Unser Marathon in Los Angeles - 1.Januar 2022
Wie herrlich ist es, die flachstehende und tief orangene Sonne hier im Zimmer zu haben.
Es ist Neujahr und mit neun Stunden Zeitverzögerung zu Deutschland komme ich selbst jetzt - kurz vor Acht -
viel zu spät, um das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu genießen. Ja man könnte sich das natürlich irgendwo
aus der Retorte holen. Aber das wäre nicht echt. Seit etwa 40 Jahren ist das unser Brauch.
Selbst als wir im fernen Osten gewohnt haben, haben wir es nie verpasst. Und nun doch!
2022 wird also das Jahr in meinem Leben, das ohne Konzert beginnt.
Die Neujahrsparty war ruhig.
Also sind wir auch nicht geschlaucht und frühstücken schon
halb Neun.
Es gibt Hashbrowns, fantastisch cross und Spiegeleier mit Speck.
Gourmet-Frühstück nennen wir es. Orangensaft fehlt, dafür haben wir noch je ein
Glas aus der orangenen Umverpackung, die gestern Nacht übrig blieb. Geht natürlich gut als Ersatz.
Und als Sahnehäubchen gibt es diesen Ausblick durch die bodentiefen Fenster. Es ist wie ein unendlich großer
Bildschirm auf dem ein Landschaftsbild zu sehen ist. Nur eben in echt.
Die Sicht ist perfekt. So klar wie wir sie bei unseren Aufenthalten im Sommer nie sehen.
Liegt es an der Jahreszeit oder am fehlenden Autoverkehr? Ich weiß es nicht.
Jedenfalls sind die Berge im Angeles National Forest glasklar zu sehen.
Damit ist entschieden, was wir heute unbedingt machen müssen: Nämlich einen
Aussichtspunkt zu suchen, wo man die Skyline von Los Angeles sehen kann.
For the record only
Bevor wir in die City reiten, gibt es eine kleine Rundschau in der Hotelanlage.
# Marriott Irvine Spectrum
Irvine befindet sich schon etwas abseits unserer sonstigen Übernachtungsorte. Doch es ist die Zeit, also Jahreswende, die uns hergetrieben hat. Nicht dass diese Hotelübernachtung preiswert wäre. Es ist alles andere als das. Nur bekämen wir in Costa Mesa für den gleichen Betrag weniger als hier.
Von außen macht das Hotel nichts her. Ein Kasten in Weiß.
Drinnen entpuppt sich der "Kasten in Weiß" als ein sehr modern und sehr stylish ausgestattetes
Hotel.
Restaurants und Lounge-Ecken wohin man schaut.
Für die Weihnachtszeit hat man gleich mehrere Tannenbäume aufgestellt.
(Leider fällt mir erst bei der Bildauswahl auf, dass ich nur einen einzigen fotografiert habe.)
Auch die Garten- und Poolanlage ist wirklich gut gemacht und lässt keine Wünsche offen.
Eigentlich geben es die Temperaturen her, dass man es sich am Pool gemütlich macht. Die Hecken
schützen vor Wind. Oder lieber etwas in einer Cabana fläzen?
Machen wir heute Nachmittag, wenn wir von unserem ersten Ziel wiederkommen. Abgemacht!
Die Pflanzen - ist es fette Henne? - sind überdimensional. Jedenfalls zu denen, die in unseren Breiten wachsen. Ein Blatt alleine ist so in etwa zwischen 10 und 15 Zentimeter breit!
Der "Kenneth Hahn State Park" ist unser heutiges Ziel. Die meisten aller Fotos mit
der Skyline von LA sind von da gemacht worden. Und das heutige Wetter lädt praktisch
ein, um wenigstens einmal diesen Blick zu haben. Diese Ballung an Hochhäusern vor der weißen Bergkulisse.
Bis zum Park sind es 50 Meilen.
Auf den Straßen ist nichts los. So leer haben wir die Highways noch nie gesehen.
Gut für uns. Denn so erreichen wir keine Dreiviertelstunde später den Eingang.
# Kenneth Hahn State Recreation Area
Der Park ist kostenpflichtig und ein Tagesticket mit Auto kostet 7 USD (Stand 1.1.2022)
Eigentlich dachte ich, es sei ein Berg, von dem man den besten Blick hat. Aber dem ist überhaupt
nicht so. Was ich auf den ersten Blick sehen kann, ist ein größerer Park.
