Im Umland des Vulkans

Eigentlich hätten wir traumhaft schlafen können. Das Bett ist groß und bequem.
Aber wer hätte schon gedacht, dass ein Haus mit solchen dicken Mauern die Wärme noch von den Sommermonaten speichert. Der Miefquirl neben dem Bett sieht stylisch aus. Aber er kann absolut nichts.
In den frühen Morgenstunden haben wir aus Verzweiflung die Fenster in der unteren Ebene aufgerissen und gehofft, dass die physikalischen Prozesse mal ein Auge zudrücken und eine Ausnahme machen: Kalte Luft soll nach oben steigen 😐

Kurz vor Neun begrüße ich den Tag wie jeden Morgen: Mit einem doppeltem Cappuccino im Bett.
Währenddessen bestelle ich fix ein Ladegerät für meine Canon, das seelenruhig zu Hause im Schrank vor sich hin schlummert 😩 Ich lasse das gleich nach Rom liefern - So der Plan.
Mit dem Schnellservice müsste es doch klappen. Schließlich werden wir drei Nächte in Rom sein. Gleichzeitig informiere ich die Vermieterin dort über die Sendung. Sie meint: Wenn das Päckchen vor der Tür liegt, wird es keiner wegnehmen. Es ist ein privates Haus und alle kennen sich.

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Das Frühstück ist in der Übernachtung eingeschlossen. Allerdings wird es nicht geliefert. Dazu müssen wir in das Café auf der anderen Seite der Piazza San Donata. Das finden wir sehr angenehm. Blöd ist nur, dass die Außenplätze jetzt noch im Schatten sind.

Das ist der Anblick auf unser Haus.
Unser Apartment befindet sich in der oberen Etage.

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Am Tresen steht Monica, unsere Vermieterin. Wir beide machen instinktiv, gleichzeitig kurz unsere Maske ab, um unser Gesicht in Gänze zu zeigen. Sie hat ja schon unsere Fotos vom Personalausweis. Aber ich hoffe sie ist angenehm überrascht über mein tatsächliches Aussehen. Denn das Foto meines Perso's zeigt eine griesgrämig schauende Person. Aber lächeln auf Ausweisen ist nun mal nicht gewünscht.

Das Frühstück ist sehr spartanisch. Eben sehr italienisch.
Es gibt natürlich Espressi, Cappuccini... das ganze Repertoire eben. Aber dazu nur Süßes. Ein Schlaraffenland für Rainer. Für mich ein Graus. So zum frühen Morgen mag ich so etwas nicht essen. Ich schaue mich um, finde aber nix. Ich frage nach Eiern. Oder eben Toast. Eigentlich will ich sie nicht verunsichern. Schließlich bin ich in Italien. So isst man hier eben.
Bei Toast schlägt sie an. Ich nicke.
Und dann serviert sie ein warmes Sandwich, mit geschmolzenem Mozzarella und Schinken.
Das ist genau mein Ding

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# Cività di Bagnoregio: Chiesa di San Donato

Die Chiesa San Donato auf dem gleichnamigen Platz wird gerade restauriert.
Der ursprüngliche Bau stammt aus dem 5.Jahrhundert und ist im römischen Stil gebaut worden.
Man kann nicht viel Interessantes über die Kirche lesen. Es gibt keine beschilderten Hinweise. Eine einzige Tafel im feinsten Italienisch. Englisch ist hier Fehlanzeige. Und das, obwohl man nicht nur vom Italienischen Tourismus lebt.
Das Innere der Kirche macht auf mich den Eindruck eines Ortes an dem alles gesammelt wird. Mir erschließt sich kein Konzept. Gleich am Eingang stehen gestapelte Kisten. Vermutlich ist dies dem Umbau geschuldet. Dann sitzt da ein Mann an einem riesigen Tisch und verkauft Andenken. Und Ohrringe und Kettchen.
Hm. Kirche eben mal anders.
Aber auch so fehlt mir dieses Ehrfürchtige, was ich sonst beim Betreten einer Kirche empfinde.
Nun gut. Ich hab's gesehen.

