Schneesturm im Estes Park - was für ein Erlebnis!

Minus 17°C. Yaeh!
Klingt unerträglich kalt. Dennoch fühlt es sich besser an als gedacht. Die Luft ist staubtrocken und die Sonne hat bei diesem klaren Himmel weitaus mehr Kraft, als wir das im Flachland gewöhnt sind. Kein Wunder aber auch. Morrison liegt ja bei etwas mehr als 1.700 Metern Höhe.

Colorados Pulverschnee. Wer hat davon noch nichts gehört?
Der Schnee ist so trocken, dass ich es bei aller Mühe nicht schaffe, einen Schneeball geschweige denn einen Schneemann zu bauen. Der Schnee hat einfach keinen Halt.

Malerisch sieht alles hier draußen aus.
Ja ich weiß - die Aufnahmen wiederholen sich.
Aber ich kann nicht anders. Diesen Moment muss ich konservieren.

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Die Jungs - ich schreibe mit Absicht "Jungs", weil sie so ausgelassen sind - haben ihren Spaß beim Freischippen der Autos.
Und Franki zeigt zum Beweis, wie trocken der Schnee ist.

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Gegen Mittag starten wir gen Norden.
Es geht nach Boulder. Es ist der zweite Anlauf. Letzte Woche mussten wir die Aktion ja abbrechen. Wegen dem böigen Sturm.

Heute sieht das Wetter perfekt aus. Beziehungsweise fast perfekt. Je weiter wir uns Boulder nähern, desto diesiger wird es. Aber das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau.

Fahrt nach Boulder,Colorado,born4travel.de

# Boulder

Pearl Street Mall heißt die Champs-Élysées von Boulder und ist die Promenade, über die man drei Blöcke ganz ohne Autoverkehr schlendern kann. Allerdings ist vom eigentlichen Flair, vom trubeligen Leben nicht viel zu merken - so unser Sohn. Abgesehen davon, dass heute ein Wochentag ist, sind die meisten mit dem Freischaufeln ihres Eingangs beschäftigt. Und Besucher bleiben aus.
Und hier es echt saukalt.
Zwar sind die verschneiten Stühle und Tische schön anzusehen. Aber ich beneide niemanden, der diesen Dienst machen muss. Vermutlich wird es niemand machen. Denn bis zum Wochenende soll es ja wieder wärmer werden.

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Die neckischen Mülleimer sind eine nette Idee der Stadt.
Ein echter Hingucker

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Dieses Art Deco Gebäude beherbergt das Boulder Court House, das Gerichtsgebäude von Boulder.

Hier drehen wir auch um und gehen zurück.
Der kalte Wind ist kaum auszuhalten. Es friert einem das Gesicht ab.
Und meiner Watch ist es auch sehr kalt. Die Batterie, die heute früh noch vollgeladen war, ist vollkommen verbraucht!

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Von dem Anblick dieser Schneeberge kann ich nicht genug bekommen.
Keine Ahnung vor wie vielen Jahren es bei uns in Berlin so viel Schnee gab.
Vermutlich sind seit dem Jahrzehnte vergangen.

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Kurz nach Eins geht's weiter.
Wir fahren noch entlang ein paar Wohngebietsstraßen und lassen uns erzählen, wie exorbitant teuer diese "Holzhäuschen" sind. Wahrscheinlich ist es nicht unbedingt der Wert des Hauses, sondern die Lage.

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Die US-36 gen Norden führt uns an netten kleinen Ortschaften vorbei.
Erst tangiert die Straße das verschneite Longmont, anschließend biegt die US-36 gen Westen ab.

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Bevor wir Lyons erreichen, zeigen sich erste rote Steinwände.

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Hier heißt alles irgendetwas mit Estes. Der Ort Estes Park, der SeeLake Estes und das Resort Lakes Estes.
Wir befinden uns schon auf einer Höhe von knapp 2.300 Metern.
Der Lake Estes entstand durch den Olympus Dam, an dem der Big Thomspon River angestaut wird. Er gehört zum Teil eines Bewässerungssystems, das beidseits der kontinentalen Wasserscheide Ende des 19. Jahrhunderts als Colorado-Big-Thompson-Projekt erbaut worden ist. Westlich der Wasserscheide wird der Colorado River genutzt - östlich der Big Thomspon River.
Ursprünglich als Bewässerungssystem für die Landwirtschaft gebaut, versorgt es elf Kommunen östlich der Rocky Mountains mit Wasser. Außerdem dient es zur Gewinnung von Elektrizität.

