Mit dem Fahrrad unterwegs im Nordosten Sydney's

Wir haben gelernt und lassen uns zum Frühstück in den hinteren, wärmeren Teil des Restaurants platzieren.
Das Frühstück ist einfach ein Traum. Ich avanciere zum Liebhaber des australischen Graubrots. Pochierte Eier in bestechender Perfektion, handgeschlagene Sc. Hollandaise, warmes Gemüse, toller Käse, Oliven, rote Beete, frischer Fenchel, traumhaft reifes Obst... ja das paßt alles in meinen verhungerten Magen!

Four Seasons, Sydney

Bevor es aber eigentlich losgehen soll, kann ich es mir nicht verkneifen, mich bei der Rezeption über die von der Straße und Bahn kommende Lautstärke zu beschweren, weil -so scheint es mir- die Fenster nicht ganz dicht schließen.
Außerdem sind die Fenster sowas von dreckig und verschmiert, daß wir darum bitten, daß diese geputzt werden.
Und weil ich mir zu blöd vorkomme über den hohen Preis zu jammern, komme ich mit:
"... this is not the standard I am used to Four Seasons..."
Hm.
Das hat gesessen.
Schließlich ist unsere Bleibe kein Backpackerhotel.

Just als wir in den Aufzug steigen, steigt mit uns ein Angestellter ein und fährt mit uns in die 14. Etage.
Es stellt sich heraus, daß er der Housekeeping Manager ist und doch tatsächlich zu uns will.
Gut, daß die Sonne gerade rein scheint, so sieht er die verschmierten Scheiben und das verzogene Innenfenster.
Und es ist ihm sichtlich unangenehm. Er entschuldigt sich vielmals und verspricht eine ganz schnelle Lösung.

Der heutige Plan: Manly, ein Vorort nordöstlich von Sydney.

Doch zu allererst stehen wir vor dem Bonza Bike Tours.
Rainer will unbedingt seine Konditionen checken. Leider stehen wir vor verschlossenen Türen. War das doch auch der Radl-Vermieter, den unser Hotel empfiehlt.
Hm.
Also versuchen wir es doch bei Sydney Bike Tours (gleich neben Subway) ein paar passende Räder für uns auszusuchen.
Rainer hat ein fast passendes Rad für sich gefunden aber nur fast. Aber ich? Entweder die niedrigste Position des Sitzes ist so hoch, daß ich beim Stehenbleiben die Kontrolle verliere oder ich muß mit den Knien so hoch, daß ich gar nicht treten kann.
Nee, das geht gar nicht. Wir geben auf.
Wir gehen nun wieder zu Bonza Bike Tours.
Mittlerweile ist der Laden offen und der Typ entschuldigt sich, daß er nicht schon um 9am da war, weil er seine Bahn verpaßt hat.
Leider bin ich auch hier nicht kompatibel mit den australischen Maßen.
Komisch.
Haben wir doch beide schon auf den Seychellen und in Tokyo ohne Tamtam Räder ausgeliehen. Als wir auch hier aufgeben wollen, packt den Vermieter der Ehrgeiz. Er holt aus irgendeinem Verschlag noch ein Rad. Und das paßt.
Jetzt bin ich wirklich froh.

Im Affentempo rasen wir nun zur Fähre, die nur aller halbe Stunde nach Manly fährt. Haben wir doch schon mit der Ausleihe viel zu viel Zeit verplempert!
Wirklich in letzter Sekunde erreichen wir das Böötchen und dann kann es losgehen.
Gleich am Eingang gibt es genügend Platz, der zum Befestigen der Räder vorgesehen ist.
Wir nehmen draußen Platz und freuen uns über die Sonne, den blauen Himmel, die Aussicht und daß es uns so gut geht !

Circular Quay, sydney
Sydney Opera, sydney
Sydney Opera, sydney
 sydney
 sydney

# Manly

Die Überfahrt bis Manly dauert mit dieser alten Blechschüssel etwa 35 Minuten.
Übrigens eine wirklich schöne Fahrt, die man auch machen kann, um die anderen Vororte Sydneys zu sehen.