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Kurz vor Zehn sind wir startklar. Das Wetter ist klasse. Die Sonne gibt alles und wir haben angenehme 25°C.

Unten an der Brücke guckt sich Drohni die Insel Cività di Bagnoregio an.
Es ist schon faszinierend, was wir sehen:
Gut zu erkennen, auch die terrassenartigen Gärten an der östlichen Flanke des Felsens.

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Die Cività di Bagnoregio ist nicht die einzige auf Hügeln erbaute mittelalterliche Stadt in dieser Gegend. Keine ist vermutlich so klein und eng wie unsere. Aber das Prinzip: Stadt auf 'ner Inselkuppe, kommt hier öfter vor.
Orvieto ist der wohl bekannteste Ort. Vielleicht ist die Nähe zur Autobahn und die damit verbundene leichte Erreichbarkeit der Grund.
Wir machen uns also über die SP6/SP12 auf den Weg, um uns selbst ein Bild von diesem Ort machen zu können. Es sind nur 21 Kilometer für die wir fast eine Stunde brauchen. Bauarbeiten und daraus folgende Straßensperrungen machen es schwer den "Eingang" zur hochgelegenen Altstadt zu finden. Unterwegs sehen wir auch einige Reisebusse die das gleiche Ziel haben.

Wir verlassen damit das Latium.

# Orvieto

Orvieto liegt in der italienische Region Umbrien.
Wie schon die Cività geht auch die Entstehung Orvietos auf die Etrusker zurück. Einige Gebäude und Kirchen sind über 2.500 Jahre alt.

Unser Weg dahin führt nicht über die Autobahn, sondern über eine höher gelegene Straße, von der aus wir einen klasse Blick auf den Tuffsteinfelsen haben. Die Form ist ähnlich einem Rückgrat. Und auf der höchsten Stelle dominiert der Dom von Orvieto, dessen Fassade neben den Türmen extrem dominant ist und fast schon in der Sonne leuchtet.

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Viel Auswahl an Straßen nach oben haben wir nicht. Durch die Absperrungen werden wir eh geführt und sind happy am Ende doch noch die Altstadt erreicht zu haben. Den erstbesten Parkplatz mit freien Stellflächen nehmen wir! Wir haben auch keine Ahnung ob da noch etwas Besseres kommt. Aber vermutlich ist die Altstadt gar nicht so groß.
Und das Schöne ist: Hier funktioniert auch die EasyPark App. So müssen wir nicht schon vorher entscheiden, wie lange wir hier parken werden.

Direkt am gleichnamigen Parkplatz steht der Palazzo del Capitano del Popolo.
Der ist aus dem 13. Jahrhundert und war ursprünglich die Residenz des Capitano del Popolo, der eine bedeutende Persönlichkeit des Mittelalters, ein Sprecher und ein Unterstützer der Bevölkerung von Orvieto war.
Später diente es als Herberge für die Stadtverwaltung, für Universitätsunterricht, als Theater und nun wird es als Konferenzcenter genutzt. Das Gebäude ist nicht besuchbar, doch die höher gelegene und begehbare Terrasse ist nutzbar. Und die bietet das was uns momentan interessiert: Einen Überblick.

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Wir stechen also in die erstbeste möglichst enge Straße ein. Das Ziel ist der Dom von Orvieto. Bis dahin sind es nicht mehr als 500 Meter. Mit meinen Umwegen in jeden Innenhof natürlich mehr.
Wir besuchen auch den ein oder anderen kleinen Shop, der Erzeugnisse der Umgebung anbietet. Das sind hier überwiegend Produkte aus Olivenholz und alles was mit Olivenöl zusammenhängt.
Fast bin ich schon dabei eine Schale zu kaufen. In unserer neuen Küche würde die sich einfach gut machen. Oder doch lieber die hübsche, buntbedruckte Ölkanne? Oder wäre das Schneidbrett nicht doch besser?
Ach Rainer hat es wirklich einfach mit mir. Er muss keine Bedenken haben, dass ich zu viel ausgebe. Denn ich scheitere, wie immer, an meiner Entscheidungsschwäche. Und wie immer, hält er sich mit seiner Meinung dezent zurück.

