Südafrikas Golden Gate Highlands National Park
Kurz vor 7Uhr und noch vor dem Frühstück, "schaukeln" wir mit unserem SUV den 4x4 Trail hoch, der hinter dem Lodgegelände beginnt.
Das Wetter ist wieder perfekt!
Wir konnten einfach nicht widerstehen und wollten uns da oben in Ruhe umsehen. Die Weitsicht
müsste doch auch etwas hergeben.
Es sind frische 16°C. Doch die Sonne suggeriert einfach tolle Wohlfühltemperaturen.
# 4x4WD Loop
4x4WD strecken gibt es so einige in der Umgebung.
Von der Zubringerstraße zur Montusi Mountain Lodge sind sie gut sichtbar.
Hinter dem Montusi Mountain, der wie ein überdimensional großer, mit maigrünen
Gewächsen unterschiedlichster Art bedeckter Button wirkt, erreichen wir den höchsten Punkt dieser Strecke.
Es sind knapp 200 Meter Höhenunterschied.
Von 1338 Meter über NN auf 1521 Meter über NN.
Wie erwartet ist es leicht diesig. Man kann nicht meckern.
Ein fantastischer Rundumblick, wie es Aussichtsfans lieben, ist der Lohn der Auffahrt.
Kurz hinter einem Zaun, der wahrscheinlich die Grundstücksgrenze markieren soll, bleiben
wir stehen und analysieren über GoogleMaps, wohin diese Straße führt.
Hier ist sie jedenfalls nicht zu Ende. Es scheint eine Querverbindung oder auch Abkürzung zu sein.
Die bis zur R74 in Höhe Kilburn Dam führt. Genauer gesagt,
kommt man am Little Switzerland Resort
an.



Während ich versuche, die morgendlichen Impressionen mit meiner Olympus einzufangen, lässt Rainer Drohni nach oben steigen.
Es ist einfach so schön hier. Und die Aufnahmen sind wie immer in solchen Momenten
nur ein Versuch, die Stille und das besondere morgendliche Flair festzuhalten.





Mir fehlen einfach die Kenntnisse eines gelernten Schreiberlings, um das zu beschreiben,
was ich sehe und fühle.
Die fotogenen Wolkenformationen machen den mit dem "Golfrasen" bezogenen Bergen echte Konkurrenz!
Ich kann es nicht bewerten. Was ist beeindruckender?






Vor den Bergen am Horizont ist wieder der Woodstock Dam zu sehen.
Voller Glückshormone fahren wir wieder zur Lodge.
Es geht noch schnell zum Frühstück.
Wieder sitzen wir auf der überdachten Terrasse und haben den grandiosesten Blick,
den es nur geben kann:
Den Blick auf die gesamte Länge des Amphitheaters!

Gegen Zehn Uhr verlassen wir endlich das Gelände der Montusi Lodge.
Natürlich nehmen wir nicht die "Abkürzung" quer übers Gelände.
Wir nehmen den asphaltierten Weg. Trotzdem kommen wir nicht ganz so schnell voran wie gedacht.
Die Tierwelt pfeift auf die Verkehrsregeln - die Kuhherde läuft wie sie will


Nicht weit vom Little Switzerland Resort verlassen wir die südafrikanische Provinz KwaZulu Natal. Mit einem deutlichen Schild ist die Grenze zur Provinz Free State ausgezeichnet.
Die R74 führt uns erst am Driekloof Dam vorbei, der nur einen kleinen
Zipfel des Sterkfontein Dam bildet.
Es ist der drittgrößte Damm in Südafrika und bietet alles für Segel- und andere
Wassersportarten. Das Naturreservat Sterkfontein Dam
befindet sich auf einer Fläche von insgesamt 18 000 Hektar. Außerdem ist es ein Eldorado für Ornithologen.
Man sollte eben mehr Zeit mitbringen. Doch das haben wir nicht.
Der Golden Gate Highlands National Park ruft!




