Die Fahrt mit einem Shinkansen beeindruckt besonders durch die gleichbleibend hohe Geschwindigkeit ...
Die Fahrt mit einem Shinkansen beeindruckt besonders durch die gleichbleibend hohe Geschwindigkeit ...
Der Goldene Tempel ist weltweit der bekannsteste, japanische Tempel. Es ist einer der Symbole Japans ...
Der bekannteste Zen-Steingarten gilt als ultimativer Ausdruck des Zen-Buddhismus.15 Felsen inmitten von weißen Kieselsteinen geben Rätsel auf ...
Zwei Kilometer Hanami. Ab Ende März gibt es hier Kirschblüten in vollster Pracht ...
Die Tempelanlage beherbergt weltweit bekannte buddhistischen und schintoistischen Tempel ...
Kyōto 京都
Beim genauen Betrachten der Namen Kyo-to
und To-kyo stellt man fest, daß "nur" die
Silben getauscht sind.
Demzufolge müßte man, aus unserer Schreibweise
ableitend, nur die zwei Kanji-Zeichen tauschen
um daraus Kyōto bzw. Tōkyō darstellen zu können
Allerdings schreibt man 京都 für Kyōto und 東京 für Tōkyō.
Hintergrund: 京 steht im Japanischen für Sitz des Kaisers.
Das Zeichen ähnelt einer stilisierten japanischen Laterne.
So war Kyōto 794 bis 1869 Sitz des
kaiserlichen Hofes und erst im Jahre 1868 wurde auf
Veranlassung des Meiji-Tennō (Mutsuhito, 1852–1912)
der kaiserliche Hof nach Edo (dem heutigen Tōkyō) verlegt.
Dabei steht das Zeichen 東 für Osten.
Es ist Ostersamstag.
Wir beobachten Heerscharen von Menschen, die sich Richtung Fluß bewegen und dort ihre blauen Planen
auf dem Boden ausbreiten.
Das hat nichts mit den Osterfeierlichkeiten zu tun, sondern ganz zufällig ist an diesem Wochenende
DAS Hanami-Wochende.
Was heißt das genau?
Familien, Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte treffen sich in Parks oder da wo es ganz viele Kirschblütenbäume gibt
und breiten ihre blauen Kunststoffplanen aus. Jeder bringt Bento's (Lunchboxen) mit und es wir gequatscht und gelacht.
Ähnlich wie wir es das tun, wenn wir picknicken.
In unserem Hotel scheint ein Bus voller reicher Russen abgestiegen zu sein.
Mit wenig Benehmen und lautem Gequatsche zerstören sie das schöne und vornehme Flair.
Dafür ist das Wetter perfekt. Sonne und klarste Luft verschönt den Tagesanfang.
Wir starten den heutigen Tag in Shin-Osaka und planen Kyōto zu besuchen.
Für die Strecke nehmen wir den Nozomi 700 - ein Shinkansen, der neuesten Bauart.
Es gibt vier Shinkansen-Typen:
Kodama: hält an vielen Bahnhöfen
Hikari: hält nur an großen Bahnhöfen
Tsubame: gibt es nur auf der Insel Kyushu (die Hauptinsel heißt Honshu)
Nozomi: der schnellste und teuerste
Das Angenehme ist, diese Züge fahren nicht aller paar Stunden, oder jede Stunde oder gar halbstündlich.
Je nach Tageszeit fährt der N700 bis zu sechs mal stündlich, die anderen Shinkansen und Regionalzügen
finden noch zwischenzeitlich Platz. Und!:er kommt pünktlich an und verläßt den Bahnhof auch pünktlich.
Über unsere Verwunderung können Japaner nur mit dem Kopf schütteln, schließlich fährt ein Zug auf Schienen
und es gibt ja einen Fahrplan. Warum also soll ein Zug zu spät kommen??? Außer wenn die Erde beben sollte.
Wir „fliegen“ also die 39 Kilometer lange Strecke von Shin-Osaka nach Kyōto. Für diese Strecke benötigen wir gerade mal 13 Minuten.
Preis 2011: etwa 42€ p.P.
INFO:
Es ist nicht immer einfach, einen Überblick von all den Sehenswürdigkeiten Kyōtos in einer englischsprachige Website zu finden.
Am besten und umfassendsten informiert wird man von der "JNTO" (Japan National Tourism Organisation)
Überblick über einige
Kyōto Walks.
