Im Hluhluwe Game Reserve
5.15 Uhr holt uns der Wecker aus dem Tiefschlaf.
Noch ist es dunkel. Doch es ist schon deutlich zu erkennen, dass der Himmel tief verhangen ist.
Fünfzehn Minuten später stehen wir im Hauptraum der Lodge.
Es gibt leichtes Frühstück. Richtig guten Kaffee, Tee, Cerealien und etwas Obst.
Für die Gamedrives während unseres Aufenthaltes werden wir einem Guide namens Sefiso zugeteilt.
Es gibt fünf Autos die gleichzeitig starten. Zwei weitere Paare sitzen schon drin.
San Francisco trifft Wien und Berlin.
Wir sollen ganz hinten, also ganz oben sitzen.
Ist das nun gut oder nicht?
Hm. Wir werden sehen.
Mein neues Canon Teleobjektiv - ab jetzt genannt das Ofenrohr - darf sich zum ersten Mal wirklich beweisen.
Während wir durch die Landschaft gurken, teste ich verschiedene Einstellungen.
Ja klar. Besser wäre gewesen, wenn ich mich schon vorher damit befasst hätte.
Aber das wäre zu einfach!
# Morning Drive
Kurz nach Verlassen des Privatgeländes, dauert es nicht lange, da tauchen auch die ersten Tiere auf.
Zebras, Elefanten, Wasserbüffel, Warzenschweine und Impalas.
Auch diverse Vögel sind zu sehen.
Ich bin begeistert! Nein wir sind begeistert!
Eine kranke und humpelnde Löwin läuft im Busch neben der Straße.
Finde ich total doof hier zu stehen. Sie kommt mir so ausgeliefert vor.
Wenn ich krank bin, will ich auch für mich alleine leiden.
Nein. Ich mache keine Aufnahme.
Nach der Hälfte der Zeit machen wir eine Snackpause bei Kaffee, Nüssen, Küchelchen und leckerem Trockenobst.
Nun fängt es auch noch an zu nieseln.
Decken und Capes helfen uns nicht durchgenässt zurückzukommen.





Kurz vor 9 Uhr erreichen wir wieder die Lodge, wo wir uns mit warmfeuchten Tüchern erfrischen.
Trotz der Wolkendecke, die sich jedoch gerade im Auflösen befindet, herrschen schon angenehme Temperaturen, weshalb
sich unser Driving-Game-Grüppchen auch auf der Veranda platziert.
Das Frühstück ist sehr gut. Es gibt nix zu meckern.
Neben dem reichlich und schön gedecktem Büfett werden Speisen auch cook-to-order angeboten.
Im Zimmer angekommen checke ich erst einmal meine Fotos und bin etwas ernüchtert.
Tierfotografie ist eben doch etwas anderes als Blümchen und Landschaft zu fotografieren.
ISO 1000 bei einer Belichtungszeit von 1/640 bis 1/1000. Ich bin mir ziemlich unsicher.
Meine Kenntnisse in dieser Richtung halten sich in Grenzen.

Unser erster Elefant an diesem Tag
Zebra
Sie sind um die 1.30 bis 1.40 Meter groß und wiegen zwischen 300 und 320 Kilogramm.
Zebras haben eine stark empfindliche Oberlippe, mit der sie Kräuter sammeln, indem sie das Gras zwischen
der Lippe und den unteren Schneidezähnen sammeln, bevor sie diese pflücken.
Tragezeit ist etwa 360 bis 390 Tage. Fohlen wiegen 30 bis 35 Kilogramm. Sie werden im Alter von elf Monaten abgesetzt.
Sie leben in kleinen Familieneinheiten. Sie vermeiden dicht bewachsene Flächen und entfernen sich
nicht weiter als zehn bis zwölf Kilometer von Wasserflächen beziehungsweise Wasserlöchern.
Auf Streifenträger treffen wir einige Male. Sie sehen hier im Park mitten im Grünen wesentlich schöner und eleganter aus als im Tierpark.
Da beachte ich sie eigentlich nie. Auf mich wirken sie eher wie Pferde mit Streifen.
Deshalb habe ich eine ganze Zebra-Galerie zusammenfotografiert.
Von Nahem gesehen sind sogar echte Unterschiede zu sehen. Manch einer hat gepunktete manch einer gestreifte Schwänze