Am Ende des Sterkfontein Dam, an der T-Kreuzung, verlassen wir die R74 und nehmen linkerhand die R712.
Die Straße ist sehr gut asphaltiert, doch landschaftlich bietet es keine wirklichen Höhepunkte.
Die erste größere und zusammenhängende Ortschaft mit dem lustigen Namen QuaQua - auch QwaQwa geschrieben.
Es bedeutet in der San-Sprache "weißer als weiß" und bezieht sich auf die Sandsteinhügel der Drakensberge.
Das Gebiet war ursprünglich Homeland der südlichen Sotho-Völker Bakwena und Batlokoa.
Am 1. November 1974 gewährte die südafrikanische Regierung diesem Homeland die Selbstverwaltung.
1994 wurde sie zusammen mit den anderen neun Homelands Teil Südafrikas.
Auffällig ist die Straßenbebauung. Superglatt und die Kreuzung supermodern.

# Golden Gate Highlands National Park
Golden Gate Highlands National Park - einer von 19 Nationalparks in Südafrika - liegt in den Rooiberge (Afrikaans für "Red Mountains")
im Osten der Provinz Free State. Der Park hat eine reiche paläontologische Geschichte und verfügt
über die ältesten und spektakulärsten versteinerten Dinosaurier-Nistplätze der Welt.
Obwohl die Biodiversität, die Vielfalt der Arten, der Region im 19. Jahrhundert durch die Tierfellindustrie dezimiert wurde,
beherbergt der Park immer noch einige seltene und endemische Arten wie den Waldrapp (Geronticus eremita),
Riesen-Gürtelschweif (Echsenart) und Weißschwanzgnu (Black Wildebeest).
Der Besuch lohnt sich auch, wenn man nur die Zeit für eine Durchfahrt hat.
Big Five sind hier nicht wichtig.
Außergewöhnliche Panoramen, Ruhe und Einsamkeit sind die Dinge, die der Park bieten kann.
Gegründet wurde er 1963 und hat er eine Größe von 340 Quadratkilometern. Der Generaalskop ist mit 2732 Metern die höchste Erhebung. Bekanntester und längster Wanderweg ist der 33 Kilometer lange Rhebock Hiking Trail.
Linkerhand begrüßen uns dann die ersten Erhebungen. Zusammen mit der umliegenden Freifläche
fühlen wir uns in den Südwesten der USA versetzt!
Ja wir könnten uns durchaus gerade auch in Utah oder Arizona befinden.
Einfach genial!





Die R712 gewinnt nun langsam aber sicher immer mehr an Höhe. Dabei schlängelt sie sich teilweise auf Serpentinen die grandiose Ausblicke bieten.
Die Wolken folgen uns und sehen immer bedrohlicher aus!

# Protea Corner
Der Protea Corner ist der erste Vista Stopp, an dem es wirklich lohnt stehen zu bleiben.
Von knapp 1700 Höhenmetern sind wir in kürzester Zeit auf eine Höhe von 1904 Meter über dem Meeresspiegel gestiegen.
Der Blick auf das Tal und die Serpentine ist phänomenal.





Die Serpentinen sind nicht jedermanns Sache.
Wer die engen Kurven unterschätzt, dem droht ein Freiflug - mit dem Auto.
Beim genauen Hinsehen, entdeckt man hier und da auch mal ein Auto, das den "shortcut" nicht
überlebt hat.
Eins das wohl kürzlich oder gar vor einigen Stunden abgestürzt ist, wird gerade
von der Polizei mittels Drohne begutachtet und die Lage genauestens ausgewertet.
Auch das Abschleppauto steht schon bereit.
Es sind mittlerweile 30°C!
Das schöne Wetter hat sich verzogen und dunkle Wolken bilden eine Decke über uns.
Doch es regnet nicht.


Vielleicht war der Fahrer von diesem Anblick fasziniert?
Man wird es nicht erfahren.