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# Orvieto: Duomo di Orvieto

Zuerst etwas Wissen über den Ort:
Das Mittelalter war eine wichtige Zeit für die Stadt Orvieto. Es war die Zeit des Reichtums, der Schönheit und vor allem die Zeit der Expansion. Im Jahr 1200 n.Chr. wurde Orvieto zu einem modernen, funktionalen Stadtstaat, der die umliegenden Gebiete bis zu den Ufern des Tyrrhenischen Meeres kontrollierte. Zu dieser Zeit lebte Papst Nicolò IV., der wegen des Bürgerkriegs in Rom in Orvieto weilte.
Er war der Initiator zum Bau des Doms, der direkt neben seinem Palast errichtet werden sollte.
Diese Zeit des Reichtums und des Wohlstands dauerte bis zum Jahr 1348, als die Pest und die ständigen politischen Kämpfe zwischen den großen Adelsfamilien dem ein Ende setzten.

Der Duomo befindet sich am gleichnamigen Platz und ist das Symbol der Stadt Orvieto.
Am 14. November 1290 legte Nicolò IV. den Grundstein.
Der Bau dauerte jedoch mehrere hundert Jahre, bis er vollständig abgeschlossen war.

Die dreigiebelige Fassade zeigt Elemente der gotischen und romanischen Architektur.
Detaillierte Mosaiken, teilweise aus purem Gold sowie großen Flachreliefs und Statuen verzieren die Fassade. Die Flachreliefs stellen biblische Geschichten des Alten und Neuen Testaments dar und gelten als einige der besten Skulpturen des 14. Jahrhunderts.

Ich kann mich nicht erinnern, so etwas schon jemals gesehen zu haben. So viel unglaubliche Filigranität und Liebe zum Detail macht demütig gegenüber dieser Arbeit.

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Völlig geflashed von der Außenfassade besorgen wir uns im Museum ein Ticket für den Besuch der Kirche. Pro Person kostet es 5 Euro (Stand 2021).

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Im Mittelschiff des Doms sieht man entlang der Bankreihen zwölf monumentale Statuen der Apostel, die in der Zeit vom späten 16. bis zum frühen 18. Jahrhundert geschaffen wurden.

Es gibt zwei Kapellen in der Nähe des Altars.
Auf der linken Seite ist die Kapelle Corporal von Bolsena.
Hier wird das Reliquiar aufbewahrt, in dessen Inneren sich das heilige Leinen befindet, das während des Wunders von Bolsena mit dem Blut Christi befleckt wurde:
Der Überlieferung nach sah im Jahr 1263 der böhmischer Priester, Petrus von Prag, der an der Anwesenheit des Leibes Christi der geweihten Hostie zweifelte, während er die Messe in der Kirche Santa Cristina in Bolsena zelebrierte, Blutstropfen aus der Hostie tropfen, die das Korporal befleckten. Das heilige Leinen wurde auf Wunsch des Papstes, der sich in Orvieto aufhielt, in die Stadt gebracht und den Bewohnern gezeigt.

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Die zweite Kapelle, San Brizio, ist voller Fresken von Beato Angelico, Benzolo Bozzoli und Luca Signorelli (1499 - 1503) mit atemberaubenden Darstellungen religiöser und apokalyptischer Szenen.
"Einzigartig in der italienischen Renaissance", sagt das Netz.
Die Tribüne hat Buntglasfenster, die 1325 bis 1334 entstanden sind.
Weitere interessante Infos gibt es auf dieser Website.