Von einem Hügel mit einem Vistapoint ist nichts zu sehen. Deshalb fragen wir vorsichtshalber, ob wir
auch richtig sind.
"Aber ja, das ist da hinten" dabei zeigt der Parkangestellte irgendwohin am Horizont.
Wir fahren also mit dem Auto rein.
Müssen wir hier vorn das Auto schon stehen lassen?
Oder können wir noch weiter fahren?
Während der Fahrt ist eins schon mal klar: Es ist eine ausgedehnte Parkanlage, in
der man ganz locker den gesamten Tag verbringen kann.
Am Ende der Straße ist eine Kehrtwende. Ok. Ab hier müssen wir zu Fuß laufen. Von einem Vistapoint ist nichts zu sehen. Einen Plan haben wir auch nicht bekommen. Ein Parkschild hilft uns Orientierung zu finden.
Natürlich geht es als erstes zum Aussichtspunkt.
Doch der ist eher "mittelgut". Denn es stören ein paar Bäume den Ausblick.
Es gibt einen Weg, der führt an eine idealere Stelle. Dem Kenneth Hahn View Point. Doch der ist gesperrt.
Wegen Erdrutsch. Es hat wohl die letzten Tage viel mehr geregnet als sonst.
Wir beobachten zwar jemanden, der diesen Weg geht, dennoch wollen wir die Regeln hier im Park nicht verletzen.
Weiter nördlich ist ein weiteres Aussichtsplateau. Hier sind wir zwar richtig. Vor allem aber nicht allein. Denn gleich mehrere Stative mit aufgesetzter Kamera stehen fotografier-bereit da. Hm. Ich frage mich, auf was man wartet. Denn keine Wolke verstellt den Blick.
Erst einmal fotografieren wir die Gegend und die Aussicht mit den Augen. Es ist irgendwie ein
sensationeller Ausblick. Die weißen Berge im Hintergrund sind nicht klar zu sehen.
Ein leichtes Flimmern der Luft ist erkennbar. Aber das ist jetzt meckern auf hohem Niveau.
Und ich muss auch zugeben, dass ich mir das Bündel an Wolkenkratzern doch etwas näher
zum Aussichtsberg vorgestellt habe.
Wir machen ein paar Aufnahmen. Mit Kamera, Handy und Fotoapparat. Leider
habe ich weder Stativ noch mein "richtiges" Objektiv mit. Letzteres habe ich nicht einmal
auf diese Reise mitgenommen.
Hier oben sind sehr viele Sportfreunde unterwegs. Es wird gejoggt, an Geräten geturnt und optimiert. Bei diesem Klima hat man wirklich gleich Lust mitzumachen!
Im Mittelteil des Parks, Lower Park genannt, befindet sich ein wunderbar angelegter Teich. Alles ist extrem gut gepflegt.
Bevor wir den Park verlassen, fahren wir noch zum nördlichsten Ende.
Am Parkplatz beginnt ein unbefestigter Wanderweg. Der führt zum "Autumn's Peak", ein weiterer
Aussichtspunkt. Der Weg selbst ist nicht ausgewiesen, oder wir haben etwas übersehen.
Wie auch immer. Es geht irgendwie und sehr freestyle durch die Landschaft.
Oben angekommen gibt es auch den unverstellten Blick nach Downtown LA und zusätzlich
den Blick bis zum Meer. Eigentlich ist dieser Vista Point noch schöner. Einfach wegen des
Rundumblicks.
Auf der anderen Seite, also der die uns bis zum Meer blicken lässt, ist es nicht weniger spannend.
Vor uns liegt das "Inglewood Oil Field".
Seit der Entdeckung von Öl- und Erdgasvorkommen im Jahr 1924 auf diesem Areal, als die
Baldwin Hills noch als „auf dem Land“ galten,
wurden 1.600 Bohrlöcher gebohrt.
Heute umfasst das Ölfeld ungefähr vier Quadratkilometer und gilt als größtes
zusammenhängendes, städtisches Ölfeld in den USA.
Insgesamt sind hier 400 Millionen Barrel Öl gefördert worden.
Ein (Aus)Maß, das schlecht vorstellbar ist.
Deshalb hier eine kleine Hilfe:
Barrel Rohöl sind 42 US-Gallonen oder 159 Liter.