Rainer entdeckt eine Ausfahrt - einen Stichweg - einen Loop - eine Einbahnstraße.
Es ist die zweite Abfahrt linkerhand wenn man, wie wir, aus dem Osten kommt.
Keine Ahnung wohin diese führt.
Mit einem 4x4WD hat man beim Erkunden solcher Ausritte eben weniger Einschränkungen.
Die Straße ist in einem erbärmlichen Zustand. Eigentlich verdient sie nicht, als eine
solche bezeichnet zu werden.
Doch uns stört das nicht.
# Blesbock Loop
Es gibt ein Hinweisschild: Langtoon Dam.
Wir erreichen auf diese Weise an Höhe und haben eine noch bessere Sicht auf die
markanten Steinformationen und die zerklüftete Landschaft des Parks.
Das Wetter ist mittlerweile "bescheiden".
Die Wolkenformationen sind mindestens genau so eindrucksvoll anzusehen wie die Landschaft selbst.
Rechterhand ist so etwas wie ein unbefestigter Parkplatz.
Wir bleiben stehen und sehen uns in Ruhe um.
Eine weitere Abzweigung weckt unser Interesse.
Fast schon schleichend fahren wir weiter. Es ist steil und man
kann nicht erkennen, was uns hinter der Bergkuppe erwartet. Irgendwie ist unser Instinkt in Alarmbereitschaft.
Ich steige lieber aus und prüfe wohin dieser ausgefahrene Weg führt.
Puh. Das ist nochmals gut gegangen.
Obwohl hier alles andeutet, dass dieser Abzweig oft befahren wird, endet er im Nichts.
Es geht mehrere hundert Meter steil nach unten.










Der höchste Punkt auf dieser Strecke ist etwa bei 2100 Metern.
Generaalskop Viewpoint.
Dann schlängelt sich die Straße wieder bergab.
Von weitem sehen wir ein Auto, deren Insassen gespannt auf irgendetwas schauen.
Aber wohin schauen sie?
Wir sehen nichts.
Dann fahren sie ab und wir bleiben stehen und suchen die weite Fläche der Wiese ab.
Ganz in der Ferne steht es: Ein Weißschwanzgnu - ein Black Wildebeest
Black Wildebeest
Weißschwanzgnu hat einen dunkelbraunen bis schwarzen Körper, eine aufrechte Mähne und einen langen, weißen Schwanz.
Beide Geschlechter haben schwere, nach vorn gebogene Hörner.
Bullen sind etwa 1,2 Meter an der Schulter und wiegen um die 160 Kilogramm.
Kühe sind geringfügig kleiner und wiegen etwa 130 kg.
Die Hörner der Kälber sind anfangs gerade und beginnen im Alter, ab etwa dem neunten Monat
mit der charakteristischen Krümmung zu wachsen.
Die Tiere sind in erster Linie Pflanzenfresser.
Weißschwanzgnus sind auf weitläufigen, offenen Graslandebenen des Free States, im westlichen Lesotho und Swasiland sowie auf Grasebenen
der Drakensberge zu finden.




Auf der Hauptstraße wieder angekommen, fahren wir weiter gen Westen.
Der Weg ist hier das Ziel.
Es gibt hier einige, sicherlich gute Wanderwege, die man machen könnte.
Doch die kurzen bringen unserer Meinung nach keinen Mehrwert und für die längeren haben wir schlicht und ergreifend keine Zeit.
Impressionen aus dem Park:




Mushroom Rock

Brandwag Buttress - Afrikaans für "Sentinal Buttress"
Dieser Sandsteinfelsen ist der Namensgeber für den gesamten Park - Golden Gate Highlands National Park - da dieser bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang golden leuchtet. Die Steinformation ziert fast alle Postkarten und Flyer des Parks.
Wir haben ihn leider nicht in "Gold" gesehen - finden ihn trotzdem imposant.

Am Ausgang des Parks werden wir angehalten und müssen wieder "Paperwork" erledigen. Zahlen müssen wir nichts.
Wir fahren bis Clarens. Ein Ort wie ich ihn in Südafrika nicht mag. Ich sehe nur Restaurants und Hotels beziehungsweise Motels oder B&B. Das könnte jetzt auch irgendwo in Colorado sein.
Wir kehren um.
Bei tripadvisor suche ich nach einem Café und werde fündig.
Im Sugar&Cinnamon Restaurant sitzen
wir draußen auf der Veranda und genießen den Blick in die Landschaft.
Der Gruß aus der Küche besteht aus einer Schale mit drei verschiedenen Sorten Biltong.
Dem südafrikanischen Trockenfleisch. Außerdem gibt es Port for free
Und das Ganze bevor wir unsere Bestellung aufgegeben haben.
Das ist doch mal was.
Es gibt tollen Cappuccino und jeder von uns nimmt Pancakes.
Es schmeckt um ein Vielfaches besser, als es aussieht. Eine Aroma-Kombination, die
ich so noch nie gegessen habe.
Dieses Café war ein echter Glücksgriff.