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Dann erreichen wir die Ponderosa Ranch. Gehört auch zu Estes Park, obwohl hier nichts an einen Ort erinnert. Man hat schon das Gefühl mitten in der Wildnis zu sein.

Für uns ist die Ponderosa Ranch ein ganz besonderer Ort.
Hier haben wir 1996 wunderbare Tage verbracht.
Damals, als man als Individual-Reisende Hotelbuchungen per Telefon machte, oder auch schon mal mit Fax, war man auf die wenigen Informationen aus Reisekatalogen angewiesen. Oder aber - man organisierte sich ein AAA-TravelBook. Das war zwar nicht so schön bunt bebildert, aber eine klitzekleine Anzeige ganz ohne Bild klang genau nach dem was wir suchten.
Und so war der Inhaber extrem verwundert, wie wir, die aus Deutschland kommen, ihn gefunden haben. Wir waren damals seine ersten europäischen Gäste!

So gut hatten wir es dort:

Ponderosa Ranch in Estes Park,Colorado,born4travel.de

Die Lodge ist tief verschneit. Und es sieht nicht so aus, als ob hier irgendjemand seinen Urlaub verbringt. Dabei kann es kaum gemütlicher aussehen. Wir drehen 'ne Runde auf dem Gelände, schauen in der Rezeption vorbei. Aber tatsächlich. Auch die ist geschlossen.

Ponderosa Ranch in Estes Park,Colorado,born4travel.de
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Dann erhalten wir zeitversetzt alle eine Warnung auf dem Smartphone. Auch wir, die keinen Internetzugang haben. Es handelt sich um sogenannte Cell Broadcasts. Erst im feinsten Spanisch und einige Minuten später auch in Englisch.
Der Highway 14 liegt nördlicher von uns. Und auch den 125er wollten wir nicht fahren. Aber beide Straßen sind nicht weit von uns entfernt.

Ponderosa Ranch in Estes Park,Colorado,born4travel.de

Das schöne, sonnige Wetter von heute früh hat sich verflüchtigt.
Es wird immer windiger.
Meine Herrschaften sind von einer Weiterfahrt gen Westen nicht zu überzeugen.
Also muss ich mich fügen. Schade eigentlich!

Im örtlichen Café beraten wir bei Kaffee und Kuchen über den weiteren Verlauf des Tages. Mit dem Wunsch jetzt noch nicht nach Hause zu fahren und doch noch in den Rocky Mountain National Park zu fahren, stehe ich ziemlich allein da. Wenigsten kann ich mich dann noch mit der Idee durchsetzen, einen kleinen Umweg zu fahren. Entlang einer Straße, die die Rocky Mountains tangiert.

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Wir nehmen den Highway 7. Es ist eigentlich ein Teil des Peak-to-Peak-Byways, der östlich des Ortes Idaho Springs auf die Interstate 70 trifft. Diese Strecke tangiert im Nordteil den Rocky Mountains National Park.
Ich bin ganz zufrieden, dass ich wenigstens diese Route durchsetzen konnte.

Die Landschaft sieht herrlich aus. Und ab und zu lugt auch die Sonne zwischen den Wolken durch. Doch es ist höllisch windig. Und Aussteigen ist an keiner Stelle eine Option.

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Es folgt ein ständiger Wechsel zwischen böigen Abschnitten und absolut ruhigen Passagen.
Kommt einmal Wind auf wird die trockene Schneeoberfläche weggepustet. Teilweise ist die Sicht "nur" schlecht. Teilweise fahren wir durch ein stilles Winterwunderland.

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Und hier sieht man schon aus der Ferne was uns um die Ecke gleich erwartet:

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Letztendlich wird die Sicht immer schlechter.
Vom Blick auf hohe, verschneite Bergspitzen kann ich mich wohl verabschieden.
Das ist echt Schade!

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Wir starren gebannt nach vorn und klar ist schon jetzt, dass wir die nächstbeste Verbindung gen Osten nehmen. Unser Auto wird immer wieder beängstigen durchgeschüttelt.