Fahrt nach Manly

Manly ist ein hübscher kleiner Ort. Nicht anders als Bansin an der Ostsee.
Um zum Manly Beach zu kommen, muß man durch die Promenade.
Der Beach selbst ist schön breit und echt einladend.
Wir haben uns allerdings ein anderes Ziel ausgesucht: die absolute Spitze der Halbinsel. Da, wo man den offenen Pazifik und die gegenüberliegende Seite Watson Bay sieht, ist unser heutiges Ziel.
Und vielleicht fahren wir heute Abend nicht mit dem Boot zum Circular Quay, sondern radeln durch das nördliche Sydney.
Mal sehen.

Rechterhand vom Strand beginnt der Weg entlang der Küste:

manly, sydney
manly, sydney
Sydney Opera, sydney

Dieser Weg ist für Räder nur von Montag bis Freitag offen. An Wochenenden und Feiertagen ist das Befahren verboten.

Anfänglich fährt man immer direkt am Ufer entlang. Wirklich schön! Jedoch mit einer nicht zu unterschätzenden Steigung.
Die gesamte Zeit hat man herrliche Ausblicke auf kleine Buchten, wo Surfer versuchen die passende Welle zu bekommen.

Als die Straße ins Landesinnere abzweigt, wird die Steigung so richtig fies. Teilweise muß ich absteigen und das Rad schieben.

manly, sydney
manly, sydney
manly, sydney

Ich hätte schon längst aufgegeben, wenn Rainer nicht wäre.
Doch am höchsten Punkt bin ich froh, nicht aufgegeben zu haben.
Ein Traumausblick!

Nicht nur die gesamte Skyline Sydneys hat man mit einem Blick auf dem Schirm. Auch die gegenüberliegende Küste incl. Watson ist zu sehen.
Noch sind wir nicht an der absoluten Spitze, aber ein kleines Terrassencafé mit dem Blick lädt einfach zum Verweilen und Entspannen ein.
Es gibt einen richtig leckeren homemade Burger und dazu eine für uns neue Biersorte der Brauerei "4 Pines".
Wir genießen die Sonne, den Ausblick und das Leben.

Fairfax Point, sydney
Fairfax Point, sydney
Fairfax Point, sydney

# Fairfax Point am North Head

Bis zum Fairfax Point am North Head, dem wirklich äußersten Punkt, sind es etwa zehn Minuten.
Der Blick von der Steilküste auf die gegenüberliegende Steilküste ist ergreifend.
Wir beide denken an "Papillon".
Ewig beobachten wir die schroffen Wellen und versuchen eine Wiederholung im System zu entdecken.

Fairfax Point, sydney
Fairfax Point, sydney
Fairfax Point, sydney

Hier oben gibt es mehrere Lookouts.
An einem steht ein Photograph mit mehreren Kameras. Angeblich kann man von hier aus Wale sehen.
Naja. Wir gucken kurz, sehen nichts und machen uns auf den Rückweg.

Die Idee, den Rückweg auf dem Festland bis Kirribilli zu radeln, ist jetzt gestrichen. Mit der Fähre geht es bis Circular Quay vorbei an der Opera. Und dann geht noch ein x-tes Bild mit dem immer gleichen Motiv

opera, sydney
opera, sydney
opera, sydney
opera, sydney
opera, sydney

Am Pier angekommen radeln wir noch schnell zum Darling Harbour, wo Rainer seine nicht enden wollende T-Shirt-Sammlung aus den Hard Rock Cafés der besuchte Orte erweitern muß

# Harbour Bridge

Das letzte Highlight des Tages ist die Überquerung der Harbour Bridge mit dem Rad.
Eigentlich war ja noch bei der Vorbereitung für die Reise ein "Bridge Climb" geplant. Aber dann störte mich, daß man da keinen eigenen Fotoapparat mitnehmen darf. Nicht mal eine GoPro auf die Stirn setzen darf man. Und so blieb dieses Unterfangen noch offen. Wir wollten es einfach vor Ort entscheiden.