In den letzten zehn Jahren sind im Schnitt zwischen 2,5 und 3,1 Millionen Barrel pro Jahr
gefördert worden. Dies stellt sicher, dass Importe aus
Südamerika und dem Nahen Osten minimiert werden können.
Unsere Faszination über unsere Neu-Entdeckung nimmt kein Ende.
Deshalb wollen wir ein weiteres Highlight des Parks nicht auslassen: den Doris Japanese Garden.
Bis dahin ist es nur einen kurzer aber steiler Weg. Und zwar sehr steil!
Vermutlich sind wir wieder auf Abwegen unterwegs 😐.
Eigentlich soll es das gewesen sein für heute. Schließlich ruft der Pool.
Aber ehrlich? Wir sind angepieckst von LA.
Zig Male sind wir entweder am Anfang oder am Ende einer Westcoast-Reise hier gelandet.
Dann übernachteten wir immer irgendwo in Orange County. In Santa Ana, Costa Mesa oder auch Newport Beach.
DTLA besuchten wir nur einmal. Und zwar bei unserem ersten Besuch. Das war 1993.
Damals haben wir eine typische Touri-Tour gemacht: Hollywood Boulevard, Santa Monica Pier,
Hollywood Sign gucken und so etwas.
Zwei weitere Male waren wir auf dem Griffith Observatorium. Und sonst interessierte uns gar nichts.
Im Laufe der Zeit hat sich natürlich vieles geändert. Auch wussten wir damals nichts
von der Existenz bestimmter, interessanter Orte. Aber das ist eine ganz andere Story.
Wir tangieren heute also ganz praktisch Downtown mit dem Auto und schauen uns alles dem Autofenster an,
um zur nächsten Attraktion zu gelangen.
Auf dem Weg nach Little Tokyo steht linkerhand dieses futuristisches Gebäude.
Sieht das nicht cool aus?
Es gehört zur "Ramón C. Cortines School of Visual and Performing Arts".
Und dann das:
Da hat doch jemand unsere Berliner "Molecule Man"-Skulptur kopiert. Oder wie?
Das hat mir gar keine Ruhe gelassen und ich habe etwas recherchiert:
Niemand hat kopiert. Es gibt genau drei dieser
Molecule Man Skulpturen. Alle drei sind vom amerikanischen Bildhauer Jonathan Borofsky geschaffen
worden. Die ersten zwei Skulpturen wurden 1977 und 1978 in Los Angeles aufgestellt.
Die erste steht in Little Tokyo und ist 9.75 Meter groß.
Die Zweite ist etwa 3,5 Meter groß und steht in Beverly Hills.
Und erst im Mai 1999 wurde die 30,5 Meter große Skulptur auf der Spree aufgestellt.
Und wie ich finde, ist die gewollte Symbolik Borofskys am besten in Berlin gelungen. Auf der Spree treffen nämlich
drei Stadtbezirke aufeinander: Kreuzberg, Alt-Treptow und Friedrichshain.
# Little Tokyo in Los Angeles
In Los Angeles, beziehungsweise in Greater Los Angeles, waren wir wirklich schon unzählige Male. Dass es ein Little Tokyo in dieser Stadt gibt, weiß ich allerdings erst seit dem ich mich 2019 auf den Aufenthalt in Los Angeles vorbereitet habe. Dieser Aufenthalt ist ja aus bekannten Gründen ausgefallen und der Stadtbezirk ist mir auch ehrlich gesagt auch wieder aus dem Sinn entfläucht. Nur die Tatsache, dass ein Japan-Fan bei Instagram etwas aus diesem Bezirk gepostet hat, erinnerte ich mich und habe deshalb einen Besuch auf die Agenda setzt. Für irgendwann. Als Füllprogramm sozusagen.
Der Stadtbezirk ist das kulturelle Zentrum der japanischstämmigen Bevölkerung im südlichen Kalifornien.
Japantown wurde am 22. August 1986 als Historic District in das National Register of Historic Places eingetragen.
Am 12. Juni 1995 wurde der Little Tokyo Historic District als National Historic Landmark anerkannt.
Quelle: Wikipedia
In der Los Alameda Street, der Straße, die uns vom Highway 101 genau hierher geführt hat,
finden wir einen Parkplatz. In den Straßen ist nicht wirklich viel los. Einige
wenige sind unterwegs Richtung Japanese Village Plaza Mall.
Und was sofort auffällt: Alle tragen Maske. Hier, wo wirklich nur eine handvoll Menschen unterwegs sind.