Diese Website ist aber auch für Info's aus ganz Japan meine Empfehlung!
Nach dem Flug auf Schienen gehen wir ins Informationsbüro.
Hier sind also alle Touristen aus der westlichen Welt. Übervoll ist das Büro, das Personal jedoch ruhig und hilfsbereit.
Als wir dran sind, offerieren wir unseren heutigen Plan, also welche Tempel und Anlagen wir sehen wollen und bekommen
einen absoluten genialen Geheimtipp: die Ziele im Uhrzeigersinn, also im Westen beginnend, zu besuchen.
Denn die meisten beginnen im Osten und bewegen sich gen Westen.
Nun muß man wissen, daß heute nicht nur Samstag ist, sondern auch noch DAS Hanami-Wochenende in Kyōto ist
(jeder ist ja gut informiert, wann die Kirschblüte in ihrer Hochzeit ist).
Das heißt also, Kyōto erreicht an so einem Wochenende die höchsten Besucherzahlen. Natürlich von überwiegend japanischen Touristen.
Ich kann kein vergleichbares Beispiel nennen, zu welchem Ereignis bei uns in eutschland so viele Menschen unterwegs sind.
Wir kaufen uns ein Tagesticket für den Bus und beginnen die Fahrt.
Wer sich nun Kyōto als einen kleinen historischen Ort vorstellt, wo Geishas spazieren gehen,
der kennt offensichtlich Japan nur aus historischen Samurai Filmen.
Hier war ich schon einmal vor 20 Jahren und kann mich kaum noch an die Stadt selbst erinnern.
Ich bin etwas überrascht, denn ich hatte Kyōto gar nicht so modern, so „normal“ und groß in Erinnerung.
Kinkaku-ji Temple, weltweit unter „Goldener Tempel“ bekannt.
Gebaut im Auftrag des Ashikaga-Shoguns, Yoshimitsu, 1358-1408, jedoch 1950 durch Brandstiftung
zerstört und originalgetreu wieder nachgebaut.
Er gehört neben dem Torii auf dem Lake Ashi zu den bekanntesten Wahrzeichen Japans.
Neben dem Goldenen Tempel beherbergt diese Anlage mehrere tempelähnliche Häuser und kleine Tümpel. Alles ist wunderschön angelegt von beeindruckender Erhabenheit.
Die Besucherzahl hält sich in Grenzen und man kann auch noch in Ruhe Aufnahmen machen.
Was uns allerdings sehr unangenehm auffällt ist, daß man, im Vergleich zu damals,
am Rande des Sees massiv Bäume gefällt hat. Bei unseren ersten Besuchen, Ende der 80er Jahre, gab es kaum einen Fleck mit
Totalansicht auf den Tempel, heute ist das fast von jeder Stelle am See aus möglich.
Von seiner Schönheit jedoch hat der Kinkakuji an Nichts verloren.
Immer noch blendet der mit Blattgold belegte Tempel in der Sonne.
Mit dem Bus geht es weiter zum:
Ryōan-ji Temple (Tempel des zur Ruhe gekommenen
Drachen), erbaut 1450.
Der Zugang zu diesem Tempel ist gesäumt von riesigen, blühenden Kirschbäumen.
Der berühmteste Teil ist der Zen-Steingarten (10x30m), der Hojo-Teien im Kare-san-sui-Stil, mit weißen Kieselsteinen und 15 Felsen.
Dieser Steingarten gilt als ultimativer Ausdruck des Zen-Buddhismus.
Zusammen mit einer Horde von Besuchern sitzen wir also auf einer Art Terrasse mit umlaufenden Holzstufen und versuchen den Symbolismus zu ergründen. Denn längst sind nicht alle Rätsel dieses Gartens gelöst.
"Welches Rätsel ?" fragt man sich als Unwissender.
Man vermutet, daß die Lage der scheinbar zufällig positionierten 15 Steine, einen tieferen Sinn hat.
Aus keiner Perspektive kann man alle Steine auf einmal sehen.
Mit dem Zen habe ich mich noch nie befaßt aber ich finde, diese Aufgabe strahlt wirklich Ruhe aus.
Und so bin ich froh gesehen zu haben, wo der Ursprung dieser Gartenkunst herkommt.
Diesen Tempel sollte man nicht verpassen!
Wie alle Reisenden haben wir nicht noch mehr Zeit um hier runterzukommen.