Sydney Harbour Bridge
ist die weltgrößte (nicht längste) Stahlbogenbrücke der Welt.
Fakten:
Höhe: 134 m über NN
Breite: 49m
Länge: 1149m
Längste Stützweite: 503m
Lichte Höhe: 49m
4 Pfeiler, 89m hoch und 12,5m vertieft in den Erdboden aus Beton ummantelt mit Granit
Bauzeit: 1924-1932
Eröffnung: 19.03.1932

Gestern jedoch habe ich auf deren Website geschaut und wollte die Begehung des "Bügels" buchen. Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Die Tour würde für uns beide zusammen über 600,- Dollar kosten. Also fällt die Aktion aus.

Das Auffinden der Fahrrad-Zufahrt haben wir uns dann doch etwas leichter vorgestellt. Wir fragen einige Passanten, doch so ganz genau weiß das niemand.

Zuletzt muß ein wie ein Pfeil an uns "vorbeischießender" Fahrrad-Bote ran. Als er mitbekommt, daß wir ihn etwas fragen wollen, macht er erst einmal eine Kehrtwende, nimmt dabei seine Kopfhörer raus und erklärt uns genau, welchen Weg wir nehmen müssen.
Wie freundlich!
Bevor wir wieder auf den Rädern sitzen, ist der Typ schon nicht mehr zu sehen.

Autos, Fahrräder und Fußgänger müssen sich die Brücke teilen.
Aus Richtung der Rocks ist die rechte Seite für die Fußgänger reserviert und auf der linken Seite für die Radfahrer. In der Mitte fahren die Autos.
Die Radstrecke ist stark frequentiert. Praktisch alle rasen die Brücke entlang nur wir nicht. Wir wollen es genießen hier oben zu sein und ab und zu stehen zu bleiben.
Das ist nicht gerade ungefährlich.
Aber was soll's.
Wenn man einfach nur auf der Brücke steht hört und fühlt man wie die Brücke arbeitet. Wahnsinn.
Alles vibriert so stark und macht Geräusche, daß es schon fast unheimlich ist.
Bevor wir Kirribilli erreichen drehen wir um.

Harbour Bridge, sydney
Harbour Bridge, sydney
Harbour Bridge, sydney

Erst durch den Blick direkt nach oben wirkt das klobige Gerüst so richtig gigantisch.

Harbour Bridge, sydney
Harbour Bridge, sydney

Wow.
Das war ein richtig beeindruckendes Erlebnis.
Und überhaupt war der ganze Tag ein Erfolg.
Im "Fortune of War - Sydney's oldest Pub" bleiben wir erst mal hängen.
Unglaublich wie viele frisch gezapfte Biere man hier anbietet.
Wir genießen das Flair und fahren auf die andere Seite des Circular Quay.

Harbour Bridge, sydney

Den Tag beenden wir wieder mit dem Special Menu im "Searock Grill".
Auf dem Rückweg kann Rainer einem Oyster-Restaurant nicht widerstehen. Wir kehren da auch noch ein.
Und weil es auf der Promenade schon empfindlich kalt ist, stellt uns die Kellnerin einen Wärmepilz auf. Rainer genießt 12 Muscheln und ich die Aussicht

Die Räder lagern wir die Nacht über im Storage Room des Hotels kostenlos.
Schön auch, daß Bonzai Bike Tours unter "full day" auch 24 Stunden versteht. So konnten wir auch noch bis zur letzten Minute die Räder nutzen. Der andere Vermieter meinte mit 24 Stunden nur die Zeit zwischen 9am und 5pm

Im Hotelzimmer wieder angekommen, liegt ein Brief des Managers auf dem Tisch.
Er hofft, daß unser Zimmer nun zu unserer Zufriedenheit hergerichtet ist.
Na gut. Jetzt im Dunkeln kann man nix sehen. Wir schauen uns das morgen früh an. Und er bittet uns, ihn noch einmal diesbezüglich zurückzurufen.

- Überblick -

map,sydney
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