Hier in dieser Kapelle stehend, fühle ich nicht nur Faszination, sondern eine besondere Hochachtung vor dieser Meisterleistung. Was für ein Glück für uns, dass wir das hier in einem so guten Zustand sehen dürfen. Zu gern möchte ich mich in diese Zeit beamen können und sehen, wie und mit welchen Hilfsmitteln gearbeitet wurde, wie viele Menschen daran beteiligt waren. Mit welcher Sorgfalt so ein Werk entstehen konnte.

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Noch zwei Fotos für diese Elemente und dann verlassen wir auch den Dom.

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Von 1600 bis 1700 erlebte die Stadt wirtschaftlichen Wohlstand.
Der alleinige Grund dafür war die Anwesenheit der Päpste und Kardinäle, die Orvieto als einen ruhigen und sicheren Aufenthaltsort in der Nähe von Rom betrachteten.
Weiteren Auftrieb erhielt die Stadt 1860, als Orvieto Teil des Königreichs Italien wurde und fast zu einem Grenzpunkt zwischen Savoyen und dem Papsttum wurde.
Zwischen 1800 und 1900 erlebte Orvieto eine Phase der Restaurierung bestehender Gebäude. Es folgte der Ausbau der Straßen und der Telekommunikationsinfrastruktur. 1888 wurde die erste Seilbahn (bekannt als Funicolare) gebaut. Damals wurde die Bahn von einem Wassersystem angetrieben. Die in jüngerer Zeit allerdings auf einen Elektroantrieb umgestellt wurde.
Das zur sehr interessanten Geschichte der Stadt Orvieto.

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Auf dem Rückweg schlendern wir noch einige Seitenstraßen ab.
In einer Bar lassen wir uns nieder. Wollen etwas Kleines essen. Aber das Menü kann uns nicht überzeugen. Man könnte in das Restaurant gegenüber gehen. Aber deren Terrasse ist gerade im Schatten. So bleibt es bei flüssiger Nahrung: Campari Spritz mit ein paar Chips und leckeren Oliven. Und das Ganze schön in der wärmenden Sonne genießen.

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Es ist noch genug Tag übrig und wir entscheiden uns an den Lago di Bolsena zu fahren. Badezeug liegt ja im Kofferraum.
Aber bevor wir Orvieto verlassen, fahren wir noch in einem Shoppingcenter vorbei. Dort gibt es einen Euronics-Laden, dem einzigen Laden, der bei der Netzsuche "Foto" angeschlagen hat.
Leider werden wir enttäuscht. Ladegeräte für Foto-Batterien gibt es hier nicht.
Nun gut. Die ganze Hoffnung liegt nun auf Amazon.

Ach ja. Und dann gibt es noch diesen wunderbaren Blick auf den Tuffstein-Felsen.
Die Skyline von Orvieto. Und der Dom dominiert das Bild!

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# Bolsena

Bolsena liegt direkt am der Lago di Bolsena, dem größten Vulkansee Europas, der schätzungsweise vor 300 Tausend Jahren, durch den Einsturz unterirdischer Magmakammern nach starken, explosiven Vulkanausbrüchen entstanden ist.

Die Gründung der Stadt geht auf 265 bis 264 vor Christi zurück.

Den Ort erreichen wir über eine Anhöhe. Es geht recht steil bergab.
Am Parkplatz angekommen werfen wir unseren Plan um:
Trotz der 30°C hier schauen wir uns erst Bolsena an und dann können wir ja immer noch Baden gehen.