Und so schön sehen die Streifenträger in der Landschaft verteilt aus

Impala
Impalas sind die nächsten, die mir ein "aaah" abverlangen.
So zart und zerbrechlich. Wie Waldfeen die plötzlich aus dem grünen Dickicht auf der Bildfläche erscheinen.
Jede Menge Impalas. Sie hübschen den grauen Morgen auf.
Echte Schönlinge. So zart gebaut mit einem schönen "Gesicht".
Impalas wiegen zwischen 40 und 60 Kilogramm und sind kaum einen Meter hoch.
Nach einer Tragezeit von 194 bis 200 Tagen werden im Frühsommer einzelne Kälber geboren.
Ein Mutterschaf ist im Alter von zwei Jahren geschlechtsreif.
Bevorzugter Lebensraum sind Waldsavannen des nördlichen und östlichen Südafrikas.
Impalas werden von den meisten großen Fleischfressern gejagt. Jungtiere fallen oft Pythons zum Opfer.
Daher sind sie ständig in Alarmbereitschaft.
Ist ein Impala in Gefahr, alarmiert er die Herde, die sich blitzartig zerstreut.


Nicht ganz so zart und feengleich: ein Warzenschwein ganz busy und auf der Flucht vor den Tiersichtern

Und dann dieser Kollos: Ein Nashorn. Ganz nahe am Wegesrand. Und noch so verpennt.
Das Gras ist so hoch, dass ein gutes Foto fast unmöglich ist.
Was solls. Das menschliche Auge kann dieses Problemchen bestens adaptieren.
Der Genuss mit den Augen ist schon aufregend genug.

Kann nicht jemand mal das Gras zur Seite schieben?
Zusammengefasste Impressionen der morgendlichen Vogelwelt

Crested Barbet - Hauben-Bartvogel - Trachyphonus vaillantii

Long-tailed Paradise Whydah - Spitzschwanz-Paradieswitwe - Vidua paradisaea

Tawny Eagle - Raubadler - Aquila rapax

European Roller - Blauracke - Coracias garrulus


Red-billed Oxpecker - Rotschnabel-Madenhacker - Buphagus erythrorhynchus

Woolly-Necked Stork - Wollhalsstorch - Ciconia episcopus
Trotzdem zufrieden mit meiner ersten "Ausbeute" holen wir nun den fehlenden Schlaf nach.
Erst in dem riesigen Bett - dann auf unserer Veranda, wo sich zwei Holzliegen befinden.
15 Uhr geht es wieder zum Haupthaus.
Es gibt feines Lunch. Kleine "Schmeißreinchen" - alles von bester Qualität, bevor es zum
nachmittäglichen Gamedrive geht.
# Afternoon Drive
In gleicher Gruppenkonstallation machen wir uns wieder auf die Pirsch.
Ganze Impala- und Zebraherden ist das erste was wir sehen.
Zebras habe ich im Tierpark noch nie wirklich beachtet. Doch hier, in der grünen Natur, sehen
die Streifenträger einfach mal wunderschön aus.

Es folgen Gnus, Wasserbüffel und Nashörner.
Adler und dann eine Herde junger Elefanten.
Blue Wildebeest - Streifengnu
Auf den ersten Blick nicht besonders schön.
Das fein glänzende Fell macht das Tier fast schon zum eleganten Wesen.
Streifengnus zeichnen sich durch ihre lange schwarze Mähne und einen Bart an Hals und Nacken aus.
Beide Geschlechter haben kurze gebogene Hörner.
Hörner erwachsener Bullen sind stark gebogen.
Bullen wiegen etwa 250 Kilogramm und sind etwa 1,5 Meter groß.
Kühe sind etwas kleiner und wiegen um die 180 Kilogramm.
Kälber werden im Sommer geworfen. Nach einer Tragzeit von neun Monaten. Neugeborene können innerhalb von Minuten nach der Geburt mit der Herde laufen.
Streifengnus sind Pflanzenfresser, die in Herden von zehn bis einigen tausend Individuen vorkommen.



