Die Rückfahrt
Am Abfahrtstag tue ich das, was man so macht: Die Ansichtskarten zum Briefkasten bringen.
Ja. Bei uns leben noch Familienmitglieder, die weder in meinem Status die Fotos sehen können
noch auf anderen Portalen unsere Erlebnisse mitverfolgen können.
Also mache ich mich zu Fuß durch das Örtchen Le Monêtier-les-Bains.
Bei dieser Sonne sieht es noch besser aus als am Anreisetag.
Es ist kurz nach Zehn, als wir die Garage bei 10°C und bestem Wetterchen verlassen.
Die Sicht ist unglaublich. Die Berge zum Greifen nah.
Und natürlich muss ich alle meine Highlights bis zum Abzweig zum Col du Galibier
nochmals fotografieren.
Unsere heutige, erste Fahretappe in Richtung Nachhause ist Offenbach. Nach einer Übernachtung werden wir gleich morgen, am Sonntag weiterfahren. Bis Berlin. Geplant sind für den heutigen Tag etwa acht Stunden. Für den morgigen Abschnitt rechnen wir je nach Verkehrsaufkommen fünf bis sechs Stunden. Soweit zur Planung.
Wir fahren also die D1091.
US-Amerikanischen Maps weisen solche Straßen als "Scenic Drive" aus.
Und die D1091, die uns fast bis Grenoble führt, verdient definitiv auch diesen Namen. Keinen Moment
wird es langweilig. Immer neue und noch faszinierende Impressionen der Alpen prasseln auf uns ein.
Ein Augenschmaus ist es. Das diese Strecke unsere Fahrzeit Richtung Nachhause - das uns beiden schon bewusst - um eine beträchtliche
Zeit verlängern wird.
Das "kleine" Haus da drüben, das da so verloren vor dem Berg mickrig daher steht, ist die Lautaret Lodge&Spa wo wir vor zwei Tagen so schrecklich viel Essen serviert bekommen haben. Wo aus einer bestellten Portion ganz plötzlich zwei wurden und es eigentlich sechs Erwachsene satt gemacht hätte.
Es geht nicht anders. Immer wieder müssen wir stehen bleiben - so begeistert sind wir von dem, was wir sehen können.
Es fühlt sich nicht an wie eine Heimreise. Eher wie ein weiterer Urlaubstag in den französischen Alpen.
Hier die monumentale Wand und dazwischen ein See im milchigen Gletschertürkis.
Da folgen diverse kleine Ortschaften. Sich so der Natur anpassend, dass sie wie gemalt wirken.
Den vorläufigen Abschluss bildet das Massiv um La Meije, das Teil des gestern besuchten Nationalparks Écrins ist. Dieses Wetter hätten wir gestern haben sollen. Das wäre grandios gewesen. Nun. Zum Abschied sehen wir die Ansicht von dieser nördlichen Seite. So behalten wir die Neugier und kehren sicherlich noch einmal hierher zurück.
Den endgültigen Abschluss der Panoramafahrt bildet die Gorges de l'Infernet.
Zerklüftete Berghänge, mit recht viel Bewuchs - wir sind ja hier auch um einiges tiefer.
Acht Kilometer lang ist diese Schlucht zwischen Lac du Chambon und Auris. Der Fluss da unten, den wir kaum
in seiner ganzen Breite sehen können,
ist die Romanche, die am Lac du Chambon aufgestaut wird.
Es folgt eine furchtbar langweilige und nervenzehrende Autobahnfahrt.
Nervenzehrend weil zähfließender Verkehr im Wechsel mit Staus bis zum vollkommenen Stillstand um Karlsruhe
sich die Hand geben. Es ist Samstag und in Baden-Württemberg enden die Pfingstferien.
Letztendlich benötigen wir fast zehn Stunden für die erste Teilstrecke.
Auch am Folgetag verbringen wir knapp sechs Stunden auf der Autobahn.
So schön wie die Heimfahrt begann - Es ist eine elende lange Strecke von den Französischen
Alpen bis Berlin.