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Der große Platz ist eher ausgestorben.
In der Promenade haben fast alle Geschäfte geschlossen. Nur eins hat geöffnet: Die Gelateria. Keine Frage, dass uns jetzt ein kleiner Zuckerschock gut tut.
Es ist unsere 3. Italienreise in Folge und meine absoluten Lieblingseissorten stehen fest: Gelato alla nocciola (Haselnuss Eis), Gelato al mango und Gelato al pistacchio. Und nichts ist schlimmer, wenn der Eisladen alle drei Sorten hat. Denn da kann ich mich nicht entscheiden und muss drei Kugeln Eis essen 😋

Am Ende der Corso della Republica, der Fußgängerzone sieht es nicht belebter aus.
Der Anblick dieser vor einer Bar sitzenden Männergruppe, die Karten spielen, passt zu meinem Sinnbild und Synonym für die Männerwelt Italiens.

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# Bolsena: Basilika Santa Cristina

Auf der anderen Seite des Platzes steht eine Kirche, die Basilica di Santa Cristina. Ein romanischer, dreischiffiger Bau aus dem 11./12. Jahrhundert. Der Campanile wurde allerdings erst im 13. Jahrhundert hinzugefügt. 1976 hat Papst Paulus VI die Kirche zur "Basilica minor", ein besonderer Ehrentitel, erhoben.
Das Gotteshaus ist der Heiligen Cristina geweiht, die im 3. Jahrhundert in Bolsena gelebt hat und wegen der Weigerung, römischen Gottheiten zu dienen, den Märtyrertod erleiden musste.
Über dem Hauptportal befindet sich eine Reliefdarstellung der Madonna mit den Schutzpatronen von Bolsena, den Heiligen Cristina und Georg.
Hier trug sich 1263 auch das "Blutwunder von Bolsena" zu, dessen Relique sich in Orvieto's Dom befindet.

Na wer sagt's denn. Reisen bildet einfach.
Ich war ja in Geschichte eine Vollpfeiffe. Aber so vor Ort die einzelnen Puzzleteile zu erfahren, das finde ich sehr interessant.

Wir beide betreten das Hauptschiff. Rainer verlässt es noch bevor ich mich im Seitenschiff beziehungsweise im Anbau verliere. "Verliere" weil meine Neugierde keine Grenzen kennt.
Leider besitzen wir keinen entsprechenden Reiseführer und hier liegt auch nirgends eine entsprechende Info aus.
Es gibt eine ganz nett gemachte Bolsena-Website, aber der Empfang ist mittelmäßig. Es ist auch nicht der richtige Zeitpunkt alle Infos auf dem Handy zu lesen.

Alles was mich fasziniert, gucke ich mir an, mache eine Aufnahme und plane die Auswertung für die Zeit, wenn der Reisebericht geschrieben wird.

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Erklärung zu diesem, aus dem Jahr 1496, also schon unvorstellbare über 500 Jahre altem Altarbild.

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Jetzt trennen sich unsere Wege. Rainer holt das Auto und mich lockt eine enge Gasse. Die will ich unbedingt noch sehen. Wir verabreden uns für irgendwo auf der Straße nach oben. Dort von wo wir gekommen sind.

Es ist "Italien, wie ich es mir vorstelle". Enge Gassen, die scheinbar nie Sonne abbekommen. Und dann wieder aufwärts führende Treppen zwischen Privatgrundstücken. Und das Ganze für mich allein!

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An diesem Platz müsste Rainers Auto gleich auftauchen. Aber tut es nicht.
Ich schaue mich um und sehe einen Turm mit einer scheinbar goldglänzenden Kuppel. Die habe ich doch vorhin schon gesehen. Und überhaupt. Dort scheint sich eine eventuell interessante Burg oder Oberstadt zu befinden. Die Existenz solcher Oberstädte haben wir schon seit Genua kennengelernt. Es durchzieht sich wie ein Muster auf dieser Reise. Meist war das, was man von den höher gelegenen Plateaus sehen konnte, überaus interessant. Und das kann ich/können wir uns einfach nicht entgehen lassen. Wer weiß schon, wann wir wieder hier sein werden.
Heutiger Technik sei Dank, appe ich Rainer an und informiere ihn darüber, etwas Interessantes entdeckt zu haben. Wir verabreden uns für oben.

