Ein Kurztrip in Lesotho

Es ist kurz nach 3 Uhr.
Der Sauerstoff in unserem Häuschen scheint aufgebraucht zu sein.
Als Frischluftfanatiker schlafen wir immer - und ich meine immer - bei geöffneten Fenstern.
Aber hier?
Die primitiven Fenster lassen sich nur etwa 2cm öffnen. Da ist eine kleine Sperre eingebaut.
Hm. Warum eigentlich? Lebt man hier etwa gefährlich? Und die Big Five sind hier auch nicht zu Hause.
Egal.

Kurz nach 7 Uhr werden wir wach. Der erste Blick aus dem Bett: dunkelblauer Himmel.

Sani Mountain Lodge,Lesotho,Mokhotlong,born4travel.de
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PHEZULU - unser Häuschen

Auf der großen Veranda treffen wir die drei jungen Leute von gestern Abend. Sie klammern - ach was - sie kleben förmlich an ihren Tassen mit einem Heißgetränk und man sieht ihnen an, dass sie am liebsten reinkriechen würden.
Erst freuen wir uns über das Glück, so ein tolles Wetter zu haben und dann erzählen sie, dass sie vollkommen durchgefroren sind. Sie haben in der Backpacker Lodge, gleich nebenan übernachtet. Decken wären genug da gewesen. Aber es war trotzdem zu wenig, um zu wärmen.
Oh je. Und wir haben daran gedacht die Fenster auszuhängen.

Der morgendliche Ausblick auf die Gebirgskante und zu beobachten, wie eine Nebelwand so langsam immer höher steigt und dabei jede Lücke der Steinformation für sich vereinnahmt, ist einfach unbezahlbar.
Wortlos stehen wir da und schauen dem Naturspektakel zu.

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Das Frühstück lässt keinen Wunsch offen. Selbst Eier nach Wunsch zubereitet sind kein Problem. Der Kaffee schmeckt gewohnt köstlich. Bisher hatte jede Lodge besten Kaffee angeboten. Da kann ich auch auf meinen täglichen Cappuccino verzichten.
Der GM der Lodge begrüßt uns persönlich auch heute und fragt nach unserem Befinden. Wie nett.
Die Lodge gehört übrigens einer wohlhabenden Frau aus Lesotho, die nun in Südafrika lebt.
Jetzt ist mir auch klar, warum diese Lodge diesen Standard bietet.

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Die letzte Tasse köstlichen Kaffees gibt es auf der herrlichen Terrasse, wo die Sonne so intensiv strahlt. Der stahlblaue Himmel und klarste Luft - wie genial. Der Kosmos scheint nur eine Armlänge entfernt zu sein.

Wieder kommen wir ins Gespräch mit einem jungen Paar. Sie sind heute Morgen mit ihren Motorrädern hier hochgekommen. Da unten in Underberg soll es total bewölkt sein.
Na dann haben wir hier in Lesotho wettertechnisch wohl das große Los gezogen.

Bevor wir diesen wundervollen Ort verlassen, darf natürlich auch Drohni gucken

# Sani Pass - Birds View

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Wir packen unsere Sachen, checken aus und machen uns auf den Weg Richtung Osten.
Es ist kurz nach 10 Uhr.
Mit 10°C ist es nicht gerade warm. Doch die Sonneneinstrahlung ist ziemlich stark. So ist man mit einem dünnen Pulli bestens ausgerüstet.
Noch einmal wollen wir sehen, wohin die Straße führt, die wir gestern wegen dem immer stärkeren Nebel abgebrochen haben.

# Lesotho - The Kingdom of the Sky

Lesotho hat eine Landfläche von etwa 30.555 km2 und ist damit etwa so groß wie Brandenburg.
Als Land der Berge ist Lesotho das einzige Land der Welt, dessen gesamte Landesfläche in einer Höhe von mehr als 1500 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Hohe Berge, tiefe Schluchten und spektakuläre Wasserfälle, ein kontinentales Klima, einmalige Naturerlebnisse machen Lesotho für Reisende sehr attraktiv. Aus Sicht des Reisenden umso mehr, da es hier keinen Massentourismus gibt.
Der Berg Thabana-Ntlenyana ist mit 3.482 Metern der höchste im südlichen Afrika.

map of Lesotho,Mokhotlong,born4travel.de

Seit Jahrhunderten wird das Land von einer Ethnie beherrscht, den Basothen.
Ein Großteil der Bevölkerung ist jedes Jahr von Lebensmittelknappheit bedroht.
Etwa 25 % der Bevölkerung ist durch unzureichende Lebensmittel sogar gefährdet.
Die Zahl der Unterernährung der Kinder ist gestiegen. Darüber hinaus steht Lesotho den unlösbaren Herausforderungen der HIV/AIDS Epidemie gegenüber. Denn fast eine ganze Generation fehlt aufgrund dieser Krankheit.