Gefahrene Strecke Tag 1: 875 Kilometer
Gefahrene Strecke Tag 2: 600 Kilometer
Angefallene Mautgebühren: 43.98 €
Fazit
Lange haben wir uns geziert nach den enttäuschenden Erfahrungen in Frankreich 1993 nochmals dieses unser Nachbarland zu bereisen. Und stände dieses Jahr nicht noch eine lange und sicherlich aufregende Reise innerhalb Südamerikas bevor, wären wir sicherlich wieder im Südwesten der USA gelandet.
Unsere Reise, die uns eigentlich nur in die lavendelblühende Provence führen sollte,
gestaltete sich als ein kleiner Einblick in das südliche Frankreich. Mit wenig Vorbereitung
haben wir sehr viel Neues gesehen. Wurden überrascht mit Natur und Landschaft, die
wir so in Frankreich niemals erwartet haben.
Die schlechten Erfahrungen von damals sind ad acta gelegt.
Frankreich begegnete uns mit viel Gastfreundschaft und wirklich netten Menschen. Überraschend viele
sprechen Englisch oder bemühen sich in dieser Sprache zu kommunizieren. Wo es gar nicht ging, half uns die
kostenlose Übersetzen-App. Niemals gab es ein Grund, ohne Information stehen gelassen zu werden.
# Eine kleine Auswertung
Die Idee unsere Räder mitzunehmen, auch wenn es - wie ich sie nenne - "nur" Ökoräder ohne Batterie sind, war eine geniale Idee. Sicherlich waren sie für die sehr bergige Provence und die französischen Alpen nicht geeignet. Dafür haben wir sie in Strasbourg sehr gut einsetzen können. Auch in kleinen Orten wie Figeac, Beaune und um Argeles-sur-Mer.
Auf der 24-tägigen Reise durch das südliche Frankreich gab es nur einen autofreien Tag.
Dennoch sind Summa Summarum ganze 5.709 Kilometer zusammengekommen.
Nicht weniger als
auf unseren Touren durch den Südwesten der USA.
Für Mautpflichtige Straßen haben wir insgesamt 196 € gezahlt.
Eine Statistik oder Aufzählung der besten Attraktionen kann ich nicht machen. Jeder Ort, den wir besucht haben, hatte seinen Charme. Keinen möchte ich missen. Auch nicht Andorra, das sich für einen Wiederbesuch nicht qualifiziert hat.
Etwas mehr erwartet hätten wir von der viel gelobten, französischen Küche.
Wir haben oft und sehr lecker gegessen. Allerdings war nichts Außergewöhnliches und Nennenswertes dabei.
Nichts, das ich unbedingt noch einmal essen müsste. Nein. Da hat uns die italienische Küche wesentlich mehr überzeugt.
Uns fehlte etwa am Beginn eines Dinners zum Beispiel, dass da sofort Weißbrot oder Snacks, meist mit Oliven serviert werden.
Uns störte auch, dass wir zwischen drei Uhr nachmittags und halb acht zum Fasten gezwungen wurden.
Die Restaurants sind einfach geschlossen. Auch in Orten, die sich nicht fernab befinden. Die Türen blieben einfach fest geschlossen.
Und dann das ständige Reservieren für das Abendliche Essen... 🙄
Wer hat sich das nur ausgedacht?
# Die Unterkünfte
Alle unsere Hotels waren vorgebucht. Wir haben ausschließlich mit Booking.com gebucht. Eine kurzfristige Aktion von Booking und Lufthansa spülte bei jeder Übernachtung das Dreifache an wertvollen Meilen in unser Miles&More Konto.
Sechs Hotels und fünf ganz unterschiedliche Bed&Breakfast's waren kurzzeitig unser Zuhause.
Einen echten Favoriten kann ich auch nicht ausmachen. Zu verschieden und damit nicht unbedingt vergleichbar.
Einige würde ich definitiv wieder buchen, wenn wir wieder in der Gegend sein sollten. Andere nicht.
Die B&B's in Reihenfolge des zeitlichen Ablaufs:
Le 14 Faubourg in Beaune
Es gefiel uns wegen seiner Nähe zu allen Attraktionen des Ortes und des wirklich netten Gastgebers.
