Wirklich Abseits von Allem

Die Luft ist raus. Die Gier nach neuen Abenteuern ist nicht da. Wir wohnen abseits von Allem.
Durch das riesige Fenster ist es wie im Zelt mit großen Gazefenstern zu schlafen. Im Bett liegend und doch irgendwie mitten in der Natur. Auch das Wetter ist nicht gerade einladend. Also bleiben wir länger liegen. Das muss auch mal sein.

Während Rainer uns ein Gourmet-Frühstück macht, gehe ich raus, um Anwesen bei Tageslicht und ohne Regen zu begutachten.

# Urlaub auf Dimora Casanoja

Das Dimora Casanoja war ein Glücksgriff. Es ist traumhaft. Das nenne ich mal Grundstück. Es wirkt so wild und naturbelassen. Aber das ist es nicht. Es gibt eine Ordnung in dem scheinbaren natürlichen Chaos. Überall gibt es kleine Deko-Elemente. So unauffällig und unaufdringlich.

Dimora Casanoja bei Noci,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Der Pool lädt zum Baden ein. Doch es ist zu kalt. Nicht nur die Lufttemperatur lässt zu wünschen übrig. Schade meinte Carmine gestern. Normalerweise soll es um die Zeit nie so kalt sein. Und dann meinte er, wir sollen im Frühjahr wiederkommen. Dann ist definitiv Pool-Wetter

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Unser Familienpfiff ist einmalig. Schwierig ihn nachzuahmen. Und dennoch so gut, dass ich den auch aus der Ferne höre. Der Hausmann hat den Frühstückstisch gedeckt!

Da sitzen wir wieder vor unserem Weitwinkel-Fernseher. Der hat 4K oder 5K oder was auch immer nun das neueste ist. Auf alle Fälle naturgetreu und nicht nur OLED. Besser kann man die Aussicht in den Garten nicht beschreiben.

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Gegen Mittag fahren wir los. Erst einmal nach Noci. In den Laden, von wo diese leckeren Nudeln stammen. Vermutlich ist das ein Bio-Laden mit Produkten aus der Region. Wir kaufen Orecchiette und Strozzapreti. Natürlich für zu Hause. Denn hier haben wir ja genug.

Einkaufen in Noci,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Und dann geht es noch in einen von Carmine empfohlenen Supermarkt. In den "Supermercato Dok". Den finden wir erst nicht und kurven ewig durch Noci. Aber Aufgeben ist jetzt keine Option!
Als wir den Laden erreichen, ist es kurz nach Eins. Wir sind fast die Einzigen hier. Die Gemüseabteilung ist ein Traum. Vieles gibt es auch bei uns in Deutschland. Was aber besonders auffällt, ist die Frische. Das Obst und Gemüse hat diesen unverfälschten Glanz. So als sei die Ware gerade eben geerntet worden.

An der Theke kaufen wir etwas Prosciutto Crudo. Und Mortadella. Seit unserem Besuch in Bologna vor zwei Monaten, wissen wir, dass hier die Geburtsstätte der Mortadella ist. Und die in Italien außergewöhnlich lecker schmeckt.
Beim Aufschneiden der Wurst sind wir beide amüsiert.
Die Bemerkung: "Wo will die Wurst mit dem Mann hin" - können wir uns beide nicht verkneifen.

Einkaufen in Noci,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Als wir den Supermarkt verlassen, wird hinter uns die Tür verschlossen. Kurzer Vergleich zwischen Uhr und dem Schild mit den Öffnungszeiten: Oh Nein. Wir waren mehr als eine halbe Stunde länger als die Öffnungszeiten das ausweisen. Und niemand hat uns Bescheid gesagt. Unglaublich. Ob man das "kundenfreundlich" nennen soll, weiß ich nicht.
Vielleicht nur: "Questa è l'Italia" - Das ist Italien!

Erst bringen wir das Eingekaufte nach Hause und dann geht's nach Trulli-Town.
Nach Alberobello.