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# Bolsena: Festung und Burg Monaldeschi

Über diesen schmalen und recht steilen Aufgang erreicht man die obere Ebene. Es scheint wie ein Eintauchen in einen historischen Film zu sein. Mit einer Kulisse, die ich persönlich im historischen England erwarten würde.

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Wir befinden uns auf der Festung Monaldeschi.
Letztere bauten zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert die Festung auf. Feinde der ghibellinischen Seite waren die Filippeschi. Beide Familien stammten aus Orvieto und wetteiferten um die Kontrolle über die Stadt und das Territorium.
Mehr sehr interessante Infos über die Geschichte der Festung gibt es hier.

Es gibt genau zwei fast parallel zueinander verlaufende Straßen. Das ist sehr praktisch. So verpasst man nix.
Zuerst geht's die Via Degli Adami entlang. Hier und da deuten Schilder auf Restaurants hin. Aber natürlich hat nichts offen. Dann spazieren wir an einem Tisch vorbei, an dem zwei Frauen sitzen und quatschen. Vielleicht zwei Nachbarinnen? Keine Ahnung. Sie beachten uns nicht. Würde denken, sie sind Touris gewöhnt. Aber wir sind so weit man schauen kann alleine.

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Am Ende der Gasse stehen wir der Burg, der Rocca dei Monaldeschi gegenüber.
Eine kleine holzbeplankte Brücke verbindet die Burg mit der Gasse. In der Burg befindet sich ein Museum mit Infos von Umgebung und natürlich zur Geschichte der Burg. Uns aber interessiert, ob man nach oben kommt, um den Rundumblick auf Bolsena und den See zu bekommen.
Für den Eintrittspreis von 2 Euro können wir Museum und die Plattform oben betreten.

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Über eine eiserne Wendeltreppe geht es nach oben.
Und? Der unverstellte Ausblick ist atemberaubend.

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Gegenüber steht die Chiesa di San Salvatore:

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Blick gen Norden:

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... und gen Süden:

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Es geht zurück über die Via dei Medici. Der zweiten Straße hier oben auf der Festung.
Hier scheinen die Häuser noch enger zueinander zu stehen.
Noch immer sind wir auf der Suche nach dem Turm mit der goldenen Kuppel. Durch die engen Gassen kann uns GoogleMaps offensichtlich nicht perfekt orten. Aber wir geben nicht auf, denn zu gern möchten wir noch auf diesen Turm gehen. Erst suggeriert der Punkt, der uns lokalisiert, nur noch wenige Schritte bis zum Ziel und ganz plötzlich sollen wir vorbei gelaufen sein? Das kann doch nicht sein! Als wenn der Tag kein Ende hätte, lassen wir uns nicht vom Vorhaben abbringen.
Und dann haben wir ihn. Und nein wir können nicht hochgehen, denn der Glockenturm gehört zur Antica Chiesa del Santissimo Salvatore. Einer ganz kleinen katholischen Kirche, die geschlossen hat.
Wie schade.

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Noch ein paar letzte Aufnahmen von oben und dann verlassen wir die Festung.

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Es ist kurz nach 17 Uhr als wir Abfahren.
Zum Abschied noch ein Foto mit Glockenturm und dann geht's zurück.
Zurück nach Bagnoregio. Fürs Baden ist jetzt nun doch keine Zeit mehr übrig.

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Eine knappe dreiviertel Stunde benötigen wir für die 14.5 Kilometer lange Strecke. Eine schöne Fahrt durchs Land.
Bevor es wieder hoch nach Bagnoregio geht, stechen wir in die Via Vittori. Einer Straße, die GoogleMaps zufolge südlich der Cività liegt. Vor allem aber wesentlich tiefer gelegen. Von da aus scheint es eine Möglichkeit zu geben, um den imposanten Felsen der Cività ganz solo zu sehen. Die Straße ist eigentlich genau die richtige. Leider stehen beidseits riesige Bäume. Als wir endlich ein freies Stück entdecken, sind wir schon so tief, dass man wiederum die Cività de Bagnoregio nicht sehen kann.
Es ist nicht ganz so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben.
Dafür sehen wir diesen Monolith - hat auch 'was.