African Buffalo - Afrikanischer Büffel/Kaffernbüffel
Wieder solche Schwergewichte, die bis zu 1.50 Meter groß werden - also ich bin größer.
Gewichtstechnisch haben sie dann mehr drauf: bis zu 750 Kilogramm.
Afrikanischer Büffel werden hauptsächlich von Löwen bejagt.
Wenn ein Herdenmitglied angegriffen wird, eilen andere zu seiner Verteidigung. Zusammen ist eine Reihe von Büffeln fähig,
einen Angriff eines ganzen Rudel Löwen abzuwehren.
Ein verwundeter Büffelbulle wird als besonders gefährlich angesehen und ist einer der Gründe,
warum diese Tiere zu den sogenannten Big Five zählen.
Diese Eigenschaft ist der Ursprung vieler Jagdabenteuer, Mythen und Legenden.
Afrikanischer Büffel paaren sich zwischen März und Mai. Die Tragezeit beträgt 330 Tage.
Single Kälber sind zwischen Januar und April geboren, mit einem deutlichen Höhepunkt im Februar.
African Buffalo sind Herdentiere. Solche Herden können aus bis zu mehreren hundert Tieren bestehen, die sich in Dürreperioden in kleinere Herden aufspalten.



Schäkert dieser jetzt mit mir
African Bush Elephant - Afrikanischer Elefant
Elefanten sind die größten Landsäugetiere der Welt, die bis zu sieben Tonnen wiegen und etwa drei Meter groß sind.
Stoßzähne älterer Bullen wiegen zwischen 50 und 60 Kilogramm.
70 Jahre alt können sie werden.
Interessant zu wissen:
Elefantenrüssel haben bis zu 50 Tausend Muskeln, sind sehr empfindliche Nasen, die sogar Wasser unter der Erde erkennen können.
So sind sie befähigt, kleinste Zweige oder Blumen zu pflücken. Grashalm oder einen Dorn aus ihren Füßen herauszuziehen.
Die als Knie wahrgenommen Gelenke, sind tatsächlich Handgelenke.
Fuß- und Handknochen sind im Gegensatz zum menschlichen Aufbau eins.
Stoßzähne werden zur Nahrungsgewinnung, aber auch zum Kampf unter Männchen und zur Selbstverteidigung verwendet.
Es sind ihre Schneidezähne und wachsen kontinuierlich, bis sie etwa 60 Jahre alt sind.
Obwohl ihre Haut bis zu drei Zentimeter dick ist, ist sie ziemlich empfindlich.
Elefanten sind gefräßig. Etwa 270 Kilogramm Gras, Triebe und Baumrinde werden so pro Tag verspeist. Dafür bekommt die Umwelt wieder bis zu 150 Kilogramm Dung jeden Tag zurück.
Elefanten bringen nach einer Tragezeit von 22 Monaten etwa aller drei bis vier Jahre ein Kalb auf die Welt.
Bei der Geburt wiegen Kälber etwa 100 Kilogramm. Sie sind zwischen 18 und 24 Monaten vollständig ausgereift.
Ein verwaistes Kalb wird von noch milchgebenden Weibchen der Familie adoptiert oder auch von verschiedenen Weibchen gesäugt.
Mütter sind sehr beschützend und behalten ihren Nachwuchs für viele Jahre bei sich.
Stoßzähne brechen mit 16 Monaten aus, zeigen sich aber äußerlich erst nach 30 Monaten.
Nach dem Absetzen verbleibt das Kalb, gewöhnlich im Alter von 4 oder 5, in der mütterlichen Gruppe.
Weibchen reifen bei etwa elf Jahren und bleiben in der Gruppe, während die Männchen, die zwischen 12 und 15 Jahren reifen und in der Regel aus der Mutterherde vertrieben werden.
Junge geschlechtsreife Männchen züchten erst Mitte oder Ende 20 oder noch älter.
Sie bilden Junggesellengruppen und werden Einzelbullen.
Familieneinheiten werden immer von einer alten Frau geführt. Alte Männchen sind dagegen meistens Einzelgänger.
Mehrere miteinander verbundene Familiengruppen können sich in einem Gebiet aufhalten und kennen sich gut.