Kurz vor dem Eingang ist es ganz unverkennbar, wo wir uns befinden: Ja in Little Tokyo.
Und ab hier ist nichts anders als in Tokyo:
Es ist laut, es ist bunt und die Gasse ist voller dicht gedrängter Menschen.
Überall hängen Papierlampions, Schirme haben den typischen Aufdruck japanischer Kirschblüten und es gibt hier allerlei japanischen Tinnef zu kaufen.
Hier gibt es sogar diese typischen Gulli-Deckel, die es in Japan auch überall gibt.
SushiEigentlich würde ich gern meinen, es ist eher ein Touristennepp. Doch das scheint nicht wirklich zu stimmen. Wir sehen und hören tatsächlich sehr viel Japanisch.
Der für japanische Verhältnisse recht große Lebensmittelladen, der ausschließlich japanische Produkte
führt, ist am frühen Nachmittag fast schon leergekauft. Jedenfalls ist die Frische-Abteilung
bis auf wenige Bentos leergefegt.
Wir kaufen eine Schachtel von unserem japanischen Lieblingsgebäck und für mich eine Flasche
Calpico in Pfirsichgeschmack und lassen uns dann weiterhin treiben.
Allein auf diesem kurzen Abschnitt dieser Gasse gibt es unzählige Bars und Restaurants.
Und überall stehen die Menschen an, um einen Tisch zu bekommen. Auf Anstehen haben wir
keine Lust und laufen weiter. Am anderen Ende der Gasse ist ein Restaurant mit
einer recht großen Außenterrasse.
"LasGalas" klingt jetzt irgendwie mexikanisch.
Aber beim Blick auf die Speisekarte sehen alle Speisen sehr japanisch aus.
Und wir haben echt Glück. Denn wir stehen keine fünf Minuten an, bis
wir einen Tisch zugewiesen bekommen. Das war echtes Timing. Denn nur wenige Minuten später
bildet sich wieder eine lange Schlange.
Unser Tisch steht nur zur Hälfte in der Sonne. Wir haben Strickjacken-Temperaturen.
Aber im Schatten wird es einem sehr schnell kalt. Also ziehen wir mit der Sonne.
Wir bestellen vier Speisen, die alle genau die richtige Wahl waren.
Little Tokyo ist weitaus größer als das, was wir eben besucht haben. Aber uns hat das ausgereicht, um uns einen Eindruck zu verschaffen.
Was nun? Da fällt mir ein, irgendwo muss doch diese Walt Disney Concert Hall
sein. Da habe ich schon beeindruckende Aufnahmen gesehen. Das will ich jetzt auch mit den eigenen Augen sehen.
Ein kurzer Check auf GoogleMaps und oha! Das ist ja gar nicht weit von hier.
Im Grunde genommen könnten wir zu Fuß hingehen. Aber wollen wir wirklich das wirklich?
Hier in Little Tokyo ist zwar die Hölle los, aber so wie man das Zentrum des Stadtbezirkes
verlässt, ist niemand auf der Straße. Wir entscheiden uns also fürs Auto.
Den ersten Versuch an die Hall zu fahren haben wir verfehlt. Google führte uns durch einen
kurzen Tunnel. Doch die Straßenführung zeigte, dass wir schon zu weit gefahren sind.
Kein Wunder. Denn der gesamte Komplex befindet sich auf einem Hügel.
Also kein Problem. Beim zweiten Versuch klappt es.
# Walt Disney Concert Hall in Los Angeles
Als wir an dem herrlich verrückten Gebäude ankommen, steht die Sonne schon sehr flach
und die allerletzten Sonnenstrahlen treffen fotogen auf die Oberfläche. Das sieht
einfach irre aus.
Wir steigen deshalb nicht aus, sondern machen erst eine Runde ums Haus mit dem Auto.
Fotografieren aus dem Autofenster ist ja mit dem Handy so gar kein Problem.
Und die Aufnahmen sind überzeugend:
Danach suchen wir uns einen Parkplatz und lassen die Gestaltung des Hauses wirken.
Gehry's Konzerthaus wurde 2003 eröffnet.
Es soll die Form eines großen Segelschiffes haben.
Ich gehe einfach jede mögliche Treppe hoch, um einen immer neuen Blick erfassen zu können.