Gegen halb drei machen wir uns auf den Rückweg.
Die Sonne ist wieder da und hält sich somit nicht an die Regelmäßigkeit der letzten Tage.
Denn an allen vorherigen Tagen gab es bis Nachmittag Sonne und dann wurde es immer bewölkter.
Und heute? Heute war es genau umgekehrt.
Und so leuchten auf der Rückfahrt die steinigen Ketten im wunderschönen, goldenen Licht.





Am Sterkfontein Dam bleiben wir stehen.
Hier gibt es eine Picnic Area. Hier oberhalb des Damms, bietet es sich an zu picknicken.
Während wir uns am Anblick ergötzen, erscheinen ganz plötzlich - aus dem tiefen Gras das die gesamte Fläche vor uns
bedeckt - zwei Männer.
Puh, habe ich mich erschreckt!
Sie zeigen uns Figuren aus Holz. Unmengen. Sie stehen auf einer Decke zu Verkauf bereit.
Die sehen echt schön aus. Mal etwas anders. Alle Tiere sind mit weißen Punkten verziert.
Am liebsten würde ich zwei oder drei Stück mitnehmen. Doch die Abstellflächen
zu Hause sind ja auch nur endlich.
Außerdem haben wir schon zwei große Giraffen aus Holz und eine Schale im Zebra-Look im Gepäck.


Und diese "Hütchen" stehen auf der anderen Seite



Hinten sehen wir wieder "unsere Wand" - das Amphitheater.
Bis zum Ziel ist es also nicht mehr weit


Gleich hinter der Provinzgrenze aus Free State kommend, befindet sich linkerhand
ein Vistapoint.
Ein idealer Punkt um sich den Überblick zu verschaffen:





Die Sonne steht schon tief, als wir die letzte Straße vor Erreichen der Lodge entlang fahren.
Diese Straße hat keinen Namen. Könnte vielleicht Off D119 heißen? Bin mir nicht sicher.
Fürs Stehenbleiben nehmen wir uns keine Zeit mehr.
Meine kleine Stadtkamera schafft das auch aus dem fahrenden Auto


In der Lodge angekommen haben wir echt Glück, denn die nachmittägliche Kuchentafel ist noch nicht abgeräumt. Und der Kuchen heute ist ganz besonders lecker!
Und natürlich bedauern wir, dass dies unser letzter Tag und damit auch unser letzter Nachmittag
in dieser Lodge ist. Hier könnten wir zwei oder gar mehr Wochen verbringen, ohne uns zu langweilen.
Einfach mal die Seele so richtig baumeln lassen.
Täglich eine Attraktion und den restlichen Tag das Ambiente der
Montusi Mountain Lodge
genießen. Mit all den Annehmlichkeiten die es hier gibt.
Und so bleibt es nicht aus, dass ich noch eine Runde durch die Anlage drehe und auf meiner Speicherkarte festhalten muss. Als ob ich diese Stimmung und Atmosphäre verewigen könnte.










Die Zeit bis zum Dinner nutzen wir mit Nichtstun. Chillen nennt man das heute. Kurz vor Sonnenuntergang schnappen wir uns die letzte Flasche Sauvignon Blanc und gehen ins Restaurant. Denn obwohl es hier eine Vinothek gibt, darf man seine alkoholischen Getränke mitbringen. Das mehrgängige Menü wird heute auf der überdachten Terrasse serviert. Alles ist wirklich hübsch mit Kerzen dekoriert. So kann ich auch über die Schuhsohle drüberwegsehen, die eigentlich ein Lammkarree darstellen sollte. Rainer war cleverer - er hatte Fisch.
Als der Koch wieder unterwegs ist, um seine Lobeshymne auf sein tolles Essen abzuholen, bin ich glücklicherweise nicht die erste, die ihm eine schlechte Note für sein Essen geben muss!

Gefahrene Strecke: 282 km