und tschüss...
Ein einzelner Baum, riesig und verwuchert.
Da scheint etwas zu sein. Die erste Reihe ist ganz aufgeregt. Wir in der Dritten sehen nichts!
Man muss schon einen Blick dafür haben. Geduld! Wir lernen das auch noch!
Wieder ein Tawny Eagle !


Die nachmittäglich, sonnendurchflutete Landschaft ist wunderschön anzusehen. Auch ohne Tiere.
Der Park ist riesig. Und offensichtlich haben wir besonderes Glück, dass alles so grünt.
März ist laut Sefiso eher trockener und gelbstichiger.

Auch am Nachmittag will sich keins der Rhinos in Passbildqualität zeigen.
Ständig vergraben sie ihre Mäuler im Gras oder verstecken sich hinter Gräsern und Blümchen.


Sefiso bekommt eine Nachricht über sein Walkie Talkie.
Irgendwo sind Löwen gesehen worden. Also nix wie hin.
Nach und nach kommen auch die anderen Gamedriver.
Wir beobachten die Tiere die im tiefen Gras faul abhängen. So gar keine Lust haben sich zu zeigen.
Alle starren ganz gebannt, ob etwas passiert.
Ein privatgeführtes Auto, ein Selfdriver sozusagen, gesellt sich zur Gruppe der Wartenden.
Die Einen kriechen aus dem Schiebedach - die Anderen hängen aus dem Autofenster.
Unsere Guides reden auf sie ein, dass dieses Verhalten sehr gefährlich ist.
Nur widerwillig folgen sie den Hinweisen.
Wir stehen eine ganze Weile da. Aber es passiert nicht viel.
Ich bin etwas hin und her gerissen. Glücklich darüber Löwen zu sehen, unglücklich keine wirklich gute Aufnahme hinzubekommen.
Jeden Grashalm bekomme ich schärfer hin

Ich hoffe, es ist nicht das wonach es aussieht

...und dann geht der Hauptakteur.


Cape Glossy Starling - Rotschulter-Glanzstar - Lamprotornis nitens
Auch dieses Mal gibt es während dem dreistündigen Gamedrive eine Pause.
Toll. An einem Ausblickspunkt bei dem man eine wunderschöne Sicht auf die unendlich scheinende
Landschaft hat.
Die Sonne geht gerade unter und färbt die Landschaft in wunderschöne Farben.
Wir schauen wortlos auf die Landschaft, süffeln an unseren Sundownern.
Und ohne uns abzusprechen, sagt Rainer:
"Ich hatte mal eine Farm in Afrika..." (Zitat aus dem Film: Out of Afrika)
Ja genau das habe ich auch auch gerade gedacht.

Sefiso ist der Barkeeper und freut sich endlich Jemanden zu treffen, der auch seine etwaige Größe hat.





In der Lodge angekommen gibt es nun kalte Tücher zum Erfrischen.
San Francisco, Wien und Berlin sitzen an einem Tisch.
Das Essen ist lecker. Fine Dining eben.
Wir quatschen ziemlich lange. Wien muss ins Bett - sie sind eben keine Eulen.
San Francisco und Berlin quatschen bis Ultimo. Auch über Merkel, Trump und die Welt.
Einfach klasse!