Doch irgendwie scheint nichts im rechten Winkel zu sein. Dennoch
macht es ausgesprochen viel Spaß, all die unzähligen Facetten vor die Linse zu bekommen,
um immer neue Schattierungen erfassen zu können. Das sich verändernde Licht
lässt den Stahl auch in immer neuen Farbnuancen erscheinen.
Ein Segelschiff kann ich nicht erkennen.
Eher das untergehende Boot umgeben von Superwellen.
Während Rainer schon fertig im Auto sitzt, brauche ich noch Zeit und freue mich über jeden neuen Anblick.
Auf dem Rückweg gen Süden: Das Hauptgebäude der "Citadel Outlets" im Festtagsgewand.
Wir fahren ins Hotel. Also das ist der Plan.
Da fällt mir ein, dass es da auf dem Weg, und ganz ohne Umweg, eine weitere
Attraktion in Garden Grove gibt, die wir besichtigen könnten.
Facebook sei Dank, dass ich in einer Orange County Gruppe eine Aufnahme einer Kirche
entdeckt habe, die wir noch nie zuvor wahrgenommen haben. Es ist die Crist Cathedral.
# Christ Cathedral - ehem. Crystal Cathedral
Die Fotos der markanten Kirche, insbesondere des glitzernden Towers kannte ich schon.
Was ich nicht wusste, ist
was uns hier erwartet. Ich habe eher gedacht: Foto machen und weiterfahren. So ungefähr.
Was sich allerdings hinter diesem monströsen Bau befindet, mit welcher interessanten Geschichte, das habe
ich nicht erwartet.
Zur Historie:
Die Megachurch Crystal Cathedral wurde zwischen 1977 und 1980 errichtet.
Rev. Robert H. Schuller und seine Frau gründeten 1955 mit einem Startkapital von 500 USD,
das von der "Reformierten Kirche Amerika" zur Verfügung gestellt wurde, die Garden Grove Community Church.
In den anfänglichen Jahren erfolgte der Gottesdienst per Leinwand, als Autokino sozusagen.
Von hier aus startete 1970/71 auch der wöchentliche Fernsehgottesdienst Hour of Power. Dem weltweit
bekanntesten TV-Gottesdienst überhaupt. Man schätzt, dass dieser
Gottesdienst von 20 bis 30 Millionen Menschen in etwa 200 Ländern gesehen wurde.
Mit den Einnahmen aus TV Sendungen, privaten Spenden aber auch Namensgravuren in den Fensterscheiben des
Kirchenbaus für je 500USD, wurde der Bau der Crystal Cathedral finanziert.
Aufgrund großzügiger Ausgaben sowie zurückgehender Spenden musste die Crystal Cathedral Ministries
dann 2010 Insolvenz anmelden.
Daraufhin kaufte kurzerhand das römisch-katholische Bistum Orange im Jahr 2012 die Crystal Cathedral.
Aus Crystal Cathedral wurde Christ Cathedral.
Nach insgesamt fünf Wochen Italien und unzähligen Kirchenbesuchen im Jahr 2021
habe ich ein Bild vom Aufbau römisch-katholischer Kirchen. Das Bauwerk Kirche steht
immer im Vordergrund. Und wo man parkt, ist dann jedem selbst überlassen.
Hier ist alles anders. Man fährt auf einen riesigen Parkplatz - wie man das eben aus den USA kennt - und
steht vor einer monströsen Wand aus glänzenden und vor allem spiegelnden Glasflächen.
Wir haben lichttechnisch echt Glück. Genau wie schon eben an der Walt Disney Concert Hall
steht die Sonne schon sehr, sehr tief. Alles wirkt etwas wie durch einen leicht rosa-orangenen Filter.
Der wolkenlose, dunkelblaue Himmel ist dabei nur ein zusätzliches Schmankerl.
Der erste Blick gilt diesem aus polierten Edelstahlplatten bestehendem Turm.
Erinnert mich sofort an den Palast im Film "Die Schneekönigin".
Der 71 Meter hohe Crean Tower, benannt nach dem Ehepaar Crean deren Spender den Bau ermöglichten,
ist 1990 fertiggestellt worden. Es beinhaltet ein Glockenspiel mit 52 Glocken, die zwischen 15 Zentimetern und 1.80 Metern groß sind.
Das Besondere daran ist: Die Glocken können manuell von einem Raum hoch im Inneren des Turms oder aber auch
von den Spieltischen der großen Dom-Orgel aus gespielt werden.