# Alberobello - Trulli Town

Man kommt nicht umhin, sich auf eine Reise nach Apulien vorzubereiten, ohne dass einem irgendwo eine Aufnahme von diesen neckischen runden Häusern vor die Augen flimmert. Trulli, Einzahl: Trullo, sind seit dem 14./15. Jahrhundert ganz typisch im Itria-Tal. Mal vereinzelt - mal zu dritt oder zu fünft - eng aneinander stehend, wie ein Komplex.
Solche Art Trulli haben wir auf unserer Reise in Lesotho auch gesehen. Und sogar darin übernachtet. Es ist urgemütlich. Lesotho ist eins der ärmsten Länder der Welt. Da erwartet man auch solche Häuser. Aber in Europa?

Ursprünglich waren Trulli einfache Bauernhütten, gestapelt aus Felsgestein. Später nutzte man die Trulli zur Unterbringung von Vieh und Gerätschaften.
Die Bauweise ist recht einfach und immer gleich: Auf einer quadratischen Grundfläche werden Felssteine übereinander gestapelt. Die Zipfelmützen-Dächer entstehen durch schräg aufeinander geschichtete Steinplatten (Chiancarelle). Der Boden hier im Itria-Tal ist eine fast unendliche Quelle für diese Natursteine. Während das Mauerwerk und die Spitze weiß gekalkt werden, bleibt das Dach unbehandelt. Für den Bau wird kein Zement verwendet. Nur Mörtel und der lokale Kalkstein.

Die Erfindung der Trulli geht auf die clevere Antwort der ärmeren Bevölkerung zurück. Natürlich gibt es wie so oft verschiedene aber dennoch im Grunde genommen recht ähnliche Stories über die Geschichte der Entstehung.
Eine davon ist diese:
Um die Steuern für neuere Siedlungen zu umgehen, deklinierte man die Trulli als Steinhaufen. Und dafür konnte der damals herrschende Feudalherr keine Steuern eintreiben lassen.

Alberobellos Rione Monti ist praktisch die Hauptstadt der Trulli.
Die zwei UNESCO geschützten Viertel, am steilen Berg, sind das, was wir auch sehen wollen.
Parken ist nur auf einem dafür ausgezeichneten Areal möglich. Und obwohl wir gerade tiefste Nachsaison haben, stehen wir nicht alleine auf dem Parkplatz. Ich frage mich gerade, wie das hier wohl im Sommer zugeht.
Bis zur "Trulli Town" sind es nun etwa zehn Gehminuten.

Viel gibt es nicht zu beschreiben. Die steil bergab führende "Hauptrasse" ist voller Touristen. Gefühlt jeder Trullo ist ein Andenkenladen mit immer wieder den gleichen Andenken: Geschirrtücher, Schalen, Keramik Kochlöffel und so weiter. Natürlich sind alle Objekte im Trulli-Style.

Trulli in Arberobello,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Manche Dächer sind mit heidnischen, christlichen oder auch astrologischen Zeichen versehen. Deren Bedeutung ist wohl recht unterschiedlich. Neben dem Aberglauben an überirdische Kräfte, die somit das Trullo schützen sollen, sind manche schlichtweg eine andere Art der Nummerierung beziehungsweise eine Kennzeichnung der Siedlung.
Hier in Trulli-Town unterstelle ich einfach mal, dass man es für die Touristen macht. Weil sie so viel Spaß dran haben.

Übrigens...
Bis in die 1980er Jahre hielt die Vorstellung vom Trullo als Ausdruck von Armut und Rückständigkeit an. Dadurch kam es zum Abriss von Hunderten von Trulli. Nachbarschaften rund um die Kirche nordöstlich des Dorfes, einst vollständig in Trulli gebaut, existieren nicht mehr.