In einem kurzen Moment der fast freien Sicht steht dieses Schloss... oder Kirche?
Wow sieht das Haus mit seinen langen Eiszapfen gut aus!
Geistesgegenwärtig öffne ich die Seitenscheibe und mache zwei Schnappschüsse. Mit dem iPhone. Ganz klar. Für eine Aufnahme mit der "richtigen" Kamera müsste man wohl stehen bleiben. Und dazu bekäme ich niemanden im Auto überzeugt.
Es gibt nur eine laute und eindeutige Anweisung: "Fenster zu !!!"
Ok.

Bei der nachträglichen Recherche zu Hause orte ich dieses Gebäude.
Es ist die Saint Catherine's Chapel on the Rock. Eine Kirche die jetzt noch als solche betrieben wird.
All die vielen Bilder, die ich im Netz finde, sind Sommeraufnahmen. Alle ganz nett. Aber lange nicht so sensationell wie der Anblick im Winter.

Saint Catherine's Chapel on the Rock,Estes Park,Colorado,born4travel.de

Es folgt der fieseste Abschnitt.
Nun unterschreitet die Sicht teilweise fünf Meter.
Nun ist Stehenbleiben wirklich keine gute Option. Wir wissen nicht, ob wir dann überhaupt noch von der Stelle kommen.

Eine beeindruckende Fahrt über den Pass, der an der höchsten Stelle 2.973 Meter hoch liegt. Hier möchte niemand stecken bleiben. Hier ist niemand weit und breit zu sehen.

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Rechterhand steuern wir auf eine Abzweigung zu. Es ist der CO-72 und praktisch die Weiterführung des Peak-to-Peak-Highways. Nach den turbulenten letzten Kilometern ist unsere Abenteuerlust etwas gedämmt. Auch meine. Schon die Vorstellung, hier stecken zu bleiben, weit entfernt von der Zivilisation und dann bei dieser Kälte, ist schon etwas beängstigend.
Also bleiben wir stehen und beraten.
Gut dass wenigstens Frank Verbindung zum Internet hat. So wissen wir wenigstens, wo wir sind.

Wie aus dem nichts, erscheint eine Frau. Wo kommt sie denn her?
Egal. Frank steigt aus und fragt sie nach der Situation und welchen Weg sie uns für die Weiterfahrt empfiehlt. Und ob sie weiß, wie die Straßenverhältnisse sind...
Und wir haben echt Glück!
Nicht nur weil die Frau zur richtigen Zeit hier war, sondern weil sie sich hier auskennt. Sie rät uns von der Weiterfahrt auf dem Byway ab und empfiehlt uns die kürzeste Strecke aus diesem Gebiet. Eigentlich ist diese Straße fast den gesamten Tag wegen Bauarbeiten geschlossen. Sie schaut auf die Uhr und meint, dass wir um richtigen Zeitpunkt hier sind. Denn in einer Viertelstunde öffnet der Highway wieder. Die Durchfahrt wird dann durch Lotsen kontrolliert.
Wir sind erleichtert und können uns nun auf die Landschaft konzentrieren.

Der südliche Part des Highways 7 ist wettertechnisch sehr friedlich.
Es eröffnen sich Anblicke, wie ich mir das vorgestellt habe:

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Ein bilderbuchartiger Winterwald.

Der Abschnitt ist teilweise gut geräumt.
So können wir die vorbeifahrende Gegend auf uns wirken lassen. Ganz ohne Schneesturm. Und ganz ohne Angst zu haben stecken zu bleiben.

Als wir dann die Schlucht verlassen, wird es sogar heller und die Sonne, die wir auf der Strecke vermisst haben, zaubert ein tolles Licht.

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Gefahrene Strecke:

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Auf dem letzten Teil unserer Strecke steht die Sonne ziemlich tief.
Vermutlich gab es hier keinen Schneesturm. Und auch keinen bedrohlich wirkenden Himmel.

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In Golden bleiben wir wieder im Buffalo Rose hängen.
Und nach etlichen Burgern der letzten Tage, bleibt es dabei: Hier gibt es die leckersten und saftigsten Burger!

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Viertel nach Sieben sind wir wieder zu Hause. Die letzten Stunden des Tages sind für Chessy reserviert.

Was für ein ereignisreicher Tag!
Anders als geplant und dennoch einfach 👍🏻

Gefahrene Strecke: 156 Meilen = 251 Kilometer