Wir nehmen uns allerdings etwas Zeit, den zur Anlage gehörigen Teich zu umrunden, der bei diesem Wetter eine Augenweide ist.
Mit dem brechendvollen Bus fahren wir nun nach Nordosten Kyōtos, zum dem uns noch unbekannten Philosophenweg.
Der hat seinen Namen bekommen, weil der Philosophieprofessor Nishida Kitaro täglich hier spazieren ging.
Tatsächlich schlängelt sich dieser zwei Kilometer lange Weg entlang eines Kanals, gesäumt von rosarot- und weißblühenden
Kirschblütenbäumen.
Hier ist Hanami - das Fest zum Kirschblüten beobachten - in vollster Pracht möglich.
Was für uns so einmalig ist, ist für Japaner zwar alljährlich. Wenn man allerdings den Hype miterlebt
und die Fotografierwut beobachtet, kann man sich nur echt wundern. Die Blüten werden fotografiert, als wenn sie
etwas wären, das so selten vorkommt wie eine Mondfinsternis.
Viele Frauen tragen aus dem so besonderen Anlaß ihren Kimono.
Unbestritten ist dieser Weg, obwohl so voll, wunderschön.
Irgendwann verlassen wir den Philosophenweg, denn es ist schon weit nach Mittag.
Wir versuchen noch einen Bus zu unserer vorletzten Station zu bekommen, zum Kiyumizu-dera Tempel.
Es bleibt bei einem Versuch.
Denn die Busse sind so voll, daß sie gar nicht mehr stehenbleiben. Das ist auch gar nicht so
dramatisch, denn diese Strecke zum Tempel ist auch erlaufbar.
unterwegs in Kyōto's Westbezirk
Der Tempel Kiyomizu-dera (eine Tempelanlage mit buddhistischen und schintoistischen Tempeln) erhielt
seinen Namen vom Wasserfall innerhalb des Tempelkomplexes, der von den Hügeln herunterkommt.
„kiyoi mizu“ heißt also wörtlich übersetzt: reines Wasser.
Wer also in einem japanischen Restaurant eine Mizu soup bestellt, erhält nichts anderes als eine Wassersuppe.
Mittlerweile sind auch die gefühlten anderen zwei Millionen Besucher hier angekommen.
Menschenmassen bewegen sich den letzten Streckenabschnitt zum Tempel.
Auch in der Tempelanlage ist es brechend voll und trotzdem, und das ist typisch japanisch,
gibt es keine Körperberührung, Drängeln oder gar Schubsen. Mit unendlicher Geduld verteilen sich die Menschen auf dem Gelände.
Am Ende unseres Rundganges erreichen wir die Aussichtsplattform, von der wohl die bekanntesten
Aufnahmen des Tempels aufgenommen werden.
Die Sonne hängt schon sehr tief. Schließlich ist es gerade Mal Anfang April.
So gibt es diese letzte Aufnahme (natürlich wieder einmal ohne Stativ , denn
es wäre ein großer Vorteil bei diesen Lichtverhältnissen).
Es ist später Nachmittag. Wir haben wieder Probleme hier wegzukommen.
Jedes Taxi, jeder Bus ist so überfüllt, daß wir nicht mitgenommen werden können.
Nun gut.
Und so bleibt mein letztes, geplantes Ziel, der Inari Shrine in Fushimi auch nur ein Plan, was schlicht
und ergreifend nur eins heißen kann: wir müssen noch einmal nach Kyōto kommen. Irgendwann.
Wir geben das Warten nach einer Mitnahmemöglichkeit auf. Denn es ist empfindlich kalt geworden.
So bleibt uns nur eins übrig: die Strecke zum Bahnhof zu laufen. Nach einem solchen langen Tag auf den Beinen,
fordert es fast unsere letzten Kräfte auf.
Wir nehmen einen Zubringer zum Hauptbahnhof Kyōto.
Für den Rückweg nach Osaka nehmen wir den erstbesten Zug und das ist ein einfacher "Regio".
So dauert der Rückweg eine knappe dreiviertel Stunde.
Im Hotel in Osaka angekommen, lassen wir die Erlebnisse noch einmal Revue passieren.
Ein Tag voller Eindrücke geht zu Ende und uns bleibt noch der herrliche Ausblick aus unserem Zimmer auf das Osaka Castle.