La Demeure du Lac de Fugeres in Puy-en-Velay
Ein seltsamer Ort um zu übernachten. Etwas mystisch nicht nur die Einrichtung sondern auch der Gastgeber.
Manoir du Charme in Blajoux Gorges du Tarn
Eine außergewöhnliche Übernachtung mit Gastgebern, die zwar ausschließlich Französisch sprechen,
deren Gastgeberqualitäten nicht mehr zu toppen sind. Die Unterkunft selbst war groß und sauber und noch besser geeignet,
um einfach auf dem Hof zu bleiben und einen ruhigen Urlaub zu verbringen. Das Highlight hier war das Finnische Bad am Rande des Waldes.
Quintessenz Provence in Goult/Provence
Der für uns leicht zugängige beheizte Pool war das Highlight. Das Zimmer selbst sehr komfortabel mit viel Platz
und einer hochwertigen Einrichtung. Valerie, bietet ein fantastisch kleines, aber sehr feines und stets selbst hergestelltes
Frühstück auf ihrer privaten Terrasse, deren Ausblick auf die Provence unschlagbar ist.
Soutariba Cap-Martin an der Côte d'Azur
Hier würden wir definitiv nicht mehr übernachten wollen. Auch wenn Thierry ein sehr netter
Gastgeber ist. In der Zimmerrate spiegelt sich viel
zu dominant die weitläufige Aussicht. Unser Zimmer war eng und verstellt. Die Möbel altbacken.
Die Terrasse mit einer Mauer begrenzt. Für den Preis bekommen wir sicherlich für uns Passenderes.
Die Hotels in Reihenfolge des zeitlichen Ablaufs:
Das Hôtel Tandem in Strasbourg
Das sehr stylisch eingerichtetes Stadthotel hat uns in jeder Hinsicht
überzeugt. Tolle, junge Mannschaft, gutes Frühstück mit sehr praktikabel eingerichteten Zimmern,
wo alles seinen Platz findet. Es findet sicherlich Beachtung, wenn wir wieder in Strasbourg sind.
Mercury Figeac Viguier du Roy in Figeac
Super Lage mitten im Zentrum der Stadt. Gefallen hat hier vor allem die sehr ansprechende
und moderne Einrichtung im großen Zimmer mit seitlichem Blick auf den Hauptplatz von Figeac.
Gefallen hat uns auch, dass wir unsere Räder im Hotel unterbringen konnten, obwohl es im Haus selbst
keine Garage gibt.
Good Knight in Carcassonne
Die Lage kann aus unserer Sicht kaum getoppt werden. Das Zimmer ist super sauber und
im gemeinsamen Vorraum stehen Nespresso Maschinen, Mikrowelle und Kühlschrank zur Benutzung frei.
Wir hatten das einzige Zimmer mit Terrasse. Und nur das kann ich empfehlen.
Hotel Yomo Cèntric in Andorra la Vella
Gut gelegen. Zimmer sehr geräumig und sauber mit Blick auf die Shoppingmeile und einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis.
Da wir mit Andorra nicht warm geworden sind, erübrigt sich die Entscheidung, ob wir nochmals in diesem Hotel übernachten würden
Hôtel & Spa Les Mouettes in Argeles-sur-Mer
Das Hotel ist in die Jahre gekommen. Das habe ich schon vor der Reise in den Kritiken gelesen.
Aber war es wirklich ein Manko? Die Planken auf unseren Balkon waren etwas verwittert. Aber sonst gab es nix zu meckern. Im Gegenteil.
Wir mochten die erhöhte Lage mit Blick auf das Meer. Wir liebten den großen beheizten Pool zum Schwimmen und den Whirlpool zur Muskelentspannung.
Unser Zimmer war geräumig und sauber. Das Team jung, freundlich - so wie wir es mögen.
Hôtel Restaurant Le Monêtier in Le Monêtier de Bains
Das Hotel im modernen Hüttenstil hat eine tolle Lage. Unser Zimmer mit Balkon war geräumig und sauber.
Und es gab eine Nespresso-Maschine. Uns fehlte jedoch ein Pool, wo man nach einem langen Tag
entspannen kann. Es fehlten jegliche Informationen über die Gegend, sei es persönlich oder in Papierform.