Die südlichen Drakensberge: Giants Castle
Die Aussicht aus dem Bett ist genial.
Ich kann es gar nicht fassen: Die eigentlichen Highlights, das Giants Castle und den Thumb
haben wir gestern gar nicht gesehen, weil die Wolken so tief hingen.
Und wir waren schon
mit den grünen Hügeln zufrieden...
In der Anlage:
Nach dem Frühstück, mit dem schlechtesten Kaffee unserer Reise, soll es
zu den Main Caves gehen. Eine Wanderung die auch für Flachlandtiroler geeignet ist.
Dreiviertel Elf ist auch mein Rainer fertig!
Wartend frage ich mich, wer nur dieses Gerücht in die
Welt gestreut hat, dass Frauen diejenigen sein sollen, die nie fertig werden...
Der Giants Castle ist mittlerweile von den Wolken gefressen worden.
# Main Caves - San Zeichnungen
Gleich am Ende des Camps beginnt der Trail zu den Caves.
Nach etwa zehn Minuten fällt uns ein, dass wir vergessen haben, Tickets für den Besuch
der Caves im Infocenter zu kaufen. Doch jetzt umzukehren, kommt nicht in Frage.
Wir sind hier in Afrika. Da gibt es immer eine Lösung.
Von der grünen Berglandschaft, die aussieht wie mit Golfrasen bezogen, können wir beide nicht genug
bekommen. Ein Foto folgt dem anderen und ich habe so keine Übersicht, was ich schon
fotografiert habe.
Egal.
Hoch oben kreisen riesige Vögel.
Vielleicht sind es Bartgeier - auch Lämmergeier genannt. Diese Riesenvögel mit einer
Flügelspannweite von bis zu über zweieinhalb Metern sind hier zuhause.
Man schätzt, dass es nur noch etwa 200 Paare in den Drakensbergen gibt.
Mein "Ofenrohr" hat heute einen day-off und so wird es bei einer Vermutung bleiben.
Der Trail ist gut laufbar. Zwischendrin gibt es Bänke - nicht nur zum Ausruhen. Einfach nur die Landschaft auf sich wirken lassen.
Das letzte Viertel des Weges ist bewaldet und etwas steil. Eigentlich sehr steil.
Ja ich fange an zu schwitzen!
Wir befinden uns hier bei 1.813 Metern über NN.
Am Sammelpunkt zur Cave treffen wir all die hastigen Überholer.
Auch wir hätten uns mehr Zeit lassen sollen. Denn jede Führung beginnt zur vollen Stunde.
Und wir haben inklusive Fotostopps und Banksitzen nur 50 Minuten gebraucht.
Punkt 12 erscheint die Rangerin.
Dass wir kein Ticket haben, ist überhaupt kein Problem. Sie weist uns an, die Summe von
2 Mal 45 Rand (Stand März 2018) im Infocenter zu zahlen.
Unsere Rangerin spricht ganz deutlich.
Sehr deutlich.
Doch ihre übertrieben langsam gesprochene Worte, die deutlich gestikulierenden Lippen und
die gelangweilt blickenden Augen lenken mich ab. Das Erzählte klingt so auswendig gelernt.
Es gibt keine Intonation. Der Ton ist gleichbleibend monoton.
Es erinnert mich an meine Schulzeit, als ich Schillers "Das Lied von der Glocke" oder
Goethes "Erlkönig" genauso vor der Schulklasse stehend, aufgesagt habe - nur um die
Bestnote zu bekommen!
Ihre animierten Geräusche, die Sprache der letzten Urvölker Afrikas, holen mich zurück.
Sie ahmt Frösche und andere Tiere nach. Es ist die Sprache, die heute noch in Botswana von einigen
Urvölkern gesprochen wird. Die sogenannte Klicksprache - Khoisan-Sprache.
Und ich frage mich, ob ich mir das alles merken kann, wenn
mein Enkelchen wieder einmal fragt: "... und wie macht ein...?".