Lesotho ist wirtschaftlich weitgehend von Südafrika abhängig, mit dem auch eine Währungsunion besteht.
Mit Ausnahme von Diamantenvorkommen ist es arm an Bodenschätzen. Träger des Wirtschaftswachstums in Lesotho sind hauptsächlich der Textilbereich und der Diamantenbergbau.
Das seit 1998 bestehende Lesotho Highlands Water Project, sieht den Bau von fünf Talsperren vor. Das Wasser der aufgestauten Flüsse soll laut geplantem Geschäftsmodell exportiert werden.
Katse- sowie die Mohale-Talsperre sind die ersten, die schon in Betrieb sind. So wird schon heute der südafrikanische Distrikt Gauteng (um Johannesburg und Pretoria) mit diesem Wasser versorgt.

Wer über den Sani Pass Lesotho erreicht, begegnet Lesotho im östlichen Teil des Landes.
Mokhotlong, so der Name dieses Distrikts - es ist gleichzeitig der Name der Hauptstadt Mekhlongs - stellt mit der Maloti Bergkette die Hochebene des Landes dar. Hier entspringt der für das Lesotho Highlands Water Project wichtige Senqu River, die primäre Wasserscheide Lesothos.

# Unterwegs auf Lesothos A31

Die A31 ist eine ungewohnt glatte Straße. Sie führt an der größten Ortschaft Mokhotlong vorbei und geht in die A1 oder A3 über.
So eine Qualität erwartet man einfach nicht, wenn man die primitiven - aber eben fotogenen Bauten - der Besotho links und rechts der Straße sieht.
Wie also kommt Lesotho zu solch einer Straße?
Im Kampf um die Rohstoffe baut China auf lukrative Tauschgeschäfte mit afrikanischen Partnern. Rohstoffe gegen Autobahnen.

Wir jedenfalls sind gefesselt - Freiheit pur.
Kein anderes Auto kommt uns entgegen.
Am höchsten Punkt wagen wir den Rückblick auf die Strecke, die wir schon gefahren sind.
Unbeschreiblich. Man hat den Eindruck, die Welt für sich allein zu haben!

Siedlung in Lesotho,Sani Pass,A31,Lesotho,Mokhotlong,born4travel.de
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Unterwegs auf der A31 in Lesotho,Mokhotlong,born4travel.de
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Die Straßenführung ist schon nicht alltäglich.
Im Hintergrund ist der Sani River zu sehen

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Der nächste Stopp ist sogar ausgebaut. Als Viewpoint.
Man könnte wie auf eine Art Tribüne mit dem Auto darauf fahren.
Eigentlich.
Die Frage was passiert wäre, hätte Rainer nicht die Abbruchkante rechtzeitig gesehen, kann ich mir gleich selbst beantworten. Unglaublich - nur dieses Mal im negativen Sinne.
Der Boden ist abgerutscht. Das Loch hätte schon mal ein halbes Auto verschlucken können.
Glück gehabt.

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Der Ausblick zur anderen Seite ist trotzdem lohnenswert.
Wieder unendliche Weite und Bergketten. Und wieder lockt eine tolle Straße zur Weiterfahrt.
Na gut.

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Wir fahren weiter und weiter.
Abgestürzte Felsen, die auf der Straße liegen, machen dann doch etwas nachdenklich.

Jetzt endlich kehren wir um.

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Nun begegnen wir auch ein paar wenigen Hirten, die ihre Tiere von einer zur anderen Seite scheuchen. Manche laufen nur so lang. Und manche sitzen einfach nur da und zählen die Luftmoleküle.
Die meisten allerdings sind mit ihren Herden unterwegs.

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Finde den Fehler

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Ein interessanter Kleiderstil - oder?

Ganze 22 Kilometer sind wir gefahren - gar nicht mal so weit.
Aber für einen ersten Eindruck war das genug.

Es folgen ein paar letzte Aufnahmen von Menschen und Landschaften.
Als wenn man diese Momente konservieren könnte, würde ich am liebsten alles fotografieren.
Jeden Stein und jedes Schaaf.
Die Männer mit ihren "Bankräubermasken" und die Hütten.