Unten und frei zugängig befindet sich die Mary Hood Gebetskapelle, benannt nach der Frau des
ehemaligen Präsidenten der United States Steel Corporation, der die Kapelle mit einer Spende von 1 Million Dollar ermöglichte.
Ob die Oberflächen gerade angeleuchtet werden oder ob es nur Reflexionen der letzten Sonnenstrahlen sind, das weiß ich nicht. Jedenfalls sieht es unglaublich schön aus.
Die Kirche hat einen Grundriss in Form eines Sterns ist 142 Meter lang und 40 Meter hoch. Es wurden etwa 10 Tausend Glasfenster eingebaut. Das Besondere: Die Fenster sind durch Silikonverbindungen elastisch mit dem Stahlgerüst verbunden, um so Erdbeben bis zu einer Stärke von 8.0 zu bestehen. Das Glas ist von innen durchsichtig, von außen verspiegelt. Eine 30 Meter hohe Wand lässt sich öffnen. Im Inneren befinden sich 3000 Sitzplätze.
Die Kathedrale ist in Sachen Umwelt sehr fortschrittlich. Man verwendet keine Klimaanlage. Die Lüftung erfolgt durch natürliche Luftströme, die durch versetzte Reihen von Lamellenfenstern erzeugt werden. Teil dieses Kühlsystems sind auch zwei 27 Meter hohe Türen, die sich rechts vom Altarraum öffnen lassen.
Dieses sehr fotogene, fünfstöckige Gebäude ist das Cultural Center und wurde 2002 fertiggestellt. Hier haben sich die Architekten für eine ovale Form entschieden. Als Ergänzung zur geradlinigen Form des Arboretums und der sternenförmigen Form der Christal Cathedral.
Gegenüber des Hauptbaus befindet sich ein nächster Komplex:
Er besteht aus dem Tower of Hope, dem Arboretum und zwei Galleriegebäuden.
Der Tower of Hope ist aus dem Jahr 1968. Auf dessen Dach steht ein 27,5 Meter hohes Kreuz. In der 13. Etage befindet sich die ökumenische Chapel in the Sky, die 130 Gläubigen Platz bietet.
Und es lohnt wirklich auch diesen Part des Kirchengeländes zu besuchen.
Auch wenn das Äußere der Bauten, aus meiner Sicht,
weniger spektakulär aussehen.
Während Rainer also schon in die Kirche geht, lasse ich meiner Faszination freien
Lauf und nehme mir Zeit für die anderen Objekte.
Das 1961 erbaute Arboretum, restauriert 2012, fungierte als Hauskirche während des Umbaus der Christ Cathedral.
Hier wurden Messen auf Englisch,
Spanisch und Vietnamesisch abgehalten.
Heute wird es für Hochzeiten, Konferenzen, Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt.
In der angrenzenden Großen Galerie finden Messen auf Chinesisch sowie Exerzitien,
Beerdigungen und andere Versammlungen statt. Die Kleine Galerie unterstützt die Aktivitäten im Arboretum.
Die Gallerien sind heute - es ist Neujahr - geschlossen. Jedenfalls finde ich keine offene Tür.
Nun bin auch ich soweit und gehe in die Kirche.
Das Innere der Kirche toppt alles, was ich davor gesehen habe. Faszinierend ist leicht untertrieben.
So etwas habe ich noch nie gesehen!
Die Deckengestaltung gibt der Kirche den Eindruck nach oben offen zu sein. Luftig und frei.
Obwohl die Decke geschlossen ist.
Wir schreiben heute den 1.Januar 2022. Und für viele ist es sicherlich sehr bedeutsam bei dieser gerade laufenden
Neujahrs-Messe dabei zu sein. Es strömen immer mehr Menschen herein. Jetzt Aufnahmen zu
machen wäre sicher pietätlos. Auch wenn ich das zu gern täte. Wir fotografieren es mit den
eigenen Augen und Platz frei für die Gläubigen, die in die volle Kirche strömen.
Auf dem Weg zum Parkplatz fällt mir ein Bau auf. Eine Skulptur unter einem sehr modern gestalteten Dach.
Es ist der The Our Lady of La Vang Shrine, der die Reise des vietnamesisch-amerikanischen
Volkes verkörpert.
Das Herzstück des Schreins ist die Statue der Jungfrau Maria,
wie sie im Jahr 1798 einer Gruppe verfolgter vietnamesischer Katholiken im Regenwald von La Vang erschienen ist.
