Eyjafjallajökull macht schlapp
Unser letztes Frühstück in Tōkyō.
Und: es scheint die Sonne.
Wir checken aus und verabschieden uns an der Rezeption.
Einfach mal toll, daß das Asia Center of Japan die prekäre
Situation nicht ausgenutzt hat und die Hotelrate für die Verlängerung nicht erhöht hat. Und das obwohl
wir immer nur um einen Tag verlängert haben.
In aktuellen Fernsehberichten haben wir da ganz andere Situationen gesehen. Hotels haben sich in vielen Großstädten weltweit
einfach mal die hohe Nachfrage nach Hotelzimmern versilbern lassen.
Also wir können das Asia Center of Japan wieder
nur empfehlen. Schließlich waren wir zum zweiten Mal hier und es war gut.
Und dann geht's über Shibuya mit dem JR Narita Express (NEX) nach Narita.
Der JR Narita Express (NEX)
fährt in der Regel aller 30 min und die Ankunft ist so pünktlich, daß es für die meisten Menschen schon
fast an ein Wunder grenzt.
Wieso eigentlich ist so etwas bei uns nicht möglich?
Auf dem Airport angekommen gibt es keine Probleme, sich zurecht zu finden.
Doch sieht es hier nicht so aus, wie man es von Airports kennt.
Überall campieren Menschen in Schlafsäcken gekuschelt, umgeben von Gepäckbergen.
Am Lufthansa-Schalter steht eine elend lange Schlange.
Noch wissen wir nicht, ob man wirklich einen Platz für uns reserviert hat.
Und das dauert.
Rainer ist irgendwie auch nicht mehr gelassen genug und geht an den First Class Counter.
Ich schaue mir das Ganze von der Ferne an und bin gespannt wie ein Flitzebogen, was er so lange mit der
Dame bequatscht. Dann kommt ein Zeichen von ihm und ich haste mit unserem Gepäck zum Counter.
JA - wir haben ein Ticket sogar am Fenster!
Die LH715, eine A340 wird uns 12.40 Uhr nach MUC transportieren.
Rainer kann auch wieder strahlen.
Die Zeit bis zum Abflug nutzen wir, um auf den vom Airport bereitgestellten Laptops Nachrichten an unsere Kinder zu senden, daß es den Alten gut geht und sie demnächst wieder zu Hause sein werden.
In der Abfertigungshalle nehmen wir gemütlich Platz und während wir die Piloten beim checken der Turbinen
beobachten, kommt uns zum ersten Mal der Gedanke, ob diese auch während dem Flug durch den vom Eyjafjallajökull verseuchten
Luftraum keinen Schaden genommen haben?
Naja.
Jedenfalls ist das unser "Schätzchen" das uns nach Europa bringen will.
So fliegt es sich gleich viel besser.
Flugzeug-Verabschiedung auf Japanisch...
Der Flug ist unauffällig.
Als wir in MUC landen ist es immer noch Mittwoch, der 21.April.
Noch vor der Landung hat sich die Crew um mögliche Weiterflüge gekümmert. Aber natürlich immer unter Vorbehalt.
Wir wurden auf irgendeine 19 Uhr-Maschine gebucht.
Wir sind ganz zuversichtlich und sind happy, erst einmal in Deutschland zu sein.
Der Rest, und da sind wir uns sicher, wird sich dann schon ergeben.
Dann heißt es flugs zum Eincheckcounter sprinten, vorbei an den üblichen Kontrollen, die hoffnungslos
überfüllt sind. Als wir am LH-Counter ankommen wiegelt man ab und bestätigt, daß man Plätze für uns reserviert hat,
doch ist es zu spät, um das Gate zu erreichen.
Hm.
Was also jetzt?
Wir werden für den ersten MUC-TXL morgen früh gebucht.
Man bittet uns, in Halle F oder so die Nacht zu verbringen.
Es ist erst kurz vor 19 Uhr.
Überall stehen "Supervisor" die den Weg zu den Nachtlagern erklären.
Wir suchen uns jedoch nicht die weit enfernte Lagerstätte sondern gucken uns in der Nähe des Eincheckcounters
ein Platz aus.
Hier stehen Unmengen an Feldbetten. Und viele sind noch frei.
Etwas ratlos schauen wir uns um.
Wie kommt man nun zu einer Decke?
Oder Matratze?
Ein Glück, daß ich Hellseher bin und die Kopfkissen aus dem Flieger mitgenommen habe.
Wie immer heißt es: warten und geduldig bleiben.
Denn in sporadischen Abständen kommen Flughafenmitarbeiter vorbei und verteilen aus riesigen Pappkartons
Einzelelemente.
Erst können wir und über eine pure Schaumstoffauflage freuen. Später über Bettlaken und irgendwann gibt es
auch noch Decken.
Es herrscht ein eigenartiges Flair.
Immer wieder kommen neue Gestrandete und warten auf Laken bzw. Decken.
Und so sieht unsere heutige Schlafstelle aus.
Was für ein makabrer Ortsname: "Art at MUC"...
Was für ein Glück, daß wir zu zweit sind. So kann einer am Platz bleiben und auf "Geschenke" warten und
der andere organisiert Getränke und Essen aus dem Restaurant.
Rainer nimmt Sushi und ich einen Salat mit Gummiadler.
Ruhiges und entspanntes Schlafen ist anders. Aber ich will mich in keinster Weise beschweren.
Neben mir liegt ein Asiate und ich habe die ganze Nacht mit seinem Mundgeruch zu kämpfen. Offensichtlich hat er
einen der vielen Whiskeys nicht vertragen.
Ich muß mich zusammenreißen.
Aber o.k. Alle die hier liegen und schlafen haben bestimmt Ähnliches wie wir oder sogar Extremeres erlebt.
- Donnerstag, 22.April -
Die ganze Nacht über kamen und verließen Reisende das Nachtlager.
Alles sehr gesittet und sehr rücksichtsvoll.
Etwa 4.30 Uhr machen auch wir uns frisch und gehen zum Eincheckschalter für unseren letzten Flug:
Als wir im Landeanflug sind, haben wir den Eindruck, eine jahrelange Expeditionsreise gemacht zu haben.
So fertig sind wir.
Dabei waren wir nur in:
Japan ist und bleibt für uns eins der beeindruckendsten Reiseziele auf dieser Erde.