen das pure Leben zu beobachten ist.

In Nervi angekommen, finden wir nun wirklich keinen Parkplatz. Ich habe für so etwas keine Nerven. Ich würde deshalb auf Nervi verzichten. Aber Rainer ist die Parkplatzsuche gewohnt und klappert mit Geduld jede Straße ab, bis wir ganz in der Nähe des Bahnhofs Nervi fündig werden.

Es geht erst durch den Parchi di Nervi, einem wunderschön angelegten Park. Von den Wegen sieht man all die Villen in absoluter Hanglage. Deren Ausblick Richtung Meer direkt über die Gartenanlage muss wunderschön sein.

Nervi in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de

Irgendwann finden wir auch den Zugang zur Wanderstraße "Passeggiata Anita Garibaldi".
Mich beeindruckt dieser Abschnitt und ich bin hellauf begeistert.
Die Bilder sprechen für sich:

Nervi in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Am Torre Gropallo (Torre heißt Turm auf Italienisch) ist dann erst einmal Schluss. Ein Bauzaun versperrt den Weg. Also geht's zurück über den Park, um dann wieder den Küstenweg zu laufen.

Mittlerweile ist es kurz vor Sechs Uhr abends. Die Sonne - wenn sie dann mal durchkommt - zusammen mit dem Foto-Algorithmus von Apple zaubert wunderschöne Impressionen.

Nervi in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Wir sitzen dann noch 'ne Weile auf einem Stein und beobachten die Wellen. Tja. Wir sind schon ziemlich lange zusammen und verstehen uns wortlos. Denn beim Anblick dieser Wellen, die immer und immer wiederkehrenden Muster mal höher und massiver sind, und dann wieder kaum die Oberfläche des Felsens erreichen, denken wir beide gleichzeitig an den uralten Film aus den 1970-igern: Papillon 😎

Nervi in Genua,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Irgendwann trennen wir uns von der Küste. Mehr zu sehen, schaffen wir einfach nicht. Dazu sollte ja eigentlich auch der morgige Tag dienen.
Dennoch bin ich froh, dass wir Nervi - jedenfalls das Wenige was wir gesehen haben - einen Besuch abgestattet haben.

Über die Stadtautobahn geht es nun auf dem kürzesten Weg ins Hotel.
Und das ist, was ich noch während der Fahrt aufgenommen habe:

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Für die heutige Nacht sind wir gebeten worden, nicht das Parkhaus sondern die abgegrenzte Freifläche vor dem Hotel zu benutzen. Denn im Hotel findet heute eine große Veranstaltung statt.
Gut. Finden wir eigentlich doof. Andererseits versprechen wir uns vom angesagten Starkregen eine kostenlose Autowäsche. Denn auf dem langen Weg aus Berlin hat sich nicht nur auf unserer Frontscheibe so Einiges angesammelt.

Nun geht's flugs in die Altstadt. Bei unserem vormittäglichen ersten Rundgang habe ich ein Restaurant gesehen, in dem ich gern essen möchte. Nicht wegen der Speisen sondern wegen der Lage.

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Auf dem Weg dahin laufen wir an gefühlt unendlich vielen Restaurants und Bars vorbei. Wir sind für italienische Verhältnisse ziemlich zeitig dran, denn es ist gerade ein paar Minuten nach Acht.

Auf der Piazza San Matteo, direkt an der gleichnamigen Abtei befindet sich das Restaurant. Besser gesagt: Hier gibt es mehrere Restaurants. Da müssen wir erst einmal sondieren, zu welchem Restaurant die Plätze gehören, wo wir sitzen möchten.
Zuerst werden wir mit der in Italien alles entscheidenden Frage konfrontiert:
"Haben Sie reserviert"
Das ist der Moment, an dem sich entscheidet, ob uns ein Tisch oder kein Tisch zugewiesen wird. Und wir haben Glück. Einen einzigen Tisch haben sie noch zur Auswahl. Wohl bemerkt, von den etwa zwanzig Tischen ist nur einer besetzt! Alle anderen sind leer.
Aber das ist 'ne andere Story!

Das Flair auf diesem Platz ist außergewöhnlich.
Die Beleuchtung der Abtei, die Akustik - einfach alles ist betörend.

Das Essen ist genauso, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Italiener können einfach gut kochen. Deshalb bekommt auch jede Speise ein großes Foto.
Übrigens waren meine Lasagnetten, die da so schnöde aussehen, die zartesten und seidigsten, die ich jemals gegessen habe!

Genua Altstadt,Reisebericht Italien,born4travel.de
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Halb Zehn sind wir fertig mit dinieren.
Kurz zuvor beobachten wir ein leider ganz hässliches Ereignis:
Nachdem die älteren Herrschaften am Nebentisch diesen verlassen, findet der Kellner beim Abräumen ein Handy. Das übergibt er seinem Oberkellner. Der wiederum gibt es dem "Laufkellner", der die Speisen aus der nah gelegenen Küche bringt. Als dann nur wenige Minuten später einer der Gäste wieder zurückkehrt, um das vergessene Handy zu holen, zeige beziehungsweise gestikuliere ich ihm, dass er zum Kellner gehen soll. Doch beide zucken mit den Schultern und tun so, als wenn sie nichts gesehen hätten. Im Gegenteil. Am Tisch schauen sie unter den Servietten und unter dem Tisch nach. Aber Nichts.
Diese Unehrlichkeit durch das Personal habe ich nicht erwartet und bin enttäuscht.

Die Bezahlung erfolgt an der Häuserecke, von wo die Speisen gebracht wurden. Auf dem Schild lese ich "Enoteca".
Ein kurzer Blick in das allwissende www:
"Eine Enoteca ist eine Kombination aus gehobenem Weinhandel, Feinkostgeschäft und Gastronomiebetrieb"
Aaaah💡

Wir lassen uns noch ein wenig durch die Straßen der Altstadt treiben und landen kurz nach Elf im Hotel. Meine Uhr zeigt mit über 18 Tausend Schritten knapp 11.2 Kilometer Laufstrecke an.
Das war unser 1.Urlaubstag!

Gefahrene Strecke: 30 Kilometer