Unterwegs in Downtown Denver...
Ein Blick nach draußen reicht: Schon wieder ist der Himmel so dunkelblau! Noch schöner und intensiver
als gestern.
Hach, wie bin ich neidisch auf all die Menschen, die dieses Wetter immer wieder haben können.
Dass dieses Gebirgsklima - Morrison liegt bei 1.757 Metern Höhe - anders ist, als das wir aus Deutschland kennen,
haben wir schon so oft bei den vielen Videotelefonaten mit unserem Sohn erlebt.
Das eine Mal sind mitten im November 20°C und beim nächsten Telefonat eine Woche später,
sind es knapp über Null Grad Celsius. Einmal erhalten wir Fotos - und das mitten im Winter -
wo sie in T-Shirt gekleidet zu sehen sind und nur wenige Tage später in dicker Daunendecke!
Und meist bei traumhafter Sonne.
Die wegbleibende und Gute-Laune-machende Sonne ist das, was mir in unseren Breiten lebend so fehlt. Ab spätestens Mitte November
gibt es doch kaum noch Tage, an denen es mittags noch hell wird. Jedenfalls 2021 war das so.
Auf dem heutigen Plan - wenn man es Plan nennen kann - steht eine Fahrt gen Norden. Ich habe da nichts Besonderes vorbereitet. Einfach in die Berge fahren, in den Estes Park, wo wir 1996 waren und auch mal den Ort Boulder ansehen, das ist mein heutiger Vorschlag. Das Wetter lädt praktisch auf eine Fahrt in diese Gegend ein!
Doch der blaue Himmel trügt. Was man nicht sieht ist der Wind. Es ist kein Wind. Sondern böiger Sturm. Dieser kommt so abrupt wie er auch wieder aufhört. Und das immer im Wechsel.
Kurz nach 10 frühstücken wir. Es gibt Hackfleisch-Paddys auf Toasties und darauf ein Ei.
Oha! Abgesehen, dass ich unseren Sohn nie zuvor am Herd stehen sehen habe, hat er
bei seiner Ernährung wohl vollkommen auf Amerika umgeschaltet. Jedenfalls essen
wir so etwas nie zum Frühstück. Aber wir lassen uns darauf ein. Und ich muss zugeben,
es schmeckt saulecker.
Während wir im Essbereich sitzen, spüren wir mehrfach die ruppigen Böen am Haus.
Der riesige Baum im Backyard steht da wie ein Redwood. Aber die Äste werden beängstigend
in alle Richtungen geschleudert 😱
Kurz nach halb Zwölf startet unsere Tour.
Wir umfahren auf der 6th Avenue großzügig das Städtchen Golden. Beziehungsweise, wir versuchen
es. An der Kreuzung Golden Freeway werden wir durch eine Straßensperrung gen Norden
daran gehindert. Nun müssen wir doch wieder durch Golden fahren.
Die Fahrt ist äußerst unangenehm. Denn der starke, böige Wind schüttelt und schiebt
an dem so stämmig aussehenden Tahoe. Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob
wir auch umgeworfen werden können.
"Aber nein!" Da sind sich die Männer absolut einig.
Und tun meine Angst als "typisch ängstliche Frau" ab.
Die CO-93N führt weitestgehend über freies Land.
Das Fahren löst in mir totales Unbehagen
aus und ich flehe die Zwei an, die sich angeregt über irgendetwas unterhalten,
mir Gehör zu schenken und auf die Weiterfahrt zu verzichten. Außerdem sieht man da hinten, soweit man eben gucken kann,
wie über viele Kilometer eine rosa-rot gefärbte Wolke von links nach rechts
den Horizont einfärbt. Es macht ja auch wenig Sinn, wenn wir in Boulder wegen
dem starken Wind nicht aussteigen mögen, nur weil bei diesem Sturm die Gefahr besteht,
irgendetwas auf den Kopf zu bekommen!
Letztendlich kann ich die Zwei zur Umkehr überzeugen.
Rainer und ich - die absoluten Experten wenn es um Thermodynamik geht - sind sich sogar einig, dass dies nur
ein Sturm sein kann, der sich zwischen den Bergen durchzwängt und dabei den roten,
aufgewirbelten Sand in die Luft schleudert.
Wir wenden!
Wie sich im Nachhinein herausstellen wird, war es wieder einmal weibliche Intuition!
Was also nun machen?
Ich schlage eine Sightseeingtour durch Denver vor. Und wenn es in Downtown auch
so stürmig sein sollte, dann eben ohne aus dem Auto auszusteigen. Außerdem
lassen wir uns zeigen, wo Franks Firma sitzt und wo sich Saras Uni befindet.
# Unterwegs in Downtown Denver
Wir schreiben heute Donnerstag, den 30. Dezember.
In der Stadt ist absolut nichts los. Kaum jemand ist unterwegs. Auch die Büros scheinen
geschlossen zu haben.
Auch hier pfeift es unangenehm durch die Häuserschluchten!
Also bleibt uns nichts weiter übrig, als die Stadt, die wir zum ersten und einzigen Mal 1996
besucht haben, auf diese Art zu besichtigen. Von damals ist uns nichts Eindringliches in Erinnerung
geblieben. Und sicher wäre ein Spaziergang ganz nett. Aber ich hoffe unser Sohn bleibt hier länger wohnen
und wir werden noch ein anderes Mal die Gelegenheit nutzen können, um Denver auch zu Fuß zu erkunden.