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# Cività von oben

Wir schicken also Drohni auf die Spur.
Tja. Und wenn wir Flügel hätten, würden wir das auch sehen können:

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Dann geht's zurück.
Ein Foto von hier unten auf Bagnoregio offenbart die Lage der Häuser.
Wir beide sind uns da einig: Das ist Leben am Abgrund!

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Wir parken das Auto auf dem Parkplatz. Und dieses Mal auf dem richtigen!
Doch es dauert, bis wir checken, dass nur eine Parksäule, uns zwar die, die ganz unauffällig am anderen Ende des fast leeren Parkplatzes, die zugesagte Gebühr von 5 Euro kassiert.

Die Terrazza su Civita di Bagnoregio ist die Fotolocation um diese Aufnahme zu bekommen. Wir bleiben noch eine Weile, bis wirklich die letzten Sonnenstrahlen versinken. Ein Anblick von dem wir nicht genug bekommen können.

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Während Tagesbesucher die Cività verlassen müssen, gehen wir hin.
Auch heute Abend werden wir mit nur einer Handvoll anderer Touristen das Dorf für uns haben.

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Für heute Abend haben wir kein Restaurant reserviert.
Etwa 20 Meter von unserer Haustür befindet ist auch ein Restaurant. Die Tür zur Küche ist offen uns einsehbar. Da drin wird fleißig gewerkelt.
Das Restaurant befindet sich in der ersten Etage. Eine große, mit Pflanzen überdachte Terrasse und mehrere kleine Räume gehören dazu. Als wir kommen ist nur ein Tisch besetzt. Und fast schon tendieren wir uns hinzusetzen.
Doch dann kommt die gewohnte Frage: "Haben Sie reserviert?"
Ich will nicht unhöflich sein. Aber am liebsten möchte ich lachen und sagen: "Es ist alles leer!" Aber das mache ich natürlich nicht. Der Tisch, an dem wir eigentlich sitzen wollen, sei reserviert, sagt man uns. Wir müssen vorlieb nehmen mit einem Tisch so mitten auf der Fläche. Ok.
Das Menü ist wieder im feinsten Italienisch.
Und nein, es gibt keine Ausführung in Englisch.
Einiges habe ich schon gelernt und weiß, ob es sich um Chicken, Rind oder Schwein handelt. Auch ein paar Nudelsorten kenne ich nun. Aber der Rest? Die Kellnerin, die uns geschickt wird, kann uns etwas behilflich sein. Aber letztendlich ist es egal. In Italien wurden wir noch nie enttäuscht.

Wir essen wie Italiener: Antipasti, Primi, Secondi und Dolce.
Und sind danach knüppeldicke voll!
In der Zwischenzeit kamen noch Zwei Paare und eine Familie. Der Tisch, an dem wir sitzen wollten, wurde nicht besetzt. Aber kurz bevor wir mit unseren Gängen fertig sind, kommen 15 oder 20 junge Leute. Die Gruppe kennt sich nicht nur untereinander sondern auch das Personal. Wir vermuten, dass die Jugend aus Bagnoregio rüber gekommen ist, um sich auf der Cività einen netten Abend zu machen.

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Ach ist das schön.
Bis nach Hause ist es nur eine Minute. Am längsten dauert der "Aufstieg" im Apartment.

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Der Tag war wirklich toll und obwohl wir so viel gesehen und geschichtlich viel Bildung bekommen haben, fühlten wir uns nie gehetzt.
Tief beeindruckt vom Gesehenen fallen wir fix in den wohlverdienten Schlaf.

Gefahrene Strecke: 90 Kilometer