Zu dieser Zeit litt das katholische Volk Vietnams unter Verfolgung wegen ihres Glaubens.
Die Statue selbst wurde erst im Januar 2020 aufgestellt.
Heute repräsentiert dieser Shrine den Ort des Glaubens für katholische Vietnamesen.
Es ist die weltweit größte vietnamesische Bevölkerung, die außerhalb Vietnams lebt.
Die 12 Fuß (3,6 Meter) hohe Skulptur, aus italienischem Marmor gefertigt, stellt Maria in einem traditionellen vietnamesischen
Áo Dai-Kleid mit Khăn đống-Hut dar. Sie hat ein eurasisches Gesicht und hält das Jesuskind.
Der Bau kostete 12,6 Millionen USD.
Und dann noch die allerletzten Aufnahmen, bevor Rainer schon hupt, dass ich endlich kommen soll!
Jetzt geht es wirklich zurück zum Hotel.
Die Sonne verschwindet endgültig und wir werden ganz wehmütig. Denn es wird wohl der
erste Urlaub in OC sein, bei dem wir nicht wenigstens einmal zum Sonnenuntergang am Meer waren.
Morgen ziehen wir weiter.
Die Dämmerung hat schon begonnen, doch es ist gerade 17Uhr. Zeit genug um zu schauen, ob
unser Shopping Center noch offen ist. Rainer benötigt ein neues Armband für seine Uhr.
Und ich? Ich möchte mich kneifen lassen um zu bestätigen, dass heute Neujahr ist.
Während es bei uns eher ein Tag ist, an dem alles geschlossen ist und
man je nach Silvesterfeier den gesamten Tag im Pyjama verbringt, ist hier echt was los.
Von Neujahrsandacht keine Anzeichen.
Die riesigen Parkplätze sind gut belegt. Also stürzen wir uns auf die Läden im Annex.
Rainer kauft sein Armband und ich tingele etwas verträumt durch die
schön geschmückte Arcade und besuche nach zwei Jahren Abstinenz meine Lieblingsläden
Pottery Barn, Crate&Barrel und so.
Halb acht erreichen wir das Hotel.
Im Kühlschrank warten zwei wunderbare Ribeye Steaks, um gebraten zu werden.
Etwas Gemüse und Salat dazu... Et voilà! - fertig ist das Essen.
Und nun?
Draußen ist es zu kalt, um noch etwas zu unternehmen.
Aber warte Mal... mir fällt ein, dass in der obersten Etage unseres Hotels ein Rooftop Restaurant gibt.
Ein Absacker auf den herrlichen Tag geht doch noch.
Gestern Abend war da leider geschlossen. Und heute?
Es gibt - sicherlich aus Sicherheitsgründen - keine Verbindung aus den Hoteletagen nach ganz oben.
Also geht es erst zur Lobby und dann mit dem schönsten aller Aufzüge in die oberste Etage.
Hier spielt die Musik - im wahrsten Sinne des Wortes.
Die oberste Etage hat also ein verkürztes Dach und hat keine Seitenwände.
Am Empfang werden wir gefragt, ob wir reserviert haben. Haben wir natürlich nicht.
Aber wir wohnen im Hotel.
Ok. Das berechtigt uns offensichtlich hier zu bleiben,
obwohl wir das Durchschnittsalter deutlich verändern. Die meisten scheinen hier
um die 30 bis 45 Jahre alt zu sein.
Plätze direkt an den offenen Wänden gibt es auch nicht. Macht nix.
Cosmopolitans kann man auch im Stehen trinken 😉
Unsere Cosmo's schmecken nicht nach Cosmo's wie wir sie kennen. Sind aber trotzdem lecker und an der Menge des Alkohols hat man definitiv nicht gespart.
Das Flair ist schön und es gibt viel zu gucken.
Und noch bevor der zweite Cosmo da ist, sichern wir uns eine Mini-Lounge.
Auf die Dauer wird es empfindlich kalt. Rainer holt noch unsere Winterjacken
und wir genießen die Zeit.
Während andere jetzt noch nach Hause fahren müssen, fahren wir mit dem Lift in die 11.Etage und fallen fix und foxy ins Bett.
Hier noch eine Sammlung an Aufnahmen der Liftinnengestaltungen.
Einfach nur kreativ.