Wir stechen vom Osten in die Market Street ein:
Mural des Denver Art Museums an Häuserwand Market St. Ecke 15th in Lower Downtown.
Hier in Denver soll es viele solcher Murals an Häuserwänden geben. Das Herauszufinden, wird die Aufgabe für eine kommende Reise sein.
Das ist eins der ältesten Gebäude Denvers.
Hier befindet sich momentan das "Magnolia Hotel Denver, a Tribute Portfolio Hotel":
Diese Wolkenkratzer bilden die Südflanke des modernen Denver.
Auf der anderen Seite befindet sich das Areal des Colorado State Capitol.
Denver liegt etwa eine Meile über dem Meeresspiegel.
Daher wird sie auch Mile High City genannt.
Da soll es auch eine Markierung auf der 15. Stufe an der Westseite des Colorado State Capitol geben.
Die gucken wir uns beim nächsten Mal an.
Wir glauben das jetzt auch so 😉
Gegenüber steht das City and County of Denver Government:
Nun haben wir fürs Erste genug gesehen und haben einen kleinen Einblick vom
modernen Teil Denvers gesehen. Zugegeben. Weder Rainer noch ich können uns
erinnern, ob Denver schon 1996 so modern gestaltet war. Irgendwie hatte ich nur eine
"moderne" Straße in Erinnerung.
Ein paar Fotos aus meinem Album.
Und wer hätte damals gedacht, dass der Kleinste mal hier wohnen würde 😎
Bevor es nach Hause geht, kaufen wir noch in Franks bevorzugten Grocery Store in Ken Caryl ein.
Einem weiteren Wohngebiet Jeffco's. Etwas südlich von Morrison.
Auf der Rückfahrt sehen wir wieder diese rosa Wolke und debattieren noch darüber, dass es eine
weise Entscheidung war, umzukehren und nicht nach Boulder zu fahren.
Denn der Wind bläst ganz offensichtlich nach wie vor in extremer Stärke.
Als wir zu Hause ankommen sitzt unsere Schwiegertochter gebannt vor dem laufenden TV
auf dem aktuelle Nachrichten gesendet werden. Das rote Laufband unten auf dem Schirm
verheißt selten etwas Gutes.
Am späten Vormittag, als wir noch verwundert waren über die Sperrung auf dem Hwy 93, der
uns nach Boulder führen sollte, entzündeten sich zwei Brände in Boulder County, darunter Louisville und Boulder.
Diese Brände mit den Namen Marshall Fire und Middle Fork Fire konnten sich wegen der starken
Winden mit Böen von bis zu 185 km/h ungebremst entfachen. Die Feuerwehr war praktisch
machtlos und konnte nur eine Evakuierung veranlassen.
Alle Straßen gen Norden wurden teilweise sogar in beiden Richtungen gesperrt.
Erst zwei Tage später, also in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar setzte heftiger Schneefall
ein und setzte dem Feuer ein Ende. Die genaue Ursache konnte nicht ermittelt werden. Auch nicht jetzt,
Ende Januar, als ich den Bericht schreibe. Heruntergekommene Stromleitungen waren
in ersten Meldungen die Ursache. Doch es konnten wohl keine umgefallenen Masten gefunden werden.
Auch Feuer in unterirdischen Kohlegruben könnten die Auslöser gewesen sein.
Am Ende wurden 1.084 Häuser vollkommen niedergebrannt. Ein Hotel und ein Einkaufszentrum
wurden zerstört. Insgesamt brannte eine Fläche von 24 Quadratkilometern ab.
Die Brände haben sechs Brandverletzte gefordert. Ein Toter und eine Vermisste sind zu beklagen.
Unter dem Aspekt schaue ich mir die Aufnahmen nochmals an.
Aber man kann schon gut erkennen, wie stark und wie weit der Wind das Feuer beziehungsweise die Rauchschwaden
in die Landschaft pustet. Dabei wütet das Feuer etwa 40 Meilen Luftlinie von hier entfernt!
Den restlichen Nachmittag spielen wir noch mit Chessy. Während ich mit ihr nur einfache Lego-Türme baue erklärt Opa ihr schon mal die Watch 😉
Am Abend geht's zum Dinner.
Und was nie während eines Aufenthaltes in den USA fehlen darf ist ein Essen bei
Outback. Hier wissen wir was wir bekommen. Denn isst man immer das gleiche Gericht
- wie wir es immer tun - ist die Qualität immer erwartungsgemäß zufriedenstellend.
Vor dem House Salat und Victorias Filet gibt es wegen der langen Abstinenz noch
eine Blooming Onion.
Danach sind wir "genudelt und gestrudelt".
Eigentlich kann das nicht gesund sein, sich so den Magen voll zu stopfen.
Glücklicherweise ist das ja die absolute Ausnahme
Zuletzt fahren wir durch Franki's Wohngebiet und bewundern die Weihnachtsbeleuchtung.
Es ist schon beeindruckend wie viel Mühe sich manche Bewohner geben.