Ginza, Kodenmachō, Akihabara
Zum 10. Mal gehen wir heute frühstücken. Es scheint, als wenn wir schon Generationen von Gästen "überlebt" haben.
Einige Wenige sind aber auch sind mindestens genauso lange wie wir hier im Hotel.
Man grüßt sich, vor allem wenn sie wie wir deutschsprachig sind.
Ein kurzes Schwätzchen und auch mal ein Austausch an Informationen und Erfahrungen.
Schließlich ist dies hier ein Hotel in dem nur Ausländer wohnen.
Unser Vorhaben eine Hakone Rundfahrt zu machen, schieben wir des Wetters wegen von Tag zu Tag.
Zudem erzählt uns ein Pärchen von ihrer Hakone Rundreise: Demnach war es kalt,
ungemütlich und die Sicht war "gleich Null".
Hm.
Heute ist Mittwoch.
Uns bleibt also nur noch der morgige Tag und zur Not auch noch der Freitag.
Denn am Samstag fliegen wir zurück.
Doch die gestrigen Wetternachrichten sprechen wieder nur von anmarschierenden Wolken.
So ein grottenschlechtes Wetter im April hatten wir noch nie.
Gut. Die heutigen Temperaturen können sich sehen lassen. Es ist angenehm frühlingshaft warm.
Hakone fällt trotzdem aus, denn am späten Abend müssen wir die Räder zurückbringen.
Das ist die Straße hoch zu unserem Hotel und der erste Blick wenn man aus unserem Hotel, dem Asia Center of Japan rauskommt.
Was machen wir also?
Den heutigen Tag wollen wir ganz gemütlich angehen.
Wir radeln noch einmal nach Kodenmachō und wollen noch etwas shoppen.
Wir nehmen wieder einmal andere "Schleichwege" entlang der Bahn, wo das kleine Business zu Hause ist.
In der Nähe der Hibiya Station bleiben wir stehen und sehen uns etwas um.
Hm. Manche Sachen verlieren doch nach so vielen Jahren auch ihren Reiz. Dieses Haus haben wir damals als architektonisch und außergewöhnlich in Erinnerung. Jetzt, da wir schon die halbe Welt bereist haben, Orte wie HongKong und Singapore immer wieder wegen der "aufregenden" Architektur besucht haben, wirkt das hier in Hibiya eher langweilig und gewöhnlich.
Dann fallen uns aber diese Bauten ins Auge:
Die Vorgaben zur Hausbaugestaltung scheinen sich in Japan viel mehr auf Erdbebensicherheit zu konzentrieren.
Was der Nachbar macht, wie hoch und wie dicht er sein Haus an der Grundstücksgrenze baut, scheint vollkommen belanglos zu sein.
So war offensichtlich der eine Hausbauer gerade in Barcelona
und begeistert von Gaudí's Fassadengestaltungen...?
Leider werden wir es nie erfahren...
Dazu kommt, daß auf kleinen Grundstücken auch alte, traditionelle japanische Häuser stehen bleiben obwohl auf dem Nachbargrundstück
ein Hochhaus gebaut wird.
Jedenfalls sieht beim genauen Hinsehen die Straßengestaltung so ziemlich uneinheitlich aus.
Und das gefällt uns!
In Kodenmachō suche ich noch einen leichten Rucksack für die Stadt.
Und
ich werde auch fündig.
Hatte ich nicht schon von den wunderbaren Getränkeautomaten mit einer Auswahl, die jeden Wunsch erfüllt, geschwärmt?
Hier nur eine kleine Auswahl meiner gesammelten "Werke". Denn irgendwann gewöhnt man sich an diesen Anblick und fotografiert es nicht mehr.
Von Kodenmachō aus geht es noch ein letztes Mal nach Akihabara.
Noch einmal bedudeln lassen von dieser crazy
Stimmung im Elektronikviertel.
Auch eine japanische Holzpuppe schließt sich uns an und will nach Deutschland gebracht werden
Auf dem Rückweg machen wir noch eine lange Pause im Hibiya Park, genießen die letzten Sonnenstrahlen unter einem Kirschbaum und lassen das Erlebte und Gesehene von unseren Radtouren Revue-passieren.
Im Geschäftsviertel, auf der Sotobori dori, sind wir mal ganz mutig und kehren in ein ganz kleines Restaurant ein.
Der Laden hat eine gefühlte Deckenhöhe von 2,20 m. Es ist nur ein Tisch besetzt. Ganz offensichtlich sind es
Leute, die in irgendeinem dieser hochmodernen Büros arbeiten.
Normalerweise gehen wir gern in brechendvolle Bars mit Einheimischen.
Lassen wir uns also überraschen.
Die Bedienung beherrscht nicht einmal einen Ansatz von Englisch.
Aber glücklicherweise sind japanische Restaurants meist mit einem Schaufenster bestückt, wo die Speisen in
eine Kunststoffvariante dargestellt sind. Das Schöne ist, daß das servierte Essen nicht nur so ähnlich aussieht,
sondern GENAU so wie im Schaufenster. Die Scheibe Ei oder das Schnitzel liegt genau wie auf dem Modell da.
Also suchen wir uns einen Ramen aus.
Davon gibt es ja unzählige Varianten.
Mir ist nur wichtig, daß ich es ohne Nori Blatt serviert bekommen.
Nori sind diese Seealgenblätter, die man von Sushi kennt.
Ich zeige mit Händen und überkreuzten Armen, daß ich das Ding nicht haben will.
Diese Geste verstehen die Japaner immer ganz sicher.
Die gelieferte Suppe sieht merkwürdig aus... die Flüssigkeit ähnelt dem Abwaschwasser.
Was soll's. Auf die Hygiene hier in Japan wie auch in Singapore haben wir uns immer verlassen können.
Und was soll ich sagen ?
Einfach nur: "oijshi-desu"!!!(gesprochen ojschi däääääß), also super lecker
Am späten Nachmittag bringen wir die Räder wieder zur Verleihstation nach Naka-meguro.
Mit dem Verleiher haben wir ausgemacht, daß wir die Räder einfach vor dem Haus abstellen und den Schlüssel des
Fahrradschlosses in den entsprechenden Briefkasten werfen.
Hm.
So ganz ohne Abnahme. Japan ist ja weitestgehend sicher.
Aber man hätte ein gutes Gefühl, wenn Jemand vor Ort wäre, der die Räder akribisch deutsch entgegen nimmt.
Jetzt heißt's wieder überall zu Fuß hinlaufen.
An das Radfahren kann man sich ganz gut gewöhnen. Zwar hat man in Tōkyō immer mit den steilen Straßen zu kämpfen aber
man kann wenigsten sitzen.
Irgendwie kehrt jetzt schon etwas Wehmutsstimung ein. Wieder einmal sagt man sich: "So schnell ist dieser Urlaub vorbei".
Gefahrene Strecke mit Fahrrad: etwa 34 km