Trulli in Arberobello,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Die Mühe, ein paar Schritte in die Seitengassen zu gehen, macht sich wohl niemand. Hier geht es deutlich ruhiger zu.
Wir gehen auch gar nicht tief in die Seitenstraßen. Keine Ahnung, ob das vielleicht unerwünscht ist. Aber es gibt keine derartigen Schilder, deshalb saugen wir nur kurz das Ambiente auf. Es ist wie in einer anderen Welt. Die Gassen sind picobello sauber. Überall stehen Blumentöpfe. In anderen Gassen umrahmen üppige Rankenpflanzen die Rundhäuser.

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Lange bleiben wir nicht. Abgesehen davon, dass über der Altstadt Alberobellos eine Gewitter geschwängerte Wolke thront, haben wir das Gefühl, "alles" gesehen zu haben. Vor einem kleinen Café ist gerade ein Platz frei geworden. Die Bedienung droht mit langen Wartezeiten, sollten wir etwas essen wollen. Ok. Dann nehmen wir eben nur die alltägliche Ration an Campari Spritz und ein paar Knabbereien.

Am Ende, oder auch am Anfang - alles eine Frage der Betrachtung - steht eine Kirche. Natürlich im Trullo-Stil.
Die Chiesa Sant'Antonio ist recht neu. Sie wurde nach 18 Jahren Bauzeit im Jahr 1927 fertiggestellt. Der Altar besteht aus einem Kalkstein-Monolithen. Und der Kuppelbau im typischen Trullo-Stil ist über 20 Meter hoch.

Chiesa Sant'Antonio,Trulli in Arberobello,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Genug gesehen. Wir wollen nach Hause in unsere Wohlfühl-Oase.
Unterwegs gibt es noch nette Ansichten auf Familienhäuser, die die Trullo-Architektur in die moderne Bauweise integriert haben.

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Kurz vor Vier driften wir zum Eingang des Areals Dimora Casanoja. Es geht vorbei an den anderen Ferienhäuschen, die offensichtlich nicht belegt sind, bis zu unserer Bleibe.

Unterwegs muss ich mich schon arg beherrschen nicht ständig zu fotografieren. Meine Begeisterung über die Gestaltung des Olivengartens nimmt einfach nicht ab. Wie auch? Wie soll das gehen. Ein Urlaubsdomizil, das so liebevoll ausgestattet ist, findet man selten.

Dimora Casanoja bei Noci,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Erst gibt es für jeden von uns einen Cappuccino.
Ausruhen vom Nichtstun - sozusagen.

Und während Rainer dann Drohni nach oben manövriert, gebe ich die perfekte bundesdeutsche Hausfrau. Ich sammle ein paar Kräuter zusammen. Hinter dem Haus habe ich Rucola entdeckt. Nicht viel aber für uns beide genug. Der ist im Geschmack ganz schön strong und sehr pfeffrig.

Drohnis Ausbeute ist kein großer Wurf. Man sieht Noci am Horizont und unser Areal von oben. Das ist ganz ehrlich viel kahler, als wir das hier unten fühlen. Egal. Wir mögen es trotzdem!

Dimora Casanoja bei Noci,Apulien,Puglia,Italien,born4travel.de
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Hinter dem Haus finde ich nicht nur Rucola. Auch Alpenveilchen.
Alpenveilchen im Oktober?
Und ich dachte, die brauchen Kälte und sind eher viel später im Jahr am Blühen.

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Das Essen ist fertig.
Italienischer geht es kaum.
Es gibt warmes Fenchelgemüse, Antipasti, Melone und Käse. Die Focaccia passt genau so gut dazu wie das Gläschen Weißwein 😉

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Der anschließende Saunagang tut gut. Auch wenn die Wärme nicht wirklich die gewohnt hohen Temperaturen erreicht. Es ist das gesamte Ambiente, das uns gnädig dieses Makel verzeihen lässt.

Kurz nach dem Sonnenuntergang sitzen wir eingerastet in den Lounge Sesseln, lesen etwas und beobachten die Natur da draußen. Wer bitte braucht hier ein Fernsehgerät 🤔

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Gefahrene Strecke: Kilometer