Ok. Es geht weiter.
Wir wechseln über einen schmalen und steil nach unten abfallenden Weg die Höhle.
Unterwegs macht eine andere Besucherin eine interessante Entdeckung: eine Schaumheuschrecke.
Wow !
So ein Viech habe ich noch nie gesehen.
Und wie geduldig sie posiert.
Die Haupthöhle ist groß.
Gut erhaltene San Zeichnungen in Fülle.
Doch sind ja nicht unsere Ersten.
Im Australiens Kakadu National Park haben wir schon hier und da Wandmalereien gesehen.
Natürlich in einem anderen Stil.
Die San haben hier über Jahrtausende diese Höhlen bewohnt.
Hinterlassen haben die Ureinwohner Südafrikas viele Zeichnungen und
Felsgravuren.
Uns werden ganze Geschichten anhand der Zeichnungen vorgelesen.
# River Walk entlang des Bushman's River
Zurück zum Camp geht es den River Walk entlang.
Dieser liegt natürlich nahe dem Bushman's River.
Anfangs läuft sich dieser sehr schön. Doch als das Gras mannshoch wird - und ich meine "Manns"-hoch, also
auch mal zwei Meter hoch - finde ich es gar nicht mehr so lustig.
Sicher ist das Gras in den Monaten Mai bis September nicht mehr ganz so hoch.
Aber wir haben gerade einmal den 10. März.
Teilweise führt der Weg noch sein eigenes Flüsschen.
Und zu allem Überfluss erinnert Rainer an unser erstes Gamedrive im
Hluhluwe Park, als die Löwen im ein Meter hohen Gras verschwunden sind.
Nun - Löwen gibt es hier nicht. Nur Leoparden. Ich finde, das ist ein schwacher Trost.
Zuletzt werden wir ganz mutig.
Wir stechen in einen dschungelartigen Weg ein, ohne zu wissen, wohin dieser führen könnte.
Der ist nicht nur steil. Ich sehe schon, dass wir hier verloren gehen und letztendlich
die Orientierung total verlieren.
Zur großen Überraschung stehen wir plötzlich vor der Steinbank, die neben unserer
Honeymoon Villa steht.
Das ist 'n Ding!
Den restlichen Tag verbringen wir auf unserer Veranda.
Zum ersten Mal schreibe ich an meinem Bericht, wir trinken leckeren Sauvignon Blanc,
genießen den wunderbaren Ausblick und hören immer wieder Gewittergrollen in der Ferne.
Auch nicht schlecht.
Schließlich sitzen wir hier geschützt und ein Gewitter würde mein Portfolio an Naturaufnahmen erweitern
Der Giants Castle zeigt sich wieder. Leider nun im für Fotografen "falschen" Licht.
Während jeder von uns beiden so seinen Hobbys nachgeht, lenken uns merkwürdige Geräusche ab.
Rainer entdeckt währenddessen mit einem Feldstecher auf der gegenüberliegenden, golfartigen Wiese
eine Gruppe von Pavianen.
Einfach klasse!
Wir beobachten das Schauspiel eine ganze Weile lang.
Wer jetzt denkt es wird langweilig...
Nein.
Just in Time - und nicht bestellt - hören wir Trommelgeräusche, die garantiert nicht natürlichen
Ursprungs sind. Diese Geräusche kommen aus der Anlage.
Ich sprinte mit Kamera in der Hand los, um zu sehen, was da los ist.
Am Hauptplatz, mitten zwischen den Hütten, findet ein Showtanz der Zulu statt.
Sehr schweißtreibend. Und irgendwie cool!
Bevor das Licht ganz verschwindet, versuche ich den Anblick von unserem Balkon zu konservieren.
Anders kann ich einfach nicht!
Nun ist die Hauptattraktion, das Giants Castle fast schon wieder wolkenfrei.
Am Abend geht es wieder ins Restaurant, wo wir lecker zu sehr kleinen Preisen essen.