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Da samma wieder.
Das war unser Ausflug nach Lesotho!

An der Staatsgrenze melden wir uns gegen 12 Uhr in Lesotho ab.
Schön war's. Schön ist untertrieben - es war außergewöhnlich. Zum einen erinnerte uns das hier an unseren Aufenthalt in Tibet. Weite Landschaften und diese klare Luft...

# Sani Pass - Downhill

Der Blick an die Kante zum Sani Pass lässt nichts Gutes ahnen. Die Strecke liegt vollkommen in einer Wolke. Schade!
Aber wir hatten ja schon viel Glück mit dem Wetter heute auf dem Plateau. Man kann nicht immer nur Sonne haben - oder doch?
Peu à peu löst sich der Nebel auf und ein #nofilterneeded - Panorama voller Golfrasenwände begleitet uns bis zur Grenze, an der wir wieder Südafrika erreichen.

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Der Sani Pass hat seinen Namen übrigens vom südafrikanischen Urvolk der San erhalten, die hier vor ihren Verfolgern in die unwegsame Bergwildnis von Lesotho geflüchtet sind.

Für die Kilometer bis zur Grenze brauchen wir mit Fotostopps 1:08 Stunden.
Die Temperatur ist von 15°C da oben auf 17°C gestiegen. Nicht viel.
Aber die gefühlte Temperatur liegt eh wesentlich höher.

Kurz vor Zwei Uhr sind wir wieder an der Kreuzung zur Zivilisation.
Hier entscheiden wir spontan nicht den riesigen Umweg über die R617, N3 und so weiter - nein wir stechen in die Lower Lotheni Road. Die sieht gut aus und fährt sich auch ganz gut.
Naja. Nicht lange. Denn Lower Lotheni Road mutiert zur unbefestigten Straße.
Wir sind ja Optimisten und hoffen, dass es sich bald wieder ändert.
Das tut es aber nicht.
So schaukeln wir durch die wunderschöne Landschaft und keiner von uns beiden macht Anstalten diesen Zustand zu ändern.
Dünne Luft macht glücklich - anders kann ich unser Verhalten nicht erklären.
Es gibt keine einzige Aufnahme von der Fahrt.
Das - obwohl die Landschaft wunderschön ist

Kurz vor 4 Uhr schaut uns das Eingangsschild des Maloti Drakensberg Parks an.
Und welch eine Wohltat: die Straße ist weniger Meter nach dem Eingangsschild asphaltiert. Doch die Freude ist schon nach ein paar wenigen Kilometern vorbei. Aber auch das ist aushaltbar.

Maloti Drakensberge Park, KwaZulu Natal,Südafrika,born4travel.de

Eine Stunde später erreichen wir unser Domizil. Das Camp Giants Castle.
Am Tor füllen wir die Formalitäten aus. Der Angestellte schaut ganz schnippig und bemerkt etwas kokett:
"And you are honeymooners?"

Was man wissen sollte: Es gibt nur ein One-Bed-Room-Chalet, das den unverstellten Blick in das Valley bietet. Dieses nennt sich Honeymoon Chalet und ist für einen Aufpreis von 140 Rand für zwei Nächte zu haben.
Und das war es uns wert.

Abgesehen vom etwas gewöhnungsbedürftigen Geruch, der durch das Strohdach erzeugt wird, ist die Inneneinrichtung absolut einladend.
Wieder einmal gibt es nix zu meckern. Die Möbel sind etwas abgewohnt - jedoch ist alles sauber und die Bettwäsche blütenweiß.

Honeymoon Chalet,Camp Giants Castle,Maloti Drakensberge Park, KwaZulu Natal,Südafrika,born4travel.de
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Ganz happy stoßen wir mit unserm durchgeschütteltem Sauvignon Blanc an und sind begeistert vom Anblick der satt-grünen Schlucht auf der gegenüberliegenden Seite.
Noch sind wir begeistert.

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Im Restaurant des Camps essen nur noch drei weitere Paare zu Abend.
Wir sind etwas verwundert. Zwar stehen den Selbstversorgern eine Küche und ein BBQ zur Verfügung, doch haben wir unterwegs keinen Griller gesehen.
Vom Kellner erfahren wir dann, dass momentan tatsächlich nur so wenige Gäste in der Anlage wohnen. Der März ist eben Low Season.

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Gefahrene Strecke: 198 km